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Reform öer Reichsverwaltung. Wie unseren Lesern bekannt, ist der sogenannte Finanzdiktator"' Carl dieser Tage zurückgetreten, weil er beim Versuch, seine Aufgabe zu erfüllen, auf allzu große Widerstände stieß. In die Art dieser Widerstände leuchten die folgenden Ausführungen hinein, die uns aus Abge- ordnetenkreisen zugingen: Zurzeit geht eine Notiz durch die Presse, nach der das Reichskabinett beschlossen hat, eine gemischte Kommis» s i o n zur weiteren Prüfung der zur Vereinheitlichung und Vereinfachung der Reichsverwaltung zu er- greifenden Maßnahmen einzusetzen. Dieser Kommission, die unter dem Vorsitz des Reichsministers des Innern, Koch, tagen wird, sollen je sechs Vertreter der Reichsregierung, des Reichs- rats und des Reichstags angehören. Ihre Aufgabe soll sein die Nac!)prüfung der Verteilung der öffentlichen Aufgaben zwischen Reich, Ländern und Gemeinden gemäß der Ver- fassung, der Organisation der Behörden, des Verhältnisses zwischen Reichs- und Landesbehörden, der Dezentralisation innerhalb der Reichsverwaltung und die Abgrenzung der Ver- waltungsbezirke. Die Meldung hört sich gar nicht übel an, und der Unein- geweihte wird sich vielleicht auch darüber freuen, daßendlich" einmal etwas geschieht. Dem Wissenden aber erzählt die Meldung etwas ganz anderes. Man entsinnt sich, daß. angeregt durch die hohen Defizite in den Reichsverwaltungen, vom Reichstag zwei Ausschüsie eingesetzt wurden, welche prüfen sollten, wie eine Verbilligung derVerwaltung zu erreichen sei. Die Eisenbahn mit ihrem Dutzendmilliardendefizit bekam einen Ausschuß für sich allein, der andereVerbilligungsausschuß" sollte sich mit den übrigen Reichsverwaltungen befassen. Die erste Wirkung, welche dies Vorgehen des Reichstags bei der Reichsregierung auslöste, war die Einsetzung des Finanzdiktators Carl, von dessen Wirksamkeit man bis zu seinem Rücktritt herzlich wenig gehört und noch weniger gespürt hat. In den Wandelgängen des Reichs- Parlaments erzählte man damals, daß die Regierung der im Verbilligungsausfchuß geäußerten Absicht der Nach- Prüfung des Geschäftsgebarens verschiedener Reichs- behörden durch einzelne Abgeordnete an Ort und Stelle unter allen Umständen vorbeugen wolle, und die Berufung des Finanzdiktators fei hierzu der erste Schritt. Man wolle sich durchaus nicht in die Karten gucken lassen. Um den Ausschuß hinzuhalten, wurde ihm vor den Sommer- ferien im vergangenen Jahre für den Herbst umfangreiches Material zugesagt, das den Ausgangspunkt der Arbeiten des Ausschusses bilden sollte. Spät im Winter lag dann dasum- fangreiche" Material in Gestalt einer 36seitigen Druckschrift über die Organisation der Reichsministerien vor. Im Aus- schuß hat sie nichts als Enttäuschung ausgelöst, denn das, was sie brachte, war erstens den betelligten Abgeordneten durchweg bekannt, und zweitens bot sie nicht den geringsten Anhalt zu einer Verbilliaungsarbeit. Der Ausschuß wurde also dringlicher, und der Gedanke, zur Prüfung der einzelnen Reichsresiorts Unterkommifsionen einzusetzen und die Arbeit praktisch anzufangen, gewann an Boden. Lediglich aus den Reihen der D e u t f ch e n V o l k s- partei wollte man sich von einem Selbernachsehen keinen Erfolg versprechen! So wurde die Sache denn wieder vertagt, bis der Reichsminister des Innern weiteres Material geliefert haben würde. Auch dies Material erwies sich als nicht brauchbarer denn das zuerst gelieferte. Zwar ist die neue Druckschrift 128 Seiten stark, doch bietet sie inhaltlich nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo die Verbilligunys- arbeit einzusetzen hätte. Man hat lediglich das erste Heft in- sofern ergänzt, als man die augenblickliche Zahl der Referate und nachgeordneten Behörden und Beamten der einzelnen Ministerien und zwar jedes nach seinem Geschmack an­geführt hat. Die Besprechung der neuen Unterlage im Aus» schuß ergab denn auch nicht den geringsten Fortschritt. Nur konnte festgestellt werden, daß sich der Gedanke der Bildung von Unterkommifsionen und die Absicht, praktisch an die

Lösung der Aufgabe heranzugehen, trotz dem andauern» den Wider st and der Deutschen Volkspartei durchgesetzt hatte. Um den Ausschuß noch länger hinzuhatten, griff man nun zu einem neuen Mittel. Es wurde beantragt, daß die Reichs- regierung dem Ausschuß die vom Finanzdiktator unter­breiteten Verbilligungsvorschläge nebst den Aeußerungen der Reichsressorts vorlegen sollte, erst dann würde die praktische Arbeit beginnen können. Der Antrag fand Annahme, und nun wartetderAu sich ußseitetwasechsWochen auf die Erfüllung seines Wunsches. Es darf bezweifelt werden, ob die Reichsregierung ihn jemals erfüllen wird, denn jeder denkende Mensch wird aus der Art der Behandlung der An- gelegenheit durch die Reichsregieruna klar ersehen, daß es ihr lediglich darum zu tun ist, den Ausschuß an der Durchführung seiner Arbeiten zu verhindern. Nichts anderes hat es zu bedeuten, daß sich jetzt das Kabinett entschlossen hat, die eingangs erwähnte g e- mischte Kommission einzusetzen. Man erkläre nicht etwa. daß diese Kommission ganz andere Aufgaden habe. Jeder, der mit dem Behördenapparat und-betrieb auch nur einiger- maßen vertraut ist, weiß, daß eine Verbilligung der Verwal- tung identisch ist mit ihrer Vereinheitlichung und Verein- fachung. Es liegt hier also ganz klar der V e r s u ch der Reichsregierung vor. eine Maßnahme des Reichstags zu durchkreuzen und unwirksam zu machen. Und was verschiedene andere Aufgaben der gemischten Kommission an- l betrifft, kann man sie als utopisch bezeichnen, denn die öffent» lichen Aufgaben sind in der Reichsverfaffung sehr klar zwischen Reich und Ländern verteitt und diese und die Gemeinden werden sich sehr dafür bedanken, daß eine Kommission der Reichsregierung ihnen in den Kram pfuschen will. Um es ganz offen zu sagen, es handelt sich hier um fol- gendes: Kein Mensch, der die Verhältnisse kennt, zweifett noch daran, daß wir in sämtlichen Reichsbehörden zu viel höhere Beamte haben, bei verschiedenen Behörden sind allerdings auch zu viel mittlere Beamte vorhanden. Um diese höheren Beamten unterzubringen und zwar st a n d e s- gemäß unterzubringen! hat man Referate über Referate und Abteilungen über Abteilungen geschaffen. Manche Referate sind mit zwei Referenten besetzt, mancher Referent arbeitet mit sage und schreibe einem Bureau­beamten. D. h. der Bureaubeamte arbeitet und der Herr Referent läßt ihn ruhig arbeiten. Es wird und kann doch nicht geleugnet werden, daß es in einzelnen Behörden so weit gekommen ist, daß die höheren Beamten nicht mehr wissen, was sie vor Langewelle anfangen sollen. Ja, die Be- hauptung scheint gar nicht übertrieben zu sein, daß man vieler- orts ganz glatt ein Drittel der höheren Beamten und mehr entbehren kann, und daß diese lediglich eine Er- schwernis und Verlangsamung des Dienstbetriebes bedeuten. Diese Herren in ihren Sinekuren zu halten, das ist der ein- zige und letzte Beweggrund, weshalb die Reichsregierung alles aufbietet, um zu verhindern, daß sachverständige Abge- ordneten das Geschäftsgebaren der Reichsbehörden selbst und an Ort und Stelle prüfen. Hinzu kommt noch, und dies ist bezeichnend, daß der Finanzdiktator sich sogar mit recht bescheidenen Verbilligungs- und Vereinfachungsplänen nicht hat durchsetzen können. Man erinnert sich, daß es kein anderer als der Vorsitzende der neu entstehenden Sparsamkeitskommission, der Reichsminister des Innern Koch, war, der den Sparsamkeitsmaßnahmen des Finanzdiktators im Kabinett und auch bei anderer Gelegenheit scharf entgegengetreten ist, wodurch er offenbar seine Eignung zum Vorsitzenden der Sparsamkeitskommission genügend dargetan haben dürfte. Was hiernach von der Kom» Mission zu erwarten steht, ist nicht schwer zu erraten. Die Sache ist aber zu ernst, um mit ihr Schindluder zu spielen. Der Verbilligungsausfchuß des Reichstags hat sich lange genug zum Narren halten lassen. Wenn er nicht selbst zugestehen will, daß er überflüssig ist, wird er sich wenigstens jetzt wohl oder übel rühren müssen.

Tlrpitz und Stinnes. Eine Ansprache der Flensburger Arbeiter. Wie wir erfahren, ist die verunglückte Schiffstaufe de» Tirpitz" in Flensburg doch nicht so sang- und klanglos ab- gegangen, wie nach den ersten Meldungen anzunehmen war. Wenn auch der Stapellauf des Dampfers unterbleiben mußte. so hatte sich doch auf der Werst ein Trupp vaterlän- discherArbeiter zur Begrüßung der Herren Tirpitz und Stinnes eingefunden, deren Sprecher folgende Ansprache hielt: Hochverehrter Herr Großadmiral! Hochverehrter Herr Großkapitalist! Mit Freude sehen wir heute zwei echt« Repräsentanten des guten alten Preußen bei uns: Den Kriegshetzer und den Kriegsgewinnler. Ei«, Herr Großadmiral, haben wie kein zweiter den Krieg gegen England geschürt, zum Wohle de« Vaterlandes haben Sie dann vermieden, sich während der vler Kriegsjahre irgendwie persönlich in Gefahr zu begeben. Aber tva« tuts? Verdanken wir doch Ihrem herrlichen Wirken zwei MOioueu Tote, anderthalb Millionen Kriegswitweu, ebensoviel« Kriegs» waisen. drei Millionen Kriegsbeschädigte, nebst allem sonstigen Elend. Sie sind einer der Hauptschuldigen de» U-Boot» Krieges, für den wir jetzt so bitter büßen müssen, und wa» be- sonders anerkennenswert ist: Sie haben ihn gefordert, obwohl Sie in der Eile oergesien haticu, U-Boot« zu bauen. Und nun zu Ihnen, Herr Stinnes! Mit ungeheurem Geschick haben Sie oerstanden, au» der Rot de» Volke» Riemen zu schneiden. Dafür sind wir deutschnattonalen Arbeiter Ihnen ewig dankbar. Während in den Schützengräben Tag sür Tag 3000 Deutsch « starben, haben Sie in Belgien Finanzprojekte zur Derschlingung der belgischen Industrie ausgeheckt, die Ihnen netto hundert Millionen eingebracht hätten, wenn wir Belgien behalten hätten. Aber trotz des Kriegsverlustes waren Ihre Kriegsgewinn« noch immer ungeheuer, denn es war ja so leicht, die Preise unter dem Hindenburgprogramm in» unendliche zu steigern. Unermeß» lich, Herr Stinnes, haben Sie am Staat oerdient, und des- wegen sind Sie völlig im Recht, wenn Sie jetzt die persönllch« Unterzeichnung einer SteuererNärong verweigeru und von Ihrem vielfachen Millionengewinn bisher an Steuern 172 000 M. ab­geliefert haben. Empfangen Sie unseren nie endenden Dank dafür, daß Sie so schon dick und fett geworden sind, während wir zu Skeletten abmagerten. Tirpitz und Stinne», die edlen Vertreter de» gute» alten Preußen, hipp hipp hurra, horrido, hello! Die Antwort von T'rpitz und Stinne» ist uns bis zur Stunde noch nicht bekannt geworden! flbstimmungsbetrug. Beukhen, I. März.(Eigener Drahtbericht de».Vorwärts"). In Zaborze wurde ein skandalöser Abstimmungsbetrug aufgedeckt. Don großpolnischer Seite sollen über 50 Anträge für abstimmungs- berechtigte Personen eingereicht worden sein, die bereits längst ver- starben sind. Auch soll man eine Relh« von Fällen festgestellt haben, in denen verschiedene Leute mtt großpolnischer Orientterung m e h r f a ch in die Abstimmungsliste eingetragen worden seien. Das deutsche Plebiszitkommisiariat hat bei der zuständigen Stelle dagegen Protest eingelegt. In Oberschlesien werden zur Volksabstimmung auch zahlreiche Auslands deutsche erwartet, selbst au, Uebersee sind schon Anmeldungen eingegangen. Auch der deutsche Gesandte in Brüssel , Genosse Otto Landsberg , der im Kreise Rybnik stimmberechtigt ist, wird natürlich kommen. Unter dem Verdacht, den Prokuristen und deutschnationalen Führer K l ö b e r aus Bismarckhütte mit ermordet zu haben, sind w Friedenshütte zwei Personen oerhastet und dem Gerichtsgesängms in Beuthen zugeführt worden. In G l e i w i tz wurde der wegen Meineids Im Zusammenhang mtt dem Kupka-Mord versolgte Kurter des polnischen Plebiszit- kommissariats in Gleiwitz , Franz Przybyllok, verhaftet. Es stellte sich dabei heraus, daß dieser Przybyllok identisch ist mit einem Oberleutnant der.Dojowka Polsta" und außerdem ein langgesuchter Raubmörder ist.>

Was wirb mit öer Siegesallee? Von Karlern st Knatz. Unter den vielen Unerfreulichketten des Krieges war einmal eine, die auch Angenehmes zu bringen oersprach. Das war die Verordnung über die Denkmälerbeschlaguahme. Da eine Gewähr dafür gegeben zu sein schien, daß nicht werwolles Kunstgut in den Schmelztiegel wanderte, so konnte man hoffen, bei dieser Gelegen- heit manches los zu werden, das nicht schön anzusehen war. Man hat nicht viel von den Ergebnissen jener Verordnung gehört, weder von der beabsichtigten noch von der unbeabsichtigten Nebenwirkung. Die Siegesallee in Berlin aber Ist aus Marmor, die Einschmelzver- ordnung konnte ihr also nicht gefährlich werden. So steht sie heute noch. Die politische Umwälzung kam, und die lebendigen Fürsten oerschwanden überall in Deutschland in der Versenkung des Privatlebens und des Prätendententums. Aber die 32 marmornen Herzöge, R-xe und Kaiser sie blieben. Sie bsieben und verunzieren das republikanische Berlin ebenso wie das wilhelminische. Zweifellos es zeugt von Ungefchmack, von poli- ttschem Fanatismus und von roher Geschichtslosigtett, politische Ver­änderungen durch die Vernichtung der Sinnbilder de» Gewesenen zu besiegeln. JederBildersturm", zumal der gegen Schöpfungen der Kunst, ist scheußlich. Die Siezesalle« aber ist nicht berechtigt, für eine Schöpfung der Kunst gehalten zu werden. Hier ist ein Fall, wo neue Machtverhältnisse bedenkenlos benutzt werden können, dem guten Geschmack eine lang verwehrte Genugtuung zu geben. Wie zum Teufel soll man oerstehen, daß die Sozialdemokratie in un- mittelbarer Nähe des Reichstags sich diese Allee der fürchterlichsten Marmorgruppen gefallen läßt? Wie lange sollen diele Marmorgußfiguren noch den Tiergarten verschandeln? Es ist schade um den schönen Rohstoff, um die vielen Zentner Marmor, an denen die Bildhauer unserer armen Zeit zeigen könnten, ob neuer Geist in neuen Formen blüht. Jahrzehntelang ist die Siegesallee ein durch alle Witzblätter Deutschlands und der Welt geschleiftes Sinnbild dessen gewesen, was im wilhelminischen Preußen und Deutschland wahrhaftig furchtbar war: kunstfernes Protzentum, forsche Ahnungstosigkeit oben und feiges Mundhalten unten, unüberbrückbare Kluft zwischen dem Geist der Machtlosen und dem Ungeist der Mächtigen. Es ist an der Zeit, daß diese trosttose Zuckerbäckerei der Schott, Unger, Böse, Felderhoff, Herter und wie sie alle heißen, die heute kein Mensch mehr kennt, abgebrochen wird. Und das sollte keine Kundgebung gegen polittsche Ueberzeu- gungen sein, sondern eine längst notwendige.Wiedergutmachung" einer allzu dauerhaft gefrorenen künstlerischen Lächerlichkeit.

Sturm- und Drangbühne. Wiederum haben einig« ehrgeizige Menschen oersucht, eine neue, bessere Theaterzeit zu begründen. Sie vereinigten sich zu einer Gesellschaft, die den stolzen Namen Sturm- und Drangbühne führt. Aber es handelt sich nur um Schall und Rauch. Herr Paul Friedrich leitete den ersten Abend mit einem Vortrage ein, der programmatischen Charakter trug. Sturm und Drang sei alles, was sich von den überlieferten und erstarrten Kunst- formen wegwende und zu neuen Inhallen und Formen gelangen möchte. Es wurde der expressionistische Stil unserer Zeit von dem Festredner beseitigt, und dann ging man über zu den praktisch be- lehrenden Beispielen, die den Geschmack für das neue Werk be- gründen und fördern sollen. Man spielle einige Szenen von Karl Hauptmann , etwas Faustisches, das jedoch über die Anfänge des Entwurfs niemals hinausgekommen ist. Es handelt sich um ein Erfindergenie, das seinen Geist an den Maschinen der Zerstörung übte und nun erschrickt, well die Möchte, die es bewaffnet hat, ihm anklagend entgegenrücken. Liebhaber versuchten sich an diesen Szenen und auch an einem ehrwürdigen Literaturstück des Stürmers und Drängers Heinrich Leopold Wagner . Der Dichter des.Evchen Humbrecht" hat mit Anspielungen und Ausdeutungen seiner un- ruhigen Zeit eine Apotheose Vollaires oerfaßt. Der große Spötter sinkt zusammen und bekennt sich zu Himmelsgläubigkeit und Gottes- fklaventum, da er die letzte Stunde nahen fühlt. Alles das ist auch nur von unzulänglichen Liebhabern der schönen Künste dargestellt. Man fragt sich, wozu diese Versuche dienen sollen, wozu diese Pro- gramme nützlich sind? Alles das ist nur dilettantisch und irre- führend. Nichts Neues wird erreicht. Nichts Altes, das schlecht wäre, wird zerstört. Einige Privatleute wagen es, ihre persönliche Selbstgerechtigkeit irgendwie moralisch oder ästhettsch zu rechtfertigen. Man soll fremde Leute mit solchem Getändel nicht mehr behelligen. M. H. Die Wiege de» Spirikismu». Nicht weit vom Ontario-See im Staate New Dork liegt eine kleine Stadt namens Hydesville. Eigent- lich bestand die Stadt zur Zeit der hier erzählten Ereignisse im Jahre 1847 aus einigen kleinen Hütten, wo sich jedermann kannte, und wo keiner niesen tonnte, ohne daß alle es erfuhren. Hier wohnte ein methodistischer Bauer John Fox mit seiner Familie, zwei Töchtern, der fünfzehnjährigen Margarete und der zwölfjährigen Kalle. Eine verheiratete Schwester, Leah Fish, eine wichtige Person in der Geschichte des Spiritismus, wohnte in Rochester, 30 Mellen entfernt. Sie war eine durchtriebene junge Frau, Witwe, und lebte von Musitstunden. Ein Sohn, David, wohnte einig« englische Meilen entfernt. Die Eltern und die beiden Mädchen waren im Dezember 1847 in das Haus gezogen. Man hatte erzählt, daß es im Hause spuke. Im Februar des folgenden Jahres begann die Unruhe. Man hörte geheimnisvolles Klopfen in den Wänden und den Möbeln des Zimmers, in dem die Mädchen sich aufhielten. Der Vater zuckte darüber die Achseln: aber die Mutter wurde immer nervöser. Nur die beiden Mädchen schienen ganz ungerührt davon.Höre, lieber Spuk, mach' es wie ich", so pflegte die Zwölfjährige zu sagen, klopfte mehner emal. und sofort antwortet« ein« unsichtbare straft mit der gleichen Zahl von Klopstönen. Die Genauigkeit, womit der Unsicht- bare alles nachmachte, wozu man ihn aufforderte, zeigte Frau Fox,

daß es ein intelligentes Wesen war, nicht eine Ratte oder ein In- sekt, wie der Mann behauptete. So beschloß man, Fragen zu stellen. Die Antworten sollten durch Klopfen ausgedrückt werden. Man stagte nun den Familienspuk, ob er ein Ermordeter sei, und ob er im Hause begraben liege. All diese Fragen wurden bejahend beantwortet. Eines Tages aber kam derErmordete", der auch seinen Namen durch Klopfen bekanntgegeben hatte, ftisch und ge- sund aus der Stadt. Diele Jahre später erzählte Margarete, daß die Geschichte ein Gewebe von Lügen gewesen sei. Einmal lud man die ganze Stadt ein. sich das Klopfen anzuhören. Alle Anwesenden hörten mit Schrecken die Antworten desermordeten Hausierers", während die beiden Mädchen ganz unschuldig in Ihren Betten lagen. DerGeist" gab auf Befragen das Alter aller Anwesenden an, wieviel Kinder sie hatten usw. Man zweifelt« nicht mehr an der Allwissenheit des Geistes. Die Familie Fox konnte nicht mehr in dem Spukhaus bleiben, sondern verstreute sich. Die Geister, die schon jetzt recht zahl- reich waren, folgten den Mädchen. Di« mediale Kraft schien auf seltsame Weise ihren Verwandten und Bekannten zu folgen. Rochester und Auburn besaßen bald zahlreiche Häuser, wo sich da» mystische GcisterNopfen ereignete. Besucher aus anderen Städten brachten die Ansteckung mit nach Hause und so verbreitete sich die Epidemie bald über den ganzen Staat New Port der Spiritismus war begründet. Aerzfliche Behandlung drahttos. Mitten Im Allanttschen Ozean hat der S.chisfsarzt des englischen Dampfer» Metagama, der dieser Tage in Liverpool eintraf, aus drahtlosem Wege einem weit entfernt seinen Kurs segelnden Dampfer ärztliche Vorschriften erteill. Auf der Fahrt von Kanada nach Liverpool begriffen, hatte die Metagama von dem Steuermann des Frachtdampsers Vinderia, der nach Glasgow bestimmt war, die drahtlose Nachricht von der schweren Erkrankung des Kapitäns erhalten, die durch ein« eingehende Krankheitsgeschicht« ergänzt wurde. Dr. Caithneh, der Arzt der Metagama, erteilte darauf ebenfalls drahtlos Behandlungsvor- schriften und hatte die Freude, nicht lang« darauf die Nachricht zu erhalten:Haben Ihre Vorschriften befolgt. Pattent befindet sich viel besser."_ Vorträge. Dr. Rudolf B e r n o n I l i vom Ztunftgewerbemuscum wirb sür den ertranlten Pros. Loubier am 4. und lt. März, nachm. S Uhr. im Küullcrinnenbaus die beiden Vorträge überDaS alte und da» neue Buch' übernehmen. Dbeater. DaS Deutsche Tbeater bereltet noch für die Tviel- zeit ZchillerS, F i e S k»- vor. Dieser Auffübnrng wird sich eine zvttische Darllevung der am Deutsche » Theater gespielten Dramen Schillers anschließen. Die größte Freilichtbülme der LSelt soll In Freibnrg w Baden errichtet weiden. Der Zusvauerraum soll 8000 Personen fassen. Nachdem Freiburger Tageblait' ist die finanzielle Seite bereits gesichert. Die Bühne wird 200 Meier breit und lOO Meter tief fein. Man will bereits tn diese« Sommer das Oberammergau -.r PasfionSspiel in Freiburg ausführen. Landlichtipielausschnß. Zur Förderung und Organisation de» LichtspielweienS aus dem Lande ist unter Mitbeteiligung de» Landwirt- ichastS- und de» WohljahrtSmiuisleiiumS«in.LandlichtlpielauSschuk' int Leben gerufen worden. Die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin gW. 11, Bernburger Str. 13.

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