UnterstStzunge« für die durA Verfolgungen in Irland Heimgesuchten zu sammeln(Dabei wird de Valera krampfhaft gesucht.) Die militärischen Haussuchungen und Einkreisungen einzelner Tubliner Stadtbezirke dauern fort. Dabei wurden mehrere Ber- hastungen vorgenommen. Reuter meldet: In London wurden 6 Personen, von denen eine, wie man annimmt, der Führer der terroristischen Sinnfeinerbewegung in England ist, im Zusammenhang mit dem vor kurzem statrgehindenen Versuch, Petroleumlager in Brand zu stecken, verhaftet. Eine Unmenge von Drucksachen wurde beschlag- nahmt. Nach einer Meldung de?»Daily Telegraph ' wurde der Sinn- feiner Murphey zum Tod« verurteilt, weiler am 13. Oktober an einem Angriff teilgenommen hat. in deffen Verlauf ein Soldat getötet und mehrere verwundet wurden. ch Fu Aegypten soll eS infolge einer neuen antibritischen Be- wegung zu schweren Unruhen gekommen sein.
Um öen Bolschewismus. Mailand . IS. Januar.(DA.) Laut.Korr lere della Sera" hak sich der Kongreß der türkischen Nationalisten in Brnssa gegen jede Verbindung mit den volschewisteu ausgesprochen. Es wurde mit großer Mehrheit beschlossen, au Enoer Pascha das Ersuchen zu richten, sofort aus Moskau zurückzukehren. Aus einem Tagesbefehl des Balacho witsch geht hervor, daß die weiß-russtschen Truppen sich zu einer einheitlichen Gruppe zusammengeschlossen haben, die den Namen»Grün« Eiche" trägt. Oberkomm cmiant dieser Truppe ist Balachowitsch geblieben. General H o f f m a n n soll in einer Gesellfchaft russischer Anti- bolschewisten in Berlin einen Schlaganfall erlitten haben. Einer amtlichen Moskauer Meldung zufolge hat die u n g a- r i s ch e Regierung in den Lorschlag Tschitscherins über Eröffnung d-rekler Verhandlungen über das Urteil gegen die Vollskommiflare mit Litwinow als dem Vertreter Sowjetrußlands«ingewilligt. Die Moskauer Regierung ist benachrichtigt worden, daß der Bevoll- mächtigte Dr. Iungert demnächst in Reoal eintreffen wird.(OL.) Ein Moskauer Funkspruch widmet dem verstorbenen Mitglied des Obersten Bolkswirtschaftsrates Leo Karpoff.einen Nachruf. In seinen Händen als Abteilungschef für chemisch« Industrie beim Obersten Volkswirtschaftsrot habe fast die Hälfte aller Industrie- zweig« der Sowjetrepublik gelegen, und wenn die Abteilung der chemischen Industrie der bestorganisierte und fortgeschrittenste Teil des Obersten Bolkswirtschaftsrates geworden sei, so wäre dies das Verdienst Karposss. Der Notenwechsel Tschitscherin-Curzon über die Schuld an der Erfolglosigkeit der Londoner Verhandlungen geh: weiter. Tschitscherin wälzt alle Schuld auf England und de- streitet jeden Moskauer Versuch, sich in britische Dinge einzumischen. So habe Kamenew mit der Iuwelenspende an den damaligen»Daily Herald'-Verwalter nichts zu tun gehöht und die Londoner Regierung habe sich da von z a r i s ch e n(?) Agenten kräftig anlügen lasten. Der Ukraine -Aufstaud. Stockholm . IS. Januar. Dem Blatte»Aya Dagllgt Alle- handa" wird aas helsingfors telegraphiert: Der von den Anarchisten geleitete Aufstand in der Ukraine nimmt trotz der Bemühungen der Sowjetbehörde», ihm mit blutigen Ter- ror entgegenzutreten, immer weiteren Umfang an. Das Auftreten der Behörden hat die ganze Bevölkerung empört, die sich überall erhebt.
öelgiscber SchuZchauvmismus. Der belgische Mifirarismus hat sich wieder mal«in ganz beson- deres Stück geleistet, das als Dokument zur Zeitgeschichte bekannt zu werden verdient. Dar uns liegt eine Photographie. Sie stellt den belgischen Löwen dar, wie er mit den Tatzen wuchtig auf den zu Boden gesunkenen deutschen Adler tritt, hinter dem Löwen geht die Sonne ans. Das Original ist ein Buchumschlag, der einer Sammlung von Elaboraten der belgischen„Ligue 6u Souvenir"(Liga des Gedenkens) gehört und den Schulkindern von Eupen oon ihren belgischen Lehrern zugeteilt wurde. Wie man uns berichtet» erhielt ein Eupener Einwohner, der diesen Umschlag von dem Schulbuch seines Jungen entfernt hatte, die behördliche Aufforderung, den Um- schlag binnen drei Tagen wieder zu beschaffen, da es sich um Staatseigentum handle!! So schickt man sich in Belgien an, die Herzen der unreifen deutschen Schuljugend mit den oergistenden Gefühlen des Völkerhastes gegen Deutschland zu erfüllen. Und dies geschieht von den Organen desselben Staates, der in Genf der so» eben geschlossenen Bölkerbundsversammlung den Präsidenten ge» stellt yatl Dieser Deweis für die Existenz eines blinden Chauvinismns ist zu sinnfällig und zu empörend, als daß die belgischen Soziallsten daran vorübergehen könnten.
Gberscblesien. Im Relchsgebiel außerhalb Oberschleflen» haben 210 000 Ab- stimmungsbercchkigte gemeldet. Sie sollen zur gegebenen Zelt in 210 Zügen befördert werden. welchen Umfang das Bandenwesen in Oberschlesieu angenom. wen Hai. geht aus einer Mitteilung der Jnkeralliierien Kommission hervor, wonach im Laufe der letzten Woche im Kreise Bybnik 500 Verhaftungen vorgenommen worden sind.' Die offene Polengrenze. In R y b n i t(Kreis Rallbor) sind bald nach Rückkehr der Czenstochauer und Krakauer Wallfahrer die Pocken ausgebrochen. Es sind bereits S Todesfälle vorgekommen, darunter zwei Kra- kauer Wallfahrer. Erfolgreicher Hungerstreik. Bromberg . 18. Januar.(TU.) Die hier von den Polen grund- los verhafteten Deutschen haben, wie jetzt bekannt wird, ihre Frei- lastung durch einen Hungerstreik erzwungen. Am fünften Tage der Verweigerung der Nahrungsausnahme wurden sie frei- gelösten. Korfanty gegen de» Versaillcr Vertrag. Benkhea, 18. Januar.(TU.) Korfanty droht unter Bezug- nähme auf den Abstimmunqskampf, daß die„Erprester und Betrüger, Verleumder und deren Helfershelfer" nach der Abstimmung der ver- dienten Strafe nicht entgehen werden. Für Erpresser, Betrüger, Verleumder und dergleichen sind schon jetzt die ordentllckien Gerichte interessiert worden: es ist nur bedauerlich, daß sie aegen die Krea- turen Korfanty» so selten angerufen werden. Im übrigen bat nach Artikel 88 des Friedensvertrages sowohl die polnische wie die deutsche Regierung sich verpflichtel,„an keiner Stelle ihres Gebietes wegen politischer Vorkommnisse", die sich in Oberschlesien während der Besetzung bis zur endgültigen Regelung ereignen, „Strafverfolgungen einzuleiten oder irgendwelche Ausnahmemaß- regeln zu ergreifen". Achtnng auf Schwindler? Cm Berliner Kaufmann erhielt vom Verband heimattreuer Obers chlelier die Nachricht, daß ihm über die Abstimmungsbedin- (jungen usw. näherer Bescheid zugehen würde. Kurze Zeit darauf>
empfing er einen Brief aus Pole », in welchem ihm mitgeteilt wurde, daß sein Heimatkreis Leobschütz in Oberschlesien nicht zur Abstimmung gelange. Nach persönlicher Rücksprache m Breslau erfuhr er, daß der Verband heimattreuer Oberschlesier als Absender oder Veranlasser eines derartigen Schreibens nicht in Betrocht komme.
§eme gegen tzue. Den Grog-Industriellen ist es ein Dorn im Auge, wenn ein Sozialdemokrat als Sachverständiger auch in Dingen anerkannt wird, von denen sie alles Verständnis allein für sich beanspruchen. Das Auftreten Otto H u e s in Spa, feine wiederholten sachkundigen Eingriffe in die ka- pitalistische Interessensphäre(besonders auf dem Gebiete der Sözialisierung) haben die großkapitalistischen Berggewaltigen lebhaft beunruhigt. Sie versenden deshalb an die bür- gerliche Presse ein Rundschreiben, das ein gunstiger Wind auch uns auf den Tisch weht und das wir daher der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten dürfen. Dieser Fembrief lautet: Fachgruppe Bergbau des Reichsverbandes der Deutschen Industrie. Nachrichtenabteilung. G. Z.: Ue. 50. Berlin W. 10, den 12. 1, 21. Biktoriastr. 30. Lsst. 9960. Sehr geehrte Schriftleitung! Da die Person H u e s in der Presse in letzter Zeit immer mehr berührt wird und er von manchen Kreisen als Bergbau- sachverständiger bedeutsam gewertet wird, gestatten wir uns, zu Ihrer Information Ihnen folgendes mitzuteilen: Nach unseren Erkundigungen ist Hue nie in seinem Leben Bergmann gewesen. Er hat vielmehr nach kurzem Besuch der Rektoratsschule in Hörde das Schlosterhandwerk gelernt und war dann als Reparaturschloster und nebenbei noch als sozialistischer Agi- totor tätig. Nach kurzer Arbeitszeit bei der Firma Krupp in Essen hat er gewandert, wobei er u. a. auch in der Schweiz und in Mün- chen gearbeitet hat. Im Jahre 1891 kehrte er zur Firma Krupp zurück, wo er im Kanonenbau tätig war. Dort lenkte er infolge seiner Agitation für die sozialistischen Gewerkschaften deren Auf- mertsamkeit auf fich und wurde deshalb im Jahre 18W zum Re- dakteur der»Bergarbeiterzeitung" berufen. Seit dieser Zeit ist er beim Bergarbeiterverband tätig gewesen, ohne daß man ihn jedoch seiner prakttschen Erfahrung nach als Bergmann bezeichnen könnte. Leute, die die Berhältniste näher kennen, behaupten sogar, daß Hue bis zur Revolution nicht einmal in einer Grube gewesen sei. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie, wo sich Gelegenheit bietet, in der Oeffentlichkeit auch einmal Aufklärung über solche .Lergbausachverständigen" schaffen könnten. Mit vorzüglicher Hochachtung Dr. Fischdick. Wir schätzen, daß die..Fachgruppe Bergbau" uns Dank wissen wird dafür, daß wir ihre für die Oeffentlichkeit bestimm- ten Angaben sofort und unter voller Quellenangabe veröffentlichen, damit die Leser wenigstens wissen, oon wem die Verdächtigung Hues ausgeht und welche Geldgeber hinter den Blättern stehen, die solche Verdächtigungen weitergeben. Sachlich sind die Mitteilungen der»Fachgruppe Berg- bau", wie zu erwarten, im wesentlichen faffch. Ein Blick in eins der Reichstagshandbücher könnte die Herrschasten be- lehren, daß Genosse Hue von 1882 bis 1894 in »mehreren großen Bergwerks- und Hütten- gesellfchaften(Härder Bergwerksverein, Krupp ) gear- beitet hat. Schon 1894, nicht erst 1896, übernahm er die Re- daktion der»Bergarbeiterzeitung", und seinem ungeheuren Fleiß, seiner großen Schaffenskraft verdankt nicht nur die Bergarbeiterschaft, sondern die gesamte Arbeiterbewegung Untersuchungen und Materialien, die von dauerndem Werte bleiben werden. Es ist bezeichnend, daß Hue, der bereits seit 1993 parla- mentarisch die besonderen Interessen der Bergarbeiter, nicht immer ohne Erfolg, wahrgenommen hat. plötzlich keinerlei bergbauliche Kenntnisse mehr haben soll. Die Herren, die mit ihm oerhandelt haben, werden das ja besser wissen. Aber ihr Bureau muß wider besseres Wissen den Uriasbrief versenden. Denn die„Bergmänner" Vögler, Stinnes usw. verlangen es so von ihren studierten Kulis.
Ein Vorschlag ües Polizeipräftüenten. Der Polizeipräsident von Berlin hat an sämtliche politischen Parteien«in Schreiben folgenden Wortlautes gerichtet: »Im Anschluß an die Versammlungen der Bereinigten Kam- munistischen Partei Deutschlands vom 14. Januar 1921 ist es zu einem lieberschreiten des Bannkreises und in weiterer Folge zu einem blutigen Zusammenstoß mit der Schutz- polizei gekommen. Diesen Dorfall bedauere ich um deswillen besonders lebhaft, weil es mein aufrichtiges und bisher von Erfolg begleitetes Streben ist, jedes Blutvergießen innerhalb meines Amtsbereiches zu oermeiden. Aus Anlaß des bedauerlichen Vorfalls bin ich erneut in Er- wägungen über die zweckmäßigste Sicherung des Bannkreises �in- getreten. Hierbei bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß sich ein völliger und unblutiger Schutz des Bannkreises nur dann gewährleisten läßt, wenn die für die Beranstallung von Versammlungen und Umzügen in Betracht kommenden Partei- organisationen durch eigene Organe freiwillig die De- monstrationsteilnehmer vom Eindringen in den Bannkreis abzu- hallen suchen. Zu einer mündlichen Aussprache über diese Frage erlaube ich mir die Herren Vertreter der verschiedenen politischen Parteien aus Donnerstag, den 20. Januar 1921, nach- mittags 4 Uhr, im Dienstgebäude am Alexanderplatz , 1. Stock, Zimmer 158, ergebenst einzuladen, gez. Richter." Der Borschlag des Polizeipräsidenten ist gut und findet unsere volle Billigung. Man wird allerding» abwarten müssen, welche Parteien sich der Besprechung entziehen und welche Schein- gründe sie dafür anführen werden. Einstweilen wird unsere Leser die folgend« Notiz der»Deutschen Tageszeitung" interessieren: Die zehn Berliner Landsmannschaften der deutschen Lands- Mannschaft veranstalleten gemeinsam am Sonntag zur Feier der 50. Wiederkehr des Tages der Reichsgründung nach alter studentischer Sitte«inen Lindenbummel. Der Zug bewegte sich vom Brandenburger Tor bis zur Universität und zurück zum Pschorrbräu in der Friedrichstroße, wo er in vorgesehener Weise w einem Frühschoppen sein Ende fand.— Uebrigens erschien kurz vor dem Pschorrbräu ein O f f i z i e r der Sicherheitswehr, um den Zug aufzulösen. Der Zug war jedoch schon an seinem Ziele angelangt. Dieser studentische„Lindenbummel" in geschlossenem Zuge war eine offene Durchbrechung des Bannkreises. Das weiß die»Deutsch « Tageszeitung" natürlich sehr genau. Und sie weiß auch, daß der„Bummel" einen stark antirepublikanischen, also polltiichen Beigeschmack bat Was Wied sie al'o zur Wahrung der Staatsoutoritüt jetzi fordern? §
Etat ües Reichsarbeitsministeriums. In der Fortsetzung der gestrigen Debatte des Hauvtousschuss s des Reichstages klagt Abg. Geißler(D. Vp.) über angeblichen Ten r gegen die nationalgesinnten Arbeiter und Angestellten.— Geheinn t Sitztet vom Reichsarbeitsministerium erklärt auf verschiedene A?- fragen, daß das Reichsarbeitsministerium sich ständig um den Sch ij der Koalitionsfreiheit bemühe. Nachdem Geheimrat Sitz r eingehend über die Maßnahmen des Ministeriums gegen den Ter! n berichtet hat und Abg. Ersing(Zentr.) sich für Verkürzung der C r* werbslosenfürsorge ausgesprochen und die Fürsorge auch der so listischen Betriebsräte zugunsten der christlich organisierten Arbei- r anerkannt hat, bezeichnet Abg. Geißler(D. Vp.) die Antwort o f seine Beschwerden über Terror als ungenügend. In der weite:n Debatte lehnt Simon(UE.P) die Anerkennung der gelben Gew'- schaften als Arbeitervertretungen ab und begrüßt Giebel(Soz.) i'en Plan, im Anschluß an die Deutschen Werke eine G. m. b. H. nir orthopädische Werkzeuge zu schaffen. Nachdem Reichsarbeitsminister Dr. Brauns die Beschwerden X's Abg. Geißlet(D. Vp.) zurückgewiesen hat, entspinnt sich nunm i/t eine Debatte zwischen Giebel(Soz.) und Simon(U.S.P.) eii>- seits und den Zentrumsvertretern E r s i n g und Dr. Fleisch cr andererseits. Die sozialistischen Parteivertreter behaupten, daß die Geistlichkeit eine planmäßige Propaganda gegen qe- wertschaftlich organisierte Anhänger der katholischen Kirche betrei Dem entgegnet Er sing(Zentr!), die Bischöfe seien berechtigt, vor den sozialistischen Gewerkschaften zu warnen, da die sozialisllsc' en Gewerkschaften das Christentum bekämpfen und in ihren Zeitunpni antireligiöse Propaganda treiben. Der Hauptausschuß genehmigt alsdann die Besoldungen v(d verschiedene sachliche Ausgaben des Reichsarbeitsministeriums v'd vertagt sich auf Mittwoch. _
Raüau in Rostock . Wiederholt haben wir darauf hingewiesen, daß ti den Kommunist: nickt darauf ankomme, das Elend der Erwerbslosen zu beseitig!, sondern daß sie diese bielmehr al«»revolutionären Vortrupp' s c ihre politischen— oder vielmehr unpolitischen— Rätespielereien-.t mißbrauchen suchen. Einen neuen Beweis hieriür gibt folgend r Bericht aus Rostock , den WTB. der»Mecklenburgischen Wart" entnimmt: In der letzten Stadtverordnetensitznng kam eS zu schwer t Tumulten und Ausschreitungen der Erwerbslosen. Ein A trag der Kommunisten, den Erwerbslosen eine Unterstütz»* j zu bewilligen, die daS Existenzminimum erreicht, darüber hinai i auch die Karenzzeit auszuheben und für jeden Erwerbslos, r ohne weiteres die Unterstützung zu zahlen, fand die einmü tig e Z u st i m m u n g der Bürgervertreter. Angesichrs der nicht geklärt, n Deckungsfrage verlangten jedoch die Parteien � einschließlich d. c Sozialdemokratie nähere Beratung in einer Kommiisio.,, zu der auch die Erwerbslosen zugezogen werden sollrer. Damit erklärten sich aber die Kommunisten nicht einverstanden. D e Sitzung wurde darauf geschlossen. Plötzlich drangen Erwerbslo; in den Sitzungssaal ein und sprachen schwere Drohungen au«. Di: Verhandlungen wurden unter dem Druck der anwesenden Erwerbt lose« wieder begonnen. Als nach 9 Uhr abends noch immer kein: Klärung der Lage zu erreichen war. schloß der Vorsitzende zu> r zweiten Male die Sitzung. Mit Müh« und Not konnten die Sladi- verordneten den Saal verlassen, da die Arbenslosen die Türen ak" gesperrt hatten und niemand hinaus lassen wollten. Wieder ein Sklarz-prozeß. Vor der Z. Strafkammer des Landgerichts I begann gestern unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Schulze der schon ange kündigte Strafprozeß gegen den Kaufmann Heinrich S k l a r z wegen versuchter Nötigung eines Beamten zur Unterlassung einer Amts- handludng im Sinne des§ 144 St.G.B. Die Anklage, welche früher noch auf Amtsanmaßung und andere inzwischen durch Einstellung erledigte Delikte gelautet hat, behauptet folgendes: In einem Strafverfahren gegen Sklarz wurde mit der Untersuchung der Staatsanwaltschastsrat Dr. Gutjahr betraut. Wie die jetzige Anklage behauptet, soll sich Sklarz diesem gegenüber in einer Weise benommen haben, die von Gutjahr als Drohung und Nöllgung empfunden wurde. In seiner Vernehmung erklärte der Angeklagte folgendes: Er müsse es auf das entschiedenste be st reiten, irgendeine Drohung ausgesprochen oder einen Druck aus Dr. Gutjahr ausgeübt zu haben. Er habe hierzu auch nicht die geringste Veranlassung gehabt, denn er habe sich in den ihm damals zur Last gelegten Dingen völlig unschuldig gefühlt und sich schließlich auch gesagt, selbst wenn er in der in den ersten Tagen der Revolution allge- mein vorhandenen Nervosität Handlungen begangen habe, die sich hinterher al» strafbar herausgestellt hätten, so wäre er durch eine Amnestie gedeckt gewesen Dr Gutjahr habe ihn offenbar falsch verstanden oder habe verschiedene Aeußerungen aus etwa 10 bis 15 Einzelgesprächen durcheinandergeworfen. Seine Besuche bei Dr. Gutjahr hätten lediglich den Zweck gehabt, etwas mehr Dampf hinter die Sache zu machen und die Erledigung so oder so zu beschleunigen, wa» sei» gutes Recht gewesen sei. Als Zeuge wurde hierauf Staatsanwaltschastsrat Dr. Gut» jähr vernommen, der u a. bekundet, daß auch von anderer Seite, so vom Staatskommissar Dr. W e i s m a n n im Auftrage de» Ministerialdirektors Rauscher , auf ihn gedrückt sei, die Sache zur Entscheidung zu bringen bzw. zu beschleunigen. Wenige Tage später habe er, Zeuge, die Nachricht erhalten,„er müsse bis zum 15. April mit dem ganzen Verfahren fertig sein, sonst drohe ihm eine Beschwerde" Er habe sotort gesagt, daß er auch trotz dieses kleinen Drucks äan anderer Se-te nicht vor Ende April mit der Sache fertig iderttn könne. Am 29. April sei dann auch von Georg Sklarz ein DiszGlinarverfahren gegen ihn beantragt worden, wel- ches jetzt im Dezember v. Is. mit seiner Freisprechung ge- endet habe. Auf Vorhaltungen des Angeklagten und immer wiederkehrenden Behauptungen, daß sich Staatsanwalt Gutjahr in verschiedenen Punkten irre, erklärt Zeuge Gutjahr: Die ganzen Aeußerungen des Angeklagten hätten auf ihn den Eindruck gemacht, daß er ihm ein U e b e l androhte, wenn das Dersahren nicht eingestellt würde. Er selbst sei politisch noch nie hervorgetreten oder habe sich mit Politik befaßt: wenn er hinzufügen dürfe, möchte er sagen, daß er mehr rechts al» demokrakisch steh«.— Bei den weiteren Vorhallungen des Angeklagten über Einzelheiten seiner Unterredungen mit Dr. Gutjahr, fragt er den letzleren, ob er ihm denn zutraue, zu Hetzen, erklärt der Zeuge in größter Erregung- Wenn Sie mich fragen, wie ich über Sie denk«, so will ich Ihnen sagen: S'e sind ein« Erpressernatur, wie ich keine zweite in meinem Leben kennengelernt Hab«: Sie sind ein Mann, der nach meiner Meinung mit eiskalter Ruhe rücksichtslos über Leichen geht!' Der Vorsitzende mußte den Zeugen bitten, die nötige Ruhe zu bewahren. Der Staatsanwall beantragte die Mindesfftrafe von drei Monaten Gefängnis. Nach längeren Ausführungen der Verteidiger und des Ange» klagten vertagte der Gerichtshof die Verkündung der Entscheidung auf Donnerstag 12 Uh r._ Ein Dementi. WTB. meldet: Die oon Wien verbreitete Mel- vung über eine Verschwörung des früheren deutschen Kaisers und des Kronprinzen, und über den von Holland angeblich aus- ('.'drückten Wimsö', sie möchten Holland »erlassen, entbehrt, wie die i Niederländische Tetegraphenagennir meldet, jeder Begründung.