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Nr. 436+ 37. Jahrgang Morgen- Ansgabe
Ausgabe A nr. 81
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Vorwärts
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Zunächst nahm das Wort der
Donnerstag, den 2. September 1920
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Reichsminister des Auswärtigen Dr. Simons.
cberschlesischen Volkes auf dem Gebiete der Verwaltung entgegen kommen und ihm in gewissen Fragen eine selbständige Vertretung zuzubilligen, aber alles dies selbstverständlich nicht außerhalb des Reichs und nicht außerhalb Preußens.
Der Reichsminister geht dann auf die Genfer Konferenz und die Vorbereitungen für dieselbe näher ein. Die häufig gestellte Frage, ob es überhaupt zu der Genfer Konferenz kommen würde, fönne jetzt noch nicht endgültig beantwortet werden. Auch im Lager der Entente sei man sich in dieser Frage noch nicht einig. Wir wissen nur, daß von einer Seite ein scharfer Rampf gegen die Genfer Konferenz
"
Der Reichstagsausschuß für auswärtige Angelegenheiten Im Anschluß an seine vertraulichen Ausführungen stellte der sonen in hoher Stellung bleiben können. Wenn Rußland Polen trat gestern nachmittag zu seiner von der sozialdemokratischen Reichsminister zunächst seine in den Interviews falsch wieder sowjetijieren will, so entsteht eine schwierige Lage auch für Fraktion längst geforderten und vielfach angeftindigten gegebenen Aeußerungen über Oberschlesien richtig und be- uns. Man muß der Entente sagen, daß die Verbesserung der Sigung zusammen. Es wurde mit der verfassungsnotwendi- tonte, daß er nicht von seinen eigenen Plänen, sondern vielmehr Lebenshaltung in Deutschland der beste Schutz gegen das lebergen Zweidrittelmehrheit die Oeffentlichkeit der Verbonden Plänen anderer, die an ihn herangetreten seien, ge- greifen des Bolschewismus ist. Wir müssen mit der Tatsache rechhandlungen beschlossen, nur die Beratungen über die Ant- brochen habe. Nach seiner Ansicht müſſe man den Wünschen des nen, daß die bolschewistische Regierung an der Macht, ist, und man wort auf die französische Breslaunote sollen muß Verhandlungen über den Austausch von Wirtschaftsals vertraulich behandelt werden. Mob schlechtweg oder nationalistische: Mob. Plünderer ohne pogütern mit ihr einleiten. Was in Breslau wütete, war der litische Absicht gehen doch nicht geradeswegs zu den fremden Kon= sulaten, sondern lieber zu den Warenhäusern, wo mehr zu holen ist. Er begann mit einer kurzen Zurückweisung der vielfachen Ent Breslauer Zeitungen behaupten, es handle sich um eine natiostellungen, die in den in Schweizer und italienischen Blättern verna listisch antisemitische Mache.( Widerspruch des öffentlichten beiden Interviews enthalten sind. Er wandte sich Abg. Herschel.) Die Deutschnationalen reden und schreiben in darauf zu einem Ueberblick über die deutsche Neutrali einer Weise, die jedes Maß übersteigt. Bezüglich Oberschlesiens tätspolitit. Seitdem er zum ersten Male diese Politik ververdienen die Anregungen des Abg. Herschel Beachtung, Oberfündigt habe, seien nunmehr Wochen verstrichen, in denen sich er- geführt wird, während England und Italien großes Gewicht auf schlesien sichern sie uns am besten durch eine gute Gesamtwiesen habe, daß die Neutralitätspolitik für Deutschland die einzig das Zustandekommen der Konferenz zu legen scheinen. Gins tönne politik, durch eine demokratische Politik, die auch gegen Orgarichtige und mögliche gewesen sei und bleibe.. Es seien Stimmen man mit Sicherheit annehmen, daß nämlich auf Drängen Frant- nisationen wie die Orgesch energisch vorgeht. In diesem Zusammenan ihn herangetreten, die ihn aufgefordert hätten, mit dem Bolschereichs die Brüsseler Konferenz unabhängig von der Genfer hang finde ich auch den Sedan- Erlaß des Herrn v. Seed- t jehr wismus gegen die Westmächte vorzugehen und auf diese Weise die stattfinden würde und daß das große internationale Finanz- unangebracht. Schranken des Versailler Friedens zu brechen. Diese Stimmen programm, das in der letzten Zen in der Oeffentlichkeit besprochenstimmung uns gegenüber darf nicht immer wieder Die Berbesserung der Auslandshabe er mit voller Ueberzeugung abgewiesen. Wenn wir damals wurde, ohne genügende Berücksichtigung der finanziellen Lage butch nationalistische Dummheiten zunichte ge solchen Aufforderungen gefolgt wären, so wäre Deutschland un- Deutschlands und der Klarstellung derselben auf der Genfer Konferenz mittelbar zum Kriegsschauplab geworden. Daß wir im Zustande zustandekommen würde. Deutscherseits sei mit den Vorbereitungen macht werden. der Entwaffnung die Blüte der Jugend hätten opfern sollen, wäre für die Genfer Konferenz unmittelbar nach Spa begonnen worden. unter feinen Umständen zu verantworten gewesen. Die Last der Es hätten zahlreiche Sibungen mit allen in Betracht kommenden Folgen, die die allmählich zu erwartende ümbildung des Bolsche- Ressorts stattgefunden, die Vorbereitungen selbst lägen in der Hand wismus mit sich gebracht hätte, wäre mit voller Wucht auf Deutsch - des Ministerialdirektors von Simson, der auch an den Beratungen land gefallen. Er habe diesen Gedanken, in Spa teilgenommen habe. Dem Reichsminister läge bereits eine Fülle von Material vor, auf dessen Einzelbeiten einzugehen er auf Wunsch gern bereit fei; eine endgültige Stellungnahme jei jedoch zurzeit weder möglich, noch angezeigt. Er habe außerdem seinen Urlaub in der Schweiz dazu benutzt, um mit dem Gesandten in Bern die an Ort und Stelle zu treffenden Vorbereitungen für Genf au besprechen, und es sei zu hoffen und anzunehmen, daß die deutsche Delegation in Genf anders untergebracht und behandelt werden würde, als in Spa, wobei unter Unterbringung nicht der Komfort, sondern die notwendige örtliche Nähe in bezug auf den Mittelpunkt der Verhandlungen zu verstehen sei. Wie auch die Entscheidung in Genf falle, so sei schon jetzt anzunehmen, daß einen wesentlichen Einfluß die von uns in Spa überreichten Denkschriften haben würden. Der Reichsminister habe sich bereits mit den Mächten, die für Genf vorzüglich in Frage kämen, dahin in Verbindung gesetzt, daß bereits vor der Konferenz die Sachverständigen dieser Länder untereinander Fühlung nehmen, das mit in Genf nicht wieder ein Diftat zustandekomme und sich die selben Schwierigkeiten ergeben wie in Spa. Der Reichsminister betont, daß es notwendig sei, daß die Oeffentlichkeit in den fremden Ländern, vor allem in Frankreich , über die Grenzen unserer finanziellen Leistungsfähigkeit und die Bedrängnis unserer Lage aufgeklärt wird. Dem Gedanken müsse entgegengetreten werden, hätten. Es werde auf die amerikanische Note und auf die Kund- daß wir alles bezahlen werden und können. Es sei zu hoffen, daß gebung Lloyd Georges aus Luzern hingewiesen. Andererseits bees gelingen wird, den Boden für die Verhandlungen vorzubeständen aber gewife italienische Schritte der Anknüpfung. reiten und zu einer Verständigung in Genf zu kommen. Für unsere Politik sei der Grundgedanke der, daß die Sowjetde facto die Regierungsgewalt in Rußland darstelle. Die Verregierung gegenwärtig die Macht in den Händen habe, alio hältnisse zwischen Deutschland und Rußland seien noch nicht nor
gemeinsame Sache mit den Bolschewisten
zu machen, daher entschieden abgelehnt. Von anderer Seite sei der Vorschlag gemacht worden, gemeinsam mit den Westmächten gegen den Bolschewismus sich zu wenden. Auch dies war eine Unmöglichkeit. Unzweifelhaft hätte uns der Versuch, Seite an Seite mit Frankreich und Polen gegen Rußland vorzugehen, in den inneren Krieg gestürzt. Wir hätten den Bürgerkrieg gehabt, und zweifelhaft wäre geblieben, ob wir erreicht hätten, was von einem Zusammengehen mit dem Westen. erwartet wurde. Das russische Volke werde, wie auch die Entwicklung gebe, jeden, der sich jetzt zu seinen Angreifern geselle, auf lange hinaus als seinen Feind, betrachten. Es war richtig, uns auch nach dieser Richtung die Hände freizuhalten. Aus unserer Haltung folgte, daß wir auch gegen die Regierung des Generals Wrangel und der Ukraine uns zurückhaltend stellten. Frankreich hat den General Wrangel anerfannt und uns davon Mitteilung gemacht. Wir haben diese Mitteilung zur Kenntnis genommen, ohne dem französischen Beispiel zu folgen. Keine Macht, die mit Sowjetrußland im Kampfe steht,
hat auf unsere Unterstüßung zu rechnen.
In letzter Zeit sei der Vorwurf erhoben worden, daß wir uns zu weit mit den Bolschewisten eingelassen
"
v. Rheinbaben( D. Vp.): Auch die Breslauer Volkswacht" schlägt im Kampf gegen die Rechtsparteien über die Etränge. An ihrer Tonart gemessen erscheint selbst noch der Vorwärts" als die reine Kreuzzeitung". ( beiterkeit.) Die oberschlesische Bevölkerung ist durch den polnischen Terror eingeschüchtert, Das Korfanty - Abkommen ist äußerst befremdlich. Auch General Le Rond soll zugegeben haben, daß das Verhalten der Polen widerrechtlich ist. Eine Abstimmung, die unter polnischem Terror erfolgte, dürfte keine Rechtswirkung haben. Durch polnisch- französische Schuld wird ein Zustand herbeigeführt, der möglicherweise die Ausführung des Kohlenabkommens von Spa unmöglich macht. Für die Flüchtlinge muß ganz anders gesorgt werden als bisher.
Minister Dr. Simons:
Eine Revision des Friedens von Versailles unter Hinweis auf die bolichemistische Gefahr läßt sich nicht erreichen. Mean glaubt brüben nicht an eine Gefahr. Die Regierung ist bereit, in wirtden Verhandlungen mit Korfanth ist das Auswärtige Amt vollschaftliche Beziehungen mit Rußland zu treten. Von ständig überrascht worden. Bei dem Angriff auf das polnische KonAuf die Gefährdung des Kohlerabkommens durch die ober= julat ist eine Zerstörung polnischer Hoheitszeichen nicht erfolgt. schlesischen Vorgänge wird in einer Note hingewiesen werden.
Graf v. Westarp( Dnat.):
werden. Darum haben die Interviews des Herrn Ministers KopfInterviews müssen als sorgfältiger Staatsaft vorbereitet schütteln erregt. Hat der Herr Minister wirklich gesagt, in Deutsch land fönne man nicht gegen die Gosialdemokraten regieren? Hoffentlich ist auch das falsch! Den Gedanken, wir Der Vertreter des preußischen Ministers des Innern, hätten uns burch Aufgabe unserer Neutralität vom Versailler FrieStaatssekretär Freund, machte sodann eingehende vertrau- nicht darüber schreiben, wer Schuld an den Breslauer Erzessen vertrauensvertrag befreien können, balte auch ich für utopisch. Man soll liche Mitteilungen über den Verlauf der Breslauer Vorgänge. trägt. Vielleicht haben feindliche Agenten ihre Sände im Spiel Abg. Herschel( 3.): gehabt. War es nötig, bei den Oberfchlesiern das Gefühl auffommen zu lassen, daß Deutschland machtlos jei? Nonnten wir nicht mehr gegen den polnischen Einfall tun? Beim KorfantyAbkommen waren die deutschen Parteiführer in einer Notlage, wo blieb da die Regierung? Der Redner verteidigt dann gegen Scheidemann den Sedan- Erlaß des Generals t. See of t. Dr. Breitscheid( 1. Soz.):
Der Minister Dr. Simons wird bei seinen Interviews
mal Zunächst befänden wir uns noch in Verhandlungen über die Borfrage einer genügenden Erledigung des Falles Mirbach. Die Behauptungen, daß wir mit der Sowjetregierung einen Der Weg vom polnischen zum französischen Konsulat in BresGeheimvertrag abgeschlossen hätten, seien durchaus falsch. Wir lau dauert eine halbe Stunde. Da hätten schon Vorkehrungen zum hätten lediglich den Russen und den Polen mit dem Hetannahen Schub des französischen Konsulats getroffen werden des Krieges an die deutschen Grenzen Vorschläge wegen der können. Von wem die Grzeffe ausgingen, ist noch nicht festgestellt, Seuchenbekämpfung und wegen der Regelung zu erwartender es handelte sich in der Hauptsache um plündernden Mob. Grenzschwierigkeiten gemacht. Berhandlungen über den letteren Wie kam man aber zur Demonstration? Die Oberschlesier , die ausPunkt seien abgelehnt worden, über den ersten Punkt seien sie noch geplündert nach Breslau kamen, drängten danach, die Aufregung im Gange. Während uns von der angelsächsischen Presse und von war unbeschreiblich. Die Leute schrien um Hilfe. Jest noch wer- von einem entfeßlichen Unglück verfolgt. Er soll das, was die dem früheren französischen Präsidenten Poincaré Geheimverträge den Personen, die auf den polnischen schwarzen Listen mit den Russen vorgeworfen werden, werde in Moskau gegen uns stehen, entweder nach Oberschlesien nicht eingelassen oder dort Intervieiver veröffentlichen wollen, doch zuvor lesen! Die Energie, der Vorwurf eines Geheimvertrages mit Polen gemacht. Daran törperlich schwer mißhandelt. Manches, was erzählt wird, mag mit der sich die Arbeiter für die Neutralität einsetzen, ist erfreu ist ebenso wenig wahr. Mit Polen führten wir lediglich offene freilich Uebertreibung sein. Den Flüchtlingen muß geholfen werlich, wenn natürlich auch Mißgriffe vorkommen. An meine Verhandlungen, die bisher noch zu feinem Ergebnis geführt hätten. den, aber mit 20 M., die man ihnen in die Hand drückt, ist nichts Parteifreunde sind verschiedene Angebote ergangen, von der NeuDer Minister berichtigte in diesem Zusammenhang die Angabe getan, man muß vor allem für Unterkunft forgen. Es gibt ver- tralität abzugehen. Nationalistische und militaristische Elements in einem der Schweizer Interviews, wonach er gejagt hätte, wir schiedene Strömungen in Oberschlesien , am schwächsten ist die, die haben unseren Anhängern in Oberschlesien Lastautos mit Waffen würden gegen Polen marschieren. Diese Aeußerung hat er feines- alles lassen will, wie es ist. Der neutrale Freistaat ist ein Un- angeboten, wenn fie gegen die Polen und die Entente losgehen wegs getan, wohl aber auf eine Frage, was wir gegen eine polding, er wäre nur Spielball fremder Mächte, ihn fördert nur eine ( Erregter Widerspruch des Grafen Westarp.) Es waren nische Neutralitätsverlegung unternehmen würden, geantwortet, fleine fapitalfräftige Gruppe. Stärker ist die Strömung. die Offiziere, von denen dieses Angebot ausging. In Breslau daß derjenige, der unsere neutralität verlege, uns auf der Seite Autonomie im Anschluß an Bolen will, besonderen Anklang findet ist die Neutralitätsfundgebung nationalißisch infiziert worden. seiner Gegner sehen würde. Der Minister führte sodann aus, aber die Autonomie im Anschluß an Deutschland , As Polen geschlagen zu sein schien, glaubten gewisse Glemente, an daß sich in den deutsch - polnischen Beziehungen für diese Art der Autonomie müssen auch wir eintreten. Polen ihr Mütchen fühlen zu können. Der polnische Nationalismus ist natürlich genau so zu berurteilen. Die Abstimmung mug beschleunigt werden, damit im Lande, Ruhe eintritt. Die Wir haben die Einberufung des Ausschusses gewünscht nicht brüde werden den Ausschlag geben. In Frankreich lauert eine oberschlesische Bevölkerung ist ungemein wantelmütig, leßte Einzuletzt auch wegen der mißverständlich wiedergegebenen Zitierung starte Strömung auf einen Vorwand, um etwas Neues gegen des Ministers Simons. Der Gedanke, gegen die Polen zu mar- Deutschland zu unternehmen: Dazu darf ihr keine Gelegenheit geschiaren, ist hirnverbrannt. Wenn ihm Personen in hoher Stellung geben werden, darum sind die Breslauer Vorgänge so be nachgehangen haben sollen, so muß man sich fragen, ob solche Ber- Identlich. Für die Kinterlichen einer Fahnenaffäre haben wir
eine große Menge Explosionsstoff aufgehäuft habe. Wenn die von ihm angebotenen Verhandlungen nicht bald zu einem Resultate. tommen würden, so könnte es wohl geschehen, daß der Neffel der deutschen öffentlichen Meinung überfode. In Breslau habe sich dies bereits ereignet. Der Minister ging darauf in längeren bertraulichen Darlegungen auf die BresLauer Greignisse und auf die französische Note ein.
Abg. Scheidemann( Soz.):
wollen.