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Nr.523 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 124

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die Boft. Zeitungs- Breislifte. Der Borwärts" mit der Gonntags beilage Bolt u. Reit" ericheint women. täglich zweimal. Sonntags und Mon tags einmal

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Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

20 Pfennig

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Die achtgespaltene Nonpareillezetle toitet3.- M., Teuerungszufchlag 50% Aleine Anzeigen", bas lett­gedruckte Wort 1, W.( zulässig zwei feftgedruckte Worte), jedes weitere Wort 60 Bfg. Stellengesuche uno Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Big.. redes weitere Wort 40 Big. Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Teuerungszuschlag 50%. Familien Anzeigen flir Abonnenten Zeile 2 M., politiche uno de­werrichaftliche Vereins Anzeigen 8- Dt. Die Retle ohne Auffchlag. Anzeigen für die, na chii e Nummer miffen bis 5 2he nad mittags um Hauptgeschält. Berlin SB 3. Linden. ftzaße 3, abgegeben werden. Geönne: son 9 Uhr früh bis 5 Uhr abenda

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernivrecher: Amt Moritblas, Nr. 15190-151 97.

Freitag, den 22. Oktober 1920

Sozialdemokratie und Rheinlandfrage

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3.

Ferusprecher: Amt Morisglas. Nr. 117 53-54.

Der Montantrust.

Bon Kurt Wurbs( Bochum ).

Wie unser Kölner Bruderblatt, die Rheinische Zeitung ". I uns die beste Gewähr, daß die rheinische Frage in unserem in der Zat Lokomotiven der Entwicklung" sind, beweisen am Daß Kriege und Revolutionen nach dem Marrschen Bort mitteilt, macht neuerdings Dorten wieder von sich reden. Für Sinne ohne jede Schädigung des Reichsgebantens eine Lösung trefflichsten die riesenhaften Kapitalstonzentrationen, die nächsten Tage steht die Herausgabe einer neuen finden wird. die sich in den legten Monaten, Wochen und Tagen in Rhein­Sonderbündlerzeitung bevor, die Dorten schen Von besonderem Interesse ist die Stellung, die die rhei land- Westfalen vollzogen haben. Hier schlägt nicht mehr ein Plänen dienen soll. Eine neue Druckerei ist in Koblena nische Sozialdemokratie diesen Sonderbündlern gegen- Stapitalist den anderen tot hier vollzieht sich die Vernichtung für diesen Zweck bereits hergerichtet. Man nennt als Geld- über einnimmt. Völlig eindeutig schreibt unser Parteiblatt: im Großen! Rapitalistengruppen fämpfen gegen Kapitalisten­geber zwei Koblenzer Herren, von denen einer vor dem Kriege Vor allem aber haben wir Sozialdemokraten unsere gruppen, und wo das größte Kapital, die rücksichtsloseste nicht in der Lage war, über einen Pfennig überflüssiges Geld ziele nicht aus dem Auge zu lassen: wir sind willens und berufen, Energie, dort auch der Sieg. Der Unterlegene gerät in die zu verfügen. Außerdem werden Wiesbadener Geldgeber die Sozialisierung durchzuführen, eine Aufgabe, die uns der Befehlsgewalt des Stärkeren, wogegen dieser seinen Machtbe­genannt. eben tagende Betriebsrätefongreß wieder eindringlich reich immer mehr erweitert und zum uneingeschränkten Noch auffälliger find, der gleichen Quelle zufolge, die Vor- ans Herz gelegt hat. Und die Sozialisierungsidee läßt Dittator wird. So verwirklicht sich hier im rheinisch- west­gänge im Roblenzer 3entrum, wo Republikpropa fich nur auf größtmöglichem Raume wirklich rationell fälischen Industrierevier die höchste Organisationsform des ganda gemacht wird. Der neue Roblenzer Reichstags in die Tat umsehen. Sozialisierung ohne Zentralisierung ist ein Kapitalismus, der gigantische Riesentrust, der zugleich die un­abgeordnete, ein oberer Regierungsbeamter b. Guerard, unding. Die deutsche Sozialdemokratie kann sich nicht zersplittern mittelbarste Voraussetzung für den Sozialismus darstellt. hält Neden, die unverkennbar eine Verwandtschaft mit denen in eine rheinische, eine bayerische, eine großberlinische usw. und Es ist nicht lange her, daß die Presse von der Auf­bon Rastert und Dorten aufweisen. Hinter den geschlosse tann nicht in jeden dieser Staaten und Duodesstaaten soziali- faugung kleinerer und größerer Unternehmungen durch die nen Türen des Roblenzer Ratholischen Lefevereins sprach in stische Versuche anstellen etwa im Sinne der Utopia" und des Firma Stumm und anderer Konzerne berichten konnte. einer sogenannten freien Aussprache Herr v. Guerard folgende Geschloffenen Handelsstaates". Wer das will, ist ein politi- Dieser Aufsaugungsprozeß, diese kapitalistische Enteignung", Säße: scher Romantiker. Wir Rheinländer haben in einem hat in den letzten Tagen einen wesentlichen und bemerkens­fozialistischen deutschen Staate Kraft und Raum und werten Fortgang erfahren, ohne jedoch damit abgeschlossen Gelegenheit genug, unsere Gonderintereffen zu wahren, wir zu sein. Die Träger der letten Sapitalzusammenballungen brauchen deshalb nicht zurückzugreifen auf die verstaubten sind die beiden bekanntesten Konzerne des rheinisch- west­Ideen einer partikularistisch gesinnten Ber - fälischen Industriegebiets: der Stinnes und Funke­gangenheit. Für den sozialdemokratischen Rheinländer gibt tonzern. Vor wenigen Wochen war es Stinnes ge­es beine Rheinische Frage". Wir wissen, daß Preußen fallen lungen, zwischen der gewaltigen Gelsenkirchener Berg­wirb, fobalb Sachsen und Bayeca and all die anderen aufwerksgesellschaft and seiner Deutsch Luxemburgischen Berg hören zu bestehen, um einem sozialistischen Gesamt- werfs- und Hütten- A.- G. eine Interessengemeinschaft herbei­deutschland Plah zu machen. Nur dieses kann dem sozialisti zuführen. Damit war der Grundstein zu dem Montantrust schen Gedanken die Durchschlagskraft erhalten, nur dieses kann die gelegt, der in diesen Tagen zustande gekommen ist. Einmal gute Werbearbeit verrichten, die nötig ist, um auch die übrigen die Interessengemeinschaft gesichert, gingen beide Gruppen an Bölfer zur Selbstbefreiung zu erziehen. die Ausführung weiterer Konzentrationspläne. Gelsenkirchen versucht, die Gewerkschaft Graf Schwerin", die selbst wieder an anderen Unternehmungen nicht unbeträchtlich beteiligt ist, für etwa 100 Millionen Mark zu erwerben und Deutsch­Luxemburg... Aber das ist ein Stapitel für sich!

Mit allem Nachdruck verlangen die Rheinischen Abgeordneten eine Neugliederung des Reiches auf Grund unserer Stammeseigenart unter Berücksichtigung der ganzen politischen und fulturellen Eigenart. Als freies Rheinland , in engster Verbindung mit den übrigen Ländern, im Rahmen des Deutschen Reiches, find wir überzeugt, dem Wiederaufbau unseres Bater­Landes am besten dienen zu können.

Noch deutlicher aber sprach sich der örtliche Vorsitzende der Roblenzer Zentrumsfraktion, der Rechtsanwalt 2 oenart, in feinem Schlußwort zu dieser Aussprache aus. Die Koblenzer Bolkszeitung"( Bentrum) berichtet daraus:

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Das Zugeständnis einer gewissen Autonomie könne uns nicht genügen: ale tostbarste Perle in der früheren Es ist höchste Beit, die allgemeine Aufmerksamkeit wieder Krone Preußens fordern wir dieselben Rechte wie andere Bundes- einmal den Sonderbestrebungen im Rheinland zuzuwenden. staaten. fordern wir Gerechtigkeit! Sollen wir mit einem Sih im Höchst charakteristisch ist es aber, daß die baterlandslose" Neiderate uns begnügen, während andere Staaten, an Bahl und Sozialdemokratie wieder einmal und nicht zum ersten Male! Bedeutung weit hinter uns stehend, fünf und mehr Sibe bean- als Hüterin der deutschen Interessen auftreten spruchen können? Unser rheinischer Führer Trimborn bietet I muß.

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Vermittlungsaktion im Bergarbeiterstreik? Für schleunige Sozialisierung! London , 22. Oktober. Eine Glasgower Meldung befagt, die Die Gruppe der Angestellten der Arbeitskammer für Führer der Bergarbeiter feien aus den verschiedenen Die den Sohlenbergbau des Ruhrgebiet 3 hat in der Sizung ftriften nach London zurüdberufen worden. Es wird erwartet, vom 19. Oftober 1920 zu der Frage der Sozialisierung des daß Freitag nachmittag eine Konferenz stattfinden wird. Die Roblenbergbaus Stellung genommen und folgende Regierung ist bereit, mit den Berglenten erneut in Berhand. Entschließung gefaßt: lungen zu treten, sofern diese grundfäßlich damit einverstanden sind, Die von der gesamten Angestelltenschaft des Ruhrkohlenberg­baß eine Lohnerhöhung von der Zunahme der Produktion abhängig baues gewählten Vertreter der Angestelltengruppe der Arbeits­gemacht werde. Mit Ausnahme von Süd- Wales, wo die Bergleute tammer für den Kohlenbergbau des Ruhrgebiets( ausgenommen zum Streit bis zum Acußersten entschloffen sind, ist man allgemein der Bertreter der oberen Bergbeamten) bekennen sich in der Frage in den Kohlenbecken der Ansicht, daß eine friedliche Bei der Sozialisierung des Kohlenbergbaues zur beschleunigten Durch legung des Konflikts möglich ist. Aus Süd- Cumberland und aus führung der Bollsozialisierung. Sie erblicken in der Ver­dem Becken von Durham werden Plünderungen gemeldet. gesellschaftung dieses Zweiges der Urproduktion unter gleichzeitiger Die Konferenz der Eisenbahner het beschlossen, am Sonntag Einführung weitgehendster Ueberwachung der Preisbildung um Mitternacht in den Streit zu treten, wenn nicht vorher die Ber - der fohlenvertreibenden Handelsgesellschaften den Anfang zur Ber­handlungen zwischen der Regierung und den Bergarbeitern wieder wirklichung einer sozialen Wirtschaftsform. Die Vor­aufgenommen werden.

In unserer Meldung über die Streiflage in der Donnerstag­Morgenausgabe muß es selbstverständlich heißen: Die Führung der streikenden britischen Bergarbeiter hat sich nicht( statt auch) an die Internationale der Bergarbeiter um Hilfe gewandt." Das geht ja auch aus den anschließenden Betrachtungen flar hervor.

Moskau flaggt.

ausjesung für eine Erhöhung der Produktion und für eine größere Wirtschaftlichkeit des Bergbaues sind nur dann gegeben, wenn im Wirtschaftsleben der Arbeitsfriede herrscht und größere Ar. beits freudigkeit Blas greift. die zweifellos die Soziali. fierung im Gefolge haben wird. Die Angestelltengruppe ist der Auffassung, daß die zahlreichen im Bergbau tätigen Angestellten durch Aufklärung und weitgehendste Mitarbeit in der Lage sein werden, während der Uebergangszeit produktionsstörende Einflüsse auszuschalten. Nur durch leichte Beweglichkeit des Be­triebes unter Ausschaltung bureaukratischer Magnah. London , 22. Oktober. ( Dena.) Der Korrespondent der Mor- men und unter Heranziehung aller fähigen Röpfe zur verant­ning Bost" in Moskou drahtet seinem Batt, daß die Stadt am wortungsvollen Tätigkeit im Wirtschaftsleben, wird die Sozialisie Sonntag früh im herrlichsten Flaggenschmud gewesen sei. rung den Erfolg haben, den das deutsche Volt von ihr erwartet. Als Grund hierfür wird der von Benin in einem Manifeft Die Angestelltengruppe behält sich, wie es am Schluß der verkündete Anschluß des deutschen Proletariats an Eowejetruk tesolution beißt, vor, zu dem demnächst erscheinenden Ent land( 1) angegeben. Gegen Mittag fand eine arabe der wurf der Reichsregierung über die Sozialisierung des roten Truppen statt. Der Sowjet von Moskau beschloß, die Bergbaues eingehend Stellung zu nehmen. Ausnahme der diplomatischen Beziehungen( 1) zu der neuen Sowjet­organisation in Deutschland .

Der Kapitalismus frißt seine eigenen Kinder. Uebrig bleiben legten Endes nur einige Mammutgebilde, die allbeherrschend die deutsche Volkswirtschaft umspannen. Zu einem solchen Mammutgebilde wurde der Stinnes­tonzern, als er mit Erfolg den Versuch unternommen, die Aftienmajorität des Bochumer Vereins für Gußzstahl­fabrikation aufzukaufen." Bochumer Gußitahl" ist ein großer gemischter Betrieb. Er besigt außer dem Gußstahlwerk gemischter Betrieb. Er besist außer dem Gußstahlwerk etwa 18000 Arbeiter, denen gegenüber er sich nicht gerade mehrere Kohlenzechen und Eisenerzgruben und beschäftigt in wünschenswerter Weise loyal benahm. In den letzten Tagen meldeten die Blätter, daß es Stinnes gelungen sei, durch Vermittlung dreier Großbanken, die sich ihrerseits wieder eines Berliner Bankhauses bedienten, sein lange ge­plantes Vorhaben auszuführen und die Aftienmajorität der Bochumer Gußstahl" in seine Gewalt zu bringen.

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Als damals unser

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Daß

Daß mit den Aktien der Bochumer Gußstahl" irgend­etwas los war, wußte man längst. Es ist noch gar nicht lange her, daß man an der Börse ein sprunghaftes Steigen Während der Bochumer Gußstahl- Attien" bemerken konnte. noch im Juli dieses Jahres ihr Kurs nur" 300 betrug, letterte er in furzer Zeit auf über 800. Bochumer Parteiblatt, wie auch die bürgerlichen Börsenblätter die Vermutung äußerten, daß hier eine finanztapitalistische Schiebung im Gange sei, beeilte man sich offiziell mit­zuteilen, daß irgendwelche Pläne nicht beftünden. sie bestanden haben, beweist nunmehr der plögliche Personen­wechsel der Attienbefizer. Wieweit die Großbanken oder deren Vorder- oder Hintermänner an dem Genuß der ungeheuren Rurssteigerung beteiligt waren, weiß außer den Eingeweihten natürlich niemand. Jedenfalls sind hier enorme Spefulations­gewinne gemacht worden. Selbst Stinnes soll die Aftien zu Uebrigens sind einem Sturie von 600 erworben haben! auch die Dividenden des Bochumer Vereins ganz außer­ordentlich gestiegen. Während die Aktionäre im Vorjahre nur 5 Broz. erhielten, erhöhte, trotz großer Abschreibungen, die Gesellschaft die Dividende in diesem Jahre auf 15 Broz, und es wird vermutet, daß im kommenden Jahre noch fettere Gewinne zu erhoffen sind. Ift solcher Profit auch nicht so überaus glänzend als der der Phönig A.-G.", die bei einem Die Neberlandzentrale Reischolz ist wegen Kohlen. Reingewinn bon nicht weniger als 50 484 152 M. Angst vor der Abrüstungsfrage. mangels gezwungen, die Strombelieferung für die Bergischen 20 Proz. Dividende in Vorschlag bringt( im Vor­Brüssel, 22. Oftober. Havas und Neuter berichten: Der Industriegebiete einzustellen. Für das wirtschaftliche Leben jahre 8 Broz.!), wozu noch nicht einmal die Hälfte des Bölterbundrat beschloß gestern, an den ständigen Bewaff der Bezirke Remscheid , Solingen , Opladen usw., sie von der Strom Reingewinns beansprucht wird, so beweisen doch beide Ab­nungsrat Schreiben zu richten mit der Bitte, die Frage der belieferung ber neverlandzentrale Reischolz abhängen, bedeutet dies schlüsse zur Genüge, wie grenzenlos die Phrase von den Verminderung ber Rüstungen zu prüfen. Es ist tat- einen fhweren Schlag. Die Stadt Remscheid verfügt nur noch hohen Löhnen" ist, die angeblich die Hebung der Produktion sächlich möglich, daß gewisse, während des Krieges neutral geblie über Strom für bie wichtigsten Not standsarbeiten und für und damit den Aufbau Deutschlands hindern sollen. bene Länder, insbesondere die skandinavischen, bei der Vollver- bie 2ebensmittelbetriebe. Im übrigen muß von Sonn- Außer dem Erwerb der Attienmajorität bon Bochumer sammlung des Bölterbundes in Genf die Frage der allge- tag ab die Bersorgung vollständig gefperrt werden. Mehrere Gußstahl" tauft Stinnes augenblicklich die Aftien des Mül­meinen Entwaffnung in den Kreis der Verhandlungen ziehen Rahbargemeinden inb in ähnlicher Lage. Son der Stadtverheimer Bergwerfvereins auf, bersucht er, die Herr­wollen. Der Völkerbundrat wünscht daher dringend, daß diese waltung wurde der Reichskohlenkommiffar dringen ersucht, schaft über die Essener Steinkohlenwerte zu erlangen und Frage bereits vorher eingehend erörtert wird. bas Werk Reischolz auf schnellstem Wege mit Rohlen zu beliefern. steht in Verhandlungen mit den Adlerwerken( vorm.

Gefährdete Industriestädte.

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