Geßlers öluff. Der Reichswehrminister Gehler ist ein Anhänger der Ueberrumpelungsstrategie. Er liebt es, mit Anschuldigungen herauszukommen, wenn er annehmen darf, daß in seinem Auditorium niemand sich befindet, der über die Sache ausreichend informiert ist. So hat er in der Mitt- wochsitzung des Wehrausschusses neuerdings heftige Anklagen gegen den Reichswirtschaftsverband deutscher Berufssoldaten erhoben, die in der Sache gänzlich haltlos sind. Er hat den R.d.B. der Sympathie mit den K a p p° R e b e l l e n geziehen, obwohl dieser Verband in her» vorragendem Maße zum ScheiterndesKopp-Unter» nehmens mitgewirkt hat. Der angegriffene Verband über- sendet uns hierzu folgende Erklärung. Der Reichswehrminister hat heute im Wehrausschuß des Reichs- tages, nach Pressenotizen, das Verhalten des R.d.B. in den Kapp- Tagen in einer Weise geschildert, die Zweifel an der Der- fasfungstreue des Verbandes hervorrufen soll. Die Schild«. rung des Ministers stützt sich aus einen Bericht, der von einer der Verbandsleitung nicht angehörenden Persönlichkeit verfaßt worden ist und der die Borgäng« absolut unrichtig wiedergibt. Die Verbondsleitung hat dem Vorsitzenden deo Wehrausschusses eine eingehende Klarstellung zugehen lassen, durch die der Nachweis geführt wird, daß alle Maßnahmen der verbaudsleiwug in den Kapp-Tagea von vornherein ganz selbstverständlich darauf gerichtet waren, den Schutz der Verfassung zu bewirken. Es ist dies bereits der zweite Fall, in dem sich der Her? Minister in seiner öffentlichen Stellungnahme zur Organisation ohne genügende Nachprüfung auf falsche Darstellungen stützt. Es muß in diesem Zusammenhange erwähnt werden, daß der Minister gelegentlich der ersten Beratung des Wehrgesetzes im Reichstag auf den Artikel.Giftstoffe im Körper der Reichswehr " der„München-Augsburger Abendzeitung' in einer Weise Bezug nahm, die da» Ansehen des Verbandes schwer schädigen mußte. Die Erwähnung jenes Artikels erfolgte, b e- vor es dem Verband« möglich war, in eigener Stellung- nähme, die später von der Press« aufgenommen wurde, die Beschul- digungeu jene» Artikel» al» unwahr und völlig haltlos zu entkräften. Wir können aus eigener Kenntnis der Dinge die Dar- flellung des Verbandes nur bestätigen. Schon am Vor- mittag des 13. März ist einer unserer Redakteur« von einer führenden Persönlichkeit des R.d.B. aufgesucht worden, die gekommen war, um ein Vorgehen gegen die Kapp-Reb eilen zu beraten. Die Bezichtigung des Herrn Geßler ist um so lächerlicher, als er n i ch t s gegen Angehörige der Reichswehr unternimmt, die zweifellos und offensichtlich auf derSeite der Rebellen gestanden haben. Vor wenigen Wochen ist ein Buch erschienen, das ein hervorragender Offizier der Brigade Ehrhordt oerfaßt hat. Es heißt:.Mit Ehrhardt durch Deutschland ". In dem Kapitel dieses Buches, das vom Kapp-Putfch handelt, wird betont, daß die Kapp- Regierung von dem Reichswehrgruppentom- mando in Kassel . eine voll« Zusage erhalten hat. Der Leiter dieses Reichswehrgruppenkommandos. General v. L o ß b e r g. tut nicht nur nach wie vor Dienst in der Reichs- wehr, er ist von Herrn Geßler sogar befördert worden. Das gleiche gilt von dem General v. Dassel , besten Erlaste wir seinerzeit im.Vorwärts" abgedruckt haben und die eine ganz unzweideutige Stellungnahme für die Kapp-Regierung ergeben. A«? der Meuterer- b ri a a d e Ehrhardt hat Herr Geßler den Kern der Schiffs ftommdivifion formiert. Gegen diese wirk- lichen Kappisten hat Herr Geßler nichts einzuwenden, den R.d.B. aber, der mit seiner scharfen Erkläruno gegen Kapp und Lüttwitz wesentlich zum Scheitern des Kapp-Unternehmens beitrug, bekämpft Herr Geßler als kappoerdächtig. Ein solches Verhasten ist denn doch gar zu durchsichtig?
Das berliner Schloßmuseum. Seit dem vorigen Sommer ist Otto von Falte, der neue Generaldirektor der Berliner Museen, am Werke, da« alte Schloß an der Spree in seinen Hauptteilen zu einem Schloßmuseum um- zugestalten. Die Erfuhr ungen der ersten Zeil nach dem Umsturz hatten die Notwendigkeit erwiesen, die Prachträume und die Kunst- werke des Schiostes gegen«ine Ausnutzung zu sichern, die bald ihren Dentmalswert vernichtet hätte. Dazu wollte Falke an einem großen Beispiele den theoretisch lange erörterten Plan verwirklichen, ein« Schausammlung des Besten von einer für Fachleute, Sammler usw. bestimmten Studiensammlung zu trennen, und so leitete er die bis- her in der Priz-Albrecht-Straße untergebrachten kunstgewerblichen Sammlungen ins Schloß über. Ihre im eigenen Museum dort bis- her durchgeführte systematische Aufstellung läßt sich im Schloß aller- dings nicht länger halten. Aber wenn das Berliner Schloßmuseum, wie man hofft, Anfang Mai eröffnet vird, dann werden wir ein« neue Sehenswürdigkeit allerersten Range» genießen. Das Schloßmuseum wird ein ganz anderer Typus fein als etwa das jetzt viel bewunderte Münchner Residenzmuseum. Dort konnten die Leiter, nachdem da» Königshaus die Räume der Münchner Re- stdenz verlasten hatte, sich darauf beschränken, die architektonische und dekorative Pracht des Schloßinnern in seiner Ursprünglichkeit wiederherzustellen, in dem sie spätere Geschmacklosigkeiten wieder ausmerzten, das überreich vorhandene Gute aufs beste anordneten. Durch die Einbeziehung des ganzen kunstgewerblichen Besitzes der Berliner Museen wird das Schloßmuseum etwa» ganz anderes, Neues. Von der Dekoration der Prachträume bat Falk« die Anordnung der Sammlungen bei immen lassen, die Räume haben den für sie passenden Inhalt an sich gezogen. Da gab es manchmal ein Kompromiß mit dem Gebäude, weil öfter kann der Inhalt die Wirkung der Räume steigern oder wird durch sie in ein ganz neues Licht gesetzt. Den Weißen Saal Ihnes, mit dem der Besucher beginnen wird, hat Falke vorläufig nicht in die eigentliche Samm- lung einbezogen, er ist als Ausstellungsraum bestimmt, z. B. im kam ni enden Herbst für den Iaeob-Kraufe-Bund der Kunstbuchbinder. Auch die daran anschließenden Prunkräume de» zweiten Stockes. die Schöpfungen Schlüter», fast das einzig«, was man bisher bei Schloßführungen zu sehen bekam, sind nur ganz wenig mit SammlungsgetjenftSnden besetzt. Doch hat z. B. im Rittersaal das riesige Silberbufett wie von selbst dazu geführt, auch von der Silber- fammkung de» Museum» da« Allerbeste hier aufzustellen— da» weniger Wertvolle kommt in räumlichem Anschluß daran in die Studiensammlung. Stil und. Qualität des in den Schlüter-Sälen Aufgestellten entspricht dem Charakter der Räume selbst. Manches hat hier gestanden, ehe es in da» Museum kam, z. D. die preußi- scheu Paradekunstwerke wie der Pommersche Kunstschrank und der Moskowlter-Schrank. Die Bildergalerie, die bis 1911 umgestaltet worden ist, um statt der bisher dort zusammengedrängten Gemälde die neu aufgefundenen, für den Großen Kurfürsten ge- schaffen«! Gobelins aufzunehmen, wird sich gleichfalls mit ihrer Länge von 60 Metern und der nun einheitlichen Barockdekoration als Raumeindruck darbieten, das deutsche Gegenstück etwa zur Apollo-Galerie de« Louvre. Bor dl« Fenster hat Falk« hier ein« schlank» jchmale Reih« von Vitrine» gestellt, in denen sich die beut-
Was soll denn überhaupt der ganze Kampf gegen den R.d.B.? Ein Portetgenosse des Herrn Geßler. der demokratische Reichstagsabgeordnete Heile, hat vor kurzem öffentlich erklärt: Wenn er Reichswehrminister wäre, würde er sich mit beiden Händen auf eine solche Organisation stützen. Herr Geßler stützt sich nicht auf sie, sondern er st ü r z t sich auf sie, um sie zu vernichten. Er zeigt sich wenig als Demokrat, sehr viel mehr als B u r e a u k r a t, den eine Berufsorganisation seiner Untergebenen in seiner Bequem» lichkeit stört. Und er zeigt sich vor allem als ein Mann, der jeder Einflüsterung seiner reaktionären Umgebung in höchstem Maße z u g ä n g l i ch ist. Di« Leute, die Herrn Geßler gesteckt haben, daß der R.d.B tappverdächtig wäre, stehen Herrn Kapp in ihrem Innern wahrscheinlich viel näher, als der R.d.B. Wäre der R.d.B. wirklich Herrn Kapp freundlich gesinnt gewesen, so würde er von der Offizier- clique nicht bekämpft, sondern in jeder Weise geför- d e r t werden, wie z. B. der»Verband n a t i o n a l g e- sinnter Soldaten", eine offenbar reaktionär man- archistische Vereinigung, für die an vielen Orten von den Kom» mandostellen offizielle Propaganda gemacht wird. Der Eifer, mit dem Herr Geßler sich jede Anschuldigung gegen den R.d.B. zu eigen macht, auch wenn sie noch so un- haltbar ist, paßt schlecht zum Bilde eines demokratijchen Reichswehrministers. Sie paßt allerdings zum Bilde eines Mannes, der wesentlich von den Einflüssen einer reaktionären Umgebung abhängt. » Zu unserem Bericht in der Mittwoch-Abendausgabe über die Tagung des Wehrausschusies teil uns Genosse Schöpflin mit, daß sein« Ausführungen im Wehrausschuß sich nicht auf da» Ver- bot des»Vorwärts" in den Kasernen bezogen haben. In diesem Punkte ist er dem.Vorwärts" nicht entgegengetreten. Seine Ausführungen bezogen sich vielmehr auf«ine Bemerkung de».Vorwärts" in einem früheren Bericht, die offenbar durch eine unrichtige Uebermittlung der Reden zweier bürgerlicher Abgeordneten ent- standen ist.— Nach dem übermittelten Bericht mußte es so scheinen, als ob Schöpflins Ausführungen die Antwort auf Geßler» Angrist gegen den„Vorwärts" in punctc» Zeitungsverbot in den Kasernen gewesen wären. Da dies nicht der Fall ist, so ist natürlich auch unsere Bemerkung zu der Sache gegen st and»lo».
Ein politischer Staatsanwalt. gm Kasseler Kommunistenprvzeß hat gestern der Staats- anwast ein Plädoyer gehalten, das mehr einer politischen Brandrede gleicht, als der forensischen Auslassung eines Gerechtigkeitsorgans. Man mag von dem Vor- gehen der kommunistischen Angeklagten hasten, was man will: in dieser Weise durfte ein Mann nicht operieren, der das Ansehen der Justiz als einer unpolitischen und u n- parteiischen Institution zu wahren hat Um von an- derem zu schweigen: Was stellt es z. B. vor, wenn ein Staats- anwast im Gerichtssaal über das Verbot der Orgesch B e- schwerde führt?! Der Staatsanwast entpuppte sich aber noch viel deutlicher als deutschnational orientiert. Ehrlofig- feit, Schamlosigkeit, gemeines Derbrechen— das hagelte nur so auf die Angeklagten nieder. Einen politi- schen Gegner, der aus rein politischen Erwägungen ge- handelt hat. für ehrlos zu erklären, ist sicher ein Zeichen politischer Voreingenommenheit. Ein Wort darüber, wie der Staatsanwalt den Vorwurf der Ehrlosigkeit begründete: Deutschland liege am Boden, über- mutigen Feinden ausgeliefert, da gäbe es eine Partei, die den Aufstand propagiere, das sei ehrlos. Nein, Herr Staatsan- wall, es gibt zwei Parteien, die den Aufftond propagieren. und wenn die Kommunisten ehrlos sind, dann sind es auch die Rechtsnationalen, dann sind. ehrlos auch die Kapp, o. Iagow usw. Dasselbe gilt von der schönen An-
schen Gläser, besonder, de» 17. Jahrhundert», gegen da» breit hereinströmende Himmelslicht fo prochwoll darstellen wie niemals in einem Museum. Im Anschluß an die Echlüter-Säl« findet man in der alten Brautkaiymer mit ihren Wanddekorotionen im chinesischen Stil das ostasiatische Porzellan, weiter da» Emaille, das heißt immer etwa die Hälfte des bisherigen Museumsbestandes, deren gering- wertigere Teile möglichst in unmittelbarer räumlicher Verbindung von der Studiensammlung aufgenommen werden. Die Braun- schweiger Galerie in der alten Kurfürstenwohnung erwies sich mit ihrer Spiegeldekoration an der den Fenstern gegenüberliegenden Seite wie geschaffen für die P o r z e l l a n p l a lt i k, dt« man nun hier von allen Seiten wird bewundern können. Und die fünf Säle nach der Südseite, nach dem Schloßplatz heraus, nehmen das ita- lienifchr Kunstgewerbe auf: die Schätze an Majolika, Truhen, venezianischem Glas,— sie fügen sich der Elisabethen- Wohnung ein, dh- zum Teil auf Schlüter zurückgeht, zum Teil von Ihne nach alten Mustern ergänzt worden ist. Dieser zweite Stock wird für das Publikum abwechselnd mit dem ersten und Erdgeschoß geöffnet sein. Ein« besondere Ueberroschung bringt dieser erste Stock, die Königskammern ri«brich Wilhelms II» deren Räume abwechselnd von ontard. dem Erbauer de» Opernhauses, und dem strenger klaffl- zi�ifchen Erdmannsdorfs geschaffen worden sind Sie find seitdem nie wieder bewohnt, fast von niemandem betreten worden, und bieten sich in vollkommener Erhaltung. Auch sie sollen in ihrer Pracht al» Schloßräume wirken, und darum kam nur herein, was ihrem Stil entspricht. Den Parolesaal hat Gottfried Echadow dekoriert, hier wurden zwischen seinen Wandreliefs feine allbekannt« Vrinzessinnengruppe strüher in der Bildergalerie), seine Bisquit- Porzellane aufgestellt: ein ganzer Saal für weihe Plastik. Zwei andere, schon ganz degarniert« Räume wurden museal behandett, für die Aufstellung des Berliner Porzellans. Der Raumtrakt unter dem Weißen Saal wurde entlvrechend seinen Pariser Gobelin» für französische Renaissance und Barock bestimmt. Im Erdgeschoß aber findet man das Entzückendsie an Gobelinpracht: Säle mit den großen Wandteppichen nach Boucher. Als natürliche Umgebung zogen diese herrlichen Rokoko- gebilde an sich, was da» Museum an französischen und süddeutschen Louis XV. und XVI. besitzt. Ganz schlichte Fremdenzimmer, da» neben erhalten zu je zweien da, Kunstgewerbe der romanischen, der gotischen Zeit und der niederländisch -rheinischen Renaissance. Hier und auch sonst überall verteilt wird man die herrlich« Gkasge- maldesammlung de» Museums finden, die nun, wo man nicht wie bisher auf umgebende Bauwerke sieht, sondern gegen da» reine Licht, ganz neu wird zur Geltung kommen können. Nicht piinder gilt das von den prächtigen Trachten, besonders des 18. Iabr- Hunderts, die man im Anschluß an die Bildergalerie in Räumen findet, denen kostbare Tapisserien Eoypels mit Don-Quichote-Szenen das Gepräae geben. Sie gehören zu dem unendlich reinen und unschätzbaren Zuwachs, den nun die Sammlungen aus Schloßbesttz erhalten: diese Don- Ouichote-Gobelins, die von Boucher, eine Serie von van der Borght, eine Folg« von Brüsseler Renaissance— Sobelin» nach Orley . die Serie von Mercier. eine Petersburger Folge. Dann wertvolle» Porzellan, sehr wertvolle« Silber, wie die beiden herrlichen Re» naiffance-Pokale von Iawnitzer und Petzoldc. viel« Möbel vervoü-
mertung des Staatsanwalts, er könne es nicht begreifen, wie m ein früherer Offizier, der Angetlogt.? Zeiser, sich an einem Aufstand gegen die Regierung beteiligen könne. Kann der Herr Staatsanwalt auch o. L ü t t w i tz. auch Ehr» Hardt, auch B i s ch o f f, auch Pfeffer usw. usw. nicht be- greifen? Würde er im gegebenen Falle auch d i e s e Offiziere für ehrlose und gemeine Verbrecher erklären? I Wir bezweifeln es. Der Staatsanwalt, der die Reichs» wehr als den einzigen Rest..h e r r l: cb si e r Zeit« n" pries, hat gar zu deutlich feine politi'che Gesinnung offenbart. Der politische Gegner, nicht der Hüter de? Gerechtigkeit war es, der je d r e i I a h r e Z u ch t h a u s gegen die Haupt- angeklagten beantragte. Schließlich noch ein Wort, das zu merken ist: Ob An» griff-, ob Abwehrorganifation, das erklärte der Staatsanwast für belanglos. Im Waldenburqer Orgesch- Prozeß konnte sich aber der Angeklagte, Leutnant Müller, mit Erfolg darauf stützen, daß feine umfangreichen strategischen Pläne nur der Ab'weh« kommunistischer Putsche gegolten hätten. Er wurde freigesprochen. Gewiß»st in die- s e m Punkte der Kasseler Staatsanwast mit der Auslegung der Verordnung vom 30. Mai sachlich im Recht. Es ist aber be- zeichnend, daß dieser Altreffende Standpunkt nur gegen links zur Geltung gebracht wird. Wir halten keineswegs die kommunistischen Angeklagten für harmlos und schuldlos. Aber es geht nicht an, sie für ehrlose, gemeine Ver- brecher zu erklären, wenn wegen der gleichen Dinge die Täter auf der Rechten nicht nur für ehrenhaft erklärt, sondern gänzlich freigesprochen werden. Das ist p o l i- tische Justiz. Eine wahrhaft unpolitische Justiz hat den Motiven jede» Angeklagten gerecht zu werden, auch wenn er politisch seinen Richtern noch so fern steht.
Zwei Velten. 'Au? Halle meldet uns ein eigener Drabtberiibt: Am Dienstag fand vom Operettentheater.Apollo" ein Wohltätigkeitsball statt. Am Vormittag des Festtages erschien beim Direktor Steinert, dem Veranstalter dieses FteudenfesteS der Gcldiäcke, ein« Abordnung der Arbeitslosen und forderte eine Abfindung von 3000 M. zur Beruhigung der Arbeitslosen. Damit da« Fest nicht gestört werde, bewilligt« der Direktor eine Summe von lOOO M. Zum Schutze der Veranstaltung stellten am Abend die Arb«it»lose» V«ste> vor dem»Wintergarten" auf, in dem das Fest gefeiert wurde, um die eindringenden Menfchenmengenab- zuhalten. Ebenfall« wirkte Schutzpolizei dabei mit. Die bürgerlichen Zeitungen bringen über die Veranstaltung lange Be- richte, worin von Sett, den»brausenden Wogen der Freude' usw. die Red« ist. Die deutschnationale»Hallesche Zeitung" sagt:.Sa» soll über den Besuch gesagt werden? Man brSngl sich zu» Tauz. zu« Sekt, zur Tombola. Man stieß sich in den Zelten. Man war n o ch lustig, da die ArbcitSlosenposten schon lange heimgetrollt waren." Und— so fügen wir hinzu: In London ringt z« gleicher Zeit die deutsche Delegation um Frieden und LebeuSmöglich- t e i t für da» deutsche Volk...! o Gegen die AuswLchse de» öffentlichen und privaten gefellfchast- lichen Lebens, auch gegen die»Wohltätigkeit' im glänzenden Fest- gewand« sind übrigen» nach Meldung des WTB. jetzt M a ß- nahmen im Gange. Die Anregung ist vom Reichspräsi- deuten ausgegangen. Dieser hat sich in einem Schreiben vom 16. Februar an den Reichskanzler gewandt, der daraufhin mit den Landesregierungen wegen zu ergreifender Maßnahmen in Der- dindung getreten ist.
Rache für Tlrpißt Infolg« einer Aussperrungsdrohung der Fleneburger Schiffsbaugesellschast haben sich die Arbeiter bereit erklärt, den Etapellauf des Dampiers Tirpitz in Gegenwart des Admirals vorzunehmen, der am Mittwoch nachmittag erfolgt«.— Tirpitz' Popularität steht nun außer Zweifel....
ständigen das alte Raumbild, und von Plastiken werden z. v. zwei Marmorbüsten des römischen Barockmeisters Algardi übernommen. Diele Bilder, die man in der Zeit der Mattofenherrfchaft in Sicher- heit gebracht hatte, kehren nun hierher zurück. Nicht nur dekorative Stücke werden da eingefügt, auch als Bilder wertvolle. Nur dl« allerbesten Kunstwerke aus Schloßbesitz läßt der Generaldirektor in die Bildergalerien überführen: Watt«aus Firmenschild des Ger- Saint wird man im Kaifer-Friedrich-Museum, Krügers Parade- ulder und Menzels qochkirch hofsenttrch in der Nationalgalerie sehen.______ ver Begründer der Entwicklungsmechanik, Professor Roux, hat mit dem Schluß des Semesters feinen Abschied vom Lehr- a m t an der Universität Halle genommen. Anläßlich feines 70. Ge- burtstages war an der Universität eine„Wilhelm-Roux-Eammlung für Entwicklungsmechanik" geschaffen worden, um deren Erhaltung Sorge getragen wird. Professor Roux will auch serner sein»Archiv für Entwicklungsmechanik" herausgeben. Medizimschc Volksbelehrvngssllm« für Zugendliche zugelassen! Dar einiger Zeit wurde bekannt, daß von der Polizeizensur die medi- zinischen Bolksbelehrungssilme der Kulturabteilung der Ufa „Krüppelnot und Krüppelhilfe" und„Die Pocken, ihre Gefahren und deren Bekämpfung" für Jugendliche verboten waren. Die Film- oberprüfftelle hat nunmehr, auf Beschwerden der Kulturobteilung hin, die Filme nochmals geprüft und in beiden Fällen die Emschei- dung der Filmprüfstelle dahin abgeändert, daß diese FUme auch vor jugendlichen Personen vorgeführt werden dürfen. Ela neue» Sslerreichifche» Iheatergesetz. Im Parlament ist ein neues Theatergesetz eingebracht worden, das bestimmt, daß den Schauspielern und Schauspeterinnen sämtlich« K'etder zur Der- sügung gestellt werden müssen, daß lerner jedem Mitglied der Bühne ein oierwöchigcr Urlaub zu gewähren Ist. Zur Teilnahme an Proben während der Nacht, sowie an Sonn- und Fe ertagen sind die M tgiieder nicht verpflichlet. Die Arbeitszeit beträgt acht Stun- den. Die Bezüge der Bühnenmitglieder sind dreimal monallich, und zwar am 1.. 10. und 26. eines jeden Monats auszuzahlen. Wenn ein Mtglied«inen Unglückesall erle bet, sind seine Bezüge weiter zu bezahlen, ebenso im Falle von Schwangerschast.
Arth »» chvlitkchee ilt van lewer Zfaidlerireise mtf Eorvjet-Rnßland »nrückgetehrt und wird am 8. aRirz bt der Sezelfion über seine Eindrücke berichten. Boroerfsnf bei Bote& Bock und Bcrtdetin. Ävnftchronik. Die KunstanSktellung Fritz Gurlitt dringt In ihr« MZr,>ni«s»eI!ung ltolleitioven»on Alexander«Herbig und Atired Hellberger. Die Ausstellung.Asrtlanische Platttten und Neräte au» der Züdsee- bleibt weiter geöffnet. Die«rbelter�tnnft-AuSftell»«». Petersburg « Str. 39, wird an, 13. Mörz(Sonntag) eröfs.te,. Zur. AuZ'tellung gelangen von Arbeitern dergrstelll« Aquarelle, iltiftubien ulw Auch Nludei Zeichnungen tv.rden auZgeilellt. Willibald Klein und Käthe Kollwltz(Ho!,ichnitt) stellen au». Arbeil« und«iind«. die Bildwerke auSzuttellen wünschen, wollen fich im Bureau d« Arbeiler-Kunst-AuSstellung melden. Hau« Pftvner bat ein Oratorium nabezu vollendet. Das satt abend- füllende Werl wird im nächsten Winter seine Uraufführung in Berti» un.« Kurlwängl««leben. Da» Weimarer Dchlatz al« Muse»«. Dl« sch-u sett läng«« Zelt«etzlante Einrichtung«we« Teile» de« früheren grstzherzoglicheu Schlöffe« al« Wus-i'm'all. N-te in« an« Setwar atmtltii tauch, minmeat durchzefüh:: wubea.