Einzelbild herunterladen
 

.;"' , Nr. 105 ZS. Jahrgang

Seilage ües vorwärts

Freitag, 4. März 1021

Serliner tzochseefistherei. Die Berstadtlichung des AnfchlagwesenS.

Die vom Magistrat beantragte Lerstadtlichung des An- schlagwesens wurde gestern von der Stadtverord- netenversammlung nach dem Vorschlag des Aus- schuft es beschlossen. Die. Gegner der Verstadtlichung ge- werblicher Betriebe machten'den Versuch, die Uebernahme des Anschlagwesens in Eigenbetrieb wieder noch hinauszu- schieben oder womöglich nochmals zu hintertreiben. Den Ver- trag mit Nauck u. Hartmann einstweilen auf weitere sechs Monate zu verlängern, riet die Deutsche Volkspartei. wäh° rend die Demotraten das Anschlagwesen von dieser Firma im Auftrage der Stadt gegen einen der Firma zustehenden Gewinnanteil weiterbetreiben lassen wollten. Die sich harm- los gebenden Vorschläge wurden von den Sozialdemokraten, Unabhängigen und Kommunisten als Manöver der Berstadt - lichungsgegner in ihrer Tragweite erkannt und abgelehnt. Für die Verstadtlichung stimmten mit diesen drei Fraktionen auch die Deutschnationalen. Sitzungsbericht. Die vom Magistrat durch Vorlage vom 18. Januar beantragte Uebernahme einer anteiligen Bürgschaft zu Darlehen bis zu 30 Millionen Mark für die.Gemeinnützige H o ch f e e f t f ch e r»»> Gesellschaft Grotz- Berlin . G. m. b. H.. in Geeste - münde" ist in der Ausschußberatung abgelehnt worden. Heute liegt ein A n t r a g der drei soziatistischen Fraktionen vor, der dahin geht, die Vorlage anzunehmen, wenn die Stadtgemeinde für den Restanteil von 85 Prozent durch Bürgschaft auskommt: ferner soll der Aufsichtsrat um 2 Aussichtsratsmitglieder aus der Versammlung vermehrt werden.., Ein ausführliches Referat erstattet John sU. Eoz.): sehr ein» gehend behandelt Stadtrat Wege den Gegenstand. Am meisten Anstoß hat die unverhältnismäßig kostspielige Herstellung der vier neuen Dampfer erregt, die je 5,1 Millionen Mark kosten sollen, während die 8 vom Reich angebotenen alten Dampfer zusammen nur 11 Millionen kosten würden. Die Rentabilität wird bezweifelt. Der Magistrats- Vertreter hält für unausbleiblich, daß die Gesellschaft, die in den Krieg-jahren Berlin schnell mit frischen Seefischen versorgt hat. mangels der Bürgschaft in Konkurs gehen muß. da die Dampfer mit ZV Millionen bezahtt werden müssen. Berlin müsse, da 4 Mil- lionen vorhanden feien, noch 26 Millionen garantieren oder bar hergeben. Die Redner der Rechten wollen e» als Vertreter des freien Handels durchaus der Gesellschaft überlasten, wie ste sich herauszieht: bester gebe Berlin die bereit» geopferten 3 Millionen preis, als daß es noch 86 hinauswerf«. Danziger(II. Eoz.) befürwortet den Antrag der Linken. Die Gesellschaft Hab« falsch aewirtsckaftet. di« Luderwirtschast der Regierung habe Schule ge- macht. Berlin sei indesten engagiert. Di« bestellten Dampfer müßten abgenommen, dann aber alsbald verkaust werden: nur unter dieser Bedingung sei die Garantie zu übernehmen. Dr. Steiniger (Dnat.): Das Prestige Berlins wird von den Mißgriffen der G.m. H.H. nicht berührt: sedenfalls liegt kein Grund vor, aus solchen Prestigerücksichten die Bürgschaft zu übernehmen. Die Bedürfnis- frage ist nicht geklärt. Dörr(Komm.) steht in der Garantte den einzigen Ausweg, um Berlin vor einer ähnlichen Bewucherung auf dem Fischmorkt zu bewahren, wie ste jetzt auf dem Fleischmarkt durch die Landwirte erfolge. Auch Ewald(Soz.) tritt für den Antrag ein. Der Antrag Danziger wird gegen die Stimmen der Bürger­lichen a n g e n o m m« n: er ist inzwischen dahin modifiziert worden. daß Berlin für 86, Geestemünde sür 4 Millionen bürgen soll. Die Vorlage wegen Uebernahme de» Anschlagwesens der Skodk Berlin in eige(Z» Betrieb und wegen Ankauf» der Druckerei Rauck u. Hart- mann hat dadurch ein anderes Gesicht erl»lten, daß die von der Firma gesetzte Frist verstrich, well der betreffende Ausschuß in der Wahlwoche nicht getagt hat. Die Firma hat darauf erklärt, ste ver- kaufe die Druckerei überhaupt nicht, sondern stelle anheim, dos An- fchlagwefen ihr für Rechnung der Stadt zu übertragen. Auf ein« solch- Kommunalisterung konnte man sich, wie der Referent Koch (Dnat.) ausführt, nicht einlösten. Eventuell erfolgen also in Berlin vom

1. April ab, wo der Vertrag abläuft, kein« Anschläge mehr. Der Ausschuß beantragt, keine Neuverpachtung eintreten zu lasten, fon- dern von heute ab bis 31. März das Anschlagwesen in eigene Regie zu übernehmen und bis zum 1. April eine Reuordiung eintreten zu lasten. Haß(Eoz.): Auch hier haben wir es mit dem Widerstand der bürgerlichen Parteien zu tun. Der jahrzehntelange Kampf um die Kommunalisterung ist heute im Prinzip zugunsten ihrer Freunde erledigt. In Zeiten allgemeiner Finanznot hohen privatkapita. listische Interessen zurückzutreten. Hier ist Gelegenheit, das 4<X1-Milllonen-Defizit der Stadt zu verringern. Die Publi- kationseinrichtungen sollten also von der Stadt übernommen wer- den: ein großes Risiko liegt nicht vor, große Betriebsmittel sind nicht erforderlich. Eventuell hat sich die Stadt «lue eigene Druckerei zuzulegen. Daß die Ausfchußsttzung in der Wahkwoche ausfiel, ist eventuell die Schuld des Herrn Koch. Merten(Dem.): Den Busschuß trifft kein Borwurf,«her den Magistrot, der neue Verhandlungen hätte eröffnen können. Aus sehr uaheliegenden Gründen bezieht man sich nicht auf die Ersah- rangen, die Neukölln mit seinem städtischen Anschlagwesen gemacht hat. Wir sind grundsätzlich« Gegner dieses Kommunalisterungs- Plans, der unzweifelhaft die private Initiative beeinträchttgen wird, während der finanzielle Erfolg für den Stadtsäckel mehr al» un­gewiß ist. Martin(D. Vp.) befürwortet neue Verhandlungen mit der Firma. Leid(U. Soz.) erklärt den Versuch, Herrn Koch zum Berichterstatter zu bestellen, für mißglückt, er habe nicht nur nicht einen objektiven Bericht gegeben, sondern auch di« Ausschuß- vorschlage lächerlich gemacht. Den Antrag Martin lehnt Redner ab. da er nur daraus hinauslaufe, für das gemischtwirtschaftliche System Stimmung zu machen. Das Anschlagwesen in städtischen Händen werden in Verbindung mit einer städtischen Plakatdruckerei durchaus lukrattv sein. Der Magistrat müste mit Hochdruck arbeiten, damit die 4 Wochen von heut« ab für die Beschaffung einer Drucke- rei auch voll ausgenutzt werden. Irrgang(Komm.) findet die Argumentation der Geaner widerspruchsvoll und kann den Der- dacht, daß Koch absichtlich den Druckerei ankauf sabotiert habe, nicht unterdrücken. Di« Kommunisten verlangen, daß ganze Arbeit gemacht wird; die Errichtung einer städtischen Druckerei bietet kein Hindernis: man braucht nur die Neuköllner Druckerei auszubauen. Im Schlußwort weist Koch die Zensur, die ihm der neue Bürgermeister des Wedding erteili habe, entrüstet zurück. Dem Kallegen Adolf Hoffmann , der ihn wiederholt durch Zwischen- rufe unterbrochen hat, stellt er das Prognostikon, daß er noch ein- mal einsam als Säulenheiliger auf einer Litfaß- säule über oerflosiene Herrlichkeit trauern wird.(Stürmische Heiterkeit.) Ad. Ho ff mann erwidert ihm mit dem Wort: Ich danke Dir. daß ich nicht bin wie dieser. Der Antrag der Deuffchen Volkepartei. mit den Pächtern über ein Provisorium von 6 Monaten zu verhandeln, wird abgelehnt. ebenso der Antrag der Demokraten, erneut Verhandlungen mit der Firma auf Grund ihres neuerlichen Angebots zu führen. A n q e» nommen wird der Ausschußantrog mit dem Antrage der U. Soz., den Magistrat zu ersuchen, alle Vorbereitungen zur Errichtung einer eigenen Druckerei zu treffen und der Versammlung eine Vorlage zu. machen. Hierauf nimmt die Versammlung die neue Grundsieuerordmmg in Beratung. Referent Paul Hirsch (Soz.): Die Gemeindegrund- steuer soll nach einem jährlich festzustellenden Satz vom Tausend des gemeinen Werts oeranlagt werden, und zwar getrennt für be- baute und unbebaute Grundstücke» für letztere mutz der Satz min- bestens 50 Prozent und darf höchstens 100 Prozent höher sein als für bebaute. Die Vorlage wird Nach den Au-fchußanträgen angenommen. Die vom Magistrat vorgeschlagene Erhöhung der Bäder» preise in den städtischen Doltsbadeanstalten(Schwimmbad für Erwachsene 1,50 M., für Kinder 1 Wannenbad 2 M., Brause­bad 50 Pf.) wird nach kurzer Erörterung angenommen. Zur Milchverbilligung für die Berliner Bevölkerung werden weitere 350 000 M. bewilligt.

Mit dem vor dem Schlichtungsausschuß abgeschlossenen Ver­gleich über Besoldungs- und Lnstellungsbedingungen der privat- oienstvertraglich vollbeschäftigten Lehrkräfte der Fach- und Fort- bildungsschulen erklärt sich die Versammlung einoerstauden. Schluß: �10 Uhr.__ Soll Groß-öerlm sabotiert werden? Die Bezirksämter sind nunmehr in allen Verwaltungsbezirken der Stadtgemeinde Berlin gebildet, aber obwohl die Wahlen teil- weise bereits vor Monatsfrist erfolgt sind, können die Bezirksämter noch nicht in Kraft treten. Die Schuld daran trifft einzig und allein den Oberpräsidenten, der nicht nur das Bestätigungsrecht der Bezrrksamtsmitglieder für sich in Anspruch nimmt, sondern auch die Bestätigung ohne jeden ersichtlichen Grund htnaueschleppt. Unseres Erachtens bedürfen die Bezirksamtsmitglie- der überhaupt keiner Bestätigung. Zwar sagt Z 24 des Gesetzes, daß auf die Mitglieder des Bezirksamts die für die Magistratsmitglieder geltenden Bestimmungen Anwendung finden, aber es heißt ausdrücklich.soweit sich nicht aus diesem Gesetz etwas anderes ergibt". Da nun Z 23 Abs. 3 in seiner ursprünglichen Fastung bestimmte, daß bei der erstmaligen Bestellung der Mit- glieder des Bezirksamts der Vorsitzende und sein Stellvertreter vom Magistrat ernannt werden, so ergibt sich schstetzüch, daß der Gesetz- geber nicht daran gedacht hat, die Vorschrift über die Bestätigung der Magistratsmitglieder auf kie Bezirksamtsmitglieder ouszu- dehnen. An dieser Tatsache ändert auch nichts der Umstand, daß Z 23 Abs. 3 durch die Novelle vom 7. Oktober 1920 gestrichen ist. Denn die auf Betreiben der bürgerlichen Parteien der Landesver­sammlung erfolgt« Streichung hatte bekannllich nur den Zweck, dem in seiner Mehrheit aus Sozialdemokraten bestehenden Magistrat das Recht der Bestellung der Vorsitzenden der Bezirksämter zu nehmen. Wenn nun aber der Oberpräsident schon da» Recht der Bestäti- gung in Anspruch nimmt, so hat er die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, schnelle Arbett zu leisten. Sonst erweckt er den Der- dacht, daß er aus politischen Gründen di« Bestätigung ab- sichtlich hinaueschleppt. Es ist ja ein offenes Geheimnis, daß die bürgerliche Reaktion Morgenluft wittert und von dem neuen Landtage eine Aenderung des Gesetzes erwartet. Ratür- lich ist es dem Landtage unbenommen, soviel Gesetze zu schaffen oder abzuändern, wie er will, ober der oberste Beamte der Provinz hat sich nach den bestehenden Gesetzen und nicht nach den in Zukunft vielleicht geltenden zu richten. Die Wahlen sind vorgenommen. Ueber das Ergebnis mag man denken, wie man will, der einzelne Bürger mag seiner Unzufriedenheit darüber Ausdruck geben, aber die Aufsichtsbehörde darf auch nicht den Schein erwecken, als ob es ihr um die Korrektur des Resultats zu tun ist. Das können wir doch unmöglich annehmen, daß der Oberpräsident etwa damit rechnet, daß das Oberverwaltungsgcricht die Stadtverordnetenwahlen für ungüllig erklärt und daß dann die vielleicht andere zusammenge» setzten Bezirkoversammlungen andere Wahlen vornehmen. Ueber diesen Verdacht müßte in der heutigen Zeit jeder Beamte erhaben. sein. Um so mehr sollte der Oberprästdent im Jnteresie seines eigenen Ansehens sich davor hüten, in einen solchen Verdacht zu kommen. Durch die Verzögerung der Bestätigung erwächst der Stadtgemeinde ein gewaltiger Schaden. Es fei nur daran erinnert, daß die städtischen Körperschaften nicht einmal imstande sind, den Etat für 1921 zu verabschieden, denn nach§ 25 des Gesetzes hat der Magistrat vor der Beschlußfosiung über den Haushaltsplan die j Vorsitzenden der Bezirksämter in gemeinsamer Beratung zu hören. Wie soll er das tun, wenn die Vorsitzenden der Bezirksämter überhaupt noch nicht in Tätigkeit getreten sind? Glaubt der Oberpräjident etwa, die Stadtverordnetenversammlung würde die Beratung des Etats in Angriff nehmen, wenn diese ge-- setzliche Vorbedingung nicht erfüllt ist? Auch sonst wird durch das Verhallen des Oberprästdenten die geordnete Verwaltung einfach unmöglich gemacht. Diejenigen, die Groß-Bersiu sabotieren wollen, werden ihr« helle Freude an dieser unfreiwilligen Htlfe haben. Wer dagegen will. daß das neue Gebilde endlich orbellsfähig wird, der muß auf das entschiedenste die sofortige Bestätigung verlangen. Kann sich der Oberprästdent dazu nicht entschließen, so erwarten wir von dem

Sline Menschenkind. II. Mütterchen. Don Markt» Andersen ZlexL. Wenn man den großen Klaus lobte, konnte Lars Peter nicht widerstehen, und das Ende vom Liede war, daß er sich schueßsich mit neunzig Kronen zufrieden gab. Einen Glimm- stengel bekam er als Zugabe.Sie sst aus der billigen Kiste. Mit dem Anzünden warten'Sie also wohl, bis Sie draußen vor dem Tor sind," sagte der alte Gauner frech.Kommen Sie bald wieder!" Danke schön! Das würde ein« Weile dauern, bis er wiederkam so ein Räubergesindel! Er erkundigte sich nach dem Wege nach einer Gastwirtschast in der Vestergade. in der die Leute aus seiner Gegend einzukehren pflegten, untl spannte dort aus. Der Hof war voller Wagen. Bauern gingen im auf- geknöpften Pelz umher, die Pfeife baumelte zwischen den Zähnen herab: sie stopften Waren in die Magazine, während angespannt wurde. Hier und dort schlenderte zwischen den Wagen ein eigentümlicher Schlag von Leuten einher, Männer mit breiten goldnen Ketten überm Bauch und mit zusammen- gekniffnen Augen. Einer von ihnen kam zu Lars Peter bin und grüßte.Hast du heut abend was vor?" fragte er.Wir sind em kleiner Kreis lauter ehemalige Dauern und möchten einen gemütlichen Abend verleben. Uns fehlt noch ein Mitspieler." Er nahm ein Spiel Karten aus der Brust» tasche hervor und ließ es durch die Finger blättern. Rein, Lars Peter hatte keine Zeit vielen Dank!Was sind das für Leute?" fragte er den Hofknecht. Sie helfen den Bauern sich in der Stadt zurechtfinden. wenn's dunkel ist," erwiderte der Knecht lachend. Werden sie dafür bezahlt?" Lars Peter sah nachdenklich drein. Ja und manchmal gehörig. Aber dann sorgen ste auch für Bergnügen. Rachllogis und alles. Und sogar eine Frau baben sie für dich, wenn s sein soll." Ra. mag es fein, wie'« will. Wenn ste einem nur helfen könnten, die eigne Frau zu finden." Ich glaube nicht, daß sie sich damit abgeben. Aber ver» suchen kannst du'« ja." Rein, dafür war Lars Peter nicht zu haben; dergleichen

Leute mußte man sich vom Halse halten, das wußte er. Er schaffte im Wagen ein wenig Ordnung und schlenderte dann in die Stadt hinaus Auf dem Hauserplatz hatte einer seiner Jugendfreunde eine Kneipe den wollte er aufsuchen. Viel- leicht tonnte der ihm einen kleinen Wink geben, wie die Sache angepackt werden mutzte. Die Straßenlaternen wurden gerade angezündet, obwohl es noch lange nicht dunkel war: hier sparte man nicht. In seinen schweren Stiefeln schritt Lars Peter dröhnend dem Frue-Platz zu und schaute sich die Häuser an. Der gebückte Riese, dessen Hut und Mantel in allen möglichen welken Far- den schillerten, war wie ein Stück wandernden Bauernlands: wenn er seine Stimme erhob, um nach dem Wege zu fragen, hallte es in der Straße wider, obwohl er sich Mühe gab, seine Stimme zu dämpfen. Die Leute blieben lachend stehn. Dann lachte er zurück und sagte im Scherz irgend etwas, das gegen seinen Willen zwischen den Häuserreihen wie ein Gewitter klang. Nach und nach sammelten sich in seinem Kielwaffer eine Anzahl Kinder und junge Leute. Er nahm es mit guter Laune hin. daß sie ihm nachriefen; aber ganz sicher fühite er sich trotzdem erst, als er vor der Tür der Kellerkneipe stand und sich mit seinem großen roten Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischte. Guten Tag. Hans Mattisen!" rief er in die dunkle Keller- stube hinein.Kennst du deinen alten Kameraden noch, was?" Die Freude darüber, haß er endlich am Ziel angelangt war. machte feine Stimme noch üppiger, als sie ohnehin war; unter der niedrigen Decke war schlecht Platz für sie. Immer sachte, immer sachte! erschall eine gemütliche Stimme vom Schenktisch her.Wollen erst mal Licht an- zünden." Als das Gas brannte, stellte es sich heraus, daß die beiden einander gar nicht kannten. Hans Mattisen hatte den Aus- schank vor mehreren Iahren oerkauft.Aber darüber brauchst du nicht zu weinen!" sagte der Wirtsetz dich hin!" Lars Peter nahm Platz auf der Bank, ein Fleischgericht und eine kleine Karaffe wurden ihm vorgesetzt, und er war mit dem Dasein recht zufrieden. Der Wirt war ein mörderlich freundlicher, gemütlicher Mann, Lars Peter unterhielt sich ausgezeichnet mit ihm. Und ehe Lars Petcr sich's versah, hatte er sich und seine Geschichte ausgeliefert. Na, man war ja auch dazu hergekommen,\m sich einen Wink geben zu lassen, und ganz verkehrt war er nun also doch nicht gegangen.

Ist das alles?" sagte der Wirt.Das bißchen werden wir schon in Ordnung bringen. Wir brauchen bloß den Ka- pellmeister holen zu lassen." Was ist das für ein Bursche?" fragte Lars Peter. Der Kapellmeister? das sst der durchtriebenste Kerl von der Welt; es gibt keine Nunimer, die der nicht dirigiert. Aber er ist kolossal originell etwas ganz für sich, meißt du. So kann er zum Beispiel Hunde nicht leiden, das kommt daher, well ihn ein Polizeihund mal für einen ganz gewöhnlichen Dieb gehalten hat. Das kann er nie vergessen. Wenn er also fragt, mußt du bloß sagen, Hunde seien ein verfluchtes Pack unter den Tieren ungefähr ebenso ekelhast wie Schutzleute. Die kann er nämlich auch nicht ausstehn. Ach, Katrins," rief er in die Küche hinaus,nimm die Beine in die Hand und lauf den Kapellmeister holen!-- Und dann mußt du ihn tüchtig vollpumpen; denn den Kapellmeister muh man erst auftauen lassen, wenn man Freude an ihm erleben will." Daran soll's nicht fehlen," sagte Lars Peter großartig und legte ein�Zehnkronenstück auf den Tisch: der Wirt steckte es zu sich.So ist's recht, Kamerad das macht den besten Eindruck," sagte er anerkennend.Dann sorge ich für die Getränke ganz im stillen. Du hast Lebensart, das muß man sagen deine Brieftasche ist wohl in Ordnung?" ,-Ich habe nicht ganz hundert Kronen bei mir," erwiderte Lars Peter, besorgt, daß es nicht reichen werde. Du sollst deine Frau zu sehen bekommen!" rief der Wirt und schlug mit der Faust in die des Lars Peter ein.So wahr ich dein Kamerad bin, du sollst deine Frau sehn! Bielleicht wirst du heut nacht in ihren Armen schlafen. Was sagst du dazu. Alter?" Er legte den Arm um seine Schulter und rüttelte ihn gemütlich. Lars Peter lachte gerührt das Wasser trat ihm in die Augen. Er war etwas betäubt von der Stubenwärme und dem Schnaps. Ein großer, hagerer Herr kam in den Keller herabge- stiegen. Er trug einen schwarzen Gehrock, doch weder eine West« noch einen Kragen vielleicht weil man ihn zu hastig geholt hatte. Aber eine Brille battc er aus der Nase, und er sah überhaupt danach aus, als verstände er seine Sache. Cr erinnerte an irgend etwas Ansichrlliches, vielleicht einen Aus- rufer oder Zaubarkünstlei' auf einem Jahrmarkt. Seine Stimme war denn auch sehr laut und rauh, und er hatte einen gewaltigen Kehltops.(Forts, folgt.)