fixieren, wie der Eine oder Andere nach Lahr und Tag wünscht, geredet und gehandelt zu haben. Die meisten Kapitel meines Buches sollten bestimmte Situationen beleuchten: wenn ich jedes einzelne Erlebnis in aller Ausführlichkeit hätte schil- dem wollen, so würden die Auseinandersetzungen über die Kaiferfrage allein ein ganzes Buch füllen. Um zu zeigen, wie sorgfältig meine Aufzeichnungen ge> macht worden sind und wie streng ich mich bei der Niederschrift meines Buches an meine Tagebücher gehalten habe, will ich hier noch einige Einzelheiten aus der uon Herrn Scheuch aufgegriffenen KabincUssitzung geben. Nachdem der Reichskanzler die Sitzung verlassen hatte, nahm Herr v. Paycr, der Vizekanzler, das Wort, um aus- zuführen: v. Payer: Der jetzige Zustand ist in der Tat unhaltbar ge. worden. Eine Klärung kann nur eintreten durch den f r e i w t l l i> gen Rücktritt des Kaisers... Wir können uns keinem Druck von außen beugen, es darf aber auch kein Druck von innen auf S. M. ausgeübt werden. Wir brauchen Spielraum für den Kaiser. Ich habe das Vertrauen sowohl zu S. M. wie auch zum Reichs- kerzler, daß sie das Richtige tun werden. Graf Rödern: Es ist sehr wichtig, von S o! f(dem Siaaissetre- tär des Auswärtigen) zu hören, wie das Ausland die Frage be- urteilt und wie er die Situation einschätzt. Wie sich Solf dann geäußert hat, ist in meinem Buch auf S. 199/200 nachzulesen.') Trimborn: Och kann nur bestätigen, was Schetdemann gefazt hat; die Strömung gegen den Kaiser ist ungemein gewachsen; be- sonders kann ich bestätigen, was Schcidemann über die Beamten gesagt hat: auch aus deren Kreisen, also von einer Seite, von der man es am wenigsten hätte erwarten dürfen, tonimt die Forde- rung, daß der Kaiser gehen müsse. Aber die Schwierigkeiten, die sich bei einem Rücktritt des Laisers austürmen, sind riesengroß, j Natürlich könnte ihm der Kronprinz auf dem Thron« nicht folgen. die Krone siele also einem Minderjährigen zu.(Gröber: Wehe dem Lande, dessen König ein Kind ist!) Es käme also ein- Regentschaft In Frage. Dazu bcdürste es der Zustimmung beider Häuser des Landtages. Man denke dabei an das H e r r s n h a u! � Aber wenn auch alles mit dem König von Preußen glatt ginge,> wäre dann ein Regent imstande/ auch den Kaiser im Reich zu ver- treten? Alle Souveräne unter einem Regenten oder— bedenken Sie— unter ein Kind stellen, auf da» das Heer vereidig! werden müßte! Deshalb muß die Frage aufaeworfen werden, ob nicht eine Stellvertretung des Kaisers n Frage käme. Als Präzedenz kommt eine Kobinettsorder von 1878 in Betracht, durch die der Kronprinz Friedrich mit der Stellvertretung beauftragt worden ist. Ginge des jetzt nicht auch? Wenn S. M. erklären würde, daß alle kaiserlichen Gemalten ans seinen Enkel übertragen würden, wäre das vielleicht die beste Lösung, weil damit noch seiner Auffassung die meisten Schwierigkeiten, wenn auch nicht alle, in Wegfall kämen. Erberger wendet sich gegen den letzten Dorschlag, der nach seiner Auffassung in jeder Richtung verfehlt sei. Er selbst urteile wie der Reichskanzler: kein Druck auf den Kaiser von innen. Man dürfe überhaupt nicht entscheiden auf Grund von Stimmungen der Presse des Auslandes, das wäre Selbstmord. Wenn der Reichskanzler den Kaiser zum Rücktritt auffordern solle, dann könne das nur auf Grund von Tatsechen geschehen, z. B. wenn unerträgliche Bedingunaen gestellt würden. Er nahm dann Stellung gegen den Gewerkschaftsredakteur Umbreit und erklärte, daß für ihn nup sin freiwilliger Rucktritt in Frag« komme. Drews lMinister des Innern in PrSußen) erörterte dann ein- gehend die Rechtslage und verwies auf alle in Frage kommenden ') ,Flus den Wilson-Noten sei nicht unbedingt zu folgern, daß die Abdankung des Kaisers verlangt wurde, aber aus vielen anderen Umständen ergäbe sich doch das Resultat, daß man ollge- mein die Abdankung des Kaisers erwarte. Man verlang« vfien- bar, daß ein weithin sichtbar gewesenes Symbol des deutschen Mili- tansmus falle. Es sei euch zuzugeben, daß Wilson vermutlich bei den Verhandlungen innerhalb de? Entente eine bessere Rolle spielen könne, wenn er den Kaiser zu Fall gebracht habe.
Paragraphen.„Wenn ein« Regentschaft<n Preußen möglich ist, dann auch im Reich.' Haugmanu: Das Vertrauen zum Reichskanzler ist erhöht durch feine ErUSrung. Ueber die Regentschaft urteilt er wie Crzberger. Er ist nicht der Meinung, daß die in Betracht kommenden Fragen gesetzlich geregelt sind. Es müßte erst eine Unterloge geschaffen werden. Erzbergcro Meinung fei im übrigen nicht logisch. Gehe der Kaiser jetzt, dann bringe er ein Opfer für das Volk, um bessere Friedenebedingungsn zu erlangen, geh er erst, weil die Friedens» bedingungen zu schwer, dann entstehe die Frage: soll die Regierung ,,zu schwere' Bedingungen annehmen? So ging die Verhandlung weiter, ohne daß wesentlich anderes noch gefegt worden wäre. Ich verzichte deshalb auf die ausführliche Wiedergabe der Darlegungen, die den Raum einer Zeitung auch über Gebühr in Anspruch nehmen würde. Ich will zur Kennzeichnung der damaligen Situation nur noch folgendes aus meinen Aufzeichnungen wiedergeben: Scheid etusnti: Wenn Ich mich in Ihre Lage versetze, mich also, soweit mir das möglich ist. auf den monarchischen Standpunkt stelle, so muß ich sagen: Sie müßten doch vor allen Dingen die Monarchie als Institution erhalten wollen, glauben Sie aber nicht, daß die ganze Institution in größter Gefahr ist, wenn der Kaiser nicht geht, daß aber die Institution vielleicht gerettet werden könnte, wenn der Kaiser das Opser bringt, zurückzutreten? v. Payer: Ich bleib« bei meiner Meinung, daß es falsch wäre, überhaupt auf den Koffer einzuwirken. Wenn er nicht frei- willig geht, dann kann dos allerding» von schlimmer Wir- kung sein, weil wir deshalb vielleicht schlechtere Friedensbedingun- gen bekommen. Man wird nach einem Schuldigen suchen und „nicht ganz ohne Grund' auf den Kaiser hinweisen. Was wäre das Resultat? Der Kaiser würde sich nicht halten können. Insofern habe Schcidemann Recht: Die ganze Irrsti- tution ist dann oesäbrdst. Trotzdem: ein Druck des Kabinells in keiner Weise. Juristisch sehe er die Schwierigkeiten nicht wie andere Herren. Freilich werde man versuchen. Schwierigkeiten zu machen. Drews ret dann noch den Gedanken an,„um im Heere au»- zugletchen', Hindenburg als obersten Kriegsherrn auszurufen... Wenn man einen wirksamen„nationalen Auirus'(von dem die Rede war) mit S. M. an das Boll richten wollte, so werde das Volk f. E. versagen. Hcwßmann kommt nocki einmal in sehr ernster Weise auf ver- schieden« Aeußerungen zurück und saate u. a.: Stimmunoen'md auch Totlachen. Der Bolschewismus ericheint mir am bedrohlichsten. wenn jetzt gewisse Konsequenzen nicht gezogen werden. Im übrigen schloß er sich Drews an. T)isse Ergönznuaen dürsten genvaen. Es bleibt bei der Darstellung meines Buches: dnsi der Kaiser bleiben müffe, bat kein Etootssekretör gefordert. Alle mären— trotz der von idizen geäußerten Bedenken— fmb gewesen. wenn er freiwillig gegong-n märe. MHne Stell"im mar vollkommen klar: ich vertrat den Standpunkt, daß es Vsticht fei. dem Kaiser reinen Wein chmstbenken, wenn die Ueber» zeuguna vorherrsche, daß sein Rücktritt im Interesse des Lölkes gelegen sei. Zum Schluß übrigens, weil die Deuiscknititmalen ch besonders unmanierlich benehmen, e-ne Frage: baste der da- mo'ige Ebel des kaiserlichen Zivilkabsnetts, Staatssekretär a. D. Delbrück, der fetzige deutsch nationale Ab- aea�dnete, nicht kurz vor dem Zusammenbruch bereits die Koster aepackt und den Reiiemontel anoe-oaen. um ins Honyzouartier zu reisen und dem Kaiser Ken Rückt rill zu empfehlen?
Deutsch -österreichisches Handelsabkommen. Die deutsch « und die österreichische R-gieiung trafen am 1. September 1g?0 bis zum Abschluß des endgültigen Handslsvertrags ein ver- läufige? Abkommen zur Regelung ihrer beiderseitigen Wirtschaft- lichen Beziehungen. Die Ratifikanonsurkunden zu diesem Zlbkommen wurden gestern im Bundesministerium für Aeußeres zwischen dem Bundeskanzler und dem teuffchen Gesandten ausgetauscht, womit das Abkommen in Kraft g-treten ist.,
Der Kohlenwahnsina. Dle frei- und christlich organisierten Dergarbeiker des Saar« gebieks erklärten ig zahlreichen Messenversamiuluvzen: Die well- wirtschaftliche Krise mache sich besonder» im Saarbergban be- merkbar. Wegen Absahmangel wird am 12. Februar schon dl! vierte Jeierschichk, die dritte im Februar, eingelegt. Angesichts dieser Siluaklon werden die französischen Bergwerk sdirektorcn streng er- sucht, sich dafür eiazusetzcu. daß in Frankreich für die kohlen der fraazSsischen Saargruben genügender Absah geschaffen wird. Die Soarbergarbctkcrschast kann es nicht oerstehen, daß Deutsch - loud mouallich über 2 000 000 Tonnen Ruhrkohle, die die deutsche Volkswirlschaff sehr benötigt, an die Entente ab- llescrn soll, während auf den Halden der Saargrnben kein Platz mehr zum Auffchükteu der Kohlen vorhanden ist. Dle Acsolunon fordert ferner ein Zusammengehen mit dem Deutschen Dergarbeiterverband. um bei dem Bureau des llnkernalionolea Bergarbcilerverbaudes in Amsterdam ein ge- meinsames vorgehe» der Bergarbeiter der angeschlossenen Länder zu erreichen, daß ein Teil der zu llefcrnden Ruhrkohle in Deutschland verbleibt, um so für die Saarkohte Absahmögllch- kellen zu schaffen. Ferner fordert die Resolution die Freigabe der ktohlenbeiieserung an die Bevölkerung, die Einschränkung der Feierschichten und die Crsiaklunz des daraus cr.tstandcneu Lohn- anssolles. Kohlcnbesprcchuvg i» Paris . Paris . 12. Februar.(WTB.)„Teipps' teilt mit, daß am 1. März eine Beratung der Reparationskommission mit deutschen Kohlen- sachverständigen stattfinden wird, um das Lieferungsprogranun für den Monat April zu bestimmen. Für die Monate Februar und März bleibe es bei den vorgesehenen Lieferungen von 2 290 MO Tonnen plus 2SÜ000 Tonnen Rückständei
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Die eröruckenös Last. Neichsmivifter Scholz über die Pariser Beschlüsse. Ueber die Höhe der Abgaben, die Deutschland an die Entente zu zahlen hätte, wenn die Pariser Beschlüsse durchgeführt werden, machte der Retchswirtschaftsntinister Dr. Schplz in � einem Interview mit einem Vertreter der „Associeted Preß' folgende Angaben: Im 1. Jahre sind als fcste Summe zu zahlen 2 Milliarden Goldmark an Ausf'.hrtaxe(bei der Annahme, daß sich die Ausfuhr auf der im letzten Jahre er- reichten Höhe von 5 Milliarden Goldmark hält).......... Ferner sind aus dem Friedensver- trog noch zu leisten: Ausgleichszahlungen für das nächste Jahr Der Wert der L i? f e r u n g c n an Benzol, Farbstoffen, Chemikalien, Holz usw. be- läuft sich auf.......... Endlich betragen die Besatzungekesten nach Eintritt der in Aussicht genommenen, Em- schränkimz............ Bei den Besatzungskosten wird davon ausgegangen, daß Graf Sforza nach Pressemeldungen erklärt hat, die B e s a tz u n g s« kosten würden aus die Wiedergutmachung angerechnet. - Dies? Beträge ergeben allein bereits die Summ? von rund 4 M i l l i a r d e n G o l d m a r k. Werden die K o h l e n- l i e f e r u n g e n auf Wiedergutmachung voll angerechnet, so erhöht sich die Summe auf über 5 Milliarden Sold- mark. Im ganzen letzten Jahre haben wir für rund fünf Milliarden So 5) mark Waren ausgeführt, während der Ein- fuhrbedarf an den notwendigsten Lebensmitteln und Rohstoffen 5 bis 6 Milliarden Mark beträgt. Würden also die Pariser Beschlüsse m Kraft treten, so v?r» brauchen wir durch die Leistungen genau so viele De- visen, wie wir für Lebensmittel und Rohstoffe benötigen. Die Zahlen geben ein Bild von dem grauenvollen Elend, dem wir entgegengehen, wenn die Pariser Be- schlüsse zum Diktat werden sollten.
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Lebensfteuöe!
Wir sind verörädert jener rälsildunklen Kraft. Die, out den tiefsten Nächien quellend, ewig jugendhaft, AuS Wüsten einer Sehnsucht Paradiese schafft. Nu» ollem Leven jauchzt der zügellose Dianz. Der sich dem ew'gen Weltenchaos ungestüm entrang Und nun auch uni're Kraft ins große Wollen zwang, Aus allen Dingen schreit dieselbe Lebenslust, Die. unergründet und dem wahrhaft Frohen nie bewußt, Jäh wie ein roter Blitz ausflamini in dunkler Brust. In jenen alten�vüumen pulst dasselbe Blut, DaS unsre Herzen taucht in schäumende SehnsuchtSglnt Und in unS reist den iühnsten. schönsten Heldenmut! Ich bin ein Baum, der hoch und stolz die Sonne sieht; Ein gleiche» Sehnen uns zu Sonnenlicht und Sternen zieht. Ein dunkles Sehnen singt unS Schmerz- und Jubellted.. Dem großen Worden sind wir unlösbar verwandt! Der Lebensfreude gold'oes Bonner hoch in nackler Hand, So späh'n wir weit hinaus in fernes Sonnenland.. ._ Walter Schulz . pallenberg als MePerüisd. Er ist ein genialer Hanswurst. Hanns S a ß m o n n bereitet ihm den wackligen Schwant„Das weiße Lämmchen' zu. und Pullen- berg adelt mit diner märchenhaften Komödiantenoerichwendung die Ungetenttgteit dieser grobschlächtigen Akte. Wäre der Schauspieler nicht, man würde erschreckend« Geschmacklosigkeiten entdecken. So aber glaubt man zwei Akte beinahe, ein wohlgelungenes Charakter- stück zu sehen. Pallenberg ist der Meisterdieb, der sich ais'weißes Unschuld». lämmchen ausgibt. Er ist der Heiratsschwindler bei Tippinarnsellen, Kammerzofen und bejahrten Rentieren, er stiehlt und lügt mit einer Anmut und Ueberlegenbeit, die MaWeeeu neidisch machen würh«. Er drückt dabei seinen Spitzbuben ins Augenoerdreben und Siitsiche hinein, in» Pastorale, ins Gemütvolle, in das Pathos des Staais. onwctts sogar. Er hat kleine Tick», die zu großen Eigen'chaften und Löcherlichke'.ten werden. Wie komssch ist die Att. in der er sich ständig die Krawatte zurechtzupft. Cr wird durch dw Oerisiendett eines Advokaten vom Zuchthause, das er wohl verdient, kosgecist, und nun steigt er aufwärts in feiner Spitzbubenkarriers mit som- nambuler Sicherheit. Es gelingt ihm sogar, den Advokaten ein« Weil« lang zum Angeklagten zu machen. Cr wird groß, er wird giaubhaft in alle seiner selbstbewußten Verluderung und Verstellung. Cr scheint ein Opfer sozialer Ungerechtigkeit. Ihm ist es zu danlsn. wenn der Schwank einen Augenblick in das richtig«, ernsthasi« und nachdenkliche Eharakterschauspie» abbiegt. Er scheint jede Frauenhingebmrg zu verdienen und bleibt doch
immer zwerchfellerschütternd. Er lockt die Tränen der Lachenden mit unermüdlicher Geschicklichkeit hervor. Seine Mittel stnd un- erschöpflich und es sind doch wieder keme bloßen Mittelchen, sondern Werkzeuge, die dem Menschlichen dienen. Man möchte Pallenberg schelten, daß er sich in Kulissenreißereien oerzettelt. Dann kommt eine Szene, die zur Entlarvung des Spitzbuben führt. Alle Welber- chen, die er genasführt hat. schreien aus ihn ein. Einige Iährchen Zuchthaus werden diesmal die Quittung fein. Der Schutzmann kommt. Pallenberg ergibt sich. Wie er sich erzibtt.Folgen Sie mir!" ruft er dem Schutzmann zu. Er ist nicht nur der Sieger im Stück, er ist auch der Sieger in der Kunst. Man hat selten solche Vollendung der Charakterkrmik gesehen. Der Schwank wird Im Komödienhaus lustig von be- währten Kräften, von Fräulein Sturm, von Frau Engl , von Fräulein Bock, Herrn Hostel, Herrn S t i e d a und Fräulein Lehndorfs gespielt. Aber keiner erreichte, was allein Pollen- berg vermag: die Erhöhung des niedrig Grotesken zur stärksten Menschenkomik. � Max Hvchdorf. Europäische und deutsche Kunst. Die Malerei in reinen unge» brochenen Farben und einfachen, abstrakten, scharf umnssenen Formen gilt in Frankreich und Italien als letzte Errungenschaft der küns lerischen Entwicklung. Für uns' Deutsche ist sie nichts Neues untz für Rußland auch nicht, wie die gegenwärtige Aus''ellung des Sturm(Potsdamer Str. 13-sa) zeige. Die.ungegeiiständlichen' Zeichnungen und Skizzen des Petersbubgers Iwan P u n i(Rr. 1 bis Z2), die oor fünf oder sechs Iahren entstanden stnd, entholten bereits alle die Elemente, aus denen sich die A/beiten der modernsten Franzosen aufbauen, und zugleich ist ihr« nahe Verwandtschaft mit den Werken einiger deutschen Künstler, z. B. des Hölzel-Sehüler? Schlemmer, unverkennbar. Der Unterschied zwischen der Kunst Punis und der süngüen französischen begeht vor allem darb:, daß der Russe seine Linien» und Farbenrhythmen weniger auf sinnliche dekorativ« Wirkungen stellt, und daß er tiefer« Gefühleausdrücke sucht und findet. Die.naturalistischen' Arbeiten Puni» erscheinen mir nicht so wertvoll und nicht so eigenartig wt« die gegenstände- loten Äonsiruktionen. Viele, stammt von Chagall , und daneben gibt es futurislsche und dadaibische Zutaten, die nicht immer zu selbständiger und einheitlicher Wirkimg verarbeitet sind. Aber inter - «sinnt in der Erfindung und geistreich in der Ausführung sind sie fast alle, und der Gesamtclndruck wird durch die originell« Deko- rati an der Ausstellungsräume und«ine geschickte Anordnung wesent- lich gehoben. Gegegenüber dem Sturm, In der Kun�handkung Twardy lPotsdamer Em. 12), hat ein mir bisher unbekannter junger beut- scher' Künstler Waldemar Ecksrtz eine klein« Aus'�ellung von Gemälden und Zeichnungen, in denen eine ungewöhnlich starke und vollkommen eigemvüchfige Kraft des Gefühle gärt und glüht. Die äußere Aildkorm ist noch nicht durchweg fest und geschloffen, aber die elementare Wucht eines echt malerischen Temperament» packt und fesselt. Mit der eleganten Meisterschaft Punl», dessen Tendenzen allgemein europäische sind, lasscn sich diese Arbeiten nicht vergleichen. Aber sie sind echte Erzeugnisse der jungen deutschen Kunst, und ich glaube, man darf in ihren Schöpfer starke Hoffnungen für dle Zu- kunft setzen. I.©.
Sigrid Hoffmann-Oargiu sang im Deutschen Opernhaus« die Zigeunerin kn Verdis„Troubadour '. Die bekannte Konzert« sängcnn, die früher auch aus der Dühne zu Hause war, hat alle Verzüge einer durchgebildeten, edlen Gesangskunst, eines wohl- klingenden, in allen Lagen klaren Organs, aber wenig von der Leidenschaftlichkeit Verdis, dem Brio und dem Feuer fernes Tem- peraments. Man folgte entzückt ihrem Gesänge, und vermißte in dieser Rolle nicht allzuviel an ihrer etwas schablonenhaften Dar» stellung. Loubenthal als schmetternder Manrico, Cmmy Jim. in e r m a u n(als Leonore auch im Koloraturgesang auf der Höhe) � und B ör g es e n als Lima lrafen schon eher den Lerdi-Charakter, vor allem waren aber auch sie vortrefflich im Gesang. Freilich, in . Deutschland hat man selten den Mut zum ganzen Verdi mit seiner. (südländischen Glut und— seinem Leierkasten. In Italien bringt � ihn eine Staglone Z. Range» mit mehr Schmiß heraus. Aber man war euch so sehr begei' ert bei uns.— ö— Morgenländlfche Märchen las im Mefersaal Helen« Fer- ii a ii. Morgenland ist Farbe und Glut, Sonne und Duft, Rausch und Glanz. Märchen ist Lächeln und Weisheit, Glaube und Dick- � tung, rhythmisches Wort fchünheitsfreudigen Volkes. Märchen ist ' Gestaltung der Welt unbekümmert um Grenzen und Möglichkeiten. Indische, buddhistische, chinesische Märchan, dann Wilde und Andersen ' zog«! vorüber. Eine schmiegsame tiefe Stimme schuf die Gäner Indiens zu heiteren Gestalten, deutete lächelnd Humor an. nur eines fehlte bisweilen: der letz:« Zauber traumhafter Dersunkenheit. Philologische Einleinrngen störten die Stimmung mitunter.. Da» Märkische Wandertheater steht wieder vor dem drohenden Zusammenbruch, da außer den.Erträgen von Aufführungen, die das Staatstheatsr zu seinen Gunsten veranstaltete, keine staatlichen Zu- schlisse zu erlangen waren. Durch einen jährlichen Zuschuß von ■1!) 0>)0 bis 50 000 M. wäre das Wandertheater einer Reihe von Provinzstädten, die sonst ohne Theater sind, zu erholten. Sind dafür wirklich keine Mittel auszutreiben? Theat«. Im Schauspielhause geht am IS. die Neu- einstudiermig von Shakespeares„Sturm und die Erstaussührung Errüt Barlachs„Die ech:en SkdvuUnds' in Szene. Tie Regie sühne Ludwig Beraer m.d Leooold Dehr.er. Ein ueues Pupp«! spiel. Di« Neue Kunsthandlung veranstaltet in der Berliner Sezession Ausführungen von Mar Trapps Romantischem Puppen. spiel: /Ser letzte König von Orplid', deren erste Dieustg, 6 Uhr. staltjindct. Der Wiener ,Lieigeu"-Ka«pf. Trotz des Berbotes wird der„Reigen' täglich»i den Kauimerspielefl vor auSrerkausteui Hause gespielt, da der sozialdemokratische Büraermeifter R e u m a n n das Verbot nicht zur Kenntnis pUKurmen hat. Die Sstzgienirg will den Berf.ssiungsaerichwhos anrufen. Nrlhur S ch n i tz I e r erltärie:..Ob der„Reigen' auf die Luhne gehöre, daruoec kann man diskutieren, daß ab«r die Aufführung meine! Werkes die Sittlichkeit verletzt, dos ist ein Siandpunkt, über den man enisihafi gar nicht reden kann. Kein Mensch wird die diskret« Jnsze» nterung tn den Kommersptclen leugnen können. Auch tu Berlin , München , Leipzig und Hamlnirg, wo der..Reigen' gespielt wurde, haben die Rr» gisseure und die Schauspieler volle Diskrenon gewahrt. In Wien wurde aus der Frag- eine politische. Nachdem ich mich aber einmal zur Ausführung eiitfchlossen habe, wird nichts gepriHeu, i:ine Ezen, wird weggeloffen und von einer Zurückziehung des Stückes ist keine Red«. Segen Regii-kleuderungen Hab« ich uedefle« nichts einzuwendan.'