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Mißverstauöen) Sic.Most" glaubt oots unserer Anfrage an den offiziösen ..Temps" in der Diensdzg.Movgennnmnrer folgern zu dürfen. d�ztz wir»eine deutsche Lrnksregieruny schon vorsichtig in Enchsehlung" bringen. Aehnlich äußert sich dieTägliche Rundschau", die in den Artikeln Herbettes und in unseren darauf bezüglichen Bemerkungendie enge Verbindung"(??) erblickt,die zwischen den deutschen Linksvarteien und dem feindliche Auslände erneut MHiibahnen versucht wird". Um der reaktionären Presse den Vorwand zu solchen offertbar absichtlichen Mißdenitungen und Unterstellungen zu nehmen, wollen wir die Gedanken, die uns bsi diesen unseren Ausfuhrungen geleitet haben, noch deutlicher aussvrechen; Erstens wollen wir denTemps " zu einer klaren Er- klärung veranlassen, aus der man entnehmen kann, ob das gegenwärtige Ausspielen>der deutschen Sogialdsmo- kraten gegen die Orgesch-Noten der Reichsregierung nur ein »aktisches Manöver darstellt, oder ob der sich drüben regende Wunsch nach einer wirklich demokratischen Politik in Derrtsch- land ein tiefer, aufrichtiiger und dauerhafter ist. Zweitens wollten wir den leitenden Kreisen in Parts zu verstehen geben, daß wir nicht geneigt sind, jene undonk- bare Rolle noch einmal zu spielein, die darin besieht, zwischen zwei Feuern zu liegen, nämlich zwischen den brutalen Ge- waltakten der französischen mWianstifchen Reaktion und den demagogischen Hetzereien der deutschen reaktionären Gesell- schast. Von einerengen Verbindung zwischen den deutschen Linksparteien und dem feindlichen Auslände" ist bisher herz- lich wenig zu verspüren getoesen. Le ide r. dsrn würde eine solche Verbindung bestehen, dann sähe es erheblich besser um die Zukunft des deutschen Volkes aus. Wir würden die Herstellung einer solchen engen Verbindung im Jnteresie Deutschlands und der Revision der ungerechten und unmög- Irchen Teile des Friedensvertrages nur begrüßen. Unsere nationalen" Parteien, die ja nur von der Not des eigenen Volkes leben, bemühen sich allerdings nach Kräften, eine solche Verständigung zu hintertreiben. Sie werden übrigens darin vortrefflich von ihren Gesinnungsgenossen im Ententelager unterstützt. Wenn überhaupt von einer engen Verbindung" gesprochen werden kann, so bezieht sich dies einzig und allein auf die gegenseitige Unterstützung, die sich die Nationalisten und Militaristen aller Länder leisten. Und wenn dieTägliche Rundschau", obwohl sie selbst zugibt, daß die Entente der früheren deutschen Koalitions- regierung das Leben, schwer genug gemacht hat, behauptet, früher habe di? Reichsregierungeine Verbeugung nach der anderen" gemacht, während die setzige bürgerliche Regie- rung wenigstens versuche,deutsche nationale Interessen" gel- tend zu machen, so spricht sie eine doppelte Unwahrheit aus: denn sie weiß sehr wohl, welch zäher, oft erfolgreicher Kampf in den schwierigsten, hoffnungslosesten Situationen seinerzeit von uns geführt worden ist während was setzt mit den Orgesch-Noten unternommen wurde, nichtdeutsche nationale", sondern einfach und ausschließlich deutsch - nationale Interessen berührte. Schließlich: Wer sucht dringender, flehentlicher, unterwürfiger dieVerbindung mit dem feindlichen Ausland" als diejenigen, die täglich die ssickentegenerale anwimmern, man möchte ihnen doch zum Kampf gegen die»kommunistische Gefahr' ihre Schießeisen : si.n?__

vom Parteitag in Tours . Wir gehen<azS den erheblich verspätet«in- getroffenen Berichten unseres Vertreters in Tours noch folgende bemerkenswerten Stellen wieder: Longuet iagte u. a.: Wir wollen gewiß'.onner noch der ?. Internationale beitreten, aber einer Internationale einer Klasse und nicht einer Sekte, einer Internationale, die die sozialistische Tradition fortsetzt. Und wi« wollen wir gegen den Krieg eine wirksame Aktion unternehmen, wenn wir nach Moskau gehen, wohin nur ein Splitter der deutschen Arbeiter- heexe ging, wo nur ein kleiner Teil der britischen Ardeiterbewegung vertreten ist. Wir können nicht einer kleinen Kapell« beitreten, wir können nicht in dieser klösterliche« Atmosphäre leben, wo mrf 4000 Kilometer Befehle erteilt werden, die aus- zuführen uns unmöglich sein würde. Und waS ist denn diese S. Internationale? Ein Konglomerat von auseinanderstrebenden Elementen, von den AnarchoshudiMisten der nordamerikanischen Jndustrial WorkerS of the World bis zu EnverPascha.( Lebhafter Belfall.) Man glaubt, daß wir uns notwendig spalten müssen, weil sich in.Halle die Unabhängigen gespalten haben. Aber vergessen Sie nicht, daß in Deutschland die Partei schon gespalten war. Und wa» war die Folge? Daß die Unabhängigen beider Richtungen geschwächt wurden, während die S.P.T. innerhalb weniger Woche« 100 000 Mitglieder gewonnen bat. Und waS wird bei Uns die Folge sein? Blum und Frossard haben an den Kongreß appelliert, den Kampf brüderlich zu führen. Aber wir wissen, daß, wenn eS zur Spaltung kommt, ein Kampf bis aufs Messer folgen wird. Das französische Proletariat, von Babeuf bis IaureS. durch seine revolutionäre Tradition» sUne Märtyrer von 1830, 1834, 1848 und 1871 hat schließlich eine andere Behandlung v«r- dient, als sich mit dem Strick um den Hals in Sack und Asche vor den Toren von Moskau zu präsentieren.(Stürmischer, an- haltender Beifall.) Au besonders lebhasten Auseinandersetzungen kommt eZ, al» der Moskowiter Baillant.Couturier, sozusagen ein.No- vembersozialist", die Frag« der Landesverteidigung anschneidet. Blum hatte darüber gesagt, daß die Pflicht zur Landesverteidigung dann besteht, wenn ein Land offenbar und unwiderleglich von einem anderen Lande angegriffen wird. Baillant-Couturier bestreitet, daß man darüber ja eine Gewiß- h e i t haben wird. WS der Krieg ausbrach, fei nicht allein Frankreich augegriffe« worden, auch Teutschland. Diese Behauptung ruft stürmische Unterbrechungen hervor, die von Zwischenruf zu Zwischenruf zu einer erneuten Erklärung von Blum führt. Blum sagt, daß er für das Militärbudget stimmen würde, wenn die Armee auf Grund sine; Systems der allge- meinen Volksbewaffnung, wie die Sozialisten sie vor- schlagen, organisiert wäre. Vaillant-Couwrier bestreitet, daß in der kapitaltstischen Gesellschaft eine Pflicht für die Landesverteidi- gung bestehe. Erst nachdem das Proletariat die politisch« Macht erobert haben wird, werde es eine LandeSverteibiguna geben, wie eS heute kür die Bourgeoisie ein« Landesverteidigung gibt. Ter Erklärung Mistrals folgte ein« lebhafte Aufeinanderfolge von Erklärungen. Nach Reden Mistrals, der ein« sttesolstion gegen die von Moskau geforderten Ausschließungen einbringt und mehrerer anderer kommt ei zu dem

-......'i-wo--w-e- v.;"".'"* dramaftschsten Ztiuschepfall des KougresseS. Der zioeite Brrteisekretiir L e Tr o au e r erklärt zunächst, daß die Rekolufton Mistral aut seine Veranlassung eingebracht worden-st, um auf die Herausforderung und den Schimpf der Moskauer Tepefche zu antworten.'Er habe sich mit. dem MoS» lowiter Renault darüber verständigt, damit che Linke eine ent- sprechende Resolution einbringe. Renault habe eme Resolution ausgearbeitet, doch ihm«ine Antwort gegeben, die den Abgrund zeuge, der sich vor der Partei austue. Renault sagte:.Ebe ich diese Resolution dem Kongreß unterbreite, muß ich sie jemanden unterbreiten, der die nötige Autorität hat, um im Namen des Komitees von Moskau zu sprechen."(Große Bewegung.) Renault , offenbar in größter Verlegenheit, bestätigt di« Tat- fache. Die Schlußfolgerung von Le Troquer ist von einer unsrbiit. lichen und natürlichen Lotzik: WaS auch die Ansichten und Absichten der Delegierten sein mögen, waS wir hier beschließen, umer- liegt der**. i.. vorherige» Zenfn»'"Ü* V- und her Billigung einer vns unbekannten Persönlich- k e i t, die ihre Befehle von Moskau erhält. Der Eindruck auf den Konoreßist sehr tief. Man verlangt die sofortige Abstimmung, doch die Mehrheit, die die Folgen des Zwischenfalls fürchtet, beschließt, hie Sitzt: ira zu vertagen. Das Ergebnis'der entscheidenden Nachtsitzung ist den Lesern längst bekannt.,... ,-*tiea##.- s" Neues GewerkschaftStageblatt.' Das französische Gewerk'chafterblatt.La Bataille" hörte mit dem neuen Jabr auf. eine Tageszeitung zu fein. Es wird künftig nur noch halbmonatlich erscheinen. An seiner Stelle gibt der Allgemeine Arbeiterberband(C.G.T.) eine neue Tageszeitung heraus, die den Namen, L e P e u p l«" führt. ......'..- verhanülungen über Mensthenlebea. Das Budapester Bluturteil. Die Budapester Machthaber zögern mit der Ausführung des Bluturteils gegen die Volkskommissare, weil Sowjetrußland fi« diel-- fach an kriegSgefangenen russischen Offizieren rächen würde. Der mitverurteilter Gelehrte Peter A g o st o n hat noch zum Schluß die Bitte nach Moskau gerichtet, nicht auch noch andere Unschuldige leiden zu lassen. Die Regierung Horthys aber scheint großmäulig geworden zu sein. Darauf antwortet Tl'chit scherin:.Es steht Ihnen nicht an. die Menschlichkeit und die Zivilisation an­zurufen. Die Geiseln, die wir in unseren Händen haben, bürgen uns für diejenigen, welche in Ihrer Macht find. Die gegenwärtige ungarische Regierung, die die Volkskommissare mit Justizmord be- droht und die russischen Gefangenen, welche sich noch in Rußland befinden, verfolgt, ist die Urheberin der WiedervergeltungSmaß- regeln, die man uns vorwirft. ES ist also unsere Pflicht, zugunsten derjenigen einzuschreiten, die sich als unsere Verbündeten betrachten. (Die meisten Verurteilten sind Sozialdemokraten. Red.) Wir wünschen diesen Zustand mit größtmöglicher Schnelligkeit zu beendigen und schlagen Ihnen in Erwiderung auf Ihr Ersuchen vor. Verhandlungen mit unserem diplomatischen Vertreter, Litwi- n o w in Reval . zu beginnen, welcher zu diesem Zweck mit auSge- dehnten Vollmachten versehen wird. Wir bitten Sie. uns den Tag und den Namen Ihres Vertreters für biß zu beginnenden Ver- Handlungen mitzuteilen."_

polen uaö Iravtreich. Der polnisch« Staatspräsident Pilsudski reist am 12. Ja- «Är zu Per trag» Verhandlungen noch Pari». Ein« Ostexpreßmeldung aus Wa rschau widerspricht der An« nähme bürgerlicher Kreis«, der sozialistische VizeMinisterpräsident Das z y n sk i werde sich auS Rücksicht auf diese Reise veranlaßt sehen, seine Demission zurückzuziehen. Im Gegenteil ver. stärkten diese Motive die Opposition der polnischen Sozia. liften. Sie bleibe» Gegner der französischen militanstischen und auf wirtschaftliche Privilegierung gerichreten Politik in Polen und gedenken nicht, die Mitverantwortung dafür zu über- nehmen. Sie beharren dabei auf ihrem Beschluß, auS der Re­gierung auszuscheiden. Demnach mutz die Koalitionspolitik in Polen als endgültig gescheitert betrachtet werden.

wrangel in SerlinZ Nach der B. S.-Äorr. ist Montag abend General Wrangel , von Kopenhagen kommend, in Berlin eingetroffen und in einem Hotel unter den Namen eines Generals Nikolaus Wrangel au» Kopenhagen abgestiegen.(Einen dänischen General diese« Namen» gibt«S jedoch nicht.) Tie Anwesenheit Wrangelz in Berlin würde umso lästiger sein, als sich gegenwärtig auch der mongo- lisch« Fürst Tumbair als Vertreter des Hetman» Ssmeuosf hier aufhält. Der üeutsch-rusfische kriegsgefangeveaaustausch. Der Austausch der deutschen und russischen KrieASgesangenen hat sich in den letzten Monaten weiter programmäßig voll. zogen. Mit Erntrirt der kalten Jahreszeit ist als EinschiffungS- bzw. Uebernahmehafen an die Stell» Navwas Baltisch Port getreten, da die Narwa infolge Eisgangs nicht mehr schiffbar war. Im ganzen wurden auf dem Ostseewege vom l. Mar bis 31. De­zember 1920 zirka 132 000 kriegSgefangene Russen zurückbefördsrt. Von Rußland zurückgekehrt sind i» derselben Zeit zirka 29 000 reichsdemsche und 70000 nichtreichsdeutsche Krieg«- und Zivil- gefangene. Auf dem Wege über Wladiwostok wurden zirka 3000 Reichsdeutsche zurückgeschafft. Weitere 1697 deutsche Kriegs- gefangene werden voraussichtlich Mitt« Januar in Hamburg ein- treffen. Ein neuer Transport von 600 Deutschen hat augenblicklich Wladiwosio! von Stbirien her erreicht und dürfte noch im Laufe dieses Monats die Heimreise antreten Alles in allem befinden sich noch in Deutschland zirka 80 000 Kriegsgefangene, ungerechnet die übergekrelenen und rnternierten Rotgardiiten. E» find verband. lungen im Ganze, um durch Eröffnung eines Landweges über die Randstaaten auch den Heimtransport der Kriegsgefangenen während der weiteren Wintermonat« sicherzustellen.

Englisch -japanifcher Schemvertrag I Paris , 4. Januar. Der Korrespondent de»Echo de Pari«" in Washington meldet: Der ehemalige Bureauchef deS HandelSamtS. Deman, hat in Marion(Ohio ) einen Brief veröffentlicht, der im Kongieß ungeheures Aufsehen hervorgerufen hat. In dem Briese wird gesagt, daß, als Balfour während de» Kriegs» nach Washington gekommen sei, um wegen einer Anleihe von vier Milliarden Tollars zu verhandeln,«r einen zwischen Eng- land und Japan abgeschlossenen Geheimvertrag über die Zuspr-echung der deutschen Inseln im Stillen Ozean an Japan der- heimlicht habe. Man glaubt, daß die Behauptung Demans ein« Prüfung durch den Kongreß nach sieb ziehen wird. Dem neuen Präsidenten Harding werden Absichten auf Heeres- Verminderung zugeschrieben; Wilson will angeblich noch eine Abrüstungskonferenz veranstalten.,

/ZuslanSscunöfchau. ?( don der Be r n e r Konferenz der JirisrnafioinÄS 2�!? .'ingesetzte Kommission zur Durchführung der Vorarbeiten für die Wiener Jniernationale Konferenz tritt am 8. Jaruigr ,',u einer mehrtägigen Beratung in Innsbruck zusammen. Bis- ikr und Ledebour (Berlin ), Wellhean(Manchester ) und Grimm (Bern ) angemeldet. Die Sowjetoegierung veröffentlicht«n neue« Dekret, wonach Ausständige zu Gefcmgnisstrafen von 1 bis 5 Jahren ver- urreili und ihren Familienmitgliedern, soweit diese nicht selbst Arbeiter sind» werden die Nahrungsmittelkarten enrzogen werden-. _ Das nordamerikanische Kongreßmitglied Britten hat eine Resolution eingebracht, in der Präsident Wilson aufgefordert wird» sich an Frankreich und an den Völkerbund zu wenden, um die Zurückziehung der schwarzen Truppen aus den be- setzten Gebieten Deutschlands zu erlangen. D i e Sache m i t dA n n u n z i o ist erledigt, der D-rtrag mit General Caviglia Unterzeichnet, die Marinefahrzeuge sind Italien zurückgegeben, d'Annirnzio zieht ab. Die regulären Truvpen hatten msgesam: 17 Tote und 120 Verwundete, die irregulären Truppen 18 Tote und ISO Verwundete, die Zivilbevölkerung 2 Tote und 10 Verwundete. Die Wahlen bei der griechischen Armee in Thrazien und Klein-Asien sind für ungültig erklärt worden. Da Reuwahle» nicht stattfinden, verlieren die Veniselisten einige Sitze in der Kammer. In Athen ist man besorgt, daß VenrseloS sich in Klein-Asien selbständig mache. B-i einem Zusammenstoß zwischen Londoner Polizei undArbeiiSlosenin London wurden 6 Polizisten und 10 Ar­beitslose verwundet. Die Ankunft des Smirfeinführers d e Val era in Irland wird bestätigt. Mau nimmt an, daß er in den nächsten Tagen eine Kundzeöung an das irische Volk richten wird.

Der Kall tzoffmann. In der Preußischen Landesversammlung haben die Abgeord- neien' Genoss en H e 1 1 e r, B r e c o u r und Genossen unter dem 4. Janugr 1921 folgende Anfrage gestellt!:- Zeitungsnachrichten zufolge ist in der Nacht vom 28. zum 29. Dezember 1920 der Monteur Paul Hoffmann in FlenS- bürg aus die selbständige Anordnung deS Kommandeur« der Schutzpolizei in Flensburg angeblich auf Denunziation eines gewissen Paul Reichard t, dessen sich die Schutzpolizei als Spitzel bedient haben soll, in seiner Wohnung durch ein große- res Aufgebot der Schutzpolizei zunächst festgenommen worden. Hoffmann ist alsdann nach der Kaserne der Schutzpolizei ge- bracht worden und sollte nach einem stundenlangen Verhör in einen anderen Teil, der Kaserne überführt werden. Bei dieser Ueberfiihrung soll Hoffmann einen Wachtmeister vor die Brust gestoßen und sich lösgerissen haben, um entfliehen zu können. Da er auf einen Haltruf nicht stand, wurde er nieder» geschossen. Sein Tod ist jedenfalls durch«ine Schußver- letzung auf der Grelle herbeigeführt worden. Dieser Warfen» gebrauch soll sich auf einen Erlaß des Ministers des Innern vom 24. Juli 1919 stützen. Ist die Preußische Staatsregierung bereit, Auskunft zu erteilen, ob die Leitung der Staatspolizei in Flensburg sich der Tätigte� von Spitzeln bedient? Ist die StaatSregterung weiter bereit, über den Hergang der Verhaftung und Erschießung des Hpffmann Auskunft zu geben, und was gedenkt sie zu tun, damit sich derartige Fälle nicht wiederholen? In der Mer.sburger Arbeiterschaft hat die Bütttst stqM Kv» regung ausgelöst. Di« gesamte Flensburg « Arbeiterschaft aller Richtungen hat beschlösse», die Angehörigen deS Getötete« durch Dammlungen zu unterstützen und sich an ssiner Beerdigung zu be- teiligen. Falls der Beerdigung« lag«in Werktag ist, soll an diesem Tage die Arbeit in sämtlichen Betrieben ruhe». Kenner wurde verlangt der Forrzug der Sipo au« Flensburg . Unserem Flensburg «: Parteiblatt entnehmen wir ferner, daß Hoffmann das Opfer einer ganz Üblen Lockl:- izelei ge­worden ist. Der Spiitzel Reichardt hat einen Uiärchenbaftsn Bericht angefertigt, wonach der Erschossene da? Haupt einer Band« sein sollte, di« die KaseriM überfallen, die Sipo entwaffnen und die Revolution in Flensburg herbeiführen wollte. Von dem Ober» kommissar Klöppel, einem erfahrenen Beamten, ausgelacht und ab- gewiesen, wandte sich der Spitzel an Major d. PlüSkow und fand bei diesem leider ein offene» Ohr. Die unglaubliche politische Unkenntnis und Naivität des Majors führten dann zur Verhaftung de» Hoffmann und den weiteren Folgen.

Swowjews Aufruf vor Gericht. Wögen Slufveizung zum Klasfenhaß und Aufforderung gat_ Begebung eines Verbrechens gegen da» Sprengstoff- qefetz bzw. der vorsätzlichen Transportgefährdung hatte gestern die 3. Straftammer des Landgerichts I unter Vorsitz des Land- gsrichrSdirektors Schulze gegen den veoantwortlichen Redakteur dsr»Roten Fahire", Bruno Schäfer au? Steglitz , zu verhandeln. In der Nr. 226 derRoten Fahne" vom S. Ztevember V. I. erschien ein von demVorsitzenden des Eyekuttvtonitees der kommuittsii- schon Fiteecnationale G. S inow j ew" unterzeichneter»Aufruf an die Proletarier aller Länder", wÄcher dem 7. November, dem Tage der dreijährigen Wieder! ehr der russischen Revolution gswidanet war. In dteiem Artikel wurde u. a. aufgefordert. Munition»- züge der Feinde Sowjetrutzlandö in die Luft zu sprengen und die bürgerlichen Offizier« unschädlich zu machen. Tet gleiche Aufruf war auch in der Zeitung»Die Anternationale" erschienen und hat ebenfalls«ine Attfläge gegen den verantworÄichen Redakteur zur Folge gehabt. Da dieser aber Mitglied des Reichstags ist und von dem PaÄament die Auf- hckbung der Immunität noch nicht ouZgesprochen ist. ruht dieses Bevfahren vorläufig. Vor Gericht entlarte der Angeklagte, daß er als berankwortlicher Redakteur verpflichtet sei, all« Partei aufrufe ohne Prüfung deS Inhalts z u v«p- öffentlichen, er ül-ernöbme aber trotzdem die Verantwortung. Vom StamSanwaltschaftsrai Gerlach wurde angsregt, den § 111,2 bzw. 110 Str.G.B.(Anffordevung zum Ungehotsaan gegen die Gesetze) in Anwendung zu bemgen. Wenn der Angeltetgte verpflichtet gewosen war. jene» Aufruf zu veröffentlichen, so müpe er auch dte- gclnan tragen,©er' Antrag des Staatsanwalts lautste auf 800 M. Geldstrafe. Von Rechtsanwalt Dr. Paul Levi- Ft'ankfu« a. M. wurde m längeren rechtlichen und tatsächlichen Ausführungen die Freisprechung beantragt, da das genchlossene Ganze di» Lr« tÄels, nicht allein der eine hcrouSgegnffene Satz, bk eigentliche Tendmiz des Artikels erkennen lasse, die dahin gehe, daß die Ar- beiter des französischen und englischen Kapitalismus, wÄcher Munidion gegen«owjetrußland herstelle, gemeint sei«».- DaS Gericht kam noch einstündtger Beratung zu einer Verurteilung de« Angeklagten auf Grund de»§ 111.2 Str.G.B. zu einer Geld» strafe von 400 Mark, da die Aufforderung kbsnso an dte deut­ schen Leser der»Roten gähne" gerichtet sei. welche den S«m de» Arrrkels nicht so genau nachzuprüfen in der Lage seien. wie das Gericht es hob« tan müssen.(Diese Begründung er­scheint rechtlich febr bedenklich. Die Sttafbarckeit eine« AlmkelS darf nur aus seinem wirklichen Sinne und Inhalt abgeleitet werden. Einen an sich unsträflichen Artikel unter Strafe zu stellen, weil er von dem und jenem frilfcf) verstanden weiden koninte, fftjwn juristischer Kunstgriff, der stark nach der Absicht schmeckt, tmt Ver­urteilung auf jeden Fall herbeizuführen.)