Nr. 440 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 83
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Sonnabend, den 4. September 1920
An die deutsche Arbeiterschaft!
Im Verfolg unseres Aufrufes vom 7. Auguft haben mehr.| Organisationen Folge geleistet wurde, als wäre er ein bringen fach Verhandlungen mit der Regierung stattgefunden. In der Befehl der Verhandlung mit der Reichsregierung am 23. August Die Antworten, die wir auf unser Manifest empfingen, wurde uns zugesagt, daß die Prüfung der Waffen- und Muni- vor allem aber die Saltung felbft der Transports und Eisenbahn . tionstransporte unter entscheidender Mitwirkung arbeiter in den verschiedenen Ländern, beweisen, daß der Aufruf der Vertreter der Arbeiterschaft erfolgen solle. der J. T. F. den Arbeitern aus der Seele gesprochen war Im Widerspruch zu diesen Vereinbarungen hat der und das, was das Egekutivlomitee verlangte, nur dem entsprach, Reichsverkehrsminister Gröner Verfügungen erlassen, durch was in den Herzen und Köpfen des Transportarbeiterproletariats welche die Mitwirkung der Arbeiterschaft ausgeschaltet aller Länder lebt. werden soll. Wir erhoben gegen diese Verfügungen sofort Soweit wir die Sachlage beurteilen können, ist die ArbeitsEinspruch und verlangten die Zurücknahme. Der verweigerung allgemein, fobald es sich um die Beförbe. Reichsverkehrsminister lehnte aber ab, uns rung und Berladung von Kriegsmaterial handelt. Ueberall zu empfangen. Auch der Reichskanzler fand sich zu noch ergreifen die Transportarbeiter ohne Zögern Partei maligen Verhandlungen mit uns nicht bereit, weil in der gegen die Reaktion, gegen den Militarismus, gegen den Sigung des parlamentarischen Beirates am 4. d. M. eine NeuKapitalismus. regelung der Transportprüfungen beschlossen werden soll.
Wir wissen nicht, welche Beschlüsse der parlamentarische Beirat fassen wird. Deshalb fordern wir die Arbeiterschaft auf, auch weiter wie bisher gemäß unserem Aufruf vom 7. August zu verfahren.
Führen die Anordnungen des Verkehrsministers zu Mafregelungen, so können die Eisenbahner sicher sein, daß die organisierten Arbeiter geschlossen hinter ihnen stehen. Berlin , den 3. September 1920.
Für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund Graßmann.
Für die Sozialdemokratische Bartei Deutschlands
Weinschild.
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In zwei heute angelangten Telegrammen des Aftions. tomitees der britischen Arbeiterbewegung und des Borstandes der englischen Transportarbeiterorganis fation, legteres unterzeichnet von Robert Williams, Sarrh Gosling und Ernest Bevin werden wir ersucht, den deut fchen, französischen, belgischen, österreichischen, tschecho- slowakischen, italienischen, holländischen und anderen Transport- und Eisenbahnarbeitern, die sich der Beförderung von Kriegsmaterial sugunsten des internationalen Rapitalismus gegen Sowjetrußland fe erfolgreich widersehen,
zu übermitteln.
die herzlichsten Glückwünsche
Es gereicht uns zur Freude, diese Glückwünsche allen Transport- und Eisenbahnarbeitern bermitteln und unsererseits den Für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands Glückwunsch und den Dank des Exekutivkomitees der 3. 2. F. an alle Arbeiter nicht zulcht an die britischen hinzufügen zu können, die in so vorbildlicher Weise ihre internationale, sozialistische und revolutionäre Pflicht erfüllen.
Brunner.
Für den Deutschen Transportarbeiterverband
Bender.
Bleibt wachsam!
Kundgebung der Amsterdamer Zentrale. An die Transportarbeiter- und Eisenbahnerorganisationen aller Länder!
Kameraben! Das Egekutivkomitee der 3. T. F. konstatiert mit großer Befriedigung, daß seinem in dem Manifest an die Transportarbeiter, Seeleute und Eisenbahner gerichteten Appell, die Beförderung von Waffen und anderem Kriegsmaterial, das dem Kampf der Reaktion gegen das russische Volk dient, zu verweigern, von den der J. 2. F. angeschloffenen
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Kameraden!
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3hr habt bis jest wie ein Mann uns dies in einzelnen Ländern unter äußerst fajwterigen Umständen der inter nationalen Barole Folge geleistet. Wir danken Euch dafür, erfuchen Euch aber gleichzeitig, wachsam zu bleiben und in Eurer brachtvollen Haltung auszuharren, bis ein gerechter Friede geschlossen und die Gefahr eines neuerlichen Weltkrieges abgewendet ist.
Bleibt wach fam!
Dorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 117 53-54.
Die Verhandlungen über die Erledigung des Breslauer Zwischenfalls sind im Reichstagsausschuß für auswärtige Angelegenheiten vertraulich geführt worden. Wie dies aber den Verhandlungen in die Oeffentlichkeit durchgefickert, und in solchen Fällen zu geschehen pflegt, ist doch manches aus iezt macht sogar der Vorsitzende des Ausschusses, der Abgeordnete Dr. Stresemann, im„ 8- Uhr- Abendblatt" einige Mitteilungen über sie, die weitgehende Schlüsse auf ihren übrigen Inhalt gestatten. Dr. Stresemann schreibt:
Einschließlich der Deutsch nationalen war man sich darüber einig, was anscheinend die öffentliche Meinung überficht, daß die Vorgänge in Breslau uns formal unbedingt ins lnrecht sehen, so daß es wirklich nicht angängig ist, lediglich mit dem Ausdruck der Entrüstung über die französischen Forderungen hinwegzugehen. Hat doch auch der Nedner der Deutschnationalen zwer den Ton der französischen Note mit Recht zurückgewiesen, aber die in Bunkt 1 bis 5 gestellten französischen Forde rungen schließlich als solche anerkannt, benen man sich kaum werde entziehen können. Die Gesamtheit der deutsch - französischen Beziehungen ist unter dem Gesichtspunkt zu werten, daß die heute noch maßgebenden französischen Kreise geradezu mit Gier darauf lauern, eine Gelegenheit zu finden, um ihre nie ausgegebenen Gedanken durchzuführen, weitere Teile deutschen Gebietes zu befeben und sich dadurch einmal wirtschaftlich zu stärken und weiter Trennungsbestrebungen in Deutschland hervorzurufen. Von diesem Gesichtspunkte waren die Verhandlungen geTeitet. Sie betonten aber durch die Ausführungen der bolts. parteilichen, demokratischen und deutschnafionalen Redner ebenso, daß in dem Fall des Hauptmanns von A r= nim jede Rechtsbeugung vermieden werden müsse und andererseits die durch einen Kabinettsminister abzugebende deutsche Erklärung die deutsche Würde wahren und kein Schuldbefenntnis" deutscher Ausschreitungen sein dürfe in einer 3eit. da das Deutschtum in Oberschlesien von französisch- polnischen Mizhandlungen drangfaliert wird.
Nach diesen Offenherzigkeiten des Herrn Dr. Stresemann bleibt nur noch übrig, den Bericht auch nach der sozialdemo fratisden Seite hin zu ergänzen. Der sozialdemokratische Redner, Genosse Scheidemann , bat in seiner Rede ausgeführt, daß die deutsche Regierung nicht nur die ersten fünf Bunkte der französischen Forderungen annehmen müsse, sondern daß sie genötigt sein würde, auch die restlichen zwei Bunkte zu schlucken, falls die Franzosen darauf beständen.
Diese beiden letzten Punkte betreffen die Disziplinierung Berweigert auch weiter jeglichen Transport des Hauptmanns v. Arnim, der seinerzeit die Sühnefomvon Kriegsmaterial! pagnie über den Bariser Platz geführt hat, und den geforderten Transportarbeiter, Seeleute und Eisenbahner aller Länder, Entschuldigungsbesuch des Reichskanzlers beim französischen bleibt vereint und einig in dem glorreichen Kampf gegen Botschafter. Was den Hauptmann v. Arnim betrifft, so ist cattion, Militarismus und Kapitalismus ! daran zu erinnern, daß der Reichsminister Dr. Simons selbst in seiner Reichstagsrede vom 26. Juli das Verhalten der Sühnekompagnie hart getadelt hat, freilich mur, um sich am Tage darauf zu einer weit milderen Auffassung zu befehren. Man darf sich also nicht darüber wundern, daß die französische Regierung diesen Vorgang auch heute noch in demselben Lichte sieht, in dem ihn ein deutscher Minister früher einmal gesehen hat, und noch weniger erstaunlich ist es, daß sie für das Verhalten der Kompagnie ihren Führer verantwortlich macht.
Für das Exekutivkomitee der J. T. F. Evo Fimmen, Sekretär.
Der polnisch- litauische Krieg.
In Breslau ist der Polizeipräsident Euaen Ernst, unser Stocholm, 3. September. Aus Helsingfors wird Barteigenosse, wegen der dortigen Vorfälle in den Ruhestand bersetzt worden. Genosse Ernst ist als Sozialtelegraphiert: Die französische Regierung hat an Nowns, 3. September. Litauischer Heeresbericht demokrat ein entschiedener Gegner aller nationalistischen Tschitscherin folgendes von Millerand unterzeichnete Ulti. Nach Erfolgen im Kampfe mit den Polen begannen litauische Ausschreitungen; niemand wird ihm zumuten, daß er matum gerichtet: Die französischen Marinebehörden haben Truppenabteilungen den Vormarsch zweds Wiederherstellung der mit dem Angriff auf das französische Konsulat in irgendVorbereitung für die Heimsendung des letzten russischen früheren Lage. Auf der ganzen Frontlinie von Grodno bis einer Weise sympathisiere. Troßdem muß er über die Klinge Transportes aus Frankreich am 15. September und aus Suwalfi gelang es, die Polen 25 bis 50 Werft zurückzubrängen, springen, weil man ihn als den Chef der Sicherheitspolizei für wobei ein litauisches Infanterieregiment 15 Werit fämpfend vor deren Vericgen verantwortlich macht. Es fällt uns nicht ein, Algier am 26. desselben Monats getroffen. Alle Franzosen, ging. Gestern wurden Lipski, Giby, Seiny, Sumalfi, Koletninfi und uns über diese Maßnahme, die aus internationalen Gründen die sich in Rußland befinden, sind deshalb entweder nach der Tscherwonka sieben Kilometer nördlich Suwalki zurückgenommen. notwendig geworden ist, aus Gründen persönlicher Barteifinnischen Grenze oder nach Odessa zu befördern. Wenn ein Wir machten Krieg 3beute und Gefangene. Litauische zusammengehörigkeit zu beklagen. Aber wir sehen wirklich einziger Franzose nach dem 30. September gegen lugzeuge nahmen an den Kämpfen durch Erkundungstätigkeit teil. Der Vormarsch wird fortgesetzt. feinen Willen in Rußland zurückgehalten wird, so wird hie französische Regierung Veranlassung nehmen, der französischen Flotte den Beschl zu geben, in Südrukland die
Schritte zu tun, die als erforderlich erachtet werden.
London , 3. September.„ Daily Telegraph " wird aus Kopen hagen gemeldet: Die russische Delegation hat von General Wrangel ein Telegramm erhalten, daß er die Halbinsel Taman besetzt habe; in der Gegend von Jekaterinodar haben die Wrangelichen Truppen die roten Berbindungslinien zerstört und sind bei der Vorbereitung der Besegung von Obeffa.
Bom östlichen Kriegsschauplah.
nicht ein, warum man mit einem Reichsmehrhauptmann, der bei den Deutsch nationalen lebhaftesten Schuß findet, mehr Umstände machen soll als mit einem sozialdemokratischen Polizeipräsidenten. Rassen sich die Franzosen davon über
eugen, dak das Verhalten der Sühnekompagnie am Bariser
Platz ihnen feinen Anlaß zu Beschwerden bietet, so mag Herr London , 3. September. Neuter erfährt von zuständiger b. Arnim seinen Kompagniesäbel weiterschwingen; er ist wahr. Seite, der 24. September ist als vorläufiges Tatum für die Zu- scheinlich nicht besser und nicht schlechter als die meisten seiner sammenkunft der Wiedergutmachungskonferens in Rameraden. Aber deutsche Volksintereffen aufs Spiel zu Genf festgesetzt worden. Die deutsche Regierung hat ihre Bereits fetzen, damit der Hauptmann v. Arnim vielleicht doch im Dienſt willigkeit kundgegeben, Bertreter zu entfenden. Es ist indessen bleiben kann, dafür würde keine deutsche Regierung die Vermöglich, daß sich durch das Zusammenfallen mit der Brüsseler is antwortung übernehmen können.. nanskonferenz Schwierigkeiten ergeben. In diesem Falle würde ein Aufschub notwendig werden.
Lebensmittelvorschüsse an Deutschland . Königsberg i. Pr., 3. September. Die Lage im Suwalfi. Rom , 3. September. Nachdem nunmehr auch die englischen gebiet und an der polnischen Nordfront ist unverändert. Delegierten in Strefa eingetroffen sind, wurde die zur Regelung Die Armee Budjennys befindet sich im weiteren Rüdzuge. ber au Deutschland für spätere Kohlenlieferungen zu leistenden Bor Deftlich von emberg, an der Gnilaja Lipa und am Dnjestr ich uhlieferungen von Lebensmitteln einberufene Ronferens finden örtliche Kampfhandlungen statt. eröffnet; zum Borfißenden wurde Soleri gewählt.
Aehnlich verhält es sich mit dem geforderten Entschuldigungsbesuch des Reichskonalers beim französischen Botschafter. Verfassungsmäßig und völkerrechtlich ist es richtiger, wenn fich der Verkehr zwischen der deutschen Regierung und fremden Botschaften durch den Minister des Auswärtigen vollzieht, aber ob im Auto, das demnächst bei der französischen Botschaft vorfahren wird, Herr Simons oder Herr Fehrenbach fizen wird, das ist wirklich keine Frage, durch die vernünftigeriweise die Ruhe Europas gestört werden dürfte. Wenn die