Zeugenvernehmuag im Pfefferprozeß. Skargzrd, 6. März.(Eigener Drahtbericht des„vorwärts'
5m weiteren Verlauf des Prozesses werden den Zeugen vom Vor- sitzenden Artikel der.Anten Föhne" und der„Freien Presse" vorgehalten. Die Zeugen bestreiten den größten Teil der darin ge- machten Angaben. Dem Staatsanwalt scheint sehr viel mehr an der Widerlegung dieser zum Teil tatsächlich unrichtigen Berichte zu liegen, als Pfeffer des in Frage kommenden Deliktes zu über- führen, so daß er öfter es sich sehr angelegen sein läßt, diese Zei. tunken.Ante Fahne" und„Freie Presse" der Unwahrhastig- fett zu bezichtigen. Das zeigte sich auch am Dienstag bei der Vernehmung des Zeugen Rabold von der„Freiheit", bei der der Staatsanwalt sogar dem Zeugen Vorwürfe über die Schreibweis« der„Freiheit" machte. Der Zeuge Esser ist als Schreiber und Diski Donsredner der Deutschnotiouolen Volkspartei in Potsdam tätig gewesen. Er war Vorstand des F r o n t b u n d e s, dessen Organisator Pfeffer war. Esser sagt aus: Die Organisation des Frontbundes ging nach dessen Auflösung in die Arbeitsgemeinschaft über. Esser sollte auf einem der Güter im Kreise Arnswalde Nachtwächter werden. Das wollte er nicht und so wurde er Diskussionsredner der Deutschnationalen Voltspartei. Esser erzählt, daß auf den Gütern die Offiziere gewohnheitsmäßig von den Sol- daten der„Arbeitsgemeinschaft" mit Herr und der Charge ange- sprachen wurden. Esser sagt weiter, er müsse zugunsten Pfeffers aussagen, trotzdem Pfeffer ihn« x i st e n z l o s gemacht habe; denn Pfeffer habe ihn in Arnswalde noch einem Auftritt e n t« lassen. Esser und Püllcmeyer widersprechen einander unter Eid. Der Vorsitzende verweist Büllemeyer auf die Zuchthaus straf« für Meineid. Da es sich um eine Urkundenfälschung han- dclt, verweigert der Kronzeuge Büllemeyer, von dem die„Freiheit" Material erholten hcut�, die Aussage, da er sich belasten würde. So verlieren die Kronzeugen immer mehr an Wert. Ferner verweigerl Büllemeyer die Antwort darauf, ob er je die Unterschrift Pfeffers nachgemacht habe. Zeuge S t e l z n e r, Hauptmann o. D.. verweigert die Aussage über die Vafseudesikte der Guisbcsitzer im Kreise Arnswalde , da«r stch strafbar machen würde. Ein richterlicher Beisitzer stellt aber ganz erregt fest, daß Stelzner gelagt babe, Pfeffer habe mit diesen Waffen nichts zu tun. das sei das Wesentliche.(Also Pfeffer hat keine Waffen besessen, aber die Gutsbesitzer, bei denen die Pfeffer-Leute beschäftigt waren, besahen sie!) Reserveoffizier Schmöhn Hot in Arnswalde sogar gehört. wie zwei au» Berlin kommende Leute gesagt hätten, sie seien vom Reichsarbeitsministerium zu Hauptmann Pfeffer geschickt worden. Vorsitzender zu Pfeffer: Herr Hauptmann, Ihr Renommee scheint doch sehr ausgedehnt gewesen zu fein, daß dts Arbeitsmintsterium Ihnen Leute sandte. Der Ange- klagte verbeugt sich. Auch der Zeuge, Gendannertewachtmeistcr Bernau, erzählt von 4S Gewehren, die er auf einem der'Güter beschlagnahmt hol.«. Diese seien aber vor der amtlichen Abholung. wieder gestohlen worden. Der Landarbeitersekretär D r e g« r, der schon am Dienstag als Zeuge vernommen worden war, bittet noch einen Herrn W i e g a st als Zeugen zu laden, der bestätigen könne, daß bei dieser Beschlagnahme Miegast von vier Freikvrpssoldaien tätlich be- d r o h t worden sei. Staatsanwalt und Verteidiger sind- gegen Ladung des Zeugen, ebenso einer der Beisitzer. Der Vorsitzende briet doch um Ladung, um den Tatbestand aufzuklären.' Staats- anwalt und Verteidiger berufen sich bei ihrer Ablehnung auf die Kopp- Amnestie und darauf, daß es sich um Vorgänge de« Juni handele, während Pfeffer im Juli in Arnswalde gearbeitet habe. Zeuge Breger behauptet, die Frcikorpsleute feien schon im Juni dagewesen. Darauf fertigt ihn der Borfitzende ab:„Bilden Sie sich nun schon nicht ein, daß Sie zweiter Staatsnnwalt sind." Wiegast wird für morgen als Zenqe geladen. Die Kriminalwachtmeister, die Hauptmann Pfeffer im Dezember 1920 verhaftet hatten, sagen aus. die Verhaftung habe anstandslos erfolgen können. Von einem Freikorps oder einer militärlfchen Tätigkeit haben sie nichts bemerkt, es habe den Eindruck gemacht, als ob Pfeffer auf dem Gute. zu Besuch sei. Pfeffer erklärt, auch den Namen K l a w i l l geführt zu haben, um seinen Gastgebern kein? Schwierigkeiten zu machen(?), denn gegen ihn sei ein Haftbe- fehl erlassen gewesen. » ZiuiT B ö l k. die rechte Hand Pfeffers, entlastet den Angeklag- ten. Er bestätigt, daß die Arbeitsgemeinschaft Pfeffer zwischen der Arbeitsgemeinschaft Roßbach und der Arbeitsgememschaft der Eisernen Division arbeitete. Zeuge Gutsbesitzer Steiger, Vorsitzender des Reichsland - bundes, hat Pfeffer das Geld zur Finanzierung feiner OrganifaNoo zur Verfügung gestellt. Das Eintreiben de« Geldes von den anderen Gutsbesitzern fei ihm dann schwer geworden, er habe auch Geld eingebüßt. Alle al« Zepgen geladenen Gutsbesitzer erklären die Pfeffer- Organisation für eine rein wirtschaftlich« Arbeitsgemeinschaft. Amtsvorsteher R ü g e r sagt aus, er habe nach einem Ueberfall auf ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft den Pfeffer-Leuten für ein bis zwei Tage erlaubt, die Waffen der Einwohnerwehr zu trogen. Es gibt des öfteren unter den auf der Zeugenbank sitzenden Gutsbesitzern bei Verlesung aus der„Roten Föhne" ein lautes Gelächter, ohne daß es der Vorsitzende rügt. Das Gericht tagt von 5�10 Uhr morgens bis Uhr abends
f Truppenbewegungen der Entente veröffentlichen, mich darf kein An» I griff auf die Entemepolitik erfolgen. Der Zugverkehr von v'e Beförderung der ab sti m. Düsseldorf nach dem unbesetzten Gebiet ist insofern beschränkt wor-
muugsberechkigkea Obetfchlesier nach Oderfchl>?fleu hat heute den, als nur noch Arbeiter- und D-Züge verkehren. Im übrigen ihren Anfang genommen. Zm cause de» heutige» Tages bewegen stch die Ententesoldaten vollständig zwanglos in den
die Staatsbürgerrechte üer Solüaten. Der Wehrgesetzausschuß de» Reichstags fetzte am Mittwoch die zweite Beratung de» Wehrgefetzentwurfs bei§ 54 fort, der die Ent- Politisierung 1>er Reichswehr betrifft. In erster Lesung ist dem Paragraphen ein neuer Absatz zugefügt worden, der besagt, daß „die Ausbildung der Soldaten sich auf ihr« staatsbürger- lichen und völkerrechtlichen Verpflichtungen in Krieg und Frieden erft-eckt. Die Angehörigen der Wehrmacht haben das Recht, nach freier Wahl Zeitungen ,u halten." Ueber die., letztere Bestimmung entfoann sich eine längere Aussprache. Von' beiter empftehlt und verlangt, kann dtese Einberufung nur den der Rechten wurde beantragt, diesen Satz wieder zu st r e i ch e n(!). � Zweck verfolgen, diesen Willen n» einer eindrucksvollen offiziellen wogegen die Linke Widerspruch erhob und von der Beibehaltung! Kundgebung zum Ausdruck zti bringen.\ dieser Bestimmung ihre Haltung zum ganzen Gefetz abhängig machte.!« Es wurde schließlich ein„Ausgleich gesunden dadurch, daß dem- Parlg; g. März. § 34 ein weiterer Satz zugefügt wurde, der besagt, daß der Reichs-„t o u Ii n schreibt im wehrminister Zeitung?» verbieten kann, sofern der Inhalt Dülleldori u!w: Das die Zucht und Difziptin in der Reichswehr gefährdet. Der grund-'
sind zwei Züge au» dem befchteo Duisburg , ein Zug aus Oberhausen , ein Zug ans Hamburg , ein Zug aus F r a u k- furl a. M. und eiu Zug aus Verliu abgelassen worden. Breslau . 9. März.(WTB.) Ueber den Verkehr mit Oberfchlefien teilt die Eisenbahndirektion mit: In der Zeit vom 8. bis 31. März wird in den Schnell- und Personenzügen des öffent- lühen Verkehrs zur Unterbindung von Waffenfchmuggel auf den Uebergongsftationen des oberfchlesifchen Abstimmungsgebietes eine scharfe Durchsuchung des Gepäcks der Reifenden statt- finden. Das reisende Publikum wird ersucht, stch auf den Ueber- gangsstationen mit den Schlüsseln zum Gepäck am Packwagen ein- zusinden und auf der Zielstation das Gepäck möglichst bald abzu- holen. Es empfiehlt sich ferner, daß die Reifenden bei Fahrten möglichst mitdemselben Zuge reisen, mit dem das Gepäck be- fördert wird Als Uebcraangsstationen kommen Deu�ch-Rasselwitz, Comprochtfchütz, Oppeln , Poppelau , Dammer, Noldau und Krobufch in Frage. Eine Einschränkung des öffentlichen Personenverkehrs ist von der Eifenbohnverwaltung nicht in Aussicht genommen. Ab- stimmungsberechttzte, die auf Grund von Fahrscheinen des deutschen Schutzbundes in Sonderzügen oder Zügen des öffentlichen Verkehrs noch dem vberschlesischen Abstimmungsgebiet fahren, dürfen kein Reisegepäck zur Beförderung im Packwagen aufgeben. Ihnen ist nur die Mitnahme von Handgepäck in die Abteile der Personenwagen gestattet. Neue Ein- und Ausreiseverordnuug. Oppeln , 9. März.(WTB.) Die Interalliierte Kommission erließ folgende Bestimmung zur Ein- und Ausreise: Nach Oberschlesten werden nur folgend« Personen zugelassen: 1. Stimmberechtigte, die eine als Passierschein dienende Wahltart« besitzen, die ihnen vom paritätischen Ausschüsse des Ortes, in welchem sie eingetrogen sind, ausgestellt ist. Diese als Passier- schein dienende Wahlkart« braucht nicht mit Sichtvermerk von Lonsulatsbehörden versehen zu sein. 2. Personen, die kranke oder gebrechlich« Stimmberechtigte begleiten sollen, die mit einem besonderen Passierschein versehen sind, der ihnen vom Interalliierten Bureau des Kreises, nach welchem sie sich be- geben, ausgestellt worden ist. Dieser Passierschein braucht auch nicht mit dem Sichtoermerk einer Konsulatsbehörde versehen zu sein. 3. In Oberschlesien ansässige Personen, die in Ober- schlcsien ausgestellte vom Kreiskontrolleur visierte Pässe besitzen. Dies« brauchen mit keinem anderen Sichtvermerk oersehen zu sein. Abweichend von den Bestimmungen dieser Artikel können in Ober- schlesien nicht ansässige und nicht stimmberechtigte Personen ganz ausnahmsweise die Erlaubnis erhalten, nach Oberschlesien einzureisen, falls sie schwerwiegende und dringend« Gründe angeben können. Die Erlaubnis ist unmittelbar bei der Paßstelle der Interalliierten Kommission Oppeln brieflich oder durch Teiegromm und mit bezahlter Antwort nachzusuchen. Das Visum wird durch die französische Konsulatsbehörden und nur bei Vor- legung des von der Paßstelle ausgestellten Erlaubnisscheines erteilt. Die von den französischen Konsulatsbe Hörden vor dem g. März 1921 ausgestellten Sichtvermerke ennädstigen nicht zur Einreise noch Ober- schlesien . Die Einfahrt von Kraftfahrzeuge» und Motor- rädern nach Oberschlesien sowie deren Ausfahrt aus Oberschlesien ist verboten. Die Verordnung tritt ob 10. März, vormittags 6 Uhr, in Kraft. Korfanty ruft„Haltet den Dieb!" üatlowlß, 9. Februar.-(Eig Drahtbcrlcht des„Vorwärts".) Wie unser Kattowitzer Parteiblatt aus Kopenhagen erfährt, bringt die„National Tidende"-«ine Mitteilung ihres deutschen Be*- richterstatters, wonach L o r f a n t y bei der Interalliierten Koin- misston die Auflösung verschiedener Organisationen und die Ausweisung besonderer Zivilpersonen und Apobeamter be- antragt hat. Wie er behauptet, sollen diese Organisationen und Einzelpersonen nicht ganz unbeteiligt an einigen Waffenfunden sein, die in letzter Zeit in Oberschlesien von den Polizeibehörden und der Interalliierten Kommisston gemacht worden sind. Der„V'lkswille" bezeichnet es als sonderbar, daß gerade Korkanty eine solche Forderung an die Interalliierte Kommisston stellt. Daß dieser Mann in sehr enger. Verbindung mit den polnischen Sokols und anderen Verbindungen steht, die sich lediglich den gewaltsamen Kampf gegen dos Deutschtum zur Ausgab« gewacht haben, weiß jedes Kind in Oberschlesien . Aus dem Lomnitz-Hotel flössen die Millionen zur Bewaffnung der Polen in den Augusttogen 1920. Herr Le Rond ist lange genug in Oberschlesten, um seine Pappen- heimer gründlich zu kennen. Wir nehmen an, daß er dieser De- nunziation Korfantys die Bedeutung beimessen wird, die sie verdient, und sie stillschweigend in den Papierkorb versenkt. Wenn einmal mit den Gesellen atisgeräumt werden soll, die durch Drohungen, Ge-� walttaten und Wasfenschtebungen beunruhigen, dann müßte er zuerst dos ganze�Lomnitz-Hotel aufheben und über die Grenze schieben.__ und Wiederaufbau. pars», 9. RlSrz.(HUB.) Der Verwallungsrak des Ali- gemeinen Arbeiterverbavdes<E.G.X.) ist zusammen- berufen worden, um Stellung zu der Frage zu nehmen, öd ckn E i n, Verständnis zwischen den deutschen und den sran- zösischen Arbeitern angängig erscheint, um den Wie- derausbau In die Wege zu leiten. Diese von Hovas stammende WTB.-Meldung ist offenbar ob- sichtlich unklar redigiert. Do die Lsthrer der C.G.T. an der Spitze jener Bewegung stehen, die den Wiederaufbau durch deutsche Ar-
vergeudet, denn Kriegsfuß ernähren un! Mütter, die
leaende Absatz des§ 34 wurde noch kurzer Aussprache wie folgt gefaßt: j „Die Soldaten der Wehrmacht dürfen sich polllisch nicht be- lSkigen. llunerhalb des Dienstbereichs ist eine solche Beteiligung gelitten haben. auch den Beamten untersagt." Die übrigen Bestimmungen de» Entwurf» wurden im weseni- lichen unverändert nach den Beschlüssen der ersten Lesung ange- n o m m« n.— Damit ist die Arbeit des Ausschusses beendet. Der Reedereioerkrag wurde in der gestrigen Sitzung im Haupt- ausschuß de» Reichstags mit der Einschränkung genehmigt, daß gegenüber gewissen darin vorqesehrneu Vereinbarungen der Haupt- ausschuh innerhalb einer Fr' st von 8 Tagen nach Kenntnisnahme das Einspruchsrecht Hot und daß im Falle des Einspruchs der ganze Hauptvertrag alz auch noch der Etat 1920 durch den Hauptausschuh vewllligt.— Die übrigen Etat» sollen am Donnerstag behandelt werden.
(WTB.) Der Gewerffchaftssekretär D u- Peuple" über die Besetzung von Duisburg , eld der französischen Steuerzahler wird ruiniertes Land muß ein« Armee auf unterhalten. Ich rufe die Witwen, die o i s e n, die Kriegsnerlctzten und all« die auf, die Wir werden nicht mehr marschieren. Es ist die Zell gekommen, das laut hinouszuichreien.# Am besetzten Tusseldorf. Düsseldorf , 9. März.(TU.) Die ersten Wirkungen der De- setzung machen stch jetzt fühlbar. So hat die Besatzungsbehörde ver- langt, daß jeder Bewohner einen Personalausweis haben muß. Infolgedessen drängt man sich an den Polizeibureaus in langen Ketten, um solche Ausweise zu bekommen. Auch hat die Besatzung». Wohnungen für Ossi».lere
behörd« in großer Zahl Wohnungen für Ossi z« er« ange ITSiTS s�d-rt und schreitet zur Beschlagnahme von Wohnungen. Dadurch tt de« W i e d e r a u s b a u m i n i sU ri u m s'für j �den WohmmMchende. di«' sestMonaten auf ein Domizll warten. -—■----—.- i nieder vollständig ihrer Hoffnung beraubt. Auch die Press« hat die erst« Einschränkung zu erleide», st« darf nicht««ehr über
Straßen der Stadt. Heute vormittag sind neue französische Tank» angekommen. Die Frage der Schutzpolizei ist noch nicht gelöst, die Waffen sind ihr zurüchgegeben worden. Düsseldorf . 9. März. Nach Milleilung der französischen Dahn - Hosskommandantur geht der- Eisenbahnverkehr nach allen Richtungen in bisheriger Weise weiter. Einschränkungen treten zu, nächst nicht ein. Der rheinische Provinziallandtag, der auf kommenden Sonnabend einberufen ist, wird in Düsseldorf tagen, die Besatzungsbehörde hat die Genehmigung dazu unter der Bedin- gung erteilt, daß auf der Tagung keine Kundgebungen gegen die Be- setzung erfolgen. Die pariser Ersatzwahl. Am 27. Februar Hot in einem der drei Pariser Wahl- kreise eine außerordentlich wichtige Ersatzwahl stattgefunden, die erste in der französischen Hauptstadt seit den allgemeinen Wahlen vom November 1919. Die Bedeutung dieser Volksbefragung war dadurch erhöht, daß es sich um den durch die Ernennung Millers n d s zum Präsidenten der Republik frei gewordenen Parlaments- sitz chandelle. Ferner war in demselben Wahlkreis ein zweiter Sitz durch den Tod des Dissidenten(.Sozialisteu"-Richtung Rözier- Aubriot) Lauche freigeworden. Vier Listen von je zwei Kandi- baten standen sich gegenüber: Die Kandidaten des Nationalen Blocks waren der klerikale Vorsitzende der Pariser Stadwer- ordnetenversammlung Le Corbeiller und«in ehemaliger fanw- tischer kirchenseindlicher Radikaler namens Bannet Die der Dissidenten waren zwei frühere sozialistische Abgeordnete, De�eonte und Jean Bon. Die' Kandidaten der Kommu, nisten waren die gegenwärtig unter der Anklage eines„Kam- plotts gegen die Sicherheit des Staates" eingekerkerten L o r i o t und Souvarine. Schließlich die Kandidaten der Sozialisten (Longuetisten) waren Mauriu und Mouranges. Diese Wahl sollt« nicht nur Gelegenheit geben, den S t i m- mungs Umschwung der Pariser Wähler im Wahlkreise Mille- rands fest 1919 festzustellen, sondern auch das Kräfteverhält- nis zwischen Kommunisten und Sozialisten von der Richtung Longuet-Renaudel zum ersten Male fest der Spaltung von Tours zu messen. Das letztere ist allerdings kaum möglich gewesen, da die kommunistischen Kandidaturen«inen ausgesprochenen Pro- testchorakter gegen die Regierungswillkür trugen, und da die Führer der Sozialisten, Guesde, Longuet und sogar Renaudel, sich ursprünglich gegen die Aufftellung von eigenen Kandidaten mit den Worten ausgesprochen hatten:„Man kandidiert nicht gegen Ein- gekerkertel" Daß die Funktionär« der sozialistischen Orgakiisatlon stch dennoch und mit sehr schwacher Mehrheit für die Ausstellung von eigenen Kandidaten aussprachen, war ein nicht lehr glücklicher Beschluß. Die bürgerlichen Radikalen hallen ihr Mitglied Bonnet desavouiert utkd unter Verzicht auf eigene Kandidaten ihren An- hängern empfohlen, für die beiden Dissidenten zu stimmen. Das Ergebnis der Wahl, das von kettili Nachrichtenagentur bisher richtig gemeldet worden ist, und dps wir daher aus den vor- liegenden Pariser Zeitungen v«n Momag entnehmen, war das- folgende: RoSonalcr Block... 47 000 Stimmen Kommunisten.... 33000 Soziallfleu 13 000 * Dissidenten..... 20 500 Ss findet daher am kommenden Sonntag eine Stichwahl zwischen Nationalem Block und Kommunisten statt, auf deren Ausgang ganz Frankreich mit großer Spannung wartet. Die Sozialisten haben sich zugunsten der Kommunisten zurück- gezogen, die Dissidenten haben zwar die Parole der Stimmenthal- Ntng ausgegeben, die aber vielfach nicht befolgt werden wird. Selbst lintsbürgerliche Bläller. fordern die Wähler auf, für die Kommunisten zu stimmen, um jedenfalls die Niederlage des Nä- tionalen Blocks herbeizuführen. Gegenüber den Novcmberwahlen von 1919 hat der N a t I o, nal« Block im Wahlkreis seines eigentlichen Schöpfers, des jetzigen Präsidenten Millerand , mehr als 23 000 Stimmen verloren. Sozialisten und Kommunisten zusammengerechnet haben ihre da- maligen Stimmenziffern ungefähr behauptet, ebenso die Dissidenten, die allerdings diesmal die Unterstützung" der Radikalen genossen, die 1919 8000 Stimmen auf eigene Kandidaten gesammelt hallen. Da am gleichen Tage das Ergebnis einer Stichwahl in Hoch- savoyen der Verlust eines Mandates durch den Rationalen Block zugunsten der Radikalen war, so zeigt dies, daß stch der politische Umschwung in Frankreich im Sinne einer vernünftigeren, weniger chauvinistischen und reaktionären Betrachtung der inner» And außenpolitischen Probleme in der Tat vollzieht. - I'•; Kämpfe um Petersburg . Reval , 9. März.(DA.) Die Renaler Zeitungen melden über- einstimmend, daß die Sroustödler Revolutionäre stch der Festung Krasuasa Gotka bemächtigt haben, deren Garnison zu der provlsorlschen Regierung in Kronstadt übergegangen sein soll. Die Krouslödler Rialroseji haben die suukenlelegraph sche Verbindung mit Wiborg wieder he gestellt und die Oaniroizeu de» Peiersburger Bezirk» drahtlos ausgesorderk. den Kamps gegen die bosschew.st sehen Bedrücker auszunehmen, der eiu Kamps für die bürgerliche Freiheit und die russische Konstituante sei. Sie te le« se.oer mit, daß das Üjmailowsky-Regiment, das älteste Regiment der russischen Garde, zu den Aus ständischen übergegangen ist. Der revolutionäre Rat in Kronstadt verkündet al» sei» Programm: 1. Einberufung einer neuen Konstitute. enden Versammiuug, 2. Ge- währlelstung der persönlichen und poNtlscheu Freiheit für alle Bürg«, 3. Weigerung, m't der Räteregierung zu verhandeln. helsiugfors. 9. Mörz.(DA.) Wie aus Wiborg gedrahtet w'rd, hat ein Teil der Kronstädter Matrosen Marinetruppeo ge- land et,"die d!« Bolschewisten aus dem kleinen Hasen Oranienbaum vertrieben und sich In den Besitz des Hafens gesitzt haben. Andere Einheiten der Äronstädter Floll«, darun'er meh er« Torpedoboote und Torpedobootszerstörer, sind in der Newamündung eingelaufen. Auch sie landeten' in Petersburg Marinetruppen, die in den Straßen mit roten Truppen ins Gefecht kamen. De Haupt» kraft« der roten Truppen stehen augenblicklich in der Gegend von featschina, wo sich auch Trvtzki und da» bolschewistische Oberkommando befinden. Der antibolschew'stische Charakter der Truppenmeutereien in Pflow hat stch inzwischen bestätigt. . Baal Leosch. Gegen den Beschluß der preußischen Landtoqs» fraktion, der eine Regierungsbildung zusammen mit der Deutschen Bolkspartei ablehnt, schreibt in der„Deutschen Allgemeinen Zei, tung" Professar Paul L e n s ch. Sowohl der Ort, wie auch ganz besonders der Inhalt, der Ton und die Tendenz seiner Ausführun- gen beweisen, daß Paul Lensch nicht mehr für dte Sozialdemokrotie, sondern für die Deutsche Bolkspartei journalistisch tätig ist.*