Einzelbild herunterladen
 
  
tagen benutzt werden. Er kann auch benutzt werden bt den kreisfreien Städten, die nicht zum Kreise zu wählen haben, er kann sogar in Berlin   benutzt werden, wo nur zum Landtag gewählt wird. Es wäre im Interesse der Einheit- lichkeit dringend wünschenswert, wenn die Parteiorganisa- tionen, die die Wahlen vorbereiten und für die Beschaffung der Stimmzettel zu sorgen haben, nur diesen einheitlichen Stimmzettel beschaffen und ausgeben würden. Allerdings ist auch beispielsweise für Berlin   zulässig. Stimmzettel abzu- geben, die lediglich die Aufschrift: Sozialdemokralische Partei Deutschlands  " tragen. Aber es ist sehr leicht möglich, daß derartig herge- stellte Stimmzettel in die Hände eines Wählers gelangen können, der auch zum. Provinziallandtag und zum Kreistag zu wählen hat, und dann wäre dieser Stimmzettel ungültig, wenn er in ein Wahlkuvert der Provinz, das für die Wahlen zum Provinziallandtag und Kreistag gilt, hineingesteckt würde. Die Häufung der Wahlen bereitet den Wahlvorstän- den sehr große Schwierigkeiten. Es ist für sie folgendes zu beachten: In den Grenzbezirken Ost preußen   und S ch l e s- w i g- H o l st e i n werden von jedem Wähler und jeder Wich- lerin drei Wchlkuverts abgegeben, und zwar eins für den Reichstag, das zweite für den Preußischen Landtag   und das dritte für die Wahlen zum Provinziallandtag unv Kreistag. Für die beiden letzteren Wahlen ist der oben bezeichnete Stimmzettel zu verwenden. In dem Gebiet der neuen Stadtgemeinde Berlin   findet nur die Wahl für den Preußischen Landtag  statt. Es ist deshalb nur ein Wahlkuvert mit dem oben bezeichneten Stimmzettel abzugeben. In allen kreisfreien Städten, soweit sie nicht in den beiden zuerst genannten Grenzbezirken liegen, wird nur zum Preußischen Landtag und zu dem Provinziallandtag gewählt. Es sind deshalb in diesen Städten zwei Wahl- kuverts abzugeben und in jedes Wahlkuvert wird je ein Stimmzettel hineingesteckt mit dem Aufdruck, wie er oben gekennzeichnet ist. In ollen übrigen Städten und Landge- m e i n d e n, soweit sie nicht in den Grenzbezirken Ostpreußen  und Schleswig-Holstein   liegen, wird zum Preußischen Land- tag, zum Provinziallandtag und Kreistag gewählt und sind von jedem Wähler und jeder Wählerin zwei Wahlkuverts mit dem entsprechenden Aufdruck abzugeben, und zwar das eine für die Preußische Landtagswahl und das andere mit dem Aufdruck Provinziallandtags- und Kreistagswahl. In das erstere Wahlkuvert ist ein Stimmzettel, in das zweite find zwei Stimmzettel zu stecken. Wird in das zweite Wahl- kuvert nur ein Stimmzettel gesteckt, ist er für beide Wahlen gültig, jedoch wird gebeten, um den Wahlvorständen die Ar- beit zu erleichtern, zwei gleichlautende Stimmzettel in dieses Wahlkuvert zu stecken. Es wäre dringend wünschenswert, wenn alle bei dir Vor­bereitung der Wahlen mitwirkenden Parteigenossen und-Ge- nofsinnen in allen Wählerversammlungen und überall da, wo sich die Gelegenheit bietet, auf diese technische Durchführung der Wahl aufmerksam machen würden, besonders wird es Pflicht der Parteipresse sein, für die Aufklärung der Wähler zu sorgen. Wollen wir in den Körperschaften, die am 20. Februar zur Wahl stehen, sozialdemokratische Politik treiben, dann muß am 20. Februar nicht nur in dem Preußischen Landtage »ine sozialdemokratische Mehrheit hineingewählt werden, son- dern auch in die Provinziallandtage und Kreistage. Darum muß alles darangesetzt werden, am 20. Februar eine starke Wahlbeteiligung für die Partei zu erreichen, und die Wähler und Wählerinnen so aufzuklären, daß keine ein- zige Stimme verloren geht.
Internationale �rbeitsgemeinftbast�. Mit einem dialektischen Kunststück haben sich die Ein- berufer der Wiener Konferenz dem Vorwurf zu entziehen ver- sucht, daß sie durch die Gründung einer neuen Internationale nur noch mehr Verwirrung und noch mehr Zersplitterung in die Reihen des internationalen Proletariats trage. Dieses Kunststück ist vollbracht worden von der Jnnsbrucker Kom- Mission, bestehend aus Friedrich Adler  , Ledebour  , Grimm und W a l l h e a d. die die Leitsätze und das Statut der.Internationalen Arbeitsgemeinschaft" ausgearbeitet und die Einladung zur Wiener Konferenz er- lasten hat. Da eine Vorbedingung zur Zulastung an dieser Konferenz der Austritt aus der Zweiten Internationale ist, hat es uns besonders interessiert, die grundsätzlichen Unterschiede festzu- stellen, die dieArbeitsgemeinschaft" von der.Zweiten" trennen. Und da müssen wir gestehen: wir sind angenehm überrascht, feststellen zu können, daß diese Jnnsbrucker Leit- sätze nur fadenscheinige Unterschiede anzuführen wissen. Um so überflüssiger erscheint uns dann allerdings die Gründung einer besonderenArbeitsgemeinschaft". Was trennt uns grundsätzlich von den Unabhängi- gen? Letzten Endes doch nur die jewellige Stellungnahme zum Problem:.Demotratte oder Diktatur" und in unmittel- barem Zusammenhang damit die Frage der Zulässigkeit einer Regierungskoalition nüt bürgerlichen Parteien. Und was sagen die Innsbrucker   Leitsätze über die Zulässigkett der Koasitionspolitik? Nichts, nicht ein Wort! Wie könnte es auch anders sein, da die deutschösterreichische Sozialdemokratie selbst bis vor kurzem eine Regierungskoali- tion mit bürgerlichen Parteien gebildet hat? Ueber die Demokratie heißt es in den Leitsätzen: Bedeutet die Demokratie nicht die Befreiung des Prole- tariats, so stellt sie doch ein günstiges Terrain für den Kampf nm die proletarische Befreiung dar. Aus dem Boden der Demokratie entfallen sich die Klassengegensötz« und Klassen- kämpfe. Das Proletariat benützt die Rechte, die die Demokratie ihm gibt, um fein« Existenz als Klasi« zu manifestieren, die fchwan- kenden Mittelfchichten der Führung der Bourgeoisie zu entreißen, die geistigen Arbeiter, wie die proletarischen und halbproletarifchen Elemente der Landbevölkerung um sich zu scharen und mit ihnen ver- eint die Herrschaft im Staat zu erobern. Wer in der U.S.P. noch vor einem halben Jahre gewagt hätte, die Demokratie als eingünstiges Terrain für den Kampf um die proletarische Befreiung" zu bezeichnen, wäre alsKonterrevolutionär" undSozialverräter" nieder- geschrien worden. Ueber.die Formen des Klassenkampfes wird gesagt: Die Formen, die der Klastenkampf des Proletariats in den«inzel- nen Ländern«innimmt, hängen ab von den besonderen ökono- mischen, sozialen und kulturellen Verhältnissen des Landes, von den militärischen Machtverhällnissen der Klasien und von den internationalen Beziehungen zu den anderen Ländern. Dies« Formen sind andere in den Industriestaaten als in den Agrarländern, andere in den Sieger st aaten. die die Welt beherrschen, als in den von ihnen nieder- geworfenen und ausgebeuteten Ländern, und ebenso mannigfallig wie die Agrarversassungen, die der Kapitalismus auf vorkapitalisttscher Stufe vorgefunden und entwickell hat... Diese verwirrende Mannigfaltigkeit der objektiven Bedingungen des Klassenkampfes ist die Haupt- Ursache der ZNeinungsverschiedenheiten und Streitigkeilen ianerhaltb de» internationalen Proletariats. Wenn unsere Parteigenossen in den letzten zwei Jahren in öffentlichen Versammlungen sich bemühten, genau mit den- selben Argumenten die Sinnlosigkeit eines gewaltsamen Ver- suches zur Errichtung der Diktatur des Proletariats   in Deutsch  - land auseinanderzusetzen und auf die gänzlich verschiedenen Berhältniste bei uns und in Sowjet-Rußland hinwiesen,
wurden sie regelmäßig von den Anhängern Lcdelrours nieder- gebrüllt. Nun versuchen die Jnnsbrucker Leitsätze gleich hinterher durch allerlei Wenn und Aber die obigen Darlegungen und Feststellungen wieder rückgängig zu machen. Es setzen hier Konzessionsversuche an die Moskauer   Doktrin ein. In verschwommenen Redewendungen wird erklärt, daß in den Ländern, in denen die Bourgeoisie über die notwendigen, namentlich militärischen Machtmittel nicht verfügt, die Mittel der Demokratie genügen werden, um dem Prole- tariat zum Siege zu verhelfen. Ist aber einmal dieser Sieg errungen, dann muß(!) das Proletarmt na chträ g- l i ch die Diktatur einführen, um die Widerstände und die Sabotageversuche der Bourgeoisie zu brechen. W i r sind der Ansicht, daß, wenn der Gegner vor der Macht der Stimmzettel kapituliert hat, die Macht der Mehrheit e r st r e ch t genügen müste, um spätere Widerstands- und Sabotageversuche der Minderheit niederzuhalten. Die Oesterreicher haben übrigens nicht einen Augenblick daran gedacht, nach der Revolution die Diktatur zu errichten, sondern haben sofort mit den Christtichsozialen und den Großdeutschen zwecks Errichtung einer Koalitionsregierung verhandelt. Alles in allem zeigen die Leitsätze derArbeitsgemein- schaft"«ine deutliche Armäherung an die Grundsätze der Zweiten Internationale. Es fragt sich nur, ob es dann über- haupt notwendig war, aus der Zweiten Internationale auszutreten und eine besondereArbeitsgemeinschaft" zu gründen. Es ist auch schwer zu sagen, daß man wegen der längst vergangenen Kriegspolitik mit Bandervelde und Scheidemann nicht in einer Internationale sein könne, wenn man zugleich eineInternationale Arbeitsgemeinschaft" mit Renner, Seitz, Sembat und Renaudel gründet. Immer schwerer wird es der U.S.P. gemacht, ihre Eri- stenzberechtigung glaubhast zu machen!
Die üeutschen Defeftigunsen. perl   in. I«. Zmmar.(BJIB.) Arkikel 196 des Vertrages von Versailles   gibt Deutschland   da» Recht, innerhalb einer Zone von 50 Kilometer von der deutschen   Küste und aus den deutschen  Inseln außer Helgoland   und der Kieler Zonealle befesiigleu Werke, Anlagen und festen Seeplätze" in dem Zustande vom 10. Zauuar 1920 mit der damals vorhandenen Armierung zu behalten. Die Regierung hat am 4. Februar 1920 der Interalliierten Sonlroll- kommisjion ein Verzeichnis dieser Werke und ihrer Armierung vor- gelegt. Die Kontrollkommission hat jedoch ihre Zufllmmvna zur Beibehaltung eines großen Teiles gerade der werloollsten und modernsten Anlagen versagt. Die Bolschastertonferenz ist der Kontrollkommission beigetreten. Die Kontrollkommission hat daraufhin die Auslieferung der noch ihrer Austastung überflüssigen Geschütze nebst Zubehör und Rluniliou bis zum 17. Iannar gefordert. Die deutsche Regierung hat jetzt die alliierten RNnistcrpräfldeuten um eine Prüfung bei der bevorstehenden Tagung des Obersten Rates und die Kontrollkow- mistiou um Aufschub der Auslieferuug bis zur Entscheidung gebeten.
Irland   und �egpxten. London  , 18. Januar.<WTB.) d e Balera, von dem«S kürzlich hieß, er bereite ein Manifest vor, das möglicherweise de» Weg zum Frieden ebnen würde, mahnt in einem Schreiben an den Bürgermeister von Dublin  , einig zu sein,um der äugen- blicklichen Bedrohung unsere» Bestandes zu begegnen". In Dublin   soll demnächst unter dem Ehrenvorsitz de? Bürgermeisters von Dublin  , de Valeras, und anderer bekannter irischer Peisön- lichkeilen ein»Bund des Weißen Kreuzes" gegründet werden, uni
Zorm und Inhalt. Konzert-Umschau. Die neudeutsche Schule der Musik, der Berlioz   ein-Wegbahner, Liszt   ein Vollender wurde, hat das Gesetz geschaffen, nach dem fich jeder künstlerische Inhalt die ihm gemäße Form suchen und ge- stalten muß. �Jn diesem Sinn ist Form schon Inhalt, weil sie ein inneres und äußeres Zusammenfassen von musikalischen Ideen be- deutet. Auf die Idee, den Inhalt, die thematische Substanz kommt es immer wieder an, und ohne sie bleibt das Jonglieren mit der Form, wie es die Jüngsten treiben, doch nur Erveriment. Diese? Experimentieren und Extemporieren lähmt die Phantasie oder wird auch denen zum bequemen Handwerk, deren Gemüt mit schwachem «tem dahinlebt. Zeigt mir eine Musik, die sich au« Jahrhunderten zu uns rettete und die de» Herzanteils entbehrt, und ich will vor dem ernsthaften Experiment des Künstlers Busoni   die Waffen strecken. Wir kennen nun den Weg, den er ging, wissen, wo er stand und wo er landete: lein Meisterwerk ist die nachichöpferuche Bach-Ausgabe. Sein produktiver Futurismus läßt das Spielerisch- Mufikantische, das Gehämmert-Starle seiner Einfälle verblaffen >md macht einem müden, in Geist, Witz, Ironie und mystische UnVerständlichkeit getauchten musikalischen Experiment Platz. So wird er um die Jahrhundertwende ein Abtrünniger, der, weil er fich selber suchen ging, sich selbst verraten mußte. In exotischen Fatben und unscharfen Linien derTurandot- Musik' meldet fich spllriamer Bühnenfinn,.Harlekins-Reigen' tanzt nicht, er hinkt trotz aller koketten Sprünge in einem am Geist ertrinkenden Orchester. Wie reizvoll, phantastisch, spielfroh und form- sicher dagegen die beiden Divertimenti für Klarinette oder Flöte(von Eßberger und de Bries herrlich geblasen)! Zwei Seelen ach! Aber die Seele, bor der unser immer gedankenschwerer, grübelnd- fröhlicher, in Bitterkeit heiterer Meister flieht, ist die besiere. Selbst dieAnbruch'-Leute klatschen den Tmuwalzern zu, die doch in ihrer lchmisfigen Laune nur durch die feinen, geichliffen-kostbaren harmonischen Umbiegungen in den Zwischenteilen den.Zelten' ent- gehen; und ermüden bei der.Faust"-Musik. deren Philosophie und deren eigenartiges Orchesterkolorit fast in jedem Takt dos Hirn beschäftigen, fesieln, anregen, aber den Puls seinem gleichgültigsten Rhythmus überlasien. Die große Form zerschellt an der kleinen Kapazität des Gedankens! Umgekehrt ist es uns lieber. Hugo Wolf   hat es in seinem italienischen Liederbuch' erwiesen, wie viel Platz musikalisch-große Einfälle in winzigen Räumen haben. Wie es Chopin   in den.Preludes", Schumann in den.Kinderszenen' lehrte. In diesen, von deutschem Gemüt und romanischer Glut durch- sonnten, alle Schattierungen der Frauenseele, alle Sünden, Leiden und Erschütterungen des Liebesspiels zwischen Mann und Weib in Musik fassenden Kleinoden der Weltliteratur: welch ein Leben, welch ein Blut, welch eine Bejahung in Musik und Lebenswerlung l Auch kleine Dinge können uns entzücken' das ist Motto für die beiden Bücher, deren Teile nur in kleinen, nicht in Malartsträußen zusammengebunden sein dürsten. Brodersens Zusammen- stellung, alterierend zwischen Frauen- und Männerstimmen, geht geschickt dem fein und boshaft und elegisch verschlungenen Inhalt nach. Viele« liegt ihm zwar zu hoch, aber er ist einer der seltenen bsl-oanto- Baritone mit einer wundervollen voix mixte, er hat tun allem ia feinen Tönen Herzgrund, anklingende« Miterleben.
Hermine B o s e t t i hängt noch zu stark von den Noten ab..doch er- hielt die stolze und ichnippiiche Gebärde der italienlichen Liebhaberin in ihr eine entzückende Darstellung. Beide trägt das künstlerisch ge- stufte Begleitipiel Raucheisens. Elttabeth Schumann fingt mit oft gerühmter, glockenreiner Nachtigallenstimme: nur eine bange Frage wird laut: reicht das Vibrieren diese« kleinen Herzchens aus, um in Schubert einen ganzen Abend stark zu bleiben und übertragbar? Dieses Manko gleicht fich deutlich au« bei Sabine M e h e n, deren seelische Anteilnahme und dramatische Gestaltung immer überzeugender wird, ohne daß die Stimme an Klarheit. Sauberkeit, Treffsicherheit verlöre. Warum aber fingt sie eine italienische Mozart-Arie auf solch banalen deutschen   Text? Sie ist verbündet mit Steffi Koschate, deren herzhafte« und resolutes Geigen Rekpekl verdient, deren Fmgertechnik im schwierigen Dvoral- Allegro jedoch noch unter nervöser Haft leidet. Wir sprachen von der kleinen Form. Wer erleben will, wa« an ichöpferiichen Einfällen, an Eingebungen der musikalischen Tönung, ja des Witzes und des SpotteS selbst in daS zierliche Kammer-Orchester hineingtheimnist werden kann, der hör« immer wieder, mit welcher begnadeten Anmut und mit welcher nur dem Genie erreichbaren Beschränkung auf daS Wesentliche Richard Strauß   sein Musikerherz über die schwankend« Rheinwelt des »Bürgertums' ausschüttet. Ein moderner Meister auch vor den Bildern der Perückenzeit wahrlich, Furtwängler tat recht. dieses delikate Gericht auch für die Zuhörer seiner Sinfoniekonzerle neu zu servieren. Dieser Stabmeister wird immer grandioser. Er hat ein Herz im Gelenk, und er hat die Werk« im Kopf; seine Seele aber beugt sich dem Willen der Schöpfer. In einer Woche dirigiert er Berlioz iprachivoller Benvenmo Cellinil), Strauß, Schubert, Beethoven  . Liszt. Nirgends müde, immer hinreißend be- teiligt. unmerklich deutend, universell begabt. Wer so wie er Bausen dirigiert, aushält, atemlos ausklingen und verdämmern läßt, der lebt wahrhaft im Rhythmus eines Werk«, der ist ein Berufener I Am Rhythmus, am Hsrzpendel unterscheidet Ihr oft den Be- rufenen von dem nur Begabten. Da tritt Hkinri-d B a p st mit eigenen Werken auf den Plan. Beharrlich, sestgesllgt. wie hin- kommandiert die Sonatenform seiner Trio-Säye; die Melodil zwar hausbacken und aus Mendel«sobn-BrabmSschen Quellen gespeist, aber ansprechend und sangbar, im Rondo iogar hübsch erfunden. die Einführung der Themen ist schematisch, wie ihre Durchführung. Ebenso im Lied, für daS Bapst- sicher Begabung hat. Hier ist ein Fall, wo ein romantisch versonnener, stehengebliebener Musiker von der Lielgestaltigkeit und Wandelbarkeit de» modernen Melo« und der nachbrahmsschen Harmonik annehmen und lernen sollte. Den Original-BrabmS zeigte da« unter Dessau  « Leitung stehende 1. SonntagS-Mittagkonzert im Schillertheater. Frohe, stille Menichen in, Saal, ernste, starke Musiker an den Pulten, und am Klavier sDessau, Kreutzer. Könecke, Becker) eine stilvolle Sängerin sPaula Weinbaum): Lieder und S-rnoU-Ouartett klingen in Andacht -hoch, weil Liebe und Können ihnen nach Form. Inhalt und Ge- staltung gerecht werden. So ichließt die Woche, die im Zeichen des Erperiment« begonnen hatte, mit bodenständiger, unmittelbarer Musik ob. Sie. war vor 30 Jahren noch problematisch. Ein Mene- lekel' in der Kunst gibr es nicht Fornchriit, nickt Rückschritt oder Stillstand, sondern nur Fluß und Bewegung von Pol zu Pol. Dr. Kurt Ging«»
Adolf von Hildebrand   f. In München  , wo er leit langem wohnte und wirkte, ist der letzte der großen Bildhauer, der un Geiste der Antike und der Renaissance schuf, Adolf Hildebrand  , im 74. Lebensjahre gestorben. In ihm war echter und tiefer als in den vielen Nachahmern und Epigonen einer größeren Vergangenheit wirk- llch wieder das Kunstgefühl lebendig geworden, aus dem heraus auch die großen griechischen und italienischen Plastiker geschaffen hatten. Hildebrand, in Marburg   geboren, war in Nürnberg   und München  zum Künstler ausgebildet, 1867 siedelte er nach Rom   und dann nach Florenz   über. In Italien  , wo so viele sich verloren, fand er sich. Als er bereits anerkannt nach Deutschland   zurückkehrte, konnte er wie ein Meister wallen und Deutschland   zeigen, wie ein Denkmal und sei es ein Reiterdenkmal   erlesen und groß wirken könne. Aber sein Bestes sind die Brunnenanlagen(besonders in Msiuchen) und die nackten Körper, die ruhig und gemeffen dastehen, nichts weiter wollen, als schöne Form dem Blicke darbieten. Hilde- brand war ein Unzeitizer oder auch Zeitloser, gerade durch den Gegensatz zu den im Umriß unruhigen und in der Bewegung zappe- llgen Ausartungen der impressionistischen Plastik wirkte er um so stärker. Seinen Anschauungen, die für eine bestimmte Art der Bildhauerei immer Bedeutung behalten werden, hat er klassischen Ausdruck in dem BüchleinDas Problem der Form in der bilden- den Kunst" verliehen. K. H. D. HauptmannsFlorian Geyer  ", das große Drama der deutschen  Bauernrevolution, paßt wie kein zweites in unsere Zeit, weil es die deutsche   Schwäche: die Zwietracht als Zerstörerin des wuchtig und weitausschauend begonnenen Befreiungskampfes aufzeigt. Im Großen Schauspielhaus, wo es trog aller Hemmungen, die im Werte selber und zum Teil auch in diesem Räume liegen, die Hörer außerordentlich fesselt und aufhorchen macht, sind jetzt zwei neue Besetzungen zu verzeichnen. Florian Geyer   ist nun(ab- wechselnd mit Klopfer) Wilhelm D i e t e r l«. Groß, hager, von starker Stimme, mit brennenden Augen in der Erregung, ist er ein rechter Kämpfer. Auflodernd und fortreißend, herb und groß(der sanfteren und innigen Regungen weniger mächtig) erliegt er von Tragik umwittert widrigstem Geschick: noch in der herrlichen Todesszene ein trotziger, ganzer Kerl. Von stärkster Wirkung ist seine fast unbeirrliche Erscheinung, die auf den Höhepunkten auch malerisch-bildhaft prachwoll hervortritt. Die schwarze Marli gibt Johanna Hafer; bei oller Anerkennung, die ihr Spiel verdient, bleibt in der Figur ein Stück Theatralik.-r.
Im Walhallatheater finden in den Monaten Januar und Februar jeden Btittwoch nachmittag ip/z Ubr March enoorfie Hungen statt. An jedem Sonntag nachmittag- Die Heimat. Die Akademie der Wisseuschafte» veranstaltet am 27. Jan., fi Uhr, eine öffentliche Sitzung, worin Prof. Einsteit» überGeometrie und Er- fahrung"«inen Vortrag hält. <5iu Institut für pvvsikaliichc Grundlagen der Medizin ist als erste Einrichtung dieser Art in isrankiuit a. M gegründet und zugleich eine Proscssnr sür dieses bisber auf deutschen   Unwersiiäicn nicht vertretene Fach geschaffen worden. Damit ist den Medizinern eine bisher nicht vorhandene Gelegenheit geboten, ihr physikalisches Wissen zu vertiesen und ihr physikalisch- technische« Können zu»irmeyren. Die Zeusur in Eliast-Lorhringen. Die Genehmigung zur öffeni-. lichen Aufführung des in denlscher Sprache oersatzien und dader ver­botenen Odillen-Feslspiels ist jetzt W chcn nach dem Fest der etiäffischen Landesheiligen erteilt reorbrn, aber die Ankündigung durch.Inserate und Plakate' bleibt untersagt.