Reichstagsbesihlusse. ErnShrungsdebatte.— Russische Lagergeheimuisse. In der Mittwochsitzu� des NcichStages macht Präsident L S b e Mitteilung, daß vom ReichSmmistertum des Innern die Genehmi. WMg zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen Erzberger wegen Berletzuim der Eidespflicht nachgesucht wird. fDe- weganD-) Der Antrag wird der GeschästLordnungskommission überwiefen. Der Am vag auf Genehmigung zur Einleitung eines Privattlageverfahrens gegen den Abg. Dr. Raretzki sD. Vp.) wird abgelehnt. Em Nachtragsetat, der Forderungen zu Reubauten in verschiedenen Laudesteilen bringt, wrrd ohne Aussprach« in allen drei Lesungen angenommen. Darauf wird auch das Kapitalsluchtgesetz nach den De- Müssen des Ausschusses in zweiter und druter Lesung angenommen. Der Antrag des Ausschusses, schärfite Maßnahmen zur Er- reichung der Nblieieruirg des Brotgetreides zu ergreifen, wird gegen die soziatlstischen Parteien abgelehnt. Angenommen Werden die En ischlik Hungen des Ausschusses, die ein Verbot des gewerbSmähigeu Kuchenbackens fordern und die zur Trzielung einer Vevbilligung der Lebensmittel eine engere Verbindung Milchen Erzeugern und Konsu- m e n t e n wünschen.— Angenounnen»mrd ferner ein Antrag Arn- st a d t(Dnat.Vp.), wonach jeder Landwirt den Anspruch erhalt, für die abgelieferten Mengen von Brotgetreide, Gerste und Hafer eine möglichst große Menge geeigneter Futtermitiel zu beziehen; desgleichen ein Antrag Bahr(Dem.), wonach bei der Erfassung eines Teiles der Haferernte Kleinbetriel* von der Umlage verschont bleiben sollen.— Abgelehnt wird dagegen der Antrag Müller-Frcmken(Soz.) auf Uebernahme der Düngemittel- i n d u st r: e auf das Reich.— Angenommen wird ein Antvrg Arnstadt (Tnat. Vp.), die Stickstoffindustric durch ent- sprechende Maßnahmen in den Stand zu setzen, ihre Produktionskosten zu verbilligen und in der Superphospbatindustrtc durch finanzielle Beihilfe bei der Einführung von Rohphosphaten eine Vermehrung der Erzeugung berbeizu führen.— Dagegen wird der sizialdem akratische Iusatzantrag auf Bereitstellung a«S» reichender Mittel fiir die Landwirtschaft zum Bezug billiger Stick- stoffdüngrmittcl mit löst gegen 15Z Stimmen abgelehnt. Für ihn stimmen die sozialistischen Parteien und vereinzelte Bürgerliche.,— Der unabhängige Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs- ausschusses zur Prüfung der gegen den Retchsernährungs- minister erhobenen Vorwürfe wird angenommen, dagegen ein kommunistischer Antrag, dem Reichskanzler für sein Eintreten zu- gunsten des Ernährungsministcrs die Mißbilligung auszusprechen. gegen die Unabhängigen und Kommunisten abgelehnt. ES folgt eine Interpellation Hergt(Dnat. Vp.) über die Zustände i» dt« JntcrnrcrungSlagrru. Abg. Penning(Dnat.) begründet in längeren Ausführungen die Interpellation und bringt eine Reihe von Klagen gegen d>« Irl- ternierungSlager vor. wobei er d« bolschewistische Gefahr m krassen Farben schildert. Reichsfinanzminister Dr. Wirth(mit dem Ruf empfangen: Wo bleibt der Reichswehrminfiter?): Jedes unvorsichtige Wort, das heute gesprochen wird, erschwert das Los unserer Brüder in russischer Kriegsgrfangenenschaft.(Hört! hört! links.) Der Mi- nister weift die schwierige Lage der deutschen Lagerbehörden nach und schließt mit den Worten: Ich kenn eS nicht billigen, daß eine solche Interpellation auf derartige Lappalie» gestützt wird, wie eS der Fall fit(Unruhe rechts(Bufall links.). Staatssekretär GrzesinSky(Leiter des HeerssahwicklungShaup!- amtS): Wir finden eS unglaublich, daß der Interpellant mät der- artigen Vorwürfen hier taufirat. Ich muß unterstreichen, daß gerade jene am schwersten angegriffenen Herren ihre Pflicht erfüllt haben und ich werde in dei Lage fern, alle Angriffe als nicht zutreffend zurückzuweisen Die meisten Behauptungen des Interpellanten gehm von falschen VarauSlctzungen aus und es fit ganz überflüssig, solche Dinge in» Land hinauszutragen. In keinem Fall ist erwiesen, daß Herr Kopp seine Befugnisse überschriiien und sich in deutsche Angelegenheiten eingemischt hch. ReichSfinanzminisier Wirth: Von feiten einer Regierungs- Partei(D. Vp.) wird mir soeben mitgeteilt, daß sich Staatssekretär GrzesinSkh in meiner Abweseiklett in weitgehenden p o l e m i- schen Aeußcrungen ergangen hatte. Ich behalte mir vor. -Ntf diese Aeußerunge» später einzugehen. �Große Au ruh«, au» welcher die Stimm« LedebourS zu hören ist: Die Regie- rung macht sich doch lächerlich. Erneuter Lärm u allen Parteien.) Abg. Stückle«(Soz.): We Vertreter Sowjeirußlands sollen au» Teutschland entfernt werden, damit die Vertreter des zaristische« Ruß- landS ihren Einfluß auf die Gefangenen geltend machen könn- ten. Di« Denlschnationalen find die Wortführer der Weißrussen . DaS fit der Kernpunkt ihres ganzen Vorgehens. Wenn die G e- fangenentranSporte in» Stocken geraten find, so hat die Rechte kein Recht, die Regierung anzugreifen.(Bravo ! links.) Nach einigen persönlichen Bemerkungen und ausgedehnter GeschäftSordnungsdebatre wird*:« Tagesordnung für Donnerstag l Uhr wie folgt festgesetzt: Unabhängige Interpellation gegen die letzten Noten der Reichsregierung, Beesatzungszulage,, Besol- dungSsorlage. Weiterberawng der Interpellation Herz. Schluß 7 Uhr.
Das Urteil im prinz-prozeß. Im Prozeß Scheide »««» gegen Prinz verurteilte da» Gericht de«««geklagten Prinz kaftrnpflichtig z» 6 Monaten Geflng- ■«ater Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft. Do» Urteil des Gerichts ging im wesentlichen dahin: Eine Urkunde mit der Aufforderung zur Ermordung Liebknecht» und der Slosa Luxemburg hat nicht existiert, dagegen ein G e- rücht. welches der Angeklagte für wahr halten tonnte. Deshalb hat er sich nur der üblen Nachrede schuldig gemacht und nichtwissent- lich die falsche Behauptung verbreitet. Er hat ferner von der von ihm fälschlich angEifertigten Urkunde keinen Gebrauch ge- macht, denn der Zeuge Tenner, dem er sie übergab, um sie dem Rechtsanwalt Nübell zuzustellen, fit nur als Bote anzusehen, aber nicht al» eine Persönlichkeit, welche selbst getäuscht werden sollte- Der Angeklagte war daher zu verurteilen wegen versuchter schwere? Urkundenfälschung in Tateinheit mit fortgesetzter Beleidigung. E» find ihm uoildernde Umstände zugebilligt morde»«nt Rücksicht darauf, daß er sich damals tu schlechter Ver- mögenSlag« befand./ • Im Wrige« ist nachzutragen: Räch de» Anklagevertreter fvlgt der Vertreter de» Nebenklägers, Justizrat Dr. Werthauer, der n. a. ausführt: Prinz hat die fragliche llr- Zynde gefälscht, um mit Hilfe der darin enthaltenen un. wahren Behauptungen Geschäfte zu machen. Die Verhandlung hat klargestellt, daß Prinz, al» ar wegen seiner Betrügereien in Haft saß, sich an Heinrich Sklarz gewandt hat. den er vom Polizeipräsidium her kannte, und dessen Unterstützung erbat. Weil e? wese nicht erh-elt. ging«r dann dazu über gegen Sklarz Er- preffnngen zu versuchen und gleichzeitig Geschäfte zu machen da- durch, daß er sei« Erfindungen an andere verkaufte.
Wettlauf öer t die GrunÜfteuer in preuKen. Die Preußische LandeSversammlung nahm gestern daS Gesetz über die Altersgrenze der Beamte« nach den AusMißbeschlüffen unverändert an. Es tritt am 1. April 192). in Kraft. Beim.HguShilt der Lotterie Verwaltung wurde ein sozialdemokratischer Antrag, frei we-dend« Eirmehmerstellen vor- wiegend an Kriegsbeschädigte zu geben, im Hammelsprung mit 131 gegen 116 Stimmen abgelehnt. Es folgte die erste Lesung des GrundstenergesttzeS. Finanzmnfister Lüdeman« erklärt die Abänderung des seit 186) bestehenden Gesetzes für notwendig, da dem Staat die Ein- kommen- und VermögenSbestererung entzogen sei. Ein endgültiges Gesetz müsse de: neuen Landesversamnilnng überlassen bleiben. Die Steuer weide dui ckschnittlich 3 Proz. betragen. Als Wert gelte vorläufig der Veranlagungsioert von 19)7/)g. Kleinsiedlerstellen seien geschoni. Die Weristeigerungen des letzten Jahres seien nicht berücksichtigt. Für den Morgen betrage die Steuer nur 8 M. Im Falle der Abwälzung, könnt- die Mieterhöhung nur zehn Prozent betragen. Der Minister wendet sich gegen die Angriffe der„natio- nalen" Presse, die dem Staat das Notwendige versagen wolle, und besonders gegen einen Artikel des Unterstaatssekretärs a. D- Dusch, der, als er noch im Amt war die Notwendigkeit der Steuer anerkannt habe, sie aber jetzt bekämpf«. Er schließt mit einem Appell, dab Land var einer finanziellen Katastrophe bewahren. Hauschild(Soz.) gibt eine Erklärung ab, die in der Hauptsache besagt: Die Frakt'vn habe Ausgaben zur Aufbesserung der Ge- hälter bewilligt und erkenne die Notwendigkeit, neu« Einnahmen zu schaffen. Sie billige die vorgeschlagene Steuer grundsätzlich, die die einzige bewegliche Einnahmequelle für den Staat sei. Die Regierungsvorlage biet- eine geeignete Grundlage, müsse aber den sozialen Anforderungen angepaßt werden. Höher zu besteuern sei der Boden, der werbenden Avecken diene, ivegzusteuern sei der Spekulationsgewinn. Wettere Be- lastung des städtischen Grundbesitzes müsse zu einer Mieterhöhung führen, darum weiche die Fraktion für eine soziale Ausgestaltung der Vorlage eintreten, besonder» sei dabei der Boden zu besteuern. der zur Errichtung von L uxuSwohyungen diene. Die Steuer sei vom gemeinen Wert, n'cht vom Ertragswert zu erheben. Die Fraktion halte es ftir eine unabweisbare Pflicht, für beschlossene Ausgabe» auch Deckung zu schaffe«, und werde darum alles aufi bieten, um das Gesetz noch rechtzeitig zu verabschieden. Die Ver- antwortung für ein(Scheitern wolle sie nicht tragen. Schulze(Z.) will der Ausstbußberatung zustimmen, spricht aber gegen das Gesetz, das den Grundbesitz einseitig belaste. DamininiS(Dem) gibt eine ähnlich« Erklärung ab. Seine Fraktion werde den Gesetzentwurf entschieden bekämpfe«.
Öderburgermeister Scheideman» hat Stralantrag gestellt, um dem Treiben der- Berleumderzentrale entgegenzutreten, welche derartige Verleumdungen in immer stet- gendem Maße in den politischen Kampf wirft. Die Verwilderung der Sitten durch den Krieg hat in Deutschland das politische Leben derartig vergiftet, daß ein anständiger Mensch kaum noch für den Staat wirken kann, da er sofort mit Schmutz be- war f e.n � wird, welcher aus der sogenannten Verleumder- zentrale stammt und.welcher den Ruf Teutschlands als eines gesittistM.Sthqltzs gefähchetz, d':''' Justizrat T? Wert hauet sagt weiter: Ich bannt; Lieb- knecht genau, und ich weiß, daß er ein Heiland für viele Menschen in. lteujManh war. Es ist ein schweres Unglück, dqß sein Tod bis heute noch nicht aufgeklärt ist rino ich hätte eS unendlich gern gesehen, wenn es gelungen wäre, hier in diese? Verho-nd- lung den Schleier zu lüften, der immer noch über dem Tode Lieb- tnechts liegt- Es wäre dann vielleicht gelungen, diejenigen zu ent- larven, welche die Namen angesehener Politiker, nach dem bekannten Wort von dem Dieb,, der da ruft v „Haltet de« Dieb", fälschlich als enaebliche.Mörder im den Vordergrund zu schieben suchen um den Verdacht von sich seTjst abzulenken. Alle anständigen Menschen hätten das größte Interesse an der Reinigung der Politik und nur deSholb habe der Nebenkläger den Sirviantraa gestellt und verlange die Bestrafung de» Angeklagten. Als Verteidiger sprach zunächst Rechtsanwalt Rüdell: Der Prozeß hat lchnc Zutun des Angeklagten und der Verteidigung einen Umfang angenommen, der ihm an sich nicht zukommt. Man Hot hier recht.deutlich gesehen, daß der R e v o l u t i o n- nicht hohe und ideale Gesichtspunkte zugrunde lagen, sondern daß sie geboren wurde aus elendem Materialismus und Pöstchen- und Aemter- schacher. Wenn gewisse Persönlichkeiten blamiert dastehen, so ist das ein Erfolg der emsigen Tätigkeit des Herrn Heinrich Sklarz. Der Verteidiger kam nach längerer kritisierender Betrachtung Üb» die Person des Herrn Dkkarz zu dem Ausdruck sein«? Ueberzeugung, daß Sklarz aus Sucht nach einer völkischen Groteske gehandelt habe. SS ist noch nie ein erfreuliches Schauspiel gewesen, wenn schmutzige Wäsche vor dex Oeffentlichkeit gewaschen wird und so war auch diese Verhandlung in dieser Beziehung wenig erfreulich. Er. der Verteidiger, habt die Verieidignng des Prinz nicht über- nommen aus Sucht, politischen Skandal zu entfachen, son- der« auS dem Pflichtgefühl eines Verteidiger», der gewillt«st. einem Angeklagten zu seinem Rechte zu verhelfen und schließlich auch de? politischen Reinlichkeit wegen. Man habe ge- sehen, wie weit wir unter dem Regime Schekdeman« gekommen waren. Die zahlreichen vorgekommenen Meuchelmorde zeigen, daß der Meuchelmord geradezu zum Softe» geworden war. WaS unter dem früheren Regwe nicht möglich war, war unter dem Regime Scheidemann zu Tatsache geworden und dafür ist die damalige Regierung verantwortlich, die nach der Bekundung von Wels nickt einmal etwas getan bot, um di« bekannten Flugblätter und Plakaje aus der Veit zu ickasten. In längeren zuristisckeu Ausfübrungcn sucht« Rechtsanwalt Nübell nachzuweisen, daß eine Verurteilung wegen Urkundenfälschung auSge. schlössen erscheine. ES bandle sich überhaupt nickt um falsche Urkunden, sondern um Abschriften. Rechtsanwalt Nübell kam zu dem Schlußantrage: den Angeklagten freizusprechen. Auch der zweite Verteidiger, Rechtsanwalt Walter Richter » schlug in dieselbe Kerb«. Justizrat Dr. Werthauer betont«, e» sei eine völlige Ver- drehung der Tatsacken, wenn l�er einer de? Verteidiger behaucke, der Rebenkläger babe den Kaiser abgesetzt. Jeder kenn« die Wilson-Roten von damals und. wisse, daß die Entente damals erklärt habe, nur mit einer andersgearteten. Regierung in Waffen. stillftandsverbändlungen treten zu wollen und daß es der Prinz Mc? von Baden war, der Eberl beauftragt«. DaS Urteil haben wir oben wiedergegeben.
Der Mechtersteüter Moröprozeß. Kassel , Ib. Dezember.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts'.) Zeuge Wagner, der sich beim StudenteirkmPs befand, berichtete, daß ihm von dem Studenten Höhnemann auf seine Frage gesogt worden sei:„D a werden Gefangene erschossen." Auf. die weitere Frage, ob die erschossenen i Gefangenen auf de? Si raste liegen hleflkn, habe Hohnemann gesagt:.Tie Gesungenen werdsn nicht auf der Straße erschossen, fottHtzt vorher veranlaßt, difi
B. d. Osten(Dnat. Vp.) erklärt es für unangebracht, in letzter. Stunde ein Gesetz von solcher Bedeutung einzubriugeri Leidig(D. Vp.) empfiehlt Zurückziehung des Entwurfs, der«ine ungeheuerliche Belastung des Grundbesitzes bedeute. Kilian(Komm.) lehnt die Steuer ab, weil sie«ine indirekte. sei und Mittel für die reaktionäre Polizei und zum Arbeiter- verrat liefere.(Heiierkeit.) Leid(U. Soz.) steht in der Grundsteuer keine wirkliche Besitz- steiur und lehnt sie ab. Hrilman«(Soz.) erklärt, daß auf solche Weise die Finanzen nicht in Ordnung zu bringen seien. Ausgaben für Beioldungs- reformen und andere agitatorisch wirkende Dinge habe man gern bewilligt, aber bei der Deckung wolle sich von den Kommunisten bis z« de» De»tschnati»nale« keine Partei von der andere» an Steuer» scheu übertreffen lassen. Finanzminister Lüdemann meint in seinem Schlußwort, wen« man eine Sieuer suchen wolle, die in kemer Weise überwälzbar sei. könne man suchen, bis die Katastrophe da se«. Er mahnt dringend, im' Ausschuß Mängel des Gesetzes zu beseitigen, aber etwa? Positive» zustande zu bringen. Das Gesetz wird dem Hauptaussckuß überwiesen. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr: Staatshaushalt, Antrag Siehring über die SlaatSratswahlen, Landwirtschaftskainmergesetz. fibfchwächung ües Reichsnotopfers. Der Steuerausschutz des RrickStages setzte in seiner Mittwoch-Sitzung die Beratungen des R e i ch s n o t o p f e r ge- s e tz e s fort. Abg. Dr. Helfsrrich(Dnat.) legte einen B e r m i t t l u n g S- a n t r a g des Unterausschusses vor, folgenden§ 3a einzufügen: „Wird gegen den einstweiligen Steuerbescheid Einspruch ein--- gelegt, so ist oie Einziehung des bestrittenen Teiles der Abgabe bis zur Zustellung des Einspruchbescheides auszusetzen. Die Er- ledigung des Einspruches hat zu erfolgen unter Anwendung des Z 29 des Gesetzes über das ReichSnotopfer und unter Mitwirkung. der in K SS der Reichsabgabenordnung vorgesehenen Ausschüsse. Dex Einspruch hat kein« aufschiebende Wirkung, soweit die Ver; anlagung gemäß der Steuererklärung erfolgt«st. Ministerialdireftor v. Lahr weist in längeren Darlegungen nochmals nach, daß ohne die gleichzeitige Verabschiedung des§ 1 eine ordentliche Steuerveranlagung nicht möglich ist. Wenn di« Finanzämter tpei-terhin so behindert würden, sei ein Zusammenbruch der Steuerverwaltung fast unvermeidlich. Darauf fragen dir Abgg. Helfserich(Dnatl. Vp.) und Dr. Becker-Hessen (DVp .) die Regierung, ob sie ohne den Z 1 die Novelle für wertlos halte und weisen darauf hin, daß bei Durchberatung des ß 1 das Gesetz vor Weihnachten bestimmt nicht zustande komme« kSirne. Fortsetzung Donnerstag.
Straße zu verlassen.' Zeuge hat auch schwere Mißhandlungen wn Gefangenen gesehen. Leutnant Häusling, dcr ver» sucht, die moralische Oualiftkation des Zeugen Tha'heim herabzusetzen, wird vom Borsitzenden unterbrochen mit der Bemerkung,„daS gehöre nicht hierher". Zeuge Student Weber wird über die Behandlung der Ge-- angenen durch Goebel vernommen. Er sagt aus, daß sich Goebek ehr ausgeregt gezeigt habe, weil die Gefangenen angeblich die ihnen gegebenen Befehle nicht korrekt ausgeführt hätten. Die Ge- -sangen«» zeigten sich störrisch, weil ihnen der vom Angeklagten Gee�k»jewünfchte m ilti arische Z u g nicht behagte. Goebe! hat hie. Leute gestoße n und mit Sp a r t.a ki st e n h u n d»lttzi du Schwei» geschimpft. Hebet die Vorkommnisse in der erste* Nacht in bem Quartier- befragt.l bestreitet der Zeuge die von dtchk Zeugen"Arnold geschilderten Vorgänge. Die nochmals aufgerufe» nrn Zeugen Arnold und B a r z halten ihre Aussagen in ganz. bestimmter Weise aufrecht. Die Zeugin Wolfs, ein« gebrechliche alte Frau, bekundet ganz bestimmt, daß fie vom Angeklagten. G-aebel beschimpft und gestoßen wurde. So habe er sich vor die Zeugin hingestellt, das Gewehr erhoben und gerufen: „Ich schlage dich tat, d» Aas'. Nur dadurch, daß andere Zeitfreiwillige den Goebe! zurückoeriffe« hätten, sei die Zeugin vor einem schweren Kolbenschlage bewahrt worden. Weitere Zeugen wurden in ausführlicher Breite darüber vernommen, in welchem Verhältnis die Zeugen Barz und Arnolh zur Roten Armee gestanden haben. Zeuge Hagen bekundet, daß der Angeklagte Goebel die Gefangenen hart angefant hat._ Von Mißhandlungen will er nichts gesehen haben. Schon das scharfe Anfassen der Gefangenen veranlaßte den Zaugen, seine Kompagnie auf eine menschliche Behandlung zu verweisen. Als letzter Zeuge wird der Student Lämmer aus Marburg vernommen, der als Leutnant bei der Volkskompagnie Marburg ge- Wesen ist und auch die ersten Ermittlungen zur Klarstellung der Vorfälle bei Mechterstedt angestellt hat. Der Zeuge berichtet über de» Einmarsch i» Ruhla , in dem di« Bevölkerung ganz verstört und verschüchtert war. Die Bevölkerung war über unser anständiges Auftreten überrascht und gab ein erschütterndes Bild über die Verhaftungen. Wir gingen nun der Sache nach, und ich mit einem einzigen Kameraden stellten Nachforschungen ohne Schutz in der sogenannten sparta - kistischen Gegend an. Obwohl ich durch Achselstücke a's Offizier gekennzeichnet war, blieb ich vollständig unhehelligt. Di e Liste mit den Verhafteten war den Marbürger Studenten von Bauern au» der Gegend von Mechterstedt übergeben worden, die dadurch cm ihren persönlichen Gegnern- unter den Arbeitern ihr Mütchen kühlen wollten.(Große Bewegung im Saale.! Ans eigene« Mitteilungen, besonders von Angehörigen der Erschossene«, gewann ich de« bestimmten Eindruck, daß ein schwere? Bergchen der St«, deaten vorlag. Ein weiteres Verbleiben de» Marburger Smdenten» korp» in Thüringen würde nicht ein Eindämmen der Unrwben be- zwecken, sondern nur provokatorisch aufreizend auf die Bevölkerung wirken. Da die Stundenten teilweise mit Couleur und Band über ihre Uniform geschmückt waren, würde dadurch eine neue tiefi- gehende Erregung unter der Bevölkerung hervorgerufen worden sein. Dst Ereignisse in Thal verstärkten jene Gefahren. Da der Srudentenschaft zum großen Teil jedes psychologische Verständnis für eine derartige Situation fehlte, hielt ich es für meine unbedingte Pflicht, auf ihre sofortige Zurückziehung hinzu, arbeiten. ES werden an den Zeugen Fragen gestellt, die durchweg polt- tischen Charakter haben. Er wird von dem Verteidiger gafragt, warum er dem Hauptmann van Buttler seine Reise nach Berlin zu« ReichSwehrMlnisteriUm verleugnet habe. Auf diese Frage er- klärt der Student Lämmer, daß im Augenblick der Anfrage die Republikanisch« PolkSkompaguie mit den Waffen r« der Hand den mit-schwarzwttßroten Abzeichen versehenen and e» che« studentische« Kompagnien gegenübergestau- d e n sei. Ein kleiner Anstoß hätte genügt, um«in furchtba re» Blutbad herbeizuführen, da die Gegensätze infolge der Forde- rung des Studentenbataillons, We schwarzrotgoldene Fahne zu entferne»� die daS Symbol der Verfassung und der Republik war, ungemein verschärft waren. Di« Studenten wollten die Fahne mit Gewa.fi entfernen, wogegen sich die Angehörigen der Volkikompagnis wehrten. In diesem Augenblick war es bem Studenten Lämmer daher nicht uiöglich. eine zutreffende Antwort zu geben. Am nächsten Zage habe er dann dem Professor Hermelings von seiner Berliner Reise berichtet. Die TerhanWung wird auf Mittwoch vertagt.