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ifHa wurden fast SYDvo Morgen an über ISSVO kleine Ansiedler zum Eigentum und über 120000 Mar- gen Land an 34000 kleine Anlieger pachtweise abgegeben. Wenn nicht alle berechtigten Wünsche befriedigt werden konnten, so ist das zum Teil darauf zurückzuführen, daß dant dem durch die bürgerlichen Parteien der Lansesversammlung umgestalteten Ausführuiigsgesctz zum Reichssiedlungsgesetz durch die Aandlieferungsverbände im Wege der Enteignung Land noch nicht beschafft werden konnte. Auch in der Frage bei LendwirtschaftskammergesetzeS, dessen Reform dringende Notwendigkeit ist. haben die Rechtsparteien «it Hilfe des Zentrums sich bemüht, die Großgrundbesitzer« interessen gegen die Bauern zur Geltung zu bringen. Ginge es nach ihren Wünschen, so bliebe der Einfluß der Bauern in der Landwirtschaftskammer gleich Aull . Durch den Initiativ- mitrag der«ozialdemokratiscken und der Demokratischen Partei ist es gegen den wütenden Widerstand der Rechtsparteien und des Zentrums noch gelungen, das bestehende Gesetz dahin zu ändern, daß fortan alle selbständigen Landwirte, auch die in ihrer Wirtschaft mittätigen Ehefrauen ohne Rücksicht auf die Größe ihres Besitzes mit gleichem Stimmrecht in geheimer und direkter Wahl die Landwirtschaftskammern wählen. Bei den demnächstigen Wahlen, die voraussichtlich auf den 27. Februar d. I. ausgeschrieben werden, sollten ote kleinen Landwirte sich dieser bauernfeindlichen Haltung der Rechtsparteien erinnern. Der preußische Staat hat zwar seine demokratische Verfassung erhalten, für die Provinzen, Kreise, Städte und Gemeinden ist sie noch zu schaffen. Die Landesversammlung hat mit der Demokratisierung i« Gesetzgebung»nd Verwaltung erst den Anfang gemacht. Des neu zu wählenden Landtags harren auf diesem Gebiete noch große und wichtige Aufgaben. Dos- halb sind die bevorstehenden Wahlen von ausschlaggebender Be- deutung für die ruhige und stetige Fortentwicklung der ttaatSrecht- lieben und wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Wähler und Wähle­rinnen sollten sich nicht durch die begreifliche Unzufriedenheit über das wirtschaftliche Elend den klaren Blick trüben lassen. Dieses Elend ist eine Folge der verbrecherischen Kriegspolitik, die jene Rechtsparteien getrieben haben, die jetzt aus die Republik schimpfen, der sie ihre eigene Blutschuld auszuladen bestredt sind. Der Republik ist die unglückliche Rolle zugefallen, die unveranlwort- liche militärische und wirtschaftliche Bänke rotteurpolitik, die unter der Firma Ludendorff und Helfferich geführt wurde, zu liquidieren. Aus den Trümmern, die sie vorfand, läßt sich nicht so schnell ein wohnlicher Bau errichten. Die Deutsche V o l k§ p a r t e i. die vor den Wahlen das deutsche Volk von den roten Ketten freizumachen verhieß und ihm dann Arbeit und Lebensmitte! in Hülle und Fülle und eine rück- sichtslofe Unterorückung des Wucher? und Schiebertums versprach, hat hinreichend Gelegenheit gehabt, ihr« Versprechungen zu erfüllen. Was ist der Erfolg? Die Arbeitslos igkeil nimmt von Tag zu Tag größeren Umfang an, die Not der Arbeitslosen wächst, die Lebensmittel sind seit dem Siegestag der roten Äettensprenger fortgesetzt gestiegen, Wucher und Schieber- t u m steht in höchstem Flor, Arbeiter, Beamte und Mittelstand leiden die bitterste Not. Alle Lohn- und Gehaltserhöhungen nützen ihnen wenig, da die Preissteigerungen diesen stets vorauseilen und sie zunichte macheu. Es ist«ine Wahllüge allerplumpester Art. wenn von rechtsstehender Seite die Mär verbreitet wird, daß durch die preußische Regierung das segensreiche Wirken der Deutschen Bolkspartei vereitelt sei. Wenn jetzt von der rechtsstehenden Presse behauptet wird, es sei unhaltbar, daß in Preußen eine andere Regierungskoalition bestehe wie im Reiche, so kann zugegeben werden, daß es freilich im Anter- esse eines reibungslosen Zusammenarbeitens der Reichsregierung und der preußischen Regierung erwünscht wäre, daß im Reich« die gleichen Parteien die Regierung leiteten wie in Preußen. Dazu ist aber nicht erforderlich, daß in Preußen das Steuer nach rechts gedreht wird, sondern«S muß im Reich bo8 Steuer«ehr nach NukS gedreht werden. Das kann erreicht werden, wenn die Wähler sich bei der Landtagswahl mit großer Wucht für die Meirhe iissozial- demokratische Partei einsetzen, damit ihr Einfluß in Preuße« und damit auch im Reiche erheblich gestärkt wird. Auch im Reiche sollte eine der preußischen konform« Regierung gebildet werden, die sich ohne deutscknationale Krücken, die nur für reaktionäre Gegendienste geliehen werden, auf eine tragfähige, fest auf dem Boden der Republik und der Demokratie stehende Parlamentsmehr- heit stützen kann. Soll ein« ruhige und stetige, wenn auch unter

?tos Industrie und Technik. Von Ernst TrebesiuS. «Gakbereiiung aus ostfriesischem Torf. Werkzeugmaschinen aus Eisenbeton. Elektrische Glühlampen mit Edelgaszüllung. Der motorlose Gleitflug.) Der nun schon Jahre währende Kvhlenmangel, der durch das Abkommen von Spa eine abermalige Verschärfung erfahren hat, zwingt zu einer weitgehenden Umstellung unserer industriellen Be- triebe von der bisher verwandten Steinkohle auf Braunkohle und eventuell auch Torf, deren Abbau sich schneller und billiger gestalten läßt als der der Steinkohle. Vor allem werden jetzt von den»er- schiedensten Seiten aus Versuche angestellt, um Braunkohle und T o r f auch zur G a S b e r e i t u n g in den Gasanstalten heran- zuziehen, da die städtischen Gasanstalten ebenso knapp mit Stein- 'kohle beliefert werden wie alle anderen Betriebe. Tie verschiede- neu Versuche baden nun ergeben, daß die beiden minderwerrigeren Brennstoffe die Steinkohle zwar nicht zu ersetzen vermögen, daß man damit aber immerhin die Steinkohle strecken kann, indem man etwa 20 bis 30 Proz. Braunkohle beigibt. Wie jetzt der Direktor der Internationalen Exportgcsellschaft Emden mitteilt, sind die seit langer Zeit vom städtischen Gaswerk Norden(Lstfriesland) ange. stellten Versuche, neben der Steinkohle auch den Torf zur Gas- Bereitung heranzuziehen, von gurem Erfolg begleitet gewesen. ES ist gelungen, dem KohlengaS etwa 30 Proz. Torfgas zuzusetzen. Eine Verminderung der Leuchtkraft durch den Zusatz von TorfgaS konnte nicht festgestellt werden. Bei den besonderen Eigenschaften des Bs t o n s ist es eigentlich kein Wunder, wenn er nachgerade im Baugewerbe und in der In- dustcie zum Universalbaustoff wird. Schiffe, Brücken. Häuser. Eisenbahnwagen, Möbel und so mancherlei andere Gegenstände werden aus ihm gefertigt, und jetzt sind sogar in Amerika Werk- zasgmaschinen aus diesem Material hergestellt worden. In Chikago hat man zwei riesige Hobelmaschinen aus Beton erbaut. An den Stellsn» die bearbeitete Teile tragen, find sie mit einer Metallschicht bedeckt; Bett, Hobelttsth, Querträger und Pfeiler be- sieben jedoch aus Beton. DaS Bett ist 41.5 Meter lang, der Tisch bat eine Länge von 27,6 Metern und eine Tscke von 83 Zentimetern. Zum Bau der Hobelmaschine waren SS3 Kubikmeter Beton und 200 Zentner Ersen erforderlich. Das Gesamtgewicht beträgt 14 500 Zentner. Tie Bauzeit betrug bei ununterbrochener Tag. und Nacht- arbeit nur elf Wochen. Es ist eine bekannt« Erscheinung, daß bei allen unseren bisher üblichen Lichtouellen, feien es nun solche für elektrischen Strom oder für Gas. Petroleum usw., der größte Teil der aufgewendeten Energie in Wärme und nur ein geringer Teil in Licht umgewandelt wird. Wird doch, selbst bei der H a l b w a t t l a m p e. die bisher als die wirtschaftlichste Lichtquelle betrachtet werden mußte, nur der zehnte Teil der derbrauchteu elektrischen Energie in Licht umge- setzt, während alle anderen Lampen noch viel unwirtschaftlicher ar-

der Ungunst der Verhältnisse langsame Gesundung unseres wirt- schaftlicheu und politiichen Lebens gesichert werden, dann muß die bevoritehende Landtagswahl zum mindesten für die zurzeit in Preußen regierende Koalition eine starke Mehrheit ergetol. Das Ziel der Sozialdemokratie muß natürlich eine sozialdemakratische Mehrheit sein. Die Sozialdemokratische Partei , die während des Krieges uad nach dem Kriege in der Revolutto« durch die Tal bewiesen hat, daß sie sich der großen politischen Verantwortung bewubj ist, die ihr als größte Partei Preußens und des Reiches obliegt, geht mit ruhiger Zuverficht in den Wahlkampf, der, wenn alle ihre Anhänger bis zum letzten ihre Pflicht tun. endige» muß«it einem überwältigen. den Bekenntnis des preußischen Lölkes zur Republik, zur Dem»- kr alte unh zu« Sozialismus. Der Vortrag des Geiwffsn Bvcmn fand stürmischen Beifall._

Schulforüerungen der Lisch ose. Die im Episkopat Deutschlands vereinigten Blschofe haben an die Reichsveglerung und den Reichstag eine Ein- gabeüber diekonfessionelleSchuie� gerichtet. Die Eingabe läuft darauf hinaus, eine möglichst weitherzige Aus- legung der Artikel 146 bis 148 der Keichsverfassung z u g u n- sten der konfessionellen S ch u I e zu erzielen und auf die gemäß dieser Artikel einzurichtenden konfessionellen Schulen der Kirche einen möglichst starken Ein- f l u ß zu gewährleisten. Es werden in 12 Punkten eine Reihe von Forderungen m dieser Richtung aufgestellt. Die Eingabe ist vom Standpunkt ihrer Verfasser ver» ständlich, aber im Grunde überflüssig. Die Reichsversassung steht auf dem Standpunkt weiteftg e he n der Tole­ranz. Sie gestartet jedermann, soweit dies überhaupt tech- nisch möglich ist, seine Kinder in einer Schule unterzubringen, die seiner Ueberzegung entspricht. Es genügt voll- kommen, wenn dieser Standpunkt in dem zu schafsenden Reichsschulgesetze voll zur Durchführung gelangt, ohne daß die eine oder die andere Richtung dabei bevorzugt wird. Dies Schulgesetz muß den Grundgedanken der Reichs- Verfassung entsprechen. Demgemäß wird auch die Sozial- demokratie nicht dahin streben, denen, die durchaus für ihre Kinder eine konfessionelle Schule haben wollen, dies umnög- lich zu machen, sondern sie will die Massen der Bevölkerung von der Notwendigkeit der weltlichen Schule überzeugen und denen, die von der weltlichen Schule über- zeugt sind, auch die weltliche Schule bieten. Die Sozialdemokratie verlangt mit aller Energie, daß die Anhän- ger der weltlichen Schule nicht schlechter gestellt wer- den als die der konfessionellen Schule. Den Kreisen, welchen die konfessionelle Schule unentbehrlich erscheint, wird sie ge- lassen werden, aber wir werden uns energisch sowohl gegen jede Bevorzugung der konfessionellen Schule wehren, wie gegen jeden Versuch, Andersdenkende in die kon- fesstonelle Schule hineinzuzwängen.

Max Maurenbrecher von heute. Der frübere Sozialdemokrat, jetzt Deutsckmationale. frühere freireligiöse Prediger, jetzt Pastor Dr. Max M a ur en b r e ch e r entwickelt in der.Deutschen Zeitung*, deren Leitung er gestern übernommen hat, fein Programm. Es enthüllt sich in ihm die Katastrophe emeS Mannes, der im Weltkrieg seelisch zulammen- gebrochen ist und nun in der Rückkehr zum Urväterglauben sein« Rettung sucht. So erweckt das umfängliche Schriirstück eigentlich eher Mitgefühl mit den seelische» Röten eine» haltlosen Menschen als sachlichen Widerspruch, obwohl natürlich da» reuevolle Ab- schwören früher LberzeugungSvoll vertretener Anschauungen peinlich wirken muß. Max Maurenbrecher ist heute Antimarxist. Antisemit, und was sich bei dem Verfasser der �ohenzollernlegende' be- sonders gut macht auch Monarchist, läßt es aber nebenbei an Ausfällen gegen den Großkapitalismus und an Liebeserklärungen für die Arbeiter nicht fehlen. So hat er«ine ganz wunderbare Reife durch alle politischen Zonen vollbracht, zunächst einmal den

b eiren. Das Ideal wäre ohne Zweifel ein völligkaltes* Licht. etwa dergestalt, wie es von den bekannten Glühwürmchen ausgeht. Auf der Suche nach diesemkalten* Licht gelangte man zu den so- genannten elektrischen Entladungsröhren, die mit Edelgasen gefüllt sind. Nach einem Vortrage, den jüngst Dr. Schroeter in der ..Urania * zu Berlin hielt, kommen hierfür hauptsächlich Helium, Neon und Argon in Frage. Mit Hilfe dieser Edelgas« geläng es. dieGlimmlampen* herzustellen, die jeder an sein eigenes Netz wie Glühlampen schließen kann. Gegenüber den bisherigen Lampen bedeute» die Glimmlampen ohne Zweifel einen großen Fortschritt. Da an dem wetteren Ausbau der neuen Lichtquellen noch gearbeitet wird, so dürften wir dÄn Fdeah. nämlich dem kalten Licht, wieder einen Schritt näher kommen. Als im Jahre 1003 die aufsehenerregende Kunde von den ersten erfolgreichen Flugversuchen der Gebrüder W r i g h t aus Amerika kam, da ahnte wohl niemand, daß die Flüge von nur«inigen Mi- nuten Dauer bereits 12 Jahre später sich zu einem Flug über den Atlantische» Ozean ausdehnen würden. Und dennoch ist diese Glanzleistung in diesem kurzen Zeitraum erzielt worden. Ebenso- wenig vermag heute einer vorauszusagen, ob aus den interessanten Ergebnissen des ersten deutschen motorlosen Gleit- und Segelflugwettbewerbes, der im Sommer 1920 auf der Wasserkuppe in der Rhön ausgetragen wurde, in späteren Zeiten der menschliche Segelflug hervorgehen wird. Die Möglichkeit des motorlosen Segelfluges wurde durch die verschiedenen Flüge der an dem Wettbewerb teilnehmenden Flugzeuge, von denen eines 2 M- nuten und 22 Sekunden in der Luft blieb, vollauf bewiesen. Ob diese sportlichen Einzelleistungen weiter ausgebaut werden können, so daß das Flugzeug der Zukunft tatsächlich ohne Motor auskäme, bedarf freilich noch weiterer Versuche, die im Sommer 1021 vorge- nommen werden sollen. Auch wenn die Versuche mit den Gleit. und Segelflugzeugen nicht zu dem Jdsalflugzeug, dem Flugzeug ohne Motor, führen sollten, leisten sie insofern wichtige Pionier- arbeit, als durch sie eine Fülle neuer Erkenntnisse gewonnen wer- den. die bei der weiteren Ausgestaltung des Flugwesens nutzbringend verwertet werden können. Bekanntlich ist ja der Energiebedarf eines Flugzeuges heut« noch viel zu groß und damit der ganze Flug- betrieb viel zu teuer, alz daß dos Flugzeug zu einem wirklichen Verkehrsmittel werden konnte. Benötigt doch das kleinste Sport- flugzeug heute noch einen 25. hiK Alpferdigen Motor. Nur wenn ei gelingt, die Flugzeuge mit einem Motor von wenigen Vierde- krästen Leistung mit der nötigen Sicherheit und Geschwindigkeit durch die Lüfte zu bewegen, wird daS neue Beförderungsmittel jen« allgemein« Verwendung finden, ohne die eS ein sportliches Ver- gnügen für reiche Leute bleibt. Der Streit um de» Jude» Jesus . DerFirn" schneidet diese» Fall«ruS: Vor dem Forum deS.Reichsboten*' erscheint der Pastor Karl Kunert aus Klqstawe. der dringend verdächtig erscheint, Jesus , den Sohn des Zimmermanns Josef, aebürftg aus Nazareth , einen Juden gescholten zu haben.'

Weg von Naumann zu Stöcker zurück zu finden.(Erst war er für Demokratie und Kaisertum, dann war er gegen Kaisertum für Demokratie, jetzt ist er gegen Demokratie und für K a i s e r t u m.) Ob er später einmal als Heilssoldat, Syn-- dikalist oder Kontinentalpolitiker enden wird, auf alle Fälle wird er eine interessante Nomanfigur bleiben. Nur daß er jetzt glaubt, an solchen Geistern, wie er einer ist, könne das deutsche Volk ge- nesen, ist wohl von allen Irrtümern, zwischen denen er bisher hin- und hergetaumelt ist, der sonderbarste.

Die verfassuagstreueu. Nichts fächert mehr den Spott heraus, als wenn man ansteht. mit welcher Inbrunst sich dieselben Reakrtonäre zu ihrem Lorteil auf den Schutz der Verfassung berufen, die dieser Ber- fassung lieber heut als morgen den GarauS machen möchten. Da stößt man denn mitunter auf folgendes erbauliches Nebeneinander: Am Montag bezeichnet dieDeutsche Zeitung* die Weimarer Verfassung alsden Kern des Uebels." In einer Notiz der Deutschen Zeitung* vom Dienstag abend.Disziplinar- verfahren gegen Severing?* wird aber flammende Entrüstung markiert, weil angeblich gegen einen Beamten dos Ministeriums Severing, der wissentlich falsche Darstellungen in die Presse gegeben bat, ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden ist. DieDeutsche Zeitung* schreibt: Richtet sich das Verfahren gegen den Artikelschreiber, so ge- geschieht das sicher in Auswirkung der Weimarer Ber- fassung, der zufolge nach K 118 jedem Deutschen das Recht freier Meinungsäußerung in Wort und Bild zusteht, an der ihn kein Arbeits- oder AustellungSperhältuis hindern darf. Unmittelbar hinter dieser Notiz findet sich eine zweite gegen den Universitätslehrer Dr. Rosenberg, der in einer kommu- nistischen Versammlung zu Eberswalde den Freispruch der Mar- burger Studenten scharf kritisiert hat. Hier meint dieDeutsche Zeitung*: ES ist ei« Skandal, daß man eine« solche» Man» überhaupt auf dem Katheder noch duldet. Aber Herr Harnisch har alles andere zu tun. als sich um eine solche Kleinigkeit zu kümmern. Die Weimarer Verfassung ist also erst derKern des Uebels*, dann zitiert man sie zum Schutz von Reaktionären, vergißt sie aber umgehend, um Kommunisten verfolgen zu können. Im Leitartikel derDeutschen Zeitung* entschuldigt der neue Chef- redaiteur Max Maurenbrecher bei seinen Lesern, daß in der Schnelligkeit der Berichterstattung sein Blatt nicht mit der großen Presse konkurrieren könne. Aber irr puxrotc» innerer Logik scheint es noch weniger zu klappen.

400 Millionen für Wohnungsbau in Preußen Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Das Preußische Staatsministerium hat beschlossen, der ber- fassungsgebenden Landesversammlung in kürzester Zeit einen Gesetzentwurf zugehen zu lassen, der einen Kredit von 400 Millionen Mark anfordert. Der Betrag soll zu Ueber- teuerungszuschüssen für den Wohnungsbau gemäß den Plänen des WohlfohrtSministermms verwandt werden. Zur Realisierung des Kredits wird voraussichtlich der Anleiheweg beichritien werden. Die für Tilgung und Amortisation erforder- lichen Beträge werden in den neuen Etat eingestellt.

Ehrhardt-Meuterer alz Totschläger. In Borkum fand nach einer Meldung der TU. Silve'ternacht eine Schlägerei Zwischen Militär, und Zivilpersonen statt. Beiderseits wurde geschossen. Ein Zivilist ist tot. Ein Zivilist und ein Soldat verwundet. Dia Untersuchung ist im Gange. Der bedauerliche Vorfall ist durch starke Betrunkenheit der Beteiligten hervorgerufen. Die in Borkum liegenden Truppen entstammen größtenteils der ehemaligen Brigade Ehrhardt. Wegen ihrer an- geblich großartig soldatischen Qualitäten hat sich der Reichswehr - minister Gaßler seinerzeit nicht zur Entlassung der Meuterer errt- schließen können. Sie lohnen es jetzt durchgute Aufführung*. Nach der ihnen zuteil gewordenen Behandlung wundert uns nicht, daß sie jetzt glauben, sich alles herausnehmen zu können.

Das gilt in weiten Kreisen des deutschen Volkes heute, im Zeichen der Stammbäume, als schwere Beleidigung. Jesus von Nazareth wird vertreten von dem Lehrer Fink«- Berlin , der schon bei ftuheren Gelegenheiten diesen Borwurf gegen den Herrn Jesus gebührend zurückgewiesen har. Pastor Karl Kunert bietet den Wahrheitsbeweis an. Er macht gegen den Verteidiger des Herrn Jesus folgendes gellend: Da der Lehrer Ftnke, wie mir scheint, ein christlicher Lehrer ist, so wird es ihm wohl ein Leichtes sein, mir und sicher anderen zu beweisen, daß er diesebetonnte" Tatsache in der Bibel gefunden hat. Es handelt sich ja nur mn die menschliche Natur Chpisti und kann sich auch nur um Beweis« aus der Bibel handeln, die die einzige Quelle für das Leiden Jesu bietet. Mir und mir mir vielen anderen ist aber beim eifrigsten Suchen nichts anderes bekannt, als daß Jesus Davids Sohn und also ein Jude war. Da Lehrer Finto für den Religionsunterricht eintritt, wird er ja wohl auch biblischen Unterricht in seiner Schule erteilt Haiben und noch erteilen. So braucht er uns nur die Stellen anzugeben. Jedenfalls darf er uns nicht mit Gewährsmännern außerhalb der Bibel, zumal neuerer Zeit, wie Th. Fvrtsch u. a.. kommen, da wir uns bei demLeben Jesu" eben nur auf die Quellen stützen dürfen.* Die Sache dürfte aber doch komplizierter weiden, wenn Finke die Vaterschaft des Joses bestreitet. Eine Sezession Berliner Schauspieler? In einer Nacktver- sammlung Berliner Bübnenkünstler wurde die Gründung einer be- sonderen Jnteresiengemeiniibaft beschlossen. Die Bewegung geht von den sog.prominenten* Schauspielern aus. die ihre spezifischen künstlerischen Interessen in der Bühnengenossenschaft nicht genügend gewahrt glauben. Man will mit der Genossenschaft, die für die wirlschaftlich-gewerkschastliche Seite anerkannt wird, zusammen- wirken, ober daneben eigene Ziele verfolgen. Worin die beion- deren künstlerischen Interessen bestehen, wird nicht verroten. Star- gagen und Erhaltung de» Privatbetriebs an den Bühnen find ja wohl auch nur wirtichaftliche Forderungen. Krisis in der Leitung des Burgtheaters. Der Direktor deS Wiener Burgrhsaters Hein- hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Max Reinhardt w«lt im Wien , um Verhandlungen mit den in Betracht kommenden Behörden wegen des Ztochfolzers zu führen. Heine wirk» als Regisseur an eine reichSdeutfche Bühne gehe»

Bortröge, sierdwand K r o g m a n n veranstaltet jeden Donnerstag tls6 Uhr(Beginn 6. Jan.) im Schnbertloal Lichtbildervorträge über bildende KttNft. In Prof. MoklS Institut für praktische Psychologie findet an den Freitagadenden de» Jenur.r 7 Uhr(Beginn 7. Jan.) ein VortragSzylluS stalt überIrrtum und Schwindel im Okkultismus und Spiritismus*. Anfragen bei Pros. Roll. Berlin IV 15, Kurfürsten- dämm 45.Die Liebe im Lichte der Wisienlchrst', behaudeix ein Lichtbildervortreg, den Dr. Magnus Hirsch seid Donnerstag, 7'/, Uhr, Luisenstr. 58/53. hält. Au et, E ton er- Abend. Im Rahmen der Volksbühnen- Leseabend« trögt am Donnerstag, 7'!t Uhr, Alfred Beierle im Mhmnasium zum Grauen Kloster aus den Perlen Kurt EisnerS vor. Eintritt 1 W. Ei»« LUlhelm-Bolscht-Feier veranstaltet der Bolkskraft-Bund Sonntag, S. Januar, vorm. 11» Uhr, im Neuen BollScheater, Sopsricker Str. 66, Professor Heck hält die F-ftttoe. Di« Z. MittagSveranttaltoug ba Schanspielhanf« am 9. San., vorm. 11 Uhr. ist denAn glo-Amerikanern* gewidmet. Paul Wi-gler halt den einleitenden Bortrag.