Ste. 509+ 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 117
Bezugspreis:
Bertelfährt. 80,-, monatl.10,-. frei ins Haus, voraus zahlbar. Post. bezug Monatlich 10,- Mt, eril. Ruftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich 16,50 M., für das übrige Ausland bei täglich einmal. Buftellung 21.50 0. Boftbe. ftellungen nehmen an Defterreid Ungarn, Tschecho Glowatei, Dänemart, Holland , suremburg, Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Boft Zeitungs- Breislifte. Der„ Borwärts" mit der Sonntagebeilage Bolt u. Reit" ericheint wochen. täglich zweimal. Gonntags und Mon tags einmal.
Tele gramm- Adresse:
Abend- Ansgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
20 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die achtgespaltene Ronpareillegeile toftet3.- M., Teuerungszuschlag 50% Aleine Anzeigen", das fettgedruckte Wert 1.-.( guläffig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 60 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wor 55 Bfg. redes weitere Bort 40 Big. Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Teuerungszufchlag 50% Familien- Anzeigen für Abonnenten Beile 2, M., politische und ge wertschaftliche Bereins Anzeigen 3. Die Belle ohne Aufschlag Anzeigen für die nachft e Nummer müssen bis 5 21hr nad mittags in bauptgeschäft. Berlin B 3, LindenStraße 3, abgegeben werden. Geöffne non 9 Uhr frith hie 5 21hr abende Während des Stretfs erhöhte Breite.
Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.
Ferniprecher: Amt Morisblas, Nr. 15190-15197.
Donnerstag, den 14. Oftober 1920
,
Dorwärts- Verlag 6. m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniurecher: Ami Mortopias, Nr. 117 58-51.
Sozialdemokratie und Volksernährung.
Raffel, ben 14. Oftober, bormittags. Bierter Sigungstag.
Die Sympathieerklärung für die um ihr Deutschtum famp fenden Oberschlesier ist am Mittwoch nicht von Franz- a Ide n- burg, sondern bon Franz- Kattomis begründet worden. Es beginnt die Aussprache über die Fragen der allgemeinen Wirtschaftspolitik, der Sozialisierung und Gr nahrung. Dazu liegt vor ein Antrag Braun- Wels, ber bie Reichstagsfraktion beauftragt, sofort die schleunige Ueber leitung aller Betriebe, die fünstliche Düngemittel herstellen, aus pribattapitalistischem Besis in den Besitz der AII gemeinheit mit Nachdruck zu betreiben, weil nur durch Steigerung der Lebensmittelerzeugung
auf inländischem Boden die Hungersnot nachhaltig gehoben und ber Wiederaufbau der zusammengebrochenen Wirtschaft wirksam gefördert werden fann und weil diese Steigerung unter den gegenwärtigen Verhältnissen nur durch Senkung der hohen Düngemittelpreise erzielt werden kann.
Ländliche Siedlungsarbeit.
Von Dr. Alfred Striemer.
hier vor aller Deffentlichkeit eine solche Kritik an sozialistischen Ministern zu üben.( Zustimmung.) Wir sind uns über das Bier alle einig, nur über den Weg zum Ziel gehen die Ansichten auseinander. Für seine Ansichten hat Wissell so wenig konkrete Vorschläge gemacht, daß er über akademische Grörterungen nicht Daß die Steigerung des Bodenertrages und die Rückbinausgefommen ist. Erhöhungen der Löhne und Gefäller fönnen ficdlung der in die Städte abgewanderten Landarbeiter auf niemals helfen, denn sie bleiben stets hinter der Preissteigerung selbständige Steden die dringendsten Aufgaben sind, um den zurück. Die Gefundung kann nur vom Breisaöbau kommen.( Sehr iſt richtig!) Dieser Preisabbau fann aber nidyt jo erfolgen, daß man Geſundungsprozeß des deutschen Wolfes einzuleiten, ist... die Löhne herabsetzt und daß dann die Preise folgen, sondern feitig anerkannt. Die planmäßige ländliche Siedlung die Breije müssen herabgesetzt werden und dann folgen die ist der Weg zum Ziel. Bedauerlicherweise stellen sich ihr aber Löhne.( Sehr richtig!) Wenn wir der Landwirtschaft ges so biele hindernisse in den Weg, daß die gesamte nügend Düngemittel zu angemessenen Preisen verschaffen Deffentlichkeit sich für die Siedlung einsehen muß, um können, dann fönnen wir das spreche ich mit voller Ueberlegung sie vorwärts zu treiben. aus die landwirtschaftliche Erzeugung
-
Ferner steht ein Antrag eilmann zur Debatte, der die Reichstagsfraktion auffordert, unbeschadet ihrer sonstigen Stellung zum Kabinett Fehrenbach den lofortigen Rücktritt des Er. nährungsministers Hermes zu verlangen. Waentig- Halle: Die Formen, in benen hier die Gegenfäbe zwischen Wissell und Robert Schmidt zum Ausdrud gefommen sind, find recht bedauerlich. Dabei gehen ihre Ansichten gar nicht so weit auseinander, denn unjer lebtes Biel, die Er fehung der Privatwirtschaft durch die Gemeinwirt fa ft, ist uns allen gemeinsam. Heute steht die Sozialisierung des Bergbau es zur Debatte, welcher Borschlag der bessere ist ,, stno vorbei. fann nur auf Grund genauester Kenntnis von Sachverständigen
Braun:
Auch eine noch so große Verängerung berechtigt wiffell nicht,
auf die Höhe der Borkriegszeit
An das Reichsfiedlungsgesez find Goffnungen geknüpft worden, die sich nicht erfüllen. Es sollte vor allem die Landbeschaffung sichern. Hier ist aber ein vollbringen.( Sört! hört!) Die heutigen Preise für Düngemittel ständiges Versagen eingetreten. Die Landlieferungszwingen die Landwirte zur e gienfiven Wirtschaft. Ueber berbände, die der Großgrundbesik awecks Freistellung von 2 Millionen Brotgetreide müssen wir einführen, und die Ein- Land bilden sollte, bestehen noch nicht, es wird vielmehr führung konnte auch Wissell, nicht verhindern. Wir müssen ebenso eine völlige Siedlungsfeindlichkeit des Großgrundbesizes geBuder einführen, obwohl wir vor dem Kriege Zucker in großer zeigt. Bei Verhandlungen wegen Abgabe von Land wird Menge ausgeführt haben.( Cört! hört!) Geht diese Entwidlung so weiter, so werden wir eines Tages auch das zum Leben nur der minderwertigste und am ungünstigsten geNotwendige nicht mehr bezahlen fönnen. Niemand wird uns noch legene Boden angeboten, sofern überhaupt ein Angebot er etwas borgen und unser Bolt ist am Berhungern. Wir haben folgt, Boden, auf dem ein fapitalschwacher Siedler selbst bei bor dem Kriege mit einer gerissen Nichtachtung auf die inlän- höchster Arbeitsleistung nicht bestehen kann. Aber auch, bei bische Landwirtschaft geblidt, weil wir uns wegen unserer toben der Freigabe von Domänen machen fich fiskalische InterAusfuhrziffern eine große Einfuhr leisten fonnten. Diese Beiten effen bemerkbar, die durchaus engherzig den GewinnstandWenn pir statt Getreide Phosphate einführen punft vertreten und für die Förderung der Siedlung das würden, so würden wir Milliarden sparen. Das find teine fünft: notwendige Verständnis vermiffen lassen. So weigert sich lichen Stonstruktionen sondern diese Feststellungen beruhen auf B. das Reichsschasministerium, die große Dounanfechtbaren Tatsachen: ohne Volldünoer keine Bollernte. mäne Mar fendorf bei Jüterbog, die sich hervorragend ( Fortseßung auf der 3. Seite.) für Siedlungszwede eignet, zum landwirtschaftlichen Ertragswert den gemeinnüßigen Provinzialfiedlungsgesellschaften, an denen der Staat selbst mit 50 Prozent des Kapitals beteiligt ist, zu überlassen; der Bureaukratismus fordert Erstattung der für militärische Zwecke einst gemachten Aufwendungen.
Das Ende des Zeitungsstreiks.
In zwei überfüllten Versammlungen haben heute bor- wurde darauf hingewiesen, daß es sich empfehle, geeignete Maß mittag die streifenden Angestellten des erliner nahmen gegen die Streifbrecher zu treffen, die als Lohn für Rettungsgewerbes und die ausgesperrten technischen ihr verräterisches Verhalten nunmehr ebenfalls die erfämpfte GeBerionale der Beitungsdrudereien den im Reichsarbeits- baltsaufbefferung bekommen.. Dem Vergleichsvorschlage stimmte die ministerium gestern abgeschlossenen Vergleichsvorschlag ang e. überfüllte Versammlung mit großer Majorität au nommen. Die Arbeit wurde entsprechend den vereinbarten Bestimmungen, soweit angängig, heute mittag wieder aufge
nommen.
Die Versammlung der Streikenden.
3.
wohl klar.
Ungeheuer erschwerend für die Siedlung ist die geradezu maßloje Preistreiberei des Güterschachers. Bu geradezu phantastischen Preisen wandern die Güter heute von Hand zu Hond, Millionen werden spielend verdient und die größten Schiebungen werden zum Zwed der Steuerhinterziehung von den Kriegsgewinnlern gemacht. Da Inventar und Ernte nur zu einem Drittel des Steuerjages befteuert werden, so werden Diese bei den Verkäufen herausgenommen und zu ganz besonders hohen Preisen nebenbei verkauft. Wir haben im Borwärts" auf diese ungeheuerlichen Zustände des BeIn der heute vormittag abgehaltenen Versammlung der strei Damit ist ein Kampf beendet, deffen Wellen weit über die tenden Zeitungsangestellten empfahlen Maier und Guiar ichieht nichts, um ihnen ein Ende zu machen. Daß unter imechsels wiederholt aufmerksam gemacht, aber es geam Streik und der Aussperrung beteiligten Streise schlugen; namens der Streifleitung die in unserer heutigen Morgenausgabe solchen Verhäriffen die Siedlungsgesellschaften aus frei ein wirtschaftliches Ringen, das nach Meinung des Staatssetre mitgeteilten Einigungsvorschläge, zu denen noch ergänzend zu be- Sand keine Guter zu Siedlungszwecken kaufen können, ist tärs Sirsch vom Reichswirtschaftsministerium sogar mit zu merten ist, daß die vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen vom Sand feine Güter zu Siedlungszwecken kaufen können, ist der Verschlechterung unferes Balutastandes 15. September ab zu zahlen sind und bis zum 31. Dezember gelten. beigetragen hat. Dieſe üble Nebenwirkung kann der Arbeit. Die Referenten begründeten die Annahme der Vorschläge mit dem nach§ 6 die Siedlungsgesellschaften bei Güterverkäufen das Nach der Verordnung vom 23. Dezember 1918 fonnten geberberband für das Berliner Beitungsgewerbe auf sein inweis darauf, daß die Ablehnung derselben nicht mur eine längere Vorkaufsrecht geltend machen und bei unangemessen §6 Ronto buchen. Er hat durch seine Hartnädigkeit, mit der er die Dauer, sondern auch eine bedeutende Ausdehnung des Stampfes hohem Kaufpreis die anderweitige Feſtiegung desselben nach in einem vertraulichen Birkular der vereinigten Arbeitgeber- durch die Unternehmer zur Folge haben würde. Schon jetzt feien dem gemeinen Wert herbeiführen. Nach dem neuen Reichsverbände gegebene Anweisung, jede weitere Lohn wegen ihrer Solidarität mit den 2500 streibenden Angestellten Lohn- wegen erhöhung abzulehnen, bei seinen Angestellten in die 16 000 Arbeiter ausgesperrt, deren Bahl sich bei Fortsetzung des fiedlungsgeset kann dieses Enteignungsrecht nicht Wirklichkeit umzusehen versuchte, den Konflikt verschuldet. Streits auf 100000 vermehren würde. Die Angestellten mehr geltend gemacht werden. Vielmehr muß die SiedlungsEinen Faktor batten die Herren bei ihrer Stalfulation fönnten es nicht verantworten, die ihnen in anerkennenswerter gesellschaft, wenn sie erwerben will, in vorhandene Kaufangebergeeffn in Ansatz zu bringen: Die laffenfolidari- Weise bekundete Solidarität der Arbeiter in solchem Maße in An- bote eintreten. Die Festlegung des Kaufpreises nach dem getät der Sand- und Kopfarbeiter! Diefer glän- fpruch zu nehmen. Wenn auch nicht alle Forderungen der Streifen- meinen Wert ist ausgeschlossen. Daß unter solchen Verhältnissen den Siedlern kein Land zend bewiesenen Solidarität ist der für die Arbeiterschaft er- ben erfüllt seien, so hätten sie doch einen Sieg erkämpft, freuliche Ausgang zu danken. Das, was so oft in den Be- denn es sei doch gelungen, nicht nur den von den Unternehmern befchafft werden kann, es sei denn zu Spekulantenpreisen, ratungen der gewerkschaftlichen Arbeiter- und Angestellten- beabsichtigten Gehaltsabzug abzuwehren, sondern auch das Prinzip dürfte wohl klar fein. Aber noch eine andere Schwierigkeit organisationen verlangt wurde: die gemeinsame A5. der Unternehmer, feine Gehaltserhöhungen zu bewilligen, zu durch fommt hinzu. Die Siedler, die ein Gut aufteilen, haben die wehr der Unternehmeronschläge, bat in diesem wirtschaft brechen und eine Gehaltserhöhung von durchschnittlich 15 Broz. zu öffentlich- rechtlichen Verhältnisse zu regeln. Da kommt zuerst lichen Nonflift zum ersten Male einen aroken Triumph gefeiert. erreichen. Dadurch hätten die Angestellten Bresche in die Front des die Kirche und verlangt die Ablösung des Patronats. Neben der Abficht, erhöhte Gehaltsforderungen abzu- Unternehmertums gelegt. Wenn in materieller Hinsicht nicht mehr Sinterlegung eines Kapitals, aus dem eine Gemeindeschwester wehren, hatte den Arbeitgeberberband zu der Aussperrung der erreicht werden konnte, so sei das die Schuld der Gewert unterhalten werden kann, usw. Dann kommt die Gemeinde technischen Bersonale offenbar auch die Meinung verführt, da- fchaftsbünde, die sich auf die Seite der Unternehmer stellten. und fordert die Abfindung für Uebernahme der Schuldurch die Position der Arbeiterschaft im Budbrudergewerbe bei Der Sieg der Streifenden sei lein vollständiger, es gelte jeßt, fich I aften, dann kommen die Kreis- und Provinzialverwaltun gen und fordern die Herstellung von Wegebauten. Viele den dort bevorstehenden neuen Tarifverhandlungen schwächen für den nächsten Kampf zu rüsten. Mehrere Diskussionsredner verlangten unter lebhaftem Bei- Siedlerkolonie kapitalschwacher Arbeiter aufgepact. Bei- Bunderttausende von Mark werden hierdurch einer jungen zu können. Daß diefes Unterfangen ausfichtslos ift, wird die Streits, weil die materiellen Bugeständnisse, namentlich für die beginnt die Sorge um die Kapitalbeschaffung, denn fall bie Ablehnung der Einigungsvorschläge und Fortsetzung des Ift für den Siedler die Landbeschaffung geregelt, dann weiblichen Angestellten, zu gering feien. Darauf antworteten die hypothefarische Beleihung der Rentengutbant dect ja nur andere Redner und die Vertreter der Streifleitung, der moralische einen Teil der Kosten, die restlichen Gelder zur Fertigstellung Die Versammlung der Ausgesperrten. Erfolg dieses Kampfes sei doch höher einzuschätzen als ber der Baulichkeiten müssen von den Siedlungsgesellschaften materielle. Die an der Beitungsaussperrung beteiligten Arbeiter ber ber aufgebracht werden. Haben die Siedler selbst 40 000 oder Schließlich wurden die Einigungsbedingungen gegen eine 50 000 M. zur Verfügung, so werden diefe bei der bäuerschiebenen Organisationen hatten sich heute vormittag im Gewerk. schaftshause versammelt, um den Bericht über die geftrigen Ver.| leine Minderheit angenommen. lichen Siedlung zur Beschaffung von 2 Pferden, einigen gleichsverhandlungen entgegenzunehmen. Den Bericht erstatteten Eine Resolution, die den Arbeitenden wärmsten Dant Kühen, Drefchkasten, Göpel, Herstellung des Brunnens usw. Maffint und Zwirner, die die Annahme des Ver- für ihre Solidarität ausspricht, fand einstimmige fofort berbraucht. Gerade die Kosten für die Brunnen wergleichsvorschlages empfahlen. In der lurzen Diskussion| Annahme. I den oft unterschäßt. So toftete ein in der Mart auf einer
Unternehmer ja wohl der Ausgang des Kampfes gelehrt
haben.
.
-