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Nr.439 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 82

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die Boft Zeitungs- Breislifte. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. Reit" ericheint wochen. täglich zweimal. Sonntags und Mon tags einmal

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Sozialdemokrat Berlin  "

Abend- Ausgabe

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Freitag, den 3. September 1920

Moskau   nimmt Riga   an.

Beabsichtigte Neutralitätsverlegung durch die Polen  (?)

Die folgende Meldung, die die Dena" aus Danzig  erhalten haben will und verbreitet, muß mit dem größten Vorbehalt aufgenommen werden:

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Raumer an der Arbeit.

Aus Osnabrück   wird uns geschrieben:

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Eine Versammlung von hannöverschen und westfälischen Joffe, russischer Delegationsführer. reisvertretern und Elektrizitätsindustriellen beschäftigte sich Warschau  , 3. September.  ( TU.) Die Preffeabteilung des diefer Tage hier mit einer Angelegenheit, die für die breite Ministeriums des Aeußern teilt mit: Am 2. September morgens Oeffentlichkeit von großem Interesse sein dürfte. traf in Warschau   folgender Funkspruch aus Moskau   ein. Die Kreise Wittlage  , Diepholz  , Lübbecke  , Halle in West­An den Minister des Aeußern Sapieha. Warschau  . Nach hoch offiziellen amtlichen Erklärungen der falen, Bersenbrück  , Melle  , Osnabrück   und burg   hatten kurz Um alle Sinderniffe, die den Abschluß des Friedens zwischen Warschauer   Regierung sollen die polnischen Truppen die Er- vor dem Kriege mit der Niedersächsischen   Kraft, Sowjetrußland und der Ukraine   und Bolen hinausschieben, aus dem laubnis erhalten haben, in voller Bewaffnung die o si preußische werke- Attiengesellschaft"( Mike) einen Vertrag ab­Wege zu räumen, nehmen die Sowjetregierungen Rußlands   und Grenze zu überschreiten zur Durchführung der väl- geschlossen, der namentlich für die ländlichen Bezirke sehr der Ukraine   angesichts der Zustimmung der Lettischen   Regierung ligen Entwaffnung der übergetretenen ruffi- günstig mar; leider aber stieß die Durchführung dieses Ver­Riga als Verhandlungsort mit Polen   an. Dabei wird schen Sowjettruppen. Diese Anordnung soll getroffen worden die Bedingung gestellt, daß die persönliche Immunität der fein im Hinblick auf die Unmöglichkeit der Durchführung der Ent­ruffischen und ukranischen Delegation sowie die ihres Hilfspersonals waffnung durch deutsche Streitkräfte. Von wem die Erlaubnis er burch die lettische Regierung garantiert wird. Selbstverständlich ist teilt worden ist, wird in den amtlichen Meldungen nicht verraten. auch die Gewährung der Berbindungsfreiheit zwischen der Sowjet-- Würde diese Meldung zutreffen, und es besteht kaum ein helegation und ihrer Regierung durch Funksprüche und Kuriere, 3 weifel darin, da fie offiziell verbreitet wird, so würde es sich berer Aften von jeder Revision frei sein müssen. Beide Sowjet- um eine ungeheuerliche Verlegung der deutschen  regierungen erwarten nur die Antworten der lettischen Regierung, Neutralität handeln. Man muß abwarten, ob das Auswärtige um dann ihre endgültige und bindende Zusage zu geben. Gleich- Amt darüber bereits unterrichtet ist und was es dazu zu sagen hat. zeitig wird Lie polnische Regierung davon verständigt, daß Adolf Joffe   Borfizender der neuen russisch  - ufranischen Delegation für Riga   ist. Es wird ersucht, daß die polnische Regierung unver­aüglich die Zusammenfegung ihrer Delegation mitteilt. Die russische  Delegation ist im Besis ausreichender Vollmachten, die nicht nur zur Ehließung des Waffenstillstandes und der Friedens. präliminarien, sondern auch zum Abschluß der endgültigen Friedensverhandlungen berechtigen. Sobald die Zusage der letti­schen Regierung einläuft, wird sich die ruffische Delegation an den neuen Verhandlungsort begeben.

gez. Volkskommissar Tschitscherin  . Kommissar des Aeußern der Ukraine   Ratowski. Daraufhin hat Außenminister Sapieha   den polnischen Bot­schafter telegraphisch angewiesen, die Zusage der lettischen Me. gierung über die genannten Forderungen dringend nachzusuchen. Ferner soll der polnische Gesandte in Riga   Tschitscherin   und die polnische Regierung fofort über die Antwort Lettlands   in Kenntnis

feten.

Balfour   an Kamenew  .

London  , 2. September. In einer Note vom 26. Auguft brückt Balfour seine Befriedigung darüber aus, daß die Sowjetregierung auf ihrer Forderung auf Errichtung einer pol­

Das Ganze Flingt recht unwahrscheinlich, trop der sehr bestimmten Fassung, in der die ,, Dena" diese Mel­dung verbreitet. Es handelt sich vielleicht um einen polnischen Versuch, Deutschland   und Sowjet- Rußland in Ronflift zu bringen.

Bolens Friedensbedingungen.

trages auf immer größer werdende Widerstände. Zwar wurden die dichter bevölferten Streise und auch die außerhalb der ge­zität versorgt, doch blieben vorzugsweise die landwirtschaftlichen nannten Kreise sich befindenden Großverbraucher mit Elektri­zität bersorgt, doch blieben vorzugsweise die landwirtschaftlichen reise im Rückstande, und trotz aller Beschwerden und Proteſte reise im Rückstande, und trotz aller Beschwerden und Proteste Dann kam der Krieg, und nunmehr hatte die Nike es leicht, wurde der Vertrag den Landkreisen gegenüber nicht erfüllt. den vertraglichen Ausbau des Leitungsnetzes aufzuschieben. Nach der Revolution traten die Kreisvertreter zusammen und verlangten, daß die Nike nunmehr die vertraglich 31 banenden Zeitungen herstellen solle. Demgegenüber aber stellte die Nike Forderungen, deren Verwirklichung eine Annullierung der früheren Verträge dargestellt hätte. So famen die Kreisvertreter immer mehr zu der Ueberzeugung, daß nicht eher eine Versorgung der bäuerlichen Einwohner mit Kraft und Richt erfolgen würde, als bis die Nite in tommunalen Besit übergegangen sei. Man London  , 8. September.  ( Delbung des Hollandsch Nieuws- trat daher im Juli v. J. an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates bureaus.) Daily Expreß  " meldet aus Warschau  , daß Polen   bei der Rife heran, um mit diesem über den Ankauf der Gesell­den Friedensunterhandlungen folgende Bedingungen stellen schaft zu verhandeln. Nach der Bekanntgabe der Verkaufs­wird: 1. Polen   ist mit der Curzon Linie als Basis der Unter- bedingungen durch den Vorsitzenden waren die Kreisvertreter, handlungen einverstanden, wird aber seine Ansprüche auf eine Er- troß des hohen Preises, entschlossen, den Kauf vorzunehmen, weiterung in östlicher Richtung betonen. 2. Bolen wird nichtent- penn das vor seiner Verabschiedung stehende Gesetz betreffend waffnen, ehe die allgemeine europäische   Ahrüstung tommt. Die Sozialisierung der Elektrizitätswirt­3. Gegenseitige Ersableistungen und Wiedergutmachungen schaft den Kreifen fein zu großes Risiko auferlege. finden nicht statt. 4. Die Russen dürfen mit Deutschland   Zur Klärung der Situation fanden im Januar d. I. Be­über die Linie Grajewo Handel treiben, aber nur unter pol- sprechungen zwischen einer Deputation der interessierten Kreise nischer Kontrolle. Waffensendungen sind auf jeden Fall verboten. und Vertretern des Reichsschabministers statt über 5. Selbst bestimmungsrecht der kleinen Staaten, die die Frage des Ankaufes der Nike durch die hannoverschen und zwischen Polen   und Rußland   liegen. 6. Rückgabe alles polnischen westfälischen Kreise. Im Reichsschatministerium wurde den Eigentums, das während der zaristischen Regierung aus Polen   her- reisvertretern vor einem Kaufe des Kraftwerkes des zu schleppt wurde. hoben Preises wegen abgeraten, weil nach dem fraglichen Gefeß ein viel geringerer Preis in Frage fäme; es sei die befehl des Oberkommandierenden enthaltenen Beleidigungen der Elektrizitätsgejetes erwerben würde, das Reich könnte den Tschitscherin hat, laut Times", fich für die in dem Tages- Aussicht vorhanden, daß das Reich, die Nike auf Grund des polnischen Delegierten in Minst entschuldigt und diese Ent- Kreisen das Werk zur Kommunalisierung übertragen. Mit fchuldigung öffentlich in Minst, anschlagen lassen. dieser Auskunft gaben sich die Kreisvertreter zufrieden.

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nischen Arbeiter milig nicht bestehe, und stellt in Abrebe, das die britische   Regierung die Beschränkung der polnischen Armee auf 50 000 Man als eine gerechte Friedensbedingung anerkannt habe. Balfour   erklärt, daß diese Bedingung weder von der britischen  Regierung noch vom englischen Volke als Grund zu einem Ein­greifen angesehen werde. Die Note betont, daß England einen be Der Wiener Neven Freien Breffe" zufolge sollen die tussen waffneten konflikt mit Sowjetrusland nicht bei Lemberg   vollständig geschlagen und auf Brody  wünsche, daß es aber auch die unabhängigkeit Polens   zurüdgeworfen worden sein. Eine Gefahr für Lemberg   bestehe unbedingt gewahrt wiffen wolle.

Die englische Streikgefahr.

Offiziöser Optimismus.

London  , 2. September. Reuter meldet: Gs braucht nicht an­genommen zu werden, daß der Beschluß der Bergleute, die Streiferklärung abzugeben, bedeutet, der Streit sei unvermeit­I ich. Die Kündigungen werden nicht vor dem 25. September fällig fein, und inzwischen kann biel geschehen. Es wird zwar erklärt, daß es von seiten der Bergleute kein Entgegenkommen und fein Kompromiß gebe, doch hält man es für sicher, daß die anderen Ge­wertschaften, besonders der Parlamentsausschuß des Gewerkschafts­tongresses, der heute abend in Portsmouth   zusammentritt, ver­ameijeite Anstrengungen machen merden, um den Frieden zu er­balica.

Aussperrung in der Maschinenbauindustrie. London  , 2. September. Wie Reuter erfährt, sind die Ver­handlungen, deren Ziel die Vermeidung einer allge= meinen Aussperrung in der Maschinenbau­industrie war, nach einer Konferenz, zivischen Vertretern der Gewerkschaften und der Arbeitgeber gescheitert. Die Aus­sperrung wird Ende der Woche beginnen.

Auch die amerikanischen   Grubenarbeiter, die unzu­frieden mit der ihnen gebotenen Lohnerhöhung sind, sollen einer Bariser Meldung aus New York   zufolge den Streit beschlossen Бабел.

nicht mehr.

Neue Zusammenstöße in Frankfurt  .

Wie wir in unserer Morgenausgabe berichteten, wurde der Generalstreik in Frankfurt   abgelehnt, und zwar wurde laut meldung des WTB. der Beschluß von dem Gewerkschaftskarten mit 83 gegen 20 Stimmen gefaßt.

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Offensichtlich aber fekte nun eine ungemein rührige Gegenaktion ein, denn obgleich den Vertretern der Kreise eine alsbaldige Regelung ihrer Angelegenheit zugesagt war, ver­liefen Monate, ohne daß auf mehrere Anfragen eine bestimmte Auskunft des Ministeriums erging.

Im Juli d. I. erhielten die Kreise plötzlich die Nachricht, daß die Nike von der Rheinisch- westfälischen Elektrizitäts­werks- Aktiengesellschaft" in Effen angekauft sei! urz vorher hatte Herr b. Raumer das Reich 3- Diefer inter­ich ab ministerium übernommen! effante Herr Minister war einige Jahre vor dem Kriege Band­rat im Kreise Bittlage und hatte in dieser Eigenschaft den bor­Bu neuen 8 wischenfällen kam es Donnerstag abend erwähnten, für die Kreise günstigen Vertrag mit der Nike ab­am Eschenheimer Tor, wo ein Trupp junger Lente in das BoIts geschlossen. Nach verhältnismäßig furzer Zeit schied aber Volksgeschlossen. bildungsheim eindrang, in dem die Deutsche   Volkspartei Serr v. Raumter aus dem Landratsdienst aus, um die Stelle eine Sebanfeier veranstaltete. Sie forderten die Auf- des Vorsitzenden im Aufsichtsrate der Nike Iöfung der Versammlung und befesten die Eingänge. Als die einzunehmen. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Besucher den Saal verließen, mußten einige die Hände hochheben Nike brachte es Herr v. Rammer fertig, die Durchführung des und wurden untersucht. Als Sicherheitswehr eintraf, stob von ihm als Landrat geschlossenen Leitungsvertrages immer die Menge, die sich inzwischen angesammelt hatte, auseinander. Es wieder hinauszuschieben. Serr b. Rimer war es auch, der die wurden einige Schüsse abgegeben, doch steht noch nicht fest, ob Bedingungen des Verkaufes der Nike an die interessierten jemand verlegt wurde. Kreise formulierte. Bann wurde Serr v. Raumer Minister und Furze Zeit darauf fommt das Rheinisch- westfälische Elef trizitätswerk( Aufsichtsratsborfikender

Guter Verhandlungsgang in   Stuttgart.

Sugo

Stinnes) in den Besitz der   Niedersächsischen Kraftwerke!  

Stuttgart, 3. September  .( TU.) Die Verhandlungen der Arbeitgeber mit den Arbeitnehmern über die Beilegung tation der jo hineingelegten reise nun wieder nach   Berlin Man kann sich denken, mit melchen Gefühlen eine Depu des Generalstreiks nehmen einen guten Fortgang und es ist, ihr. Im Reichsschoßministerium wurden die Vertreter bei wie verlautet, tren der Weigerung der Daimler- Werke, sich Serrn Minister v. Raumer vorstellig, der ihnen merkwürdiger­an den Verhandlungen zu beteiligen, heute eine Einigung zu meise erklärte, daß er von der gelegenheit in feiner erwarten. Die Regierung erfiärte, fie werde ihren Einfluß Weise unterrichtet sei( 11), weshalb er feine amt­geltend machen, daß die Daimler- Werke sich den Abmachungen liche Stellungnahme bekanntgeben fönne! Is seine per­anschließen. Die Firma Daimler fordert, die Frage der von sönliche Meinung gab der jetzige Reichsschatzminister bc­ti beabsichtigten Betriebseinschränkung mit der General fammt, daß das die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft betreffende Gejek sich schon als undurchführbar erwiesen habe! Kattewig, 8. September  .( WIN.) In der gestrigen Stadtver- fireiffrage zu verbinden, und sie verharrt darauf, die Hälfte der Be Er empfahl den Kreisen, sich mit dem Verkaufe der Nike an das ordnetenversammlung isurde vom Magiftrat mitgeteilt daß bisher legschaft, etwa 4000 Arbeiter, nicht wieder einzustellen. Die Firma Rheinisch- westfälische Elektrizitätswerf abzufinden und sich even­acht Millionen an Schadenersanforderungen ein- ist wegen ihres abweichenden Standpunktes aus dem Metall- tuell mit diesem ins Benehmen zu sehen. Die Kreise würden gereicht worden sind, zu deren Zahlung die Stadt auf Grund des industrieverband ausgetreten. Die Zahl der Arbeitswilligen aber auch, wenn sie, teie ihnen vorgeschlagen wurde, einen Teil Zumultschadengefeßes berpflichtet fet. fteigt. des Aktienkopitals der Rheinisch- westfälischen Elektrizitäts­

Kattowizer Tumultschäden.