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ttt. 37>38. Jahrgang
Heilage öes vorwärts
Donnerstag, 2S. Januar 1�21
Groß-Serlw Ein Leülgenheim. Der Freireligiösen Gemeinde von Groß-Berlin ist es noch Ueberwindung erheblicher Schwierigkeiten geglückt, ein Werk in Angriff ZU nehmen, das allseitige Anerkennung finden dürfte. In der Pappel-Allee 15. auf dem Nebengelände des Friedhofs der Freireligüzscn Gemeinde, ist das kleine schmucklose Lerwoltungs- gebäude, dos aus den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt, verschwundeir Fleisjige Hände regen sich seit Monaten und lassen zwei auf der neuen Ideen des Gemeinschaftssinns beruhende vierstöckige Gebäude erstehen. Hinten ein Gartenhaus in Anlehnung an die vorhandene Bortrogshalle der Gemeinde, das Ledigen- heim, enthaltend 45 kleine Zinnner für Alleinstehende und Ledige. Erdgeschoß und erste Etage sind mit Räumen für Speise-, Bibliothek-, Lese-, Schreib, und Sitzungszimmer versehen. Im Kellergeschoß   be- finden sich die Badeeinrichtungen für die Bewohner. Jedes der Wohnzimmer soll Glocke und Telephon zum Oekonom des Hauses erhalten, während elektrische Speiseauszüge nach allen Etagen den Bewohnern hie Möglichkeit geben, ihre Mahlzeiten im eigenen Heim einzunehmen. Die Zimmer werden möbliert und mit voller Ver- pflegung abgegeben. Auch das vordere Gebäude, Einküchenhaus, sst bereits bis zum Erdgeschoß fertig Hier entstehen in jeder der vier oberen Etagen fünf kleine Wohnungen von zwei und drei Zimmern, jede mit Badeeinrichtung und Klosett versehen. Jede dieser Wohnungen besitzt einen separaten Korridor. Es können daher die Zimmer auch cwzeln an solche abgegeben werden, die größere Rämne wünschen und für ihre Wohnungen mehr ausgeben wollen. Auch hier erfolgt die volle Verpflegung durch die Gemeinschaftskiich«, die ein tüchtiger Oekonom übernehmen fall. Glocke, Telephon und Speiseaufzüge vermitteln hier ebenfalls den Verkehr init der im Erdgeschoß ge- legenen Gemeinschaftsküche und Restauration. Die Wohnungen des Vorderhauses sind hauptsächlich sür Familien gedacht, deren Mit­glieder beruflich tätig sind. Die warmen Mahlzeiten können je nach Wunsch mittags, nach-' mittags nach 5 Uhr(englische Arbeitszeit) oder abends eingenommen werden. Im Parterre des Vorderhauses und in dem Verbindung-- bau zwischen diesem und dem Ledigenheim sind die Restaurations- räume. Speisesäle und die Zentralküche mit allen modernen und hygienischen Hilfsmitteln untergebracht. Die erste Anregung und der Grundstock zu dem Werk« wurde von einem leider bereits verstorbenen Gönner der Gemeinde gegeben. Ein solches Werk in der heutigen Zeit zu vollenden wurde aber nur möglich durch die tatkräftige Beihilfe des Wohnungsverbandes und erster städtischer Autoritäten des Finanz- und Bauwesens, die bis zum ausführenden Baumeister und Architekten in dankenswerter Weise ihr großes Könneu völlig selbstlos in den Dienst der guten Sache gestellt haben._ Schneefall und Straßenremlgnng. Wer ist schuld? Der plötzsiche Schneefall hatte Berlins   Straßen in ein wüstes Gebirge schmutziger Schneeberge oerwandelt, das so lange zusammen- hielt/-bis das gleichzeitig einsetzende Tauwetter die traurige Herrlich- keit verflüchtigte und in den unterirdischen Kanälen verschwinden ließ. Da einige sich dabei nasie Füße Hollen, einige Wagen stecken blieben und der ganz« Matsch sich auch sonst sehr unangenehm bemerkbar machte, was in jedem Winter bei starkem Schneefall der Fall zu sein pflegt, so wurde wieder(hauptsächlich von der niemals fehlenden Ullsteinpresie) weidlich auf die Straßenreinigung(im Hinblick auf den bösen und unfähigenroten" Magistrat) geschimpft. Der Be- triebsrat der Straßenreinigung sendet uns nun auf dies« Angriff« hm eine sachlich gehalten« Zuschrift, der wir falgendes entnehmen: Die eingestellten Hilftarbeiier konnten, weil sie durch den Regen völlig durchnäßt, nicht die volle Schicht aushalten. Die Kalamität der Schneebeseitigung liegt in der ungenügenden Ausnutzung der Schnee- pflüge, welche' bisher teilweise noch mit Ponys beipannl werden. Am 17. Dezember v. Js. machte der Betriebsrat einen Versuch mit einem Kraftwagen als Vorspann. Das Ergebnis war, daß ein Schneepflug mir Kraftwagen mindestens vier pferdebeipannte Schneepflüge
ersetzt Der Betriebsrat beantragte, mit einer genauen Ein- teilung, schriftlich bei der Direllion die Inbetriebsetzung der Kranwagen zum Voripann für die Schneepstüge und ersuchte um Beschleunigung. Wäre nach dieiem Antrage verfahren, hätten die Berliner   Bürger um 8 Uhr paisierbare Hauptstraßen gehabt. Statt die Borarbeiten zu erledigen, verfertigte die Direktion eine Ver» Warnung sür den Betriebsrat, weil dieser angeblich durch den an- aestellten Versuch seine Pflichten überschritten hätte. Dieses Schreiben erhielt der Betriebsrat am Morgen des 18. Januar d. IS. zur Kenntnis. Durch das Eingrerien des Herrn Stadtrats Poetzsch am 18. Januar d. IS. morgens 9 Uhr auf der Direktion, gelang es dem Betriebsrat, einen Kraftwagen zum Schneepflug zu erhalten, welcher auch soiort in Betrieb gesetzt wurde. Es war nun möglich, eine große Fläche zu reinigen, weil dieier Pflug ununterbrochen arbeiten konnte. Am Nachmittag wurden noch weitere 4 Krair- wagen in Betrieb gesetzt, welche im Beisein des Berriebsrats bis 7 Uhr abends mit gutem Erfolg gearbeitet haben. In der Zuschrift wird noch betont, daß dieie Betriebsleiter, Herren Baurat Szalla und Subdireklor Nobiling. nach Ansicht des Betriebsrats absichtlich der neuen Stadtverwaltung und der Bürgerschaft Schwierigkeiten bereiten. 1 Mark öie Straßenbahnfahrt. Der Magistrat beschloß gemäß dem Vorschlage der Ver- lehrsdeputation den Tarif der Straßenbahn auf 1, M. zu er- höhen. Ferner sollen Umsteigefahrscheine zum Prei'e von
iültigkeitsdauer ES sollen weiter Zeit- .. 90.- M. .. IIS.-. ., 14o, g .. 225,-
1,50 M. zur Ausgabe gelangen, deren auf zwei Stunden festgesetzt wird. karten ausgegeben werden, und zwar: für eine Linie für zwei Linien...... für drei Linien...... für alle Linien...... Schülertaiten........ 20,- Arbeiterwochenkarten für fi Fahrten 5, » für 12 Fahrten 10,, für 48 Fahrten 40, Für Fahrten, die auf den Linien der ehemaligen Spondauer, Köpenicker  , Heiligenseer und Steglitzer   Straßenbahn demnächst auch auf denen der Teltower   Kreisbohnen zurückgelegt werden, betragen die Fahrscheine 0.80 M. Die neuen Tarife sollen nach der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlug, die alsbald beantragt werden wird, in Kraft treten. Die Einführung von Not» geld ist mit Rücksicht auf die Tarissätze von 1, M. bzw. 1,50 M. abgelehnt worden. Kommunale Sewirtschastung öer örennstoffe. Ausgehend von der Auffassung, daß die Sozialisierung der Kohle nur von größlem Wert sür die Gesamtheit sein kann, wenn auch der spekulative Privathandel ausgeschaltet wird, tritt der Be» triebsrat der Kohlenversorgung des Magistrats Berlin   für die Kommunalisierung der Brennstoffe ein. Er isr sich wohl bewußt, daß dem Magistrat momentan die nötigen Mittel fehlen, um den privaten Handel durch Ankauf zu verdrängen. Der Betriebsrat macht jedoch den Bonchlag, daß die schon bestehenden kommunalen Holz- �und Kohlenplätze ausgebaut und mit geringen Kosten neue erschlosien werden, um aus diese Weise neben dem spekulativen Privathandel ein kommunale» Konkurrenzunternehmen auf­zumachen. Die Kleinhändler, soweit sie sich zur sozialistischen  Wirtschaftsform bekennen. also der Gemeinbewirtschaftung aller Werte zustimmen, müßten zur Mitarbeit herangezogen werden. Sie müßten ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen und ihre Ge- schäste im sozialistischen   Sinne weiterführen. In seiner Begründung bemerkt der Betriebsrat u. a.:Es kann nicht oft und scharf genug betont werden, daß der Gewinn ans einer Wertsteigerung der Allgemeinheit zuzusühren ist, und nicht, wie eS im System der kapitalistischen   Winschaitsforni liegt, zur Bereicherung eines einzelnen dienen darf. Wir Berliner   Bürger sind in der Mehrzahl Sozialisten. Wenn wir uns alle gegenseilig verpflichten, von kommunalen Wirtichaflsplätzen unsere Brennstoffe zu bezieben, führen wir uns damit den Gewinn selbst wieder zu. So erhalten wir uns unsere »rergenste Schöpfung, die sozialistische Gemeinde Berlin  , lebenSiähig. Das Berliner   Kohlenwirtschastsjahr läuft Ende März ab. d. h, die bis dahin geltenden Kohlenkarlen, auf die wir die ranonierie Kohle bekommen, wird durch die neue Karte abgelöst. Bei diesem Wechsel der Karten wird gleichzeitig die Kundenliste neu ausgelegt. Jeder Kohlende, sehende darf sich einen neuen Kohlenhändler suchen. Nun Genosien und sozialistisch denkende Bürger Berlins  , tut Eure Pflicht und tragt Euch in die Kundenliste des kommunalen Brennstoffhondels ein!
Die Barrk der Gemeinde«. Im Hause des früheren Kronenkoffees, in der Kronen» st r a ß e, in unmittelbarer Nähe der bewegten Friedrichstraße, wohnt zwischen Lüstern in Bronze, Pfeilerspiegeln und einer noch ganz kaffeehausmäßigen Ausstattung eine Bank, die sich im Konzern der übrigen Kap'talsstät/en dieser Gegend in wohltuender Bescheidenheit betätigt. Es handelt sich um eine gemeinwirtschast» liche Angelegenheit, die vielleicht später in der Lage sein wird, vor- bildlich sür andere notwendige Einrichtungen dieser Art zu wirken, um denGiroverband der Kommunalverbände der Provinz Brandenburg  . Der Verband hat sich trotz der Kriegszeit gut entwickelt: aber feine gemeinnützigen Einrichtungen, die in erster Reihe den bargeldlosen Verkehr durch lieber» Weisungen fördern, aber auch Privatpersonen zur Verfügung stehen, sind der Bevölkerung noch nicht in ihrer Bedeutung bekannt. Um hierüber Aufklärung zu verbreiten, hatten der Vorstand und die Direktion des Brandenburgischen Giroverbandes gestern die Presse zu einer Besichtigung-n ib. Geschäftshaus eingeladen. Der Verbandsvorsteher, der frühere Schöneberger Bürgermeister Macho» wicz, wies darauf hin, daß die Giroverbände das sind, was die Reichsbank für das Reich und die Seehandlung für den preußischen Staat seien: eine Vereinigung auf öffentlich-rechtlicher Grundlag«. Ihre Banken, die Girozentralen, die gleich den Staatsbanken und Sparkassen mit dem Recht der Mündelsicherheit ausgestattet sind, beruhen auf dem Grundsatz, daß jeder verfügbare Pfennig der kommunalen Kassen und Sparkassen in die Kasse der zuständigen Girozentrale fließt, und daß das so gesammelte Geld wieder in den Dienst der Gemeindeverbände gestellt wird. Als Vertreter der Direkrion gab Stadtrat a. D. Hirschfeld«inen Ueberblick über die Entwicklung des Giroverbandes. Im ersten Jahre seines Bestehens 1915 betrug oer Umsatz 90 Millionen, 1920 aber schon 32 Milliarden! Der Verkehr der wichtigsten, der Giro- abteflung, stieg in derselben Zeit von 2,1 Millionen auf rund 2 Milliarden, die Zahl der Posten von 1280 auf 220 871. Der Be- trog der hereingekommenen kurzfristigen Gelder wuchs von 4.7 Mit- lionen auf 652 Millionen, der Betrag der Depots von 259 000 Mk. auf 730 Millionen. Das Personal vermehrte sich von 5 auf 360 Köpfe, die Zahl der angeschlossenen Verbände von 23 auf 159. Nach der neuen Satzung von 1919 ist dem Giroverband eine größere Be- weglickkeit gestattet: er kann olle Geld- und Börsengeschäfte ab- schließen. Jeder Inhaber eines Sparkassenkontos kann sich zu allen Ueberweisungen der Giroobte'lung bedienen.
Gaskaukloneu" werden nicht nur kl e i n e n Gas künden ob oer. langt, foobld sie mal mit der Zahlung des Gosgeltes im Rückstand geblieben sind. Ein Arzt, der vermutlich einen stärkeren Gasver- brauch hat. meldet uns, daß auch ihn die Verwaltung der Städtischen Gaswerke plötzlich mit einer Kavtionsforderung überrascht«. Er glaubte, in sechzehn Jahren die Gasrechnungen stets pünktlich be» zahlt zu haben, aber auf seine Frage nach dem Grund der Kautions- forderung antwortete die Direktion mit der Behauptung, er habe doch öfters nicht pünktlich gezahlt. Es wird für die Inhaber von Wohnungen mit einem oder zwei Zimmern ein schlechter Trost sein. zu hören, daß gelegentlich auch ander« Leute, die sonst als tredit» würdiger gelten, mit solchen Maßregelungen drangsaliert werden. Der Arzt wirft die Froae auf, ob nicht nächstens eine Kaution auch für die zu zahlenden Steuern gefordert werden wird, damit bei nicht rechtzeitiger Zahlung die Steuerkass« sich Deckung schaffen kann. Nein, das braucht nicht erst zu kommen für Arbeiter, Angestellte und Beamte ist ja schon der vorweggenommene Steuerabzug ein» geführt, der auch so ein« ArtKaution" sein soll. Verü« und die Vinnenschiffahrf. Stadtrat S ch ü n i n g. der Dezernent für das städtische Hafenwesen, wird am 21. Januar, abends 7 Uhr in einer vom Verbände der Privatschiffer veranstalteten öffent- lichen Versammlung in der Reuen Philharmonie, Eöpenicker Straße über dos ProblemBerlin   und die Binnenschiffahrt" sprechen. Aebernahme der Tettower Kreisbahn. Der Berliner Magistrat hat die Uebernahme der Teltower   Kreisbahn und ihre Verschwel» zung mit der Straßenbahn beschlossen. Zum Direktor des Verliner Pfandbriefamles wurde an Stell« des Geheimen Regierungsrats Dr. Minden, der am 1. April nach mehr als fünfunddreißigjährigem Wirken beim Berliner Pfandbrief» amt in den Ruhestand tritt, der Maaistratsrat Dr. Walter Pre» rauer in der gestrigen Sitzung des Magistrats gewählt. Tie Insel Java und die Auswandcrungsfrage. Ueber dieses Tbema ipricht am 27. Januar, abends 8 Uhr. Dr. von Faber, Direktor der botanischen StaatZanstalien aus Java, im Oberlichtsaal der Philharmonie. Vorjghrung von Lichtbildern. Ueber Argentinien   und die AusmanderungSfrage spricht Pastor Babick aus Argentinien   am 3. Februar, 8 Uhr abends, in den Hohcnzollern» salen, Moabit  . Bandelstr. 35.
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Schweres vluk. Borna  « von Zuhani Aha.
Ins Kirchdorf." Der Bruder kam hinter ihm her. holte ihn auf dem Weg zum Strande ein. Gehst du wegen dieser Sache ins Kirchdorf?" Es bleibt mir ja nichts anderes, wie die Dinge stehen." Nein, gewiß nicht. Hast wohl gedacht, von uns wäre jemand mitgegangen." Habe ich darum gebeten?" Nein doch." Was sprichst du dann davon?" Es wäre ja zu helfen gewesen deshalb bist du ja wohl doch gekommen. Aber du wirst selbst verstehen, daß es nichts nützt, wenn nur die Männer eines Gehöftes mitgehen." Wenn es nichts nützt, dann nützt es nichts." Es sind auch eilige Sommerarbeiten, muß geschwendet werden und sonst." Iuha hatte nicht die Absicht gehabt, noch mehr zu sagen, konnte es aber nicht zurückhalten: Man Hot sich nicht um eilige Sommerarbeiten geküm wert, wenn einmal der Bär unter dem Vieh gewütet hat." Es ist nun dach ein Unterschied zwischen einer Bären- Hätz und einer Jagd aus die Schemeikkas in Karelien  ." Und um eine Kuh ist es mehr schade als um einen Men» fchen? Mancher ist schon um Geringeres nach Karelien   ge- gangen. Aber ich wußte ja schon, als ich kam. daß Marja hier kein Schaf wert ist, geschweige denn eine Kuh. Nur ange» nehm ist es euch, daß sie einem Wolf in den Rachen ge- fallen ist." Iuha stieß sein Boot vom Lande, setzte sich an die Ruder und fuhr davon. Er ruderte so, daß vorn die Wellen schäumten und der Strudel des Ruders gelb aufleuchtete wie das Auge eines wütenden Ochsen. Tief drückte er ein, und lang zog tr aus. Er wird Marja doch retten. Der Propst wird helfen. Der Propst, der alte Mann, hat selbst eine junge Frau. Er kün- digt es is der Kirche ab. läßt vielleicht sogar den Botenstab »mgehen. brinjzt aus jedem GeHost einen Mann auf die Leine.
um die Gefangene zu befreien. Der ist ein Mann, der ist doch ein anderer Mann als all die anderen. Ist doch e i n tüch- tiger Mann in der Welt! Wenn der hilft, dann bedarf es des Beistandes der anderen nicht mehr. Wenn der Alte mit dem Fuß auf den Boden stampft, dann ellen die Männer herbei wie zu einer Feuersbrunst. Es ging auf den Morgen zu, als Iuha in einer Enge zwischen zwei großen Seeflächen dahinniderte; er zog die Ruder aus dem Wasser, ruhte aus und lieh das Boot von der Strömung treiben. Der Propst hat selbst eine junge Frau, nahm sie in dem- selben Jahre, wo ich die Mar,« heiratete.Kehr dich nicht daran, was die Leute sagen. Nimm nur die. die dir gefällt. Sieh nicht auf ihre Armut. Jugend ist besser als Reichtum." Und als er uns getraut hatte, kam er und gab uns die Hand. Möget ihr glücklich werden," sagte er zu Marja, undMöget ihr glücklich werden," sagte er zu mir und lächelte. Die anderen warnten vor einer Jungen:nimm kein Kind," der Propst wünschte uns Glück, und der mußte es bester wissen, da er selbst eine Junge genommen hatte.... Dort auf der Land- zunge waren wir die Nacht, die erste Nacht nach der Trauung ... wie neben ihrer Mutter schsief das Mädchen, die Hand an meinem Hals, auf den Nadelzweigen beim Holzfeuer. Wo mag sie jetzt sein? Hockt vielleicht irgendwo, an einen Baum l gebunden, weint nicht, denkt aber:komm und hilf, Iuha»! komm und hilf. Iuha, solange es noch Zeit ist." Ich komme, ich komm»! Der alte Propst wird uns helfen. Die Nacht hindurch ruderte Iuha. Die Morgensonne stach ihm in die Augen, auf dem Spiegel des Wassers blinkend, als er schließlich am Ufer des Pfarrhofs anlangte. Im Hause schliefen sie noch. Er setzte sich auf die Treppe eines Speichers. Von dem Rudern«während eines Tages und zweier Nächte ermattet, verfiel Iuha für eine Weile in Halbschlaf. Als er sich daraus aufgerüttelt batte, begann er auf und ab zu gehen, um nicht wieder einzuschlafen. Er kam zur Kirche, die da in der Nähe lag. Sie sah hart und unfreundlich aus, Türen und Luken geschlossen, in den Fenstern etwas Kalles und Gleich- gültiges, wie im Blick eines Wildfremden. Es mochte auch hier keine Hilfe zu finden fein. Der Propst wird gewiß die Männer hier vor der Treppe der Sakristei um sich versammeln.Dem Iuha hier hat ein Wolf sein Einziges genommen, solltet ihr euch nicht mitsammen ausmache» und dem Diebe nachjage»?" Hie sage» kein Wort,
schauen nur mit stumpfen Blicken drein. Was kümmre ich sie. wo nicht einmal die eigenen Brüder..? Was liegt ihnen an Marja und mir? Wieviele kennen uns? Was bin ich überhaupt hierher gekommen? Hätte doch allein gehen sollen. Im Pfarrhaus klirrte ein Fenster, und in der Sonne blitzte eine Scheibe. Der Propst war aufgestanden, öffnete feine Tür und rief Iuha herein. Und als der alte Mann seine Erzählung vernommen hatte, da geriet er in Eifer, seine Augen schwollen, und er wurde über seinen ganzen kahlen Schettel rot, während er mit kleinen Schritten auf und ab ging: Welche Gemeinhell! Der eine bewahrt ihn davor, daß er von Banditen ausgeraubt wird, gibt ihm Speise und Trank und macht ihm in seinem eigenen Speicher ein Lager und be- handelt ihn als seinen besten Gast... und der spielt den Freund... und nimntt das Beste, was der andere hat, sein Einziges, feine junge Frau, sein Allerliebstes..." Iuha wurden die Augen von Tränen schwer, und in seinem Gesicht riß es. aber zugleich hätte er vor Freude lachen können, als er den Probst so sprechen hörte. Sie war mir, sie war mir lieb. Eher hätte er mein Haus leeren und in Asche legen können.. Hätte er nicht in seiner Heimat so viele gehabt, wie er sich wünscken tonnte? Da kommt er und raubt und schlepvt mit Gewall eines anderen Weib fort! Eines anderen Weiol Fangen die hinter der Grenze schon wieder an umzugehen wie früher in den Kriegsjahren? Nun kann ja niemand mehr sicher sein, daß sie ihn mit sich nehmen beim Beerensuchen oder auf der Weide... muß doch auch unseren Weibsleuten ein für allemal verbieten, mit den Kindern in die Beeren oder auf den See zu gehen. Der Propst schritt, in dieser Weise anklagend, auf und ab und wurde immer ausgeregter. Gleich sagt er es, gleich ver- spricht er seinen Beistand, da er schon für seine eigene Frau fürchtet. Gleich sagt er es, da brauche ich gar nicht zu bitten. Aber der Propst fuhr nur fort: Ja, das ist nun eine traurige Geschichte, armer Iuha." Der Propst dachte nach, sah Iuha an... Jetzt sagt er es! Aber der Propst sagte: Wenn er sie ober freigelassen hat. nachdem er" Nachdem er was? bebte Iuha zusammen. (Ivrtj. folgt.)