i lagen, wieviel von diesen Versprechungen im Ernstsall g e- t, o I t e n werden wird. Das gleiche Wahlrecht aber, das ehr- sich bekennt„ich tue keine Wunder, aber ich erkämpfe Schritt vor Schritt den Sieg als Waffe des Proletariats", dies Wabl- recht wird von den Moskau gläubigen unwirsch in die Ecke ge- f cttt Sie wollen keine Waffe, sondern eine Wünschelrute. Es liegt ein Stück Aomantik in dem Mosloucr Glauben. Aber jeder Klaffe gereicht es zur größten Gefahr, wenn sie anfängt rornantisch zu schwärmen, anstatt nüchtern in den gegebenen Realitäten zu denken. Namentlich bann, wenn ihre Gegner von romantischer Aerstiegenheit ganz und gar frei sind. Wenn das Bürgerrum bei der Wahl ziel- und plan- mäßig alle Möglichkeiten ausnutzt, die das gleiche Wahlrecht auch für feine Sache noch bietet, während ein weil des Proletariats, in romantischen Schwärmereien besangen, die Waffe gar nicht oder nur lasch handhabt, so heiyt das— das muß mit aller Offenheit ausgesprochen werden—, daß in diesem Augenblick wenigstens das Bürgertum mehr politischen Verstand und vor allen Dingen mehr Energie ausweist als das Proletariat. Das Bürgertum läßt sich durch Mißerfolge nicht aus der ruhigen lleberlegung bringen, es kämpft von der kleinsten Position aus weiter. Obgleich das demokratische Wahlrecht ihm schlechtere Chancen bietet als der Arbeiterschaft, nimmt es sorgfältig und mit Erfolg jede Möglichkeit wahr, die ihm dabei noch verbleibt. Hätte das Bürgertum wie wir bei der i letzten Wahl 45 Proz. der abgegebenen Stimmen erhalten, so hatte es einmütig die Parole ausgegeben, alle Kraft auf- .zubieten, un> bei der nächsten Wahl die zur Mehrheit fehlenden 5 Proz.- der Stimmen hinzuzuerobern. Das Proletariat aber, dos 1919 diesen einen geringen Schritt vom Siege gestanden hatte, schien ganz vergessen zu haben, daß es auf diese 45 Proz. der Stimmen vckn 35 Proz. im Jahre 1912, von 28 Proz. im Jahre 1897, von 20 Proz. im Jahre 1890, von 3 Proz. im Jahre 1870 gekommen war. Stufe» für Stufe hatte es in jubelndem Siegeslauf genommen, aber eine Stufe vor der entscheidenden Höhe erklärte plötzlich ein Teil, diese letzte Stufe heraufzukommen sei gachz unmöglich! In dem Moment, wo es nur noch einer kleinen Kraftanstrengung bis zum völligen ' dauernden Siege bedurfte, wurde die Demokratie dem Prole- tartat ftstemalifch verekelt. Keine Waffe nützt dem, der sie nicht benutzt. Wir können dem Proletariat nur zurufen: Ihr Arbeiter in Stadt und Land, ihr Werktätigen in Fabriken und auf Gütern, ihr ijand- Arbeiter und Geistesarbeiter, ihr habt die Waffe, die euch jederzeit frei niachen kann. Ihr seid die gewaltige Mehr- heit des Volkes. Achtzig Prozent der Stimmzettel zum min- besten, die am heutigen Tag abgegeben werben, sie gehen aus eurer Hand. Nichts hindert euch, eine gewaltig überragende Vertretung eurer Jntercsicn in das Parlament zu senden als euer eigener mangelnder Wille. Klagt die De- mokratie nicht an! Noch habt ihr keinen ernsthaften Versuch mit ihr gemacht. Noch war die Höchstzahl der sozialdemokratischen Vertreter, die ihr in die beiden wichtigsten Parlamente, in den Reichstag und in den preußischen Land- kag, entsandtet, unter der Hälfte. In eurer Hand steht es, das zu bessern. Der Stimmzettel des gleichen Wahlrechts ist eure Waffe. Eine andere haben auch die Bürgerlichen nicht, wenn sie die jetzige Regierung Preußens stürzen wollen. Für jeden von euch liegt ein sozialdemokratischer Stimmzettel bereit. Kinderleicht' wird euch euer Sieg Semacht, ihr braucht n u r zu w o l l e n? Wollt ein freies ->saziMstisches Preußen, wollt eure eigene Freiheit, wollt zzv-diefem Zweck die Wahl von Sozialdemokraten! Ergreift -dew�ozialdemokratifchen Stimmzettel, der euch angeboten wird. rg reift eure Waffe!
Die jungfräulichen. Die„Nationalliberale Korrespondenz" erklärt gegenüber deutschnationaleu Blättern, von der Deutschen Volkspartei seien in keiner irgendwie gearteten Form Verhandlungen über die künftige Regierungsbildung in Preußen!
Vahle für üen König! -Mit Zwanzig dient ich als Husar und tat getreu die schwere Pflicht: mich schlug, weil er hei Laune war, der Leutnant mitten ins Gesicht. Ein Nichts, ein Dreck, ein hohler Kopf,�. bekannt als Schlemmer und als Säufer, ein Schuldenmacher, Dirnenläufer, doch adlig war der feige Tropf. Ich riß die, Plempe gegen ihn, weil es gerecht und billig schien— Die Richter schnarrten kurz und bitter: Zwei Jahre hinters Eisengitter im Namen des Königs! Mit Vierzig rief man mich ins Feld zum großen Sieg, wie's Gott gefiel, bis mir zu Brei ein Bein zerspeut. Zu Hause blieb mir auch nicht viel, vor Not und Hunger krank das Weib, das Kind im Sarge wohlgeborgcn— Da stand an einem blauen Morgen ein Kerl vor mir mit breitem Leib. ich könnt ihn gleich, er hob die Hand, die mich einst traf— vom Vaterland i sprach er, von Ruhm in West und Osw»— weit rückwärts lag sein fetter Posten, im Namen des Königs! Jetzt wird mir Tag für Tag der Ruf: „Du braver Preuße, höre zui .Was Sitte uns und Ordnung schuf, es wartet, der Retter, das bist du. Wir haben Geld, wir haben Zeit, laß dich nicht irren bei den Wahlen imd stimme für die Nationalen, dann baut sich"auf in Herrlichkeit der alte Staat, das alte Recht. mit Güte führt der Herr den Knecht"--- llnd jedes Blatt ist unterschrieben vog jenem Mann, der treu geblieben dem Namen des Königs! _ S ch l a r a j.
veutsches Theater: Jungfrau von Grleans. Knatole France hat mit Ironie und Gelehrsamkeit ein sehr dickes Buch geschrieben, um zu erweisen, daß chie Jungfrau von Orleans ein sehr schmächtiges und nur hysterisches Fräulein gewesen sti. Sie hätte nicht als des lieben Gottes mächtige Sendbotin ihre Siege errungen, sondern nur als ein bescheidenes Zöflcin der Jung- frau Maria. Trotzdem habe sich die Weitgeschichte an. ihr versündigt, im sie die zarte, sieche Jungfrau als Hexe verleumdete und vor der ungläubigen Rachwelt mit allerhand Schmach belasten ließ. Anatole Ftnnee beweisest ein wenig die gesunde Mystik der Heiligen, er
geführt worden, weder mit den bisherigen preußischen Regie- rungsvarteien, noch mit einer anderen Partei. Die deutsckinationalen Blätter hatten nämlich den Wabl- schwinde! ausgeheckt, die Deutsche Volkspartei habe Verband- luNgen mit der Sozialdemokratie über die Regie- rungsblldung in Preußen eingeleitet. Das war natürlich zu- gunsten der guten Sache gelogen, und zwar für die Dümmsten, denn die Helleren wisien, daß man keine Verhandlungen über die Regierungsbildung führt, solange man die Zusammensetzung des Parlaments nicht kennt. Die Deutschen Doltspar- teiler sollten ober dem Ordnungsfpießer als nicht soziolistenrein denunzien werden, damit er die Deutschnationalen wählt, die so etwas niemals nickst hm. Der steifleinene Dementierernst de?„Nationallib. Korr/' wirkt jedoch sehr erhaulich, wenn man sich daran erinnert, daß die Deutsche Volkspartei sofort nach den letzten Reichstags- wählen die Sozialdemokratie förmlich angefleht hat, sie möge mit ihr zusammen in die Regierung gehen, lind die Spitzbüberei der Deutschnationalen erstrahlt in um so hellerem Licht, wenn man sich dessen erinnert, daß Hergt und Helssirrich soeben die Bereitwilligkeit ihrer Partei erklärt haben, mit Sozialdemokraten zusammen in eine Regierung der„nationa- icn Einheitss-ront" einzutreten. Die Deutfchnationale Partei wirft also der Deutschen Volkspartei etwas vor, was sie selber zu tun bereit ist. und die Deutsche Böikspartei spielt die beleidigte Jungfrau, obwohl es doch ganz gewiß nicht an ihr lag, daß ihre Tugend erholten blieb. Dos Ganze ist' kennzeichnend für jene Politik mit dop- peltem Boden, die abwechselnd Deutschland und Preußen vor den Sozialdemokraten rettet und dann wieder Deutschland und Preußen von den Sozialdemokraten retten läßt. Frage: wie plump müßte ein Wahlschwindcl fein, wenn er von den„gebildeten" Wählern der Rechtsparteien bemerkt werden sollte? Wahljchwlnöe! gegen LüSemaan. Der amtliche preußische Presiedienst teilt mit: Von selten ein- zetner Beamtentategoricn, insfresor.bere von Militäranwörtern, ist in Protestaktionen gegen den preußischen Finanzministcr Lüde- mann wegen der van ihm aufgestellten Grundsätze für sparsame Finanzwirtschaft der Borwurf erhoben worden, er fei be- strebt, das Berufs beamtenttan auszurotten. In dem Erlaß des Ministers Lüdemann ist irgendeine tatsächliche Grundlage für diesen Vorwurf nicht enthalten. Es liegt dem Minister absolut fern, die Rechte der Militäranwärter irgendwie anzutasten. Kessel nicht amnestiert! Der Entscheidung der Strafkammer, wonach das Meineidsoer- fahren gegen den Hauptmann v. flefsel nnftr das Mrnncffiegeseh falle und darum niederzuschlagen sei. ist. wie die?.?.?!. von unter- rlchleter Seite erfahren, da» Sammergericht nicht beigetreten. Das Verfahren wird also seinen Fortgang nehmen. » In Wien wurde nach einer Meldung des„B.T." am Sonnabend der berüchtigte Trebitsch-Lincoln , weiland Pressechef des Herrn Ka p p und Spitzel in englischen Diensten, verhaftet. Trebitsch- Lincoln , der als Kind lüdischer Eltern geboren ist, hat bereits vier- m a l seine Religion gewechselt, dabei ist der ganze Mensch erst 21 Jahre alt. Man sieht daraus seine samose Eignung zum hervor- ragenden Vertreter einer deutschnationalen Ausbau- r e g i e r u n g. Es ist übrigens interessant, baß einer der damaligen .Haupthelfer Elwhardts, der vor kurzem selnr Erinnerungen tu Buchform herausgegeben hat, in diesen noch immer Trebitsch-Lincoln dos höchste Lob zollt. Mit viermaliger Taufe kann selbst ein Trebitsch- Lincoln die Sympathie eines ausgesprochenen Hakenkreuzlers er- werben. Denn mit diesem Rekord wird sogar die einmalige Taufe des Herrn von Gräfe in den Schatten- gestellt. Die Bildung der neuen Regierung in Lippe ist am 13. Februar erfolgt. Das neue LandesprLsidium wird gebildet von Deutscher Volkspartei lFabrikant Richard Müller-Oerlinahausen), Demokraten (Prof. Dr. Neumann-Hvser) und Sozialdemokraten(Drake).
räumt dem Irrenarzte jegliches Recht ein und empfindet es nicht als eine Schändung, wenn Doltatre, der äsfifche Spötter, in dem kriegerischen Landmädchen so etwas wie eine allzu Unternehmung?- lustige Landstreicherin erblickt. Schiller wollte gewiß nicht die psychiatrische Frage im Eharokter der Jungfrau von Orleans lösen. Er wollte gewiß teine geheimni?- volle Studie des Mystischen formen. Ihn lockte nur die grohartlge Rhetorik, die sich aus dem Zusammenprall des Geistlichen mit dem Weltlichen, des Königlichen mit dem Heiligen ergib«. Die dramatl- lchen und tragischen Verwirrungen, die er sucht, sind die Wirkungen des genialen Pathetikers. Karl Heinz Martin , der Regisseur des Detitschen Theaters, und sein künstlerischer Berater, der Baumeister Traut, bauten eine Bühne auf, deren Stil sich einer phantastischen, sehr gläubigen, sehr ernsthaft gespannten Scholastik unterwirft. Das läßt sich vielleicht rechtfertigen für den Rahmen der Bühne. Es ist aber nicht zu ver- teidigen, wenn rniti auch die Dinge vom Seelenleben der Jungfrau vollständig dem Schiilerschen Traum und der Schillerfchen Gestaltung entwunden Wörden. Es hilft der WWe nichts, die lauten Warte Schillers, die eigentlich einer mächtigen Vernünftelet ernspringen, in diese Welt der mystischen Theologie gewaltsam htneinzureißen. Die Jungfrau der Frau T h i m i g ist darum vollständig oerselitt, sie ver- fällt darum beinahe ins Parodistifche, weil dem Schillerschcn Wort und seinem Sinne zuviel Gewalt angetan wird. Schiller oerlangt, daß die Sprache der Jungfrau, mag sie monologisch hinströmen ober im Streite mit der Sprache der änderen zusammenplatzen, kräftig und vernehmbar erklinge. Jedes übermäßige Dämpfen ist da vom Uebel. Weniger jenseitig waren die übrige» Personen de» Spieles: frau Straub, eine sehr malerisch« und aufreizende Isabeau, Frau o s s e n, eine fast himmlische Königvgeliebte. Herr Janssen, Herr Krau s, Herr H o r t m a n n, Herr D i e t» r l e oertraten das britische und französische Kriegsoolk als König«, Vasallen und Feld- Herren, vom Regisieue zur Gclasienheit und vorsichtigen Milderung des allzu gemessenen Jambus gelrieben. Max Hochdorf .
Neues Volkstheater:„Ver Parastf. Auf dem Zettel stand: nach dem Französischen von Friedrich von Schiller. (Ohne diesen Adel geht's also auch im Dolkstheaker nicht?) Man überlegt sich: Parasit von Schiller und entdeckt dann mit Hilfe der Lüeraturqe- schichte, daß der Dichter der„Räuber" und des„Tel!" 1803 in kranken Tagen„zur Erholung und um der dramatischen Notität wegen" zwei Lustspiele des französischen Dieldramatikers Picard übersetzte— neben dem bekannteren„Der Nesse als Onkel" eben den„Parasiten". Das von Goethe geleitete Wcimarsche Theater, das viel mehr Kotzebue und dergleichen als Goethe und Schiller spielte, war in Spielplan- nöten, und der Literaturherzog, der das französische Theater liebte, wies auf Picard. Schiller, damals mit einem Drama„Die Polizei" beschäftigt, mag sich irgend etwas für diesen Plan von dem grob- schlächtigen Intrigsnstücke versprochen haben, das er in Prosa brachte und bearbeitete. Das ist die Vorgeschichte. Lassen wir also Schiller aus dem Spiel und geben wir Picard wieder, was ihm gehört. Die Spielleitung des Volkstheaters(Hans Brahm ) mochte natürlich nicht die Moralität, die dieses Stück dar» pellt, geben, wie es ist. Er übernahm wohl den altmodischen Rah»«
Zrauenfeinöliche Damen. Man schreibt uns: Eine besonders klafsifiziertc Schicht der Nürnberger Frauen hat sich berufen gefühlt, an den Reichs- tag eine„Eingabe gegen die Zulassüng von Frauen zu d e n j u r i st i s ch e n Berufen" zu richten. Zur Begründung dieser sonderbaren Antipathie wird u. a. gesagt, daß„diese juristischen Beruf« nicht für die Frauen geeignet" sind und ihr„Eintrirr in die juristischen Berufe sicherlich nur eine Verschlechterung unserer Rechtsprechung" bedeutet und außerdem zu einer„Verschärfung des wirtschaftlichen Kampfes führen würde, bei dem die Frauen mit aller Wahrscheinlichkeit unterliegen würden". Die Unterzeich» ncten, die zum Schluß ihres Schreibens nochmals dringend ersuchen, „der Frau die rechlswifsenschaftliche Laufbahn lo allen Fällen zu verschließen", lassen durchweg Repräsentanten der Recht spar- t e i e n vermuten. Zur Begründung dieser Vermutung hier einigs Namen Jener Fraucnschicht, die sicher aus höheren Parteibesehl<ze-> handelt Hai: Frau Sophie v. Traum, Frau v. Harsdorf . Elfe Ebner. Eschenbach. Frau Höhn-Orton, Lina v. 5) oller, Sophie v. Treue, Dr. Este Drehn usw. Di« Handlungsweise dieler Damen entspricht zweifellos dem Prinzip der Parteien, denen sie angehören: dem Prinzip der Rechts- Parteien. Sie haben den einwandfreien Beweis erbracht, daß die von den Rechtsparteien angeblich auch geforderte Gleichberechtigung der Frauen mir eine leere Phrase bleibt. Daß das weibliche Geschlecht durch seinen„Eintritt in die juristischen Berufe nur eine Verschlechterung unserer Rechtsprechung" herbeiführt, werden sich die Frauen für den heutigen Wahltag besonders merken müssen. Patriot Stippekobl. Das Musterbild eines Gemeindevorstehers scheint. Her? Stippekohl in Wasmannsdorf, Kreis Teltow, zu fein. Bei ihm wurden nämlich ein Maschinengewehr sowie eine Kiste Hand- granalcu gesunde», weswegen er sich am Montag vor dem Schöffengericht Neukölln zu verantworten hatte. Außer ihm saßen auch sein« beiden Söhne wegen Vergehens gegen das Entwaffnungsgeset; auf der Anklagebank. Die Beweisaufnabm- ergab, daß Stippekohl die obengenannten Waffen der Einwohncrwebr widerrechtlich zurückbehalten und bei sich verborgen hat. Den Beamten, welche die Beschlagnahme durchführten, begegnete St. in der �herausforderndsten Weise. Der Staatsanwalt beantragte gegen St. Z000 Mark, gegen feine Söhne je 300 M. Geldstrafe. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Abraham, hielt eine Rede zur Verherrlichung des Angeklagten, der nur aus„Patriotismus" gehandelt habe. Das Gericht verurteilte St. zu der aufiällig niedrigen Geld- strafe von SOO M. und sprach seine beiden Söhne frei. Darauf erklärte Herr Stippekohl:„Was mir die paar Hundert Mark aus- machen, da werden einfach 20 Jlk. auf fcen Zentner fierfosfefn geschlagen. dann ist der Schaden miede? eingebracht." Dies« Aeuße- rung kennzeichnet den„Patrioten" Stippekohl. So sehen Deutsch - iands Retter aus!_ Der siebenzimmerige Pfarrer. Die„Deutsche Zeitung" brachte in Rr. 76 vom 16. Februar unter der Ueberschrift: Eine merkwürdige .Aufsichtsbehörde"«ine Notiz, in der der Regierungspräsident m Frankfurt a. 0. angegriffen wird weil er die Entscheidung des Mieteinigungsarnts Zielenzig aus Anweisung eines Zimmers ht der Wohnung des Pfarrers Hennneiling an einen Zwangsmieter auf Beschwerde nicht aufgehoben habe. Wie die P.P.N. von unter- richleter Seite erfahren, hat der Regierungspräsident die Entscheidung schon deshalb nicht aufgehoben, weil er gar nicht das Recht dazu hat. Denn nach dem Gesetz sind die Entscheidungen� der MieteinigungsSmter endgültig. Gleichzeitig aber ist zur«ach« selbst zu sagen, daß die Zuweisung eines Zimmers der sieben- rällmiqen Bobnnng des vnverheiraielen Pfarrer» Hemmerling an einen Wohnungslosen durchaus teine Härte gegen den Geist- lichen bedeutete uud also auch materiell-in Grund zur Aus. Hebung der Enstcheidung des Mieteinigungsamtes nicht gegeben war. Herr Ackermann, Redakteur der„Deutschen_ Tageszeitung", bittet uns, mitzuteilen, daß er weder Jesuit noch päpstlicher Prälat gewesen, sondern ganz untonfuriert und obendrein oerheiratet sei.—- Nicht wir. sondern die Opposition in der Deutschnationalen Partei halte Herrn Ackermann zu diesen geistlichen Würden befördert. Wir hätten ihn höchstens für einen ehemaligen Rabbiner gehalten.
der äußeren Einrichtung, aber im übrigen servierte er die Schüsiek in pikanter Würze. Sie parodierle die Handlung, die allzu einfach mit schwarzen und weißen Figuren arbeitet, indem sie die alt- französisch und naiv anmutenden Bühnen- und Charakteristerungs- mittel von Anno dazumal karikierte. Der junge Liebhaber(Franz Rabatz) explodiert, wie mit Dynamit geladen, der Bauerntölpel (Armin S6? weißer) ist aus dem Lachkabinett und vor allem der Parasit, der mit fremden Berdiensten einen Schwindelbau�oufführt und Stellung und Liebe ergaunern will, ist eine auf die Spitze ge- trieben« Parodiefigur. Friedrich Lobe sprach nicht bloß mit den Händen, er scharwenzelte, tänzelte, intrigierte wie ein losgelassener Komödiant ältester und neuester Fasson— eine fabelhafte Berulkung ausdringlichen Birtuosentums. Da die ernsteren Partien(der red- ljche Minister Klinkowströms und die wackeren Biedermänner Erich Ottos und Arnold C z« m v i n s wie die anmutige Lieb- haberin der Gertrud Könitz) in Viesen Stil der grotesken Ver- renkimg nicht einstimmten, gab es einen deullichen Bruch. Der gute Picnrd scheint den Ausgang feiner moralischen Er- gößung: die Entlarvung des Lumpen, von besten Streichen der Abend allein lebt, selbst mit den Schlußworten:„Der Schein regiert die Welt und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne" ironisieren zu wollen. Die Zuschauer kannten sich zunächst nicht recht aus, aber sie lachten, das beste, was sie machen konnten.— r. Ein Märchen. Es war einmal ein Volk, dos hatte«ine» Krieg verloren. Die S'eger forderten nun Gold, Gold und aber« mals Gold. To berief der Minister des Auswärtigen die zwölf reichsten Leute des Landes zu sich. Die waren zuerst sehr er- fihrocken, denn sie glaubten nicht ander», als daß sie dos Gold selbst zahlen sollten. Ad-r der Minister beruhigte sie und sagte ihnen: Ihr sollt mich nur beraten und einen Ausschuh bilden. Und da Ihr von anderen Sachen sehr viel versteht, nenne ich Euch Sachverständigen rnisschuh. D>e zwölf Männer redeten aber gar klug, denn sie waren ja sehr reich. Draußen standen zwölf arme Teufel. Das waren Professoren. Sie verstanden von anderen Suchen sehr wenig, aber sie hatten ihr Leben lang die Wirtschaft- lichen Kräfte des Lölkes studiert. Kein Mensch fragte sie um ihren Rat, denn sie hatten ja nicht verstauben, Gold zu erwerben. Die fvllten sie da etwas von Gold verstehen? Und wen« das Volk noch nicht gestorben ist, dann stirbt es bald. I» der„Stttrvr�efvrechnng von Max Hochdorl ist ei» arger Druck» fehler zu berichtigen: statt Menschenpule muß ei Menschcngüte heißen. Änrt Schwitter», Dadaist, liest Mittwoch, 23. Febr., abends<S» Uhr, In d-r Kunstausstellung„Der Smrin", Potsdamer Str. 134«, eigene DiÄ» um gen. Im biraphiiche« Kabinett, Kiirfürstendamm 232, wird am Montag die Ausitellung:„Mrisrerioerke der Buchmalerei des 3. bis 17. Jahrhunderts" cröstnet. 9tufikn«chrichteit. Erich W o l f g a n g K o r n g o l d's neue sinfo- nistbe Ouvertüre„Tursnm corda" wird im'?. Pbilharmonischen Konzert in Berlin am 28. stebri-ar unter Niki ch zur Nrouifi'hrung gelangen.— Die SchakschePhilharmonie, die im September v. I. in Dresden und Berlin konzertierte, kündigt einen Mahlcr-Strauß-Ayllus von 12 Zkbeu- den(Marz— Mai) unter perl. Leitung von Bladislav V. Schal an. Die Natloaalgalerie ist heute, wie alle übrigen Mufeen der Wahle» wegen g e s ch l v s i e n. Das Kronpiinzenpalais mit der KirchncranS- siellung»ß vo» 10—1 Uhr geöffnet