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Heilage ües Vorwärts
Dienstag, 1.§ebruarly2l
Simons Erklärung« Reichstagssitzung vom 3t. Januar. � sDiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage der Abendausgabe.) Zu Beginn der gestrigen Reichstagssitzung erhült das Wort Minister des Auswärtigen Dr. Simons: Gestern abend ist mir dirrch Fernschreiber der Wortlaut des Beschlusses bekannt geworden, den die P a riser Konferenz am Sonnabend gesaht hat. Das Original der Mitteilung, die die Konferenz an den Vorsitzenden unserer Friedensdelegation gerichtet hat, wird mir, wie ich annehme, fpalssiens morgen früh zu Händen sein. Ich habe veranlaßt, daß der Inhalt des durch Fernschreiber übersandten Beschlusses sobald wie möglich der P r e ss e zugänglich gemacht wird. Das Schrift- stück ist außerordentlich lang und umfangreich. Es ist diese Nacht und heute vormittag im Auswärtigen Amt übersetzt und verviel- fältigt und unterliegt gegenwärtig der Beschlußfassung des Kabinetts. llch habe heute vormittag im Kabinett Vortrag darüber gehalten und werde heute nachmittag den Vortrag fortsetzen. Ich habe nicht die Absicht, heute schon auf diese Gedairlen einzugehen. Es ist vielmehr nur soviel klar, daß der Beschluß besteht aus einer Note und zwei Anlogen Die Note nimmt Bezug auf die Anlagen. Die Beschlüsse, die gefaßt worden siniG behandeln einerseits die Entwafinungsfrage, andererseits die R e- parat ionsfrage. So teilen sich auch die Anlagen in ein Arrmigement in der Reparationsfrage und eine Reihe von Eni- scheidunqen in der Entwaffnungsfrage. Während die Entscheidung in der Entwaffnungsfrage als end- gültig bezeichnet wird, ist die Entschließung in der Reparation ssrage derart, daß es zunächst Propositionen sind, von denen aller- ding? mit Nachdruck gesagt wird, daß sie einstimmig ange- nommen sind. Gleichzeitig wird die Deutsche Regierung eingeladen, qualifizierte Vertreter aus Ende Februar nach Loudon zu senden. Zch bin nicht in der tage, solange die Veratungen des Kabinetts noch nicht abgeschlossen find, näher auf den Inhalt einzugehen und meinerseits dam Stellung zu nehmen. Es liegt mir aber außerordentlich daran. daß dies von der Regierung und von mir veriönlich sobald wie möglich geschehen kann. Ich. würde es dankbar begrüßen, wenn das Hohe haus beschließen würde, morgen a n e r st e r S t e l l e die Beratung der Veschlüfle der pariser Konseren, auf die lagesord- nung zu setzen, damit wir in der Lage sind, gleich hier in dem hohen hause vou Regierung? wegen und von Parlaments wegen zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Infolgedessen mochte ich bitten, daß kein anderer Gegenstand morgen vor diesem auf die Tagesordnung gesetzt wird und mir Zeit gelassen wird, mich auf dieses Thema vorzubereiten. Präsident Löbe: Unter dem Eindruck der eben gehörten Mit- teilung möchte ich vorschlagen, in die Beratung der heutigen Tages» ordnung nicht einzutreten, sondern die Sitzung jetzt a b z u» brechen. Für den Fall Ihrer Zustimmung schlage ich weiter vor. die neue Sitzung morgen nachmittag 4 Uhr anzusetzen mit der Logesordnung: Entgegennahme einer Erklärung der Reichs- segierung. Das Hans'st damit einverstanden. Schluß IX Uhr.___ GroßGerlln Die Saupolizei in Sroß-Serlin. Uester dieses Thema äußert sich der Bund der technischen Ange- stellten und Beamten wie folgt. Die Bildung der Städtgemeinde Groß-Berlin macht auch die Neugestaltung der Verwaltung der städtischen Baupolizei, die einheitliche Zusammenfassung der zurzeit verschieden verwalteten Baupolizeiämter dringend erforderlich. Ver- fehlt war es bisher, den polizeilichen Charakter der Baupolizei be- sonders in den Vordergrund zu rücken und deshalb bei ihr Be- Ziehungen mit dem Potizeipräfldium herzustellen: verfehlt ist es ober auch, die Baupolizei in sich selbständig zu gestalten und sie dem Wohlfahrtsministerimn direkt zu unterstellen, nur zu den, Zweck, um jeglichen Einfluß der städtischen Körperschaften aus- zuschalten und sie unter Leitung von Juristen zu belassen. Beiden Bestrebungen lagen falsch« Voraussetzungen zugrunde sowie eine Mißoertennung des Charakters und der Aufgaben der städtischen Baupolizei._ Zunächst ist es notwendig, festzustellen, daß die städtische Bau- pvlizci vor allem eine durchaus technische Behörde ist: das polizeilich« und juristische Moment ist erfahrungsgemäß bei ihr ganz gering und kommt daher erst in zweiter Linie. Die Baupolizei hieße besser
„Städtisches Bauprüfungsatnt". Die Aufgaben der Baupolizei sind einerseits technisch-konstruktiver Art; sie bestehen ferner in der tech- nrschen Durchführung der Bauordnungsvorschriften, sie erfordern aber vor allem eine Berücksichtigung von kaufmännisch-wirtschast- lichen, gewerblichen, künstlerischen und städtebaulichen Gesichts- punkten. Die Baupolizei kann sich also keinesfalls von der Stadt- Verwaltung loslösen, wenn sie nützliche, fruchtbringende Arbeit leisten soll; sie darf nicht wie ein Fremdkörper innerhalb der städtischen Organe wirken: sie muß im Gegenteil bei aller Wahrung ihrer Selb -
(deffentl. Wählerversammlungen Dienstag, 1 Februar, abends 71/2 Ahr: TNariendors: Aula des Gymnasiums, Kaiserstrahe. Referent: EZrnard Bernstein. Mittwoch. 2. Februar, abends 7 Ilhr: Schönhauser Vorstadt: Schulaula Greifenhagener Str. 58. Referent: Redakteur Franz Klühs . Prenzlauer Vorstadt: Schulaula Weißenburger Str. 4. Referent: Heinrich Ströbel . Eharlottevburg: Volksbaus, Rosinenftr. Z, Beamten oerfomnckimg. Referem: Regierungsrot Goßlor und Pressechef stn Oberpräsi- dium Hannover Kranold. Treptow : Biktoriagarten, Am Treptower Park 26/27. Referent: Johannes Haß. holensee: Flow-Säte, Iohonn-Georg-Strvße. Referent: Franz Krüger . Tegel : StioitWchloß, Am See. Referent: Kurt Heinig . Woldmannslust: bei Arlt, Waidniannftraße. Referent: Gustav Heller. Mahlsdorf-Süd: Lokal Heidekrug. Referent: Franz Spliedt. Rowawes: Turnhalle in der Auguststrqße. Referent: Jakob Allmaier. Marienfelde : Mernverfammlung in der Gemeindeturnhall« Dorf« straße 59. Referent: Rektor Blum.
ständigkeit als städtische Behörde zur Erzielung einer den städtischen Verhältnissen angepaßten Bauordnung sowie einer in U eberein- stimmung mit dem Bebauungsplan aufgestellten Bauklassen- einteiluNg— also zwecks Berücksichtigung städtebaulicher Grund- iätze— in Fühlung zu einem städtischen Baudezernat gebracht wer- den. Fachmännisch erscheint ihre selbständige Anlehnung an das neugegründete technische Dezernat für Städtebau und Siedlung?- wesen am richtigsten. Denn die städtische Baupolizei soll in dem neuen Gemeinwesen nicht nur eine polizeilich abwehrende, sondern vor ollem eine aufbauende Tätigkeit ausüben, zum Nutzen der ge- samten Bevölkerung und des Baugewerbes von Groß-Berlin. Die polizeiliche Exekutive der Baupolizei könnte wie bisher dem Ober- bürgermeister unterstehen, der sie seinerseits an die Bauamtsoor- stände weitergibt. Der technisch städtebauliche Geist wird bei der Baupolizei jedoch erst dann zur Geltung kommen, wenn die Baupolizei in Groß-Berlin endlich einen technische n Leiter erhält. Aus dieser Haupt- forderung muß mit allem Nachdruck bestanden werden. Die Bau- polizekbeamten Deutschlands haben den technischen Leiter auf ihrer letzten Tagung vor kurzem einstimmig verlangt. Alle großen Der« bände des Baugewerbes in Groß-Berkm sowie die Beamten der Baupolizei daselbst stehen geschlossen hinter dieser Forderung. In zahlreichen Großstädten ist die Baupolizei längst städtisch und mit einem technischen Leiter versehen. Berlin hinkt anderen Städten in dieser Hinsicht nach. Für den bisherigen und bereits alten furistischen Leiter, der noch vom Polizeipräsivitim übernommen ist, bietet sich durch Austausch an anderer Stelle Beschästigüng im Stadkdienst genug. Es wäre Sparsamkeit am unrechten Fleck, feinet- wegen die richtige Gestaltung der Baupolizei in städtischem und technischem Sinne zu behindern. Für die Bürgerschaft und das Baugewerbe stehen zu große Werte dabei auf dem Spiel, als daß man sie durch verstaubte, polizeilich-juriftische Engherzigkeit alten Stils knebeln könnte. Es darf wohl erwartet werden, daß Stadt- verordnetenversammlung und Magistrat in � Verbindung mit dem Volkswohlfahrtsministerimn den obigen berechtigten Forderungen nunmehr entsprechen._ Sin falscher Rechtsanwalt. Ein eigenartiger Zwischenfall spielte sich gestern bei Beginn eines großen Prozesses, in weichem es sich um angebliche Schiebun- gen mit Medikamente», insbesondere Salvarsan und Kokain handelt, ab. Seit längerer Zeit macht in den, Rechtsanwaltzimmer des Mvabiter Kriminalgerichts ein» Rechtsanwalt Simon dadurch von
sich zu reden, daß er als Syndikus des„Bundes der Vorbestrafte!," es verstanden hat, sich in kurzer Zeit eine sehr gut gehende Praxis zu verschaffen, so daß«r fast täglich als Verteidiger in Strafsachen auftrat. Von diesem Rechtsanwalt Simon wird ferner behauptet, daß er zu Revolutionsbeginn m Oldenburg I u st i z m i n i st e r war. In der gestrigen Verhandlung trat „Rechtsmrwalt Simon" wieder als Verteidiger auf. Vor Eintritt in die Verhandlung gab Rechtsanwalt Dr. Jogues Abraham auch im Namen seiner Mitarbeiter die Erklärung ab, daß es sich heraus- gestellt habe, daß Rechtsanwalt Simon überhaupt kem Rechtsanwalt ist, und daß er wegen Unterschlagung von Kautionen und wegen Erpressung steckbrieflich gesucht werde. Der angebliche Rechtsanwalt zog es deshalb vor, schleunigst die Robe auszuziehen und zu verschwinden, um aber gleich darauf im Ge- bäude verhaftet zu werden.— Die Verhandlung begann auch sonst in sehr eigenartiger Weise. Der von dem falschen Rechtsanwalt ver- teidigte Angeklagte Stadola kam mit der Zigarette im Munde in den Soal hinein und rauchte auf der Anklagebank qergnügt weiter. Mehrere Angeklagte waren überhaupt nicht erschienen: emer ent» schuldigte fein Fernbleiben dirrch ein Attest eines— Frauenarztes usw._ Die Schulferien t921. DaS Provinzialschulkollegium bat die Ferien an den Unterrichts- anstalten der Verwaltungsbezirke Berlin I — für 1651 wie folgt 'eitgeketzt: Osterferien. Schluß des UnterriwtS: Mittwoch, den 23. März, Beginn: Donnerstag, den 7. April. P f i n g st fe r i e n. Schluß des Unterrichts: Freitag, den 13. Mai, Beginn: Freitag, den 29. Mai. Sommerferien. Schluß des Unterrichts Freitag, den 1. Juli, Beginn: DienSrag, den 9. Atigust. Herbtt- ferien. Schluß des UilterrichtS: Freitag, den 30. September. Beginn: Dienstag, den 11. Oktober. SS e i b n a ch t s f e r i en. Schluß des Unterrichts: Donnerstag, den 22. Dezember, Beginn: Mittwoch, den 4. Januar 1622. Freigabe weiterer Kohlenabschnitte. DaS Kohlenamt teilt mit: Vom 1. Febmarab werden zur Entnahme und Abgabe von Köhlen folgende weitere Abschnitte frei- gegeben: Abschnitt 8 der 12-Zentiler-Kochkarte. 18 der IK-Zentner« Kochkaite, 28 der 24-Zentner-Kochtarte. 38 der 82-Zentner-Koch» karte, 17 und 13 der Sonderkarte, 19 und 26 der Kotskarle. Be- vorzogt zu beliefern find die- bereits früher freigegebenen Abschnitte der Koch-, Ofen-, Koks- und Sonderkarte, sofern sie nicht für verfallen erklärt sind. Die Diebstähle im Osthafe«. Mit der Untersuchung der angeblichen Diebstöble im Osthafen ist vom Magistrat, eine Kommisiion betraut worden. Die BS.- Korkespondenz veröffentlicht eine Zusammenstellung eines Beamten. welche dieier der Direktion überreicht hat. und aus der zu ersehen sei, daß kurz hintereinander folgende Menge» Maren verschwanden wären: 36 Trommeln Karbid je 75 Kilogramm, welche für die Firma Aman» bestimmt waren. 12 566 Kilogramm Kohle, welche für die Firma Gebrüder Patemann- Teltow bestimmt waren, 163 Sack Nudeln je 23 Kilogramm, deren Empfänger die Nähr- mittelabteklung des Berliner Magistrats war. In anderen Fällen sei festgestellt, daß die mit Krankenmehl beladen«» Waggons erknochen und meist mehrerer Säcke beraubt wurden. Der Polizei fei es gelungen, auch die Kutscher zu fassen, welche das geraubte Mehl verschieben wollten, und sie den Richtern zuzuführen. Die Fraktion der Deutschnationalen Volkspartei hat der Berliner Stadtverorimetenverfammlung eine Rei e Anfragen unterhieiiet. in denen allerlei Auskünfte über diese Votgänge vom Magistrat gefordert werden._ Gegen das Mietsteuergesetz. Zu dem vom ArbeilSmimstermm vorgelegten Gesetze-twurf .betreffend eine Abgabe zur Förderung des Wohnungsbaues" iMietsteuer) nabmen eine Reibe öffentlicher Mieterversammlungen Stellung, die von der Groß-Berliner Mleterorganisation veron- staltet war. Es wurde den maßgebenden Steven folgende Eni- schließung übersandl: »Die organisierte Mieterschaft erbebt entschiedenen Widerspruch gegen die geplante unzureichende und voltsieindliche Mielsteuer und fordert sofortige Ausgabe von Heimstätten-DorlehnSlassenicheinen zwecks Bereitstellung von Mitteln für Neubauten für die Bau- Periode 1621. Weiterhin protestiert die Mieterschaft auf daS entschiedenste gegen den mieterfeindlichen Gesetzentwurf der Regierung zum ReichSmietengeietz und verlangt die Wicdereinbringung des Ent-
Schweres Blut. 26] Roman von ZuHanl Aho. „SchemeMas Vater lebt nicht mehr?" „Der lebt nicht mehr— war ein schlechter Mann, ein Wüster, ein Blutsauger. Hat viel Böses getan in seinen Mannestagen." „Wie ist die Frau?" „Eine gute Altx, schüttet mir den Korb gehäuft voll Mehl, stopft mir den Ranzen voll Brot? wenn ich Fische oder Wild bringe, so daß die Strippen nicht schließen." „Wie ist ihr Sohn?" „Das magst du besser wissen als ich. da du mit chm ge- kommen bist."_• „An euch werde ich ja nun einen Genossen im Wmter haben." „Gehst du nicht ins Dorf?" „Ich weiß nicht."_ „Keine ist hier für den Winter geblieben. „Von welchen? s Der Alte antwortete nicht darmif vnd sagte: � „Ich wollte nachsehen, ob er schon gekommen ist." „Schemeikta?" � „Jawohl, und ob die Wirtin etwas geschickt hat. „Sie ist gut gegen euch?" „Gut ist sie gegen alle, wird auch gegen dich gut sern, brauchst dich nicht zu fürchten." „Ich werde euch bald einmal in eurer Hütte besuchen... wie komme ich am besten hin?" „Wenn du auf die große Fichte dort zuruderst... werter brauchst du dich nach nichts zu richten." Der Alte ruderte gemächllch davon, Marja blieb, Sehn- sucht im Herzen, am Strand zurück. Am folgende Tage, als Marja von der Stromschnelle nach ihrer Hütte ruderte, sah sie ein Boot am Strand. Sie freute sich, erbebte, glaubte. SchemeiNa sei endlich gekom- men, aber aus dem Häuschen stürzten ihr drei Mädchen ent- gegen. Lachend und jauchzend eilten ste an den Strand. „Da ist sie! Da ist sie!" und als sie herankamen:„Bist du es?"' „Was meint ihr denn, Mädchen?" fragte Marja. „Bist du unsere neue Wirtin? Bist du sie?" J&k seid ihr deuu k"
„Wir sind von Schemeikkas. Wollten einmal nachsehen. Hatten gehört, daß Schemeikka ein neues Mädchen mitge- bracht hat, konnten es nicht mehr aushalten: vielleicht hat er endlich eine Wirtin mitgebracht. Bist du es?" „Ich weiß doch nicht." .„Hast du Schemeikka gewonnen?" „Ob ich ihn gewonnen habe, wo er sich so lange nicht gezeigt hat?" „Er wird bald da sein. Ist zu einem Fest in ein anderes Dorf gefahren.— Ei, er hat viele Sacken und viele Freunde. hat keine Zeit, lange an einem Ort zu sein.— Wir kamen unterdessen hierher.— Die Wirtin schickt uns.— Sag, wer bist du? Woher bist du?— Wie hat er dich entführt?— Hat er dich mit Gewalt entführt, bder bist du gern mitgegangen?" Marja konnte nicht zu Worte kommen, um die Wette fragten sie: .Ich. so bist du!— Siehst gut aus. Wir hatten schon Angst, wie du wohl wärest, da er auch seiner Mutter nichts Genaueres von dir erzählt hat. Aber du bist gut zu uns, bist <jewiß gut zu uns?" „Seid ihr feine Mägde?" Sie sahen sich alle drei an und brachen in Lachen aus. „Sag du, Anja." „Das sind wir— jetzt." „Sind es freilich nicht imnler gewesen."• Sie schwiegen eine Weile: sahen Marja an, und Marja sie. „Ach, wie haben wir uns eine neue Wirtin gewünscht," begann Anja wieder,„ein zartes herziges Mädchen,— gut ist ja auch die alle, aber eine junge, fröhliche ist doch immer besser. Ei, dort ist ein großer Hof. unser sind viele, wir werden dich aus Händen tragen, werden tun, was du uns befiehlst. wenn du zufrieden bist mit dem, was wir können. Die Alte tritt dir auch gern das Regiment ab, wenn sie dich sieht. Siehst wie eine Hausfrau aus, siehst verständig aus. deine Hände geschickt, darum hat dich Schemeikka wohl auch genommen. Gleich wird dir die Alte die Schlüssel übergeben. Sie sagte:„Geht, seht nach, was für eine er mitgebracht hat. kommt bassi zurück und erzählt mir, ich wäre froh, wenn SchemeiNa endlich eine gesunden hätte, die ihm gefällt". Sag, sprich..." „Ich kann ja nicht zu Worte kommen, lachte Marja.— Wovon soll ich denn sprechen?" „Sprich, wer bist du, ist der Hof deine, Vater» groß— wie heißest du?"
„Ich heiße Marja." „Ei, Marja, hast einen schönen Namen— ei, wie ernste Augen du hast... und lang bist du und schlank bist du— stattlich bist du... eine solche hat sich Schemeikka immer ge- wünscht, hat sie nur nicht in seiner Heimat gefunden. i bist, wie er gerühmt hat...„ihr seid nichts'egen sie," hat er gesagt. Und wir sinds auch nicht und wollens auch nicht sein." „Aber laß sie nun sprechen!" � „Sprich, Marja." «Was soll ich denn sprechen?" „Sag, welches ist deine Sippe?" ,/Ich habe keine." „Ei, bist du eine Waise?— Und auch kein Heim?" „Ein Heim hatte ich." „Hast es nicht mehr? Hat er es niedergebrannt?" „Das hat er nicht, aber da ich es einmal verlassen habe, so habe ich kein Heim mehr.", „Hast du es gern verlassen?" „Ich habe mich immer fortgesehnt." „War dein Heim groß?" „Es war nicht klein, fünf Kühe und ein Pferd." „Und solch eins hast du verlassen?" „Mochtest gern davongehen?" „Was hat wohl deine Mutter gesagt? und dein Vater?" „Sie hat ja keine Mutter und keinen Vater, ist doch ein« Waise!" „Warst du denn allein in deinem Hof? Magst doch wohl einen Bruder haben?" „Ich habe keinen Bruder gehabt, aber einen Mann hatte ich, viel älter als ich, fast ein Vater." „Bfft eine Witwe?" „Rein." „Dein Mann lebt noch?" „Er ist noch am Leben." Die Mädchen wurden vor Ueberraschung immer starrer. beugten sich vor und schauten Marja an. ohne zuerst ein Wort herauszubringen. Dann: „Du hast einen Mann, der noch lebt?" „Bist gar kein Mädchen?" „Ei, ei." Sie pfiffen durch die Zähne, jede. Dann wurden st» ernst, beinahe traurig.. (Forts, folgt.)