der LVleöeraufbaukongreß fn Zeankrekch. Paris . 22. März.(WTB.) Di« vom Allgemeinen Ar» Keiteroerband(EGT.) einberufene Konferenz hat gestern nach. mittag ihre Arbeiten fortgefetzt. Zu Beginn der Sitzung wurde ein schriftlicher Bericht der EGT. verteilt, in dem gesagt wird: Welche Lösung man auch der Frag« des Wiederaufbaues geben wolle, ob Reparationen durch Deutschland oder interna! onale Finanz- Hilfe, so sei es unerläßlich, einen W i« d« r o u f b a u- O r g a- n i s m u s zu schaffen, dem man alle technischen Hilfsmittel zur Ber- fügung stelle, um einen bis jetzt nicht bestehenden Gesamtplan auszuführen. I o u h« u x erklärte Im Laufe der Debatte, die augenblickliche Lage könne nicht andauern, sowohl national wie international. Man müsse das Wiederausbauproblem in Angr ff nehmen, obgleich es fchsÄrig sei. Es handele sich hierbei nicht um«in politisches Problem, sondern um ein Problem aus Leben und Tod. Seit dem Wessenstillstand sei außerhalb der Anstrengungen von Privatpersonen nicht viel für den Wiederaufbau geschehen. Di« ge» fchaffenen Organismen hätten sich durch ihre Zusammen- setzung und chre Verbindung mit den politischen yntereffen als nicht fähig erwiesen, eine praktische Lösung herbeizuführen. Deshalb heb« der Allgemeine Arbeiterverband sich entschieden, eine Unter- suchunz zu veranstalten und hierzu die Hilf« der Geschädigten selbst anzurufen. Es hänge nunmehr von der gegenwärtigen Veriamm- lung ab, ob da» verwüftete Gebiet bald wieder zu neuem Leben erweckt werden könne. Auch der Abgeordnete L e b o s erklörte, die Wiederaufbcmfrag« hänge von der Mitarbeit anderer Völker, hauptsächlich aber von der Mithilfe de» deutschen Volke» ab. Schließlich wurde ein Organisationsausschuß einge- setzt, dessen Aufgabe darin besteht, baldigst praktische Dorfchläge zu machen. Auf Vorschlag von Marcel Laurent wurde dieser Antrag angenommen. Di« Kommission besteht aus V«rtre:«rn der einzelnen Departements: sie setzt sich aus 17 Personen zusammen. Am Abend wurde dann einstimmig eine Entschließung an- genommen, die erklärt: Die am 21. März in Paris versammelten Geschädigten beglückwünschen sich zu dem Interesse, tos der Allge- meine Arbeiterverband ihnen entgegengebracht hat und nehmen mit Befriedigung von den Erklörungen der EGT. einerseits und den Er- klärungen der Geschädigten andererseits Kenntnis und erklären, das heute begonnen« Merk fortsetzen zu wollen. Sie entscheiden sich des- bald dafür, daß am 24. April In Pari« ein allgemeiner Kongreß der Geschädigten veranstaltet wird, der in praktischer und metho- discher Form»in Wiederaufbauprogramm festlegen soll. Hierauf wurde di« Verhandlung geschlossen.
Veksmanns Vernehmung. Räch Eröffnung der heutigen Verhandlung im Keffel-Prozeß durch Landgerichtsdirektor Weigert wurde der Regierungsrat F r o- böse vom Justizministerium al» Leumundszeuge vernommen. Der Zeuge bekundet, daß er mit der Marloh -Sache dienstlich nichts zu tun gehabt habe. Hierauf folgt unter großer Spannung die Vernehmung des Staatskommissars für öffentliche Ordnung, Geheimrat Dr. Weis- mann. Vors.: Es handelt sich darum, daß die Anklage die Be» hauptung aufstellt, daß v. Kessel nicht nur aus vaterländischen Jnter- c£en gehandelt hat, sondern auch aus persönlichen Gründen den Wunsch hatte, Marloh verschwinden zu lassen.— Zeuge: Meine Empfindungen sind immer dahin gegangen, daß, wenn v. Kessel irgend etwas getan hat, er diese» lediglich aus vaterländischen Grün- den getan hat. Als damals die Erschießung der Matrolen vorge- kommen war, war ich vollkommen unorientiert. Am nächsten Tag« erschien Oberst Reinhardt bei mir und erklärte mir, er Hobe den Auf- trag, Marloh zu vernehmen. Marloh sei aber so nervös und ton- sterniert, daß er mit dem Bericht gar nicht zustände käme. Reinhardt bat mich, die Freundlichkeit zu haben, ihm bei Abfassung des Be- richte zu helfen. Ich hatte schon in dem früheren Prozeß ausgesagt, daß ich nicht in meiner damaligen Eigenschaft als Staats- a n w a l t oder Leiter der politischen Abteilung gehandelt habe, son- dern lediglich, um Oberst Reinhardt einen Gefallen zu tun. Ich bin dann nach meinen Dienstswnden hinuntergegangen und tat es auch gern. Wir haben damals all« in Lebensgefahr geschwebt. Kcsseb.tam einmal mit einer Liste zu mir und erzählte mir, wir sollten van bestimmter Seite beseitigt werden, mein Name stände als erster auf dieser Liste. Ich komme nun zu meiner Ansicht über Marloh . Marloh hat auf mich den Eindruck eines Mannes gemacht, der das,«o« er sagt und tut. für richtig hält und sich nach jeder Richtung hin Mühe gibt, das Richtige zu treffen. Ich schloß au» Marloh » Perhalten, daß er der festen Uebcrzeugung war, er hätte sich in Notwehr befunden. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich den Bericht verfaßt. Don diesem Bericht habe ich später nie mehr etwa» gehört, bi» er dann wieder im Laufe diese» Verfahren» eine Rolle spielte.— Vors.: tun Hot doch der bei Ihnen tätig gewesene Staätsanwalt Zum- l> r o i ch mit Marloh zusammen schon einen Bericht gemocht g«> dabt5— Z e u g e: Ich habe nicht gewußt, was früher geschehen war. Oberst Reinhardt bat mich nur, einen Tatsachenbericht aufzunehmen. da Marloh damit nicht zurecht komme und weil er in ihm immer den Aorgesetzten sähe. Diese Hilfe habe ich gewährt.— Hierauf äußert sich Marloh zu den Aussagen Geheimrat Weismanns und erklärt, er sei in den Berichten nur deshalb von der Vahrheik abgewichen, well Kesiel und Reinhardt darauf hingewiesen hätten, er könne auf Putattvnotwehr nicht freikommen.— Kriegsgerichtsrat Meyer 4 erklärt,«ine Einstellung des Verfahrens gegen Marloh kam nicht in Frgge.— Rechtsanwalt Alsberg zu Weismann: Waren Sic im'Prinzip mit der Flucht Marlohs einverstanden?— Weis» mann: Kessel beschäftigte sich andauernd mit einer Flucht Marlohs, und so mag es gekommen fein, daß er gelegentliche Aussprüche von mir dahin aufgefaßt hat. daß ich einer Flucht Marloh » zustimme. — Vors.: Wir alle hier im Saal haben Ihren Nomen, den des Polizeipräsidenten Ernst und des Hauptmann» P a b st von dem Angeklagten gehört, als die Nomen derjenigen, die nicht nur den Wunsch hatten, daß der Prozeß Marloh nicht stattfinden, sondern daß Marloh fliehen solle.— Zeuge: Ich habe mich zuerst gewundert, al» ich da» in der Zeitung las, ich kann es Steffel auch nicht übelnehmen, daß er sich nicht mehr aller Einzelheiten erinnern kann.— A n g e k l.: Ich betone mit aller Bestimmtheit, daß ich da», was ich hier ausgesagt habe, mir anderthalb Jahre sehr wohl über- legt, und daß ich nicht ein Wort zuviel gesagt habe. Weismann» Worte waren damals nicht ander» zu verstehen. Rechtsanwalt Alsberg : Ich bitte, mir die Frage zu beant- warten, ob der damalige Reichswehrminister N o» k e Ihnen nicht auch erklärt hat, daß der Marloh-Prozeß unbedingt verhindert wer- den muffe.— Geheimrat Weis mann: Ich erinnere mich nicht, daß Herr Noske sich in dieser präzisen Form geäußert hat.— Rechts» nnwalt Alsberg: Können Sie uns sagen,, Herr Geheimrat, wie sich Noske über den Angeklagten geäußert hat?— Weismann: Zöerr Noske bedauerte unendlich, daß Keffel, der damals nach Ansicht Noskss lediglich au« vaterländischem Interesie gehandett habe, nun daran glauben solle.— Oberleutnant Hofmann erklärt. Weismann habe ihm gesagt: Ich hoffe, daß Kesiel mich im Prozeß mit seiner Aussage deckt. Weiter sprach Herr Weismann über die Flucht Marlohs so, daß ich daraus schloß, er sei mit Marlohs Flucht einverstanden. Herr Weismann sagte weiter, er hoffe, daß der Marloh -Prczcß nicht allzu viel Staub aufwirbeln werde, denn es S webte damals gerade die Sklarz-Affäre, derttwcgen Herr eismann zum Reichswehrminifter Noske fuhr
GroßSeelln Kongreß öer firbeiterturner. Die im Arbetter-Turn- und Sportbund organisieuen Turner und Sportler der Mark Brandenburg hielten am Sonnabend und Sonntag ihren Kreistag ab. Heber 400 Vertreter waren anwesend. Die Debatten gestatteten sich teilweise sehr stürmisch. Der politische Richtungsstreit innerhalb der Arbeiterschast hat seine Schatten auch auk die Arbetterturnbewegung geworfen. Bor zwei Jahren hatte sich der Kreistag in Kottbus noch für die Diktatur des Proletariats und ähnliche Forderungen ausgesprochen. Der diesmalige Kreistag ergab fast cine Zweidrittelmehrheit gegen diese söge- nannten Kottbuser Beschlüsse, so daß dieselben aufge- hoben sind. Ferner wurde beschlosien, daß der Kreisvorstand sofort Schritte unternehmen soll, damit die parteipottttschen Streitigkeiten sowohl aus der„Arbeiter-Turn-Zeitung* wie aus dem„Arbeiter- Sport" verschwinden. Aus denselben Gründen wurden die Referate von Meyer-Bersin und Lieske-Berlin von der Tagesordnung ab- gesetzt. Wenn auch die Oppositisn erklärte, ihre Ansichten nach wie vor mit aller Energie vertreten zu wollen, so herrschte doch bei allen Teilen volle Einmütigkeit, daß die geschlossene Front gegen den bürgerlichen Sport auf alle Fälle aufrechterhatten werden wird. Au» dem Bericht des Streievertreters L i e s k e ging hervor, welche guten Fortschritte die Arbeiterturnbewegung trotz der Schwierig- ketten gemacht hat. Heber 260 Vereine mit etwa 35 000 Angehörigen find vorhanden. Fast in allen Dörfern besteht berctts ein Arbeiter- turnverein. Das Kinderturnen, vor dem Kriege durch Verbote und Strafen unterdrückt, hat einen gewaltigen Aufschwung genommen. Da» imposante Siadionfest hat bewiesen, welche großen Mafien hinter der Arbeitersportbcwegung stehen. Der Bundesvorsigende Geliert konnte berichten, daß im Bunde jetzt 4300 Vereine mit 460 000 Angehörigen vorhanden sind. Sein begeisterter Appell, die Einigkeit aus der Grundlage der sozialistischen Weltanschauung, unter Ausschaltung des Richtungsstrcits, zu wahren, fand stür- mischen Beifall. Hnter Punkt Wahlen traten der bisherige Kreis- Vertreter Lieske sowie einige andere Borstandsmitglieder infolge Aufhebung der Kottbuser Beschlüsse von ihren Aemtern zurück und fanden dafür Neuwahlen statt. Kreisoertreter wurde Noack-Forst. Einen breiten Raum in den Verhandlungen nahm da» Kreisturnfest in Guben sowie der Rcichs-Arbeitersporttag ein. Beide Deranstal- tungen sollen zu großen Massenvorführungen des Arbeitersports ausgebaut werden. Der Bund will eine Bundesschule zur Ausbil» dung von Turnwarten und Vorturnern einrichten, um bei dem ge» waltigen Zustrom von Mitgliedern cine planmäßige körperliche Er» ziehung der Jugend gewährleisten zu können. Nach einem be- geisterten Appell des Vundesoorsttzenden zur Einigkeit, damit der ersten halben Million Bundesmitgliedcr bald die zweite folgen könne, fand der Kreistag seinen Abschluß.
In eine Möröerfalle geiockt! Unter sehr verdächtigen Umständen vermißt wird fett 10 Tagen der 33 Jahre alte, au» Sternberg in Oesterreich gebürtige Schuh- macher Franz Hofmann, der mit seiner Frau in der Exerzierstr. Z wohnt«. Hofmann suchte längere Zeit vergeblich Beschäftigung- Endlich kam er mtt der Nachricht nach Hause, daß er am 15. März eine Anstellung bei der Decla-Filmgesellschakt erhakten werde. Er solle dort die Schuhmocherarbeiten übernehmen und zugleich bei Auf- nahmen al» Statist mitwirken. Di« Anstellung dänge jedoch davon ab, daß er 8000 Dd. Bürgschaft stelle. Weil er selbst kein Geld besaß, so wandte sich Hofmann an alle feitte Bekannten, um die 3000 M. zusammenzuleiben. Do» gelang ihm jedoch nicht. Cr erhielt nur etwa» über 1000 M. Am 15. März sollte er nun nach Babelsberg fahren, um bei der Deela die Bürgschaft zu biuterkegen und den An- stellunqzvertrag abzuschließen. Er nahm 1000 M. mit und hoffte mtt seiner Frou, daß ihm die Gesellschaft die 2000 M. noch stunden werde. Frau Hofmann wartete vergeblich ans die Rückkehr ihres Mannes. Er hat nichts mehr von stch hören lassen. Wahrscheinlich ist er einem Verbrecher in die Hände gefallen. Die Kriminalpolizei hat festgestellt. daß die Decla-Gesellschoft keinen Schuhmacher gesucht, mit keinem Hofmann irgendwie in Verbindung gestanden hat und auch niemals Bürgschaften fordert. Weder hier in Berlin , nach in Babelsberg hat stch bei ihr ein Schuhmacher Hofmann gemeldet. Mitteilungen, die zur Aufklärung des rätselhaften Aerschwindens und zur Ermittelung des Mannes dienen können, nimmt die Bermißten-Zcntrale im Ber - liner Polizeipräsidium entgegen. Hofmann ist 1.65 Meter groß. hat eine magere Gestall, ein bleiches Gesicht und einen wiegenden Gang und«in künstliches Gebiß im Oberkiefer und trug einen schwor- zen Rock und ebensolche Weste, einen hellgrauen Heberrock, einen feldgrauen Hut mit schwarzem Band. Lackschuürschuhe. einen Trau- ring ohne Zeichen und eine silberne Hhr an schwarzer Schnur.
falsche Schutzpolizeibeamten. Von drei falschen Schutzbeamten in ihrer Wohnung überfallen und beraubt, wurde gestern eine Frau Knopf aus der Malplaquet- straße 18. In ihrer Wohnung erschienen drei Männer in dcr Uixt« form der Schutzpolizei , mit dem Karabiner bewaffnet. Sie erklärten, daß sie beaustragt seien, die Wohnung nach Waffen zu durchsuchen. Als di« überraschte Frau Verdacht schöpfte und Schwierigkeiten macht«, schritten die„Beamten " zur Gewalt. Einer von ihnen h-iell Frau Knopf mit dem Karabiner in Schach und die beiden anderen öffneten und durchsuchten alle Behälinisse in der Wohnung, fanden zwar keine Waffen, weil keine da waren, wohl ober 2800 M. bares Geld, das sie zu stch steckten und kurzerhsnd mitnahmen. Die falschen Beamten entkamen unangefochten mit ihrer Beute.
Dar rüiksichtslose Ha«Spascha. Unter der Ueberfchnft:„Ein sozialdemokratischer Bürgermeister als rücksichtsloser Hauoposcha" berichtet die„Rote Fahne" in ihrer Sonnabendmorgenausgabe über rückstchislofes Verhalten unseres zum Oberbürgermeister gewählten Genossen Otto John gegenüber einem feiner Mieter. Hierzu teilt uns Genosse John folgende» mit: Den, in Betracht tsmmenden Mieter, der feit einem Jahre in meinem Haufe wohnt und mir von feinem VorgSnaer, weil dieser die freiwerdende Wohnung von dessen zukünftigen Schwiegerellern gern haben wollte, zugeführt wurde, habe ich bei der Mietuna sofort er. klärt, daß ick die Wohnung für meine Familie dringend selbst benötig« und keinen neuen Mieter hineinnehmen kann. Nur durch vieles Bitten und mit der Erklärung, daß stch nach einem Jahre für ihn schon andcrweittg eine Wohnung finden wird und ich ja dann die Wohnung bekommen kann, habe ich mich bewegen lassen, nock auf ein Jahr zurückzustehen. Beim Wohnungsamt habe ich auch bereits fett einem Jahr, die Zuweisung einer größeren Wohnung bzw. mehr Räume beantragt. Meine jetzige Wohnung besteht aus einem Arbeitszimmer, welches gleichzeitig dem Publitumverkehr dient, einem Wohnzimmer und einer Schlafstube von 18 Quadratmeter Größe. In dieser Schlafstube sollen sechs erwachsene Personen, darunter zwei Töchter Im Alter von 17 und 20 Jahren, sowie zwei Söhne im Atter von 18 und 88 Jahren, schlafen. Dos Hrteil darüber, ob ein solcher Zu- Sind e, nicht jedem Familienvater zur dringenden Pflicht macht, für b Hilfe zu sorgen, überlasse ich getrost ben Parteigenossen. Wenn der große Kreis von Personen, der ständig um Rat und Hilfe zu mir kommt, auch nur Proletarier sind, so glaube ick. können auch vlese Anspruch darauf»'heben,»on mir nicht an der Tür, son« dern w einem geeigneten Zimmer ungestört abgefertigt zu werden.
Also nicht Repräscntationssorgen, di« sich seit gestern eingestellt haben, sind es, wie die„Rote Fahne" in ihrer gehässigen Art schreibt, die Mick veranlassen, für die menschenwürdige Schiofzelegen- heit meiner Familie zu sorgen, sondern die bittere Notwendigkeit. Als rücksichtsloser Haucpa'cha soll ich durch unglaubliche Schikaniererei und Drohungen versucht haben, die benachbarte Ar- beiterfcnnilie zur Aufgabe der Wohnung zu bewegen. Die„Rote Fahne" wird Gelegenheit bekommen, hierfür den Beweis zu erbringen Nebenbei bemerkt, besteh, d'e Arbeiterfamilie aus einem jungen kinderlosen Ehepaar, wovon der Mann Magistrotsanaestellter ist und die Ehefrau bis vor kurzem als Telephonistin beschäftigt war. Vielleicht erblickt aber die„Rote Fahne" im folgenden die unglaub- liche Schikaniererei und Drobung. Als ich dem Mieter ordnungs- gemäß zum 1. April 1S21 gekündigt hatte, erNärte mir derselbe, daß er ja einsehe, daß ich seine Wohnung unbedingt benötige. Er bittet aber, mich dafür zu verwenden, oatz ihm eine möglichst gleichwertige Wohnung zugewiesen wird. Eine gleichwertige Wohnung ist ihm zugewiesen und habe ich mich bereit erklärt, zu den Hmzugskosten 100 M. beizutragen. Das Mieteinigungsamt ist auch nicht von mir, sondern von dem Mieter angerafcn worden. Nach der ganzen Sach- läge wird meines Erachten? jeoes Mieteinigungsamt, das noch etwas auf Recht und Gesetz hält, kaum eine andere Entscheidung treffen können: es müßte denn lauter Redakteure der„Roten Fahne" als Beisitzer haben.
Das öezkrksamt verlin-Mitte. Im Lürgerfaal de» Rathauses trat gestern die Bezirksversamm» lung Verlin-Mitte zusammen zur Einführung des Bürger- meisters und der Stadträte in ihre Aemter. Oberbürgermeister B ö ß führt« den Bürgermeister Fritz Schneider«in mtt den Worten: Endlich, endlich wird das neue Berlin wahr! Der Magistrat, sagte er, sei auf die Bezirksämter anqe- wiesen und warte auf die Mitarbeit der Bezirksbürgermeister. Berlin habe schwer gelitten, denn Summen feien verausgabt mor- den, die weit über die Kräfte Verlin» gingen. Er hoff«, daß es dem Bürgermeister gelingen werd» die ihm gestellten Uuf»ab»n zu lö,->n. Bürgermeister Schneider dankte dem Oberbürgermeister für die gesprochenen Worte und gelobte, daß er olles tun wolle, um da» übernommene Amt auszufüllen. Er begrüßte dann die Stadtröte und verpflichtete sie. Nach Erledigung einiger Tagesordnungspunkte entspann sich dann eine lebhatte Debatte Über einen kommunistischen Antrag betr. die Bildung einer Kommission für Fürsorgeange- legenheiten. Stadttätin W e y l teilte mit. daß das Bezirks- jugendomt in Kürze wird in Tätigkett treten können. Alsdann wurde folgend« Mitteilung gemacht: Die 0. Wohnunas- lnspektion hat zur schnelleren Erledigrmq der Geschäft« die An- ordnung getroffen, daß am Mittwoch und Sonnabend jeder Woche von g— 12 Uhr vormittag» nur solche Personen vorgelassen werden, die polizeiliche An- und Abmeldungen zur Abstempelung vorzulegen haben. An den anderen Tagen der Woche werden diese Personen möglichst vorzugsweise abgefertigt. Es empfiehlt sich daher, daß Personen, die nur p»lizell!cke An- und Abmeldun!:->n zur Abstemnelimg vorlegen wol'en, möglichst am Mittwoch und Sonn- abend in den angegebenen Sprechstunden erscheinen, da sie dann auf schnellere Abfertigung rechnen können. * 3n den Bezirksversammlung des 16. Derwallunzsbettrks lEöve- pick-Frsedrlchshagen) fand gestern nachträglich die Wohl eines be- soldeten Stadtrats statt. Gewählt wurde Magistratsassessor Dr. V o l k m u t h in Lichtenberg . Ursprünglich mar der Posten der KPD. zugesichert, die den Stadtverordneten Nawrockl-Fricdrichs- Hagen benannte. Die Bezirksversammlung lehnte aber bei der all- gemeinen Wahl de» Bezirksamts Nawracki ab und Hot gestern Dr. Vokkmulh in das Bezirksamt gewählt.
Wroszseuer in HohensKSnbausen. Am Montag nachmittag kam aus noch nicht ermitiestle Ursache in Hohenschönhausen ein großer Brand zum Ausbruch und ver- ursachte den Feuerwehren aus Lichtenberg , Hohenschönhausen lind Berlin sehr viel Müh« und Arbeit. Das Feuer ist in einem Sck.ippen der Löwen-Branerei Berlin ausgekommen und zwar nach Feier- abend. Die in dem Schupoen untergebrachte Lockiererei besitzt nur Dampfheizung und kein offenes Feuer. Als die Wehren ersckienen. waren außer einem Fachwerkgebaude noch die angrenzenden Bauten der Brauerei bedroht. Die Lichtenberoer Feuerwehr unter der Leitung des Branddirektars Groß griff sofort mit mehreren Rohren stärksten Kalibers an und wurde dabei von dcr Orisfeuerwebr mit mehreren Schlauckleitnngen wacker unterstützt. Die Berliner Feuer- wehr hatte den 20. Löschzug unter Leitung des Brandinsvcktors Gempp entsandt, der von der anderen Seite das Feuer unter Wasser nadm. Dadurck gelang es. die oefährdeten Gebäude«irtsom zu schützen. Der Holzschuppen mit Inhalt, darunter ein fertiger Bicr- wagen, zahlreiche Bretter. Farben, Wagenteile usw. brannten nieder.
Zum Siegesfäulen-flttentat. We amtlich gemeldet wird, sind gestern abend gegen 8 Uhr von der mit dem Siegessäulenattentat beschästiaten Kommission des Pvlize'präsidiums«Ine Reihe von Personen festgenommen worden, unter denen sich, wie man vermutet, die Hauptschuldigen am Sieges- säulenattentat belinden sollen. Sie waren schwer bewaffnet bei einer Beratung, die offensichtlich neue verbrecherische Hnternehmun- gen zum Gegenstand hatte. Der Zugrlsf der Polizei geschah so Plötz- lich, daß jeder Widerstand im Keime erstickt wurde. Mehr>?re der festgenommenen sind auch anderer Verbrechen dringend verdächtig Festgenommenen sind auch anderer verbrechen dringend verdächtig Man wird diese Mellrnng mit aller Vorsicht aufzunehmen haben.
§am!lientrag5ü!e in tlikolasfee. In der Sudetenstraße 02 w Nikolassee wurden die Portiers- leute Eggert sowie ihre beiden 20 und 22 Jahre alten Söhne tot aufgesunden. Da seit Sonntag keine» der Familienmitglieder mehr gesehen worden war. begaben sich, gestern nachmittag zwei Beamte der Kriminalpolizei nach der Wohung und öffneten die Tür gemalt- sam. Sie fanden da» Zimmer mit Gas angefüllt vor und die vier Personen, auf ihren Betten liegend, erstickt. Aerzlliche Hilfe war vergebens. Heber die Motive, die die Familie in den Tod getrieben haben, wird berichtet, daß gegen die Frau«ine Anzeige wegen Dieb- stahl» vorgelegen habe. Au» diesem Grund« habe der Mann be- schiosien, mit feiner Familie in den Tod zu gehen.
Kriegsbeschädigten, und hinterblieben enfücsorg« in Neukölln. Die örtlichen Fürsvrgestellen haben angesichts der Tatsache, daß bei den oersorgungsbercchtigten KriegebefchSdigten und Hinterbliebenen die endgültige Festsetzung ihrer Rentenbezüge gemäß den Vor- schriften de» Reichsversorgungsgesetzes aus technischen Gründen bis- her nicht erfolgen konnte, vorn Reichsarbeitsministerium allgemein die Ermächtigung erhalten, bei nachgewiesener Bedürftigkeit„Bor- schüsse" auf die demnächst festzusetzenden Renten zu gewähren. Durch diese Maßnahme ist der Geschäftstreis der Fürsorgestellen in erheblichem Umfang« erweitert worden. In Neukölln, das bekannt- lick einen außerordentlich hohen Prozentsatz an Kriegsteilnehmern gestellt und demzufolge auch eine verhältnismäßig hohe Zahl ver- jorgungsberechiigte, Personen aufzuweisen hat, mußten bis zum 28. Februar 1921 rund 1100 000 M. an Kriegsbeschädigte und Hinterblieben« vorschußweise gezahlt werden. Demzufolge ist auch die Zahl der abzufertigenden Personen in den letzten Monaten mtt durchschinttlich 170 am Tage eine überaus hohe. »«SetiMxl CbnftxsN. S.V.».- Funktion Sr«. Mitwoch. b-n A.,-«chnitttaqs »a Uhr, fttiäet bei Nät-r Ziir�.-rjchSnkiselt».»rlinaser Sir.«. ein? kurz- Äewrechung Pott. La�eorSmmg; Vertqt titer»i««nhaniUunsen zu»«nsstellu-t, Hm SwhetMlisten.