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c) Steigerung der Produktion. Die Handelsbilanz kann also nur in bescheidenem Um- fange durch Einsparungen und Einsuhrbeschrän- k un gen, stärker nur durch Steigerung der Produktion und der Ausfuhr verbessert werden. Sodann wird auseinandergesetzt, daß die deutsche Ausfuhr von 2S Milliarden auf etwa Zg Milliarden steigen müßte, um den nötigen Ueberschuh zu ergeben. Käme noch eine 12prozentige Aus- fuhrabgabe hinzu, dann müßte diese Ausfuhr gar 40 Milliarden jährlich erreichen, gleich doppelt so viel wie die ge- samte Ausfuhr Englands im Jahre 1920. Die logische Folge einer derart übertriebenen Stei- g e r u n g der deutschen   Produttion zum Zwecke der Ausfuhr müßte ein Emporschnellen der Rohslofspreije aus dem Weltmarkt sein. Die Erfüllung der Pariser Forderungen setzt eine Vermehrung der menschlichen Arbeitsleistung voraus, die nur in Jahrzehnten verwirklicht werden kön-te. Vermehrte Arbeiterzahlen verlangen wiederum erhöhten Konsum. Zunächst aber ist eine bedenkliche Verminderung nach Leistung und Zahl eingetreten. Die Leistung des einzelnen unterernähr- tenArbeiters ist geiunken. Es bleibt somit nur als letztes Mittel Verlängerung der Arbeits- zeit. Durch international« Vereinbarung ist der Weltarbeitstag auf acht Stunden beschränkt. Um die von Deutschland   geforderte Leistung zu erfüllen, müßte die Arbeitszeit des deutschen   Arbeiter» von acht auf vierzehn Stunden erhöht v werden. Dies bedeutet eine Leistung, die selbst in der Frühzeit der Industrialisierung Eurovas, die rücksichtsloser mit Menschenkräften umging, als unerträglich und unerfüllbar angesehen worden wäre. Es besteht keine Möglichkeit für ein Land, einen Anspruch von solcher Unmenschlichkeit an den größten Teil seiner eigenen Levölkerung zu stellen, und es kann niemals die Meinung der Alliierten gewesen sein, unter Verletzung nicht nur des Geistes, son- bern auch des Wortlautes des 13. Teiles des Ver- failler Vertrages(betr. Arbeitsfragen), Deutschland   zur Stellung eines solchen Anspruches zu zwingen. Qualitätsarbeit, wie sie der Produktionsapparat Deutsch  - londs und seine Verpflichtung zu gesteigerter Erzeugung sie erfor- dort, kann nur von gesunden, arbeitswilligen und arbeitsfrohen Menschen, nicht von unterernährten. geknechteten und hoffnungslosen Zwangsarbeitern verrichtet werden. Der Ein- tritt eines solchen Arbeitsverhältnisses in irgendeinem Lande der Erde, ganz abgesehen von Deutschland  , würde einen gefährlichen kulturellen Rückschritt bedeuten und unabsehbare Folgen für die Erdbevölkerung nach sich ziehen. Bei der internationalen Verknüpfung aller Arbeitsverhältnisie können überdies grundlegende Umgestaltungen auf diesem Gebiete in keinem Lande ohne Zustimmung der Arbeiterorganisationen aller Kulturflaaten herbeigeführt werden. Erzwungene lleberspannung der deutschen   Produktion und Ausfuhr. Gelänge es, 40 Milliarden deutscher   Waren zu erzeugen und auf dem Weltmärkte abzuladen, so wäre Deutschland   die zen- tral« industrielle Werkstätte der Erde, die zwar unter gedrückieu Verbältniffen unh zu Hungerlöhnea arbeitet, die aber mit der ganzen Leidenschaft und Zähigkeit eine» um sein Leben ringen- den Volke» und mit der ganzen Gewalt seines konzentrierten Proouk- kionsap parates aus die Märkte der Erde wirken müßte. Die Ausfuhrziffer sämtlicher Kulturstaaten zusammen genommen beläust sich auf weniger ol» Iva Mil» tiarden Gold mark. Hatto Deutschland in der Lorgan- genheit ein Zehntel de» Gesamtbetrages zu decke», so würde«» gezwungen sein, in Zukunft 40 Proz. auszubringen und entsprechende Mengen an konkmrenzgüteru zu verdrängen. Die» könnt« nur geschehen unter gowaltigem Wider» stände aller beteiligten und betroifenen Ratio- neu und unter einer Absenkung sämMcher Warenpreise in einem Umfange, der allen Ländern die Produktion unrentabel machte. Det- jeder Marktlage wäre Deutschland   gezwungen, zu unterbieten, und tat« es dies nicht freiwillig, so würde sein? Ä o l u t a so lange sinken, bis ein automatisches Heriusior'.en des«rfordor» eichen Warenquantums aus dem Lande ersrngte. Deutschland   will den Weltmarkt durch äumping nicht stören. Ein «lfreiwilliges dumpiux aber entsteht durch den w a n g zu einer Exporttätigkeit, die jedes b-sher gekannte Maß überschreitet und, da sie überdies von der Valutaentwertung ge- kragen wird, von keinem menschlichen Willen abgestellt werden kann. Es gibt schon heute eine Anzahl von Produkten, bei denen die deutsche Ausfuhr derart innerhalb de»
tzerzen empor! K o n z e r t- U m s ch a n. Orchester find keine Maschinen, sondern sehr diffizil zu be­handelnde lebende Organismen, deren einheitliche und tunstwertvolle Leistung von hundert inneren und äußeren Motiven abhängt. Zu mesen gehört wohl die gute Laune, da» technische Können, das Per- antworiungsgefühl, die Unterordnung des einzelnen: aber mehr als alles das bestimmt die Führung des Orchesters seinen Ruf und seinen Wert. Man gebe sich nicht dem Irrtum hin, daß unsere prachtvollen Philharmonikervon selber� spielen. Natürlich können sie auch das, und es gibt sogenannte Dirigenten, um die sie sich mit Recht kaum be- kümmern, weil«» ihnen künstlerischer scheint, den stabschwingenden Herrn zu dirigieren, al» sich von ihm nasführen zu lasten. Man acht« aber einmal auf die Gesichter, auf die Anspannung, Aufmerksamkeit, Freude und Lust der Musiker, wenn Herr X. dirigiert, und wenn R i lisch den Stab anhebt. Eine andere Welt tut sich auf. Zwei- mal in einer Woche stand Nikisch vor den Philharmonikern. Im 9. seiner Konzerte setzte er sich für K o r n g o l d s sinfonische Ouver­türe op. 13 ein. Sie trägt den UntertitelSursum corda* Gerzen empor!" Wahrhaftig, das müßte Ein und Alle» jeder musikalischen Eingebung von Rang sein, die Herzen aus Not zur Freude, aus Dunkel zu den Sonnen zu führen. Im schicksalschwersten Monat seines Lebens ist ganz Deutschland   von diesem Sehnsuchtsruf erfüllt; das helfende Wort, von einem Genius in klingendes Wunder übersetzt, müßte das Herz der Welt lichwoll bestrahlen und könnte Brücken schlagen von Freund zu Feind, von Bruder zu Bruder. Solche Titanenkraft hat der Schlußsatz der IX. Sinfonie. K o r n g o l d hat seinem Willen zu einer lebendigen Tat In diesem sinfonischen Satz nicht die Größe einer weltumspannenden Idee hinzugesellt. Es fehlt nicht an technischer Bemeisterung des Stoffes, die C-dur-Einfühnrng ist großartig, heroisch und verspricht viel, das leidvoll sich quälende Motivmaterial des Mittelteils klingt ergriffen auf, und auch am Ende steht Musik und wuchtet uns an, frei von Gebärde. Dennoch: eine Abstrattion, kein Erlebnis: ein Vielerlei, kein aufgebautes, klar gegliedertes Ganzes: es fehlt die große, bestimmte, rücksichtslose Linie, die von unten gerade empor führ». Dem Riesenapparot de» Orchesters ent- spricht nicht die lösende und erlösende Kraft der Inspiration, und der Emporschwung der Herzen bleibt au«. Versöhnlich ist die Abneigung Korngolds gegen Modernitäten, peinlich da» Zerhackte der rhythml- ich«! Austastung. Zum zweiten betreute Nikisch Frau Haßler-Landolt an ihrem Klavierabend. Die sympathische Kunsllerin hatte sich mit dem papiernen, einfallsarmen und nicht einmal dankbar-virtuos geschric- denen Konzert ihres Landsmanns H u b e r arg vergriffen. Wo sollte sie da wohl Seele herholen und im Spiel widerspiegeln? Sie begnügte sich damit, nach Ueberwindung einiger Aengstlichkeiten den solistischen Part technisch sauber und nobel wiederzugeben und in den Kadenzen, wo allein eigentlich das Klavier sich den Atem für eine Aussprache freihielt, durch Grazie die Phraseologie der Vorlage zu vertuschen. Frau Haßler-Landolt spiele öfter, verschärfe ihr rhythmisches Empfinden und ertöte die Lampenangst, dayn wird ihre Begabung sich frei und schön entkalten. Furtwöngler leuchtete in Schönberg»Verklärte Nacht  " mit bewundernswert geschwungener Fackel. Da» ist, ohne
Weltkonsums überwiegt, daß eine Steigerung des denk- scheu Anteils überhaupt nicht mehr möglich ist, ohne unmittelbar iede auslänoische Konkurrenz zu zerstören. Zu diesen Produkten gehören Kleineisenwaren, Spielwaren. einfache Porzellanwaren, Chemikalien und Farbstoff«. Die K o n s u m k r i s i s ist nicht bloß veranlaßt durch den A u s- fall einer großen Zahl konsumierender Gebiete mit etwa 200 Millionen Menschen, sondern auch durch die Schwächung konsumierender Schichten innerhalb selbst der reichsten Länder. Die Reparationsleistung kann nicht da» Problem einer einzel­nen Volkswirtschaft sein; sie ist das erst« Problem einer ueu zu geslalleudell Weltwirtschast. Deutschland   ist«ulschlossen. bl» an die Grenze seiner Leistungsfähiokell zu gehe«, um kuuerhalb dieser Gesamtwirlschafl den ihm obliegenden schwersten Teil der Leistung ans sich zu nehmen. Freiheit der wirtschastllchen Be­wegung ist hier Voraussetzung. London   wird die Reihe der Verständigungen zu eröffnen haben, deren die Welt zum Aufbau ihrer Wirtschast bedarf, die eine Wirtschaft der Solidarität und der Gerechtigkeit sein muh, wenn sie nicht von Krise zu Krise treibend in unabsehbarer Verwirrung enden s.-U. Eduard Arnhold  . Friedrich Lalkrusch. Dr. Al. 3. Bonn. Edler von Broun. Dr. Wilhelm Enno. Friedrich Derlien. Hermann Dietrich  . Dr. Eorl Dulsberg. Anton Erkelenz  . Dr. Otto Frenhel. Carl Hansen. Rudolf havenstein  . Dr. Georg heim. Ewald Hilgen Otto Seinath. Dr. Maximilian Kempuer. Peter Klöckuer. Eugen Köngeker. Hans Kraemer. Heinrich Loffler. Georg Lübsen. Dr. Wilhelm von Meinel  . Dr. Carl Melchior  . Dr. August Müller. Dr. Walter Rakhenau. Hermann Silber- schmidk. Dr. Emil Georg v. Stau�. Hugo Stinues. Franz llrbig. Albert Kogler. Franz Wieber  . Dr. Otto Wiedfeldt  . Rudolf Wissest. Eine zweite Denkschrift. Eine weitere Denkschrift der Sachverständigen über den Haus- halt des Deutschen Reiches ist den Allüerten überreicht worden, die auf die einzelnen kritischen Bemerkungen der Alliierten über den Reichshaushall eingehend antwortet und die 11 n m ä g l i ch- keit wesentlicher Ersparnisse bzw. erhöhterSteuec- und sonstiger Einnahmen nochweist. Es heißt darin u. a.: 3n Gold umgerechnet ergibt sich bei KV Millionen Bevölkerung auf den Kopf nur ein Goldeinkommen von 233s-b Gold- mark pro Jahr, hierin drückt sich die ganze Verarmung des deutscheu Volkes aus. Die Ziffer wird ja auch bestätigt durch die außerordentliche Unterbilanz des Außenhandels, durch die Notwendigkeit, mit Papiergeld einen großen Teil der Einfuhr zu bezahlen. Sie findet weiter ihre Be- stätigung in der außerordentlich gedrückten Lebenshaltung des gröh- ten Teils des deutschen   Volkes." Die Denkschrift kommt zu dem Schlußergebnis, daß, trotzdem stark« Steuererhöhungen in Aussicht stehen, auf die Dauer auch bei schärfster Einsparung kein besonders großer Ueberichutz über den eigenen inneren Bedarf zu erzielen fein wird und daß es absolut unmöglich ist, die in den Pariser Beschlüsten ge- forderten Goldannuitäten aus dem Wege der Velken erung aufzubringen Der gorüische Knoten. Die wenigen Worte, die Lloyd Georg«»ach den Ausführungen unseres Hauptunterhändlers gesprochen hat. genügen, um den ganzen Ernst der Situation zu kennzeichnen Nach der französischen amtlichen Version klingen diese Worte womöglich noch wesentlich schärfer. Danach würden sogar die Aussichten auf eine Verständigung bereits jetzt sehr gering erscheinen. Wir vermögen im ein- zelnen zu den Gegenvorschlägen Deutschlands   nicht Stellung zu nehmen. Daß ihre nüchterne Darlegung keinen übermäßig günstigen Eindruck auf die Alliierten machen würde, war vor- auszusehen, zumal diese mit vorgefaßten Meinun- g e n zu der Londoner Konferenz gekommen sind, wie aus ihren eigenen wiederholten Erklärungen in den letzten Wochen beut- lich hervorgeht. Sie sind mit Ach und Krach in Paris   zu einer oberflächlichen Einigung gekommen und wollen offenbar, genau wie zur Bersailler Zeit, die Feuerprobe einer sachlichen
Umschweife sei's gesagt, ein ganz herrliches Stück Musik: und es drückt auf das Herz, wenn der Schönberg dieses Opus 4 mit dem Schönberg de» Opus 11 oder 10 verglichen wird. Welch ein Reich- tum ging verloren? Reichtum an Klang tristanischer Schönheit, an kontrapunktischer Feinarbeit, an menschlichen, allzu menschlichen Rührungen der Seele. Furtwöngler beherrscht auch dieses schwere Werk vollendet, dirigiert es nicht nur auswendig, sondern mit dem Herzen(par coeur). Um so mehr muß die Ausführung beanstandet werden. Der kammermusikalische Charakter dieser vom Ethos Dehmelscher Gedanken getragenen Lyrik geht im vollen Orchester der Streicher verloren, auch wenn Einzelheiten solistisch abgehoben werden. In den lebhaften Partien des Sextelt« treibt Furtwängler  , der alles, nur kein Geiger zu sein scheint, das Tempo bis zu tech- nischen Unmögllchkcllen. Keine Bratschen- oder Cellophrase kam notenrichtig zustand«. Und manche Unsauberkell im harmonischen Wechsel wies auf Proben zweier Tage. Zwei Monate wären selbst bei der Staatskapelle nötig gewesen. Tichaikowskys 5. Sinfonie bildete in gemilderte? Form den Abschluß des Konzerts, der Zucker- geschmack auf der Zunge aber schwindet nicht. Und Furtwängler  reiste am gleichen Abend wieder ab. Wie lange wird das ohne Nachteile für die Kunst so weitergehen? Vorzüglich spielten die Philharmoniker unter L. Schmidts Leitung, der aus reichem Wissen einen kiugen Abriß der komischen Oper gab: schwungvoll die Staatstapelle unter Schillings im Großen Schauspielhaus Wagners che Vorspele. Beide Veransialtun- gen fanden zum Besten der amtierenden Meisterkapellen stau und waren dicht besucht. Kurt Atterberg  , der bekannteste schwe- dische Tonsetzer, machte uns mit einem Violinkonzert von Natanel Berg bekannt. Be! aller Not und allem Mangel an brauchbaren Vlrwosenstücken muß auch dich es Konzert abgelehnt werden: es ist kurzatmig, belanglos für die Geig«, selbst in den Kadenzen, dos Solo mischt sich sehr bescheiden in das viel reicher und interessanter bedachte Orchester hinein, ohne selbständig zu werden. Dos vr.teidet den Genuß besonders im ersten, aber auch in dem slawisch aufge- putzten dritten Satz, während das Andante(von Tobias Wilhelm! sinnig gespielt) trotz der starken Mischung von Grjeg- und Bruch- Tönen gefallen tonn. Mieczylaw Münz entbietet das Dlüthner- Orchester zur Begleitung seiner Klavier-Borrräge. Er ist ein biederer, korrekter, etwas akademischer Spieler, kann allerding» in den hau»- bocken geratenen sinsonlschen Variationen von Casar Franck nicht viel an Ausdrucksnuancen vervaten, in Rachmaninofts C-woll- Konzert wenigstens gesunden Spiel- Elan. Den hat Marx Joffe zum Ueberdruß. Ist er ein Besesiener oder em Manirierter? Di« Entscheidung ist bei dieser Unruhe des Pian sien sehr schwer. Er kann sehr viel, und das Webersch? Rondo der zz-dur-Sonate gerat bei peschlostenen Augen als ein Kabinellsftück feinster Fingerkunst. Stllistisch vornehm und mit klug leitender Linker spielt Pepita Arriola sich aus den Feste'n des Wundertindertums frei heraus, sein Temperament für den Karneval Schumanns   sparend. Alles sehr anständig, noch ohne großen, persönlichen Zug. An der Orgel wird Fritz Heitmann   langsam zum Ersten seines Fachs in Berlin  . Ich komme auch in feiner prochivollen Ausarbeitung des Regerschen op. 127 nicht über die respekivolle Bewunderung des Baukünstlers Reger hmnu«: die Choral-Phantasien treffen dos Herz, und in der Variation wird das harmonisch« Zuviel-Können einem rein musikalischen, nicht mehr artistischen Grundgedanken
Diskussion gar nicht wagen, in der Erkenntnis, daß sie sie nicht bestehen würden und daß ihre Einigkeit in kürzester Zeit in die Brüche ginge. Daß die Alliierten über Nacht eine gerechte und sachliche Würdigung des deutschen   Gegenangebots vor- nehmen könnten, ist ausgeschlossen Lehnen sie es in er Gesamtheit und mit derselben Schroffheit schon heute mittag ab, die der englische Premier berests in seiner Erwiderung aus die Simonssche Nede gezeigt hat, dann werden sie damit nur beweisen, daß sie eben nicht willens sind, das Problem der Reparation nüchtern zu behandeln, sondern daß sie vielmehr entschlossen sind, ihren Willen mit der Gewalt durchzusetzen Daß der gordische Knoten der Wiedergutmachung mit dem Schwert zu lösen sei, wird wohl auch drüben kein vernünftiger Mensch glauben. Das wäre Katastrophenpolitik schlimmster Art, mit der sich die Entente vor den sachlich denkenden Men- schen aller Länder um den letzten Rest ihres Ansehens selbst bringen würde. Anstatt die Gegenvorschläge Deutschlands   mit einer Hand- bewegung abzuweisen und die Militärs auf den Plan zu rufen, sollten die alliierten Staatsmänner sich eine halbe Stunde ruhiger Ueberlegung gönnen, in der sie die Denkschrift der deutschen   Sachverständigen über die Folgen ihrer Pariser Beschlüsse ohne Hast und Leidenschaft prüfen müßten. Uns scheint dieses Dokument, das wir hier leider nicht wörtlich ver- öffentlichen können, dessen markanteste Stellen wir aber wiedergeben, derart überzeugend zu wirken, daß wir zumin- best, ehe irgendwelche Schritte, namentlich militärischer Art, unternommen werden, eine Beantwortung der darin enthaltenen einzelnen Behauptungen und Schlußfolgerungen für unbedingt erforderlich erachten. Auf diese Denkschrift, namentlich auf diejenigen Stellen. in denen die Folgen der Pariser Beschlüsse für die Lebens- Haltung und die Arbeitsverhältnisse des deutschen   Proletariats und des Proletariats der ganzen Welt mit furchtbarer Deutlichkeit und Logik ausein- andergesetzt werden, verweisen wir alle Anhänger der Sozial- demokratie. Wer diese Darlegungen liest, wird es verstehen, warum Huch wir nach wie vor die Pariser Beschlüsse für u n- diskutabel halten. Gleichviel was in den gestern, überreichten Gegenvvrschlä- gen steht bzw. vermißt werden kann, wenn die Alliierten jetzt schon abbrechen oder sonstwie zum Ausdruck bringen, daß sie an ihren mörderischen und selbstmörderischen Pariser Frr- derungen feschallen, dann gilt es für das deutsche Proletariat zusammen- und durchzuhalten zu seiner eigenen Rettung und zur Rettung der Arbeiterklasse der ganzen Well vor dem schlimmsten Sklaoenjoch, das jemals der Kapitalis- mus hat aufrichten wollen! Ein englisther Sitzungsbericht. Londou, 1. März.(Reuter.) Die heutige Vormiltagskonfe- renz, auf der Simons im Ramen Deutschlands eine Erklärung ab- gab, dauerte zwei Stunden Während Simon» die deutschen   Vor-- schläge im ewzelneu zu verlesen begann unlerbrachthllLloyd George und sagte, wenn Simons es für der Mühe wert hielte, Irgendwelche Dokumente zu unterbreiten, so könne er es tun aber angesichts der allzemeinea Erklärung der Alliierten könne Lloyd George   ihm nicht verhehlen daß die deutsche Regierung sich in einem völligen Mißverständnis über die Stellung der Allllerteu zu beftnde» scheine, die schon übereingekommen wären daß der gemachte Vorschlag so beschaffen sei. daß sie ihn als Ersah für den Pariser Vorging weder prüfen noch erörtern könnten Simons Erklärung besagte, daß Deutschland   die Pariser vor- schläge in der gegenwärtigen Form nicht annehmen könne, sondern Gegenvorschläge machen wolle. Simons überreichte zwei Denk- schrlflen, die die Pariser Vorschläge kritisierten Die Meinung der deutschen   Regierung ging dahin daß die Pariser Vorschläge aus einer zu fturfmgen Auffosiung der Lag« der deutschen Industrie ba- sterl seien. Dessen ungeachtet habe sich Deutschland   entschlossen end- gültige Vorschläge zu machen weil es für jedes Opfer vorbereitet jel. wenn es an die Stelle der unbegrenzten Verbindlichkellen des vertrage» von Versailles   begrenzte Verbindlichkeiten sehen könne. Der amtliche Bericht sieht noch nicht zur Verfügung. 3u der Rachmitiagsslhung. in der die Alliierten die Erklärung Slrncns In Erwägung zogen, waren die deutschen   Delegierten nicht zugegen.
untergeordnet. Wenn einer Reger so spielt wie Heitmann, so hat sein Werk auch für den fachlich nur halb Orientierten oder Inter  - essterten starke Werbetrast. Agnes Schulz war diesmal nicht ganz in Form. Störte sie die Mitwirkung des assistierenden Georg Schlaffhäuser? Der Baritonist spielt in romantischen Duetten immer eine etwas gedrückt-komisthe Rolle. Warum sich die Laune verderben lasten? Das schlägt auf die Stimme, die for- ciert klingt, und die erst nach einer ganzen Weile dem schönen Klang von«inst und dem aparten Boriragrtalent dieser feinen S ng-Begabung Platz macht. Auch der Begleiter störte: er ver- wechselte Harfe und Schleuder. Klavier und Trommel. Eine Lied will gesungen und in Fingerspitzen empfunden sein. Dann erst wirkt es als Hoffnung und Befreiung, als Srhnsuchtsruf: Herzen empor!" Dr. Kurt Singer  .
Wie das Sacharin entdeckt wurde. In diesen Zeiten der Zucker. knappheit ist das Sacharin, besten Verwendung durch Gesetz sehr eingeschränkt war, wieder zu Ehren gekommen. Wenn es auch nicht den geringsten Nährwert besitzt, so ist es doch als Würzmittel bei der Zubereitung von Speisen nicht zu unterschätzen. Freilich muß bei seiner Verwendung eine gewisse Vorsicht walten, da seine Süßkraft etwa SOOmal so groß ist wie die des Rohzuckers. Diese hohe Süßkraft führte auch zu seiner Entdeckung durch Fahlberg  . Der im Jahre 1919 verstorbene deutsche Chemiker erzählte, wie die Chemisch-Technische Wochenichrift" in Erinnerung bringt, darüber folgendes: Im Sommer 1S78 war er in dem Laboratorium der Iohn-Hopkins-Universität zu Baltimore   mit Versuchen zur Dar- stellung bis dahin noch unbekannter organischer Körper beschäftigt. Eines Abends siel ihm zu Hause beim Essen der süße Geschmack eines Brotes auf, er bemerkte aber bald, daß dieses von seinen Händen herrührte, obwohl e: sie nach Beendigung der Labora- torivmsarbeit gewaschen hatte. Er. eilte in das Laboratorium zurück und durchkostete sämtliche auf seinem Arbeitstisch befindlichen Gläser und Scholen  ; dabei fand er, daß der Inhalt eines der Gläser auffallend süß schmeckte. Die chemische Analyse ergab, daß es sich um das später von Fahlberg Sacharin genannte Benzocsäuresulfinid, also einen Abkömmling des Benzols handelt«. Im Jahre 1884 gründete dann Fah'.bcrg die erste kleine Sachgrinversuchsfabrik in New Jork, um zwei Jahre spät.r die Fabrikation auf deutschem Boden im Großen zu beginnen
. Eie erste der.Literarische« Sonderborstellnngen-'. in denen der Veinn Volksbühne zu einem perincieii Eiiidelispiebe auch iolche Werte zugänglich machen will, die sich zu den olaumähigcn Adeud- vorsicllunaen nicht eignen, ioll am iO. Mär, mittags im Neuen Volks- theater slattfinden. Zur Darftellunq wird unter der Regie Emil Lind» .Verbrüderung, ein Hochgesang uitter dem Regenbogen In iüns£tat'Oiien' von Paul Zech   gelangen,.starten zu S M sür Mitaiieder und 10 M. |ür Richtmiiglieder in der Gelchätisstelle des Vereins sowie an den Thealer- gasten der Tietzschen Warenhäu er. Berliner   Tcnkmalpficge. iSc! der fehl duichzefübrien Neuordnung der Mmi'lerialbaulommiisiori ist«in beiondeics Dezernat sür Denlmalpflege eingerichtet und dem Baurot Julius Koble in Ebarlottenburg übertragen worden. Da« neue Dezernat umsaht sowohl D-nimaloslege und Heimat» ichutz im allgemeinen al« auch Im besonderen die Berwattuua der Ann- und Kunslwert« staatlichen Besitzet.