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Nr. 37+38. Jahrgang

,, Verbrecherkönig.

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 23. Januar 1921

war erlaubt und brachte Rommerzienratstitel und ehren ein. Aber bedürftig; vor allem aber der ganzen Gesellschaftsordnung, ein Hungernder, der mehr als einen Mundraub" beging, tam ins Zucht oder Arbeitshaus.

In seiner ungewöhnlichen Ansprache an die Geschworenen hat Auffassung von der Heiligkeit des Eigentums? Den Schieberhofrat Ram ? Ist das Strafrecht heute geändert, oder die herrschende Emil Strauß an die Tiefe eines sozialen Problems gepocht, das weit Rosenthal aus Dresden sucht man heute noch vergebens, die Kriegs­über das Einzelschicksal hinausreicht. Wüßte man es nicht aus und Revolutionsgewinnler führen heute noch ihr üppiges Leben feinen Worten und aus dem Zeugnis selbst seiner Widersacher, und Helfferich bemüht sich im Reichstag nicht ohne Erfolg, sie der Kriminalbeamten, man hätte längst aus seinen Handlungen von den Steuern zu befreien. Die Proletarier aber faßt man, den Beweis entnehmen fönnen, daß in diesem Verbrecherfönig" ein nicht nur, wenn sie sich am Eigentum der Millionäre vergehen. außerordentlich hohes Maß von Intelligenz und Tatkraft rege ist. Beide wertvollen Eigenschaften aber müssen verfümmern oder sich in Der Fall Strauß ist nur ein Ausschnitt aus dem sozialen Bilde gesellschaftsfeindlichem Sinne betätigen, weil bisher die bürgerliche, der Gegenwart. Man kann ihm Ausschnitte ähnlicher Art an die auf Eigennutz basierende Gesellschaft teine Möglichkeit gefunden hat, solche Kräfte sozial wirksam zu machen.

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Der Staatsanwalt hatte leicht davon sprechen, daß der in Ketten flirrende Angeklagte nur Stimmungsmache betreiben wolle. Be stritten hat er nicht seine Angaben von der trostlosen Jugend, be= stritten hat er nicht den Hinweis auf den Jammer des Fünfzehn­jährigen, der in die Welt gestoßen wird, um sein Brot so oder sozu verdienen. Dieser Bursche war ja schon mit zehn Jahren in die Hände einer Pflegemutter gefallen, wie sie sicher vielfach in der Großstadt zu Hause ist, solange die Erziehung von Waisen nicht als eine soziale Pflicht der Gesamtheit, sondern nur als eine Last emp­funden wird, die man besser gegen wenige Groschen auf andere abichiebt. Das Schwurgericht hat so wenig wie der Staatsanwalt Neigung gehabt, den Spuren nachzugehen, die Emil Strauß an­gedeutet hatte. Wozu auch, der in Ketten flirrende Zuchthäusler war ja Beweis genug!

Beamte und Angestellte komunal. Behörden! der Reichs, Staats- und 3wei öffentliche Bersammlungen

Zagesordnung:

Die Beamten und die Landtagswahlen!" Montag, den 24. Januar, abends 7 Uhr, im Nationalhof", Bülowstraße 37. Referent: 2egationsrat Dr. 8echlin. Dienstag, den 25. Januar, abends 7 Uhr, in der Schulaula Chriftburger Str. 14. Referent: Dr. Cassau, Referent im Reichswirtschaftsminsterium.

Und doch war in diesem Augenblick der Angeklagte zum An- Große öffentliche Frauen- Versammlung

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Montag, den 24. b. Mts., abends 7 Uhr, in der Schulaula Greifenhagener Str. 58. Tagesordnung: Die Landtags wahlen und die Franen"." Referent: Genosse Nordmann.

die so manche proletarische Intelligenz in Zuchthäusern verkümmern läßt, statt fie dem Gemeinwohl rechtzeitig nußbar zu machen.

Aus der Partei.

Der Ausbau unserer Presse.

Wir haben an dieser Stelle in der letzten Zeit schon manche erfreuliche Nachricht vom Wachstum unserer Partei geben fönnen. Ueberall regen sich unsere Genossinnen und Genossen, um die Kämpferschar zu stärken und der Presse neue Leser zuzuführen. Diese Arbeit ist nicht erfolglos geblieben. Das fommt nicht nur in dem Anschwellen der Mitglieder- und Abonnenten­zahlen zum Ausdruck. Ein Zeichen für unseren Aufstieg. ist auch das Bemühen, unsere Presse, die während und nach der Kriegszeit sich außerordentlich einschränken mußte, wieder auszubauen.

Wir haben wieder unsere illustrierte Bochenbeilage,

eine große Zahl ustserer Parteiblätter hat bereits ihre Unter­haltungsbeilagen, meist wöchentlich, zu neuem Leben, oft unter neuem Namen und in neuer Form ermeckt. Dazu gesellen fich eine ganze Reihe von Beilagen für besondere Leserkreise oder besondere Gebiete. Vor längerer Zeit schon konnten wir mitteilen, daß das Casseler Boltsblatt eine tommunalpolitische Bei­lage herausgibt. Heute registrieren wir als weitere Neuerscheinun gen: Aus dem Wirtschaftsleben", wirtschaftliche Beilage unseres Stuttgarter Blattes; Die arbeitende Frau"," Die arbeitende Jugend" und Rheinischer Hausfreund" der Rheinischen Zeitung ", Köln ; ferner Der Born", Jugend­beilage der Magdeburger Volksstimme", und endlich Für unser Jungvolt" in der Märkischen Volksstimme".

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Die Bernburger Boltsmach t", das sozialdemokratische 3. Jahrgang erscheint, fann die freudige Mitteilung machen, daß es Organ des ehemaligen anhaltischen zweiten Wahlkreises, das erst im demnächst sein eigenes Heim beziehen kann. Auch unsere Breslauer Genossen stellen, wie wir seinerzeit berichteten, feit dem 1. Januar ihre Bolts wacht" in der eigenen Druckerei her.

Werk!

fläger und derselbe Staat, dessen Anwalt als Kläger auftrat, zum Angeklagten geworden. Man rufe sich die Daten ins Gedächtnis: Der Vater ein Trinker, die Mutter eine fleißige, sorgsame Frau, die von früh bis abends schafft, um die Kinder satt zu friegen. Der Siebenjährige dent daran, du satte Moral! muß am frühen Morgen hinaus, um Zeitungen tragen zu helfen. Zehn­Mer nur einigermaßen orientiert ist über die großen Schwierig­feiten finanzieller Art, mit denen die Arbeiterblätter jährig, spielt er nachmittags den Laufburschen bis zum Abend, um Seite setzen, ohne doch das Gesamtbild herzustellen. Wer hat nicht, zu fämpfen haben, die fich nicht auf unerschöpfliche Geldmittel, son­totmüde ins Bett zu sinken. Nur weil die wenigen Groschen, die als er die Ansprache des Emil Strauß an die Geschworenen las, dern nur auf die Treue ihrer Leser ftügen fönnen, wird die er verdient, notwendig für den Unterhalt der übrigen sind. Wo unwillkürlich an Wilhelm Bogt gedacht, den Schuhmacher, den ersten Schritte auf dem Wege zum Ausbau unserer Parteipreffe bleibt die Schule? Wo das innere Interesse am Lernen? Elf die deutsche Justiz und die Polizeiaufsicht vom Zuchthaus auf die zu würdigen wissen. Wenn alle Mitglieder der Partei und alle jährig wird der Junge in jene Pflege" gegeben, die er so treffend Landstraße und wieder zurück hezte, bis er schließlich den Husaren- Leser ihrer Presse nicht nur das Blatt lesen, wenn sie auch unabläffig vor Gericht gekennzeichnet hat. In Gesellschaft von Straßenmädchen streich von Köpenick beging, der ihn für alle Zeit berühmt machte neuen Abonnenten wirbt, dann werden diesen ersten Schritten für dasselbe mirten, wenn jeder pro Jahr nur einen und Kupplerinnen wird das Waisentind gepflegt". Es war herrlich. und ihn von weiterer Verfolgung befreite? Wer denkt nicht auch bald weitere folgen, dann werden wir mit noch größeren Erfolgen Und dann wundert man sich, wenn aus einer solchen Jugend die an jenen Bürgermeister" Thormann- Alepander, der als der bürgerlichen Preffe entgegentreten und unseren Anhängern Stimmung eines Karl Moor herauswächst? Wenn ein Mensch, ehemaliger Schreiber sich erfühnt hatte, mit angeblich falschen Pa- vorbildliche Beitungen liefern fönnen. Darum: Auf ans der den Lurus und das Wohlleben auf der einen Seite und sein pieren sich in die Juristenzunft zu schleichen, der jahrelang zu aller eigenes dunkles Schicksal auf der anderen sieht, ganz sich auf den Zufriedenheit seinen Bürgermeisterposten verfah, in die besten" Ge­Kriegsfuß gegen eine solche Gesellschaft stellt? sellschaftskreise fani und dort gern gelitten mar? Die Empörung Gemeindevertreterkonferenz Groß- Thüringen. war groß, als man thn entfarote. Er hatte an das Heiligste gerührt, Am 16. Januar fand im Voltshause zu Weimar eine Gea das die alte Welt fannte: das Vorrecht der Besigenden! meindevertreterfonferenz Groß- Thüringen statt, die von ungefähr Heute sind Proletarier Bürgermeister, Landräte, Oberpräsidenten, der Thüringer Regierung besucht mar. Es war die stärkste Ge 300 Gemeindevertretern, Stadträten, Bürgermeistern und Bertretern Minister, Reichskanzler, wenn es sein muß. Die Revolution hat auf meindevertretertonferenz, die jemals in Thüringen stattgefunden hat. dem Gebiete des öffentlichen Rechts neue Normen geschaffen. Genoffe Leber eröffnete und begrüßte die Konferenz. Als ein Der Thormann- Alexander aber, der auf eigene Faust das Recht ziger Gegenstand stand auf der Tagesordnung: Die Gemeinde ändern wollte, fitzt noch immer hinter Schloß und Riegel... steuerprojekte." Das Referat hierzu hatte Genosse Hirsch Das Strafrecht ist noch nicht geändert. Es ist immer noch Charlottenburg übernommen. Nach dem Vortrag sette eine lebhafte hauptsächlich eingestellt auf den Schutz des privaten Eigentums und Aussprache ein, die in jeder Beziehung sachlich geführt wurde. Das auf die kriminalistische Beurteilung der Berbrecher". Die Brüder Resultat der Verhandlungen war folgende Entschließung: " Die Konferenz wählt einen Ausschuß von 7 Mitgliedern, der Strauß sind ,, traft Rechtens" wieder dorthin verbannt, von wo sie gemeinsam mit dem Thüringer Bezirksvorstand der Sozialdemokrati­Was der Fall Strauß in diesen Tagen bligartig beleuchtete, ift wiederholt gewaltsam den Weg ins Freie gesucht haben. Daß sie schen Bartei auf Grund der heutigen Aussprache gemeinde­nicht erst eine Frage der letzten Vergangenheit und der trüben im Zuchthaus gebessert werden, glaubt niemand. Bielmehr denkt steuerliche Grundsätze aufstellt, die den Genossen in der Gegenwart. Sie ist eine, Begleit- und Folgeerscheinung des privat- wahrscheinlich jeder an ihren nächsten Ausbruch. Gemeindeverwaltung richtunggebend sein sollen. Der sozialdemo fapitalistischen Systems, das die Bereicherung des einzelnen für ganz! Man sollte aber nicht mehr hypnotisiert auf die alleinfelig: Kenntnis zu geben mit dem Ersuchen, energisch für eine Regelung fratischen Reichstagsfraktion ist von dem Berlauf der Konferenz normal und notwendig erklärt, solange sie sich in den gesetzlich vor- machende Gitterzelle starren. Nur wer selbst darin gehauft, weiß der Steuerverhältnisse zwischen Reich, Staat und Gemeinde besorgt geschriebenen Bahnen vollzieht, das aber eiserne Gitter und flirrende ihre Schrecken zu würdigen. Man sollte mit Ernst und Nachdruck zu sein. Im ferneren hat der Ausschuß die Schaffung einer Ketten denen verordnet, die die vorgeschriebenen Grenzen über- an einer Reform arbeiten: des Strafrechts, denn es bedarf kommunalpolitischen Rundschau für Thüringen schreiten. Schamlose Ausbeutung von Arbeitern und Arbeiterinnen ihrer; des Strafvollzugs, denn auch er ist verbesserungs- gemeinsam mit dem Bezirksvorstand in die Wege zu leiten."

Man hat im Gerichtssaal auf die außerordentliche Veranlagung dieses Mannes hingewiesen. Er hat trotz der jahrelangen Haft, die schon manchen geistig und seelisch geknickt hat, seine Kenntnisse ge­radezu erstaunlich vervollkommnet. Dieser Zuchthäusler" ist be­wandert in der Literatur, dieser hungernde Rnabe von ehedem, der in der Schule faum Deutsch richtig gelernt, hat Englisch und Mathe­matit nicht ohne Erfolg getrieben. Immer zwischen Zuchthaus und Freiheit und unter Polizeiaufsicht! Die Frage ist, warum solche Energien sich in gesellschaftsfeindlichem Sinne betätigen müssen, warum sie nicht nutzbar gemacht werden für die Interessen der

Gesamtheit.

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