Kommunististhe Feuerbestattung� Tie Zersetzung der VKPT. Von absolut zuverlässiger Seite wird uns das nach- stehende Rundschreiben zur Verfügung gestellt, das sich unter den Papieren eines kommunistischen Führers befand. Dieses Rundschreiben gibt einen überaus interessanten Einblick in die inneren Kämpfe der V K P D. Zum Verständnis muß vorausbemerkt werden, daß die„Vereinigung für proletarische Feuerbestattung", in der sich der radikale Flügel organisiert hat, durchaus nichts mit dem harmlosen Vegräbniswesen zu tun hat. Wie der Inhalt des Zirkulars ergibt, ist das Wort„Feuer- bestattung" offenbar nur ein Deckwort für illegale Ziele. Daß es nichts anderes fein kann, ergeben Sätze wie: „die Feuerbestattung muß die Seele der Partei werden", die natürlich sinnlos wären, wenn wirklich nichts anderes als die Leichenverbrennung gemeint wäre. Im übrigen lassen wir das Zirkular für sich sprechen. Vereinigung für proletarische Feuerbestattung. Erstes Rundschreiben. Streng vertraulich. Werter Freund I Dieses Rundschreiben ist mit einer Nummer oersehen und die Nummer ist bei Deinem Namen vermerkt. Sollte dieses Schreiben in unberufene Hände kommen, so trägst Du dafür die Der- antwortung. Seit dem achtwöchigem Bestehen der DKPD. sehen wir in dieser Partei eine zunehmende Opposition. Die Opposition in Berlin und Norddeutschland erstreckt sich lediglich auf theoretische Spintisiererei. Die Oppositionen richten ihr Augenmerk nicht auf den wesentlichen Punkt, darum wird die Masse dieser Opposition ziemlich kalt gegenüberstehen. Die Oppo- sition für Rheinland und Westfalen sieht ihre Aufgabe vorläufig nicht in theoretischen Auseinandersetzungen, sondern ihr Kamps gegen die zunehmend« parleibureaukratie wächst von Tag zu Tag, ohne daß die revolutionären Mafien einen wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung der Dinge haben. Die DKPD. macht eine Entwicklung durch, welche die Sozialdemokratische Partei in Jahrzehnten durchgemacht hat, nämlich, daß die Macht mehr und mehr aus den Händen des revolutionären Proletariats gleitet und in die Hände der Parteibureaukratie kommt. Die Be- setzung der Stellen als Sekretär und Redakteur lag nicht in den Händen des revolutionären Proletariats, sondern die Posten wurden in Sondersitzungen durch die Clique verteilt. Die Masse spielte bei den Wahlen lediglich Staffage. So sehen wir, daß die revolutionären Elemente des Spartakusbundes systematisch beiseite geschoben worden sind. Im besonderen sah man bei der Besetzung auf die o p p o r- tunistische Zuverlässigkeit. Sehr deutlich kam der Oppor- tunismus zum Vorschein bei der Besetzung der Kandidaturen der Landtagswahr. Die Masse wußte gar nicht, wie die Liste für die Laudtagswahl zustande gekommen ist. Auch hier wurde viel auf opportunistische Zuverlässigkeit gesehen und Genofien mit wirtlich revolutionärem Elan wurden möglichst ausgeschaltet. Di« Vorträge während der Wahl waren meistens auf den Ton derfrüheren USPD. gestimmt. Don kommunistischen Vorträgen hört"/ man sehr wenig. Der Hauptcoup des Opportunismus wurde in Dortmund geliefert. Auf den Straßen Dortmunds fuhr ein Reklamewagen mit dem Bilde von Rosa und Karl. Hinter dem Wagen gingen 2 Esel, welche rote Fahnen mit dem Sowjet- Slern trugen. Diese Wahlmache grenzte an Wahnsinn und wir müfien Z" derartigem H u m b u g so scharf wie möglich Stellung nehmen. Dieses Schauspiel in Dortmund ist ein Symptom, daß die BKPV. vollständig als Wahlmaschine umgestellt worden ist. Sie muß wieder den revolutionären Elan be- kommen, den die KPD. in ihrer Jugendzeit hatte. Welche Wege haben die Revolutionäre zu gehen? Sie müssen zuerst den Kampf gegen die bureaukratische Clique, die aus dem Spar- takusbund und der VKPD . kam, führen. Die Clique hatte ihre Führung in den Personen Schönbeck, Franken, Eppstein , D ü rn e U und Graul und sie erscheint uns am gefährlichsten, weil die von ihnen glaubt, daß sie die Revolutionäre seien, weil sie früher im Spartakusbund waren. Nicht weniger gefährlich aber für die Masse zu sehen ist die rechte Seite der Partei, die unter der Führung steht von Braß und G r ü tz aus Remscheid , T r ä u b« r aus Bochum und Werber aus Esten. Letzterer ist die linke Hand S t ö ck e r s. Wie können wir Linken gegen die rechtsstehenden Elemente und den Sumpf den Kampf führen? In größeren Städten wie Essen und anderen müfien wir Mitgliederversammlungen für den ganzen Ort er- zwingen. In den Mitgliederversammlungen muh die Presse zur prinzipiellen Stellung gezwungen werden. Alle Neuwahlen von Redakteuren und Sekretären und alle Besetzungen der Mandate müssen in den Mitgliederversammlungen debattiert werden. Personenfragen sind Fragen des Systems. In Zukunft müfien alle Mandate, welche von der Partei ver- aeben werden, in den Mitgliederversammlungen be- sprachen werden. Die Freunde von der Feuerbestattung müfien sich im Kampfe die Funktionärposten erringen und die Feuerbestattung muß die Seele der Partei werde.«. Wir dürfen die Arbeiter, welche aus der früheren USPD . gekommen sind, nicht abstoßen, sondern wir müssen versuchen, diese Arbeiter zu uns herüberzuziehen, und müfien versuchen, Oppor- tunisten zu trennen. De« Prozeh, den Moskau mit Crispieu. Hilferding und Ledeboür begonnen hat. indem es diese von der Masse trennte, müssen wir iu der Partei sorksetze«, indem wir alle Opportunisten von der Masse trennen. hierzu wird eine rührige Arbeit notwendig sein. Jedoch darf die Geschlofienheit der Partei nicht unter dieser Arbeit leiden. Wir finden es also sehr gewagt, wenn die Opposition in Berlin und Hamburg glaubt, die Bewegung umzugestalten, indem sie Re- dakteur- und Sekretäiposten besetzt. Der Umgeswltungsprozeß der Partei muß nicht von oben, sondern von unten geschehen und alle Posten, welche die Feuerbestattung besetzt, müfien im Kampf er. oie* werden. Es müfien alle vertrauenswürdigen Genosten auch in o»deren Bezirken gesammelt und zu der nächstfolgenden Sitzung am.Sonntag, den 0. März, nachmittags 3 Uhr. nach der Wirtschaft Mir l l e r. Sußstahlfabrit Esten, Limbecker Str. IvS, mitgebracht werden. Fleißiges Arbeiten für diese Sitzung ist unbedingt not- wendig. Die Genofien müfien alle zur Stelle sein, da Bericht er- stattet wird von der Lage der Opposition in ganz Deutsch- land. Genofien, welche weitere Strecken zu fahren haben, bekommen da« Fahrgeld ersetzt. Die Konferenz muß unter allen Umständen besucht werden. Wir lasten eine S a m m e l l i st« vorlegen. Mit dieser Sammelliste hast Du nur bei vertrauenswürdige« Genofien zu sammeln, vi- Sammelliste« müfien zur nächsten Konferenz mit-
gebracht werden. Denn Du nicht erscheinen kannst, mußt Du im» bedingt einen Ersatzmann senden. Genossen, es gill den Kampf auf der ganzen Linie Nicht ge- zögert, werbt und sammelt für die Feuerbestattung! Auf zum Kampf! Mtt revolutionärem Gruß Der Beauftragte für Feuerbe st attungs wesen. Aus diesem Zirkular tzeht hervor, daß die VKPD schon seit Monaten zerftessen wird von einer organisierten Opposition, die die Hallenser Spaltungsarbeit an der USP. nach offenstem Eingeständnis in der KPD. fortzusetzen gedenkt und bereits mit Sonderkonfe- r e n z e n und Sonderbeiträgen in der Partei der „schärfsten Disziplin" ihr Dasein führt. Die Beseitigung des früheren Vorstandes, der jetzige Putsch usw. sind offenbar Früchte dieser organisierten Oppositionstaktik. Naiv und rührend mutet es dabei an, daß diese Oppo- sition um Rechte der Mitgliedschaft kämpft, die bei der Sozialdemokratischen Partei eine Selb st ver ständlich- k e i t sind: nämlich um das Recht der Mitglieder bei wichtigen Beschlüssen, bei der Besetzung von Kandidaturen, Redakteurposten, Borstandsposten usw. über- Haupt nur mitreden zu dürfen. Durch die 21 Moskauer Punkte ist die kommunistische Mitgliedschaft bekanntlich in schweigendes, zahlendes und kadavergehorsames Kanonen- futter der revolutionären Häuptlinge verwandelt worden. Jetzt sind es die A l l e r r a d i k a l st e n, die sich gegen diesen unnatürlichen Diktaturzwang auflehnen und Wiedereinführung demokratischer Methoden in die Organisation fordern. Ironie des Schicksals:„Feuerbestattung" der hoch- gepriesenen diktatorischen Prinzipien!
LNafthinengewehrpiftole unü Unbekannter. Bor dem Sondergericht des Landgerichts l Berlin mußte sich der Klempner Paul Klein wegen Vergehens gegen das Eni- wassnungsgesetz vom 7. August ISLO verantworten. Der Angeklagte wurde an einem Sonntag auf einem Berliner Bahnhof verhaftet, weil er sich dadurch verdächtig gemacht hatte, daß er einen schweren Koffer schleppte. Dieser enthielt wie sich auf der Polizeiwache ergab, eine sog. Maschinengewehrpistole und 1000 Schuß dazuge- höriger Munition. Vor Gericht erzählte der Angeklagte eine etwas abenteuerliche Geschichte, welche etwas an die im Gerichtssaal häufig auftauchende Erzählung von dem„großen Unbekannten" erinnerte. Bei der Versammlung im Fnednchshain, an der er als Mitglied der Kommunistischen Partei teilnahm, sei ein Mann an ihn herangetreten und habe ihn gefragt, ob er ihm nicht einen Koffer, der etwas gegen die Orgesch entHalle, über die Feiertage auf- heben wolle. Obwohl in der kommunistischen Presse fortwährend vor eingebildeten oder wirklichen Spitzeln gewarnt wird, will der Angeklagte in blindem Vertrauen zu dem ihm völlig unbekannten Manne noch der Simon-Dach-Sttaße 21 gegangen sein, wo ihm der Unbekannte vor einer Kneipe den Koffer aushändigte.— Der Staatsanwalt beantragte, dem Angeklagten zwar mildernd« Umstände zuzubilligen, mit Rücksicht auf fein gemeingefährliches Tun aber auf 1 Jahr Gefängnis zu ertennen. Das Urteil lautete auf S Monate Gefängnis.
der Magdeburger Kommuniftenprozeß. Magdeburg , tz. April. (Eigener vrahtbericht des„Vorwärts".) Die Angaben der übrigen Angeklagten bestätigen lediglich die bis- hcrigen Aussagen. Der Anklagevertreter beantragt Ladung des unab- hängigen Reichstagsobgeordneten Kuhnert- Halle, der über eine Wahlversammlung in Neu-Haldensl«ben, in der er Referent war, aussagen soll. Der Derleidiger beantragt nach Schluß der Vernehmung der Angeklagten die Ladung der General« v. Lüttwitz , Ludendorsf und Rupprecht von Bayern , serner sollen Major Ehrhardt, Forstmeister Escherich, Geo- Nieter Kanzler, Oberst v. Epp und noch einige Führer der Orgesch über die geheimen mllikärischen Massenübungen der Orgesch aussagen. Sie sollen bestätigen, daß die Organisation über das ganze Reich ausgebreitet ist und sogar über eine T e r r o- ristengrupp« versügt, die mißliebig« politisch linksgerichtete Per. sonen beseitigen soll. Ueber diesen Antrag steht der Gerichtsbeschlub noch aus. Mehrere Zeugen machen einige Aussagen über Wahlver- sammlungen. in denen der Angeklagte Jacobs gesprochen Hot. Nur ein Zeuge hat gehört, daß Jacobs zur Gewalt aujgefordert Hai. Es solgt dann die Bernchmnvg des haupkbelostungszengsn Roth. Er gibt an, daß er vom August 1920 an der SPD. angehört hat. Im Januar 1921 sei er zur KPD. übergetreten, allerdings nicht aus Uebcrzeugung, sondern um Material gegen die KPD. zu sammeln. In der fraglichen Sitzung vom 19. Januar habe Jacobs gesagt, es handle sich um eine illegale Bewegung. Was sie beginnen, sei Hochverrat. Bürgerliche Geiseln müßten verhaftet und im Falle des Bor- rückens der Entente erschossen werden. Terroristenbataillone sollten Verräter und Mißliebige beseitigen. Deutschland sei in sechs große Kampfbezirke«ingeteilt. Aus Vorhalt des Angeklagten gibt der Zeuge zu. daß er die B e s ch a f f u n g v on D y n a m i t a n. geregt habe. Er hat sich auch als Kompagnieführer an- geboten und dann die Führung einer Gruppe übernommen. Am 20. Januar ist er zum Oberstaatsanwalt in Stendal gegangen und hat dem das Material vorgetragen. Dieser hat ihn an den Polizeikommiflar Treptow verwiesen, der die weiteren Ermittlungen führt«. Geld will der Zeug« nur für den Aussall an Arbeitslohn erhalten haben. Es kann sich um ein« Summ.? von ungefähr 2 4 9 M a r t handeln. Zu seiner Tätigkeit als Spitzel habe ihn Polizeikommifiar Treptow veranlaßt. Im weiteren Verlause der Verhandlung behauptete der Zeuge, daß«in« List« bestanden habe, aus der leitende Personen ausgeführt waren, darunter unser T«« nosse Brandenburg, die erschossen werden sollten. Samt- liche Angeklagten bestritten dies« Angabe«. Rokh habe alle» erst provoziert. Kriminal tommifiar Treptow bekundet, daß sich seine Anzeige ledig- lich auf die Angaben von Roth stützte. Im übrigen be- stättgt er, daß Roth Spesen w höhe von einigen hundert Mark«r- halten Hot, sonst hätten ihm als Kommissar kein« größeren Mittel zur Verfügung gestanden. Nachdem der Zeuge noch erklärt hat, daß er die kommunistischen Kampsplön« für ernst gehollen habe, wird die Verhandlung aus Donnerstag vertagt. » Im Bezirke Moers haben die Belgier, einer Meldung der„Köln . .Ztg.* zufolge, im ganzen etwa 90y Personen, die an den kommunistischen Unruhen beteiligt waren, festgenommen. Nach einer Meldung der..Freien Presse" hat das Kriegsgericht, dos zu dieiem Zweeck von Aachen nach Moers verlegt wurde, bereits die Mehrzahl der Verhafteten abgeurteilt. Die Mindeslstrofe beträgt ein Jahr Gefängnis. Unter den Abgeurteilten befindet sich auch der bereits genannt« kommunistische Agitator Dr. Gabriel. Er war früher Rsdofieur des jetzt deutschnotionolen Biattes„Der Grafschaftler" in Moers und entwickelte sich m der Revolutionszelt bis zum Kommmitsten. Dr. Gabriel, einer der Hauptführer bei den Unruhen im Moersgebiet, istzufünfJahrenZwangsarbett oerurteilt worden. Elf der in der vorigen Woche m Stuttgart verhafteten Kommunistenführer find fett Freitag in den Hunger st reik emge- treten.
�verbrecherehrung". Die beutschnationale„Post" bringt anläßlich de? Beerdigung Sülts einen blutiünstigen Artikel über.Verbrecherehrung". Die Tatsaibe, daß die Gesinnungsfreunde Sülts seine Beerdigung zu einer Ehrung und Demonstration ausgestaltet haben, ist dem reaktionären Blatt ein Zeichen von dem Niedergang des RetfitS- gefühls, dem SÄlvinden der Staotsautorilät, woran natürlich nur die schlappe preußische Regierung Schuld trage. Gerade die Deutschnationale n hätten Ursache, das Kapilcl der Ehrung politischer Verbrecher sehr vorsichtig zu behandeln. Sie haben dem Mörder EiSnerS, dem Grafen A r c o glühende Ovationen bereitet, sie haben den Altentäter Oltwig v. Hirschfeld als Heldenjüngling gefeiert. In Wilhelmshaven besteht eine Ortsgruppe des.Verbandes naiional- gesinnter Soldaien", einer streng deutschnationalen Vereinigung, die sich osientativ.Ortsgruppe Ehrhardt" nennt. Ihr gehören zahlreiche Soldaren und auch Offiziere der Reichswehr on. die auf diese Weise Verbrecherehrung treiben, ohne daß das Reichswehrministerium bisher dagegen irgendwelche Schritte unternommen hat. Wenn sich Reichswehrsoldaten und Offiziere auf den Namen eines deutschnationalen Meurerers zusammenfinden, so wird dadurch natürlich die Disziplin nicht gefährdet! Hat die»Post" gegen diese Verbrecherehrung etwas einzuwenden?
Karlchens Runüfahrt beendet. Buchs(Schwei, ). 6. April.(MTV.) Um S Uhr traf der Sonder- zug des Exkaisers Karl mit vierstündiger Verspätung infolge der Borgänge in Bruck hier ein. beglellet von französischen, englischen und italienischen Militärs. Der Exkaiser wurde von Oberst Kißling empfangen, der die P a ß f o r m a l i t ä t e n erledigte. Die Weiter- fahrt erfolgte in einem Sonderwogen mit dem fahrplanmäßigen Zuge. Als einstweiliger Aufenthaltsort wurde dem Exkaiser Luzern angewiesen. Exkaiserin Zita, die im Kraftwagen an« gekommen war, begleitet ihren Gemahl. Die Fahrt machen einige Leute der Bollsheerespolizei mit. Die Ententemilitärs, die den Zug des Exkaisers begleitet hatten, werden nach Ungarn zurückbefördert werden. » Wie der Berner Vertreter der.Dens" eifährt, haben die tsckechoslovakische und die südslawische Regierung durch ihre Vertreter beim Bundesrat in Bern gegen die Wieder« Zulassung Karls in die Schweiz Einspruch erhoben. Aus guter Quelle wird aber dem»Dcna'-Vertreter gleichzeitig mit« geteilt, daß diese Einsprüche von der Schweizer Regierung abge» wiesen worden sind. Karl wird bis auf weiteres in der Schweiz unter staatlicher Aufsicht stehen.
die Grenzen Tirols. Innsbruck , 6. April. lWTB.) Den Blätiern zufolge hat der italienische Delegierte im internationale» GrenzreguIierungsaiiSschuß die Erklärung abgegeben, daß von Italien jeder Anspruch aus daS über die Wasserscheide hinansreichende Gebiet der Tiroler Ge- meinden Schnals , Pfitsch und R a i n fallen gelassen werde. Mit dieser Entscheidung sind Oesterreich für die alpinen Kreise sehr wertvolle Gebiete erhallen worden.
verhanülungen im englistben Streik. London , 6. April. (Reuter.) Zufolge des Eingreifens des Premierministers, der die Bergwerksbesitzer und die Bergarbeiter ausgesorderl hat. in einer gemeinsamen Zusammenkunft die Berhandlungen wieder auszunehmen, hat flch die Streik- tage zum Besseren gewendet. Beide Parteien haben die Einladung angenommen. Inzwischen hoben die Eisenbahner, die In der Streiksroge noch nicht zur Enlscheidung gelangt find, ihre kouferenz bis auf morgen vertagt. Es ist wahrscheinlich, daß die Transportarbeiter und die Eisenbahner den Ausgang der neuen Berhandlungen abwarten werden, ehe sie zu einer entschiedenen Aktion schreiten. Talaat Pascha . Seit der Ermordung des ehemaligen türkischen Groß- veziers Talaat Pascha durch den Armenier Teilirian sind uns eine Reihe von Zuschriften zugegangen, in denen der Charakter des Verstorbenen lebhaft umkämpft wird. So wird uns von einem Deutschen , der jahrelang in der Türkei lebte und Talaat genau kannte, geschrieben: Es ist richtig, daß die armenische Bevölkerung des türkischen Reichs während des Krieges empfindlich gelitten hat. Aber es ist unrichtig, daß die Armenier von der türkischen Regierung verfolgt worden sind lediglich um ihres„christlichen Glaubens" willen. Um ihres Glaubens willen sind die Völkerschaften des türkischen Reichs im letzten Jahrhundert niemals verfolgt worden. Der Moslem ist, solange man ihn in der Ausübung seiner Pflichten gemäß dem religiösen Gesetz nicht stört, von beispielloser Toleranz gegen Andersgläubige. Es sind viel«her Rassen- und Stammesgegensätze, die meist in blutiqen Taten einen Ausgleich herbeizuführen suchen an Stelle der Aufsuchung von Möglich- ketten einer gutartigen Verständigung. In der ziemlich abgeschlossenen Wildheit des sogenannten armenischen Hochlandes herrschen auch heute noch andere Begriffe über die Regelung der menschlichen Be« Ziehungen innerhalb eines Staatengebildes, als es dem Europäer ge- läufig ist. Insonderheit ist die Blutrache noch immer ein unge- schriebenes, aber heiliges Gesetz, und so kommt es, daß in der Aus- tragung politischer Divergenzen persönliche Motive das Uebergewicht haben. Talaat soll bestechlich gewesen sein, und um diese Eigenschaft bei uns wirksam ins Licht zu setzen, wird darauf hingewiesen, daß es deutsches Geld gewesen ist, das in seine Taschen geflossen ist. Die Korruption hat sich aus Anlaß des Krieges gewiß als fressendes Hebel ausgebrettet, aber nicht in der Türkei allein. Eine Verallge- meinerung wäre aber unangebracht, und es ist eine Berunglimpsuiig des Verstorbenen, wenn auch er in den allgemeinen Topf der Bekschisch-Fresier und Schieber geworfen wird. Kein Gewissenhafter, der Talaat auch nur oberflächlich kannte, und noch weniger die, welche ihn gut konnten, hoben ihn jemals für der Bestechlichkeit zu- gänzlich geHallen. Es gibt keinen Menschen, der erweisen könnte, daß Talaat jemals und irgendwelchen persönlichen Nutzen aus seiner polllischen Stellimg und aus dem Kriege gezogen habe. Gerade er hotte reine Hände und man kann dafür die Hand ins Feuer legen! In Berlin,� so wird weiter ausgeführt, habe der Getötete durchaus bescheiden gelebt. Die Tat des Armeniers Teilirian sei ganz unsinnig gewesen,„denn wer die Struktur orientali- schen Seelenlebens kennt, weiß, daß die Armenier für die Er» mordung Talaats tausendfältig unter der Wiedervergeltung leiden werden".