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Nr. 29 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 15

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3 wernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197

Mittwoch, den 19. Januar 1921

Kein Streik der Eisenbahner.

Der Deutsche Eisenbahnerverband- die größte der im| Eisenbahnerbewegung mit einem eingehenden Aufruf an die Mit­Sechzehnerausschuß vertretenen Organisationen hatte am glieder der Organisationen. Dieser erscheint in einem Flugblatt 18. Januar feinen erweiterten Vorstand erneut nach Berlin mit der Ueberschrift: Ein Wort der Aufklärung". Eindringlich berufen. Nach einem umfassenden Bericht der Vertreter des wird darin auseinandergesetzt, daß der Erfolg zwar feinen rest Sechzehnerausschusses über den Gang der Verhandlungen lofen Sieg bedeutet, aber doch ein ganz annehmbares und über die großen Schwierigkeiten, die neue Verhand- Resultat gezeitigt habe. Es werden drei Fragen in dem Flug lungen zur Unmöglichkeit machen, wurde beschlossen, blatt eingehend beantwortet, und zwar: 1. Was sollte durch die ohne Disfuffion in geheimer Abstimmung zu dem Bewegung erreicht werden? 2. Was wurde erreicht? 3. Konnte Verhandlungsresultat Stellung zu nehmen. Von den 74 ab- durch eine Arbeitsniederlegung im Augenblid noch mehr gegebenen Stimmen waren 51 für die Annahme der im erreicht werden? Zur Beantwortung der letzten Frage wird ge Berhandlungswege erzielten Zugeständnisse, 20 für Streit fagt: Niemals dürfen im falschen Glauben an die eigene Ueber­und drei Zettel waren unbeschrieben. Damit ist die Entschäzung die errungenen Erfolge in eine Niederlage umgewandelt fcheidung gegen den Streit gefällt. Die Ab- werden. Hier den rechten Zeitpunkt zu erkennen, wenn das Kampf­stimmungen der übrigen drei Organisationen werden faum glück, sich wenden kann, sei Sache einer klarblickenden Führung. ein anderes Resultat bringen. Denn nichts sei im Leben verhängnisvoller, als die Ueberschäßung der eigenen Kräfte.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3

Ferniprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54

Der Groß- Wahltag.

Bon W. Siering, M. d. L. blik Preußen soll die Neuwahl der sämtlichen Provinzialland­Zugleich mit der Wahl für den ersten Landtag der Repu­tage und Kreistage vorgenommen werden. Außerdem finden in Schleswig- Holstein und Ostpreußen auch noch Reichstags­wahlen statt, so daß in diesen beiden Bezirken mit einem Wahlaft vier Wahlen vorgenommen werden. Diese Häufung der Wahlert, die das erstemal in einem solchen Groß- Wahltag ihren Ausdruck findet, macht es notwendig, daß in weitestem Maße für die Aufklärung der Wähler Sorge getragen wird. Stimmzettel seinen Willen zum Ausdruck bringen könnte. Es wäre das einfachite, wenn jeder Wähler durch einen Das ist leider nicht möglich, weil die Wahl gefeße ver­ich i ed en sind. Während das Wahlgesetz für den Reich s= tag Stimmzettel, die lediglich als Kennwort den Namen einer Partei tragen, nicht zuläßt, sind bei der Wahl zum Landtag diese Stimmzettel ausdrücklich gestattet. Darum können in den beiden genannten Grenzbezirken die Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Landtag nicht in einem Wahlkuvert vorgenommen werden, sondern es ist für jede Wahl ein besonderes Wahlkuvert nötig. Nun wäre es drin gend wünschenswert gewesen, wenn die drei preußischen einem Wahlfuvert vorgenommen werden fönnten. Auch dies ist leider nicht möglich, weil zu dem Preußischen Landtag ebenfalls wie zum Reichstag mit Wahlscheinen gewählt werden darf, hingegen für die Wahlen zum Provinzialland­tag und zum Kreistag Wahlscheine unzulässig sind. Eine Kenntlichmachung der Wahlkuverts jener Wähler, die mit Zum Schluß heißt es, daß nach der übereinstimmenden Mei- Wahlscheinen gewählt haben, ist unzulässig, weil dadurch das erflärten, unter den bisherigen trostlosen Lohnverhältnissen nung von allen an der Bewegung beteiligten Gemertschaftsführern Wahlgeheimnis verlegt würde. Daraus ergeben sich große weiterzuarbeiten. Die hartnäckigkeit der Reichsregierung ließ der Berhandlungsweg völlig erschöpft und ein an- Schwierigkeiten. oft den Augenblick des Scheiferns der Unterhandlungen deres und besseres Resultat zur Stunde nicht mehr zu erzielen ist. in unmittelbare Nähe gerüdt erscheinen. Und nur der Ent. Es wird deshalb an die Mitglieder appelliert, das vorliegende Re­fchiedenheit der Arbeitervertreter ist es zu danken, fultat mit ruhiger. Ueberlegung und unter Würdigung aller Um daß die Regierung zu erheblichen Zugeständnissen veranlaßt stände zu prüfen, woraufhin der Erwartung Ausdrud gegeben wird, wurde und die deutsche Republik vor den unabsehbaren Fol- daß der Standpunkt der Führer gebilligt wird. Das Flugblatt, das gen eines Generalverkehrsstreifs bewahrt blieb. jetzt in vielen tausend Exemplaren ins Land hinausgeht, wird zwar auch nicht restlose Zufriedenheit schaffen, aber es darf erwartet werden, daß die Aufklärung ganz wesentlich zur Entspannung der Lage beiträgt.

Mit diesem nach rein demokratischen Grundsägen er- Ueber die Aussichten eines eventuellen Streifs wird ausge zielten Abstimmungsergebnis dürfte die Eisenbahnerbewe- führt, daß ein jezt einsetzender Eisenbahnerstreif nicht nur gegen gung, die wochenlang die Deffentlichkeit beschäftigte, als Regierung, Barlament und öffentliche Meinung geführt werden beendet angesehen werden. Es tann an dieser Stelle nicht müßte, sondern vor allem auch gegen Millionen von nochmals auf die langwierigen Verhandlungen zurückgefom Bolfsgenossen, die mit den Eisenbahnern sympathisierten, a hlen für Landtag, Provinz und Kreis gemeinsam in men werden, die in dem oben mitgeteilten Ergebnis ihren folange fich Reichsregierung und Reichstag ablehnend verhielten. Abschluß finden. Es sei nur an die Tatsache erinnert, daß Seßt aber, wo erschöpfend verhandelt worden sei und erheb die beiden Parteien Eisenbahner und Reichsregierung-liche Zugeständniffe vorlägen, würde der Streif nicht zunächst mit recht geringen Einigungsaussichten verstanden werden, und deshalb alle offenen und versteckten einander gegenübertraten, da die Reichsregierung fich Gegner auf den Blan rufen. Darum gebiete die Klugheit, ent­außerstande erklärte, die Forderungen der Eisenbahner zu erschlossen den für Recht erkannten Weg zu beschreiten. füllen, während diese nur zu sehr mit Recht sich außerstande

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Im Anschluß an die Beendigung der Verhandlungen zwischen Eisenbahnern und Reichsregierung menden sich die Führer der

Loucheurs Programm.

Annahme, der alle technischen Schwierigkeiten überwindet, die Nach eingehenden Besprechungen fand nun ein Vorschlag Bestimmungen der Wahlgeseze achtet und trotzdem die Wahl so einfach wie möglich gestaltet. Nicht zu vermeiden war. daß in den beiden Grenzbezirken jeder Wähler drei Wahl­fuperts abgeben muß.

Wähler zwei Wahlkuverts abgegeben werden, und In den übrigen Bezirken Preußens müssen von jedem zwar eins für den Preußischen Landtag und das zweite für den Provinziallandtag und Kreistag. Eine Ausnahme macht das Gebiet der neuen Stadtgemeinde Berlin , wo hat anderthalb Jahre deutscher Wirtschaftsentwicklung ver- nur eine Baht stattfindet, und zwar die für den Preußischen schlafen oder in Deutschland noch niemals etwas gekauft. Landtag. Ferner brauchen die kreisfreien Städte nicht zum Paris , 18. Januar.( 5.) Coucheur, der neue franzöfifche Minifter für die befreiten Gebiete, erklärte einem Preisevertreter nach zunächst nur für fünf Jahre Wiedergut Provinziallandtag vorgenommen werden muß, sind in den Auch Loucheur scheint den Gedanken von Seydour, wo- Kreistag zu wählen, aber da in diesen Städten die Wahl zum gegenüber, Deutschland wolle wohl seinen& onfurs anmelden. machungsraten geleistet werden sollen, aufgenommen zu freisfreien Städten zwei Wahlkuverts erforderlich. Die Regierung in Berlin würde dann nach einigen Monaten zu den haben. Geradezu phantastisch aber sind die Vorstellungen, die Alliierten fagen : Wir haben feine Luft mehr, die Führung der Ge- er sich von der Art und der Höhe der Ratenzahlungen macht leicht zu überwinden, machte die Gestaltung der Während es gelang, diese Schwierigkeiten einigermaßen schäfte weiter zu übernehmen. Ich bin aber der Unsicht, fuhr der Zunächst glaubt er, daß die jährliche Leistungsfähigkeit Deutsch - Stimmzettel erhebliche Schwierigkeiten. Es war ganz Minister fort, daß wir folch eine Einladung nicht erft abwarten sollen. lands 10 Milliarden Bapierfranks beträgt. Das wären felbstverständlich, daß die Stimmzettel ebenfalls neben dem Die Entente soll die Verwaltung in Deutschland rund zweizweidrittel Milliarden Goldmark, eine Summe, die selbstverständlich, daß die Stimmzettel ebenfalls neben dem übernehmen. Wir haben ebensoviel Interesse an dem wirtschaft- sich mit dem ursprünglichen Vorschlag Seydour' annähernd Kennwort für den Wahlvorschlag auch einen Aufdruck haben lichen Wiederaufbau Deutschlands wie die deutsche Regierung selbst. deckt, die aber von Deutschland nicht aufgebracht werden kann. mußten, aus dem hervorging, für welche Wahl der Stimm­Wir wollen die Mart auf ihren wirklichen Wert, d. h. auf ein Bon diefem Betrage find nach Loucheur acht Milliarden Frank zettel gelten foll. Auf einmütigen Borschlag sämtlicher Bar­Biertel oder ein Fünftel ihres Wertes, herabsehen, damit sie durch Kohlen abzutragen. Der Preis einer Tonne deut- teien hat sich der Preußische Minister des Innern bereit er­einen realen Wert bekommt. Daher müssen wir Ordnung in den fcher Kohle ist nun auf etwa 230 M. zu veranschlagen. Wir flärt, einen einzigen Stimmzettel für die dret deutschen öffentlichen Betrieben schaffen. Es fann fämen also bei dem gegenwärtigen Umrechnungskurse zu einer Wahlen zum Landtag, Provinz und Kreis für jede Partei nicht geduldet werden, daß die Verwaltung der deutschen Eisenbahnen jährlichen Kohlenleistung von mehr als 130 millionen zuzulassen, so daß also Verwechselungen durch die Wähler ein Defizit von 20 milliarden hat. Die Eisenbahntarife müssen er- Tonnen. Das ist mehr als die deutsche Gesamtproduktion. faum vorkommen können. Es wäre unerträglich gewesen, höht werden. Für die Poft gilt das gleiche. Wir müssen auch die Es bedarf feines Wortes, um zu beweisen, daß eine solche wenn bei diesem Groß- Wahltag eine erhebliche Anzahl un­deutschen Budgetverhältnisse studieren und dafür eintreten, daß die Forderung in das Reich phantastischer Hirn- gültiger Stimmen dadurch festgestellt würde, daß der Wähler Deutschen mindestens ebensoviel Steuern zahlen wie gespinste gehört. durch Verwechselung der Stimmzettel in dem Wahlkuvert die Franzosen. Die einzige Lösung der Frage des Schaden- Wir fönnen nach alledem nur annehmen, daß dem Aus einen Irrtum beginge. Jeder, der einmal bei der Wahl im erfahes ist die Zahlung in Kohlen. Deutschland fann jährlich für frager Loucheurs einige Hör fehler unterlaufen find. Hätte Wahllofal mitgewirft hat, weiß nur sehr gut, daß auch auf­acht Milliarden Frant Kohle liefern. Ferner fönnte man er aber richtig gehört und gewänne Loucheur auf die Berhand geklärte Wähler bei dem Einstecken des Stimmzetiels in das für chemische Produtte, Steuern auf Ausfuhrartikel usw. an deuifchen lungen von Brüffel, wohin er übrigens nicht geht, maß- Wahlfuvert sehr oft die Ruhe verlieren und dann ein Irrtum Waren noch zwei milliarden Frant jährlich erzielen. Das gebenden Einfluß, dann würden diese Berhandlungen, auf die leicht eintreten fann. Es ist deshalb ausdrücklich für zulässig wäre eine jährliche Leistung von zehn Milliarden, und eine Europa feine Hoffnungen setzt, zur Groteske oder zur Kata- erklärt worden, daß die Stimmzettel neben dem Kennwort, Schädigung der französischen Industrie durch deutsche Fertigwaren strophe. aus dem der Wille der Wähler hervorgehen soll, an der Spizze wäre nicht zu befürchten. den Namen der Körperschaften trägt, für die der Stimmzettel gelten soll. Diefer Stimmzettel, der für alle preußi= fchen Wahlen gültig ist, und den wir dringend den Partei­organisationen überall empfehlen können, sieht wie folgt aus:

Es ist ein ungewöhnliches Berfahren, daß ein neuer­

Vor der Pariser Konferenz.

Preußischer Landtag Provinz

nannter Minister öffentlich sein Programm entwickelt, bevor Paris, 18. Januar. Cauf ,, Echo de Paris" erklärte Briand der offizielle Chef der Regierung im Barlament gefprochen hat. in einer Unterredung, er werde bei den bevorstehenden Verhandlun­Sachlich ist zu bemerten: Die Forderung nach einer Er- gen fein Recht und tein Intereffe Frankreichs gefährden laffen. höhung der Tarife und Steuern braucht der deutschen Regie- Die Zeitungen befaffen sich bereits eingehend mit der Zusammen­rung faum erst von Paris nahegebracht zu werden. funft der Alliierten. Echo de Paris" meint, Deutschland werde viel­Was aber die Herabfeßung des Geldwertes anbelangt, so leicht eine neue Frist für die Entwaffnung, nötigenfalls mit den fällt es schwer, nicht zu glauben, daß nur eine geradezu jug auf die Reparationsfrege auf einen Abschnitt in der eng­erforderlichen Bürgidhaffen erhalten. Das Blaft weist mit Be­grandiose Berkennung der deutschen Wirtschaftslage tiden Tote hin, wonach England jeht einer Bertagung der diefe Aeußerung veranlaßt haben könnte. Das Problem der Feffehung der gesamten deutschen Berpflichtungen zuneige. Offen­Herabfezung des Geldwertes ist in Deutschland nicht neu; feine fichflich, fagt das Blatt, will England das Ergebnis der Abstimmung Sozialdemokratische Partei Deutschlands praktische Durchführung mußte deshalb abgelehnt werden, well in Oberschlesien abwarten. dank der französischen Politik die Aussicht auf eine dau Die Regierungserklärung wird am morgigen Donners: ernde Stabilisierung des Martwertes noch lange nicht vor- tag in der Kammer von Briand abgegeben; im Senat am Sonn­lag. Ehe diese aber eingetreten war, mußte eine Herabjeßung| abend von Bonnevay.

des nominalen Geldwertes gar nichts, da die Schwankungen Seydour und Chensson, die Frankreich auf der Finanz­der Kaufkraft sich nicht nach Ziffern richten, die auf einer fonferenz in Brüssel vertreten haben, hatten zwei Unterredungen Banknote aufgedruckt sind. Wer vollends Herrn Loucheur da- mit dem deutschen Staatssekretär von Bergmann und den Don unterrichtet hat, daß die Kauftraft der Mark etwa den übrigen Mitgliedern der deutschen Delegation, Die Unterredungen pierten bis fünften Teil ihres nominalen Geldwertes beträgt, hatten nur provisorischen Charakter,

Kreis

Dieser Stimmzettel kann zu der Wahl zum Preußischen Landtag , zu allen Provinziallandtagen und zu allen Kreis­