!tg.l63 ♦ ZS.�ahrgang Ausgabe A Nr. SS Bezugspreis- «»rtelliihrl.'M.— M., m onotl 10.— Sit frei in»'naus, voraus zahlbar. Post- fcejug: Monatlich 10,— Ah. einschl. Zu- stellnngsgebllbr. Unter Kreuzband für Deutschland , Danzig . das Saar - und Memelgcbiet, ivwic die ehemals deut- ichen Gebiete Polens , Oesterreich. Ungarn und Luxemburg 20,— M.. für das übrige Ausland 27.— M. Post- beitellungen nehmen an Oesterreich . Ungarn Tlchecho-SIowalei. Däne- marl. Holland , Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Der.Vorwärts" mit der Sonntags- b oilage»Volt und Feit", der Unter- lu'Itnngsbeilage«Heimweli" und der Beilage.Siedlung und Kleingarten" erscheint wochentäglich zweimal, Eoun» tags und Montags einmal. Telegramm- Adresse! »SoziolOcmotrat Berlin"
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Deutsthe Gberfthlesien-Note.
VerN«. 7. April.(MTB.) Die deutsche Regierung hat den Re- gierungen der Entente und der Interalliierten Kommission in Oppeln folgende Note übermitlelt: Der Friedensvertrag von Versailles hat bestimmt, daß die ober- schlesische Bevölkerung durch Abstimmung darüber entscheiden soll. ob sie mit Deutschland oder mit Polen vereinigt zu werden wünscht. Die am 20. März vorgenommene Abstimmung hat nach den bisher vorliegenden Ergebnissen 717 122 Stimmen für Deutschland und 483 514 Stimmen für Polen ergeben. 664 Gemeinden wiesen eine deutsche, 537 Gemeinden eine polnische Mehrheit auf. Das ober- schlesische Land hat sich demnach mit fast zwei Dritteln seiner Ein- w o h n e r und mit der überwiegenden Mehrheit seiner Gemein- den dafür entschieden, bei dem Deutschen Reiche zu verbleiben, mit dem es feit über 700 Jahren vereint gewesen ist, und dem es seine Kultur, sowie seinen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg verdankt. Die Abstimmung hat ergeben, daß das gesamte, der Volks- befragung unterworfene Gebiet mit deutsch und polnisch gesinnten Elementen durchsetzt ist.(Vgl. die Anlage, Karte.) Die deutschen Stimmen überwiegen in den Sammelpunkten der Intelligenz, in den Landstrichen mit fortgeschrittener, landwirtschaftlicher Kultur sowie in den Ortschaften der hochentwickelten Jndu- striegebiete. Wenn auch die gemeindeweisc Abstimmung lediglich als Wahlmodus angesehen werden darf, so sei doch in diesem Zu- sammenhange darauf hingewiesen, daß sich unter den 664 Gemein- den mit deutscher Mehrheit sämtliche Städte des Abstimmungs- gebfets und fast alle größeren Ortschaften befinden, während die 507 Gemeinden mit polnischer Mehrheit nur geringere Ein- wöhnerzahle» aufweisen und wirtschaftlich von untergeord- neter Bedeutung sind. Wie wenig die Sprachenfrage bei der Ab- stimmung zum Ausdruck gekommen ist, erhellt aus der Tatfache, daß Dörfer, in denen lediglich der oberschlestsch-polnische' Dialekt ge- sprachen wird, häuflg deutsche Mehrheiten, fast überall aber starke deutsche Minderheiten aufweisen, und daß überhaupt nur ungefähr 40 proz. der Bevölkerung polnisch gestimmt haben, während 60 Proz. den ob erschlesisch-polnischen Dialekt als Muttersprache sprechen. � Das Ergebnis der Abstimmung ist um so bemerkenswerter, wenn man sich vergegenwärtigt, unter welchen Umständen und Be- dingubgen die Wahlhandlung stattgefunden hat. Z unächst muß ierbei erneut daraus hingeweisen werden, daß nach Artikel 1
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Ziffer|b des Wahlreglements vom 30. Dezember 1020 alle erst seit 1004 ,Pt Oberschlcssien angesessenen Personen ihres Stimmrechts beraub» worden sind. Auf diese Weise ist ein großer Teil derjenigen Kräfte, die an dem Aufschwung der oberschlesischen Industrie in hervorragendem Maße mitgewirkt haben, von der Entscheidung über ihr Land ausgeschlossen worden. Auch sei erwähnt, daß zum Beispiel allein im Kreise Gleiwitz in 34 Gutsbezirken mit-über 100 Einwohnern entgegen dem Wahlreglement keine besonderen Urnen aufgestellt worden sind. Es muß ferner beachtet werden, mit welchen Mitteln die polnische Propaganda auf die Bevölkerung eingewirkt hat. Durch ein an sich völlig wert- loses, aber in behördliche Form gekleidetes Verfpreechn der Zuteilung bestimmter Ackerparzellen aus der zukünftigen Masse des aufzu- teilenden Großgrund- und Staatsbesitzes wurden die leicht- gläubigen Landbewohner zur Stimmabgabe für Polen bewogen. Den betrügerischen Charakter dieser lediglich auf Stimmenfang be- rechneten Aktion beweist die Tatsache, daß bei vielen Gütern da» Drei- und Viersache des vorhandenen Areals versprochen wurde. Trotz ausdrücklichen Verbotes der IbtetNlliierten Kommission ist dieser Stimmen kauf bis zum Abstimmungstage betrieben worden und hat naturgemäß starke Wirkung— besonders in den.Kreisen Groß-Strehlitz, Oppeln und Tarnowitz — erzielt. Ganz besonders aber ist bei der Bewertung des Abstimmungs- Ergebnisses die nach einem klar erkennbaren Plane durchgeführte terroristische wahlbeeiuflussung in Rechnung zu stellen, die allen deutschen Stimmberechtigten gegen- über von polnischer Seste ausgeübt worden ist. Seit dem August- Aufstand 1020 hat die Verfolgung deutschgesinnter Personen in den Kreisen Pleß, Rybnik , Kattowitz und Tarnowitz nicht aufgehörl. Der von den Polen verübte Terror steigerte sich, je näher die Ao- stimmung heranrückte Ein offenes Bekenntnis zum Deutschtum, geschweige denn ein Werben für die deutsche Sache, war in diesen Gebieten fast unmöglich. Wer trotzdem aus seiner deutschen Gesinnung kein Hehl machte, war Mißhandlungen und Schädigun- gen ausgesetzt und mußte seinen Mut nicht selten mit dem Leben bezahlen. Selbst die unter besonderem Schutz der IK. stehenden Mitglieder der Paritätischen Ausschüsse blieben vor Verfolgungen nicht bewahrt. Einige wurden ermordet, eine große Anzahl von ihnen mußte ihr Amt niederlegen. So wurde unter fortgesetzten Drohungen und Gewalttaten ein Kuf-and der Derängstigung und Einschüchterung geschaffen, in dem die eigentliche Wahlbceinflussung mit Aussicht auf Erfolg einsetzen tonnte Man redete der Bevölkerung ein, daß die Stimmabgabe nicht geheim bleiben werde, drohte ihr schwere Verfolgungen an und erreichte auf diese Weise, daß viele nicht wagten, ihre Stimme für Deutschland abzugeben. Sogar bis in die Wahllokale hinein wurde die terroristische Wahlbeeinflussung fartaesetzt. Wenn am Wahltage selbst rein äußerlich Ruhe herrschte, so ist das nur ein Be- weis für die straffe Disziplin der polnischen Organisation und für die gute Regie der Propagandastelle, die offenbar Wert darauf legte, den Anschein einer unbeeinflußten Abstimmung hervorzurufen. Aber die Mißhandlungen, die unmittelbar nach Schluß der Ab- Ummung wieder einsetzten, zeigten um so deullicher. wie recht die deütschgesinnten Wähler hatten, die gegen sie ausgestoßene»
Drohungen ernst zu nehmen.. Typisch Ist übrigens, daß z. B. in den ländlichen Ortschaften des Kreises Rybnik (Radoschau--Czernionra und Räuden), in denen militärische Besatzung lag, und die ihrer Bevölkerung nach durchaus nicht weniger polnisch sind wie die um- liegenden unbesetzten Orte, die Abstimmung eine deutsche Mehrheit ergeben hat. Ein Beweis für die Wirkung des Terrors. Die deutsche Regierung beehrt sich, in der Anlage eine Denk- s ch r i f t.zu überreichen, die, gestützt auf eine größere Anzahl be- sonders inarkanter und einwandfrei nachgewiesener Einzelfälle, ein Bild von den Zuständen im Abstimmungsgebiet vor und während der Abstimmung gibt. Die Denkschrift erbringt den klaren Nachweis, daß in einzelnen Landesteilen— namentlich in den Kreisen Pleß, Rybnik und Tarnowitz — die planmäßige Tcrrorisierung der deutschgestnnten Bevölkerung eine unbeeinflußte Stimmabgabe nicht ermöglicht hat. Tausende von Sllmmen sind unter Zwang abgegeben worden. Es erscheint geboten, auch diese Tatsache bei der Bewertung des Abstimmungsergebnisses zu berücksichtigen. Wenn trotz des mit der Landaufteilung betriebenen Stimmen- kaufes und trotz der wirksamen terroristischen Wahlbeeinflussung ein Abstimmungsergebnis erzielt wurde, das nur wenig hinter einer deutschen Zweidrittelmehrheit zurückbleibt, so ist an dem klaren Willen des oberschlesischen Volkes, zum Deutschen Reiche zu ge- hören, nicht mehr zu zweifeln. Die Abstimmung kann deshalb nur die endgülklge Bereinigung des gesamten oberschlesischen Gebietes mit dem Deutschen Reiche zur Folge haben. Hierfür sprechen aber nicht nur die Zahlen der Abstimmung selbst,'sondern auch die wirt- schaftlichen und geographischen Gesichtspunkte, die nach dem Frie- densvertrage Berücksichtigung zu finden haben. Dem Oderstrom folgend, haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen des oberschlesischen Landes in engster Wechselwirkung mit den Kräften des deutschen Wirtschaftsgebietes entwickelt. Di« deutsche Landwirtschast gab Oberschlesien . den Zuschuß an Lebensmitteln, den es nicht, selbst hervorbringen konnte. Die deutsche Industrie lieferte Maschinen, Materialien und Beklei- dungsstücke, der deutsche Geldmarkt stellt« Kredit und Kapital zur Verfügung, und auf deutschen Lehranstalten wurden die Be» amtcn und Arbeiter herangebildet, die die oberschlesische Industrie auf ihre jetzige Höhe gebracht haben. Andererseits ist das deutsche Wirtschaftsgebiet der wichtigste Abnehmer oberschlesischer Boden- und Industrieprodukte. Auf da» deutsche Absahgeblet kann Oberschlesien nicht verzichten. Die oberschlesische Industrie, auf der der Wohlstand der gesamten Bevölkerung beruht, ist daher un- trennbar mit dem deutschen Wirtschaftsgebiet verbunden. Nur die Vorzugsstellung, die ihr dort eingeräumt war, hat sie lebcns- und konkurrenzfähig erhalten. Sie von Deutschland trennen, heißt sie vernichten. Aber auch in sich bildet das oberschlesische Wirtschaftsgebiet ein einheitliches Ganzes. Di« landwirtschaftlichen und indu- ltriellen Teile ergänzen sich, und ebenso ergänzen sich in einer für die Produktion äußerst vorteilhaften Weise die verschiedenen Indu- striereviere untereinander. So bildet die oberschlesische Industrie einen aus natürlicher Grundlage aufgebauten, aber in seiner Voll- kommenheit höchst komplizierten Organismus, in den einzugreifen nicht möglich ist, ohne das Ganze schwer zu schädigen und etwa los- gelöste Teile der Verelendung preiszugeben. Wer Oberschlcsien teilt, versündigt sich an dem oberschlesischen Volke, da» durch Sprache, Kultur und Reli- gion, sowie durch gemeinsame Geschichte untrennbar miteinander verbunden ist. Ausgabe der staatsmännischen Entscheidung, für welche die Volksabstimmung die Grundlage bieten soll, kann es un- möglich sein, diese durch tausendjährige Entwicklung geheiligten Zu- sammenhange zu zerreißen und unter schematischer Bewertung lokaler Abstimmungsergebnisse entgegen dem klar erkennbaren Volkswillen eine Grenze zu verändern, die seit 700 Iahren festliegt und eine der ältesten Grenzen Europas bildet. Die überwiegende Mehrheit des oberschlesischen Volkes hat sich für Deutschland ent- ichieden. Die demokratischen Prinzipien verlangen, daß.dieser Mehrheitswille zur Durchführung kommt. Die Berücksichtigung des Wunsches der Minderheit darf nicht dazu führen, daß zum Schaden des Ganzen, sowie zum Schaden etwa abgetrennter Teile die Ge- meinschaft zerrissen wird. Das will auch das oberschlesische Volk nicht. Durch die vom Deutschen Reich gewährte bundesstaatliche • Autonomie wird Oberschlesien in der Lage sein, die Verfassung und Verwaltung seines Landes so einzur'chten, wie es der besonderen Eigenart seiner Bewohner entspricht. Hierbei werden auch die Wünsche derer ihre Befriedigung finden, die bei der jetzigen Volksbefragung in der Minderheit geblieben sind. Die deulsche Regierung beehrt sich daher— unter Ueberreichung einer Denkschrift über die wirtschaftlichen Beziehungen Zwischen Oberschlesien und Deutschland sowie eines Gutachtens über die wirt- schaftliche Einheit Oberschlesiens — den Antrag zu stellen. das gesamte oberschlesische Abstimmungsgebiet imgeteilt dem Deutschen Reiche zuzusprechen. Die deutsche Regierung stellt diesen Antrag in der festen Ueber- zeugung, daß Oberschlesien ebensowenig ohne Deutschland leben kann, wie Deutschland ohne Oberschlesien nicht in der Lage sein würde, sich wirtschaftlich zu erholen und seine Leistungsfähigkeit wiederzu- gewinnen. Jede ander« Lösung würde auch dem Friedensvertrage zuwiderlaufen, der im G e g e n f a tz.zu den Vorschriften über die Abstimmung in Schleswig eine Teilungsmöglichkeit nicht vorsieht. (Schluß auf der dritten Seite.)
Klärung in Preußen. Am Sonnabend um 11 Uhr tritt der preußische Landtag zur Wahl des Ministerpräsidenten zusammen, die praktisch gleichbedeutend mit der Bildung der gesamten neuen Regierung ist. Bis dahin muß also die Frage
der preußischen Regierungsbildung zwischen den Parteien ent- schieden sein. Trotzdem ist es zur Stunde, soweit unsere Kenntnis reicht, noch nicht zu einer Berständigung zwischen Parteien gekommen, die zusammen eine Mehrheit im Parla- mente bilden.* Nichtsdestoweniger ist man berechtigt, von einer K l ä- rung derSituation zusprechen. Denn die Zahl der Möglichkeiten hat sich gestern um e i n e wesentliche ver- ringert. Bekanntlich hielten die bürgerlichen Mittelparteien bisher noch immer an dem Glauben fest, daß die BUdung einer Koalition von der Deutschen Bolkspartei über Zentrum und Demokraten bis zur So- zialdemokratie sich würde erreichen lassen. Unsere Darlegung, daß einer solchen Koalition jede innere Mög- lichkeit des Zusammenarbeitens fehle, ist von Zentrum und Demokraten nicht anerkannt worden. So mußte denn auf dem Wege des Experiments dargelegt werden, daß nicht die bürgerlichen Mittelparteien, sondern wir den Charakter der Deutschen Volkspartei richtig beurteilten. Dieses Experi» ment erfolgte durch ein Schreiben unseres Fraktionsvorsitzen- den Genossen S i e r i n g an den Fraktionsvorsitzenden des Zentrums, den Abg. Herold. Wir sind jetzt berechtigt, dieses Schreiben im Wortlaut zu veröffentlichen� es lautet: 4. April Zi»- An di« Fraktion der Zentrumsparlei des Preußischen Landtag «» z. Hd. des Herrn Abgeordneten Herold, hier. Sehr geehrter Herr Kollege! . Die sozialdemokratische Fraktion des Preußischen Landtages ist zurzeit nicht beisammen. Vorbehaltlich ihrer Stellungnahme und ganz unverbindlich, lediglich in meinem Namen und deren der Kollegen Limb ertz und Heilmann möchte ich Ihnen nach Rücksprache mit den in Berlin anwesenden Vertretern des Frak- tionsvorstandes zur Regierungsbildung in Preußen folgendes mit- tellen: �' Sie wissen, daß die sozialdemokratische Fraktion in Preuße» «instimmig beschlossen hat, mit der Deutschen Dolkspartei zusammen nicht in die Regierung zu gehen, sondern an der alten Koalition festzuhalten. Die Vertreter des Zentrums und der Demokraten haben sich indessen auf den Standpunkt gestellt, daß eine Erweike- rung der Koalition nach rechts geboten sei. Infolgedessen ist seit über vier Wochen die Frage der Regierungsbildung auf dem toten Punkt. Deshalb haben wir nach einer Unterredung mit dem Reichs- Präsidenten uns bereit erklärt, zu prüfen, ob überhaupt eine gemeinsame Regierungsbasis mit der Deutschen Volks» parte! zu finden wäre. Sie werden begreifen, daß wir für den Fall des Eintritts det Deutschen Völlspartei in die Regierung die oon uns vertretenen Interessen und Standpunkte in weitgehendstem Maße zu sichern bemüht sein müßten. Das mindeste, was wir im Falle des Eintritts der Deutschen Volkspartei in die Regierung von den Koalitionsparteien fordern müßten, wäre das Folgende: l. Alle Koalitionsparteien stellen sich iu ihrer parlamentarischen und agitatorischen Tätigkeit klar und unzweideutig auf den Bode» der demokratischen, republikanischen Verfassung des Reiches und Preußens. I H Die Demokratisierung der preußischen Verwaltungsgesehe und des preußischen Berwaltungskörpers wird in republikanischem Geiste in der bisherigen Weise fortgeführt. III. In den letzten Monaten ist es der Arbeit des Finanz- Ministeriums gelungen, entgegen früheren Auffassungen die Un- rechtmähigkeit umfangreicher Ansprüche des ehemals regierende» Hauses Hohenzolleru nachzuweisen. Diese Arbeit muß in gleichem Geiste fortgesetzt werden. I V. Beim Eintritt der Deutschen Volkspartei in die Regierung müssen unter den Ministerien, die mit sozialdemokratischen Ministern besetzt werden, unbedingt sein: das Ministerpräsidium, das Ministerium des Innern, das Ministerium für Landwirtschaft. Wir bemerken noch einmal, daß es stch um eine rein informa- torische Erkundigung handelt. Der Beschluß unserer Fraktion, in keine Regierung mit der Deutschen Volkspartei einzutreten, besteht unverändert fort. Immerhin könnte eine Erklärung der Deutschen Dolkspartei zu den vier formulierten Bedin- gungen unserer Meinung noch für eine eventuelle Stellungnahme unserer Fraktion von Wert sein. Wir wären Ihnen deshalb dankbar, wenn Sie eine Entschei- dung- der Deutschen Volkspartei über diese Fragen herbeiführen wollen. Mit kollegialem Gruß hochachtungsvoll S i e r i n g. Dieses Schreiben ist vom Zentrum und den Demokraten an die Deutsche Volkspartei weitergeleitet worden. Die beiden Parteien hätten das wohl kaum getan, wenn sie nicht des