von Meuterelen in der französischen Armee, die jene Zer- mürbung der deutschen Armee, der Ludendorfs seine Nieder- läge auf Rechnung stellen will, weit hinter sich laßt. I n 1 6 Armeekorps brachen gleichzeitig Soldaten- a u f st ä n d e a u s. In«nem davon läßt ein ganzes Regt- ment, das in die erste Linie rücken soll, dem Obersten sagen, daß die Mannschascen den Gehorsam verweigern.„Wir haben genug vom Krieg, mit dem Krieg muß Schluß gemacht werden", ertönt es bald hier, bald dort auf selten der Sol- baten. Die Engländer hatten bei ihren Sturmläufen gegen die deutsche Front 400 000 Mann verloren und keinen Ersatz dafür in ihren Mannschaftsdepots.„Ende des Jahres," heißt es bei Pierrefeu,„war das Mannschaftsreservoir leer, und Franzosen und Engländer waren mit ihren Truppen zu Ende. Die Deutschen hingegen verfügten auf ihrer Westfront und Ostfront zusammen über 2S6 Divisionen, denen wir zusammen mit den Engländern nur 200 entgegenschen konnten." Die Bolschewistcn hatten dem kaiserlichen Deutschland gegenüber ihre Schuldigkeit getan. Aehnlich wie Pierrefeu schildert der französische General Buat in seinem aus- schließlich die militärischen Kämpfe und Bewegungen behau- delnden Buch über Ludendorff die Kriegslage zu Ende 1917. „Nach diesem doppelten Feldzug", liest man da,„war der von Deutschland erzielte Vorteil ein beträchtlicher. Ohne abzu- warten, daß das sich zersetzende russische Heer einen Waffen- stillstand anflehte, konnte man die Truppenverschiebungen von dem Osten nach dem Westen hin beginnen lassen. Gegen Ende November begannen die Züge ohne Unterbrechung mehr als die Hälfte der. 60 deutschen Divisionen nach Frankreich abzutransportieren,' die Deutschland in Rußland unterhielt." lGeneral Buat, Ludendorff, S. 205.) Die amerikanischen Transporte hatten aber kaum erst angefangen und sahen noch sehr bescheiden aus. Im französischen Hauptquartier erwartete man denn auch, daß Deutschland diese günstige Lage benutzen werde, Frieden zu machen.„Viele Offiziere dachten," schreibt Pierrefeu,„daß der Feind jetzt, wo Rußland ihm auf Gnade und Ungnade ausgeliefert war, eine zu schöne Gelegenheit zur Erreichung eines ehrenvollen Frie- dens hatte, um sie nicht auszunutzen. Mit Rücksicht auf seine Ueberlegenheit in diesem Augenblick konnte niemand ihn an- schuldigen, daß er den Frieden aus Schwäche suche.... Wenn Deutschland eine Regierung gehabt hätte, die diesen Namen verdient hätte— eshättediese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, den Krieg in Schönheit zu ende n." Aber diese Regierung war nicht da. Es behielten die Offiziere im dritten Bureau des französischen Hauptquartiers Recht, die da sagten:„Die Deutschen werden angreifen. Sie sind vor allem Militärs, und die Militärs führen alles in Deutschland . Niemals wird ein Militär, der eine solche Kriegsmacht in Händen hat, dem widerstehen, sich ihrer zu bedienen." Und so geschah es. so ward ein weiteres Jahr Krieg ge- führt, wurden weitere Hunderttausende hingeschlachtet, bis — das Blatt sich gewendet hatte, und Deutschland militärisch am Boden lag. Wie das gekommen war, weiß man. Die Militärs, voran Ludendorff , hatten die Friedensresolution des Reichs- tags sabotiert, sie hatten mit Hilfe der Parteien, die sich heute Volkcparteien nennen und sich mit dem Beinamen„national" schmücken, Bethmann Hollweg gestürzt, weil er der Friedens- rssolution nicht scharf genug entgegentrat. LZie überzeugten durch ihr ganzes Verhalten, darunter ihr Auftreten in B r s st- L i t o w s k, die Völker auf der Gegenseite, daß mit Deutschland kein erträglicher Friede zu erreichen sei, solange der deutsche Militarismus nicht aufs Haupt geschlagen war. So war ihr Handel mit den Bolschewisten, auch wenn er für den Augenblick vom imperialistischen Standpunkt aus ein !, Meisterstück" war, durch ihre eigene Schuld für Deutschland ein verderbliches Geschäft. Die günstige Position, in die er sie brachte, war für sie nur der Anlaß, es zu machen, wie der Hund in der Fabel, der mit dem guten Bisten im Maul nach
Die kZaMche Plastik. Von Dr. John Schitowski. Der in diesen Trzen verstorbene Bildhauer Adolf Hilde- b r a n d, dessen künstlerische Eigenart hier bereits kurz gewürdigt wurde, ist nicht nur als Schaffender, sondern auch als Theoretiker von Bedeutung gewesen. Sein Buch ,�Das Problem der Form in der bildenden Kun st" hat zahlreich« Plastiker, Maler und Kimstgewerbler unserer Zeit beeinflufk und namentlich dem bildhaue- rischen Schaffen vielfach Ziel und Richtung gegeben. Daß die Grundsätze und Lehren dieses Büches keine allgemeinen und keine ewigen Wahrheilen enthalten, ist selbstversiändlich. Denn Wahrheiten, die für alle Perhältuisse und alle Zeiten gültig sind, gibt«s in der Kunst nicht. Der unvergängliche Wert der Hildebrand- ichen Theorien liegt aber darin, daß sie den Geist und das Wollen der klassischen antiken P l a st i k in klarster und schärfster Form zum Ausdruck bringen. Und da die antike, namentlich die griechische Plastik in ihrer Art einen absoluten Höhepunkt alles künst- ferischen Schaffens bedeutet, so ist es auch für unsere anders gerichtete Zeit lehrreich, einen orientierenden Blick aus Hildebrands Kunftan- schauung zu werfen. Nach Hildebrand ist die Plastik aus der Zeichnung entstan- den, indem diese durch Berriefung zum Relief führte. Die erst später sich entwickelnd« Rundplastik erwuchs dagegen aus der Ä r ch i t e k t.u r, indem man den Säulen und Würfeln eines Bau- werk? die Formen von Menschen, Tieren, Pflanzen und dergleichen gab. Bei dieser Umwandlung blieben aber die ursprünglichen Formen der Säule, des Würfels usw, immer bis zu einem gewissen Grade erhalten, so daß z. B. eine ausrechtstehende menschliche Figur deutlich als Säule, eine kauernde als rechteckiger Würfel wirkt«. Der Kunst- ler ließ also in jeder plastischen Gestalt immer zugleich den regel- mäßigen architektonischen Steinblock mitsprechen. Als dann im Laus« der Entwicklung die Plastik sich von der Architektur frei machte, fiel auch der Zwang der geschlossenen, regel- mäßigen Gesamtform fort. Und zugleich verloren die Plastiken den iesten Platz, den sie als Glieder eines Bauwerks gehabt hatten. Sie wurden zu freistehenden Statuen, um die man herumgehen und die nian von allen Seiten betrachten konnte. Der Bildhauer sah sich also vor die doppelte Aufgabe gestellt, erstens ein einheitliches G e- s e tz zu finden, nach dem er den unregelmäßigen natürlichen Stein- block künstlerisch formen konnte, und zweitens ein Mittel zu finden, um dem Beschauer den Standpunkt zu kennzeichnen, von dem das Kunstwerk betrachtet werden mußte. Denn nur von einer Haupt- anficht aus konnte es die vom Künstler beabsichtigte Wirkung voll ausüben. Der Bildhauer löst« diese doppelte Aufgabe, indem er zur ältesten Form der Plastik, zum Relief, zurückgriff. Er sagte sich: Wie die Zeichnung durch Vertiefung zum Red es wurde, so muß dos Relief durch wsstere Vertiefung zur freistehenden Rund- Plastik werden. Diese Art des bildhauerischen Schafsens hat zur .Folge, daß die BMe, Status oder Gruppe zwqp nur von einem Punkt aus richtig gesehen werden kann, daß sie aber von diesem Punkt aus m allen ihren Teilen deutlich erkennbar wird. Der
dem scheinbar größeren im Master schnappt und dadurch des ersteren verlustig gebt, ohne den legieren zu erhaschen. Aus dem Meisterstück ward eine Mei st erschuld am beut- scheu Volke. Das kanit nicht scharf genug betont werden in diesen Tagen, wo die Schuldigen und ihre Mitschuldigen sich au- maßender als je gebärden und die beispiellose Kühnheit haben, die Verantwortung für all das Elend, das ihre verbrecherische Politik dem deutschen Volke aufgeladen hat, denen zuschieben zu wollen, ohne deren entschlossenes Ergreifen des Steuer- ruders im Augenblick, wo dank des Treibens jener das Staats- schiff vollends in Trümmer zu gehen drohte, das Elend noch unendlich größer geworden wäre. „Wenn Deutschland eine Regierung gehabt hätte, die diesen Namen verdiente"— dieses Wort sollte sich jeder Deutsche merken. Warum hatte es diese Regierung nicht? Ein Borgang, der sich noch vor 1917 abspielte, mag es be- leuchten. Eines Tages kam ein sehr hervorragender, Weltruf genießender Politiker eines mit Deutschland verbündeten Staates nach Berlin , um mit hiesigen maßgebenden Persön- lichkeiten über die Möglichkeiten einer diplomatischen Aktion für den Frieden zu verhandeln, zu der ihn von früher ber be- stehende Verbindungen mit Staatsmännern auf der Gegen- seite als geeignet erscheinen ließen. Der Herr, den bei diesem Anlaß auch ich zu sprechen Gelegenheit hatte, fragte also nach den Friedensbedingungen, die er jenen in Aussicht stellen könne. Da ward ihm von einer Persönlichkeit, die noch zu den ver- nünftigsten in den oberen Regionen gehörte, ein Programm von Forderungen entwickelt, das ihn entsetzen machte.„Alier dos ist kein Berständigungsprogramm, sondern das Diktat eines Siegers", wandte er ein, und was erhielt er zur Ant- wort:„M it weniger kann Seine Majestät nicht vor das deutsche Volk treten." Das gibt die Erklärung, warum das deutsche Volk ver- bluten mußte. Durch die ganze Vorgeschichte und Geschichte des Krieges zieht sich als unheilstiftendec Faktor die Rücksicht auf die Wahnidee von dem besonderen Ehrenkoder„Seiner Majestät". » Die von mir an die Oeffentlichkeit gebrachte Tatsache, daß Lenin und Genossen 1017 zur Förderung ihrer Aktion aus dem Fonds des kaiserlichen Deutschland mehr als fünfzig Millionen Goldmark er- halten haben, hat mir von feiten der„Roten Fahne" eine Drohnote eingetragen. Sie fordert mich auf, die Nomen meiner Informatoren zu nennen, damit sie diesen„gewissenlosen Verleumdern" die Mög- lichkeit gebe, vor einem Gericht ihre Behauptungen zu beweisen. Und als gelehrige Schülerin Moskaus schreibt sie in dessen holdem Ton: „Sollte Herr Eduard Bernstein dieser Aufforderuno nicht Folge leisten, so werden wir ihn nicht nur einen alten Trottel, sondern einen schamlosen Berleumder öffentlich nennen, und wir werden dafür sorgen, daß Herr Eduard Bernstein nirgends öffent- lich zu Worte gelangt, ohne daß ihm der Borwurf der schamlosen und gewissenlosen Verleumdung an den Kopf fliegt. Wenn Herr Eduard Bernstein glauben sollte, daß Lenin in Deutschland vogel- frei ist, dann wird er bald an seinem eigenen Leibe zu erkennen haben, daß er sich geirrt hat. Einstweilen hoffen wir noch, daß Bernstein nur eine alte geistesschwache Klatschbase ist, und daß er seine Zeugen nennen wird. Also wir warten." Meine Erwiderung kann sehr kurz sein. Sie ist durch den Schluß meines zitierten Artikels deutlich genug angezeigt. Er lautete: „Auch im Hinblick auf das, was di- Internationale war und heute fein könnte� ist zu fordern, daß in das Dunkel des Borgangs von 1917 gründlich hineingeleuchtet werde." Aber nur keine Umwege. W-s ich noch stets zu meinem Worte gestanden habe, so selbstverständlich auch in diesem Falle. Nun bin indes doch ich als der Verfasser des Artikels zunächst haftbar für das in ihm Behauptete, und ich bin durchaus bereit, vor Gericht es zu vertreten. Die„Rote Fahne" hat also nicht nötig, ihre Lärm- und Knüppelgarden gegen mich in Bewegung zu fetzen. Erhebe sie Klage gegen mich oder veranlasse sie einen legalen Vertreter Lenins es zu tun, sie kann sicher fein, daß ich mein Bestes dafür einsetzen weroe, alle Schwierigkeiten zu beseitigen, die sich einer erschöpfenden Untersuchung des Falles in de«Weg stellen sollten.
Beschauer soll nicht um die Plastik herumgehen, aber er brauch, auch nicht um sie herinnzugehen. Der Beschauer genießt von einem einzigen Punkt aus alle die plastischen Eindrücke im einheitlichen Zusammenhange, die«r bei einem weniger gesetzmäßig ge- stalteten Werk nur im Herumgehen nacheinander und getrennt vonein- ander in sich ausnehmen könnte. Dieses„Reliefgesetz" liegt nickst nur der Kunst Hild-bronds und seiner Schüler zugrunde, sondern es ist auch der Schlüssel zum Verständnis der gesamten klassischen antiken Plastik. Zahlreiche anatomische Unmögllchteiten und andere Ab- weichungen von der äußeren Naturwahrheit, die wir an griechischen Bildbau�rarbeiten, z. B. der Venus von Milo und der Niobidsn- gruvpe, beobachten können, sind eine notwendige Folge der strengen Relrefanschauung. Der griechische Künstler trug kein Bedenken, di« Natur in, einzelnen frei umzugestalten, damit in der Gesamtwirkung ieines Werkes all« plastischen Formen dam Beschauer um so deut- sicher, klarer und eindringlicher vor Augen treten. Gerade in unserer Zeit, wo das Verständnis für bildhauerisches Schaffen im großen Publikum fast ganz erloschen ist, erscheint es gut und nützlich, an das Buch des alten Hildenbrand zu erinnern. Sein« Lektüre ist nicht gerade leicht, aber da es keinerlei Fachkenntnisse vor- aussetzt, so tonn jeder zum Verständnis dieser grundlegenden Lehren gelangen.
Aufbau. Draußen, wo die Bokmsträng» hart hinan ans Wasser gehen, pulst das Leben nun allgemach fast wieder so stark, wie in alten Tagen. Es ist als ob Dinge, die man sahrelarg nur in ein- zelnen Stücken geschaut, nun wieder in größeren Mengen sich häuften: gehobelte Hölzer, Maschinenteile, Drahtgeflechte, Steinmetzarbeiten, Baustoffe. Aus dem Inland? heraus trägt die Bahn hier Werte um Werte zusammen. Schifte stehen bereit, in ihren Riescnleibern all das aufzunehmen, was di« Bahnwagen hier zusainmentragen. Deutsch- lond ist nicht mehr das steche, halbtote Land, dessen Wirtschuftspuls- schlage kaum vernehmbar sind. Die Produktion hebt sich zusehends. Und die Hoffnung auf Besserung steigt höher und höher.' In Dunst und Rauch ist der Umlegeplatz dieses kleinen Innen- landhafens gehüllt. In dos Fauchen der Lokomotinen rattert das Rasseln der Kräne, Schiftsschlote, die ans Ufer hcranstreben. prusten schwerfällig. Ein" sich ständig durcheinander wirbelnde Mcn'chen- wog« flutet unaufhaltsam zwischen Schienenstrang und Flußuser. Ueber Bretter, die als Laufbrücken vom Land zum Schisssbauch dienen, springt und eilt das geschäftig» Men'chenvolk. Ein aufgeregtes Schreien summt. Laute Rufe übergellen das Schreien. Ein Pfiff Ichrillt auf. Die Wasser des Flusses glucksen vernehmlich an di« gemauerte Wand des Flußbettes. Möchtige Lastwagen knarren heran. Mit Hüb und Hott werden schwerfällige Gäule angetrieben. Staub und Rauch umquirlt das ganze, lebendige Bild mit einem zähgrauen Nebel. All» Konturen zerfließen ineinander. Nur größere oder kleinere dunkle Flecken heben sich von dem milchigen Hintergründe ab. Manchmal gckmgt es der müden Winterfonn«, für einen Augen- blick dieses Bild rastloser Arbeit zu umgolden. Dann ist es, wie das Lachen eines Auges, an dessen Wimpern noch die Tränen Höngen . Dann ist es, wie jubelnd« Gewißheit, daß es mit der Heimat wieder aufwärts und vorwärt» gehU
Die?nöuftrie sthmiert! Folgendes Zirkular flattert uns auf den Tisch, aus dem deutlich zu ersehen ist, woher die Wahlgelder der bürgerlichen Parteien für den preußischen Wahlkampf fließen: Kommission zur Sammlung, Derwaliung und Verwendung des industriellen Wahlfonds. G e s ch ä s t s st e l l e: Berlin-Wilmersdorf, Brandenburgische Str. 25. Fernsprecher. Amt Uhland 1174, Bankkonto Diskontogeseil- schaft in Berlin , Unter den Linden 3S. Borsitzender: Justiz» rat W. Mayer, Geschäftsführer: I. Flathmann. Lerlin-Wilmersdorf, 8. Dezember 1S2V. Einschreiben! (Adressat.) Für die preußischen Landtagswahlen ist rnrnme r der 20. Februar 1621 bestimmt worden. Bon dem Ausfall dieser Wahlen hängt es ab, ob mir in Preußen eine neue, bessere Re- gierung und Verwaltung erhalten werden, oder ob die jetzige Miß- Wirtschaft weiterbestehen bleibt. Ueber die so außerordentliche Bedeutung der die?- maligen Landtagswahlen ist man sich anscheinend noch nicht in allen Kreisen der bürgerlichen Wählerschaft völlig klar. Die gegenwärtige preußische Regierung setzt sich bekanntlich zusammen aus 4 Sozialdemokraten, 2� Demokraten und 2 Zcn- tnimsmännern, und zwar haben die Sozialdemokraten nicht nur die 4 wichtigsten Ministerposten(Inneres, Finanzen, Kultus und Landwirtschaft) besetzt, sondern auch das Ministerpräsidium', so daß selbst bei Stimmengleichheit die Entscheidung auf� sopaldemokroli- scher Seite(beim Ministerpräsidenten) liegt. Das ist gegenüber dem Ergebnis der letzten Reichslazswahlen ein ganz unerträglicher Z:- stand, zumal bekanntlich die Ausführung der Reichsgefstze Sachs der Einzelstaaten ist. � � Auch der Industrie kann es nicht gleichgültig sein, ob die B e- setzung van Negierungsstellen, mit denen die Industr» in erster Linie zu arbeiten hat, weiterhin in der 5: and eines sozialdemokratischen Ministers des Innern liegt. Es gilt jetzt, die Lauen und Gleichgültigen in den bürgerlichen Reihen aufzurütteln, daß sie am Wahltage ihrer Wahlpflicht ge- nügen. Bei den kürzlichen L a u d t a g s w a h l e n in wachsen ist leider die Wahlbeteiligung im Durchschnitt nur etwa 60 Proz. gewesen: hätte sie derjenigen der letzien Reichstagswahlen entsprochen, würde die Niederlage der y- niut.» Sozialdemokratie eine noch viel größere gewesen sein. Eine solche Lauheit und Wahlmüdigkeit darf sich bei den bevorstehenden p r e u- h i s ch e n Wahlen nicht wieder zeigen, wenn aus ihnen eine starke, dem Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens günstig« Regierung hervorgehen soll., Die Agitation zum Zwecke der Aufrüttelung der gleich- gültigen und lässigen Wählerschaft ersordcoi unter den heutigen Verhältnissen ganz erhebliche Geidmillcl, die in den meisten Fällen von den politischen Orgemi- sationen nicht beschafft werden käuneu. Wir wenden utzs daher im Interesse unseres gesamten Wirtschaftslebens pfliazigernä; wiederholt an die Industrie mit der dringenden. Bitte, durch Zu-, wendung reichlicher Beiträge jetzt mitzuhelfen, daß in Preußen ur> damit lchlen Endes>n ganz Lrulschland in Pegieru..g und vor- wallung bessere Verhältnisse angebahnt werden. Unter Hinweis auf die bei den letzten Reichstags- mahlen für die Industrie erzielten Erfolge bitten wir Sie drin- gend, mit Ihrer Beitragsleistung nicht zögern zu wollen, damit w r in der Sage sind, an allen Stellen, wo es nötig erscheint, unt»r- stützend und helfend einzugreisen. W. Mayer. I. Flathmann. Mit erfreulicher Deutlichkeit bescheinigt dieses Zirkular den bürgerlichen Parteien, daß sie ganz im Interesse des Ar- beitgebertunts ivirken, während es andererseits erkennen läßt, wie. sehr gerade die sozialdemokratischen Minister von dem profitgierigen Unternehmertum als Ts- kämpfer seiner Ausbeuwngstendcnzen gehaßt und gefürchtet werden. Was aber das Geld der Industrie für die Bür- gerlichen bewirken soll, das sollte allein die Lektüre dieses Schreibens für die Arbeiter bewerkstelligen: sie aus- rütteln und anspornen, auch den letzten Arbeiter an die Wahlurne zu bringen, damit die von den Industr'ellcn so heftig befehdete Regierung sozialdemokratischer Minister am 20. Februar nicht nur erhalten bleibt, sondern wo- möglich noch gestärkt wird.
Das Land der dicken Frauen. Bon einem Land, in dem die dickste Frau die schönste ist, erzählte der englische Reisende John Rosooc, der kürzlich die noch wenig bekannten Stämme Ostastikcs und besonders auch Deutschostafrikas besucht hat, in einem Vortrag. In diesem Lande leben die Leute fast nur von Milch und halten riesige Rinderherden. Ein Bauer, der nur 100 Kühe hat, gilt als arm und kann sich nicht den Luxus einer eigenen Frau leisten. Cr muß sich mit zwei oder drei änderen Bauern zusammentun, die dann gemeinsam eine Frau hallen, denn mit 100 Kühen HM mar nicht genug Milch, um eine Frau davon zu ernähren und„schön" zu machen. Die Schönheit besteht nämlich in der Dicke.„Je dicker die Frauen sind, desto höher werden sie geschätzt und desto mehr werden sie bewundert," erzählt Rosooe.„Als ich zum erstenmal eine Prinzessin besuchte, sah ich mich einer Dame gegenüber, die nicht durch ihre Tür gehen konnte, um mich zu begrüßen". Es ist in diesem Lande ein teures Vergnügen, wenn man eine Frau richtig„ernähren" will. Aber auch bei anderen Stämmen' Ost- afrikas macht sich in dieser Hinsicht die allgemeine Preissteigerung bemerkbar. Der Reisende teilte mit, daß in der letzten Zeit die Frauen viel teurer geworden sind:„Ich fand, daß i» Gegenden, wo früher eine gute kräftige, großgewachsene Frau für vier Speere zu bekommen war, man jetzt acht Speere anlegen mußte, wenn man eine tüchtige Gattin erhalten wollte." Die„Volksbühne Groß-hamburg" ist am Montag in den Sommerspielen und im Schiller-Theater feierlichst eröffnet worden. In enger Verbindung mit dem Bildungsousschuh der Hamburg - Altonaer Arbeiterschaft ist die Volksbühne als Vereinigung von zirka 15 Kunst- und Bildungsvereinigungon und-organisakionen sowie unter Mitwirkung zahlreicher Theaterdirektorcn ins Leben getreten und hat sich sofort ein großzügiges Arbeitsgebiet vorge- nommen. Außer Vorstellungen in fast sämtlichen Theatern Groß- Hamburgs(für das 1. Quartal sind vorgesehen„Eqmont",„Mos- mertholm",„Kolleae Crampton",„Hamlet " und„Sommernachts- träum") finden Führungen durch die Hamburger Kunsthalle statt, Konzerte, Lichtbildervorträge, Rezitationsabende, Einführungsvor- träge, Märchenerzählungen und ähnl'ches. Jede Theateroorsiellung kostet 4 M., der Eintritt zu den Vortragsabenden usw. 60 Pf. Die BeHligung, besonders aus der arbeitenden Bevölkerung, ist eine starke. Kanttchroiiik. In der Kimübandlunq Fritz G u r li t t werden vom 22. d. M ab Gemälde, Ieicknmngen und Grapbik von Richard See- w a I d> München gezeigt. Gteichzeillg findet eine Ausstellung IüMee- und afrikanischer Plaüikc:: und Geräle statt. Tack S tralsunder Stndttheater wird als städtischer Betried auf- gegeben. Grund dn-u ist das große Desizit iu den ersten drei Ror.aleu bei dieSiadrigen Spieizeit, das sait lOtOOO flf. beträgt. Der Intendanz und dem P-n'onal soll von der Stadt sosort geNindigt werden. Und dann? Berichtigung. Ter Theaterbericht bei Mittwoch-Abeudblattc? ist durch schwere Druckjehler un.'lar geworden, von denen bis schlimmsten berichtigt ieien: Nicht Tanzqualen, sondern Totentanzgualen wurden auf der Zwergen« bühne der.Tribüne' gezeigt. Nicht die Gewebetüren, sondern die Gewölbe- !üre» des Gefängnisturme» öffnen flch. Dort stütze» die Dinge sich nicht, fie stoßen sich. Nicht für Sälelgiele, sondern für Seelenspiele scheint endlich die Zwergenbühne besonder» geeignet