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Nr. 40+ 38. Jahrgang Ausgabe B Nr. 20

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

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Dienstag, den 25. Januar 1921

Uneinigkeit in der Entwaffnungsfrage

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Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., GW. 68, Lindenstr. 3 Fernivrecher: Amt Moritplan, Nr. 117 53-54

Bayerische Hoffnungen.

Aus München wird uns geschrieben:

Je näher der Tag der Wahlen zum preußischen Paris , 25. Januar. ( WIB.) Wie Mafin zu der gestrigen auf die deutschen Güter geltend zu machen, falls Deutschland sich den Landtag rückt, desto flarer tritt die Hoffnung der baye­Sigung der Konferenz mitteilt, fönne man voraussetzen, daß die eng- Festlegungen der Reparationsfommission entziehen würde. rischen Reattionäre hervor, in dem Ergebnis der lifche Regierung nicht abgeneigt sei, den Einwohnerwehren, Notiz des WTB.: Bie wir hören, ist an hiesiger zuständiger preußischen Wahlen einen starten Rückhalt für die Kahr - Roth­namentlich denen von Offpreuzen, eine Frist von mehreren Stelle von einem solchen Schritt Großbritanniens nichts befannt. Böhner- Politik zu finden. Es ist aber auch die letzte Hoff­Monaten zu bewilligen; die Frankreich für übertrieben halte. nung. Denn innerlich ist diese Politit schon zusammenge Der lehte deutsche Bericht, der angesichts der Gefahr eines boliche­wiffischen Angriffs den Auflösungstermin hinausschieben wolle, Bourgeois über den Völkerbund. brochen. Sie hält sich nur noch aufrecht durch Berleugnung der elementarsten Geseze des Parlamentarismus, wie sie die jcheine auf Frankreichs Verbündete, insbesondere auf England, Ein- Paris, 25. Januar. ( Havas.) Im Senatausschuß für aus 13 bayerischen Sonderbemotraten als Mitglied der drud gemacht zu haben. Auch Petit Parisien" erklärt, das Gerücht wärtige Angelegenheiten verbreitete fich Léon Bourgeois Roalition betreiben. Getreu den Traditionen des früheren jet verbreitet gewesen, die von General Nollet und General über das Wert des Bölterbundes, der immer größere Energien Personalienliberalismus" bewegt sich die Politik dieser ,, De Bingham vorgebrachten Zahlen wären voneinander abgewichen. zeige und einen unbestreitbaren Einfluß ausübe. Er wies auf die motraten" um das zentrale Bestreben, ihren Parteiangehöri­Echo de Paris" stellt feft, daß man sich gestern über die Entwaff- Wichtigkeit der internationalen Arbeitsorganismen gen, den Handelsminister Hamm auf seinem Sige meiter nungsfrage nicht verständigt habe. Marschall Foch habe für Hygiene, Tranfitverkehr, Wirtschaft und finanzielle Beziehungen leben zu lassen. Dabei ist die Aufhebung dieses Ministeriums als lehten Termin für die Auflösung den 1. Mas vorgeschlagen. Der in Bergangenheit und Zukunft hin. Die Regierung werde dem wegen seiner Ueberflüssigkeit nur eine Frage der Zeit. In Hinweis des Marschalls Foch auf eine eventuelle Befehung des Senat einen Gefeßentwurf über die Bildung eines internatio München wird aber nur Eintagspolitik getrieben. Weshalb Ruhrgebietes habe fofortige Bemerkungen Lloyd Georges ausgelöst. nalen Gerichtshofes vorlegen, an deffen Einrichtung selbft man es Herrn Hamm nicht verdenfen fann, wenn er Füh Nachmittags fand, wie Petit Parifien" welter meldet, zwischen die Vereinigten Staaten mitgewirkt hätten. Der Gerichtshof des ler wegen seiner Verwendung im Reichsdienste aussteckt. Briand und Cloyd George eine Privatunter- Bölferbundes wird nicht den Haager Gerichtshof verdrängen, der In der Koalition aber tracht es an allen Eden und En redung staff, von der man sagen könne, daß die beiden Männer als Schiedsgericht bestehen bleibt und die Liften der internationalen den. Da ist einmal der berüchtigte deutschnational- antifemi­nicht gleicher Meinung gewesen seien. Cloyd George ver- Schiedsrichter aufstellen soll, unter denen der Völkerbund seine tische Roth als Justizminister, dessen Unfähigkeit nur noch frete den Standpunkt, daß Deutschland bis jekt bezüglich der Ent- Richter für den ständigen Gerichtshof auswählen wird. übertroffen wird durch seine brutale Starrköpfigkeit. Der waffnung feine Berpflichtungen annähernd erfüllt habe. Deutsch­Mann wäre im alten Obrigkeitsstaate ein tüchtiger Zuchthaus­land fei von nun an unfähig, einen ernsten Angriff gegen die inspektor alten Stils gewesen, für den Posten eines Justiz Alliierten zu unternehmen. Die bolichemistifche Gefahr Auswanderung und Arbeitslosigkeit. ministers eines parlamentarisch regierten Landes eignet er fel ficher äußerst ernst und fönne nicht vernachläffigt werden. Condon, 25. Januar. ( TU.) Eine der Folgen der Arbeits- sich ungefähr wie ein Trommelschläger zum Dirigenten eines Deutschland tonne angesichts dieser Gefahr nicht verteidigungslos Lofigfeit in Großbritannien ist die große Zunahme der Aus großen Orchesters. Die anderen Koalitionsparteien möchten bleiben. Die öffentliche Meinung in Bayern veríange Saju manderung, namentlich von ehemaligen Soldaten, nach den ihn gern beseitigen, da nicht einmal seine deutschnationalen und Sicherheit. Sei es etwas gerecht, die Bewohner des Ruhrgebiets britischen Dominions. Seit Juli ist bereits in 40 000 Fällen eine Parteifreunde hinter ihm stehen, aber auch dieser ,, deutsche " dafür zu bestrafen, wenn München einen Fehler begangen habe? freie Ueberfahrt für ehemalige Soldaten gewährt worden. Es sind Mann flebt, trok der deutlichen Winte, die ihm die stärkste Lloyd George ging so weit, die Frage zu erheben, ob es nicht beffer etwa 120 000 Anträge auf freie Ueberfahrt eingegangen. Die Zahl Partei der Koalition, die ,, Bayerische Volkspartei ", über seine wäre, nach den Erfahrungen von Spa die Deutschen zur der Auswanderer märe noch größer, menn feine Schwierigkeiten Unbrauchbarkeit mehrfach gegeben hat. Konferenz nach Paris zu berufen, denn dann könne man bezüglich der Ueberfahrt eingetreten wäre. Die Auswanderer wer­besser zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen entscheiden. den zumeist von ihren Familien begleitet. Dieser Standpunkt wurde von Briand energisch abgelehnt. Der belgische Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Jafpar, hat fich mit Vorbehalten dem englischen Standpuntte genähert. Paris , 25. Januar. Auf Verlangen der italienischen Delegation ift in der gestrigen Sigung des Obersten Rates beschloffen worden, fich heute an erster Stelle mit der Rottage Desterreichs zu beschäftigen. Paris , 25. Januar. ( WTB.) Wie Bertinag im ,, Echo de Paris" mitteilt, hat Ministerpräsident Briand bezüglich der Reparations. frage seine Ansicht dahin geändert, man solle vorerst 3 wei oder drei Jahreszahlungen festsetzen.

Wie wir erfahren, hat die englische Botschaft in Berlin dem Yuswärtigen Amt seinerzeit mitgeteilt, daß die englische Regierung empfehle, den Sendourschen Plan über die Wiedergutmachung anzunehmen.

Wiedergutmachung und Beschlagnahmerecht

Um die Brüchigkeit der bayerischen Koalitionsregierung zu erweisen, gibt es noch eine große Menge von tatsächlichen über die Arbeitslosigkeit tommt zu einer Gesamtzahl von 73 000 weshalb die in Bayern herrschenden Gewalten jetzt so große Brüffel, 25. Januar. ( Tul.) Die Statistit des Arbeitsministers Beweisen. Aber das hier Angeführte genügt, um zu verstehen, Textilindustrie mit 45 000 Arbeitslofen, dann folgt die Bau- preußischen Landtagswahlen sehen. Profeffor Arbeitslofen am 31. Dezember. An erster Stelle steht die Erwartungen auf einen reaktionären Ausfall der und die Metallindustrie mit ungefähr 5000 Arbeitslofen, Strathmann, M. d. R., nennt daher den 20. Februar die Holzindustrie mit 3000, bie eberindustrie mit 2500, einen Schid falstag". Diefer Mann, Professor an der 1115 und andere Industrien mit insgesamt etwa 1700 Arbeitslosen. die Bestbeule Frankens"- die Kleiderindustrie mit ungefähr 2000, Transportarbeiter Erlanger Universität- Arnold Ruge nannte sie einmal offenbarte schon im bayerischen Landtage die schätzenswerte Eigenschaft, die ihm bekannten Absichten der Reaktion nicht an sich halten zu fönnen. Will Sibirischer Heimkehrertransport. man daher wiffen, was sie beabsichtigt, so braucht man nur Hamburg , 25. Januar. ( TU.) Der Dampfer Kaifiu Maru, der zu lesen, was Herr Strathmann sagt und schreibt. In tehrstelle Hamburg mitteilt, folgende Reichsdeutsche aus Sibirien lut zuverlässig. Und so plaudert er auch in der Münch.- Augsb. am Sonnabend in Brunsbüttel eingetroffen ist, hat, wie die Heim- dieser Hinsicht ist der Erlanger Vernunftmonarchist abso mitgebracht: 153 Offiziere, 1344 Mannschaften, 76 Zivilgefangene; bendztg." vom 19. Januar breitschwäßig aus, daß in folge des stürmischen Wetters konnten die Heimkehrer erst am Sonne 68 Frauen, 44 Kinder, im ganzen 1685 Heimtehrer. In- Bayern längst eine Regierung( besteht), die aufgehört

Paris , 25. Januar. Havas verbreitet eine Meldung der Eve- tag gelandet werden. Sie wurden nach dem Lockstedter Lager über­ning News", wonach Großbritannien Deutschland benachrich geführt und werden voraussichtlich am Donnerstag in ihre Heimat tigt habe, daß es die Absicht habe, fein Befchlagnahmerecht befördert werden.

Der

Bernünftige Maßnahmen.

hat, sich als Fottsegerin der Revolution zu

fühlen und die erregten(!) Forderungen von semitischen Drahtziehern... als Ausdruck des Volkswillens anzusehen." Ins Deutliche übertragen heißt das: Die bayerische Regierung benft gar nicht daran, die demokratischen und sozialen Er­

Abstimmungskampf in Oberschlesien. anerkennenswerte Berordnungen erlaſſen, darunter auch solche, die rungenschaften der Revolution zu erhalten oder gar zu ent auf die Schließung der polnischen Grenze abzielen. wickeln. Für sie gibt es nur die von Spigeln und Bhan­Aber diese Verordnungen stehen vorläufig noch auf dem Papier, tasten geleitete intsspartatiftenbewegung, weil Beuthen , 25. Januar. ( WTB.) Die Regierungstom- und es ist dringend zu wünchen, daß sie durchgeführt werden. Eine fie den, für den Weiterbestand der Kahr - Regierung unum­mission in Oppeln hat folgende für die Abstimmung wichtige polnische Note über die Truppenansammlungen an der gänglich notwendigen Unterbau eines besonderen bayerischen Entscheidungen getroffen, fie den beiden Bertretern des deutschen deutschen Grenze ist nicht eingegangen, sondern die polnische Er- Gefahren zustandes" verbürgt. and des polnischen Plebiszitkommissariats mitgeteilt und sie ermäch widerung auf die betreffende deutsche Note war lediglich eine Er­tigt, die Bestimmungen zu veröffentlichen:

1. Alle Stimmberechtigten der Kategorie B( gebürtige, aber nicht ansässige Personen) erhalten von dem pari­tätischen Ausschluß eine Benachrichtigung, ob sie in die Stimmlifte eingetragen find oder nicht, und zwar durch die Bost gegen Rüdschein.

2. Für die Schreibweise der Namen wird am besten die auf der Geburtsurkunde gewählt. Im übrigen sollen die pari­tätischen Ausschüsse in dieser Frage nicht peinlich genau, sondern entgegentommend sein. Es soll ausreichen, wenn durch die Schreibweise der Klang des Namens wiedergegeben wird.

flärung der polnischen Gesandtschaft in Berlin . Auch der polnische Außenminister Fürst Sapieha hat derartige Erklärungen abgegeben.

Litauen und das Memelgebiet. Memel , 25. Jannar. ( WTB) Zu der Meldung der Kopenhagener Belingske Tidende, wonach die litauische Gesandschaft in Kopenhagen davon Mitteilung gemacht habe, daß zwischen Litauen und dem Memelgiebiet bereits eine 3oIlunion abgeschloffen fei, erfährt das Memeler Dampfboot", daß diese Meldung den Tatsachen sehr weit vorauseilt. Bom Abschluß eines Abkommens über eine Boll 3. In dem Antrag auf Eintragung in die Stimmlifte( Rate- union ist noch feine Rebe. Es haben lediglich Borbe gorie B, Anlage I der Vorlistenvorschriften) ist unter Nr. 15 anzu- fprechungen in Kowno stattgefunden. Zurzeit weilt eine Me­geben das Datum, an dem der Stimmberechtigte seinen Wohnort meler Abordnung in Kowno , um gegebenenfalls über einen 3011 in Oberschlesien verließ. Eine ungefähre Angabe des Beit- tarif zwischen Litauen und dem Memelgebiet zu verhandeln. Ob punftes genügt, wenn eine genauere Angabe nicht möglich ist. die Bollunion zustande kommt, ist noch nicht sicher. Die in Kowno 4. Der Service du Plebiscite ist damit einverstanden, daß die weilende Abordnung foff auch nur verhandeln, nicht ab Eintragungen der Abstimmungsgäste durch die Organisationen Ichließen. Erst auf Grund dieser Verhandlungen wird man des deutschen und des polnischen Plebiszittom mis- fehen fönnen, wie sich die Angelegenhett weiter entwickelt. fariats den paritätischen Ausschüssen übermittelt werden.

Ein Berbot und feine Beachtung. Das von uns wiederholt zur Bon amtlicher Selte wird betont, daß alle amtlichen Mitteilun Sprache gebrachte Schießen auf dem ehemaligen Truppenübungs gen über die Unsicherheit in Oberschtesten auf vollkommen aus. plak Rodstedter Bager hat, wie B. von zuständiger Stelle mit reichenden Beweisen beruhen. Dasselbe gilt für die Torror. geteilt wird, entgegen einem früheren Berbot des Reichs Mote. Die Interallierte Stommiffion hat zwar verschiedene durchaus eingeleitet. wehrministeriums stattgefunden. Weitere Erhebungen find

In Preußen aber regiert" immer noch der rote Braun mit seinem überwiegend roten Ministerium. Und außerdem der böse Severing, der die Selbstschutzbestre­bungen derer, die in Ruhe und ohne Störung durch bolsche­wistischen Terror schaffen wollen, befämpft und gegen die Einwohnerwehren mit den Mitteln der Berleumbung und gesetzwidrigen(!) Polizeischikane arbeiten läßt. Diese Regierung stedt mit ben roten Gewerkschaften unter einer Decke" und sie ist in feber Beziehung genau das Ge= genteil von dem, dessen wir uns in Bayern erfreuen". zwischen dem roten Preußen und dem schwarzen Bayern aber. steht das Reich, das nicht weiß, auf welche Seite es fich stellen foll, und feinen Ausweg fleht, diesem Dilemma zu entgehen. Da fönnen nur die preußischen Wähler helfen, das Reich auf eine feste und zuverlässige reaktionäre Grundlage zu stellen.

Sorge um die Wohlfahrt des Reiches entspringt nicht etwa Diese von Bayern fo plöglich und verspätet auftretende dem Berzicht auf föderalistische" bayerische Bestrebungen, fondern wird einfach von der Erwägung diftiert, daß die reaktionäre Politik in Bayern und die jetzige Koalition nur zu halten ist, wenn sie in einer ähnlichen Regierung in Preußen eine sichere Rüdenbedung findet. Und aus diesen Tatsachen ergibt sich auch bie Wahrhett des voreiligen diesen Tatsachen ergibt sich auch die Wahrhett des voreiligen Ausplauderns des Erlanger Apolitikers: Denn indirekt über die preußischen Zustände einen unvermeiblichen Druck auf