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öeruhiguug im Wuppertal . Elberscld, 31. März.(Eigener Drahtbericht des.Vorwärts".) Heute nachmittag wurde die kommunistische.Arbeiterstimm«" in Solingen von Engländern desetzt. Es wurden vier Kam- immisten von den Engländern in Haft genommen. Im Bergischen Lande und im Wuppertal herrscht völlige Ruhe. Die Räuberbanden, die das Industriereoier fett Karfreitag unsicher mochten, sind versprengt worden und teilweise verhastet. Der Streik auf den linksrheinischen Gruben hat keinen wesentlichen Umfang an. genommen. In Remscheid beschloß gestern abend eine Konferenz der Betriebsräte, die Arbeit wieder auszunehmen. Die Unternehmer hatten ein Ultimatum auf vorgestern 10 Uhr gestellt: wer die Arbeit bis iM>in nicht aufgenommen hatte, sollte entlassen werden. Die Arbeit ist heute morgen in Remscheid in vollem Umsange auf- genommen worden. Es kam zu«inigen Entlassungen; es sind Kommunisten davon betroffen worden, deren Ausscheiden von den Arbeitskollegen nicht bedauert wird, da man endlich Ruhe und Frieden in den Betrieben haben will. Bei den gestrigen Kämpfen in der Remscheide? Talsperre wurden 400 Putschisten Mangengenommen. Bei 26 Mann wurden Waffen gefunden. Em Teil ist auf englisch besetztes Gebiet übergetreten und wurde von den Engländern entwaffnet. Wie von kommunistischer Seite mitgeteilt wird, hat die Streikleitung für den Westen in der vergangenen Nacht den Ab» bruch des Streiks beschlossen.(Diese Einsicht von der Notwendig- keit des Streitabbruchs kommt leider reichlich spät. Die Red.) Kommunistische TLuschungsversuche. Halle. 31. März.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Im letzten Aug-nblick oersuchten die Kommunisten die Situation für sich zu retten. Bei der Polizei wurden zwei Versammlungen angemeldet, die heute abend stattfinden sollten. Di« Versammlungen waren als.Metallarbeiterversammlungen" angegeben. Don der Po- lizei sind sie darauf genehmigt worden. Als die überfüllten Ber- fammlungeu begannen, wurde man gewahr, daß die Polizei einer Täuschung seitens der VKPD . zum Opfer gefallen ist, denn statt der drei Gewertichastsbeamten, die angeblich sprechen sollten, sprach der kommunistische Stadtrat Kilian, ein Führer der VKPD. aus Hall« namens Hertel und der Redakteur Schalem von der.Roten Fahne"(Verlin). Alle Redner gaben sich die erdenklichste Müh«, die Arbeiter«rneut in S t r« i k st i m- m u u g zu bringen, indem sie den Terror der Unternehmer bei Wiedereinstellung der Arbeiter, sowie die reaktionären Absichten der Sipo und Reichswehr im Au-'stonds gebiet mit den schwärzesten For- den an die Wand malten. Nachdem die Versammelten in die notwendige erregte Stimmung versetzt waren, wurde die Ab st im-- in u n g über die Weiterführung eines oerfchärften Streiks vvr.�»- nrnnmen. Es wurde zunächst die Forderung ausgestellt, dag lie Unternehmer alle Arbeiter wieder einzustellen haben, und daß die Reichswehr aus dem Aufstandsgebiet w oder zurückgezogen wird. Beik� Versammlungen, w-zlch» sich wohl zum größten Teil aus den entlassenen Levna-Werk-Arbeittrn zusammensetzten, be- schlössen, de« Streik so lange zu verlängern, bis die Forderungen erfüllt worden sind. Vom Gewertschaftskartell ist gestern schon in -w/em Flugblatt darauf hingewiesen worden, daß es jeden Terror der Unternehmer bei der Wiedereinstellung der Arbeiter brechen wird. Die Kommunisten haben lediglich mit diesen beiden Versamm- hingen oersucht, den Streik auf eine ungewisse Zeit hinaus auszu- dehnen, um der Aktion im letzten Aug«, blick zu einem Erfolg zu lderhelfen. Aktion gegen I8iebe«t»erd«. Zllagdebvrg. 51. März.(WTV.) In Liebenwerda Hot sich die Lage weiter verichärft. Es haben sich Aktionsausschüsse und rote Gerichte gebildet, welch« Urtelle sprechen. Eine große Aktion gegen den ganzen Kreis Liebenwerda ist im Gang«. In Halle ist alles ruhig. Di« Arbeiter der städtischen Werke haben dem gestrigen Aufruf des Gewerkschaftskartells Folg« ge- leistet\d die Arbeit wieder aufgenommen. Halle hat windet*'!>cht und Wasser. Gröbers entsetzt.— Ei« Gemeindevorsteher erschossen. Delitzsch . 31. März.(MTB.) Der Ort Gröbers ist gestern nachmittag 4 Uhr von den roten Truppen kampflos geräumt worden. Sie haben sich in die Gegend von Gütz und Dommendorf zurückgezogen, wo sie sich verschanzen und plündernd und raubend umherstreifen. Der Gemeindevorsteher Hesse in Roitzschgen ist von ihnen erschossen worden. Der Hauptstützpunkt död Aufständischen soll der Petersberg bei Halle sein. Schutzpolizei und Reichswehr ist von Halle. Bitterseld und Delitzsch im Anmarsch. Kämpfe sind im Gange. In Erfurt sind die beiden Kommunistenführer Förster und Orphol verhastet worden. Die kommunistische Nachrichtenzentrale wurde ausgehaben. Aon der Polizei sind weiter« Verhaftungen vorgenommen worden, die im Zusammenhang mit dem Eisenbahn. attentat stehen. Bei einem Kommunistenführer wurde«in Waffen. lager ausgehoben, in dem sich eine größere Anzahl Gewehre, Handgranaten und Munition befand. t Ansgehobene GeHeimsttzung, Stuttgart . 31. Diärz.(WTB.) Eine Anzahl Führer der K» m- mu., istischen Partei Württemberg » wurden heute mittag bei einer Geheimsitznng in Anwesenheit zweier zuge» reister Kommunisten überrascht. Da belastendes Material vorge- funden wurde, wurden sie vorläufig in Polizeigewahrsam genommen. Ruhe in Hamburg . Hamburgi 31. März.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) In Hamburg ist die Ruh« wieder vollständig hergestellt und die Arbeit wieder aufgenommen. In der gestrigen Sitzung der Hymburger Bürgerschaft verursacht« der Führer der Hamburger Kommunisten Thaclmann«inigen Spektakel mit einer Anfrage wegen des„Blutbodes", das— wie er sagte— die Sicherheit». polizei angerichtet Hab«. Er wurde mit eisigem Schweigen der anderen Parteien angehört. Als Genosse H« n s e antwortete, verließen die Kommunisten den Saal. Der„Unionip", das Organ der Afheiterunion im Bezirk Wasserkante, ist gester» in der gesamten Auflage beschlagnahmt werden weil er wiederum zu neuem Kampf« aufhetzte. Die einzige Weist, bei der die Arbest nicht auf- genommen war, war bisher die Vulkanwerft. Die Belegschaft ver, sammelte sich heute vormittag, um einen Bericht entgegenzunehmen über Derhaudlungen. die mit der Direktion über Wiedereröffnung des Betriebes stattgefunden hatten. Es wurde berichtet, daß die Direktion eine Anzahl Forderungen stelle. So würden diesenigen Arbester, deren Verhallen zu der Schließung der Betriebe beigetragen habe, nicht wieder eingestellt werden. Zwei unabhängige Redner stellten in der Versammlung fest, daß die Kommunistische Partei d i e S ch v l d an diesen Ereignissen Hobe. Trotz der Rede eines Kommunisten beschloß man gegen wenige Stimmen, die Bedmgun- i gen auf Wiederaufnahm» der Arbeit anzunehmen. j
Streikurlaub erbeten! Ein Parteigenosse sendet uns folgendes Sstmmungsbkldchen, das einen guten Einblick gewährt, wie es gemacht wurde: Im Betrieb der Prometheuswerke in Reinickendorf , Hauptstraße, die 100 Vollarbeiter beschäftigen, wurde am Sonnabend, den 26. März, ein? Abstimmung über den Generalstreik vor- genommen, an welcher sich die SPD . nicht beteilhte, sondern an ihren Plätzen blieb Die von den Anhängern der USP. und VKPD. herbeigeführte Abstimmung ergab 35 Stimmen für, 34 Stimmen gegen den Streik. Der rnll Kommunisten durchsetzte Betriebsrot erklärte, er wolle nur die Stimmung im Betrieb kennen lernen. S'in ganzes Gebaren deutete aber darauf hin, daß er von außen Hilfe durch Arbeitslose erwartete, welche jedoch ausblieb. Am Dienstag, den 29. März, arbeiteten die Kommunisten den ganzen Tag. Mittwoch früh arbeitete sedoch ein Heißsporn dahin, daß wenigstens die KPD . den Betrieb verlasse. Als jedoch daraufhin die Betriebslestung erklärte, daß jeder der Streikenden sich als entlassen zu betrachten habe, knickte alle- zusammen. Man knüvste neue Verhandlungen an und erbat stch drei Tage Urlaub, um skreikeo zu können. Der Obmann vom Betriebsrat Eckert muhte im Betriebsrat bleiben, um die Vor- gänge im Betrieb zu beobachten, er hält sich zu diesem Zwecke tags- über im Gordcrobenraum auf.
Gegen Sonöergerichte. Das Berliner Ortskartell des Afa-Dundes und die Ber - liner Gewerkschaftskommission erlassen einen Aufruf gegen die Einsetzung von Sondergerichten und fordern die Zurück- nähme der diesbezüglichen Verfügung des Reichspräsidenten . Wir haben an dieser Stelle schon wiederholt unsere Bedenken gegen die Einrichtimg von Sondergerichten ausgesprochen, die nur zu leicht die Tendenz annehmen. Ausnahme gerichte zu werden. Von den Befürwortern der Sondergerichte wird dem frellich entgegengehalten, daß die Verfolgung der mäh- rend der Putschtage verübten Verbrechen durch die o r d e n t- l i kh e n Gerichte für die Untersuchungsgefangenen zunächst eine ganz erhebliche Verlängerung ihrer Haft bedeutet, ohne daß das Vertrauen gerechtfertigt wäre, die ordentlichen Ge- richte würden weniger scharf verurtellen als die außerordent- lichen. Auf alle Fälle scheint es uns verfehlt, wenn die genannten Körperschaften die Gelegenheit benützen, um gegen den Reichs- Präsidenten den Vorwurf zu erheben, er habe mit feiner Ver- fügung„seine proletarische Vergangenheit und Grundsätze verleugnet". Solche Vorwürfe sind außerordentlich billig, so billig, daß sie auch gegen die Unter- zeichner des Aufrufs selbst von weiter links stehenden Ele- menten mit der gleichen Veauemlichkeit erhoben werden können und auch tatsächlich erhoben werden. Die Gegner- schast gegen Sondergerichte wird sacklich starker sein, wenn sie auf verfönliche Anrempelungen, die den Bedürfnissen der parteipolitischen Konkurrenz entspringen, ver- zichtct._ Der Tmtenkrieg gegen Kohr. Die Reichsregierung teilt amtlich mit. die von der En- tente geforderten'Entwaffnungsmaßnahmen könn- ten überall bis auf Bayern fristgemäß durchgeführt werden. Bayern bleibe trotz„ernstester Schritte" und„drängenden Er- siichens" im Verzug. Ein vom Vizekanzler Dr. H e i n z e per- sönlich überbrachtes Schreiben habe ebensowenig gefruchtet wie die Erklärung, man könne Aufstände wie den Kommunisten- putsch in Mitteldeutschland auch ohne Einwohnerwehron niederhalten. Obwohl eine Rückäußerung der bayerischen Re- gierung noch nicht vorläge, verharre man auf den Stand- punkt, die fällige Woffsnabgabe der Einwohnerwehren durchzuführen, und habe dementsprechend durch den Reichskom- missar die erforderlichen Anordnungen„weitergeben" lassen. Was bei einem derartigen Tintenkrieg herauskommt, hat der„Simplizissimus" einmal mehr sinnfällig als geschmackvoll dargelegt, als er den bayerischen Löwen von hinten abmalte. Im übrigen scheint es mit der ersten Kahr -Begeiftsrung in Bayern vorbei zu fein. In der Presse, die sich eine gewisse Selbständigkeit gewahrt hat, kommt bereits eine gewisse Opposition zur Geltung. So schreibt das Organ der De- mokraten in der Rheinpfalz, die„Pfälzische Volkszeitung": „Die Taktik, die die demokratische L o n d t a g s f r a k- tion in den letzten Monaten gegenüber dem Ministerium v. Kohr eingeschlagen Hot. mußte des öfteren zu schwersten Bedenken auslösen. Hat sich doch immer deutlicher gezeigt, daß Herr v. Kahr auf dem Boden einer konservativen Politik steht und von demotroti- schen Regierungen stch absolut nicht beeinflussen läßt. Die bayerische Demokratie müßt« im Interesse einer geschlossenen Einheitsfront und einer besseren Reichspolitik den Rücktritt diese» Staalsmonne» her. beizusühren suchen." Noch deutlicher sagt das Würzburger Organ der christlich- sozialen Arbeiter.„Das neue Volk", feine wahr« Meinung über Kahr . Es richtet an die bayerische Regierung folgende peinliche Fragen: ,chot die bayerische Regierung mit dem französischen Ge- sandten Dard über einen Separationsvertrag verhan- delt oder nicht? Ist es wahr, daß im Oktober ein bayerischer Ministexialbeamter in Paris war, um darüber zu ver- handeln?" Das Blatt wird noch deutlicher, indem es sagt: Aus unseren Dokumenten geht hervor, daß z. B. Dr. Heim Sicherungen verlangte und Saarkohlen im Austausch gegen bayerisches Holz haben wollte.... Weuu die Gefahr der Zerreißung Deutschland » abgewendet wurde, so««dankea wir da, nicht den Münchener PoNtikeru, sondern den Franzosen , die plöhllch diesen Leuten gegenüber umgeschwenkt haben." Es wäre in der Tat Zeit, einmal energisch m dieses baye- rische Halbdunkel hineinzuleuchten.
svnsere Partelpresse bedroht wird. Ne die Bewirlfchaftungs. maßt; ahmen der Regierung immer unterstützt hat. Er erwartet von der sozialdemokratischen Reichstags fraktiou, daß diese in enlschst- i densler Weise gegen die Preissteigerung Stellung nimmt und sie mit ollen ihr zu Gebole skeheudcn 2Mlteln verhindert. ! Die Papierfabriken gehören zu denjenigen Gcwerbezwcigen, die unter der Scheinkonjunktur der Rechkriegszeit am meisten profitiert haben. Phantastische Dividenden wurden für das letzte Ge- fchäftejahr verteilt. Tie Geschäftsführer der Parteipresse, vertrcien I durch ihren Beirat, hoben doppelt die Pflicht, auf die Gefahr hinzu- wessen, die den Arbeiterzeitungen durch die neuerliche Preiserhöhung droht. Wenn die Presse der organisierten Arbeiter- fchaft zum Erliegen käme, triumphieren die mit fremdem Geld« ge- speisten kommunistischen Blätter. Das zu fördern, kann nicht Ab- ficht einer Regierung fem, die sich zum überwiegenden Teil aus Ter- ! tretern der Demokratie zusammensetzt. Kulturtag irnö Reichsregierung. Zum Sozialdemokratischen Kulturiag in Dresden wird uns nachiräglich berichtigend mitgeteilt: „In dem Bericht des„Vorwärts" über die EröffnungSsitzunq des Sozialdemokrari'chen Kulturlags in Dresden beißt es, daß die Reichsregierung durch den Staarssekmär im RcickSministerium des Innern Heinrich Schulz vertreten gewesen sei. Dos ist ein Irrtum, den ich bereits in Dresden aus der Tagung selbst richtig-- gestellt habe. Ich habe an dem Kulturtag lediglich als Privatperson und Mitglied des Parteivorstandes teilgenommen. Von der Reichsregierung wurde eine Einladung zur Teil« nähme an dem Kulturtag mit der Begründung ablehnend be« antwortet, parteipolitische Beranstallungen grundsätzliib nicht be« schicken zu wollen."__ Heinrich Schulz. Rmfterüamer Sozieliftenkonfereaz. Amsterdam . ZI. März.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Nachdem das Unierkomilee bis spät in der Nacht die Grundlagen einer gemeinsamen Kundgebung ausgearbeitet hatte, fanden am Donnerstag vormittag und nachmittag Plenarsitzungen der Exekutive mit den Parlamentsvertretern statt, wobei in einer Generaldebatte der Entwurf des Unterkomitees eingehend besprochen wurde. Am Donnerstagabend trat das Unterkcmitee nochmals zwecks Aus- arbeitung der Einzelheiten der Wiedcrgutmachungsvorschlägc zusammen. Inzwischen sind die Vertreter der„Internationale 2" eingetroffen und nun wird allseitig eine Fühlungnahme der drei Organisotionen erstrebt. Ihr Zustandekommen ist wahrfcheMich. Die gut beschickte Konferenz der Gewerkschaftler hat inzwischen begonnen. Ihre Verhandlungen sind wie die der sozialistischen Partei- Vertreter bis aus weiteres vertraulich.
Gegen Sie Grürosselung üer parteipreffe. Die neuerliche Erhöhung der Papierpreise um 33 Prozent, die mit dem heutigen Tage in Kraft steten soll, veranlaßt die geschäst- lichen Bersteter der P o r t e i p r e s s e zu folgendem Protest: Ver am ZI. März d. 3. in Berlin versammelte Betrat der Ge- schäslsführer der sozialdemokratischen Presse bat mit Empörung von der abermaligen nngzhenren Berteuernng de» Zei- tungspapiers vom 1. April d. 3. ab Kennluis genommen. Er ist der Anssassnng. daß die Regierung unter völliger Berkennung der Aufgaben und der schwierigen Stellung des Zeilungsgewerbes in ganz unberechtigter Welse durch diese Preiserhöhung den Papier - fabrikanten auf Kosten der Zeitungsleser und Inserenten neue Mit- stoven zugeschanzt hat. Der Beirat spricht deshalb de» vom Zei- kungsverlegerv crcin tu dieser Richtung am ZO. März zu Hannover aufgestellten Forderungen seine volle Zustimmung au» und macht stch diese in jeder Form zu eigen, ver Bestat ist weiter der Anficht, daß durch die horrende Preissteigerung ganz besonder»
Unser volksbunö mit Gefterrsich. Di« Hauptr-zrsammlung des Oesterreichssch-Deutschen Bolksbimdes, die Donnerstag abend in der Philharmonie tagte, wählte zum ersten Bundssoorsitzenden einmütig und unter stürmischem Beifall den Präsidenten des Deutschen Reichstags, Genossen L ö b e, der in einer begesstert aufgenommenen Ansprache die unverhinderbore und un- au-bleiblich« Bereinigung Deutschöösterreichs mit Deutschland feierte. Vorher hatte der Versammlungsleiter Dr. K i e n z l auch auf den Knabenstreich Karls des Unternehmungslustigen hingewiesen, dieses vollkommenen Zerrbildes menschlicher und„monarchischer" Tugenden. Kieuzl erwähnte auch Ludo Hartmanns große Verdienste um die Belebung der großdensschen Bewegung. Nc -chdem noch über die Verwendung der 111 Millionen Mark Erzgebstzsspende und über des Volksbundes Schntzarbcit für die im Reiche lebenden Deutschen des ehemaligen Oestorreich-Ungorn be- richtet worden war. begann Folgende Entschließung wurde einstimmig angenommen:„Die aus Angeböngen aller politischen Parteien bestehende Dersammlung hält den Anschluß Deutschösterreichs an Deutschland für eine bisto- rische und kulturelle Notwendigkeit. Sie begrüßt deshalb, darin einig mit dem ganzen deutschen Volk im Reiche, die Bestrebungen der Deutschösterreicher, ihr Selüstbestimmungsrecht zur Geltung zu bringen und erklärt es für eine Pflicht, die Brüder in Oesterreich darin mit allen Mitteln zu unterstützen. Gerade die Ereignisse der allerletzten Zeit in Ungarn haben erwiesen, daß der Anschluß Deutsch - österreichs an dos Reich auch eine europäische Notwendigkeit ist." Hartmanns Siefcrat über die Anschlußbewegung mit dem Hinweis darauf, daß derartige Lehar-Operetten wie die von Steinamanger nur durch die Vereinigung mit Deutschland ungefährlich für Oesterreich und ganz Mitteleuropa gemocht werden können, die allein der traurigen Berlotterung drüben«in Endo machen könnte. Auch die vorher in der Anschlußfrage unzuvor- lässigen Chrlstlichsoziolen haben nichts bessern können— auch ihre Wähler erkennen gleich den Indifsercnten, daß es überhaupt kein Mittel für Oesterreich gibt, weiter zu leben, als allein den Anschluß. Auch die Entente konnte Oesterreich nicht vom Hunger befreien. Der harte Schädel der Tiroler be harrt auf der' Dolksabstimmung. Dos ist nicht entfernt Partikularismus, denn man stimmt nicht darüber ob, ob Tirol allein zu Deutschland soll. Der aus das Selbst- bestimmungsrecht gegründete Völkerbund von heute ist«in schwer befangener Richter(Zustimmung), aber Deutschösterreich ist sein Mit- glied und wird so lang« non ihm die Anerkennung«Ines Selbstbe- stimmungsrechtes fordern, bis sie auch das noch widerstrebende Frankreich zugest-zht. Das kulturvolle Deusschösterreich ist kein aber- gläubssch-analphabetisches Ungarn -, es wird nicht nachlassen. Wir wollen, wünschen und erwarten aber die ständige Unterstützung durch die ganze öffentliche Meinung Deutschlands ! Nicht mehr em Kadaver wie Oesterreich-Unqarn, mit dem sich das alte Deutschland auf Tod und Leben verband, ist das neue national einheitliche Kultur-Oefter- reich. Dieses aber will und kann nur leben gemeinsam und ver- einigt mit dem ganzen Deutschland. (Stürmischer Beisoll.) Die Versammlung gestaltete sich wiederum zu einer eindrucks- vollen Kundgebung für die Bereinigung. der freie tzanüel in Sowjetrußlanö. Riga , 31. März.(OE.) Der Rat der Volkskommissar« hat am 30. März ein Dekret veröffentlicht, wonach der freie Handel in Getreide, Kartoffeln und Heu in den meisten Gouverne- ments gestattet wird. Alle Institutionen, die bisher die Aufgabe hatten, die Einhaltung der gegen den Freihandel gerichteten Ber - böte zu überwachen, werden aufgelöst. Ferner wird die durch die Naturalsteuer zu erfassende Getreidemenge gegenüber der bisherigen Ablieferungsveranlagung bedeutend verringert; statt der für das Wirtschaftsjahr 1020/21 veranlagten 423 Millionen Pud sollen im Wirtschaftsjahr 1021/22 auf Grund der Naturalsteuer nur 240 Millionen Pud abgeliefert werden. Zu bemerken ist allex, dings, daß im laufenden Wirtschaftsjahr tatsächlich bisher nicht piel über 200 Millionen Pud Geireide durch die Zwangsablicferunq er- faßt worden sind. Gleichzeitig wird eine Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen in Aussicht gestellt. 11. a. hat der Oberste Volkswirtschasts- rat zur Hebung der nationalisierten Industrie 78 Milliarden Rubel bewilligt. Die Menge des ausfuhrberciten Flachses wird sowjet- amtlich mit 26 000 Tonnen angegeben. Sleaerwalds neue Zeitung mit dem Titel„Der Deutsche" be- ginnt trnt dem heutig« t April zu erscheinen.