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Nr. 105 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 54

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Freitag, den 4. März 1921

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW 68, Lindenstr. 3

Fernfprecher: Amt Morigplas. Nr. 11753-54

Ablehnung und Ultimatum.

Die Bessimisten haben recht behalten: die offizielle und deutschen   Wirtschaft von unbestimmter Höhe vorsieht. Die zweifellos endgültige Antwort der Entente auf das deutsche Ausfuhrabgabe bedeutet einen 3 wang für die ganze Belt, Gegenangebot ist in der Form einer glatt ablehnenden Rede die deutschen   Waren teurer einzutaufen, zugleich aber auch eine Lloyd Georges erfolgt, die in der Forderung: Annahme der dauernde Herabdrückung der Lebenshaltung und Berelendung Pariser Beschlüsse binnen vier Tagen, also bis Montag mittag, der deutschen   Arbeiterschaft, die die stärkste Stüge der gipfelte. deutschen Republik ist.

Die geplante Kontrolle der deutschen   Auslandsanleihen und des deutschen 3ollsystems würde gleichfalls der Wirtschaft nicht nur Deutschlands  , sondern der ganzen Welt eine unerhörte 3wangsjade anlegen.

neue 3olfgrenze am Rhein   errichtet, an welcher nach den Fest­fegungen der interalliierten Rheinlandkommission Export- und 3m­portzölle erhoben werden.

Der deutschen   Regierung wird außerdem erklärt, daß etwa mög­liche Abänderungen der in Paris   getroffenen Bestimmungen nur die Art und Weise der Zahlungen betreffen dürfen, etwa in der Art der Herabsetzung der vorgesehenen Jahreszahlungen von 42 auf 30. Der deutsche Bericht.

ergriff fofort nach Beginn der Gigung das Wort zur Antwort der Alliierten auf die deutschen   Gegenvorschläge. In längerer Rede führte er aus, daß die deutschen   Vorschläge einen Angriff

Weder einzelne scheinbar versöhnliche Redewendungen des englischen Premierministers, noch die Erinnerungen an Spa, wo wir nacheinander zwei ähnliche Ultimata über uns ergehen lassen mußten, ohne daß es zum Bruch und zur London  , 3. März.( Deutscher   Bericht.) An der heutigen Sigung Anwendung der angedrohten militärischen Strafmaßnahmen Die Pariser Borschläge schaffen nicht jene Wiedergutmachung, der Konferenz um 12 Uhr mittags im St.- James- Palast nahmen fam, vermögen über den außerordentlichen Ernst der Situa die has arbeitende deutsche Bolt zu leisten fähig und bereit ist, außer der deutschen   Delegation die englische, franzöfifche, italienische, tion hinwegzutauschen. Denn die erwähnten entgegentom fie verschärfen vielmehr die wirtschaftliche Krise zur europäijapanische und belgische Delegation tell. Bon deutscher   Seite waren menden Säge sollen wohl vor allem dazu dienen, den de fchen katastrophe. Die Sozialdemokraten des Deutschen Reichs. Reichsminister Dr. Simons, die Staatssekretäre Bergmann, Schröder plorablen Eindruck, den das brutale Borgehen der Alliierten tages lenten die Aufmerksamkeit der Arbeiter aller Länder auf diese und Lemald, die Ministerialdirektoren von Gimson und von Le Suire, auf alle gerecht denkenden Menschen in den neutralen Staaten, brohende Gefahr und richten an sie die Aufforderung, auf das Zu der Botschafter Sthamer fowie die Sondervertreter Preußens und in Amerika   und in den eigenen Ländern machen muß, zu ftandekommen von Berhandlungen hinzuwirken, die unter Berud Bayerns, Geheimrat Fellinger und Staatsrat von meinel, an mildern. Und was die Präzedenzfälle von Spa betrifft, jo fichtigung ber international gleichen Arbeiterinter mesend. darf man nicht vergessen, daß es sich damals bei dem Rohlen- effen das Wiedergutmachungsproblem einer prattischen, für Lloyd George  lieferungsabfommen und erst recht beim Entwaffnungsproto- alle Welt heilsamen Lösung entgegenführen." foll um Forderungen handelte, die das Leben und die Zu-( Folgt ein Schlußabfaz über die Entwaffnungsfrage.) funft des deutschen   Boites unvergleichlich weniger bebrohten, Wie schwer die Existenz der deutschen   Arbeiterschaft als die jezigen Wiedergutmachungsbeschlüsse der Entente. durch die Bariser Beschlüsse bedroht wird, geht, um es noch Aus der Tatsache, daß wir damals nachgaben, follte man einmal zu wiederholen, mit erfgredender Logit aus dem Gut meder bei uns, noch auf der Gegenseite auf die Wahrscheinlich- achten des Sachverständigenkollegiums hervor, das einstimmig gegen den Grundgedanken des Bersailler Friedensvertrags dar feit eines analogen Endausganges der Londoner   Verhand- gebilligt und unterzeichnet wurde, also auch von den Verstellten. Es läge durchaus nicht in der Absicht der Alliierten, Deutsch  . lungen schließen. Wenn ein Vergleich mit vergangenen trauensmännern der Arbeiterklasse. Lloyd George   hat zwar land zu unterbrüden. Im Gegenteil, sie seien davon überzeugt, Situationen in Frage tommt, so nur der mit den Tagen von in seiner Antwortrede versichert, es läge durchaus nicht in daß Bersailles. der Absicht der Alliierten, Deutschland   zu unterbrüden. Jm Aber auch hierin hat sich vieles wesentlich geändert: Gegenteil seien diese davon überzeugt, daß ein freies, zufrie­In diesen zwei Jahren hat sich vieles zu unseren Gunsten ent- denes und blühendes Deutschland   eine notwendige Borbedin midelt, und sei es nur, daß sich die Welt aus ihrer damaligen gung für den Frieden und das Wohlergehen Europas fei". Nachkriegspsychofe zum guten Teil befreit hat wenn auch| Bir glauben, wie gesagt, daß sich diese beschwichtigenden die Ren und Taten der wenigen Männer, die über die Worte mehr an die Adresse der Neutralen, des Präsidenten Welt teren, in den entscheidenden Augenbliden wenig von Harding und der eigenen Boltsgenossen richteten, deren Ge­Dieser geistigen Gefundung verspüren lassen. Des weiteren wiffen sich gegen das Borgehen der Entente aufbäumt, als an genießen wir, die im Sommer 1919 schuhlos der Willtür des die Adresse des Reichsministers Simons und des deutschen Foch ausgeliefert waren, in manchen wichtigen Teilen auch Boltes. Lloyd George   versteht es eben, zum Fenster hinaus den moralischen Schuh des Versailler Friedensvertrages, zureden, und läßt sich nicht, wie andere, folche fostbaren und gerade die Ausführung der militärischen Drohungen Gelegenheiten entgehen...

würde, wie hier bereits wiederholt an der Hand des Werte Aber gleichviel, das deutsche Bolt wird in diesen Ben­lautes der einschlägigen Artikel nachgewiesen wurde, eine bungen doch nur Phrasen erblicken können, denn es hat alatte Berletzung, ja Aufhebung des Versailler zwar bereits ein ultimatum empfangen, aber es permit Friedensvertrages bedeuten. Und vor allem in erfreulichem noch immer eine Antwort auf die Dentschrift Gegensatz zu den Tagen von Weimar   hat sich dismal die feiner Sachverständigen über die Folgen der Pariser Be Arbeiterschaft gefchloffen gegen die Parifer Beschlüsse und eine Biderlegung, oder wenigstens einen Wider schlüsse gewandt. Auch die Freiheit" hat sich vom ersten Tage legungs ver juch der furchtbaren Angaben und Beweisfüh an diesmal gegen die Unterwerfung unter as Ententedittat rungen, die diese Denkschrift enthält. ausgesprochen. Bon den Kommunisten gar nicht zu sprechen, deren Parole des Schuß- und Trugbündnisses mit Somjet rußland   in der Braris zu einer Wiederaufnahme der Feind feligkeiten mit der Entente führen müßte!

Die Arbeiterschaft ist fich eben dissme! shne Unterschied der Bartel der ungeheuren Gefahr bewußt, die die Bariser Beschlüsse für ihre Eriftenz bilden. Und allein die Tatsache des geschlossenen Widerstandes des deutschen   Prole tariats follte genügen, um auch der Entente zu zeigen, wie verfehlt es wäre, auf eine einfache Wiederholung der geschicht lichen Ereignisse in den Monaten Mai und Juni 1919 zu spekulieren.

Diese Beteuerungen Lloyd Georges erinnern allzu sehr an die ritterlichen Randbemerkungen", mit denen die Straus berger Autobusräuber ihre Opfer trösteten: Es tut uns herz liebfames antun, viel fieber hätten wir einen einzigen wohl lich leid, meine Herren, wir möchten euch wirklich nichts Un­beladenen Kassenboten angetroffen, als euch alle zusammen aber..." und ehe fich die Reisenden der ganzen Tiefe dieses 3artgefühls bewußt werden fonnten, war die alliierte und assoziierte Gesellschaft im Dunkel der Nacht mit der Beute ver­schwunden. Ueberhaupt erinnert noch manches andere in der Rede Lloyd Georges an die Moral diefer Kreise: so die Fest. stellung, daß Deutschland   im Friedensvertrag seine Berant Wir wollen den Entscheidungen der Sozialdemokratlichen wortlichkeit für den Krieg anerkannt habe. Daß Bartet nicht vorgreifen, die möglicherweise bereits in der dieses Geständnis der Allein schuld Deutschlands   mit dem heutigen Sigung unserer Reichstagsfraktion fallen werden. Revolver erpreßt wurde und daher moralisch und geschicht­Wir begnügen uns vorläufig damit, nachdem wir uns in den lich wertlos ist, baran muß auch die deutsche Sozialdemo­letzten Wochen zu allen Seiten diefes furchtbaren Problems fratte besonders deshalb festhalten, weil in diesem schweren miederholen, die in der Sitzung vom 2. Februar im Namen Leben nur moralische Waffen in Betracht kommen bereits eingehend geäußert haben, die Erklärung zu und ungleichen Kampf des deutschen   Boltes um sein Recht auf der Reichstagsfraktion durch den Genossen Hermann tönnen und fommen sollen. Müller Franken verlesen wurde:

Die Sozialdemokratische Graftion des Reichstags ftimmt der Gr­flärung des Reichsaußenministers über die Unausführbarkeit her Bariser Wiedergutmachungsvorschläge zu.

Das Ultimatum.

ein freies, jufriedenes und blühendes Deutschland  eine notwendige Borbedingung für den Frieben und das Wohlergehen Europas   fei. Deutschland   habe im Friedensvertrag seine Berant­wortlichkeit für den Krieg anerkannt und habe deshalb für die Kriegsschäden Reparation zu leisten. Es sei bereits ein weit­gehendes Entgegenkommen der Alliierten, daß sie im Gegensatz zu dem Frankfurter   Friedensvertrag von 1870 auf den Erfag fämtlicher Kriegstoften verzichtet hätten. Er sei der Mei­nung, daß das deutsche Bolt noch nicht genügend den Umfang der Zerstörungen würdige, die durch ben von dem faiserlichen Deutschland   heraufbeschworenen Krieg verursacht seien. In längeren Ausführungen hierzu schilderte Lloyd George  

in den alliterten Ländern, insbesondere in Frankreich  , die nur die Verwüiffungen und Schäden zum geringen Teile von friegerischen Operationen herrührten. Die Alliierten wären durchaus geneigt gewefen, die deutscherseits vorgebrachten Einwände gegen die Pariser Beschlüsse mit vollem Ernst zu prüfen. Wenn Deutschland   eine Berkürzung der Zahlungs frist von 42 Jahren( bei noch höheren Jahresraten natürlich! Red.) gefordert oder anstatt der 12prozentigen Ausfuhrabgabe eine seinen Bedürfnissen entsprechendere gleichwertige Maßnahme vor geschlagen hätte, so hätte hierüber gesprochen werden können. Dem­gegenüber müffe er aber feftftellen, daß

die deutschen   Gegenvorschläge

als Grundlage einer Besprechung oder Brüfung völlig an geeignet felen, im Gegenteil eine Beleidigung und Herausforde rang ber Allierten bildeten. Berücksichtige man, daß Deutschland   im übrigen schon in vielfacher Hinsicht den Friedensvertrag von Bersailles verlegt habe, so müsse man zu der Folgerung kommen, daß die deutsche Regierung ihren Berpflichtungen nicht nachfommen molle ober, was noch schlimmer fei, die Kraft nicht habe, ihren Willen durchzusehen. Angesichts dieser Sachlage habe er namens der Alliierten die deutsche Regierung aufgefordert, bis Mon tag mitteilung zu machen, ob sie die Pariser Beschlüsse annehme, oder Gegenvorschläge au unterbreiten, die eine gleiche wertige Ausführung der aus dem Friedensvertrage Deutschland  mit der Frage, ob Dr. Simons gleich eine Antwort geben wolle oder obliegenden Verpflichtungen sicherstellten. Andernfalls würden die obenstehenden Maßnahmen folgen. Lloyd George   schloß seine Rede eine neue Gißung heute nachmittag vorziehe. Reichsminister Dr. Simons:

Die Rede Lloyd George   würde mit der Sorgfalt geprüft, bie London  , 3. März.( Havas.) Am Schluß feiner Antwort- ihrem Umfang und ihrer Bedeutung entspreche. Die Delegation merde die

Cinebeutsche Regierung, bie bereit wäre, biese rede auf den deutschen   Gegenvorschlag gab Lloyd George Dr. Simons Borschläge für ausführbar zu erklären, wird sich zu verstehen, daß, wenn die Deutschen   bis Montag mittag nicht die nicht finden; sie würde das Vertrauen weder des Inlandes Grundlagen des Pariser Abkommens annehmen sollten, die Allierten noch des Auslandes verdienen, denn sie würde sich einer II n wahr. befchloffen haben, Deutschland   gegenüber fofort folgende Zwangs­heit schuldig machen. maßnahmen in Anwendung zu bringen:

Durch feinerlei Abmachungen fann die Tatsache aus der Welt geschaft werden, daß die geforderten 42 Jahreszahlungen bie Leistungsfähigkeit des deutschen Boltes um ein Bielfaches übersteigen.

Antwort bis Montag miffag erteilen. Im übrigen legte Dr. Simons dagegen Verwahrung ein, bcß Lloyd George   die Absichten der deutschen   Regierung unrichtig 1. Sofortige Besetzung von Duisburg  , Ruhrorf und Düsseldorf   beurteile, und betonte, daß für die von den Alliierten angedrohten durch die alliierten Truppen. 3wangsmaßnahmen nach Ansicht der deutschen   Regierung feiner­

2. Die Ailerten werden von ihren Parlamenten die Genehmi- let Anlaß vorliege. gung einholen, von jeder Zahlung für Waren aus deutschen   Liefe cungen einen prozentualen Abzug für Reparationszwede ein­

Die geforderte 12 prozentige bgabe von der gefamten Musfuhr steht ebenso wie ber auf 42 Jahre berechnete Tilgungs  - zubehalten. plan in Widerspruch zu dem Vertrage von Bersailles, der eine in 3. Die an der Weft grenze eingehendn Zolleinnahmen werden 30 Jahren zahlbare fefte Summe, nicht aber Einnahmen aus der I unfer Aufrechterhaltung des deutschen   Tarifs beschlagnahmt und eine

Die Reichsregierung.

Berlin  , 3. März.( WEB.) Das Reichstabinett beschränkte fich auf Grund der vorliegenden noch unvollständigen Nachrichten über die Londoner Konferenz darauf, die Bedeutung der von Lloyd George   angekündigten Maßnahmen vorläufig durchzusprechen.