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Beilage des vorwärts
Vonnerstag, Z. März 1921
GroßBerün 5 MlÄonea polnische Mark beschlagnahmt. Die falsche« Srimiaalbeamtea. Kurze Freud« hatten zwei Schwindler, die als Kriminalbeamte «inen reichen Fischzug gemacht hatten. Der Beauftragte eines Neinen Berliner Bankgeschäftes hatte in Oberschlesien eine große Geldsumme erhoben, um diese in Berlin abzuliefern. In einer Tasche führte er nicht weniger als 3 Millionen. 200 000 polnische Ma�k, 200000 österreichische Kronen, 1500 amerikanische und 3000 kanaoische Dollarnoten bei sich. Auf diesen großen Geldschatz hatten es die Schwindler abgesehen. Schon während der Fahrt näherte sich einer der Gauner dem Bankbeauftragten und versuchte schon im Zuge das Geld zu beschlagnahmen. Der Bankbeamte schöpfte sedoch Verdacht und kam dem Ersuchen des angeblichen Kriminal- beamten, der sich mit einer Erkennungsmarke ausgewiesen hatte. nicht ohne weiteres nach. Die Drei�igkett des Gauners ging sowett, daß dieser sich sogar mit dem Zugführer in Verbindung setzte und sich auch diesem gegenüber al» Kriminalbeamter ausgab. Als der Zug nun geltern nachmittag auf dem Schlesischen Bahnhof einlief. trat ein zweiter Mann an den Beauftragten des Bankgeschäftes her- an und gab sich ebenfalls für einen Kriminalbeamten aus. Beide erklärten den Mann für verhaftet und bestiegen mit ihm eine Droschke, mit der sie zunächst zum Berliner Polizeipräsi- dium fuhren. Während nun der eine mit dem„Verhafteten" im Automobil zurückblieb, begab sich der andere in das Dienstgebäud« hinein, kam dann aber nach einer Weile zurück mit dem Bemerken, daß das Charlottenburger Polizeipräsidium zuständig sei. Das sichere Auftteten der Gauner hatte den Bankbeamten schließlich doch Glauben gemacht, daß es sich tatsächlich um Beamte handle. Auf der Fahrt nach Charlottenburg kam er dann mst diesen überein. am Kursürstendamm ein Lokal aufzusuchen, von dem aus er sich mit dem Bankgeschäft in Verbindung fetzen wollte. Während er nun telephonierte. hatte er die Tasche mit dem Gelde, dl« er bis dahin sorgfältig gehütet Halle, einen Augenblick unbeobachtet ge- lasten. Diesen benutzten die Gauner, um damit wieder das Auto zu besteigen und davon zu fahren. Das Bankgeschäft setzte sich so- fort mit der Kriminalvolizei in Verbindung und die Kriminalwocht- meister Blosche und Malek von der Streife B. 1 nahmen sofort die Verfolgung der falschen Beamten ans. Di« Spur, die sie bald fan- den, führte nach der Wohnung einer Schauspielerin in der Aschaf- senburger Straß«. Al» sie dies« mit dem Betrogenen aufsuchten, trafen sie zwei Männer an. in denen der geprellt« die falschen Kriminalbeamten wieder erkannte. Es wurde sofort eine Durch» suchung der Wohnung vorgenommen, jedoch nichts gefunden. Die weiteren Feststellungen ergaben, daß einer von ihnen, der 34 Jahre alte Schloster Rudolf Winninger, in der Hochstraße wohnte. Run wurde dort alles durchsucht und auch im Bett versteckt der große Geldschatz aufgefunden und' beschlagnahmt. Winninger und sein Spießgeselle, der 34 Jahre alle Kaufmann Willi Ouioteck, wurden verhaftet._ tte selten örelfter Noubüberfall wurde in der vergangenen Nacht in der Hildebrandtstraße»«übt. Die Vetbrech«. die außer barem Geld« Schmucksachen im Werte von ein« Biertelmillion«beuteten, hatten es auf die Villa eines früh« sehr bekannten Parlamentariers abgesehen. Sie überstiegen zunächst das Gitter des Vorgartens, drückten dann an der H'nter- feite des Hauses ein Souterrainsenster ein. stiegen durch dieses In das Haus, schlichen eine Wendrl trepp« herauf, um schl'eßlich durch einen Vorraum und ein Badezimmer in das Schlafgemach der Ehe- frau des Villenbesttzer» zu gelangen. Dort schalteten ll« das elek- irische Licht an und von den beiden Räubern»rahm o« ein« am Fuß-, der andere am Kopfend« des Bette» der in dem Zimmer allem schlafenden Frau Ausstellung. Als des« durch das Geräu'ch erwach!«, sah sie die beiden fremden Männer dastehen. Beide ttu- gen Halbmasken, der ein«, d« am Kovfende stand, hatte außerdem In der«inen Hand einen Revolver, in der anderen einen Dolch. Er war der Wortführer und sagt« der Ueberraschten, sie möge sich ruhig verhalten, ihr wü-d« dann nichts geschehen. Sie habe e, n'cht mit gewöhnlichen Räubern zu wn, die nach ihrem Leben trachteten. sondern mit stellungslosen Ingenieuren. Um die Ueberfallen« am Hilferuf*-, zu verhindern. kvebekkev sie sie. banden ihr Hände und Füße mit Stricke» und befestigten außerdem noch die Beine mit einem Lederriemen am Bett. Dann nahinen sie zu«st au« einem im Schlafzimmer stehenden Echränkchen 1500 M. bares Geld und einen Tresor, den sie mit den Schlüsseln öffneten,«ine große Anzahl wertvoller
Schmucksachen, zusammen für über 850000 M. Mit der Beut« luchten sie sodann das Weite und ließen die gefesielle und gekne- belte Frau hilflos zurück. Dies« bemühte sich ungefähr ein« Stund « lang, bis es ihr gelang, sich zu befreien und chren Ehemann und das Dienstpersonal, die alle im Hause schliefen und von dem Ueber- fall nicht das geringste gemerkt hatten, zu benachrichtigen. Auf die Spur der Räuber dürsten wohl die geraubten Schmucksachen führen, da es sich um zum Teil sehr markante Stück« handelt. Geraubt wurden u. a. eine Kette, bestehend aus Brillanten, zusammengehalten durch Platingsteder, eine golden« Kette mit kleinen Perlen, eine Kette mit Barkperlen, eine Kette aus schwarzen Perlen mit Emaille» medo llon, ein« Brosche aus Perlen mit Türkisen,«in Trauring, gezeichnet F. S. 9. Sept. 86,«in Ring mit Saphir und Brillanten, eine Brosche m Schleisenform mst Brillanten, eine Brillantschleif« mst Perlen, eine silberne Damenarmbandubr mit den Zeichen K. S. aus der Rückseite, eine Drosche, die«In Krocketsplel darstellt, zwei gekreuzte Schläoer, überspannt mit einem Krocket, rechts und link» je eine bunte Kugel, zwei golden« Schnallen, davon ein ovale in Gold und ein« recbteck'ge, ebenfalls aus Gold mit den Buchstaben H. E. Auf die Wied erherbeii chakfunq der Schmucksachen ist eine Belohnung von 25 000 M. ausgesetzt bzw. 10 Proz. des Werte» der wied« herbeigeschafften Stücke. Beide Räuber, die der Uebersolle- nen durch ihr gebildetes Benehmen auffielen, trugen dunkle Anzüge. der eine einen hellen Filzhut. Aufklärung eine» Raubmordes. Bor drei Jahren, am 1. Februar 1918» wurde, wie wir feiner- zeit ausführlich berichteten, der 71 Jahre alle Schuhmachermeister Reichardt in feiner Werkstatt im Keller des Hauses Friedrichs- gracht 52 von zwei Männern niedergeschlagen, durch einen Hol». schnitt getötet und dann beraubt. Di« Kriminalkommisiare Dr. Grünberg und Bünger, die damals mit der Aufklärung diese« Der. brechen» betraut waren, fanden setzt bei ihren Nachforschungen zu. Aufklärung der schweren Bluttat an dem Dienstmädchen Belchne- rowsko aus der Königgrätzer Straße wieder ein« Spur In dies« Mordsoche. Schon damals waren die Gebrüder Walter und Willy Hickstew au» der Sieberstraß« unt« dem dringenden Verdacht, den Mord ausgeführt zu haben, verhostet worden. Trotz aller Nach- forschungen gelang es jedoch nicht, sie zu uderführen, da die ge- raubten Sachen nicht herbeigeschafft werden konnten. Jetzt, nach drei Jahren ist eine Zeugin ermittelt worden, die bekundet, daß der Koffer mit den geraubten Sacken damals!n dem Besitz Ihres Sohnes gewesen sei und sie den Koster auf Auffordern der Frau Hickstein nach deren Wohnung gebracht hob«. Einer der beiden Brüder, Willy Hickstein, ist inzwischen im Krieg« gefallen, der andere, Waller Hickstein. ist nun obermal» unter dem dringenden Verdacht, mit seinem Bruder den alten Schuhmachermeister umge- bracht zu haben, verhaftet worden. Tariferhöhung auch bei öer Hochbahn. Die von un« in der gestrigen Äbendnummer de«.vorwärts' ongeliindigte Tariferhöhung bei der Hochbahn ist bereit« zur Tat- fache geworden. Die Hockbahngesellickaft hat die Erhöhung ihre« Tarife«, die infolge der sckon am 1. Januar d. I. ob bewilligten Lohnerhöhungen nötwendig gewesen wäre, solarge binouSgeschoven. bi« auch d>e Straßenbabn die von ihr beabsichtigte Tariferhöhung einführt. E« werden nun vom Sonnabend, den». März, ab auf der Hoch- und Untergrundbahn folgend« Fahrpreise erhoben: in».«lasse in 2. Klaff« bl» fsinf Stationen M. 0 85 Wl 1.10' für die ganze Strecke M. 1,00 M. 1,25 Bezirksamtswahl im XII. Bezirk. Bei der Wahl des Bezirksamt» des Bezirks X7I wurden ge- wählt: zum ersten Bürgermeister Stadtsyndikus S e m b r i tz k i- Charlottenburg(D Dp.), zum zweiten Bürgermeister Viailftratsral P l a t h- Berlin fDuat.). Zum Hochhaurat wurde gewähll: De- meindebaurat Freymüller-Lankwitz (D. Bv.). zum Tiesbaurat Ma- ratsbaurat Yentfch-Charlottenburg(Dnat.), zum Schulrot Langer-Lichterfelde(Dem.). Sodann wurden gewähll: zu unbe- soldeten Stadträten Leinbach(Soz.), Gebhardt. Kroff und Preuß (D. Bp.), außerdem Wintler(Dnat.) und Bunger(Dnat.). Die Un» abhängigen stimmten aus Unkenntnis des Berhällniswohlsystenis nicht einmal für ihre eigen« Lifte und verhalfen dadurch den Deutsch - nationalen zum zweiten unbesoldeten Städtrat. Ihr Antrag, die Wahl nochmals zu wiederholen, wurde von der Rechten trog leb. hastester Unterstützung der sozialdemokratischen Fraktion abgelehnt, so daß nunmehr die Unabhängigen in dem Bezirksamt überhaupt nicht mehr vertreten sind.
Die neuen Grundbesttzsteueru. Der Steuers usschuß der Berliner Stadtverordnetenver- sammlung hat am Mittwochabend in seiner 19. Sitzung unter dem Vorsitz des Stadtv. Bruns die Magistratsvorlage über ein« neue Wertzuwach» st euerordnung in zweiter Lesung mit großer Mehrhell nach der Vorlage angenommen. Der Magistrat war.durch den Oberbürgermeister Böß. Stadtrat Dr. Lang« und Rechnungsdirektor Brandes vertreten, die sich an der Be- ratung betelligten. Deutschnationale Anträge auf Lenderung der Steuerordnung wurden abgelehnt. Die neue Steuerordnung sieht eine Besteuerung des Wertzuwachses am Grundbesitz bis zu SO Und 100 Prozent vor, erfüllt also alle Wünsche der Boden- reformer. Ein nutzbringender Handel oder Besitzwechsel ist nun- mehr in Berlin fast gänzlich ausgeschlossen, wodurch die Umsatz- steuer sehr erheblich am Wert einbüßt. Die gartenbauliche Betätigung von Schulkindern gehört zu den Ausgaben de« Jugendpflegeamte», vieber konnten von den die oberen Klaflen bestickenden Kindern stund 50 000) nur 900 an der gartenbaulichen Betätigung»ugelasien werden, und zwar nur Kinder der Sckulen im Norden Berlin «, da da» Gelände, welcke« von der Guisverwaltung in Blanleittelr« für diese Zwecke zur Verfügung gestellt war, für die anderen Sckulen zu weil ge« legen war. Die Deputation der stäori'cken Wasserwerke bat sich jetzt zur Ueberlaslung de« alten Ober'ölstereigelände« in der Wühl« beide iür genannte Zwecke bereit erklärt. Die« Gelände hat eine Größe von 30 Morgen. ES sollen hiervon 12 Mareen für garten« baul'cke Betätigung hergerichtet werden. Ter Rest soll zur Er- Weiterung des Spielplatzes»n der Wuhlheide dienen. Der Magistrat hat der Stadtverordnetenversammlung eine Vor- lag« zugeben lasten mit dem Ersuchen, für die erste Einrichtung. insbesondere für die BewästerungSanlape, Einrichtung de« Bodens, Dunganlauf und besten Ankubr iowie den Pachtzins für da« erste Jahr rund 20 000 M. zu bewilligen. Die Arbeilsmögsichkeiten für kriegsblinde hat ein vom preußi» schen Handelsministerium im Jahre 1916 eingesetzter Ausschuh ge- prüft. Er hatte zu untersuchen, wie die Kriegsblinden über die bis- her üblichen Blindenarbeiten hinaus in Gewerbebetrieben verwendet werden können. Am Montag wurde über die Ergebniste der Untersuchungen und über die mit Beschäftigung von Blinden in der Industrie gemachten Erfahrungen berichtet in einer von der Kriegsbeschädigtenfürsorge der Stadt Berlin «inberufenen Ver- sammlung, an der neben Industriellen und Beamten der Gewerbe- aufstcht und der Kriegsbeschädigtenfürsorge auch Vertreter von Blin- denorganisationen teilnahmen. Dem Referat des Gewerberates Dr. Jungfer ist zu entnehmen, daß für Blinde in Gewerbe und Industrie durch die bei Arbeitgebern veranstallete Umfrage und durch sorgfällig« Prüfung etwa 120 einigermaßen loh- nen de Beschästiqungsmöglichkeiten ennittell worden sind. Das Reichsverstcherungsamt hat schon im Jahre 1917 die Blindeneinstellung, die durch die Unfallgefahr erschwert wurde, für Betriebe ohne besondere Gefährdnung der Blinden durch einen Er« laß.geregelt. Das lft nicht nur den Kriegsblinden, sondern auch anderen Blinden zugute gekommen, aber zurzell werden in Ge» werbebetrieben Groß-Berlins immer erst etwa 230 Blinde beschäf- ttqt. Ein Filmvortrag des Direktors Riepe! von der Berliner BUndenanftalt schilderte die dort seit aller Zeit betriebene Blinden- arbeit. Niepel hat sich um die Kriegsblinden dadurch verdient qe- macht, daß er sogleich in den ersten Kriegsjahren Blinde feiner An- stall versuchsweise in den Siemens-Schuckert -Werken beschäftigen ließ, um die Arbeitsmöglichkeiten für Kriegsblinde zu prüfen. In Siemensstadt wurden dann 169 Kriegsblinde ausgebildet, von denen jetzt 76 dort beschäftigt sind. Direktor P e r l s vom Kleinbaüwer? in Siemensstadt zeigte m einem Filmoortrag die Arbeit der Blinden an den Maschinen und die besonders für st« geschaffenen Schutzvor- richtungen. Die Blinden haben sich bewährt. Razzia im Westen. In der vergangenen Nacht fanden seitens der Charlottenburger Kriminalpolizei unter Leitung des Kriminal- kommistars Engelbrecht mehrere Razzien an den Bahnhöfen Char- lottenburg und Zoologischer Garten sowie auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße statt. Zahlreiche Kriminalbeamte unter Hinzuziehung einer Hundertschaft der Schutzpolizei und der Berliner Streiftnamstchaft unter Leitung des Kriminaloberwachtmeister» Dett- mann besetzten die Steaßentelle und nahmen insgesamt 450 Personen beiderlei Geschleckt» fest, die auf Lastkraftwagen abbesördert wurden. Eingeliefert wurden 9 Personen, die gesucht worden sind oder sich sonst nicht ausweisen konnten, außerdem 28 weibliche Personen wegen Verdachts gewerbsmäßiger Unzucht.
Sline Menschenkind. H. Mütterchen. Voa Marlin Andersen RexS.
.Man purzelt bier ja in den richtigen Taubenschlag hin- ein/ rief Lars Peter gutgelaunt..Aber wa» zum Teufel macht ihr denn da? Sortiert ihr Engelsdaunen?' Er erfüllte den ganzen Raum mit feinem gutmütigen Glucksen. Eins der Mädchen griff blitzschnell in den Haufen und wollte ihm etwas um die Obren schlagen- er wich aus, indem er sich duckte, so daß e» am Tüipfosten hangen blieb. Es war Krankenwatte mit Blut und Eiter— aus den Kebrichtkästen der Krankenhäuser. Er wußte wohl, daß man hier in der Hauptstadt dergleichen sammelte..Pfui Teufel!' sagte er und verzog sich ins Freie.»Pfui, wie ekelhast!' Die Mädchen lachten kreischend auf. Drüben aus dem Hauptgebäude kam ein kleiner bebrillter Mann auf ihn zugewankt..Was— was treiben Sie hier?' kläffte er von weitem! vor lauter Eifer stolperte er über sein« langen Beine.„Sie— Sie haben hier nicht herumzu- schnüffeln!' Er war entsetzlich schmutzig und voller Bart» stoppeln: Kragen und Rock sahen aus, als wären sie soeben aus den Lumpenhaufen herausgefischt worden. Nein, so dreckig hatte sich Lars Peter bei dem Handwerk nie gemacht, der Schmutz lag ja hier bei dem Alten ganz dick in Falten und Runzeln. Aber natürlich— dieser Betrieb war soundso viel größer als sein eigner! Gutmütig nahm er den Hut ab. .Spreche ich vielleicht mit Herrn Levinsohn?' fragte er. als der Aste sich ausgekläfft hatte.»Ich habe Waren zu ver- kaufen.' Der Alte starrte ihn verblüfft an, sprachlos vor Erstaune«, daß jemand jo ftech sein und ihn sür den Chef der Firma halten konnte.»Sie suchen also Herrn Levinsohn,' sagte er. sich vorfühlend—„wirklich?' «Ja. ich möcht' ihm gern Waren verkaufen.' Das war das Rechte für den Alten:„Und er muß es un- bedingt selber sein— mit Teufels Macht— nicht wahr? Kein andrer in der ganzen Well kann Ihnen die Waren abkaufen, well dann die Wagendeichsel misten durchbricht und die Lumpen herunterfallen und eutzweigehn— was weiß ich?
Also es muß unbedingt Herr Levinsohn selber sein.« Cr sah den Schinder von oben bis unten an. als wollte er bersten vor Hohn. „Jawohl, er muß es am liebsten selber sein,'. beharrte Lars Peter unbeirrt. „Dann müsien Sie mst Ihrem Müllwagen an die Riviera fahren, guter Mann.' „An was?' „An die Riviera, ja!' Der Alte rieb sich die Hände, er weidete sich so recht un Lars Peters Benehmen.„Es sind bloß ein paar hundert Meilen von hier— den Weg dort, nach Süden. Sie treffen ihn am besten in Monte Carlo — zwischen fünf und sieben. Uno vielleicht wollen Sie auch die gnädige Frau und die Töchter begrüßen? Bielleicht ein bißchen die Kur schneiden? So eine kleine Fächeltour— unter Fächel- palmen, was?" „Zum Kuckuck, ist das so ein vornehmer Mann?' sagt« Lars Peter betreten.„Ra— aber vielleicht kann man das Geschäft mit Ihnen machen?' .Zu Diensten, Herr Jens Petersen aus— aus... falls der Herr mit so einem armen Teufel wie mir vorliebnehmen wollen.' .Mein Name ist Lars Peter Hansen— vom Sande.' .Ah— welch große Ehre sür die Firma, freut uns außer- ordentlich!' Der Alte huschte um die Ladung herum und schätzte sie mit den Augen ab. während sein Mundwerk in -------- blieb. Plötzlich packte er den großen Klaus am mußte ihn aber gleich wieder loslassen, well das . ihm biß..Wir fahren die Sachen drüben hin. auf den andern Hof.' sagt« er. .Ich glaube, es ist am besten, die Sachen bleiben auf dem Wagen, bis wir un» über den Preis einig geworden sind,' meinte Lars Peter, der mißtrauisch zu werden begann. .Nein,»Dir müssen das Ganze ausschütten, Mann, damit wir sehn können, was Sie uns bringen,' sagte der Aste in einem ganz neuen Ton..Wir kaufen hier nicht die Katze im Sack.' .Und ich schütte nicht die Katze aus dem Sack, eh' ich nicht meinen Preis kenne. Cs ist alles gewogen und sortiert, Lars Peter Hansen betrügt nicht.' „Nein, natürlich. Also Sie sind es wirtlich? Nein, nein, Lars Peter Hansen— vom Sande obendrein— der betrügt nicht. Kommt mit zum Kontor.'
Bewegung Zaumzev! ferd na.
Der Schinder folgte. Cr war ein-penig verwirrt: biell der Mann ihn zum Narren, oder kannte er ihn wirtlich? Da- heim kannte den Lars Peter vom Sande ein jeder, war sein Name als Aufkäufer vielleicht auch hier in der Stadt bekannt? Er hatte alles im Kopf und nannte die Zahlen, während der AU« aufschrieb. Als sie mitten im Aufnotieren der Sachen waren, entdeckte er auf einmal, daß das Fuhrwerk verschwun- den war. Er stürmte hinaus; drüben auf dem zweiten Hof waren zwei Knechte mit dem Abladen des Wagens beschäftigt. Zum zweitenmal fuhr Lars Peter heute aus der Haut.„Wollt ihr wohl sofort wieder aufladenl" brüllte er und packte den Bolzen des Waaenschlags. Die beiden Knechte maßen ihn schnell mit den Augen; dann luden sie ohne Widerrede das Ganze wieder auf. Nun war er nicht länger im Zweifel darüber, daß er be- trogen werden sollte. Die verssuchten Gauner! Hatten sie die Sachen erst auf die Haufen geschüttet, so konnte er sehen, wie er seinen Preis bekam. Er fuhr den Wagen bis dicht an die Kontortür und behiell den Zügel um den Arm gewunden. Der alte Fuchs schielte vom Pult auf.„Wollte man Ihnen Ihren schönen Gaul fortnehmen?' fragte er treuherzig. „Nein, man wollte wohl was andres in die Finger kriegen?" brummte Lars Peter; nun wollte er zeigen, daß auch er spöttisch sein konnte.«Na, wollen Sie nun die Sachen kausen oder nicht?" „Natürlich wollen wir sie kaufen. Sehen Sie her, ich Hab' i das Ganze ausgerechnet. Es macht gerade sechsundfünfztg Kronen— zum höchsten Tagespreis.' »Ach. reist hin, wo der Pfeffer wächst, mit Eurem höchsten Tagespreis!" Lars Peter schickt« sich an, wieder auf den Wagen zu klettern. Der Alte sah ihn durch die Brillengläser erstaunt an: „Si« wollen also nicht verkaufen?" „Rein, ganz gewiß nicht. Dann nehm' ich eben die Waren wieder mit nach Hause— da bekomm' ich das Doppelte dafür." „Ja, wenn Sie das sagen— Lars Peter Hansen betrügt nicht. Aber was machen wir da, Mann? Wir setzen ja bei Ihnen ein Stück Geld zu. Und daß Sie die Ware wieder mit nach Hause schleppen, d t e Verantwortung können wir auch nicht auf uns nehmen— dazu tut uns der schöne Gaul zu leid." Er nähert« sich dem großen Klaus, um ihn zu streicheln, aber das Tier legte die Oyren zurück und peitschte mit dem Schweif.(Forts, folgt.)