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Nr. 459 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 92

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Sozialbemoteat Berlin".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei   Deutschlands

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Mittwoch, den 15. September 1920

Der kranke Präsident.

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Paris, 15. September. Wie der Matin" in Sperr-[ war, im Bereiche von   Rohatyn durchzubrechen, wurden brud mitteilt, hat sich der Gesundheitszustand des Präsidenten auf der Linie des Flusses Swierz aufgehalten. Im Raume der Republik Deschanel am letzten Freitag ernstlich von Sotal erkämpfen sich unsere Truppen den Uebergang berschlimmert. In Abgeordnetenkreisen spricht man von über den Bug; sie drangen nach schweren Kämpfen, in denen der der Möglichkeit seines unmittelbar bevorstehenden Feind große Verluste erlitt, bis Tartalom vor und besetzten es. Rücktrittes. Der Minister des Innern hat sich sofort Unsere gegen die berittene Armee Budjennys kämpfenden nach Aix- les-   Bains begeben, um den Ministerpräsidenten Divisionen beseßten Wladimir- Wolhynst. Am 13. Sep­Millerand von der Lage zu unterrichten. Sofort nach tember wurde Sowel von unseren Truppen besett, wobei drei­seiner Rückkehr wird sich der Ministerrat mit dieser An- tausend Gefangene gemacht und 36 Geschüße, zwei Panzer­gelegenheit beschäftigen. Wie das Journal" dazu mitteilt, züge, drei Aeroplane, vier Rokomotiven und dreihundert Waggons rechnet man damit, daß im Laufe der nächsten Woche eine und sehr viel Kriegsmaterial erbeutet wurde. Nördlich von Kobrin Zusammenberufung des Parlaments zu einer an der Chaussee nach Brushanh trafen wir auf hartnäckigen Wider­außerordentlichen Tagung erfolgt, in der nur der Rücktritt stand des Feindes, der unter unserem Kreuzfeuer schwere Verluste Deschanels und das Dekret über die Einberufung der Natio- erlitt, wobei wir zweihundert Gefangene machten. Gestern früh nalversammlung verlesen werden soll, da verfassungsgemäß 9 Uhr griffen die Litauer troß des verabredeten innerhalb 48 Stunden nach dem Rücktritt des Präsidenten Waffenstillstandes unsere Abteilungen in Sejny uner­die Nationalversammlung zusammentreten wartet an und bringen weiter in südwestlicher Nichtung vor. muk.

Die Brüsseler Finanzkonferenz.

Die Besiegten eingeladen aber nur als Mitberater.  

Paris, 15. September.

( WTB.)

Havas berichtet aus  

London, daß an der Brüsseler Konferenz am 24. Sep­tember alle Staaten einschließlich der Vereinigten  Staaten durch je drei Delegierte vertreten sein werden.  Deutschland, Oesterreich und   Bulgarien werden eingeladen, Delegierte zu entsenden, die aber nur beratende Stimme haben sollen.

Nachklänge von Aix- les-   Bains. Aix- les-  

Bains, 15. Ceptember.( WTB.) Giolitti hat, wie Havas berichtet, von   Bardonecchia aus ein Telegramm an Millerand gerichtet, in dem es nach einem Dank für den herzlichen Empfang unter anderem heißt: Unsere Begegnung, eine Kund­gebung der aufrichtigen Freundschaft der beiden Nationen, wird, dessen bin ich sicher, die Zusammenarbeit Frank­  reichs und   Italiens an den Werken des Friedens fruchtbarer ge­stalten. Miller and erwiderte mit einem Telegramm, das unter anderem besagt: Wie Sie, bin ich glücklich in dem Gedanken, daß unsere Begegnung und unser so so vertrauensvoller Meinungsaustausch das dauernde Einvernehmen zwischen  Frankreich und   Italien in der Festigung des Friedens stärken und die Bande, welche die beiden lateinischen Völker vereinigen, enger gestalten möge.

Die   französische Presse zufrieden.

Die

Die englische Streikgefahr. Lloyd  

George und die Gewerkschaften.  Paris, 15. September  .( WTB.) Wie Matin" aus   London meldet, erklärt Lloyd   George in einem offenen Brief, daß die Regierung die Absicht habe, die Staatskontrolle über dte Kohlenindustrie rückgängig zu machen. Er habe immer anerkannt, daß die gewerkschaftlichen Organisationen für die Ar­beiterklasse von wesentlicher Bedeutung seien und immer den Grundsatz vertreten, daß die Gewerkschaften die Interessen ihrer Mitglieder auf industriellem Gebiet vertreten müßten. Wenn aber irgendeine Gewerkschaft versuche, in die Funktionen einzu­greifen, die der Regierung anvertraut sind, so werde er ihr energisch entgegentreten. Diejenigen, Sie derartiges versuchten und diejenigen, die ihnen nicht entgegenträten, feien es, die die Stellung und das Werk der Gewerkschaften in Gefahr

brächten.

Bessere Aussichten auf Regelung.  Amsterdam, 15. September  .( WTB.)   Telegraaf" meldet aus  London, daß sich die Aussichten auf eine Regelung im eng­lischen Bergarbeiterstreit verbessern. Times" ver­öffentlicht einen Brief Smillies, in dem dieser kategorisch in Abrede stellt, daß der Kampf der Bergarbeiter um die Sozialisierung geht und politischen Charakter trägt.

Warum die Bourgeoisie scharf macht.

P

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.  

Russische Gewerkschaften.

Bon A. Grigorjans

Der unsern Lesern wohlbekannte Verfaffer, ein ruffi­scher Gewerkschaftsgenosse aus vorbolschewistischer Zeit, nimmt den geplanten Besuch russischer Gewerk­schafter in   Berlin zum Anlaß, die Wandlungen dar­zulegen, die das   russische Gewerkschaftswesen durch den Bolschewismus erfahren hat. Inzwischen tommt die Nachricht, daß der Delegation die Einreise nach  Deutschland verweigert wird. Meinungsver= schiedenheiten, wie sie durch den folgenden Artifel zum Ausdruck kommen, fönnen uns nicht hindern, diese Ein­reiseverteigerung für einen schweren Fehler zu halten und nachdrücklichst ihre Aufhebung zu verlangen. Redaktion des Vorwärts". Noch sind Dittmanns Artikel über Sowjet- Rußland in aller Erinnerung. Die vielseitige Redaktion der Freiheit" bringt nun aber in der Morgennummer vom 14. September einen Artikel, betitelt Eine Delegation der nussischen Ge­werkschaften", der einen ganz anderen Geist atmet, als die Ausführungen Dittmanns über die russischen Gewerkschaften. Dem Artikel ist übrigens von weitem anzusehen, daß er nicht in der Redaktion entstanden ist. Das ist jene Sorbe von jour­nalistischen Erzeugnissen, die durch ihre füßliche Stilisierung, reichlich aufgetragene Schminke und die abgerundeten Ge­danfengänge von selbst auffallen, und von denen jeder ver­steht, daß sie offiziös( in diesem Fall also russisch- offiziös) inspiriert sind.

Der furze Sinn des erwähnten Artikels besteht darin, daß eine Abordnung der russischen Gewerk­schaften nach   Deutschland komint bzw. zum Teil schon ein­gereist ist, und ferner, daß diese Abordnung 5 200 000 gewerk­schaftlich organisierte   russische Arbeiter vertritt.

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Kulturschat einen ähnlich unsterblichen Begriff, der in den Außer den Potemkinschen Dörfern" hat der   russische Worten tote Seelen" ausgedrückt wird. In dem genialen Roman Gogols war es der arme Adlige Tschitschikoff, der den Gutsbesitzern gestorbene Bauern, für die die Kopf­steuer noch eine Beitlang zu bezahlen war, und die somit lästig waren, abfaufte", um reich zu erscheinen und eine reiche Partie machen zu können. Jezt sind es die Bolschewiki, die die Toten auf dem Schlachtfelde der russischen Industrie zählen und sie in   Westeuropa aufmarschieren lassen.

Angesichts dieses neuen Bluffs mit den 5 200 000 organi­fierben Gewerkschaftlern ist es die dringendste Pflicht auszu sprechen, daß es in Sowjet- Rußland feine Gewerk­London, 15. September  .( Meldung des Hollandsch Nieuws- schaftsbewegung gibt und daß das, was man dort bureau.) Daily Herald" behauptet, daß die bürgerlichen unter Gewerkschaften gemeint haben will, etwas ganz anderes  Paris, 15. September  .( Hollandsch Nieuwsbureau.) Parteien und ihre Presse den Streit gern auf die Spize ist, als im übrigen   Europa. Die angereifte Delegation mag Blätter zeigen fich über das Ergebnis von Air- les- Bains betreiben möchten, weil sie hoffen, die Widerstandskraft aus vorzüglichen Menschen, ausgezeichneten Politikern, ge­friedigt. Die Zusammenkunft war anfangs schwül und der Arbeiter dadurch zu erschöpfen, so daß diese bei der Ge- wissenhaften Sowjetbeamten, oder was sie sonst immer sind, abwartend, aber es bildete sich bald ein freundschaftliches, ber- legenheit der Wahlkampagne wegen Mangel an Geld unter- bestehen, feinesfalls sind aber ihre Mitglieder als Gewerk­trauendes Verhältnis. Das Blatt"' Deubre" spricht von einer liegen werden, wenn sie jetzt bei dem Streit ihre Mittel veraus schaftsabgesandte im landläufigen Sinne zu betrachten. Man Entente cordiale. Echo de Paris" sagt: Es geht darum, die gaben. möge selbst urteilen. Harmonie zwischen   Frankreich und England, die durch den Konflikt im August gelitten hat, wieder herzustellen. Eine neue gute Verständigung ist im Werden. Downing- Street hat ihre Meinung in der Danziger Frage geändert, ebenso Sir Reginald   Tower. Weiter hat Millerand die   britische An­regung zur Beiwohmung der Londoner Konferenz über die Grenz­fragen zwischen   Litauen und   Polen angenommen, unter der Be­dingung, daß die Konferenz sich darauf beschränkt und daß die Sowjetregierung nicht hinzugezogen wird. Man hofft, die letzten Reibungen für die Wiederherstellung der Entente cordiale aus dem Wege zu schaffen.

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Der ,, Daily Herald" lehnt das russische Geld ab.  Amsterdam, 15. September. Baut" Telegraaf" hat die Direktion des Daily Herald" beschlossen, die von der russischen Regierung angebotene Unterstüßung von 75 000 Pfund Sterling nicht an= zunehmen und den Redakteur Meyne II, der das Geld ange­nommen hat, zu entlassen.

Praktische Gewerkschaftsarbeit in   Italien.   Deutschland. Der Niedergang der Petersburger Induſtrie,

Der Metallarbeiterverband als Großzindustrieller. Ein versöhnlicher Kommentar Giolittis. Nom, 15. September  .( Stefani.) Der Nationalver Zu der offiziellen Erklärung über die Konferenz von Aix- les- band der Gewerkschaften feste seine Berhandlungen mit Bains bemerkt der Sonderberichterstatter des Corriere della den Ministern für öffentliche Arbeiten und für Inneres sowie mit Sera": Giolitti habe im Gespräche mit Journalisten erklärt, daß mehreren Banken zum Zwecke der Erwerbung einiger der Sah, daß die gewissenhafte Erfüllung ihrer Verpflichtungen großer Betriebe durch ein nationales Konsortium der Me­die wesentlichste Bedingung für die Teilnahme der Nationen am tallurgischen Gewerkschaft fort. Die Erwerbung der Völkerbunde sei, nicht in dem Sinne ausgelegt werden dürfe, daß Werften von Castellammare, die 2000 Arbeiter beschäftigen,  Deutschland, um zum Völkerbunde zugelassen zu wer- scheint nahe bevorzustehen. den, warten müsse, bis es seine Verpflichtungen vollständig

erfüllt habe. Das würde nach den Erklärungen Giolittis eine zu Iange Wartezeit bedeuten. Man verlange von   Deutschland nur, daß es seinen guten Willen in der Anwendung des Ver­sailler Vertrages beweise. Was den Zeitpunkt seines Eintritts in die Völkerfamilie betrifft, so werde dieser eben vom Grade des guten Willens abhängen, den es bei Ausführung seiner Ver­

pflichtungen zeigen werde.

Auch   Tschitscherin geht nach   Riga!  London, 15. September  .( Hollandsch Nieuwsburean.) Die Morning Post" meldet aus   Helsingfors, daß außer Joffe auch Ischitscherin als Delegierter in   Riga erwartet wird. Polnischer Heeresbericht.

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Schlechte Wahlaussichten der Demokraten. Vernichtende Niederlage im Staate   Maine.  London, 15. September  .( WTB.) Times" meldet aus Washington, daß die Demokraten bei den örtlichen Wahlen im Staate   Main e eine vernichtende Niederlage erlitten haben. Der republikanische Gouverneur wurde mit einer Stimmen­mehrheit von 60 000 gewählt und alle kongresmitglieder und Behörden von   Maine werden   Republikaner fein. Die Unbeliebtheit Wilsons scheint an der Niederlage der Demo­traten schuld zu sein.

Es gab eine Zeit, in der es eine machtvolle und prächtige Jahren 1905-1906 und dann wieder im ersten Revolutions. Gewerkschaftsbewegung in   Rußland gab. Das war in den jahre 1917. Lawinenartig wuchs sie an, und als Gewerk­ihrem Kampf gegen die   Kerenski- Regierung und die Gewerf­schaftsbewegung war sie dem Bolschewismus abhold. In schaften bedienten sich die Bolschewiki der Fabrik­tomitees, die dasselbe sind wie die Betriebsräte in die Abwanderung der Arbeiter, die wachsende Bassivität als Folge der Kriegsverhältnisse, führten dazu, daß sich die Bol­schewiki in der Organisation der Fabrikkomitees durchsetzten. Bur Macht gelangt, setzten sie mit ihrer bekannten Rücksichts­losigkeit alles daran, um die nicht bosschemistischen Elemente aus den Gewerkschaftsleitungen zu beseitigen. Alle Mittel waren dazu gut. Da die Industrie immer mehr und mehr berfiel, war das Spiel den übermütigen Machthabern erleich­bert, und sie konnten in furzer Zeit mit einem durchgreifenden Erfolg triumphieren. Aber erst in diesem Sommer wurde das lezte Stück vollbracht, indem die ganze Leitung der   Moskauer Buchdruckergewerkschaft, die der englischen Arbeiterdelegation Einblick in die wahren Zustände in Sowjet- Rußland ge­währte, verhaftet und von oben durch einen neuen Vor­stand ersetzt wurde.

Als die Bolschewifi mun die Gewerkschaften unterworfen hatten und daran gingen, mit Hilfe des, wenn auch nicht ganz tadellos arbeitenden, aber immerhin nicht zu unterschäßenden gewerkschaftlichen Apparates ihre Biele weiter zu verfolgen, da begannen die Fabrikkomitees zu rebellieren. Sie fühlten sich zurückgefekt. Schließlich wurden Kompromisse geschlossen, und eine Neuordnung kom zustande. Die Reform bestand darin, daß die Gewerkschaften mit den Fabrikkomitees ver­ich molzen wurden, und zwar auf die Weise, daß sie fich der Organisation der Fabrikkomitees völlig anpakten. Die standen nach Industrien geordnete Gebilde, die man Gamerf­

Aufgehobene   Saar- Ausweisungen. Sofort nach Aufhebung des Belagerungszustandes hat die Regierungsfommission mit der Nach prüfung der Ausweisungsbefehle begonnen. Nach der ersten Atten­Warschau, 15. September. Im Generalstabsbericht vom 14. 9. Durchsicht wurden etwa sieben Ausgewiesene ermächtigt, zu rüd- früheren Gewerkschaften wurden zertrümmert, und es ent­heißt es: Boligewistische Abteilungen, denen es gelungen laufehren.