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Auflösung der Vorschulen. Nerld», 15. März.(WTB.) Die finanziellen Schwierigkeiten, die fich der Durchführung des Grundschulgesetzes besonders in Preußen entgegenstellten, find beseitigt. Es werden demnach der Dorschrist des§ 2 Abs. 1 des Grundschulgesctzes entsprechend in allen Ländern die untersten Klassen der öffentlichen Vorschulen(Vor- s ch u l k l a s s e n) spätestens vom Beginn des Schuljahres 1921/22 an nicht mehr geführt werden. Solüatenschinöer f)lUer. In der heutigen Sitzung wird in der Beweisaufnahme fort» gefahren. Zuerst soll Sachverständiger Professor Dr. Kraus« gehört werden. Er äußert sich, daß er als Psychiater Hiller im Jahre 1916 unte�ucht hat. Hiller war damals der Soldatenmißhand» lur, g angeklagt. Der Regimentsarzt Dr. Koch sprach damals Zweifel an seiner geistigen Verfassung aus. Hiller hatte einen Sor> geanten wie die Anklage annahm im Affekt mißhandelt. Hiller behauptete, er habe sich von dem Sergeanten bedroht gefühlt. Als ich ihn untersuchte, stellte ich fest, daß er 1916 ein nervöser, ge- reizter Mensch war. Es kann keine Rede sein, daß er, der Ange- klagte, g e i st e s k r a n k ist, aber er neigt zu impulsiven Handlungen. Seine damalige Ruhrertrankung hat sein Leiden noch verschlimmert. Rechtsanwalt Dr. H i r s ch f e l d: Glauben Sie, daß der An- geklagte im Affekt nicht gewußt hat, was er tat? Prof. Dr. K r a u s e: Reln, er hat sicher die Vorstellung seiner Handlung, auch wenn ihm die Hemmung des Bewußtseins fehlt. Der Sachverständige kommt zu dem Schluß, daß 8 51 keine Anwendung finden kann. Dann wird der Schlosser O r t h m a n n vernommen, der bei der 12. Kompagnie Krankenträger war. Auf die Frage des Vorfitzen. den, ob Hiller den Helmhake einmal getreten habe, erklärt der Zeuge, daß er sich dessen nicht entsinnen könne. Ich selbst, so sagt der Zeuge, war von Dr. Müller krank geschrieben, aber Hiller sagte, ich müsse dableiben und zerriß meinen Krankenschein. Hiller behauptete zu mir, daß Helmhake nicht krank sei, sondern nur den Kranken markiere. Aber man durfte Hiller nicht wider­spreche».sonst war der Teufel lo«. Vors.: War Helmhake sehr krank, als Sie ihn zur Latr>ne führten? Zeuge: Erblickte ganz starr, er war krank. Vors.: Sahen Sie, daß Hiller den Helmhake g e o h r f e i g t hat? Zeuge: Den Helmhake nicht, aber bei anderen sah ich es. Wenn sich Leute bei Hiller krank meldeten, s a g t e er sie w e g. Vors.: Helmhake soll auf Befehl kein Essen bekommen Häven? Zeuge: Das weih ich nicht. Rechtsanwalt H i r s ch f e I d: Sie mußten über den Gesundheitszu- stand doch dem Arzt Meldung machen? Zeuge: Wir mußten erst dem Kompagnieführer Meldung machen, dann dem Arzt.   Dr. Müller bestätigt diese Angaben. Rechtsanwalt H i r s ch f e l d: Sie sollen auf dem Wege zur Latrine selbst gestoßen haben? Zeuge: Davon weih ich nichts. Als nächster Zeuge wird Oberst Graf v. d. Schulenburg vernommen, der Im März 1915 Kommandeur des Gardcfüsilierregi- ments in den Karpathen war. Er sagt aus: Hiller war ein ausge- zsichnetsr Offizier, der stets auf dem Posten war. Die Schwierig- leiten waren damals ungeheuer, da wir keine Reserven hatten. Bors- Wußten Sie, daß Hiller seine Leute mißhandelte?. Zeuge: Wenn ich etwas gehört hätte, wäre ich eingeschritten. Erst nach Ablösung Hillers kam die Mißhandlung eines Unteroffiziers zur Sprache, die ich der Division   weiter meldete. Vors.: Wie wurden Arrestanten behandelt? Zeuge: Ich kann mich beson- derer Befehle nicht entsinnen. Ich nehme an, daß ein Bataillons- ei'Eigener auch irm Bataillon verpflegt wurde. Rechtsanwall H lrschfeld: Wie war die Disziplin? Zeuge: Bei dem Ersatz, den wir bekamen, schlecht. »GMemelüsprozeß gegen yauptmünn v. Kessel Unter axoßem Andrang des Publikums begann heute vor dem Schwurgericht des Landgerichts l der Meineidsprozeh gegen Haupt- mann v. Kessel. Den Vorsitz führte Landgerichtsdlrekt�r Dr. W e i» ge r t. die Anklage vertritt Staatsanwallfchafterat G e r i f ch, die Verteidigung liegt in den Händen des Rechtsanwalts Dr. Alsberg. Der Angeklagte wird aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Wie schon mitgeteilt, lautet die Anklage auf wissentlichen Mein- e i d, den er In dem Verfahren gegen den Oberleutnant M a r l o h wegen Erschießung der 29 Matrosen in der Französischen Straße geleistet haben soll. Außerdem wird der Angeklagte be- schuldj�, In mehreren Fällen den Oberleutnant Marloh   unter Miß- brauch seiner Dienstgewalt zur unerlaubten Entfernung vor- sätzlich on'timmt zu haben und endlich am 8. Dezember 1918 den Pfarrer R u m p zum Zweikampf herausgefordert zu haben. Vor Beginn der Verhandlung richtet der Vorsitzende an die Geschworenen eine längere Ansprach«, in der er sie ermahnt, nur das auf sich wirken zu lassen, was in der Verhandlung selbst vor- geht. Gleichzeitig appellierte der Vorsitzende an die Presse, alles zu vermeiden, was dazu dienen konnte, über den Prozeß und über den Angeklagten auf Grund außerhalb des Gerichtssaales Legender Berichte ein Urteil zu fällen. Dieses Verfahren hat zuerst vor dem Militärgericht geschwebt und fetzt soll es vor unabhängigen Richtern entschieden werden. Oer Vorsttzende mahnt dann auch den Angeklagten in seinem eigenen Interesse, die Wahsheit zu sagen und, wenn er etwas getan hat, den Mut zu besitzen, ein Geständnis abzulegen. Hierauf nabm der Verteidiger Dr. Alsberg das Wort zu längeren Ausführungen: Dem vorliegenden Fall fei eine übertrieben politische Bedeutung beigemessen worden. Der Iustizmiiister hat über den Kopf des Staatsanwalts hinweg den Auftrag erteilt, Herrn v. Kessel zu verhaften, obwohl alle Aerzte dagegen waren, da ein Rückfall feiner Krankheit zu befürchten fei. Der Verteidiger sucht dann darzulegen, daß oieAmnestieverordnungdem An- �geklagten zugute käme und daß der Beschluß der Strafkammer als Beschlußgericht nicht anfechtbar sei. Nachdem di« politischen Gegner des Angeklagten in der Presse gegen die Einstellung des Verfahrens Siurm gelaufen waren, hat der yustlzminister d e Staatsnnwalsschaft angewiesen, trotzdem die Be- schwende zu versuchen. Wir befinden uns augenblicklich zweifellos in einem Verfahren, dem jede rechtliche Grundlage fehlt. Als Rechts- arnvalt Dr. Alsberg in seinen Ausführungen wiederHoll das Vor- gehen des Iust'zministers streift, unterbrich: ihn der Vorsitzende und erllärt:De Behauptung, daß der Iustizmin Ister eingegriffen hat. weise ich zurück." In einer längeren Erwiderung erllärt Etaotsanwallschastsrat Gerlack u a., daß er die Vorwürfe, daß hier nicht nach Ge'etz und Recht verfahren sei, mit aller Entschiedenheit zurückweisen müsse. Ihm sei z. B. nichts davon bekannt, daß sich Kessel in Begleitung seines Berteidiaers ihm zur Verfügung gestellt habe Im Gegenteil, der Verteidiger bzw. fein Sozius habe es In sehr geschickter Weise ver. standen, den Angeklagten mehrere Tage lang meinem Zugriff zu entziehen. Wenn der Verteidiger damit operiert hat, daß patriotische oder nationale Gründe den Angeklagten zu seiner Tat veranlaßt haben, so muß ich ihm erwidern(mtt erhobener Stimme), das ist nicht richtig. Herr v. Kessel hat sich schuldig gefühlt«m der Mairosenerschleßung in der Französischen   Straße und das allein ist der Grund seines Verhaltens. N.-A. Dr. Alsberg: Ich bedauere, daß der Staatsanwalt in dieser Weise auf meinen Antrag antwortet. Der Staatsanwalt hat mir seinerzeit selbst erklärt, daß er die Akten abgelegt hat, da es keine Beschwerde gebe. Plötzlich fetzt infolge der Hetz« gegen Kessel das Justizministerium ein. Ich weiß, daß eine Sitzung im Justizministerium stattgefunden hat, zu der auch der Staatsanwalt Berlach hinbeordert worden Ist. Was der Stootsanwall über Herrn ». Kessel gesagt hat, davon ist kein Wort wahr.
Groß'Jkrlw Die deutsche Kinöerhilfe. In Berllmer Zeitungen ist in letzter Zeit wiederHoll bemängelt worden, daß die von der Deutschen Kinderhilf« g>: sammelten M ttel noch immer nicht zur Verteilung gelangt sind. Auch im.Vorwärts" hat Genosse E. Gräf  «inen ArtikelPraktische Kinderhilfe" erscheinen lassen, in dem b'e Sammlung für das notleidende Kind mir ihren seinerzeit ausgestellten Grundsätzen in Gegensatz zu bringen versucht wird, nach welchem ganz besonders schnell« Hilf« gel«ist«t werden sollte. Wie ich aus meinen Erfahrungen bei der Mitarbeit im Groß- Berliner Ausschuß der Deutfchen Kinderhilf« feststellen kann, können dies« Aeußerungen der Unzufriedenhett nur auf unzureichender Kenntnis der talfächlchcn Verhältnisse beruhen. Zu irgendwelcher Beunruhigung, die angeblich in den Kreisen der Geber bemerkbar sein soll, liegt jedenfalls nicht der geringste Grund vor. Erst am 23. November v. I., also schon mitten im Winter, konnte die Sammlung begonnen werden, und zwar unter Schwierigkeiten, welche dl« Organisierung einer solchen Aktion in der gegenwärtigen Zeit mit sich bringen mußte. Ganz besonder« Hemmungen waren aber zu überwinden, weil die Sammlung zwar unter führender Mit- Wirkung der kommunalen Iugendwohlsahrtseinrichtungen durchge- führt werden sollte, der erst im Werden begriffene Verwaltungsbau des neuen Berlin   aber noch nicht die erwünschten Handhaben dazu bot. Nicht zuletzt erschwerten auch die über die Iugendwohlsahrts- pfleg« in den beteiligten Organisationen bestehenden verschiedenen grundsätzlichen Auffassungen, die erst nach einiger Mühe auf einen gemeinsamen Boden gebracht werden konnten, die Arbeit. Jetzt ist di« Sammlung in Berlin   seit dem 15. Februar abgeschlossen. Di« Annahme ist also nicht richtig, daß dies« noch bis Ende März ausgedehnt werden soll: das ist ein Beschluß des Reichsausschusses der Deutfchen Kinderhilfe, der nur draußen im Lande Anwendung finden dürfte. Das Ergebnis der Sammlung beziffert sich für G r o ß- B e r l i n auf rund 6509006 Mark. Di« Richtlinien für die Verteilung, bei deren Feststellung Vertreterinnen unseres Groß-Berliner Aus- fchusses für Arbeiterwohlfahrt sehr entscheidend mitgewirkt haben, zeichnen genau vor. welche Gesichtspunkte dabei maßgebend fein fallen. Es ist sowohl für«ine gewisse Einheitlichkeit in der Verteilung Sorge getragen, als auch gegen eine Verzettelung der Mittel Vor- kehrung getroffen worden. Die Aufgabengebiete derDeutschen Kitiderh'lse" zerfallen danach in di« geschlossene und halbgeschlossene Fürsorge einer- seits und die offen« Fürsorge andererseits. Für die geschlossene und halbgescksiossene Fürsorge erfolgt di« Verteilung des Sammlungs- ergebnisse» durch den Groß-Berliner Ausschuß, der mit der eingehen- den Vorarbeit aller Anträge aus diesem Gebiet der Fürsorge«in« besondere Prüfungskommission beauftragt hat. Für di« offen« Fürsorge erfolgt die Verteilung durch die Be» zirtsausschüsse derDeutschen Kinderhilf«", di« sich m allen Ver- waltungsbezirken Groß-Derlins gebildet haben. Hemden und Strümpfe sind bereits in nur ganz einwandfreien Oualltäten für die umgehende Verteilung innerhalb tzer offenen Fürsorge beschafft worden, wobei der einmütig« Rat aller berufenen Sachkenner der behördlichen und privaten Iugendwohlsahrts pfleg« entscheidend war. Ob noch weiter« Anschaffungen ähnlicher Art zweckmäßigerweise geschehen sollen. darüber stehen die Verhandlungen vor dem Abschluß. Der Rest der Mittel, dl« für d'e offen« Fürsorge bestimmt sind, wird voraussichtlich für die langfristig« Versendung von Kindern aufs Land verwandt werden. Aus diesen knappen Einzelheiten dürft« klar hervorgehen, daß ck eines weg» von einer Verschleppung der Sammlung in Groß-Berfin gesprochen werden kann. Im Gegenteil: der Groß-Bertln«r Ausschuß der Deutschen Kinderhilf« ist energisch am Werke, um in der Ver- feilung so schnell als möglich vorwärts zu kommen. Dazu bestimmt ihn nicht zuletzt auch der Wunsch, recht bald vor der Oefsentlichkeit Rechnung legen und sich so einwandfrei entlasten zu können. E. Wutzky, Mitglied de« Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt. Der Haushaltplan 1920 im Ktisfthuß. Die gestrige allgemeine Aussprache im Haushaltsausschuh der Stadtverordnetenversammlung nahm« nen bemerkenswerten und an. geregten Verlauf. Von allen Sotten wurde auch betont, daß es gelte, au» der Beratung des Ausschusses Grundsätze und Richtlinien für die ! Aufstellung des nächsten Haushaltsplanes zu gewinnen, der wie ' Oberbürgermeister Döß mitteilte voraussichtlich erst gegen Mitte Juni deu Stadtverordneten zugehen wird. Es wurde am Schluß der Beratung ein Antrag der bürgert chen Fraktionen angenommen. worin der Magistrat ersuckt wird, bei dtr(von Oberbürgermeister Vöß zugesagten) Neubearbeitung des Lagerbuchs bei allen einzelnen Werten grundsätzlich zu prüfen, ob sie sich zur Abstoßung durch Ver- kauf eignen und dem Haushaltsausschuß ein« Zusammenstellung hier- über zu unterbreiten. Ferner müßten so unwirtschaftliche Bauten wie die Nordsüdbahn, deren Bau sich jetzt auf 600 Millionen sielle, beendet und aus bessere Zeiten verschoben werden. Vor allem müsse auch die Erwerbsiosemfürforge ein« für die Stadt wirklich produktiv« Form erhalten. Oberbürgermeister Böß machte wiederholt erläuternde Mtttei- lungen; so betont« er di« Notwendigkeit, schon jetzt an die Deckung für di« im nächsten Haushalt einzustellenden Ausgaben in Höhe von 591 Millionen zu sorgen. Durch die Erhöhung der Wcrkstar fe würden nur 73 Millionen gewonnen werden. Der Oberbürgermeister legte dar, daß die Anlagen der städtische» Werke einen hohen, von der S'adt noch zu niedrig bemessenen Aktivposten darstellten. Beim B ehhof, der In den letzten Iahron infolge des mangelnden Auftriebs hohe Zuschüsse erfordert habe, könnten jetzt bei dem besseren Geschäfts- gange erhöhte Gebühren und damit ein besseres wirtlchaflliches Er- gebni» erzielt werden. Zur Beschaffung weiterer Mittel für die schwebenden Pläne würde Berlin   demnächst mit einer neuen Anlache, einerFriedensonleihe" in Höh« von voraussichtlich 450 Millionen herauskommen. Insgesamt werde Berlin   im nächsten Haus- halt hierfür und aus den bere ts bewilligten festen Anleihen 850 Millionen unterbringen muffen. Er glaube aber versichern zu können, daß da» lveriraueu der Alnanzwell in die Sladkverwoliung sich gehoben habe und daß, wenn d!« städtischen Körper'chasten eine straff« Wirtschaft führten, sich auch allgemein ein« günst'ge Wirkung äußern werde. Di« Verhandlungen wegen des Reichszuschusses zum Vau der Nord» südbahn ließen di« Aussicht erhoffen, einen Zuschuß von 800 Millionen zu erhalten, wodurch di« Mög'lchkeit gegeben sei, be'm Bau der Bahn 9000 Erwerbslos« auf längere Zelt zu beschäftigen, wäh'end bisher die S'adt bei ollen Notstanvsarbe'ten nur 5000 Arbeitslose habe beschästfgen können. Um aber im nächsten Jahr« ins Gleichgewicht zu kommen, fei ferner die Anspannung weiterer Steuern notwendig, insbesondere der Ge- werbesteuer. Der Ausschuß wird am Mittwoch in die Einzelb-e- ratung eintreten und jeden Montag, Mittwoch und Freitag tagen. Pakete nach Ztallen können noch bis Ende März nach den bis- herigen Cinfuhrbestimmungen bei den Postanstalten aufgeliefert toerden.
Ein angeblicher Mnöesmorö mft ungewöhnlichen Begleiterscheinungen beschäftigte die Kriminal. Polizei. Aus dem Strafgefängnis heraus erhielt sie die Anzeige, daß eine Frau in der Ruppiner Straße, die von ihrem Manne ge- trennt lebt, ihren neun Monate alten Knaben erdrossett und die Leiche beiseite geschafft habe. Die Anzeige ging aus von einem Felix Heilmann, der wegen Einbruchs eine Strafe verbüßt. Er war der Geliebte der Frau, die er jetzt des Mordes beschuldigte. Ueber die Vorgänge, insbesondere die Beseitigung, machte er so ins einzelne gehende Angaben, daß sie zunächst glaubwürdig er- schienen. Hiernach sollte die Frau die kleine Leiche zunächst auf dem Hausboden verborgen haben. Bei einem DachstrHibrand eines Nachbarhauses habe sie dann die Entdeckung befürchtet, die Leiche heruntergeholt, in einen Blechtasten gepackt und in diesem in der Waschküche eingemauert. Die Ermittelungen ergaben jedoch, daß in der Nachbarschast gar kein Dachstuhlbrand gewesen ist. In der Waschküche war auch keine Spur von einer Dermauerung zu finden. Endlich wurde festgestellt, daß die bezichtigte Frau in der Zeit, die in Betrocht kommt, gar kein kleines Kind gehabt hat. Heilmann hat die Beschuldigung erdichtet, weil seine frühere Geliebte sich g»- weigert hatte, zu seinen Gunsten einen Meineid zu schwören. Er wird sich jetzt wegen wissentlich falscher Anschuldigung und versuchter Verlettung zum Meineid zu verantworten haben.
Bei einem Brande ums Lebeu gekomme« ist die 16jährige Ida Resttn. Das Mädchen war in der Drogenhand- lung von Friedr. Wilhelm Junge, Greifswalder Str. 29. tätig. Im Erdgeschoß des linken Seitenflügels auf dem ersten Hofe wurden pharmazeutische Spezialitäten hergestellt. Dort gerieten Naphthalin u. a. Drogen in Brand. Der Inhaber W. Junge erlitt dabei schmerz- haste Brandwunden an den Händen und im Gesicht, das Mädchen, deren Kleidung Feuer fing, am ganzen Körper. Es wurde in hoff- nungslofem Zustande nach dem Krankenhaus am Friedrichshain   ge- bracht und ist dort an den Folgen der Verletzungen gestorben. Bon eiuem Russen erschossen» Heute vormittag gegen 11 Uhr erschoß ein ungefähr 25 Jahr« alter Russe nach einem kurzen Wortwechsel in der Hardenbergstraße, nahe der Fasanenstroße, einen etwa in der Mitte der dreißiger Jahr« stehenden Rumänen. Der Täter wurde verfolgt und in der Nähe des Zoologischen Gartens verhaftet. Man nimmt an, daß die Be- weggründe zu der Tat politischer Natur sind. Verkehrsstörung auf üer Untergrunübahn. Heute vormittag kam es auf der Untergrundbahn dicht vor der Station Leipziger Platz zu einer Betriebsstockung. Ein vom Gleis- dreieck kommender Zug blieb infolge eines Maschinendefekts auf der Strecke liegen. Die Fahrgäste verließen die Wagen und gingen zu Fuß zwischen den Schienen bis zum Leipziger Platz. Die Direktion hofft, in den ersten Nachmittagsstunden den Betrieb vollständig wiederaufnehmen zu können._____ falsche Pässe für Amerikaauswanderer. Die amerikanische   Kommission teilt mit, daß sie im Besitz einwandfreien Beweismaterials ist, aus dem hervorgeht, daß gewissenlose Personen sich mit der Herstellung falscher Pässe und Visa   befassen. Deutsche  , die nach den Vereinigten Staaten  wollen, werden nochmals eindringlichst daran erinnert, daß das Paß- amt der Kommisston, Berlin  , Friedrichstr. 174, die einzige Stell« ist, wo amtlich gillige Visa zu erlangen sind. In den letzten Wochen sind in den Einschiffungshäfen Deutsch- lands und Hollands eine ganze Anzahl von Leuten angehalten worden, die sich im Besitz gefälschter Pässe oder Visa befanden. Die Kommission ist ferner telegraphffch benachrichtigt worden, daß die in amerikanischen   Häfen diensttuenden Einwanderung«- beamten alle Pässe und Visa auss genaueste prüfen, und daß all« Ausländer, die mit gefälschten Pässen oder Visa ankommen, sofort wieder deportiert werden. Es ist vorgekommen, daß bis zu fünfzig Personen mit gefälschten Visa an einem Tage in amerikanischen  Häfen abgefaßt wurden. Im Anschluß daran wird betont, daß Personen, die aus diesem Grunde verhaftet und deportiert werden, auf immer aus den Ver, einigten Staaten ausgeschlossen sind.
Funkcntelegraphische Wetternachrichte«. Die von der Deutschen Seewarte in Hamburg   auf Grund in­ländischer und ausländischer Wetterbeobachtungen zusammengestellten Telegramme über die Wetterlage, die für manche Gebiete, wie die Landwirtschaft und Luftschiffahrt, unentbehrlich sind, werden schon zu einem wesentlichen Teil funkcntelegraphifch oerbreitet. Um die rechtzeitige und zweckmäßigste Uebermilllung der auf dem Funkwege zu befördernden Telegramme sicherzustellen, hat die Reichstele. graphenverwaltung kürzlich Versuch« angestellt, die Wetternachrich» tcn von der Deutschen   Secwarte drahttelegraphisch unmittelbar cm die Hauptfunkenstellen beim fizaupttelegraphenamt in Verlin gehen uz lassen, von wo sie über die Hauptfunkstelle Königswusterhausen durch Ferntastung funktelegraphisch oerbrtttet und von bestimmten Wetter- dier.ststellen und reichscigenen Fl nkempfangsstellen aufgenommen werden. Das günstige Ergebnis der Versuche hat zur Beibehaltung des Uebermitllungsverfohrsns gefuhrt.
Nallonale Rowdies. In der Weinstube vonTraubes Diele" vollführten am Sonnabendabend eine Anzahl junger�Offiziere in Zivil nationale Heldentaten. Sie stimmten ,Leil dir im Siegcrkranz" an und nmpellen die Gäste, die stch nicht erheben wollten, an. Bei den folgenden Rekontres erklärten die Helden aus- drücklich, Mitglieder desNationaloerbandes deut- scher Offiziere" zu sein und drohten dem Wirt, der sie zum Verlassen des Lokals aufforderte, mit dem Boykottdurch ihren Verband. Auf der Straße setzten sie ihr Treiben fort, wobei Ausdrücke fielen wie.Letzt kauf« ich mir einen Demokraten" und Wen ich für einen Proletarier halte, den haue ich in die Fr...". Bei dem entstehenden Tumult wurde schließlich einer der ange- rempelten Herren durch eine Droschke überfahren und nicht unerheblich verletzt. Darauf verdufteten die Hakenkreuzhelden, leider ehe ihre Namen festgestellt werden konnten. Der seikherige Arbeitslosenrat in Schöneberg   wendet sich in Ver- öffentlichungen gegen die Feststellung, daß er sein Mandat nieder- gelegt habe. Zur Klärung der Sachlage wird vom Magistrat Berlin- Schöneberg darauf hingewiesen, daß nach Bekanntwerden des Be- fchlusies der Groß-Berliner Deputation für Arbelt und Gewerbe wonach als alleinige und rechtmäßige Vertretung der Arbeitslosen nur die von gewerkschaftlicher Seite präsentierten Vertreter anzu­erkennen seien der seitherige Arbeitslosenrat tatsächlich, wie er da» im Briefwechsel auch selbst zugibt, sein Mandat dem Magistrat gegenüber niedergelegt hat. und zwar, um hierdurch einen Druck auszuüben, domit der vorstehend wiedergegebene Deputationsbeschluß rückgängig gemacht werde. L. Iugendlon.iert in Neukölln. Am Mittwo-v. den 16. Mär,, abend» 7'/, Uhr. vmmiiniiet da« iwdfiiche Ipgendom«, Abt. Jngendpflege. da« 2. Iiineiidforncvl in der RenIIchnle. Voddinsfiage. Milwiikende: Herr' Walter Lichte, seid fGeianu) und ider: Tbcodoi Flrck(Sklopicr). Zum Vortrag ge­langen ouiichliehlich ffou-positwnen und Lieder von Cchubcrt. EmfrittZfarfen zum Preise von 50 Pf. sind im Nalhause, Zimmer 226, und bei den Jugend- leitern der Vereine zu haben. Im wirtschaskepolitische» Zlbrobkiirsn» der Deutsche» Hoch. schule silr Politik, im Hörsaal 122 der Universität spricht am Mittwoch. den lk. März, abends 8 Uhr, Uuierlloatssefrefär Edier von Brau» überTie Hebung der landwirtichoillichen Produktion al» Krundlage de« deulichen Wiederousbaus'. Karlen zum Preise von 2, Mt. sind an der Abendlasse erhältlich.