lÄhastem Bravo entgegengenommen. Dem kommunistischen Nbge- ordneten S i e v e r s wurde mir Zustimmung des Haules das Wort zu einer Gegenerklärung verweigert. Das chaus genehmigte dann den Etat des Landtages und der Finanzverwaltung, lehnte aber den Etat des Landesarbeiterrates ab. « Stuttgart . 2. Februar.(TU.) Die heutige Sitzung des Württem- bergischen Landtages wurde vom Präsidenten mit einer Kund- gebung gegen die Forderungen der Entente er- öffnet. Der Präsident betonte, daß, wie alle deutschen Stämme und Länder das Verlangen der Entente, das den Lebensnerv des deutschen Voltes zerschneid«, entschieden abgelehnt hätten, im Württembergischen Landtag in der Ablehnung dieser wahnsinnigen Forderungen nur eine Meinung besteht: Lieber den Untergang als ein endloses Sklavenleben. Das Haus stimmte dieser Kundgebung lebhast zu. « Karlsruh». 2. Februar.(TU.) In der heutigen Landtaassitzung erklärte Präsident Dr. F u ch s:»Der Badische Landtag billigt die gestrigen Ausführungen des Außenministers Dr. Simons im Reichs- rag, steht mit den badischen Voltsaenosien hinter der Reichsregierung und ist mit ihr einig in der Ablehnung de? Eukenkeforderungen. Das Haus nahm die Ausführungen des Präsidenten mit lebhafter Zustimmung auf._ die Stimme öes englischen Proletariats. Im„Daily Herald�, dem Londoner Organ der eng- tischen Arbeiterpartei, sind über die Beschlüsse der Pariser Konserenz am 29. und am 31. Januar zwei Artikel erschienen, von denen wir die wichtigsten Stellen als einen Beweis dafür veröffentlichen wollen, daß die Scharfe, mit der wir die Zu- mutungen der Alliierten zurückweifen, nicht auf Einseitigkeit und auf Jnteresiiertheit beruht, sondern von objektiv und inter - national denkenden Männern auch in siegreichen Ländern so- gar noch überboten wird. In dem ersten Aufsatz, der sich auf die Meldungen über das erzielte Einverständnis be- zieht, jedoch vor der endgültigen amtlichen Bekanntgabe der Konferenzbeschlüsse geschrieben wurde, heißt es unter der Ueberfchrift:„Der Pariser Wahnsinn" u. a.: „Dieses Abkommen ist gor kein Abkommen. Die jährliche Höh« der Entschädigung wird stets gänzlich unbekannt bleiben. Die Fran- zosen werden ihr ewiges Geschrei nach mehr fortsetzen. Die Deutschen werden beteuern, daß sie nicht bezahlen können. Es wird sich das Säbelrasseln und das Drohen des Mar- schall? Fach wiederholen, der Ruf noch der Besetzung der Ruhr, nach der Besetzung Frankfurts , nach der L e» schlagnahme der deutschen Zölle und Steuern. Es kann keinen Frieden in Europa , es kann keinen Wiederauf- bau der Wirtschaft geben, solange nicht die Entschädigung bestimmt ist, und zwar ein« solche Entschädigung bestimmt ist, d i e D e u t s ch- land zahlen kann und will... Die französische Legierung will aber nicht den Frieden. Sie will vorwäode für neue Abenteuer jenseits des Rheins. Nim gutl Aber der europäische Fried« ist wichtiger. al» der Ehrgeiz de» Herrn Millerand , ein zweiter Richelieu zu werden. Der europäische Friede ist wichtiger al» die ganze Entente. Er ist da« größte aller Interesien Englands. Und Herr» Ltech Georges Aufgabe besteht darin, auf die Interesien England» zu achten, und nicht den Lakaien des französischen Präfideuteu ja spielen. Während mehr als zwei Iahren ist nun die französische Regierung der böse Geist Europas gewesen. Die Rachgier Clemencean», der Ehrgeiz Millerands und voincares, die Eitelkeit Fachs haben die Politik de? Alliierten bestimmt. Sie haben den V e r s o i l l e r Vertrag gemacht sowie die ergänzenden Verträge vor St. Germain und von S e v r e s. Auf Veranlasiung dieser Männer hat der Oberste Rat Fehler auf Fehler, verbrechen aus verbrechen begangen. E» ist an der Zeil , diesem Mahnsinn ein Ende zu macheu. sonst muß Europa zugrunde gehen, nur weil die Mochthaber Frank- relchs durch ihre Habgier und ihren Ehrgeiz von Blindheit geschlagen sind." Der zweite Artikel bespricht das amtliche Communiqu.l über das in Paris erzielte Einverständnis und trägt die Ueber» schrift:„Das Tollhaus". Es heißt darin: „Die alliierten Geisteskranken in Paris haben beschlossen, daß Deulschlond mehr als 11 Milliarden Pfund Sterling als Entschädigung zu bezahlen habe— außerdem ein« IZprozentig« Abgabe von feinem gesamten Exporthandel, eine Summe, die nach den Rech. nungen dieser Irrsinnigen weiter� 4 oder 5 Milliarden Pfund ausmachen sollen.... Ist es möglich, die Totsache zu ignorieren, daß. soweit überhaupt jemand imstande gewesen ist. irgend etwas sestzustellen. es in ganz Deutschland nicht einmal so viel Goldmark gibt, um selbst die erste Rot« von 100 Millionen Pfund zu bezahlen? Wir nehmen an. daß man von den Deutschen erwartet, daß sie Gold aus sich selbst herausproiMieren. Noch mehr, selbst wenn wir Deutschland sein gesamtes Gold wegnehmen und es ausschließlich auf klar« papierene Ilmloufmittel angewiesen ließen, auch dann wäre die unmittelbare Folge davon ein« Inflation der deutschen Geldmittel, die die internationale Lag« sogar noch unmöglicher, vom Standpunkt der eng- »scheu Arbeiker betrachtet, gestalten würde, als sie es schon ist. Zwar ist natürlich etwas anderes gemeint als Gold, nämlich der Gegen- wert des Goldes. Es gibt heutzutage nur zwei Wege, sowohl für Deutschland wie für irgendein anderes Land, um etwas zu be- zahlen: Arbeit und Güter. Der erste Weg bedeutet Zwongsarbelk. Sklaverei, Besetzung Deutschland » durch alliiert« Truppen und weitere ruinöse Verfchwen- düngen für England. Der.zweite Weg würde bedeuten — wenn er gangbar wäre, aber es ist einleuchtend, daß er es nicht st_ die vollständige Ueberflüpelung der engli. schen Industrie und die Verschärfung der ArbeikslosigkeU. Was die 12prozentige Exportabgabe anbelangt, so ist es absolut klar, daß die Verbraucher der deutschen Exportwaren— d. h. unter anderen dt« englischen Arbeiter— infolge dieser Abgabe mehr für dies« Waren werden bezahlen müsien. Dieser Verbraucher wirb es fein, und nicht die Deutschen , der das wird bezahlen müssen.... � Was unser Land braucht ebenso wie sede? andere Land, dos ist loyale Produktion und loyaler Austausch der Lebensnotwcadigteiten. Und man kann nicht tiimvnl anfangen, (ich diesem Ziel zu nähern, «eil politische Geisteskrauke über Europa und hinter dessen Rücken Bedingungen festgelegt haben, die zum Bankrott und zum Srieae füh-en müsse»." Im Gegensatz hierzu hat sich der Drüsieler„Peuple . das Organ de? b e l g i s ch e n Sozialisten, bisher nicht zu den Pa- rifer Beschlüssen geäußert, und da die belgische Partei R e» gierungsparteiist und auch die belgische Regierung am
Pariser Abkommen mitgewirkt hat— der belgische Außenminister Jasper bildet sich sogar sehr viel daraus ein, daß er als Vermittler die Einigung über das glorreiche Abkommen zustande gebracht habe—, müsien wir bis auf weiteres an- nehmen, daß die belgischen Sozialisten und ihre Parteigenossen in der Regierung die Beschlüsse der Pariser Konferenz b i l l i- gen... Was in der französischen Arbeiterpresse gegen das Pariser Abkommen geschrieben wird, ist ziemlich g l e i ch g ü l- t l g, denn die französische Arbeiterschaft ist machtloser denn je und hat ihre Machtlosigkeit selbst verschuldet. Biel wichtiger als die internationale Politik ist für die„Humanit4" die Tatsache, über die sie in großer Aufmachung freudestrah- lend berichtet, daß es den Liller KoMmunisten gelungen ist. eine Bersammlung, in der I o u h a u x und L o n g u e t sprechen sollten, durch wüsten Radau vor Anhören der Re- ferate zu sprengen..._ Sri on d an üas englische Volk. Varls. 2. Februar. fWTB.) Nach einer Havasmeldung aus London hat Ministerpräsident B r i a n d durch die„Morningpost" eine Erklärung an das englische Volk gerichtet, in der er seine Befriedigung über das Wkommen der Pariser Kon- ferenz ausdrückt. Zwischen England und Frankreich könne keine Meinungsverschiedenheit bestehen, denn die gemeinsamen Erinne- ruvgen hätten zwischen beiden Ländern Beziehungen geschaffen, die unlösbar seien. Di« Franzosen wüßten, daß beide Länder ge- meinsame Interessen hätten, und England habe Frankreich nötig wie Frankreich England. Dämmernde Erkenntnis. Paris , 2. Februar. (WTB.) Ein Artikel im„Oeuvre" sagt, das Abkommen vom 29. Januar habe nur Wert, wenn die Regie- rung von Washington ihm zustimme. Die amerikanischen Bedin- gungen der Regelung des europäischen Finanzproblems, über die Sir Auckland Geddes, der englische Botschafter in Washing - ton. Lloyd George Aufklärungen gegeben habe, hätten Lloyd George nicht besonders angenehm berührt, denn sie stellten seine ganze Orientpolitik in Frage, namentlich aber die Ab- machungen von San Remo. Der britische Imperialismus müsse dem Amerikaner weitgehende Konzessionen machen. Der Schreiber des Artikels erklärt, er glaube nicht fehlzugehen, wenn er erkläre, das Abkommen von Paris werde kein endgültige» sein. Die ungeheure Anstrengung der französischen Regierung müsse nicht nur in Berlln, sondern auch in London und Washington fortgesetzt werden, sonst werde die Mobilisierung der französischen auswärtigen Schuld als neue und drückend« Schwierigkett am Horizont auf- tauchen. Ablehnende Kritik in Italien . Rom , 2. Februar. fDA.) In-der italieniiten Presse finden die Beschlüsse der Pariser Konferenz fortgesetzt heftige Kritik. Im oifiziöien. T e m p S" ist z. B. zu leien: Die festgesetzte Entschädigungssumme ist so ungeheuerlich hoch, daß wir bezweifeln müssen, ob die Urheber der Festsetzung allen Ernstes glauben, daß sie von einen so geschwächten Staate wie Deutschland herausgeschlagen werden kann. Der„Popolo Romano" äußert: Wenn die Pariser Konferenzbeschlüsse vielleicht auch der wirtschaftlichen Borherrschaft Frankreichs und Englands nützen können. Italien schaden sie, dessen Industrie durch diese Beschlüsse ernstlich bedroht wird. Der„Messagero" endlich führt aus: Um ihr Guthaben gegenüber Deutschland zu verwirklichen, schreckten die alliierten Länder nickt davor zurück, ihren eigenen Wiederaufbau zu benachteiligen und da« nationale Leben in solchen Teilen lahmzulegen, die aus verschiedenen Gründen schon eine scharfe Krise durchmachen. DaS gelte namentlich für Italien , dem flch gerade in letzter Zeit die Entwicklung nnd Ausbreitung der deutschen Industrien besonders zugewendet habe._ Verbotene Volksabstimmung. Wie«. 2. Februar.(DA.) Die vom Tiroler Landtag beschlosiene Volksabstimmung über den freiwilligen Anschluß Tirols an das Deutsche Reich ist nunmehr aus Ersuchen der hiesigen Ententekommisston von der Bundesregierung verboten worden. Bekanntlich sollte die Abstimmung am letzten Sonntag im Februar stattfinden. Wien , 2. Februar. (WTB.) Wie die Parlamentskorrespondenz meldet, sprachen sich in der gestrigen Beratung von Vertretern aller österreichischen Länderparteien alle Teilnehmer im Sinne des Salzburger Beschlusses für den Anschluß an das Deutsche Reich aus. Zufammenkuvst Dr. Mapr-Denefch. Graz , 2. Februar. (Wiener Korrespondenz-Bureau.) Bei der Begegnung zwischen Dr. B e n e s ch und Bundeskanzler Dr. M a y r ergab sich Gelegenheit zum Austausch der Ansichten über die allge- meine politische Lage in Zentraleuropa . Di« Besprechungen ver- � liefen sehr herzlich und freundschaftlich uitb ergaben eine weitgehende Uebereinstimmung in den für beide Regierungen maßgebenden Richttinien. Beide Staatsmänner waren darin einig, bah die Hauptaufgabe der Konferenz von Porta Rosa die Regelung aller Verkehrsfragen zwischen den in Betracht kommenden Staaten sein werde.
Die Berllner Studenten wählen. Bei den diesmallgen Wahlen zur Berliner Studentenvertretung wurden bisher 6229 Stimmen abgegeben bei rund 12 000 Studierenden. Von diesen Stimmen erhielten die im„Hochschukring deutscher Art" zusammengefaßten drei reaktionären Parteien der Biertinrpel und Genossen 400Z Stim- men und damit nach vorläufiger Berechnung V3 von 100 Sitzen. Von den Minderheitsgruppen erhielten die Jungstudenten mit 361 Stimmen 6 Mandate, der Deutsche Hochschulbund mtt 532 Stimmen 9 Sitze, die Berliner Hochschulgruppe mtt 321 Stimmen 5 Sitze. die Vereinigte Jüdische Liste mtt 234 Stimmen 4 Eitze, die Zionisten mit 543 Stimmen 5 eventuell 6 Sitze, die Sozialistische Fraktion mtt 254 Stimmen 4 Sitze, die Kommunisten mtt 101 Stimmen 1 eventuell 2 Sitze und die Asta-Geaner mit 78 Stimmen 1 Sitz. Auf die Minderhettsgruppen, die bemüht sind, die Reaktion an der Universität zu bekämpfen, entfallen diesmal nur 37 Sitz« gegen 41 im Vorjahr«. Die bisher gewähtten Vertreter der soziPiffischen Stubemen sind: Walte? Hermann, Dr. Alfred L o r a ch, Gertrud H« n s e I« i t und Friedrich Heymonn. Zw Reiche Sah?. Aus München meldet TU.: In der Festungs- straianstatt Nieder-Schönenfeld sind Ausschreitungen von Festungsgefangenen und Bedrohungen gegen Ge- fangen« vorgekommen. Der Oberstaatsanwalt hat darauf außerordenMche Maßnahmen veranlaßt, um die Sicherheit der An- statt aufrechtzuerhalten.— Diese Meldung sieht stark danach au», daß st« irgendwelche Zwangsmaßnahmen gegen p oll tisch« Ge» fangen« offiziös beschönig«» soll.
Komplott oöer KinöereU Kommunistenverhaftungen in Magdeburg . Magdeburg , 2. Ferbuar.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Das Magdeburger Polizeipräsidium gibt bekannt: Kam- muni(tischen Putschplänen sind die Behörden in S t e n- dal und Magdeburg auf die Spur gekommen. Es handell sich dabei um einen geplanten Putsch, der in den n ä ch st e n Tage n in S t e n d a l vor sich gehen sollte. Durch die Ermittlungen ist eine ganze Reihe von Personen in Stendal belastet worden, so daß ihre Verhaftung angeordnet werden muhte. Die Spuren führten auch nach Magdeburg zu dem Kommunistenführer Alber! Vater, dessen Inhaftnahme gleichfalls erfolgte, weil sich bei ihm belastendes Material bei der Durchsuchung der Du- reaus der K.P.D. vorfand. Die Verstöße richten sich gegen die Ver- ordnung des Reichspräsidenten vom 30. Mai 1920, welche die Or- ganisierung militärischer Verbände unter schwere Strafe stellt. Stendal , 2. Februar.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Die Verhaftungen in Stendal und Magdeburg sind ein Gegen- stück zu den Verhaftungen im Ruhrgebiet , wo man bekanntlich ebenfalls glaubte, einer großen kommunistischen Kampforganisation auf die Spur gekommen zu sein. Wie im Ruhr- gebiet, so sehst auch diesmal in Stendal und Magdeburg das wesentliche einer Kampforganisation im Sinne der Verordnung des Reichspräsidenten : nämlich die Waffen Weder in Stendal noch in Magdeburg sind Dassen gefunden worden. Die Meldung des Polizeipräsidiums, daß ein Putsch auf einen bestimmten Tag festgesetzt gewesen sei, ist falsch. Richtig scheint folgendes zu sein: Gemäß den Anweisungen der Moskauer Exekutive hat die kommunistische Zentrale in Berlin den Befehl zum Ausbau einer illegalen Organisafion gegeben. An einzelnen Orten sind nun — je nach dem Grade der Intelligenz der kommunistischen Führer— mehr oder minder phantastische Pläne ausgearbeitet war- den, wie man zur gelegenen Zett die Revolution machen werde. Die Pläne stehen auf dem Papier, Anzeichen für tatsächlich vorhandene nennenswerte Formationen haben sich bisher nicht ergeben. Prompt findet sich aber ein Denunziant od« ein Spitzel, der Behörden oder seinen Auftraggebern von Putschplänen berichtet. So sind auch die Behörden von Stendal auf die angeblichen Putschpläne gekommen. Nach den Aussagen der Vor- hafteten sind die Befehle der Berliner Zentrale ganz allgemein auf dem Wege über verschiedene llntcrorgane gegeben worden. Ein- zelheiten wurden den örtlichen Organen nichr mitgeteilt, worüber sie bitter Beschwerde geführt haben. Schwer belastet wird der Magdeburger Kommunist Albert Vater durch die Aussagen der in Stendal Verhafteten. Vater selbst leugnet alle». Gememüeneuwahlen m Sachsen . Dresden . 2. Februar.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts.) Bei den Verhandlungen des Landtages über einen deutschnationalen Antrag auf baldige Neuwahlen der Gemeindevertre- t u n g e n in Sachsen , die nach der Revolution gewählt worden sind, erklärte der Minister des Innern L i p i n s k i, es sei seine Absicht. dem Landtage bald ein Gemeindewahlgesetz zugehen zu lassen, wonach alle Wahlen an einem Tage und voraussichtlich schon im November diese» Jahres stattfinden sollen.
Das Vohnsteuergefetz. Der Wohnungsaussckuß de« Reichstages setzte gestern seine Beratungen über das Wohiisteuergeietz und übet die dazu vorliegenden Anträge fort.— Abg. Silberschmidt sSoz.t legt« eine Resolution der Berliner Gewerkfchasteu und Angestelllen- verbände vor. welche eine Reihe die Löinng der Wvhnungöilage betreffenden Forderungen enthält, die bei der Gesetzgebung berück- sichtigt werden sollten.— Da die Durchberatung der diesbezüglichen Anträge letzt vor der Pause nicht wobl möglich ,>t, soll dieBeralun» des Gesetzentwurfes bis nach der Pauie zurückgestellt und donr. 2l. Februar ab wieder aufgenommen werden, inzwischen aber ein Reichszuschuß zur Fortführung der Bautätigkeit bereitgestellt werden. — Minister Dr. Brauns: Dem Antrag, einen NeichSvorschuß von 1'/, Milliarden zur Verfügung zu stellen, stehen die gestrigen Regierungserklärungen entgegen, wozu noch der Widerspruch teS ReichSralS kommt.— Abg. Silberschmidt(Soz.): Dem Baumarkt könnte durch Reichsvorfchüsie geholfen werden, die später durch da« ,u erlassend« Wohnunqsgesetz gedeckt werden lönnten.— Abg. Trommel(Z): Falls die Regierungsvorlage nicht mehr er- ledigt werden kann, könnte die Deckungssrage sogleich durch cur Äotgesetz gelöst werden.— Abg. Sollmann iSoz.): Tos ist unmöglich, mit Rücksicht auf die ungellärle Frage der Heranziehung von Stadt und Land zur WobnungSbauabgabe.— Der Ausschuß vertagt sich, um je einem Vertreter der Frakrionelr. den Mitgliedern der Regierung und des Reichsrats Gelegenheit'zu geben, sich über ein Noigesetz zu verständigen. Zulassung der Lehrer zum Schöffenamt. Im RecktsauSschuß des Reichstages wurde am Mitte woch eine langjährige Forderung der V o l k S s ch u l l e h r e r der Erfüllung entgegengejührt. Bekanntlich sollten noch bisherigem Siecht Bolksschullehrer nicht ,u Schöffen und Geschworenen berufen werden. Untere Genoffen im Rechtsausichuß hoben nun die Gelegenheit des vorliegenden Entwurfs eines Gesetzes znr.Enilastung der Gerichte benutzt, um die Aushebung dieser Bestimmung zu be- antragen, und dafür eine Mehrheit im Ausschuß gefunden. DaS Reichsjusti, Ministerium ließ seine anfänglichen Bedenten fallen. Zugleich wurde auf Antrag unserer Genosien auch die Bestimmung gegen die Zuziehung von Dienstboten zum Schöffen- und Ge- schworenenamt ausgehoben. Die Beschlüsse werden voraussichtlich die Zustimmung des Plenums de« Reichstags finden. « Der Hauptausschuh de» Reichslage» verabschiedete gestern den Etat des ReichSfinanzmiiiisicriumS. Die Regierung teilt mit. daß zurzeit 5 0- P fennig-Stücke aus Aluminium geprägt würden, außerdem 10»Pfennig»Sliicke aus Zink und 5-Psennig-Slü<le aus Eisen. Siaarsselretär Z a p s erllärt aus eine Anfrage, daß au« dem Lohnabzug, der die Grundlage de? Einkommersteuer bildet. nach den bisherigen Ergebnissen sich ein Johresbetrag von 6 bi» 7 Milliarde« Mark erwanen läßt. Mit Rücksicht auf die gegen« wärtigen unsicheren wirtschaftlichen Verbältnisie wird die Finanz« Verwaltung in den RerchShaushattSplan uicht mehr als insgesamt 12 Milliarden Mark al? Jahreserirägnis der Einkommensteuer ein- stellen. Der Hauptausschuß bewilligt ohne Debatte die ElatS deS Rechnungshofes, des Deutschen Reiches und der Reichsschuld.
Da» Blati der Untersekundaner. In der„Deutschen Zeitung" kämpft ein Retter deS Germanentums für die Einiührung der .Friihehe". Er will Jungen und Mädchen mit der beginnenden Geschlechtsreife, also ungefähr mit 1ö Jahren verheiraten. Dos ist kein Spaß, denn der Versaffer bekämpft ausdrücklich die„Mittel- ehe", worunter er die Heirai etwa 22- bis 2SjShriger Männer mit 16 bis 17 Jahr« alten Mädchen versteht, als viel zu spät kommend. Wir begreuen da« schon. Bei ihrem aus lindliche und unreife Ge- müter berechnete» Inhalt ist die„Deutsche Zeitung" das Leibblatt aller grünschnäbeligen Pennäler geworden. Jbr Leserlreis zwingt sie. da« Recht de« Untersekundaners(oder Obertertianers y auf Eheschließungen zu vertreten. Für die Einsegnung solcher Ehen empfiehlt sich— Pastor Max Maursubrech er.