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Nr.147 38.Jahrgang Ausgabe A nr. 75

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Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Mittwoch, den 30. März 1921

Ein habsburgischer Putschversuch.

mien, 29. März.( Eigener Drahtbericht des Vorw.".)| gestellt; in einer offiziellen Note erklärt er, daß die Alliierten Der Ertaiser Karl Habsburg ist am Sonnabend verkleidet in fich der Rückkehr Karls auf den ungarischen Thron widersehen. dem ungarischen Grenzort Steinamanger   eingetroffen und bei Mit dieser Erklärung sind die Grafen Andrassy und Bethlen dem katholischen Bischof abgeftiegen. Ministerpräsident Graf nach Steinamanger   gefahren, um dort aufklärend zu wirken. Telety wurde nach Steinamanger   berufen und bemühte sich, In Budapest   wußten nur sehr wenige Leute von der An­Karl von seinen 2bsichten abzubringen. Karl fuhr am Sonn- wesenheit des gewefenen Königs. Wie es heißt, sollen in Buda­fagmorgen nach Budapest  , in einem zweiten Wagen folgte ihm peft Erminifter Beniczky, Abg. Smrécjanni und General Lu­Telefy. Der Reichsverweser Horthy   war von dem Ereignis fachich verhaftet worden sein. überrascht, jedoch nicht freudig, und es gelang ihm, den Ex­In Deutschösterreich sind alle Borkehrungen getroffen, um fönig, auf deffen Nachfolge er selber spekuliert, zur Rüdreise einen Putsch, den Karl etwa veranstalten wollte, im Keim zu in die Schweiz   zu veranlassen. Am Sonntagnachmittag fuhr erftiden. Karl mit Telefy wieder von Budapest   ab. Unterwegs beschloß Wien  , 29. März.( WIB.) Die Staatsanwaltschaft er aber, in Ungarn   zu bleiben. Er soll sich in Steinamanger   hat die Offernummer des Offizierblattes Staatswehr wegen aufhalten. eines Gedichts Schwarzgelbe hercus" und eines Artikels In den Besprechungen behauptete Karl, daß die franzo- Oesterreichs   Golgatha", in der die Republik   beleidigt und zur fische Regierung seiner Rücfehr nach Ungarn   zugestimmt Selbsthilfe aufgefordert wird, beschlagnahmt und gegen den habe. Auf eine Anfrage der ungarischen Regierung hat der Herausgeber, einen Oberfi a. D., Strafverfahren wegen Hoch­Bertreter Frankreichs   in Budapest  , Fouché  , dies in Abrede verrats und Störung der öffentlichen Ruhe eingeleitet.

Mißglückte Generalstreikpropaganda.

Streifabneigung im Muhrgebiet.

Schlesien   gegen den Streifwahnsinn.

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Vorwärts- Verlag 6.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Umt Morisplas, Mr. 11753-54

Putschgewinnler.

Die militärische Kraft des mitteldeutschen Kommu nistenputsches ist nach der Einnahme von   Eisleben und Mans­  feld, der Erstürmung des   Leuna- Werkes und der Säuberung von Ammendorf im wesentlichen gebrochen. Zersprengte Ban­den tönnen noch einige Tage lang einzelne ungeschützte Drt­schaften beunruhigen, an Widerstand gegen geschlossene Trup­penverbände ist aber faum noch zu denten. Die Kommunisten felber haben durch den Uebergang von der Kampf zur Generalstreit parole ihr militärisches Fiasto ein gestanden.

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Je mehr sich aber die kommunistische Butschwelle verläuft, desto lauter ertönt das Gefchrei der reaktionären Breffe. Treu seinem Grundsay: Das Baterland über die Partei!" ist der nationalistische Klüngel mit der Beseitigung der   kommunistischen Putschgefahr höchst unzufrieden, folange nicht dabei ein parteipolitischer Vorteil für die Reaktion herausschaut. Die Rechtspresse spricht größten Offenheit aus: nicht die Wiederherstellung der Ruhe jetzt das Ziel, auf das es den Reaktionären antommt, mit der und Ordnung ist ihr die Hauptsache, sondern die Be­feitigung der Sozialdemokratie aus preußischen Regierung.

Dieses Biel mutet als ein Stüd aus dem Tollhaus an, nachdem eben ein fozialdemokratischer Innenminister und ein sozialdemokratischer Oberpräsident gezeigt haben, wie man ohne nervöse Aufgeregtheit und daher auch ohne unnötige Grausamfeit, aber mit Festigkeit und Ruhe unverantwortlicher Elemente Herr wird. Aber die re­attionäre Preffe hat es von Anfang an darauf angelegt, die Leiftung diefer Männer in ihr Gegenteil zu verzerren. Menit Severing und Hörfing die Führer des fommunistischen Butsches gewefen wären, hätten sie nicht heftiger von der re­aftionären Breffe begeifert werden können, als jetzt, wo sie die Putschgefahr befeitigt haben. Mit den efelhaftesten Maßnahmen des Innenministers und des Oberpräsidenten

Bochum, 29. März.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) In der Breslauer Reitswachterlich gestern die Zentral­Die Lage im   Ruhrgebiet if überaus günftig. Die Stimmung fommiffion der freien Gewertschaften Schlesiens und gegen die Kommunisten und deren Generalstreit- und Butsch- die Bezirksleitung Mittel- und   Niederschlesiens der Sozialdem p- parole. Heute find die Belegschaften im   ganzen Ruhrgebiet fast voll- tratischen Partei einen Aufruf an die freigewerkschaftlich zählig angefahren. Nur auf einigen wenigen Zechen wird gestreift. organisierten Arbeiter und Angestellten Schlesiens, der vor jeder Lügen hat die reaktionäre Bresse seit dem ersten Moment die

Doch auch bei diefen ist für morgen die Arbeitsaufnahme zu Unterstügung, der fommunistischen Bahnsinnspläne warnt. Es erwarten, da die Bergleute, nur durch die größten fommunistischen heißt darin:

Schwindeleien von den Betrieben ferngehalten wurden. So erzählte Die Räuber der Boft, Spar, Bahn- und Rathauskaffen ins Gegenteil verfehrt. Man erinnere fich der Schwindel­man, der Bergarbeiterverband habe den Schiedsspruch nennen sich Kommunisten. Es sind aber gemeine Berbrecher, meldung des Lotal- Anzeiger", daß der   nach Eisleben fom­angenommen, und an anderer Stelle, er mache mit den kommunisten die mit den Jbealen und Rampfaielen der Arbeiterschaft Schindluder mandierten Schuhpolizei wegen ungenügender Ausrüstung Infolge des Elfener Blufbades" gemeinsame Sache! Nach erfolgter treiben und der lauernben Realtion den beften Borwand bieten. nach 24 Stunden die Munition ausgegangen sei. Diese Mel Ertunigung bei dem Bergarbeiterverband und   unserem Bochumer   In Schlesien machen fich diefe fogenannten Rommunisten an die dung wurde von dem ehrenuperten Blatt noch wiederholt, Parteiblatt tehrten die belogenen Arbeiter zu ihren Beleg-   Sozialdemokratische Partei und an die Gewert. nachdem ihre Unrichtigkeit einmandfrei festgestellt war. schaften zurüd, und der Erfolg wird ein   den kommunistischen Wünschaften heran und mißbrauchen die   für Oberschlesien drohende Aber in der reaktionären Heze gegen die Schutzpolizei fchen entgegengesetzter sein.   In Essen wurde gestern nacht der Aus- Gefahr, um ihre dunklen Bläne verwirklichen zu fömmen. Sie verslag Methode. Den Genoffen Hörfing und Severing sollte als nahmezustand verhängt. In fast allen Kreisen, auch folhen, die langen gemeinsame Sigungen mit der Sozialdemokratischen Ptrtei besonderes Verbrechen angetreidet werden, daß bei den zuerst anderer Meinung waren, wird anerkannt, daß, wenn der und mit den Gewerkschaften und wollen dabei ihre Wichtigkeit für Kämpfen gegen die Kommunisten   teine Reichswehr eingesetzt Bergarbeiterverband den Schiedsspruch in der Ueberschichten- den Fall eines polnischen Einmarsches   in Schlesien dar- wurde. Bas tat es, daß auch die bürgerliche Reichsregierung und Cohnfrage angenommen haben würde, heufe das gesamte den gleichen Standpunti vertrat, Eingriffe   von   Reichswehr Ruhrgebiet in Flammen stände. zu vermeiden, solange die Schutzpolizei allein der Lage Herr werden konnte. In dem nationalistischen Lesepöbel mußte der Glaube erweckt werden, daß absichtlich nur halbe und unzu­reichende Maßnahmen gegen die Aufrührer ergriffen würden. Denn die Enge des nationalistischen Gehirns faßt nicht den Gebanten, daß es gegen einen Aufruhr noch andere Mittel gibt als das Schießen auf die aftin tätigen Aufrührer, näm­lich die Verhinderung eines weiteren Umfich greifens des Aufruhrs durch zweckentsprechende poli­fische Maßnahmen.

tun und die Aktion der Arbeiterschaft für diesen Fall unter der glorreichen Führung der fommunistischen Partei festlegen. Arbeiter, Angestellte und Beamte! Bie wir in wirtschaftlichen und politischen Gefcheiterte Streifpropaganda   in Leipzig. Arisen jede Gemeinschaft mit   der kommunistischen Partei a   b Leipzig, 29. März.( BIB.) Der von den Rommunisten pro- lehnen, so müssen wir auch in der oberfchiefifchen Sache aus flamierte Generalstreif ist bisher so gut wie gar nicht in Reinheit und 3wedmäßigkeitsgründen jedes Busammenwirten mit Erscheinung getreten. Nur in ganz wenigen Betrieben ist es unter ihr bantend ablehnen. Es darf im Intereffe der dem Drud der Rommunisten zu Arbeitseinstellungen gekommen. Die Arbeiterflaffe gemeinsame Besprechungen und Verhandlun gen mit der tommunistischen Barter nicht geben. Bleibt allen Ber­Eisenbahnarbeiter haben den Streif abgelehnt. Eine Bersammlung der Betriebsräte des Beiz- Weißenfelser anstaltungen von dieser Seite fern. Laßt euch nicht unter falschen Braunfohlenreviers hat den von den Rommunisten geforderten Borwänden provozieren!" Generalstreif mit großer Mehrheit abgelehnt. Auf den Gruben wird überall gearbeitet, dagegen liegen die meisten Betriebe in der  Stadt Weißenfels still. Das Elektrizitätswert ist unter fomnumerit wurde in vollem Umfange wieder aufgenommen. Ueber   die Hamburg, 29. Därz.( WTB.) Die Arbeit auf   der Deutschen nift hem Drud still gelegt worden. Wiederaufnahme der Arbeit auf der Bulfan- Werft und bei Blohm u. Boß sind noch teinerlei Berhandlungen gepflogen. In der Osternacht sind von Kommunisten etwa 70   Fernsprech Leipzig, 29. März.( Tul.) Bei der Schu po ereignete fich und Telegraphenleitungen nach außerhalb in unmittelbarer Nähe heute morgen beim Absteigen der Leute von einem Wagen eine Bremens abgeschnitten worden. Die Ostertage sind ruhig einen der Schupoleute verlaufen. Handgranatenerplosion, die tötete und vier schwer verwundete.

Handgranaten- Explosion.  

In Dresden wurden gestern nacht 78 männliche und 14 weib. liche Teilnehmer einer fommunistischen Bersammlung festge

nommen.

Rommunistenniederlage   in Jena.

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Arbeitsaufnahme   in Hamburg  .

Berliner Abstimmungsergebnisse.

In der Lokomotivfabrik der AEG.   in Hennigsdorf war die Belegschaft früh um 7 Uhr fast vollzählig zur Stelle. Es wurde aber fofort eine Betriebsversammlung einberufen, die bis 10 Uhr dauerte, und in der es heftige Rämpfe zwischen den Anhän gern der   SPD. und USP. einerseits und den Kommunisten anderer­Jena, 29. März.( WIB.) Die Aktion der Rommunisten ist in feits gab. Eine von den ersteren vorgeschlagene Abstimmung   über Jena von vornherein dadurch erschwert werden, daß die Ar einen eventuellen Streit wurde von den Rommunisten hinter beiterorganisationen sich gegen den Eintritt in den frieben. Eine in einer nochmaligen Betriebsversammlung vor­Seneralftreit erklärt haben. Als heute früh ein Trupp Erwerbsloser genommene Abstimmung ergab eine Zweidrittelmehrheit gegen zu den Eisenbahnhauptwertstätten zog, um dort die Einstellung der ben Streit. Arbeit zu erzwingen, begaben sich die Eisenbahner im Laufe des Bormittags nach dem Gewerkschaftshaus, um eine Berfammlung zur Besprechung der Lage abzuhalten. Die Bersammlung beschloß mit etwa 800 gegen 10 Stimmen, mittags 12 Uhr die Arbeit wieder aufzunehmen, dagegen gelang es den Rommunisten, den Be trieb der Straßenbahn ftillzulegen und die Arbeiter der Be triebsmertftätte des Elettrizitätswerts zur Einstellung der Arbeit zu veranlassen.

Die Betriebsabstimmung bei Drenstein u. Roppel  , Spandau. ergab 1140 gegen, 276 für den Streif bei 29 ungültigen Stimmen und 3-400 Stimmenthaltungen.

In Ebersmalbe und Umgebung stimmten zirka 60 Broz. gegen und 40 Broz. für den Streit. Die Ardelt werke   in Eberswalde wurden von   der kommunistischen Minderheit still. gelegt.

Die geftrige Abstimmung über Eintritt in den Kommunisten­Gestern vormittag wurde   in Suhl  ( Thüringen) mit über ftreit wurde von der Belegschaft der 2.( Oberschöneweibe) wiegender Mehrheit der Generalstreit beschloffen. Alle Bestros marmer Befürwortung durch den   Häuptling Sylt mit großer triebe ruhen.. Mehrheit abgelehnt..

Diese politische Engstirnigkeit verrät z. B. die   Kreuz­Zeitung", wenn sie jetzt den Zeitpunkt für gefommen erachtet, den Belagerungszustand zu verhängen: auch über weiteste bisher ruhig gebliebene Gegenden

Denn die bisherigen Teilmaßnahmen so schreibt das fonjer­bative Blatt- fordern geradezu die Kommunisten dazu auf, ihr Berbrechertum auch auf die Gegenden auszudehnen, die zurzeit noch weniger von ihm berührt sind. Die Kreuz  

- Zeitung" begreift eben nicht, daß in den meisten Gegenden das fommunistische Treiben so wenig Er­folg gehabt hat, weil es den Butschmachern an Anhängern und Sympathien in der Arbeiterschaft man­gelte. Aber wir wollen anerkennen, daß das Junkerargan mit seinen flugen Ratschlägen eifrig bestrebt ist, den Rommu nisten das Fehlende zu beschaffen.

Bei ihrem Gefchrei über den mangelnden Einsatz   von Reichswehr ist der reaktionären Breffe übrigens ein recht fomifches Unglüd widerfahren. Ihr Schredensfind, die von Maurenbrecher geleitete" Deutsche Zeitung", preift die Ein­nahme   des Leuna- Wertes als eine Tat   der Reichswehr und verfehlt nicht in ihrem Irrtum über den wahren Sachver halt, diefe Aktion im Stile der Siegesberichte von 1914 herauszuftreichen, durch Schlagzeilen wie: Tausend Ge­fangene!"," Reiche Beute an Material!".   Das Leuna Bert ist aber nicht von   der Reichswehr, sondern von der Schug­polizei genommen worden, der in der gleichen Nummer der Deutschen Beitung" nachgesagt wird, daß sie vollstän big versage!

Die Fernhaltung   der Reichswehr, non der tatsächlich nur eine Batterie permenhet mede( die Schußpolizei besikt feine Artillerie). hat in Birtlichkeit feinerlei Nachteil hervorgerufen. Die Schußpolizei hat ihre Aufgabe in sicherer und einwand­