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Nr.530 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 128

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Bierteljährl. 30,-, monatl.10,-9 frei ins Haus, Doraus zahlbar. Boft bezug: Monatlich 10,- ML erfl. 8- stellungsgebühr. Unter Kreuzband für  Deutschland und Defterreich 16,50 mt., für das übrige Ausland bei täglich einmal. Buftellung 21.50 M. Boftbe. stellungen nehmen an Defterreich,  Ungarn, hecho Glowatei, Däne mart,   Holland, suremburg,   Schweden und die   Schweiz. Eingetragen in die Boft Zeitungs- Breislifte. Der Borwärts" mit der Sonntage bellage Bolt u. Reit" erscheint wochen täglich zweimal. Sonntags und Mon tags einmal

Telegramm- Adreffe:

Sozialdemokrat   Berlin".

Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

30 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgespaltene Nonpareillezetle toitet3.- M., Teuerungszuschlag 50%- Aleine Anzeigen", das tett­gedruckte Bort 1,- M.( zulässig zwei fettgedruckte Worte), jebes weitere Bort 60 Pfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Pfg. jedes meitere Wort 40 Big. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszufchlag 50%. Familien- Anzeigen für Abonnenten Beile 2-, politische und ge­mertschaftliche Bereins Anzeigen 3.- Mt. die Belle ohne Aufschlag. Anzeigen für die nachste Summer mtüffen bis 5 Uhr nachmittags im Sauptgeschäft,   Berlin SW.3, Linden. Braße 3, abgegeben werden. Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei   Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Moritvlas, Rr. 15190-15197.

Mittwoch, den 27. Oftober 1920

An die Partei!

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Der Parfeitag von   Kassel hat im Dienste bes Die demokratische   Republik vor allen reaktionären werkfätigen Volkes sachliche Arbeit geleistet. Seine Anschlägen zu schüßen- mögen sie auch in scheinrevolu­Verhandlungen waren ein Beweis für die ruhig wachsende fionärer Verkleidung auftreten und auf ihrem Boden Kraft unserer Partei, die allen Stürmen standgehalten für den Sieg sozialistischer Grundsätze zu wirken, das ist hat und der nichts anzuhaben vermochte, weder die Ver- die Aufgabe der Sozialdemokratischen Partei. folgung, die sie im kaiserlichen   Deutschland erduldete, Wir rufen die Genoffen im Lande auf, uns behilflich noch die Verwilderung und Verwirrung, der jetzt gewisse zu sein, um alle Teile der Arbeiterbewegung anheimgefallen sind. Am Ende einer Periode beispielloser Erschütterungen steht unsere Partei stärker und gefeffigter da, als sie es jemals gewesen ist, sie mustert in ihrer Organisation eine und eine Viertel Million erprobter Kämpfer

reaktionären Verschwörungen gegen die   Republik aufzudecken und im Keime unschädlich zu machen. Helft uns, das letzte reaktionäre Waffenneft auszunehmen! Seid wachsam!

Dorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplat, Nr. 117 53-54.

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Gute Hoffnung."

Zu der von uns bereits erwähnten merkwürdigen Be­richtigung" der Gutehoffmugshütte wird uns heute in Er­gänzung unserer eigenen Bemerkungen aus dem Reichs­abwidlungsamt geschrieben:

"

Die Post" und eine Anzahl Zeitungen des Westens, welche der Schwerindustrie nahe stehen, haben unter der Ueberschrift Befremdliche Geschäftspraktiken des Reichsab­widlungsamts" einen Artikel gebracht, der ein unlauteres Verhalten des Reichsabwicklungsamts gegenüber der Gute­hoffnungshütte beweisen soll. Der Artikel ist eine Häufung von Unwahrheiten und Entstellungen und gibt die Entstehungsgeschichte, Verlauf und Ergebnis der

Angelegenheit vollständig unrichtig wieder. Um der Deffent­lichkeit Sand in die Augen zu streuen, wird von der Gute­hoffnungshütte ein großes Geschrei über den angeblich bei­spiellosen Treubruch eines Angestellten erhoben. Der angeb­Wir wollen aber nicht nur Errungenes bewahren, liche Treubruch ist in Wirklichkeit die Anständigkeit und sondern mit seiner Hilfe für unsere Ziele weiterkämpfen. Ehrlichkeit eines Angestellten, der die, man darf und Kämpferinnen. In einer Zeit, in der für so viele Die Regierung hat einen Entwurf zur Sozialisie- wohl hoffen, in der Industrie bisher beispiellojen nur das Heute und das Ich gilf, opfern diese Männer und rung des Kohlenbergbaues angekündigt, aber Behörde zur Anzeige gebracht hat. Alles, was die Gutehoff­Frauen, ungeachtet der eigenen persönlichen Bedrängnis, die Art ihrer Zusammensetzung rechtfertigt die stärksten mungshütte über die angeblich geheimen Abmachungen des für die Allgemeinheit und arbeiten sie für die Zukunft. 3weifel, ob es ihr mit ihrer Ankündigung ernft ist und Reichsabwicklungsamts mit Angestellten borbringt, damit Ihr fefter Zusammenhalt bietet uns die Gewähr, daß ob sie die Kraft und den Willen finden wird, ihr Ver- diese als Angestellte der Gutehoffnungshütte das Reichsab­weder die Sache des   deutschen arbeitenden Volkes in der sprechen durchzuführen. Die Vergesellschaftung der wicklungsamt mit zweddienlichen Angaben versorgen sollten, Welf, noch die Sache des Sozialismus in   Deutschland Bodenschätze liefert die Grundlage für den Aufbau einer ist Schaumschlägerei. Richtig ist folgendes:

verloren iff.

Unsere Aufgabe wird es sein, durch den

künftigen   sozialistischen Wirtschaft, darum ift der Kampf Als Ausdruck dieser Kraft erschien der Parteitag um die Sozialisierung des Bergbanes von entscheidender von Kaffel. Er hat für die auswärtige Politik der Partei. Bedeutung. In den sozialen Kämpfen der Gegenwart für ihre Wirtschaftspolitik, besonders auch für ihre nimmt er eine ähnliche überragende Stellung ein wie einft Agrarpolitik, wichtige Richtlinien aufgestellt. Er hat für der Wahlrechtskampf in den politischen Kämpfen der die Wohnungspolitik wertvolle Anregungen gegeben Vergangenheit. und eine Kommission zur Erneuerung unseres Partei­programms beffellt, die ihre Arbeiten bereits aufgenom­men hat. In keinem Punkte hat er die Grundsätze des wissenschaftlichen Sozialismus aufgegeben, sondern es den Widerstand der Grubenherren und des konnte sich für ihn nur darum handeln, sie schärfer her- ganzen mit ihm verbündeten Privatkapitals zu brechen. auszuarbeiten und alte Erkenntnisse mit den Erfahrungen Das wird keine leichte Arbeit sein! Genossen, haltet der neuen Zeit in Einklang zu bringen.

Druck der öffentlichen Meinung

Seit fast Jahresfrist, November 1919, sind die Verfeh­lungen der Gutehoffnungshütte in Arbeiterkreisen West­deutschlands Gegenstand öffentlicher Besprechungen gewesen. In einer Versammlung der S. P. D. in   Sterkrade, Mitte November 1919, ist die Behauptung öffentlich auf ge ft e II t ivorden, die Gutehoffmmgshütte habe dem Kriegs­amt schlechte und unbrauchbare Werkzeuge in Rechnung ge­stellt! Es wurde ein Betrag von mehreren Millionen ge­nannt. Dieser Betrug wurde von einem Versammlungsteil­nehmer einer öffentlichen Behörde angezeigt. Diese griff die Anzeige pflichtgemäß auf und untersuchte sie. Diese vorsichtigen Nachprüfungen der Anzeige dauerten mehrere Monate. Schließlich wurde das Reichsabwicklungs­amt im März 1920 amtlich mit der Angelegenheit befaßt. Das Reichsabwicklungsamt, dessen Aufgabe u. a. in der friti­schen Nachprüfung von Kriegsverträgen be­Euch bereif! steht, griff die Anzeige pflichtgemäß auf. Es hat auch, wie Ein harter Winter steht vor uns, deffen unver- es sein Recht und seine Pflicht war, fich von den Ange­Die Partei bleibt freu der Politik des Weltfriedens und der brüderlichen Zusammenarbeit des internationalen meidlichen Nöte durch die falsche Ernährungs- und Wirt- stellten Informationen geben lassen. Die Auf Proletariats. Sie bleibt tren der Erkenntnis, daß nur schaftspolitik der Regierung noch verschärft werden. Er dedung eines strafbaren Verhaltens als beispiel­losen Treubruch" zu bezeichnen, ist der Gutehoffnungshütte die Verwandlung des   kapitalistischen Privateigentums wird schwere Kämpfe bringen, aber unsere Partei wird vorbehalten geblieben. Richtig ist, daß das Reichsabwid­an Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum, nur auch sie siegreich bestehen, wenn unsere Genossinnen und lungsamt mit einem Angestellten der Gutehoffnungshütte die Umwandlung der   kapitalistischen Produktion in eine Genossen im Lande mit derselben Hingabe wie bisher über eine Anstellung verhandelt hat. Es sei jedoch feitge­sozialistische, für und durch die Gesellschaft betriebene dahinwirken, sie stark und groß zu machen, auf daß sie stellt, daß dieser Angestellte mit der Anzeige nichts zu tun hatte, und daß der Angestellte erklärt hat, er wolle allen Feinden trotzen kann. Niemand ist verloren, der ohnehin aus den Diensten der Gutehoffnungshütte aus­Produktion dem arbeitenden Volke sich nicht selber aufgibt! Das arbeitende Volk   Deutsch- scheiden. Die Anstellung der Angestellten als Prüfer war be­lands kann und will sich nicht aufgeben, es kann aber auch absichtigt, nachdem sie aus dem Dienst der Gutehoffnungs­Gekten, die sich immer wieder spalten und untereinander von irgendeiner Vergütung nicht gesprochen worden. Erst im seine Ziele nicht erreichen im Anschluß an Gruppen und hütte ausgeschieden waren. Bei Erstattung der Anzeige ist wüfend befehden. Darum schare es sich fest um die alten Banner der Demokratie und des Sozialismus! Borwärts! Soch die Sozialdemokratie!

Befreiung aus den Fesseln der Not

und der Menschheit eine neue Blüte der Kultur bringen und der Menschheit eine neue Blüte der Kultur bringen kann. Sie bleibt nicht minder tren ihrer hohen Auf­fassung von dem Recht der Persönlichkeit, das niemals durch Unterdrückung der staatsbürgerlichen Freiheit und Gleichberechtigung eingeengt werden darf.  

Berlin, den 26. Oktober 1920.

Der Parteivorstand.

Bartels, Adolf Braun, R. Fischer, Frank, Heinrich, Hildenbrand, Marie Juchacz, Krüger, Molkenbuhr, Hermann Müller, Pfannkuch, Ritter, Elfriede   Ryneck, Heinrich   Schulz, Stampfer, Stelling, Wels.

Alle Poffsendungen sind zu richten an Wilhelm   Pfannkuch,   Berlin SW. 68, Lindenstr. 3, Geldsendungen unter Postschecknummer 7918, an Fr. Bartels,   Berlin NW. 7.

Hermes und Augustin.

Aus der Darlegung des Staatssekretärs Dr. Na mm, die wir

gendes liest: Abteilung V, Leiter: Geheimer Regierungsrat Dr. Augustin, Ministerialrat  .

hatte, daß durch die Auslobung des Reichs Prämien für

Juni 1920 hat einer der Anzeigenden, nachdem er erfahren

zweddienliche Angaben zur Rüderlangung von Wuchergewinn in Aussicht gestellt waren, eine solche Prämie mit der Begründung beansprucht, daß er sich wirt­schaftlich gegen die Entlassung seitens der Gutehoffnungs­hütte und die Boykottierung durch die Schwer­industrie sichern müsse. Mit Recht, denn diese Befürch tung hat sich seit jener Zeit in vollem Umfange bestätigt. Nachdem die in Aussicht genommene Anstellung seitens des Reichsabwicklungsamts wieder fallen gelassen war, haben die beiden in Frage kommenden Beamten privatim die Ab­rede getroffen, die Prämie zu teilen.

Das Wesentliche bei der ganzen Angelegenheit sind aber nicht die durchaus ordnungsmäßigen amtlichen Verhandlun­gen des Reichsabwickelungsamtes mit den Angestellten, son­dern die Bewucherung des Reiches durch die Gute­Hoffnungshütte und die Ausbeutung der Notlage während des Krieges und den Revolutionstagen. Alle die bisherigen Diese hier angegebenen Tatsachen stehen in direktem Wider- Behauptungen, daß die Gutehoffnungshütte dem Reichsfiskus in der letzten Abgendausgabe wiedergaben, ergibt sich, daß Minister spruch zu der vom Reichsernährungsministerium veröffentlichten un brauchbare Geschosse angedreht hat, werden Dr. Hermes bereits am 8. oder 9. Mai d. J. mit Ramm Darstellung über den Fall Augustin. Wie stimmt das, Herr Minister? aufrecht erhalten. Trotz aller Abnahmebescheinigungen hat die Gutehoffnungshütte minderwertige und un­eine Besprechung in der Bestechungsangelegenheit Augustin hatte. Die Schließung der Schneidemühler Eisenbahnwerkstatt. In der brauchbare Geschosse zur Ablieferung gebracht. Inwie­Andererseits wurde von Dr. Hermes in der Oeffentlichkeit wie der Angelegenheit der Schneidemühler Eisenbahn- Hauptwerkstätte ist weit die Abnahmekommandos fahrlässig gehandelt haben oder holt ausgeführt, daß die Mitteilung, Dr. Augustin sei trob der bieber feine Aenderung eingetreten. Die Organisationsvertreter durch die Guttehoffnungshütte selbst irregeführt worden sind, Renntnis des Ministers Dr, Hermes von dessen Ver- batten am 25. Oftober der Zweigstelle Preußen- Heffen den Vor- wird die Untersuchung ergeben. fehlung mit der Leitung einer Abteilung im Reichsernährungs- fchlag gemacht, eine Kommission, bestehend aus Vertretern Zu einer ordnungsmäßigen strafrechtlichen Untersuchung ministerium betraut und für den Bosten eines Ministerialdirektors des Ministeriums, des Hauptbetriebsrats und der Organisationen, ist es bisher noch nicht gekommen. in Aussicht genommen, frei erfunden ist. Merkwürdig! Am nach   Schneidemühl zu entienden, um die Vorgänge an Ort und 8. oder 9. Mai d. J. hatte Hermes Kenntnis von der Bestechung Stelle zu untersuchen. Zu einer Aussprache mit dem Staatssekretär und vom 20. Mai d. 3. ist der Geschäftsverteilungsplan des Reichs- Bodenstein ist es noch nicht gekommen, weil angeblich die Fest ernährungsministeriums, unterschrieben von Dr. Hermes, datiert, stellungen, welche die Zweigstelle Breußen- Hessen machen läßt, noch der am 27. Mai d. J. in Kraft trat, in dem man auf Seite 11 fol- nicht abgeschlossen find.

Der Versuch des Reichsobwickelungsamtes, eine Unter­suchung durch seine eigenen Prüfer auf Grund der Verord­nungen über die Auskunftspflicht vorzunehmen, ist durch die Gutehoffnungshütte bereitelt worden. Die Gutehoffnungshütte hat die Vorlage des Prüfungsmaterials