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Nr. 633 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 179

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Sozialdemokrat Berlin  .

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Dienstag, den 28. Dezember 1920

Die neue Entwaffnungsnote.

In unserem geftrigen Abendblatt teilten wir mit, daß Gegen diese Art, eine brennend wichtige Angelegenheit eine neue Entwaffnungsnote der Entente einge zu behandeln, muß entschiedene Verwahrung eingelegt troffen sei. Diese Nachricht war richtig, wurde aber de- werden. Wer die Entwicklung der Dinge nur einigermaßen mentiert. Als Anlaß des Dementis mußte der nebenfächliche verfolgt hat, der weiß, daß sich die Entwaffnungsfrage zu Umstand herhalten, daß wir die neue Note als Antwortnote einer neuen internationalen Arise auszumachsen auf die legte deutsche Note bezeichnet hatten. Die Deutsche   droht. Das deutsche Bolf hat ein Recht, über den Fortgang Allgemeine Zeitung  " erklärte heute morgen: dieser Angelegenheit rasch und gewissenhaft unterrichtet zu werden. Es geht durchaus nicht an, daß man Noten von ent­scheidender Wichtigkeit in ein Geheimfach legt, zunächst ihr Vorhandensein leugnet und dann die Oeffentlichkeit zu trösten versucht, das Malheur sei zwar da, aber das Auswärtige Amt werde schon den Ausweg finden und die Mißverständnisse aufflären".

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Die Nachricht des Borwärts", daß die Antwort der En tente auf die leste deutsche Note wegen der Entwaffnungsfrage bereits in Berlin   eingetroffen sei und daß sie in äußerst entschie. benem Tone an dem bisher von der Entente eingenommenen Standpunkt festhalte, trifft, wie wir hören, nicht zu.

Zur Beseitigung von Weigoerständnissen scheint uns in der Demokratie die Oeffentlichkeit das geeignete In firyment zu sein. Darum verurteilen wir jedes Versted spiel in der Entwaffnungsfrage und fordern ungefäumte Auf­flärung. Glauben die Minister wegen dieser Sade ihren Ur laub nicht unterbrechen zu müssen, so können sie doch nicht verlangen, daß die ganze Weltgeschichte solange Ferien macht und daß das Volk auf die Mitteilung wichtiger Nachrichten solange wartet, bis sie wieder zurück sind.

In Wirklichkeit ist eine Note eingetroffen ,,, die in äußerst entschiedenem Tone an dem von der Entente bisher einge­nommenen Standpunkt festhält", nur daß fie eben noch nicht die Antwort auf die letzte deutsche Note ist. Das offizioje Dementi wollte dagegen den Anschein erweden, als ob eine neue Entwaffnungsnote überhaupt nicht eingelaufen fei. Im Laufe des Vormittags befann man sich jedoch eines anderen und ließ die B. 8." erfahren, daß eine neue Note tat fächlich da fei, und daß in dieser Note die Auflösung der Sicherheitspolizei gefordert werde. Das Aus wärtige Amt wünsche aber, den Tert vorläufig geheimzuhal­ten, da er erst im Reichsfabinett besprochen und die Ant- Außerdem wird zu erwägen sein, ob nicht auch der Aus­tort beraten werden soll. Da die Mehrzahl der Kabinetts. partige Ausschuß des Reichstags einzuberufen mitglieder augenblicklich fern von Berlin   auf Urift, zum mindesten müßte doch er das Recht haben, den Text I aub weilte, habe die Reichsregierung noch feine Gelegen- der neuen Note tennen zu le nen und über die Art ihrer heit gehabt, zu der Note Stellung zu nehmen, das dürfte aber im Laufe der Woche noch geschehen. Schließlich fommt mittags vor ein Uhr WTB. und teilt folgendes mit:

Beantwortung feine Meinura äußern. Gewiß ist nicht zu verlangen, daß der Ausschuß diplomatische Roten mitredigie­ren soll, für das Auswärtige Amt wäre es aber doch von Wichtigkeit, vor seiner eigenen Entschließung die Auffaffungen Die interallierte militärische Rontrollfemmission hat unter der Parteien fennen zu lernen. Wahrscheinlich wären in der bem 23. Dezember eine Note an das Auswärtige Amt gerichtet, wo. legten Note über die Einwohnerwehr wenigstens einige der rin sie sich mit der Art, wie die Reorganisation der Beschlimmsten Ungeschicklichkeiten vermieden worden, wenn eine Tisei ausgeführt worden ist, nicht befriebigt erklärt. Da die solche Aussprache stattgefunden hätte. Reorganisation nach einem Plane erfolgt ist, ber bis ins einzelne im Einvernehmen mit der Kontrollkommission aufgestellt wurde, muß angenommen werden, daß Mißverständnisse vorliegen. Das Auswärtige Amt ist damit beschäftigt, diese Mißverständniße aufzuklären.

Entgegenkommen in Brüssel  ?

Dom Auswärtigen Amt ist also zu verlangen, daß es dem Reichstag   und dem Bolt über den Stand der Entwaffnungs­angelegenheit reinen Wein einschenkt und auf alle Ein­schläferungskünfte verzichtet. Das Erwachen könnte sonst gar zu unangenehm werden!

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3.

Wernbrecher: Amt Moritplas, Nr. 117 53-54.

Es muß anders werden!

Bon Bernhard Krüger  , Betriebsrat der A.G.G., Brunnenstraße. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Ar­beiterblattes, bie Stimmungen und Auffassungen, die in breiten Arbeiterfreifen vorhanden sinb, widerzu­spiegeln. Darum sollen an dieser Stelle Parteigenossen zu Worte kommen, die als Arbeiter in den Berliner  Betrieben tätig sind und die Bustände dort aus eigener Erfahrung lennen. Der folgende Artikel des Genossen Bernhard Krüger   ist als erster einer Reihe gedacht, die diesem Bwed dienen soll.

Rebattion des

Vorwärts".

Es gärt in der Arbeiterschaft, dumpf lastet die Verzweif­lung auf ihr. Läglich sinft ihre Lebenshaltung tiefer. Und während sie nicht mehr imftande ist, sich auch nur noch genü­gend zu beköstigen, geschweige denn sich Kleidungsstücke oder Wäsche anzuschaffen, schwelgt ein Teil der Bevölkerung im üppigsten Lurus. Geht der Arbeiter mit hungrigent Magen, in abgerissener Kleidung, mit durchlöcherten Schuhen, ja, oft ohne Unterwäsche durch die Straßen, jo sieht er in den Schau­fenstern die schönsten Delikatessen, Kleidungsstücke, Wäsche in Hülle und Fülle zur Schau gestellt. Das wirkt stärker als jede Agitation. Dazu steigt die Arbeitslofenziffer von Tag zu Tag. Während ferner die Arbeiterschaft nach Verdienst besteuert wird, drücken sich die besitzenden Klassen vor Steuer. abgaben soviel wie möglich.

Diese Zustände bilden den fruchtbaren Boden der kommu­ nistischen   Arbeit. Nicht aus Ueberzeugung läuft man dieser müften Agitation nach, die vor Lüge und Verleumdung nicht zurüdschredt, sondern weil es so nicht weiter geben tann und was anderes fommen muß". Bei den Stämpfen innerhalb der Betriebe spielt dieses Wort die Hauptrolle.

Ja, es muß anders werben, foll nicht die Arbeiterbete. gung unermeßlichen Schaden erleiden und das Unterneh: ner. gung unermeßlichen Schaden erleiden und das Unterneh: ner­tum letzten Endes triumphieren.

Die gewerkschaftliche Disziplin ist ins Banten   geraten und lodert sich mit jeder Steigerung der Notlage mehr. Mit Vernunftgründen ist der hungernden Maffe nicht beizukommen. Ein typisches Beispiel boten die Betriebs- und Branchenversammlungen der letzten Wochen. Sprach ein Kommunist, der das dümmste Zeug zusammen­fdagte, so mar er rasenden Beifalls sicher, wenn er nur seine ftellungen, die die rom   Kriege Betroffenen unmittelbar an die Rede uit Hinweisen auf die elende Lage der Arbeiterschaft deutsche   Industrie geben würden. Die Reparationskommission er spickte. Und batte man im vergangenen Jahre unsere Ge­Gaas, 28. Dezember.  ( Hollandfch Nieuwsbureau). Der Son wägt ein gleichartiges Cystem, durch das die com Kriege Betroffes nossen als Berräter beschimpft, so geschah dasselbe nun auch derberichterstatter des Nieuwe Rotterdamsche Courant" in Paris   nen alle Einkäufe in Deutschland   mit besonderen Sheds einem Bista, urich und Genossen unter dem Beifall der­meldet über die weiteren Berhandlungen bezüglich der Entschädi- auf den von Deutschland   eingereichten Kredit bezahlen würben. felben Masse, die einst ihnen zujubelte. Sprach ein Genosse sungsfrage: Neber die Brüsseler Konferenz kann mitgeteilt werden, Die deutsche Regierung würde bann ihre eigene Industrie der S.P.D. ader U.S.$. D., fo war er von vornherein feſt baß die franzöfifchen, belgischen und italienischen mit Papiermart bezahlen können und würde auf diese Weise davon überzeugt, daß er entweder beruntergebrüllt werden Delegierten fi antereinander verständigt haben. Gelegenheit haben, einen Teil ihrer Schulden in Mark abzu- oder daß man ihm durch die übliche Begleitmusik das Reden Deutschland   wird bald ein Vorschlag gemacht werden. Der fran- zahlen, d. H. mit einem Zahlungsmittel, dessen Ausfuhr zu diesem bis aufs äußerste erschweren würde. Boll Efel haben sich viele sösische Bertreter Seyboug ist Vermittler. Im Augenblid tann Beitpunkt fast gar keinen Wert hat. aus diesen Versammlungen zurückgezogen. Meldeten sich man nicht weitergehen, da Staatssekretär Bergmann nicht genügend doch in den Diskussionen fast nur noch Genossen der S.P.D., Befugnisse bat. Er muß erst mit seiner Regierung beraten. Man während die U.S.P. schwieg. ist in französischen   Kreifen der Meinung, bak man Deutschland  , fchon sehr entgegengekommen ist, um so mehr, als im Rande und namentlich im Parlament die Opposition gegen eine beutsche Schabenerfagleiftung in Naturalien zunimmt.

Eine französische Erklärung.

Für die Anmitäten würde ein Mindest sat festgestellt wer­den, der mit dem Ertrag aus den deutschen   Steuern und dem Ueberschuß der Handelsbilang übereinstimmt.

Diese Gleichgültigkeit muß abgeschüttelt werden. Wir Der erste Eindrud geht dahin, daß diefe Politik für die Gr- müssen die Vernunft bewahren, soll nicht wartungen der öffentlichen Meinung nicht befriedigend scheint. a Iles aum Teufel geben! Im Kampfe um die Ber­Aber sie hat den Vorteil, daß sie zu einem wirklichen wirt. liner Ortsverwaltung ist diesmal die Vernunft Sieger ge­schaftlichen Ergebnis führt, anstatt zu rein formellen Be- blieben. Auf wie lange, wer weiß es? Täuschen wir uns Haag, 28. Dezember.  ( Hollandsch Nieuwsbureau.) Der fran friedigungen. Uebrigens hofft man, in furzer Zeit zu progressiven nicht, die Radikalisierung der Massen macht weitere Fort­aösische drahtlose Dienst werbreitet folgenden Bericht, der wohl als Barzahlungen gelangen zu können. Es wäre übrigens wünschens- schritte. Die Kämpfe innerhalb der Arbeiterschaft sind leider Anbetung für die Politik der französischen   Regie- wert, borläufig nur den Betrag einer fleineren Anzahl von An- noch nicht beendigt. Die K.P.D. rüstet und ihre Presse deutet zung in bezug auf die deutsche Entschädigungsfrage muitäten festzustellen und nachher das Abkommen zu schließen. Das immer deutlicher an, mas kommen soll. Die Not der Aermsten ist möglich, und das lägt der Geist des Bertrages zu, wenn Deutsch der Armen, der Arbeitslosen, will man zu politischen Partei­gu gelben hat: Nach Ablauf der technischen Konferens in Brüssel   land vor dem 1. Mai 1921 der Gesamtbetrag seiner Verpflichtungen veden mißbrauchen. Besetzung der Betriebe" ist beginnt die Politik, welche Frankreich   in Uebereinstimmung mit mitgeteilt wird. Jedenfalls wird aus dem Unterschied awischen die neueste parole. feinen Alliierten in der Frage des deutschen   Schadenersages be- dem Gesamtbetrag und Frankreichs   praktischen Forderungen deut­folgen wird, fic etions deutlicher abzuzeichnen. Die Repara- lich der Geist der Versöhnung, der Frankreich   beherrscht, hervor tionstommission beschäftigt sich damit, die Berichte, welche gehen. thr von den verschiedenen Regierungen über den erlittenen Scha­den zugegangen find, zu studieren, und sie wird im Januar in der Lage sein, den Gesamtbetrag mitteilen zu lönnen. Diese wichtige Arbeit geht der Aufgabe der Regierungen voraus, die

Die Belagerung von Fiume.

Die Arbeitslosen werden darauf hereinfallen, wer will etwas anderes erwarten? Sie greifen nach jedem Strohhalm, der sich ihnen bietet. Aber im Hintergrunde lauert das Ver­derben. Eine bessere Hilfe fann der Reaktion nicht geleistet werden, als jetzt durch diese Dummheit, zu der die Arbeiter berleitet werden sollen. Das muß berhindert werden, deshalb müssen alle einsichtigen Gewerkschaftskollegen auf den Blen treten. Es gilt, den Ansturm der K.P.D. abzuschlagen. Darum werft die Apathie von Euch, eilt in die Veriamm­

Trieft, 28. Dezen ber.( Stefanimeldung.) In der Nacht leb­darin besteht, die Anzahl und Größe der Annuitäten festzustellen, haftes Gewehr- und Maschinengewehrfeuer awischen den italieni bie Deutschland   in Naturalien ober Waren zahlen muß. schen Truppen und den Regionären von Fiume, aber ohne ernste Die franzöfifche Regierung, deren erste Sorge es ist, in Neber- Folgen. Heute hat General Caviglia durch Flieger Aufrufe fungen, tretet ein für Eure Ideen, werft Eure Stimme mit in einstimmung mit ihren Alliierten zu handeln, hat diesen Alliierten über Fiume abwerfen lassen, die zur Einstellung des bru- die Bagschale. mitgeteilt, daß fie nichts Unrebliches verlangen werde, ba ihr Ziel der mörberischen Rampfes auffordern. barauf hinausgeht, etwas wirkliches zu erreichen und feine über­triebenen Forderungen zu stellen, um später zu einer Gewalts­politik übergehrn zu müssen.

Jrlands Kampf um die Freiheit.

Auf der anderen Seite rufe ich unseren Genossen im Reichstage zu: Tut Euer Möglichstes, den Lebensmittel. preisabbau zu erreichen! Nicht Lohnerhöhungen können uns helfen, sondern nur Abbau der Lebensmittelpreise. Die jebige Regierung ist nicht gewillt, ernsthaft der Not der Ar­größer das Elend, ie größer die Berrissenheit der Ar­beiterschaft, und um so leichter wird man mit ihr im gegebe nen Augenblid fertig. Deshalb darf sich diefe Regierung nicht mehr auf unsere wohlwollende Neutralität stügen.

Die erste bon Deutschland   zu zahlende Annuität würde Baris, 28. Dezen ber. Nach einer Meldung des Matin" aus Fächerlich sein, wenn sie abgesehen von Rohmaterialien Bondon find während der Feiertage zahlreiche 8wischen- beiterklasse zu steuern. Sie hat auch kein Interesse daran. Je nicht auch die Lieferung einer bestimmten Anzahl von Fertig- fälle in Irland   vorgekommen. 11 Personen wurden ge waren umfaffen würde. Herr Bergmann hat auf der Prüfse- tötet und mehrere verwundet. Zwei Banten wurden ausgeplün­ler Stonferens vorgeschlagen, daß der deutschen   Regierung ein bert. Es wurde der Versuch gemacht, bie Gebäude zweier Beitua­Prebis in Bapiermatt eröffnet würde, und war für Be gen zu zerstören.