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Geburtstagstrost.
Ermahnung zum Dulden und Verzichten. Anlaß veröffentlichte die„ Kreuz- Zeitung " schon gestern abend Der frühere Raiser wird heute 62 Jahre alt. Aus diesem Da man erwarten muß, daß bei fommenden Konflikten eine Geburtstagsbetrachtung, die durch ihren elegischen und die Deffentlichkeit wiederum durch die Agrarier einseitig in- lehrhaften Ton ganz eigentümlich auffällt. Es heißt darin zum formiert wird, als ob unter den Landarbeitern eine große Schluß: Streiflust vorhanden sei, ist es notwendig, schon heute auf die Reinem fann es schwerer sein, dies Interregnum( die kaisertritischen Gebiete in Deutschland , und das ist besonders lose Zeit. Red. d. B.) durchleben zu müffen als dem König im Eril. Pommern , hinzuweisen. Erfreulicherweise tann gefagt Aber auch Dulden und Verzichten fönnen zur weltgeschichtwerden, daß in dem größten Teile Deutschlands auch für dieses lichen Aufgabe werden. Aus der Kraft dieser Generation aum Jahr Aussicht besteht, durch Tarifverträge die Lohn- und Ausharren wird für die kommende die Kraft zum Siegen Arbeitsverhältnisse in der Landwirtschaft zu regeln. Die Ge- und zum Herrschen geboren. duld der Landarbeiter ist aber dann erschöpft, wenn in ge- Möge der Anblid, wie die Saat des monarchischen Gedankens wissen Gebieten. Deutschlands den Landarbeitern durch die wieder wächst, dem König im Eril seinen Lebensabend verTatsachen bewiesen wird, daß auch heute noch die Agrarier schönen. Möge es ihm Troft und Genugtuung sein zu sehen, einseitig diftieren wollen. wie hier die stille Saat einer neuen Monarchie gesät wird, nachdem der Boden unseres Boltes von Not und Verwirrung tief umgepflügt worden ist, und den Tag der Garben von ferne zu sehen, wo glücklichere Enkel den Kranz dieser Ernte zu einer neuen Königsfrone winden.
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durch den Abschluß von Tarifverträgen gelungen ist, diese Reichsminister des Innern scheint für diese Einflüsse der reat- unter eigenmächtig Genugtuung zu verschaffen fucht, wird von Jahresarbeitszeit noch zu verfürzen. Je nach den Lichtver- tionären Agrarier sehr zugänglich zu sein. allen Juristen als die gefährlichste Folge einer mangelhaften hältnissen und den Bedürfnissen der Landwirtschaft ist die Wenn Gefahr besteht, dann soll die Technische Nothilfe Rechtspflege anerkannt. Ein wirklicher Hüter der Justiz sollte Arbeitszeit noch mehr spezialisiert festgelegt. Erst in diesen helfen. In dem Direktorium der Technischen Nothilfe herrscht ernstlich darüber nachdenken, wie diese Gefahr zu beseitigen ist. Tagen wurde in Mecklenburg durch Schiedsspruch eine bezüglich der Landwirtschaft die Auffassung, daß bei jedem Herr Heinze scheint das für überflüssig zu halten, er sucht lieber Jahresarbeitszeit von 2764 Arbeitsstunden festgelegt, in Streif die Technische Nothilfe einsetzen soll. Dies soll auch bei feine Vorbilder bei den Justiz ministern des alten Quedlinburg durch einen Tarifvertrag vor furzem 2825 Ar- Streits erfolgen, die ausbrechen, wenn ein Arbeitgeber sich Systems, in das man sich bei feiner gestrigen Rede ganz beitsstunden. In einer Anzahl von Tarifverträgen sind bis weigert, einen ordnungsgemäß gefällten Schiedsspruch in zurückverfekt fühlen konnte. Wir aber müssen uns dringend zu 200 Pflicht überstunden pro Jahr festgelegt, die seinem Betriebe einzuführen. Wenn alle Verhandlungsmög im Reich und in den Einzelstaaten Justizminister wünschen, zum Teil außer dieser Arbeitszeit noch geleistet lichkeiten erschöpft sind und der Vorstand des Deutschen die für das Rechtsempfinden breiter Massen ihres eigenen werden müssen. Bezeichnend ist, daß von dem Rechte, Pflicht- Landarbeiter- Verbandes fegt Wert darauf, daß diese Ber- Boltes besseres Verständnis haben, als der volksparteiliche überstunden zu verlangen, in vielen Fällen die Arbeit handlungsmöglichkeiten voll ausgenutzt werden dann gibt Reichsjustizminister Dr. Heinze. geber überhaupt feinen Gebrauch gemacht es doch für die Arbeiter fein anderes Mittel, als auf halsstarhaben. Wir wissen, daß bei Sigungen des Kalisydikats bzw. rige Arbeitgeber das Druckmittel des Streits auszuüben. Die deffen Beirats die unwahre Behauptung von dem Achtstunden-„ Technische Nothilfe" ist anderer Ansicht und sieht in jedem tag in der Landwirtschaft auch dazu benugt wurde, um dar- Streitfall eine Gefährdung der landwirtschaftlichen Produt zulegen, daß nicht die mangelnde Belieferung mit Kunst- tion. Wohin es fommt, wenn eine derartige Praris zur dünger und die hohen Düngerpreise an dem Rückgang der Durchführung kommt, das braucht man hier nicht weiter aus landwirtschaftlichen Produktion schuld seien, sondern der einanderzusetzen. ,, Achtstundentag" in der Landwirtschaft. Bei den Etatsberatungen im Reichstage hat der voltsparteiliche Abgeord nete Dusche auch wieder das Märchen von dem Achtstundentag in demselben Sinne vorgetragen. Es wäre Pflicht des Ernährungsministers im Reiche gewesen, dieser un wahren Behauptung entgegenzutreten. In den kritischen Gebieten Norddeutschlands, besonders in Pommern , liegt es so, daß Tarifverträge, die am 1. April 1920 in Geltung treten sollten, heute noch nicht eingeführt sind. Troßdem in langwierigen und mehr maligen Berhandlungen ein Schiedsspruch gefällt ist, erklären die pommerschen Junker, daß sie diese Tarifverträge nicht einführen. Durch Anrufung der ordentlichen Gerichte, wobei das Recht der Demobilmachungskommissare, die Verbindlichkeits- Die Wiederaufbauminister" im Reiche haben allen Anerflärung von Tarifverträgen auszusprechen, bestritten wird. laß, den Gefahren, die in der Landwirtschaft drohen, alle Bewird die Sache verzögert. Der Bommersche Landbund hat achtung zu schenken. Der preußische Landwirtschaftsminister. bekannt gemacht, daß er jeden Schiedsspruch bis zur Genosse Otto Braun , hat in diesem Sinne schon immer legten Instanz in jedem einzelnen Falle anfechten wird. gewirkt. Leider hat er von der Reichsregierung nicht immer Das alles ist ganz wunderschön gesagt, aber der trockene So hat sich in Pommern durch diese Verzögerung ein Unwille die nötige Unterstützung gefunden und leider find ihm auch Sinn ist doch der: Bilde du dir nur nichts ein, unter der Landarbeiterschaft angesammelt, der in absehbarer die bürgerlichen Parteien bei seinen Maßnahmen für eine mein Lieber!" Wilhelm II. lebt bekanntlich in dem 3eit sich sicher entladen wird. Auf der anderen Seite be- ausfömmliche und angemessene Entlohnung der Landarbeiter Glauben, er würde eines Tages glanzvoll wiederkehren; hier willigen dieselben Landwirte, die immer er- und das bedeutet die beste Sicherung der landwirtschaft wird ihm aber deutlich abgewinkt, man wünscht ihm einen anPlären, sie könnten die angeblich so hohen Löhne nicht be- lichen Produktion in den Rücken gefallen. Die Land- genehmen Lebensabend und vertröstet ihn, da mit dem Sohn zahlen, ihren Schüßlingen, die sie in gelben Verarbeiterschaft ist arbeitswillig. Jedoch wird auch eine so ge- auch nicht viel anzufangen ist, auf den glücklichen Enkel". bänden organisieren, die sie auch finanziell unterstüßen, duldige Arbeiterschaft unwillig, wenn ihr ein Anschauungs- Die Vorsicht der Kreuz- Zeitung " ist verständlich. Bebesondere Liebesgaben in Geld und Naturalien, die unterricht zuteil wird, wie wir ihn täglich erleben müssen. fannt ist ja auch der Ausspruch Wilhelms( und da ist er wieder meit über das hinausgehen, was in den Tarifverträgen an Wenn schließlich auf dem Lande nicht alles glatt geht, ganz Er!): Wenn ich zurückkomme, dann fliegen die Köpfe Jahreslohn festgelegt ist.. bann haben die bürgerlichen Parteien teinen Anlaß, darüber rechts und lints!" Damit kann man es aber gar nicht eilig Vor kurzem tam den Arbeitgebern ein großfpreche zu greinen. *** haben in der Redaktion einer Zeitung, die es am 9. November rifches Flugblatt eines Kommunisten in Ost- en allzu eilig hatte, von ihrem Schilde den Spruch wegzutun: preußen in die Hände, worin davon gesprochen wird, die fom,, Mit Gott für König und Vaterland!" munistische Landarbeiterorganisation zähle in Deutschland Minister der Rechten nicht des Rechts! Da denkt man: Lieber nicht!" etma 100,000 Mitglieder. Dieses Flugblatt benutzen Arbeitgebertreise, von denen man annehmen sollte, daß ihnen die Der volksparteiliche Reichsjuftizminister Dr. Heinze hat Berhältnisse beffer bekannt sind, sicher wiederum für ihre gestern im Reichstag eine Rede gehalten, die den sozialistischen Kriegsbeschädigtenfürforge. Der Ausschuß des Reichstages für 3wede, um die Regierung dahin zu bringen, besondere A uses richtig war, die wichtigsten Reichsrefforts in die Hände einer der Bersorgungsämter und den sehr hohen Kostenaufwand derselben Linksparteien Stoff zum Nachdenken darüber geben sollte, ob Linksparteien Stoff zum Nachdenken darüber geben follte, ob Kriegsbeschädigtenfragen erörterte Mittwoch das Geschäftsgebaren nahmegeseze gegen die Landarbeiter zu er Partei der Rechten zu spielen. Herr Heinze glaubte im Betrage von mehr als einer halben Milliarde Mart, sowie das laffen. Es ist richtig, daß eine fommunistische Agitation unter den Landarbeitern vorhanden ist, in Wirklichkeit immer über alle Tatsachen, die gegen die gegenwärtigen Justiz Berhalten eines Teils der Angestellten und Beamten, die mit dem unter den Landarbeitern vorhanden ist, in Wirklichkeit immer zustände ins Feld geführt wurden, mit der hochtrabenden Be- Berbrennen der Aften gedroht hätten. Zur Berbefferung ber vorhanden war. Besonders war dies in Mitteldeutschland der merkung hinweggehen zu dürfen, daß die Justiz über solche Rentenbezüge ist ein gemeinsamer Antrag der Parteien vorFall. Nennenswerte Erfolge hat diese Agitation nicht erzielt, Angriffe erhaben sei. Er gefiel sich in einer Berherrlichung bereitet mit folgendem Wortlaut: Der Reichstag wolle beschließen, sondern die abgesplitterten Ortsgruppen fehren wieder zum Ludendorffs, dessen Beteiligung an dem hochverräterischen die Reichsregierung zu ersuchen: unverzüglich Schritte zu unterLandarbeiter- Berband zurück. Insgesamt mag dadurch dem Unternehmen Rapps er gegen alle befannte Wahrheit bestritt. Landarbeiter Verband ein Verlust von etwa 15 000 Mit Schließlich nützte er eine allerdings nicht geschickte Wendung gliedern entstanden sein, der bei der Stärke des Landarbeiter des Unabhängigen Sauerbrey über die eigene Justiz der Berbandes nichts bedeutet. Arbeiterschaft" zu einem Gegenstoß aus, der ihm den donnerne den Beifall der Rechten eintrug.
Man versteht es, daß auch dies Beispiel dazu benutzt wird, um die Regierung auf die kommunistische Gefahr auf dem Lande hinzuweisen. Allzuleicht finden die Agrarier bei der Reichsregierung Gehör. Hat man doch in den letzten Monaten schon den Plan erwogen, die Landwirtschaft als lebenswichtigen Betrieb zu erflären. Der demokratische
Lebende Indexziffern.
Eine alltägliche Geschichte von Theodor Thomas. Sie hatten den ganzen Bormittag wegen einiger Groschen Lohnerhöhung verhandelt. Die Unternehmer redeten sich die Köpfe rot, die der Arbeiter waren schon violett angelaufen vor Erregung. Der Streit drehte sich darum, ob in der letzten Zeit die Preise eine Menderung erfahren hätten. Es wurde viel von Inderziffern geredet. Hin und her her und hin schwirrten die Ziffern. Die Inderziffern, die von einer Steigerung sprachen, erkannten die Arbeitgeber nicht an; es fei alles billiger geworden, behaupteten sie. Einer von den Arbeitervertretern, er hieß Lamm, der bisher noch kein Wort geredet, aber den Ausführungen aufmerksam gelauscht hatte, erbat sich das Wort:
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Was ist das eigentlich, eine Indegaiffen?" fragte er ganz
harmlos.
Der unparteiische Borsitzende schüttelte verwundert den Kopf und nahm die Hornbrille ab:„ Das wissen Sie nicht? Inderziffern werden von den Herren Sachverständigen wissenschaftlich zusammengestellt auf Grund amtlicher Notierungen. Ganz unanfechtbar," fügte er hinzu.
„ So, so," bemerkte Lamm, wiffen Sie, meine Herren, das mag alles recht hübsch sein. Diese Feststellungen sind wohl ganz gut, aber ich habe dafür ein eigenes Syftem. Es ist gleich ein Uhr, wir werden doch vormittag nicht mehr einig. Nicht hundert Schritte von hier ist meine Wohnung, wollen Sie sich mal meine Inderziffern" ansehen?"
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nehmen, von der im§ 87 des Reichsversorgungsgesetzes erteilten Ermit Wirkung vom 1. Januar 1921 um 10 vom Hundert zu erhöhen; mächtigung Gebrauch zu machen und 1. die Teuerungszulage 2. im§ 45 Abs. 2 den Betrag von 1500 m. auf 3000 m. zu er höhen: 3. die Stufen des einfommensteuerpflichtigen Einkommens (§ 63 Abs. 1 Ziffer 1) je um 2000 M. zu erhöhen. Weiterberatung Donnerstag.
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Sauerbren hatte im ganzen ziemlich ruhig gesprochen, und im Zusammenhang der Rede konnte seine verunglückte Wendung auch nur als eine Warnung verstanden werden vor den fehte Mittwoch seine Beratungen über den Besoldungsplan fort. Der Besoldungsausschuß der Preußischen Landesversammlung Zuständen, die einreißen müßten, wenn die Justiz versagt. Die Berhandlungen sind vertraulich und werden Donnerstag Daß in diesem Fall das verletzte Rechtsempfinden sich mit 9% Uhr fortgesetzt.
Elsaß , Kuczynski beweisen, daß ich zu wenig verdiene. Sehen Sie| Befäß ich nur drei, wär's nicht besser; dann hätte ich meine fich dieses Effen an. Wir fönnen faum einmal in der Woche Fleisch Ansprüche ein flein wenig dem höheren Durchschnitt angepaßt. Der faufen und dann höchstens ein Bfündchen. So, wie Sie es hier Grad der Verzweiflung wäre der gleiche. Ich arbeite nur um das bißchen Effen." fehen, leben wir Tag um Tag."
Reiner sprach ein Wort. Die Frau, die gar nicht wußte, um was es fich handelte, war sehr verlegen. Sie wischte sich fortwährend die Hände an der Schürze. Trok der vielen Kinder war fie fehr fauber. Uebrigens machte die Wohnung, wenn sie auch sehr ärm ich ausfah, doch den Eindruck, daß hier eine gewiffenhafte Hausfrau waltete.
So, nun bitte, fehen Sie fich die Anzüge und die Bäsche an. Sie finden alles in diesem Spind. Vielmehr, Sie finden nichts. Was da mar, ist alles aufgetragen, mir fönnen uns nicht das geringfte anschaffen, meine fleinen Lämmchen find auf die dünnen Zwirns. fäden angewiesen, die sie auf dem Leibe tragen."
Er riß zwei Schubladen auf, in denen sauber and nett geflicht einiges an Wäsche lag. Aber auch ohne daß die Sieben Sachver ständige waren, merkten sie sofort: hier ist eine folche Leere, daß es direkt beängstigend wirkt.
Was wir nur sollen, hier ist doch nichts zu sehen," bemerkte einer der Unternehmer.
Das ist es gerade, was Sie sehen sollen," antwortete ihm der Wortführer der Arbeiter.
Die Kommission verabschiedete sich. Was die Arbeitgeber und der Unparteiifche während des Mittagsmahles verhandelt haben, wird niemals ein Mensch erfahren. Als sich die Sieben um drei Uhr wieder trafen, wurde jedenfalls das Wort Inderziffer nur mit größter Schonung erwähnt, der geforderte Zuschlag aber restlos be willigt. Lamm selbst sprach fein Wort mehr, er faß als warnendes Beispiel da, er wirkte so gut genug. Jedenfalls war seine Beweisführung völlig geglückti
Viele
Die Erinnerungen des letzten f. t. Henfers.„ Erinnerungen des legten Scharfrichters im t. t. Desterreich" ist ein Buch betitelt, das Dr. Ostar Schalt nach den Erzählungen Josef Langs herausgegeben hat. Wenn man dem Autor trauen darf, ist der abergläubische Kultus, der mit diesem Manne getrieben wird, ein vernichtendes „ Kultur" zeugnis. Lang ist danach in Wien eine bekannte Persönlichkeit, die allgemeine Achtung genießt. Er hat 15 Kinder aufgezogen, von denen nur zwei seine eigenen waren. Nachdem er erst Simmermann, Soldat und Kellner gewesen war, wurde er mit 45 Jahren Scharfrichter und hat das hängen zu einer Kunst entwidelt. Er ist stolz darauf, daß seine längste Hinrichtung nur 65 Sefunden, die fürzeste 45 Gefunden dauerte. Der interessanteste Inzwischen waren die Herrschaften in das Schlafzimmer ge- Teil feirer Enthüllungen aber bezieht sich auf die seltsame Antreten. Hier jahen fie Spuren früheren Wohlstandes. Die Bett- ziehungskraft, die er auf Frauen aller Stände ausübte. gerüfte, auch für die Kinder, waren noch aus guten Zeiten. Was Damen näherten sich ihm und waren schon zufrieden, wenn sie nur fich aber als Inhalt den Blicken darbot, sprach allen Inderziffern in feine Augen sehen oder seine Hand berühren konnten. Manche Der Borsitzende schüttelte erst mißbilligend den Kopf, die Unter- Hohn. Es war mehr als dürftig, trotz der vielfach unternommenen begehrten sehnsüchtig nach einem Seidenfaden der Schlinge, deren nehmervertreter zogen spöttische Gesichter. Bersuche, den Zwir als Ersatz für das Leinen dienen zu laffen. er sich bei seinen Exekutionen bediente. Einst geriet er zufällig in ,, Sie werden da was rechtes haben, bringen Sie doch Ihre AufDas Gefühl der bedrückendsten Armut legte sich hier auf jede zeichnungen heute nachmittag mit herüber," regte der Borsigende an. Bruft, alle empfanden, ohne daß ein Wort geredet wurde, wie tief Am besten ist es, Sie prüfen fie an Ort und Stelle. Kurzes unser Belt gefunten ist. Dabei ist dies noch eine Familie, die Bedenken. Auch gut," meinte schließlich der Unparteiische, wenn ihren arbeitenden Vater hat," sagte der Vorsitzende Kleinlaut vor es uns weiter bringt, wollen wir auch den Verfuch noch wagen." sich hin. So wurden die Berhandlungen abgebrochen. Alle sieben Beinliches Schweigen. Einer fah angestrengt auf den Boden, wanderten hinüber in das eine Haus, dessen Giebel bis in das der zweite drängte zur Tür und der dritte Unternehmer versuchte Beratungszimmer herübersah. feine Berlegenheit dadurch abzuftreifen, daß er einige Bapiermart für die Kinder sammeln wollte.
Lamm lief schnell voraus, um den anderen Teilnehmern den Weg zu zeigen. Die Wohnung befand sich im Erdgeschoß. Schon aus dem Zimmer flang ein lebhafter Kinderlärm heraus; als Lamm die Tür öffnete, sah die Kommission ein schönes Bild: Fünf Kinder faßen um einen Tisch, vor ihnen die Mutter, die gerade dabei war, ihren Teller voll Kümmelfraut zu schöpfen. Auf dem Tisch aber stand ein ungeheurer Topf voll Kartoffeln. Der fleinste Gaft in der Runde hatte schon eine Masse von dem Kraut auf seinem Jäckchen liegen, da die Hände im Gebrauch mit dem Löffel noch sehr un geschickt waren.
Sehen Sie, meine Herren, nahm Lamm das Wort, dies find meine Inderziffern, lebenbige Exemplare, die mir shne Calmer,
Rein, nein," wehrte Lamm ab, diese volkswirtschaftliche Führung war toftenlos. Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß ich meine Inderziffer genau fenne. Deshalb wundere ich mich wegen Ihres Streites, ob wir einige Punkte höher oder tiefer stehen. Wir hier fallen immer tiefer, mögen auch das Fett oder das Fleisch oder die Schuhe heute etwas billiger werden, um nächstens wieder zu steigen. Ehe diese Not nicht geändert wird, er machte eine fleine Pause und fügte dann als Bollendung hinzu:„ Dabei ist meine Frau ein Juwel an Sparsamfeit."
.Sie haben auch fünf Kinder," sagte einer von den Unter nehmern. Es fang beinahe wie ein Borwurf.
einen aristokratischen Nachmittagstaffee", wo er fich zunächst unbefannt bewegte. Als man dann aber feine wahre Persönlichkeit Staunens wich. Die Damen umringten ihn stundenlang mit einem feststellte, herrschte große Bestürzung, die einem Fieber neugierigen Kreuzfeuer von Fragen, und als er schließlich die Gesellschaft ver ließ, hatte er fein Taschentuch eingebüßt, daß eine der Schönen als Andenken behalten hatte. Frauen boten ihm alles mögliche an, wenn er fie an einer Hinrichtung teilnehmen lassen würde. Biele Frauen erklärten fich fogar bereit, als Männer verkleidet ihm dabet Hilfsdienste zu leisten.( Pfui Deubel!)
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Theater. Im Leffing Theater befindet sich Sermann Effigs Luftspiel. Der Frauenmut mit Rate Dorsch und Albert Steinrüd in den Hauptrollen für Mitte Februar in Vorbereitung. Vorlesung. Im Graphischen Kabinett, Surfürstendamm 232, liest am
28. Januar, 8 Uhr, Albert Ehrenstein aus eigenen Dichtungen. den Zusammenschluß aller bestehenden Wirtschaftlichen Verbände bildender Ein Reichswirtschaftsverband bildender Künstler ist in Weimar durch Rünstler geschaffen worden. Er umfaßt rund 3000 Künstler. Der Verband befaßt sich nicht mit kunstpolitischen Angelegenheiten, sondern nur mit Fragen, über die im allgemeinen Uebereinstimmung in Künstlerfreifen Bersicherungswesen usw.). Das Generalsekretariat leitet Otto Marcus, herrscht( Steuer-, Urheber- und Berlagsrechtsfragen, Materialbeschaffung, Berlin . 50, Landsbuter Str.-26,