Nr. 241.
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für 1894 unter Nr. 6919.
Vorwärts
11. Jahrg
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Dienstag, den 16. Oktober 1894.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Brav, Ihr belgischen Brüder! Während in Deutschland alle Kleingeister und alle Nachtgeifter im Dienste des Doppelkönigs: Moloch- Mammon ihr Hirn abmartern, um Spinnweben zu weben, über die der Sozialismus auf seinem Siegeslauf stolpern soll, und um Zwirnsfäden zu drehen, mit denen man seine gewaltigen Glieder umwickeln will, hat der von den Machthabern und ihren Schergen so gefürchtete junge Riese in Belgien bei den Wahlen des gestrigen Tages seine Kraft gezeigt, und einen Sieg erfochten, so glänzend und so wuchtig, daß auch unsere weitestgehenden Hoffnungen weit übertroffen worden sind.*)
zeichen versehen werden, bei welchem Geschäfte er isolirt wird.| Ypres und Dirmude find die Katholiken wiedergewählt. In Die Stimmabgabe erfolgt in jeder Gemeinde; nach Schluß der Namur wird nach den letzten Mittheilungen Stichwahl zwischen Wahlhandlung wird die Urne versiegelt und unter gehöriger Be deckung an den Hauptort des Wahlbezirks gefchickt, wo sie in Stimmen gezählt werden.- Die Stadt Brüssel zählt 34 271 Gegenwart von Vertretern aller Parteien geöffnet und die Wähler mit 48 761 Stimmen, die Vororte 68 480 Wähler mit 104 649 Stimmen, die Landgemeinden 49 748 Wähler 79 041 Stimmen, zusammen für den ganzen Brüsseler Bezirk, der 18 Deputirte zu wählen hat, 152 499 Wähler mit 232 451 Stimmen.
Unsere Genoffen wissen, daß wir, den Schwierigkeiten von einigen persönlichen Streitigkeiten, in Ruhe vollzogen. Um der Lage Rechnung tragend, die Aussichten der belgischen Genoffen keineswegs als rosige geschildert haben. Die Sozialisten traten allein, ohne Bundesgenossen, in den Wahlkampf ein. Und in dem ersten Wahlgang haben fie 25 Kandidaten durchgesett.
Bum besseren Verständniß seien nachstehende Einzelheiten mitgetheilt. Gestern wurde zum ersten Male nach allgemeinem Stimmrecht mit Pluralvotum gewählt, und das neue belgische Wahlgesetz bestimmt:
Katholiken und Liberalen stattfinden, die Liberalen hab n bie meisten Stimmen. In Thuin wird ebenfalls Stichwahl zwischen wahl der Katholiken mit großer Mehrheit gesichert. In Charleroi Katholiken und Liberalen stattfinden. In Gent ist die Wiederund Lüttich gewinnen die vereinigten Progressiften und Sozialisten fortgesetzt Boden. Die Wahl der Progressisten und Sozialisten in Lüttich würde die Niederlage Frère Orban's , bes Chefs der gemäßigt libes ralen Partei, nebst 10 anderen liberalen Depu tirten und fünf liberalen Senatoren bedeuten. In Mons haben die Sozialisten die relatio meisten Stimmen. In Termonde ist der Minister Debruyn wiedergewählt. In allen flämischen Städten werden die Katholiten ihre Position mit großer Majorität behaupten. In Ostende werden an Stelle zweier Gemäßigt- Liberalen zwei Katholiken gewählt. In Antwerpen werden die Katholiken mit großer Majorität wiedergewählt. In Philippeville verlieren die Katholiken zwei Sige, in Tournai werden dieselben wahrscheinlich in die Stichwahl kommen. Der Siz des liberalen Staatsministers Bara ist daselbst bedroht. In Verviers findet für die Rammer Stichwah! awischen Sozialisten und Ultramontanen statt, die Liberalen find dort verdrängt, für den Senat findet theilweise Stichwahl statt. In Dinant find die Ultramontanen wiedergewählt.
werden
Wir lassen nun die telegraphischen Nachrichten des Wolff'schen und des Herold'schen Bureaus hier folgen: Brüssel , 14. Oktober. Die Wahlen haben sich, abgesehen der Wahlatt geschlossen. 2 Uhr wurde über all entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen Bis jetzt sind nur annähernde Wahlergebnisse zu geben möglich. Mehrere Wahlbureaus in der Stadt melden starte liberale Mehrheiten. In den Arbeitervierteln haben die Sozialisten die Majorität. Die Katholiken erhielten in der Stadt starke Minoritäten. Aus dem Lande sind noch keine Ergebnisse bekannt. In Lüttich scheint die gemeinsame Liste der Progressisten und der Sozialisten durchgedrungen zu sein; in Charleroi haben bis jetzt die Sozialisten für die Rammer die Mehrheit. Brüssel , 15. Dltober. Unter den im ersten Wahl Wer 25 Jahre alt ist und ein Jahr in derselben Gemeinde Brüssel , 15. Ottober. Bei den Stichwahlen in gange gewählten Sozialisten befinden sich: Für wohnt, hat für die Kammerwahlen eine Stinime; wer 35 Jahre Lüttich Anse ele, Vorstand und Gründer der sozialistischen Brüssel werden die Sozialisten den Aus. alt, Familienvater oder Wittwer ist und mindestens 5 Fr. direkter Produktivgen offenschaft" Booruit" in Gent , ferner der Agitator schlag geben; wenn es nicht zu einer Verständigung zwischen Steuern bezahlt, wer 25 Jahre alt ist, Liegenschaften im Werthe Defuisseaux, der vor kurzem Frankreich verließ( gelegent den Sozialisten und Liberalen fommt, werden die 18 fatholischen von 2000 Fr. oder eine Rente von 100 Fr. besitzt, hat zwei lich des internationalen Bergarbeiter- Kongresses von der Berliner Kandidaten für Brüssel gewählt. In Mons werden die LibeStimmen; wer akademisch gebildet ist oder überhaupt Polizei aus Preußen ausgewiesen wurde. Red. d. Vorw.), und ralen die Size für den Senat gewinnen, die Kammerfize eine höhere Bildung besigt, hat eine Stimme weiter. Esaugenblicklich in Mons im Gefängnisse ist, Célestin Dem blon, wahrscheinlich den Sozialisten zus giebt jetzt: Kammerwähler mit einer Stimme 853 228, der seinerzeit als Professor in Lüttich abgesetzt wurde, außerdem fallen, wodurch den gemäßigten Liberalen weitere sechs Size mit zwei Stimmen 293 678, mit drei Stimmen 223 381, zu Hector Dénis, der ehemalige Rektor der Universität Brüssel, entgehen werden. Im Allgemeinen werden die Parteiverhältnisse fammen 1370 687 Wähler mit 2111 127 Stimmen. Für die der von der Universität infolge der Zwischenfälle abging, die seinerzeit im Senat nicht erheblich verändert werden, denn die Sozialisten Senatswahl gelten dieselben Bestimmungen, nur daß das Wahl- wegen der von Elysée Reclus beabsichtigten Vorlesungen vortamen. haben für den Senat feine eigenen Kandidaten aufgestellt und recht erst mit dem 30. Jahre beginnt. Es giebt Senatswähler In Charleroi wurde im ersten Wahlgange unter den Sozialisten haben in den Arrondissements, wo sie geschlossen für die mit einer Stimme 657 678, mit zwei Stimmen 285 862, mit brei allewaert, der Führer der„ Ritter der Arbeit", gewählt, sozialistischen Deputirten stimmten, bezüglich der Senatssitze Stimmen 215 174, zusammen 1 158 714 Wähler mit 1874 924 im Bezirke von Charleroi der Brüsseler Sozialist Vandervelde . ihre Stimmen in großer Zahl zu Gunsten der Liberalen abStimmen. Da unter der Herrschaft des Zenfus nur 138 000 Von den in Mons aufgestellten Sozialisten wurden die beiden Bürger das Wahlrecht für die Kammer besaßen, so treten jetzt Brüder De fuisseaux gewählt, von denen der eine auch in Brüssel , 15. Oktober. Soweit bis jetzt ersichtlich, verrund 1 230 000 Bürger zum ersten Male an die Wahlurne. Es Lüttich durchdrang; ferner Maroilles, welcher wegen Aus- lieren die Gemäßigt- Liberalen 31 Size in der Kammer, und zwar find 152 Deputirte und 76 Senatoren zu wählen. Die Abdie meisten derselben an die Sozialisten. schreitungen bei Streits verurtheilt war. Stimmung ift obligatorisch; wer ohne stichhaltigen Grund ausUnter den unterlegenen Liberalen befindet sich auch der Katholifen verlieren 7 Eige, davon 5 an die Liberalen, 2 an die bleibt, wird vom Friedensrichter mit einem Verweise und einer frühere Ministerpräsident Frère- Orban , der Sozialisten. Diese Zahlen werden durch die vielen Geldstrafe von 1 bis 3 Fr. gestraft. Das Wahlgeheimniß ist das Führer der gemäßigten liberalen Partei. Stich wahlen noch Abänderungen erfahren. Einstweilen ist durch gewahrt, daß alle Stimmzettel amtlich gedruckt sind und Brüssel , 15. Oftober.( Ausführliche Meldung.) In es noch unmöglich, die Zusammensetzung der neuen Rammer festvom Wähler bei den einzelnen Namen nur mit einem Bleistift Brüffel wurden bis Mitternacht für die Kammer 37 666 liberale, zustellen. 45 868 katholische und 29578 sozialistische Stimmen Brüssel , 15. Oftober. Das Resultat der ersten Wahl *) Tante Voß findet, die belgischen Sozialisten würden nicht gezählt. Die liberale Liste für den Senat wird im ersten Wahl nach dem allgemeinen Stimmrecht ist ein beträchtlicher in der von ihnen gehofften Stärke in die Kammer einziehen". gange durchgehen. In Arlon ist der Liberale Finet zum Senator Verlust für den gemäßigten Liberalismus. Die Sie hatte wohl gemeint, ihre liberalen Freunde würden auf den gewählt. Der bisherige katholische Deputirte Staatsminister Sozialisten haben einen Theil der von den Nun erften Stoß alle über den Haufen geworfen. ein Nothomb wird durch einen Liberalen ersetzt. In Virton ist der Liberalen verlorenen Size erobert, die Ultraandermal. Red. des Vorwärts". Progressist Lorand an stelle des Katholiken Debrien gewählt. In montene behalten die Majorität und bleiben Regierungspartei.
Feuilleton.
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Gesagt, gethan. Achtundvierzig Stunden nachher gingen die verlangten zehntausend Paar Schuhe und Stiefel an die 13 Rheinarmee ab. Unsere Väter von 1793 hatten Männer, welche Carnot, Trochu, Jules Ferry , Clement Thomas und ich weiß nicht, wie noch sonst nannten. Dies erklärt alles!-
gegeben.(?? Die Red. d. Vorw.)
Die
feinen Erfolg infolge des ewigen leichtgläubigen Vertrauens des Volkes. Ich erinnere mich, daß ich mich Abends mit einem großen Theil unseres Bataillous, ausgenommen die hauptsächlichsten Offiziere, zum Stadthaus begab. Bei den zurückkehrten und uns zuriefen: Es ist unnüß, weiter zu gehen. Es ist alles in Ordnung. Man hat ein provi sorisches Komitee ernannt, welches den Wahlen, die morgen stattfinden, vorstehen soll."
Erinnerungen eines Kommunarden. Bache , Bouchotte hießen. Wir hatten Leute, die sich Hallen begegneten uns audere Bataillone, welche von dort
Aus dem Französischen von Jakob Audorf. Es ist beschämend," rief Delescluze aus, daß man uns in einer großen Versammlung von solchen elenden Dingen erzählt. Die Soldaten der Rheinarmee schlugen sich ohne Brot, ohne Schuhe und ohne Sold!"
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Paris war vollkommen abgeschlossen vom übrigen Frankreich und die Belagerung komplet. Natürlich tam Wir machten, Kehrt" und gingen nach Hause, in der vielen Köpfen der Gedanke: Wir können nicht, abgesperrt Am wie wir sind, die Aumaßung haben, ganz Frankreich Ueberzeugung, daß jetzt alle Gefahr vorüber sei. Der alte Tribun beschwor die Erinnerung der großen regieren zu wollen. Möge die Regierung wie Gambetta anderen Tage gaben alle bonapartistisch gesonnenen Offiziere Epoche von 1792 herauf und entflammte unseren Muth in die Provinz gehen per Ballon und lasse man uns einen ihre Entlassung, um nicht der energischen Regierung, welche durch das Beispiel unserer Vorfahren. Ich kann jedoch Gemeinderath wählen, dem wir unser Vertrauen schenken. Jeder am anderen Tage im Stadthause zu finden erwartete, nicht unterlassen, hier einzuflechten, daß der National Die Machtbefugnisse einer solchen Gemeindevertretung dienen zu müssen. Welche bittere Enttäuschung, als wir hörten, daß aus touvent nichts verabsäumte, um die im Felde befindliche( Kommune) würde eine viel ordnungsmäßigere sein, als Armee mit dem Nöthigsten zu versorgen. Gewiß ist es die der Deputirten des Departements der Seine, welche statt der versprochenen allgemeinen Wahlen, man uns ein schimpflich, wenn man anhören muß, wie Soldaten sich be- dem Kaiserreich den Eid der Treue geleistet hatten und sich Plebiszit, eine jesuitische Nachahmung des Kaiserreichs anflagen, aber noch schimpflicher ist es, wenn man mit an- nun eigentlich ohne jede gründliche Befugniß die Regierungs - bot, welches Paris zwischen die Frage der Beibehaltung des sehen muß, daß eine Regierung verabsäumt, ihr Möglichstes gewalt anmaßten. Diese Ansichten, unterstützt durch Redner- Gegenwärtigen oder der Erwartung des zukünftigen Untalente, wie Delescluze, Gatineau , Tony Révillon und bekannten stellte. Anstatt uns zu fragen, durch wen wir zu thun, um sie zu ernähren. Millière waren nicht nach dem Geschmack der Advokaten verwaltet sein wollten, stellte man uns die Frage: Wählt des Stadthauses, welche sich taub stellten. zwischen uns oder dem Nichts." Viele ängstliche Gemüther
Ein Vorfall unter vielen, der die Epoche der großen Revolution kennzeichnet:
Ein General der Rheinarmee schrieb an einen Volks vertreter beim Heere, der sich in Lyon aufhielt, folgende Zeilen: Meine Leute gehen barfuß, ich brauche zehntausend Paar Schuhe." Nachdem man sich erkundigte, stellte es sich heraus, daß in den Magazinen keine Schuhe, wohl ber Holzschuhe vorhanden waren.
Wenn es weiter nichts ist," äußerte der Abgeordnete, so ziehe man zehntausend Aristokraten die Stiefel aus und gebe ihnen die Holzschuhe, welche hinreichend gut dazu find, daß die Feigheit in ihnen spazieren gehe!"
Die Unzufriedenheit, welche bisher unter der Asche zitterten vor einem Augenblicke der Unordnung oder An glomm, fam endlich am 31. Oktober zum Ausbruch, nach archie, welcher wir vielleicht überlassen worden wären anbem Gefecht bei Bourget, dem Verrath Bazaine's, der angesichts des Feindes, durch eine negative Majorität. Ich fänglich von der Regierung geleugnet, nachher kleinlaut ein- jedoch stimmte entschieden mit: Nein!" Eher den Tod als die Schande!" sprach ich in einer gestanden werden mußte, und dem von Thiers vermittelten Projekte eines Waffenstillstandes ohne Verproviantirung von Versammlung unseres Bataillons; wir wollen uns schlagen Paris . Dieser Ausbruch des Volksunwillens manifeftirte und sind bereit zu sterben. Die, welche uns regieren, wollen es nicht. Schande für den, der für ste stimmt! fich in dem Verlangen: Kein Waffenstillstand! Krieg bis zum Aeußersten. Wer auch ihre Nachfolger sein mögen, schlechter können sie Wahl einer energischen Kommune!" Diese Bewegung hatte nicht sein!"