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Bayern aus.... den wir auf die Dauer ars unertrSg» lich empfinden. Deshalb ist es auch nolwenvig. daß wir die preußischen Wahlen von Bayern aus, soweit wir irgend können, unterstützen, und wenn eine Anzahl Herren aus der bayerischen M i t t e l p a r t e i sich für den Wahlkampf zur Verfügung gestellt haben, so werden sie wie in Bayern so auch in PreußenfürBayern kämpfend Hoffentlich geht Strathmann mit gutem Beispiel vorab, damit die preußischen Wähler einmal das bayerische Gegenstück zu ihren Junkern und deren Gefolgschaft kennen lernen. Dabei wird der harte Wahlkampf durch sein Ein- greifen eines humoristischen Einschlages nicht entbehren. Die bayerische Sozialdemokratie aber erwartet mit be- rechtigter Spannung und natürlich aus entgegengesetzten Gründen den Ausfall der Landtagswahlen in Preußen. Von ihm hängt ja nicht nur die fernere Gestaltung der bayerischen, sondern in erster Linie die R e i ch s p o l i t i t ab. Siegt die Reaktion in Preußen, dann wird die jetzige bayerische Regie- rung die noch zur Schau getragene Ordnungsmaske ablegen und offen für die Ziele eintreten, die sie jetzt unter der Devise derOrdnung und Sicherbeit" zu verbergen sucht. Deshalb erwartet auch die bayerische SozialdemokratiSs daß am 20. Februar jedermann in Preußen seine Pflicht erkennt, und für die Kandidaten der Sozialdemokratie seine Stimme abgibt.___________ Komööie der Irrungen. Das Blatt Max Maurenbrechers, dieDeutsche Zeitung", bringt Klara Zetkin für ihre gestrige Rede stür- mische Huldigungen. Sein parlamentarischer Stimmungs- bildner stammelt dazu in natwnalbolschewistisch-expresfionisti- scher Verzücktheit: Praktisch: Schutz- und Trutzbündnis mit Rußland . Gefährllch soll das fein? Krieg mit der Entente bedeuten?.Ach, meine Herren. wir wollen doch keine pazifistischen Ohnmachtsanfälle triegenl" Ganz meine Meinung.Auch der heftigste Ententemili- torismus muß lassen, was er nicht lassen kann." Wundervoll, ganz wundervolli Wenn ich eine naturgeschichtliche Unmöglichkeit nicht scheute, würde ich sagen: Klara Zetkin war gestern mein Mann. Max Maurenbrecher und Klara Zetkin waren einmall Mitglieder ein und derselben Partei. Nun ist er durch Kriegs- isychose ganz nach rechts, sie ganz nach links gerutscht aber iehe da, sie finden sich wieder, er, der Deutschnationale, und ie. die Kommunistini Mit ernster Politik hat dieses Fliehen und Haschen wenig zu tun, aber für ein Lustspiel liefert es einen ganz reizenden Stoff.___ 3m Namen des Volkes/ In letzter Zeit wurden an verschiedenen Orten Prozesse wegen Landfriedensbruchs verhandelt. Die Ursache für diese Pro- zesse waren meist Lebensmitteldemonstrationen, wie sie im Frühjahr 1919 in den verschiedensten Gegenden im Reiche zu verzeichnen gewesen, sind. Diese Demonstrationen entstanden fast durchweg ganz spontan. Die Demonstranten, meist Arbeiter aus Großbetrieben, zogen vor die Kreishäuser oder die Rathäuser und sandten Deputationen zu den Behörden, um eine bessere Lebens- mittelversorgung zu erreichen oder Maßnahmen gegen Lebensmittel- schieber und-Wucherer, die das hungernde Volk aussaugten, durch- zusetzen. Eine dieser Demonstrationen trug sich auch am IS. April 1919 ib dem schlesischen Jndustrieort Hoyerswerda zu. Gegen den Pächter der Hoyerswerdaer Stadtmühle erhoben sich Gerüchte über Mehlschiebungen festgest llt. Vom Kreisarzt wurde die Schlie» Mehlschiebungen, und in der Stadtmühle wurden tatsächlich ß u n g der Mühle durch den Landrat Dr. Hegenscheidt, den früheren reichsparteillchen Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis Rothenburg -Hoyerswerda , gefordert. Bor dem Land- ratsamt hatten sich etwa ö<X> Menschen angesammelt. WDa die Menge unruhig wurde, sollte der Landrat einige beruhigende Worte an die Demonstranten richten, verschwand aber durch eine Hintertür und ginF allein nach der Mühle. Dort bemächtigten sich die Demon- stranten des Versteckten. Es heißt, man habe ihn zwingen wollen,

Karneval in öerlin. Der geschobene Fasching". Fast scheint es, Berlin schiebt" in Karneval . Es ist geschleich- handelter, importierter Fasching, nachgeahmtes Köln , kopiertes Mun» chen. Bezeichnend übrigens, daß alteingesessene Berliner Fastnacht- Veranstaltungen, die das Privileg gewisser Veranstalter waren, von anderen glgtt und widerspruchslos imitiert werden. So gibt es in diesem neunzehnhunderteinundzwanzigsten Jahr nicht weniger als drei Gesindebälle. Jeder aber schwört, er sei der allein echte. Be- zeichnend für diesen Karneval ist weiter, daß die großen Theater weit mehr denn früher werbend auf die Festwiese treten, einander durch tänzerisch verzierte und mit allerlei Ulk ausgestattete Gesell- schoftsabende zu überbieten suchen. Bezeichnend nicht minder, daß !n die meisten der Bälle ein spekulativer, lotteristischer Einschlag kommt. Preise für Tänzer, Prämien für gewisse Einsätze, die der Belucher stellt. Aber, diese Prämien' liegen nicht mehr wie einst in der logischen Linie des rein Unterhaltungsmäßigen, nicht mehr die elegantesten Toiletten oder die witzigsten Kostüme werden ausge- zeichnet, es geht ein ungesunder Zug durch die gestellten Aufgaben, «ine gewisse Dekadenz des Geschmackes. Ein Beispiel für viele: mit großem Tamtam wird für eine Karnevalveranstaltung in einem der minder vornehmen Säle Berlins Stimmung gemacht. Jetzt, eine Woche vor dem Fest, ist kaum mehr eine Karte zu haben. Rechtens zu haben. Hintenrum mit dem nötigen Aufgeld natürlich gibts noch allerlei schöne Logenplätze. Woher die Liebe für diesen Außen- seitersaal, den man sonst mied? Nun es gibt Preise. Wer aber wird prämiiert? Das beste Tänzerpaar? Das geistreichste Kostüm? Beileibe! Preisgekrönt wird da» tiefste Dekollete«. Jene Dame. welche am freigebigsten in ihren Ausschnitten ist, hat die meisten Auesichten auf Auszeichnungen. Das sind ausgezeichnete Aus- sichten! All dies hat mit naiver Freude, mit Ausgelassenheit kaum mehr etwas zu tun. Es hat den Stil der Schiebung, der Kuppe- lung einander fremder Beziehungen angenommen. Berlin schiebt" in Karneval. « Die Eroberung. der Straß«. Bezeichnend für den Berliner Karneval 1921 ist auch der Zug nach der Straße. Aus den Revolutionstagen her ist diese Sucht, mit allem Großen, allem Kleinen, mit Gutem und Bösem, Ernstem und Heiterem auf die Straße zu gehen, hie Straße mit Wünschen und Versprechungen zu überschwemmen, den Rhythmus de» Leben» in Papier, auf Plakaten-und Anschlagsäulen zu verdichten, geblie- hm. Run geht auch der Karneval auf die Straße. Mehr denn- se wirbt das Plakat für Bälle und Tanzvergnügungen. Aufgedonnerte Plakatwagen führen armselig witzlose Anpreisungen durch die Straßen, versprechen irgendeinen Filmstar als Attraktion. Man

im Zug« nach dem Marktplatz zu gehen und eine rote Fahne zu tragen, das habe er verweigert, sich aus die Erde geworfen, worauf er in die Höhe gehoben und nach dem Marktplatz getragen wurde. Bei dem Eindringen in oas Landratsamt wurde von einigen Elementen die Gelegenheit benützt, um verschiedene Lebens- mittel' und andere Gegenstände zu entwenden; so 10 Flaschen Beerenwein und 40 Pfund Aepfel aus dem Keller des Kreisgärtners und einige Lebensmittel und mehrere silberne Messer und Löffel aus der Wohnung des Landrate». Wegen dieser Vorgänge wurde nun'gegen Z3 Personen, fast durchweg Arbeiter und Handwerker aus Hoyerswerda und der nächsten Umgebung, die Anklage wegen Landfriedensbruchs erhoben.. Der Prozeß wurde vor dem Landgericht Görlitz geführt. Das Ergebnis war. daß 24 von 33 Angeklagten zu insgesamt 8 6 M-o naten Gefängnis verurteill wurden. Diese Strafen belaufen sich von 9 Monaten bis herab zu 2 Monaten Gefängnis. So weit die Angeklagter, zu 3 Monaten und weniger Gefängnis verurteilt worden sind, sollen sie der Strafaussetzung aus 3 Jahre empfohlen werden. Bei tadelloser Führung soll eine Erlassung der Strafe aus dem Gnadenwege erwirkt werden. Dieser Prozeß verdient Beachtung in der Oeffentlichkeit. Es wurde in der Verhandlung nicht festgestellt, daß einer oder mehrere von den Angeklagten die Demonstration inszeniert hätte. Dagegen wurde durch Zeugenaussage bewiesen, daß die Ange- klagten, die als Wortführer auftraten, die Masse in ihrer Hand ge- habt haben. Nicht einer von den über 30 Zeugen hat sagen können, daß die Angeklagten zu einem Vorgehen gegen den Landrat Dt. Hegenscheidt oder gar zu Tättichkeiten gegen ihn aufgereizt hätten. Im Gegenteil, die meisten Zeugen, darunter der Kreis- sekretär, ja selbst die Frau des Landrates und schließlich auch der Landrat. mußten zugeben, daß die Angeklagten alles getan hätte«. Dr. Hegenfcheidt zo schützen. Tatsächlich ist auch LaNdrat Hegen- s ch e i d t wit� auch der Mühlenpächter Lotze unversehrt aus »er Menge gebracht worden. Daß Dr. Hegenscheidt von der Mühle nach dem Marktplatz getragen wurde, geschah auf ausdrücklichen Wunsch seiner Frau, die der Menge zurief:wenn er sich weigert zu gehen, so tragt ihn doch!" Aus dem Marktplatz schürte er die Erregung- durch die unsinnige Tehauptung, iy Hoyerswerda sei die Räterepublik ausgerufen worden! Noch etwas anderes ist an dem Prozeß bemerkenswert. Bei dem Bestreben, sich möglichst in ein gutes Licht zu setzen, betonte Dr. Hegenscheidt auch seine politische Persönlichkest und wies darauf hin, daß er früher der Sozialdemokratie eine schwere Niederlage beigebracht habe. Er wollte sich als politischen Märtyrer hinstellen und den Eindruck erwecken, als sollte die Demonstration gegen seine Maßnahmen als Land» rat ein Revancheakt dafür sein, daß er im Reichstagswahl - sampf 1912 in der Stichwahl gegen den Sozialdemokraten ge- wählt wurde! Als wenn die erregten Massen im Aprll 1919 an die Reichstagswahlen von 1912 Ledacht hätten! Welches wären nun die Folgen gewesen, wenn unsere Genossen sich nicht an der Demonsttation beteiligt hätten? Es besteht Grund zur Annahme, daß dies für Herrn Dr. Hegenfcheidt höchst peinlich geworden wäre; ertönten doch aus der Menge heraus Rufe, den Landrat totzuschlagen und in die Elster zu werfen.. Daß es zu derartigen Vcrtommnissen nicht kam, ist unzweifelhaft das Verdienst unserer dortigen Arbeiterführer. Di« reaktionäre Presse aber hätte im Fall des Fernbleibens unse. rer Genossen wochenlang geschrien, sie hätten sich feige verkrochen und nicht so viel Mut aufgebracht, vor die Massen hinzutreten und auf sie in beruhigendem Sinn« einzuwirken. Dann aber wäre die Schuld«rst recht auf unser« Genossen gehäuft worden. Der Prozeß kann als typisches Gegen stück zum Mechter- stedter Mordprozeß bezeichnet werden. Dort wurden S t u, denken freigesprochen, von denen 15 Arbeiter er- schössen wurden. Hier wurden Arbeiter verurteilt, die die Ermordung eines unbeliebten Landrats mit allen Mitteln verhindert hatten. Derartige Urteile wirken aufklärender über das Wesen der bürgerlichen Justiz als hunderte Der- sammlungen und tausend« Flugblätter. Die Masse der Wähler- s ch a s t möge nicht vergessen, daß auch für s i e ein Tag kommt, wo sie über ihre Richter zu Gericht sitzt, und das ist der W a h l t a g. Dessen mögen unsere Genossen am 20. Februar eingedenk sein!

spielt so furchtbar talentlos süddeutsche Farben- und Sinnensteude, möchte Faschingsdinge zu einer Volksangelegenheit stempeln, und sie sind doch nur eine Angelegenheit gewinntüchtiger Veranstalter. Es achtet kaum jemand ihrer. Diese Reklame mag als Reklame der- linisch sein? in ihrem Ziel, karnevalistisch anzuregen, oersagt sie. Möge Berllp vor drohenden Fastnachtsumzügen bewahrt bleiben. Umzüge frohllcher Art sind südliches Dorrecht, im Norden wirkt nur .die toternste Demonstration. Und Berlin liegt leider'so nördlich. Es wird sich vor südlichen Faschingssitten hüten müssen. Im Kalender der Stadt Berlin steht kein Rosenmontag verzeichnet. Es hat kein Talent dazu. M. Fr.

Die Freiheit der Kunst in Sowjetrußland. Im Kreise her Sowjetführer ist«4 zu Unstimmigkeiten gekommen, für die der Volkskommissar de» öffentlichen Unterricht», Lunatfch«rski, die Verantwortung trägt. Der Minister, der vom Ehrgeiz des Dra- matikerS geplagt wird, hat drei Dramen erscheinen lassen:Oliver Cromwell". Zauberei" undIwan im Paradies". DiePrawda". das offizielle Organ der Sowjetregierung, greift Lunatfcharfli heftig an, weil er in seinemOliver Eromwell" den Danton'der englischen Revolution auf Kosten der Kommunisten in den Himmel gehoben habe. Auch das zweite de? Dramen vertrete eine g-'ähr- liehe Doktrin.Zauberei sei in Wahrheit ein mystisch-philoso- PhischeS Drama mit der Tendenz, daß alle Menschen, Gottmenschen wie Tiermenschen, gleich seien. Das Volk könne dadurch nur zu leicht zu der Ansicht verführt werden, daß Lenin Wrangel gleiche und die rote Arme« sich von der weißen in nichts unterscheide. Iwan im Paradies" endlich fei ein religiöses Dvama, in dem Je- hova. ChrifwZ, Engel und Erzengel auftreten.Es ist doch recht fpndeibar," schreibt der? Kommunistenblatt,daß es depi Kom- missar deS öffentliche� Unterrichts gestattet sein soll, ausgesprochen reaktionäre Ideen zu verbreiten, und noch befremdlicher ist cS, daß solch« Dramen in der Staatsdruckerei hergestellt werden. Lunat- scharski gibt in der Vorrede zu, daß die Doktrinen, die er in seinen Dramen vertritt, von denen, die er als Politiker verteidige, grund- verschieden seien. Genosse Lunatscharski scheint danach zu denken, daß man dem Kommunismus nur in der Politik die Treue zu wahren brauche, daß es dem Dramatiker aber unbenommen sei, diametral entgegengesetzte Meinungen zu äußern. Es ist hohe Zeit, daß die üppig wuchernden Phantastereien, in denen mehr als einer»n- serer kommunistischen Dichter schwelgt, von dem scharfen Messer der Parterdisziplin geziemend gestutzt werden." Slnodämmerung in Amerika . Die Minderwertigkeit des durch- schnittlichen amerikanischen Film» rächt sich durch eine immer mehr zunehmende Gleichgültigkeit der Amerikaner gegen das Kino, und die großen Filmfabriken sehen Mch daher jetzt zu einer durchgreifenden Reform gezwungen. Die führenden Gesellschaften heben beschlossen. ihre Erzeugung um 50 Proz. zu verringern und dafür die geringere Anzahl, von Films sorgfältiger auszuarbeiten. Auch eine größere Sparsamkeit sucht man durchzuführen. Man hat ansgehört, den Stars riesig« Gagsu zu zahlen, denn man macht die«inseitige Bevorzugung einzelner Schauspieler für den Niedergang des Films verantwortlich und will jetzt mehr Gewicht auf«in vortreffliches Enjemblejpiel legen.

die kommuniftiftheVersthwörimg*. Deutschnationale Entrüstung. In Westfalen hat man eine ziemlich knabenhafte Verschwörung der Kommunisten ausgehoben, die sich anscheinend einzig und allein dazu berufen fühlen, der Rechtsreaktion nach Kräften in die Hände zu arbeiten. DieDeutsche Tageszeitung" tobt sich aus diesem Anlaß in einem wutdurchzitterten Artikel gegen den Ge- Nossen S e v e r i n g aus, der nur auf die Orgejch loshaue und die Umtriebe der 5iDnmunisten seelenruhig dulde. Selbst ein deutsch - nationaler Redakteur sollte merken, daß dieser Artikel in seiner Pöbelhaftigkeit nur noch durch seine Unlogik überboten wird. Denn gerade an dem Tage, wo zugepackt worden ist und die kindische kom- munis ische Verschwörung zerschlagen wurde, Severing vorzuwerfen, daß er gegen die Kappisten von links blind fei, ist doch wirtlich eine Leistung, die mit dem großen PreiF erster Klasse gekrönt werden müßt«. Sehr merkwürdig ist dabei noch, daß dieDeutsche Tageszeitung" ausdrücklich das Staatskommissarigt für öffentliche Ordnung herausstreicht, dem es das Verdienst an dem Vorgehen gegen die Kommunisten zuschreibt. DieDeutsche Tageszeitung" hat vergessen oder will nicht wissen, daß das Maatskommissariat niemand anders unterstellt ist, als eben gerade dem Genossen Se- vering und von ihm seine Anweisung erhält. Der verdächtige Eifer der reaktionären Blattes für den Schutz der Verfassung ist also ganz überflüssig. Im übrigen ist es jedem Verständigen-längst klar, daß die kommunisische Verschwörungslust eine Gefahr nur für die Arbeiterbeweg.ung, nicht für die lapitaliftijche Gesell­schaft ist..»

Wqhrheltskünöer Davkdsohn: Bor dem Schöffengericht Bersin-Mitte begann heute ein Prozeß, den Genosse Redc�jeur Kuttner gegen den Schriftsteller Georg Daoidsohn angestrengt hatte. Davidsohn hotte in einem Brief an dieGörlitzer Volkszeitung" behauptet, Kuttner hätte einen Parteigenossen ermordet, er habe Gelder von Sklarz während des Kapp-Putsches in die Tasche gesteckt, er sei wegen seiner Verfehlungen aus dem Vorstand des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten heraus- geflogen usw. usw. Der Prioatkläger bezeichnet alle diese Angaben teils als völlige Erfindung, teils als Verdrehung ganz anders liegen- der Tatbestände. In der Verhandlung konnte es jedoch zu einer Be- weisaufnahme noch nicht kommen, da der Angeklagt« Daoidsohn trotz dreimaliger Aussordernng durch das Gericht in sieben Monaten keine Zeit gefunden hatte, für seine Behauptungen Beweis anzutreten. In der Verhandlung begründete das sein Verteidiger Theodor Lieb- knecht damit, daß Davidsohn erst hätteMaterial sammeln" müssen. Don dem Anwalt des Privatklägers, Genossen Rechtsanwalt O b o r- nicker, wurde darauf sofort hervorgehoben, d' hierin jedenfalls das Zugeständnis liegt, daß Davidsohp, als er den beleidigenden Brief schrieb, kein B e w e i s m a t e r i a l für seine Be- hauptung gehabt hat. Erst zwei Tage vor der Verhandlung hatte der Angeklagte einen Schriftsatz mit Beweisanträgen eingereicht, der dem Kläger erst zu Beginn der Verhandlung zugestellt werden konnte. Dieser hatte sich bereits vorher zu einem umfangreichen Gegenbeweis bereit erklärt. Ueber den Umfang der Beweisaufnahme gab es eine ziem- lich lange Debatte. Der Angeklagte erklärte, zu seinem Briefe durch einen Artikel in derGörliger Volkszeitung" veranlaßt worden zu sein, der Davidsßhns Verhalten imProzeßRhodin brandmarkte und als dessen Urheber Davidsohn den Kläger bezeichnet. Dieser b« stritt seine Urheberschaft, erklärte aber gleichzeitig, für die Wahrheit der' in dem Artikel behaupteten Tatsachen Beweis antreten zu wollen, namentlich dafür, daß durckj den Prozeß Rhodin David- fohn als Mitglied einer Derleumderzentrale ge- richtlich festgestellt worden ist. Der Kläger beantragte hierfür Genossen Scheidemann als Zeugen zu vernehmen und die Akten des Falles Rhodin herbeizuschaffen. Dagegen wandte sich der Angeklagte und sein Verteidiger mst großem Eifer und suchten das Gericht von dieser Beweiserhebung abzubringen, indem sie er- klärten, andernfalls müßten sämtliche Sklarzprozesse vor Gericht aufgerollt werden. Das Gericht beschloß nach längerer Ver- Handlung, den Parteien aufzugeben, ihre gesamten Beweisanttäge zu sämtlichen Punkten innerhalb eine? Monats schrlft- l i ch zu formulieren.«

Tier- oder Pflanzensetk? Ueber diese gerade jetzt in Wirtschaft- sicher Hinsicht sehr wichtige Frage geben uns einige in jüngster Zeit ausgeführte Untersuchungen beachtenswerten Aufschluß. So ergab sich, wie diePharmazeutische Zentralstelle" berichtet, daß mpn gegen- wortig. um von einem Mastrind nur 1 Kilogramm Fett zu erhalten, ollein 11 M. für Fütterungskosten veranschlagen muß, wogegen 1 Kilogramm RLböl einschließlich sämtlicher Herstellungskosten nur auf 4 5 M. zu stehen kommt. Wenn ein Mosttind ein Weideland von 1 Hektar Ausdehnung abweidet, so kann man mit einer durch- schnittlichen Gewichtszunahme von 300 Kilogramm rechnen, was einem Schlachtgewicht von etwa 180 Kilogramm entspricht. Die Zahl der Kalörien, tu h. der Wärmeeinheiten oder Wärmekräfte, die durch den Genuß dieser Fleisch, oder Fettmengen im menschlichen Körper erzeugt werden, beträgt in diesem Fall 1,03 Millionen. Bepflanzt man andererseits 1 Hektar Land mit Raps, so liefert dieses Feld ungefähr 1500 Kilogramm Raps, aus dem nunmehr 375 Kilogramm Rüböl sowie 1135 Kilogramm Rapskuchen hergestellt werden können, während die Kalorienzahl auf 5,85 Millionen steigt. In bezuu auf seinen Herstellungswert ist also das pflanzliche Nahrungsfett weitaus billiger als das Tierfett und dabei auch, wie seine Kalorienzahlen beweisen, viel nahrhafter. Schwedischer Humor.(Auch ein Filmstück.)Wissen Sie, Herr Doktor, ich Habs von meinem Verlobten ein so schönes Buch zu Weihnachten erhalten:Die Relativitätstheorie" von Einstein ." Haben Sie es schon gelesen, gnädiges Fräulein?" Nein, es ist mir etwas zu schwer. Ich warte, bis es im Film. kommt." (Die Flitterwöchnerin.) Es war in den Flitterwochen. Sie hatten drei Stunden auf einem Balkon gesessen, geseufzt und Poesie geredet und hatten die Hände fest ineinander geschlungen. Schließlich brach sie das Schweigen und flüsterte: Eduard, mein Geliebter, ich möchte dich gern etwas fragen." Frage mich hundert tausend eine Million Dingel" rief er entzückt. Ja, siehst du, mein Liebsing, auf meiner Nase sitzt eine Fliege Würdest du e, für sehr unfreundlich von mir hallen, wenn ich meine Hand einen Augenblick fortnehme, um sie fortzujagen?" Knut Hamsun und die Frauen. In einer Notiz, die vor einiger Zeit durch eine Reihe skandinavischer Zeitungen ging und auch in die deutsche Presse Eingang.fand, hieß es, Knut Hamsun habe sich einem dänischen Interviewer gegenüber als Anhänger der Biel- weiberci erklärt. Gegen diese Nachrufst hat Knut Hamsun «in kate- gorisches Dementi veröffenllicht.

Deutsche Kirnst im Auslände. Dr. Karl Hagemann, Intendant de? CtadNheaterS iu Wiesbaden , Ist eingeladen worden. 1922 mit einem auS ersten Kr ästen bestehenden Eniemble in Italien . Spanien und Süd- amertka eine Reihe von Opern und tlnsfiichen Operetten auizusühicn, die sämtlich nach Entwürsen betannter Maler ganz neu ausgestaltet und nach den Grundsätzen moderner Regie inszeniert werden sollen. Kuuftschnlreform und Künftlcrschaft. Zu der von der Reglernng geplanten Rcsorm des Kunstnnterrichls wollen die Künstler aller Richtungen und die interessierten handwerllichen Verbände in einer Versammlung Stellung nehmen die am Sonntag, 30. Januar, vorm. 11 Utzr, im ehem. Herrenhause, Leipziger Str. 3, veranstaltet wird.