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Nr. 508 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 117

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Donnerstag, den 14. Oftober 1920

Deutscher   Sieg in Kärnten  .

Deutscher   Sieg in Kärnten  .

Wien  , 13. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht des Vor­wärts".) Der Präsident der Republik  , Genosse Karl Seit Klagenfurt, 13. Oktober, 6.30 Uhr nachmittags. würdigt in einem Manifest die Bedeutung des Abstimmungs­( WTB.) Soeben ertönen vom Stadthausturm die 16 Böller- fieges, der vor allem als Sieg des Gedankens der 3u schüsse, welche der in der größten Erwartung befindlichen Befam mengehörigkeit des deutschösterreichischen Volkes völkerung verkünden, daß in einer Stunde das Ergebnis zu der Boltsabstimmung vom Rathause bekannt werden wird. 3u werten fei. Das Ergebnis ist folgendes: Distrikt Rosegg  : für Wie aus Wien   ergänzend gemeldet wird, dürften die Deutschösterreich 1980, für Jugoslawien   2331, obenstehenden Zahlen nur vorläufige und das Endergebnis Distrikt Ferlach   für Desterreich 6428, für Jugo noch günstiger sein. Es handelt sich um die südliche Ab­lawien 4984. Distrikt Bleiburg   für Oesterreich stimmungszone B. Nach dem Diftat von St. Germain 5140, für Jugoslawien   5339. Bezirk Völkermark entfällt in der reindeutschen nördlichen Zone die für Oesterreich 8304, für Jugoslawien   2442. 3uVolksabstimmung, wenn sich in der Zone B eine Mehrheit sammen für Deutschösterreich ergeben hat. für Desterreich 21 852, für Jugoslawien   15 096 Stimmen; 59,14 Brozent der stimmberechtigten Bevöl. ferung haben also für Oesterreich geftimmt.

Abgesehen davon, daß die wirtschaftlichen Zusammen. hänge diesen Ausfall der Abstimmung beeinflußt haben, fann das deutsche Bolk stolz sein auf seine Brüder in Kärn In den Straßen der Stadt herrscht außergewöhnlich ten, die ungebeugt durch allen Terror das hungernde, ohn­reges Leben. Alle Häuser sind beflaggt, alles strömt zum mächtige, veriflabte Deutschösterreich der Fremdherrschaft ,, Neuen Plat", der von einer vieltausendköpfigen eines reichen Agrarftaates vorgezogen haben, weil ihnen die Menschenmenge befest ist. Von den umliegenden Treue über alles geht. Höhen dröhnen Völlerschüsse; alle Gloden länten.

" Königlich" ungarischer Unfug.

WTB. meldet am Mittwoch abend:

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Klagenfurt  , 13. Oftober.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Der Präsident der Volksabstimmungs. tommiffion für Kärnten   hat das deutschösterreichische Mit­glieb dieser Kommission offiziell ermächtigt, mitzuteilen, daß Der Reichspräsident hat heute den königlich ungarischen außer bon sämtlichen bei der Volksabstimmung abgegebenen Stim- ordentlichen Gesandten und Bevollmächtigten, Minister Dr. men 59,14 Brezent zugunsten Deutschofter Gustav Gmich von Emocke zur Entgegennahme feines Beglaubi. reich& lauteten. Damit erscheint das Schicksal des Ab- gungsschreibens empfangen. Der Reichsminister des Auswärtigen ftimmungsgebietes entschieden, denn nach dem flaren Wort- Dr. Simons war bei dem Empfange zugegen. Wenn der Horthy- Gesandte sich als töniglicher" Gesandter Taut der entsprechenden Bestimmungen des Diktats von St. Germain fällt das Gebiet derjenigen Macht zu, für fühlt, fo mag er das mit sich abmachen. Aber das offiziöse die sich bei der Volksabstimmung die Mehrheit ausspricht.| deutsche   Depeschenbureau sollte ben Unfug nicht mitmachen.

Die Verhandlungen im Zeitungsstreik.

Am Mittwoch nachmittag verhandelten die Vertreter beider Parteien im Reichsarbeitsministerium unter Leitung des Geheim­rats Dr. Sizler. Auf feiten der Arbeitnehmer waren alle am Streit und der Aussperrung beteiligten freien Gewerfschaf ten und Angestelltenverbände bertreten.

In der

Gehaltsfrage der Angestellten

tamen sich die Parteien nach stundenlangen Verhandlungen schließ lich soweit entgegen, daß die Angestellten Bulagen forderten von 15 Proz. für Jugendliche sowie für die Gehaltsgruppen a und b, und 12% Proz. für die Gruppen c und d, außerdem für die Verheirateten in allen Gruppen 5 Proz. Die Unter­nehmer boten dagegen in allen Positionen Pro3. weniger.

Scharfe Gegenfäße traten hervor, als die

B

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Der ,, Ringkampf" in Halle.

Was sich gegenwärtig in Halle abspielt, ist Tragödie und Satirspiel zu gleicher Zeit. Tragödie, wenn man es in Beziehung setzt zur Straftentfaltung der gesamten Arbeiter­Haffe, Satiripiel, wenn man die große Seifenblase der it. S. P. für sich betrachtet. Was an geschwollenen Nedensarten über revolutionäre Taftif", über grundsätz liche Klarheit" und" derartige schöne Dinge in den Aufrufen des Zentralkomitees der U. S. P. jetzt schon einige Jahre lang in die Welt geflattert ist, hat bei mangelhaft infor mierten Arbeiterkreisen den Eindruck wachgerufen, daß hinter diesem Bentralfomitee irgendeine in ihrer Stärfe unermeß­bare Macht stände. Der Streit um Moskau   hat plötzlich der Schleier von diesem Bilde geriffen. Es zeigt sich, daß nichts dahinter ist als kitschige Theatermalerei und daß die ganze geblich unabhängige" Partei in Wirklichkeit abhängig war von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  . Denn nur der gemeinsame Haß gegen die alte Partei hat die widerstrebenden Elemente notdürftig zusammengehalten. Es ist geradezu ergöglich anzuhören, wie die Crispien und Ziets und Dißmann auf der einen Seite, die Stoeder und Koenen auf der anderen Seite dem Parteitag und damit der ganzen politischen Welt vorjammern, wie sehr sie miteinander in tage- und nächtelangen Sigungen gerungen" haben, unt endlich eine für den jeweiligen Fall flare Parole"" heraus­bringen zu können.

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Wenn der Topf einmal zerschlagen ist, so zeigen die Scherben gewöhnlich die Güte des Materials an. Auch die 11.- S.- P.- Scherben lassen einen tiefen Blid tun in die Güte des Materials, aus dem der irdene Topf zusammengepreßt war. Im Horn haben Crifpien und Quise Biet ihre Kampfes brüder so leuchtend abgemalt, daß kaum noch ein Zweifel an ihren Qualitäten bestehen bleiben kann. Hinterhältigkeit" ist eine der schmeichelhaftesten Bezeichnungen Crispiens für das. Betragen der Koenen, Stoecker und Däumig. Man­gelnde Kameradschaft", Treulosigkeit" usw. usw. gehörten bei ihnen, wenn Crispien und Biet recht haben, zur Alltäg­lichkeit. Und wie es in den Wald hineinschallt, so schallt cs bekanntlich wieder heraus. Koenen und Stoecker behaupten, daß Crispien durch seinen anmaßenden pastoralen Schul­meisterton" es ihnen seit jeher schroer gemacht hätte, mit ihn in derselben Leitung zusammenzuarbeiten. Grundsaklofig­schlag der Unternehmer deckt, mit der Ausnahme, daß er den feit, Opportunismus, prinzipielle Unklarheit in politischen Jugendlichen eine Gehaltserhöhung von 15 Pro 3. zubilligt. Ferner Fragen das ist nur ein Weniges von dem, was sie dent schlug Dr. Sizler vor, daß alle Angestellten und alle Arbeiter großen Führer" der großen Partei" vorwerfen. Die einen wieder eingestellt, die Streiftage der Angestellten aber nicht be- versichern, daß die anderen unfertige Leute" seien, die von zahlt werden. Den Arbeitern soll die Hälfte des ausgefallenen dem Abe der Politik und der Parteiorganisation feine Vor­Bohnes bezahlt und die Bezahlung der anderen Hälfte abhängig stellung hätten. Die anderen zahlen mit gleicher Münze heim. gemacht werden von der Entscheidung eines Schiedsgerichts darüber, Däumig hat während des app- Butsches als Mitglied des ob es sich um Verweigerung von Streifarbeit gehandelt habe. Zentralfomitees an vertraulichen Besprechungen teilgenom Die Unternehmer erflärten nach einer Sonderberatung, um men. Auf die Anregung, seinen Mitoorsigenden Crispien den Frieden wiederhergestellt zu sehen und das Wiedererscheinen hinzuzuziehen, antwortet er, daß er zu dem nicht genü­der Zeitungen zu ermöglichen, stimmen sie dem Vorschlage des Gegend Vertrauen habe, um ihn zu solchen Besprechungen heimrats Dr. Sizler zu, obgleich sie dadurch finanziell erheblich einzuladen. belastet würden.

Für die Vertreter der Angestellten erklärte Maier, sie könnten im Augenblid feine bindende Erklärung ab geben, sie müßten die Entscheidung der Versammlung der Streiten­den überlassen, denen sie die Annahme des Vergleichsvorschlages empfehlen würden.

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Frage der Wiedereinstellung und der Bezahlung der Streiktage erörtert wurde. Alle Arbeitnehmergruppen berlangten die restlose Haueisen vom Buchbinderverbanb erklärte für bie Wiedereinstellung und die Bezahlung der Streik bgt. Aus- Arbeiter ganz entschieben, daß fie die volle Bezahlung der sperrungstage. Zur Begründung der letteren Forderung betonten Aussperrungstage berlangen, ohne daß sich erst ein Schiedsgericht die Bertreter der Arbeiter, ben durch die Aussperrung entstandenen mit dieser Frage beschäftige. Auch Massini appellierte in diesem Schaden müssen selbstverständlich die Unternehmer tragen, denn Sinne an die Unternehmer. Allgemeine Unzufriedenheit unter den die Arbeiter haben doch nicht die geringste Ursache zur Arbeitern würde die Folge sein, wenn sie die Aussperrungstage Hinterhältigkeit" seiner Linksgenossen zetert. Ein Wort, Aussperrung gegeben. Es seien doch nicht nur die Setzter nicht voll bezahlt befämen.

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So sieht die Leitung einer Partei aus, die vor und noch dem Kapp- Butsch sich in anmaßenden Redensarten gegen dis alte Sozialdemokratie und gegen die Gewerkschaftsbureau­fratie" nicht genug tun fonnte. Ihr ganzes Dasein war ein dauerndes Hin- und Herzerren unter Leuten, die nichts an deres miteinander gemein hatten, als die Sucht, selber eine führende Rolle um jeden Preis zu spielen. Stun nimmt es sich bekanntlich schon seit altersher sehr komisch aus, wenn die Gracchen über Aufruhr flagen. So fomisch wirft auch trog feines schlechten Pathos der Herr Arthur Crispien  , wenn er über die Geheimbündelei, die das ihm als Zwischenruf augeschleudert wurde, beleuchtet entlassen, die den Inseratensatz verweigerten, sondern ganze Be. Dieser Streitpunft rief noch eine weitere Disfussion hervor, bligartig die Situation. Es war das Wort: 1917! Crispien triebe jeien geschlossen worden, selbst solche, wo gar in die auch Staatssekretär irsch vom Reichswirtschaftsministe- hatte den Neukommunisten seiner Partei empfohlen, als ehr­feine Beitungen hergestellt werden. Die Unternehmer er- rium eingriff. Er sagte, das Nichterscheinen der Beiliche Menschen aus zutreten und sich der Kommunistischen klärten, durch den Streit sei eine so erhebliche Verminderung der tungen habe zur Verschlechterung unserer Va Partei anzuschließen. Da rief ihm einer von seinen rechten Der Nufer hatte Arbeit eingetreten, daß sie nur 80 Pro3. der Angestellten und Ar- Iuta beigetragen, also bas ganze Wirtschaftsleben geschädigt, Freunden das ominöfe Wort entgegen. beiter wieder einstellen könnten. Von einer Bezahlung der Tage, worunter natürlich die Arbeiter am meisten zu leiden hätten. Er sicher nicht daran gedacht, daß er in diesem Augenblick die Er­wo nicht gearbeitet wurde, könne feine Rede sein. ersuche deshalb die Parteien bringend, fich auch in diesem letzten innerung wachriefe an das ganze verbrecherische Treiben, das Nach dieser bestimmten Erklärung der Unternehmer erflärte Differenspurtt entgegenzukommen; er schlage vor, den Arbeitern derselbe Crifpien und seine engeren Freunde zu jener Seitz vom Buch bruderverband: Wenn nicht unser Arbeits- 75 Broz. des Lohnausfalles zu zahlen und die Ange- Beit innerhalb der alten Sozialdemokratic aufführten. Schon Anfang 1915 mar befanntlich die damalige verhältnis ohne Reft und Klaufel fortgesetzt wird, also alle wieder legenheit damit erledigt sein zu lassen. eingestellt und die Aussperrungstage bezahlt werden, dann sind Die Arbeiter stimmten diesem Vorschlage zu. Die Unter Opposition" in der alten Partei lebhaft am Werke, um die Damals fand im wir gezwungen, den Kampf aufzunehmen und unse- nehmer bestanden aber auf Entscheidung des Schiedsgerichts über Spaltung von 1916/17 borzubereiten. rerieits Forderungen zu stellen. Maffini betonte, die Frage der Streifarbeit. Seife Göppingen   eine Kreisgeneralversammlung statt, in der daß es ja die Unternehmer waren, die den Buchdrudern gegenüber die anwesenden Vertreter des Parteivorstandes zur Einigung Vertragsbruch begangen haben und der Entscheidung des mahnten: Da trat ein Rednr auf, der diesen Parteivorstands­Tarifamts aus dem Wege gegangen find. Unter feinen Umständen würden die Arbeiter die Kosten der Aussperrung tragen. " Die Organisation der Opposition ist über das Meich ge­Schließlich erklärten sich die Unternehmer bereit, alle Ar­schlossen, von Konstanz   bis Königsberg  ." beiter wieder einzustellen, die Bezahlung der Aus­Dieser Redner hieß- Arthur Crispien  ! Er war Damit waren die Verhandlungen nach achtstündiger Dauer Mitbegründer der Spaltungsorganisation. Er ist mitschuldig fperungstage aber davon abhängig zu machen, ob ein Schieds­gericht die verweigerte Arbeit als Streitarbeit anerkenne an der ganzen Zerrüttung der Arbeiterbewegung und an der oder nicht. Schwächung der Arbeiterklasse, die er heute so lebhaft beklagt. Er war beteiligt an all den Geheimschriften, den Geheim­fitungen, die während des Krieges die Partei nicht zur Ruhe fommen ließen. Er sowohl als sein jebiger Rechtsfreund Bedebour und der Neukommunist Adolf Hoffmann  , der ihn

Nach einer langen Sonderberatung der Unternehmer stimmten schließlich beide Parteien dem Vorschlage des Geheimrats Sigler zu, daß 75 Proz. des Lohnausfalles sogleich gezahlt und bie Zahlung der restlichen 25 Proz. von der Entscheidung des Schieds­gerichts abhängig gemacht werden.

beendet.

Diesen Vorschlag lehnten die Arbeiter ab. Die Versammlung der streifenden Angestellten, die über die Nachdem eine Verständigung der Parteien nicht zustandege. Einigungsvorschläge entscheidet, findet heute früh Uhr tommen war, machte Geheimrat Dr. Sizler einen Ver im Deutschen Hof" statt. Wenn sie den Vorschlägen zustimmt, soll gleichsvorschlag, ber sich in der Gehaltsfrage mit dem Bor- bie Arbeit um 12 Uhr wieder aufgenommen werden.

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bertretern erklärte:

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