Liegen besondere wirtschaftliche Verhält- >> i s s e vor, die die Leistungsfähigkeit wesentlich beeinträch- tigen, so kann die Steuer bei einem steuerbaren Einkommen von nicht mehr als 10 000 M. ganz erlassen, bei einem steuerbaren Einkommen von nicht mehr als 20 000 M. bis zur H ä l f t e, bei einem steuerbaren Einkommen von nicht mehr als Z0 000 M. bis zu e i n e m V i e r t c l ihres Betrages ermäßigt werden. Hierzu ist natürlich ein besonderer An- trag erforderlich. Als solche besonders belastende Verhältnisse gelten außergewöhnliche Belastung durch Unterhalt und Er» ziehung der Kinder, Verpflichtung zum Unterhast mittelloser Angehöriger, Krankheit, Unglücksfälle usw. Die Ermäßigung des Steuertarifs, der jetzt bis zu 24 000 Mark den gleichmäßigen Satz von 10 Proz. vorsieht, währenv nach dem bisherigen Tarif bei einem Einkommen von 24 000 Mark die obersten 1000 M. schon mit 29 Proz. erfaßt wurden, hat zur Folge, daß bei rechtzeitigem Beginn des Steuerabzugs am 1. Juli 1920 der abgezogene Betrag in der Regel g r ö ß e r ist als die schuldige Jabressteuer In diesen Fällen hat das Finanzamt den überschüssigen Betrag dem Steuer- Pflichtigen sofort nach der endgülligen Veranlagung i n b a r zu erstatten. Namentlich dann wird ein größerer Betrag zu erstatten sein, wenn das Einkommen im Verlaufe des Jahres 1920 nach und nach erheblich gestiegen und wenn die Zahl der minderjährigen Kinder groß ist. Hier ein B et s p i e l. Der Arbeiter X. hatte in den ersten 12 Wochen des Jahres 1920 einen Wochenlohn von 200 M., in den folgenden 10 Wochen einen solchen von 200 M., im Rest des Jahres(15 Wochen) einen solchen von 300 M. War er das ganze Jahr hindurch ohne Unterbrechung beschäftigt, so betrug sein Jahreseinkommen 13 100 M. Davon entfallen auf die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 7360 M. Ist erverheiratet und hat vier minderjährige Kinder, so waren vom Steuerabzug freigestellt für ihn wöchentlich 30 M., für feine Frau und seine vier Kinder je 10 M., zusammen wöchent- sich 70 M., das macht für 26 Wochen(Juli bis Dezember) 1820 M. Der 10proz. Steuerabzug ist in den 26 Wochen ge- macht worden von dem Restbetrag von 5540 M. und beläust sich auf 554 M. X. hat aber auch schon für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1921, die ja noch zum Rechnungsjahr 1920/21 gehört, den Steuerabzug erlitten, der, wenn der Lohn seit 31. Dezember gleich geblieben ist, sich auf weitere 299 M. beläuft. Im ganzen sind ihm also vom 1. Juli 1920 bis zum 1. April 1921 als Steuer abgezogen worden: 544 ft- 299=r 843 M. Wieviel ist er auf Grund seiner Steuererklärung an Jahressteuer schuldig? Von seinem Jahreseinkommen im Betrags van 13 100 M. zieht er ab 150 M. für Fohrgeld, 300 Mk. für Mehrkosten oes im Speisehaus eingenommenen Mittagesiens, 200 M. für Abnutzung eines Maschinisten- anzuges, Mehraufwand für den Haushalt infolge Erwerbs- tätigtest der Ehefrau hat er nicht, da die Frau vier Kinder zu p-legen hat und nicht erwerbstätig sein kann. Aber er zieht weiter ab fiir Versicherungsbeiträge 350 M., Bestrag zur Sterbekafse 50 M., Lebensversicherungsvrämie 650 M., Gewerkschoftsbeiträge 200 M., Parteibeiträge 50 M., zusammen 1950 M. Bleibt übrig ein st e u e r b a r e s E i n- kommen von 11150 M., oder nach unten auf volle 100 M. abgerundet 11 100 M. Davon 10 Proz. Steuer ergibt 1110 M. Diese Steuer e r m ä ß i g t sich für den Steuerpflich- tigen, seine Ehefrau und seine vier Kinder um je 120 M.— 720 M. E s verbleibt somit eine jährliche Steuerschuld von 390 M. Da X. bereits 843 M. durch - den Steuerabzug bezählt hat, sind ihm 453 M. zu er- statten. Ist X. unverheiratet und hat er mir für sich selbst zu sorgen, so waren vom Steuerabzug nur 30 M. wöchentlich freizustellen und er hatte bis zum 1. April auf dem Wege des Steuerabzugs bezahlt 1009 M Belaufen sich in diesem Falle seine gesetzlich zulässigen Abzüge statt auf 1950 M. nur auf 1400 M., so bleibt ein steuerbares Einkommen von 1 1 7 0 0 M. Davon 10 Proz ergibt eine Jahres st euer von 1170 M., die sich um 120 M. ermäßigt, also schließlich 1050 M. beträgt.
Technik unö Mensthenseele. von Dr. Viktor Engelhardt- Friedenau . Zm folgenden bringen mir den Hauptgedanken eine« deinniichfi In der„Neuen gelt- erscheinende» Aufsage» de» versassee«. Die Ereignisie der jüngsten Vergangenheit haben das innerste Wesen unserer technischen Kultur eindringlich und warnend gepredigt. Einst— in der Technik Maienblüte— klang das jauchzende Wort durch die Land«:.wir sind frei", frei von den Banden der Raturl Nun tönt dumpf das Echo zurück:.aber wir sind fester an den guten Willen kleiner Menfchengruppen gekettet als je zuvor". D« Prole- torier hat als Sklave der Maschine und als Höriger der Unterneh- mung dies« Abhängigkeit vom Menschen schon lange leid» und schmerzvoll gefühlt. Trotzdem war der Jubelruf über die technische Befreiung nicht verstummt. De? Proletarier war eben nicht Träger der geistigen Bewegung und rechnete darum nicht zur.Menschheit". Er war»in Stück Natur wie Eijm und Stahl, ein Stück Natur, das ma» beherrscht«, um frei zu fem. Unter dem Druck« bitterer Abhängigkeit aber ist der Prole- tarier schließlich zum Selbstbewußtsein erwacht und damit zum »Menschen" geworden. Die Einschränkung des Begriffs Menschheit auf die führenden Schichten wurde so zur Lüg«, und von einer Be- Freiung durch die Technik, von einer Befreiung schlechthin kann nicht mehr gesprochen werden. Besser als alle Beschichte lehrt der heutige Tag, wie groß die Gebundenheit des Menschen ist, auch für den. der nicht zum Proletariat gehört. Eine einzig« gut onge- brachte Bombe, die dos Schaltwerk einer großen Uebcrlandzentrale vernichtet, legt Hundert« von Maschinen still und löscht Zehntausende von Lampen aus. Mancher glaubte in der Technischen Nothilfe ein Mittel gegen den Gruppenegoismus gefunden zu haben. Die Hoffnung ist trügerisch, denn die Möglichkeit, daß der Betrieb von .feindlicher" Seite aufrechterhalten wird, veranlaßt die kämpfenden Grupen, von der Stillegung zur Sabotage Überzugegen. Das Pro- blem der zunehmenden Macht kleiner Gruppen ist durch die Gegen- Überstellung einer feindlichen Macht nicht zu lösen. Die Lösung liegt auf anderem Gebiet. Die junge Technik hat Fehler begangen. Sie hat gelernt, mit jeder Materie imd Energie zu rechnen, mit Eisen und Kupfer, mit Holz und Zement, mit Wasser, Dampf und Elektrizität, nur mit einer nicht, mit der Kraft der Menschenfeele. In der Technik liegt ein seelisches Problem, nicht nur ein materielles: denn die Maschine erwacht niemals zum Leben ohne die. Geisteskraft dessen, der sie erschuf und dessen, der sie bedient. Durch die Erkenntnis einer fortwährend steigenden Ab- hängigkeit wird das seelische Problem zum ethischen erhöht. In oller Technik und Wirtschast finden wir den ethischen Nest. Auf ihn gilt es zu»ertrauen, wenn wir den Gefahren der Technik «nertnn« wolle». Dies» liegen nicht in den entfesselte« Raturge-
Der unverheiratete hat also noch 41 M. tt a ch z V» Hahlen, der verheiratete T. mit vier Kindern bekommt 453 M. zurückerstattet. Nach den bisherigen Bestimmungen hätte die Iahressteuer des verheirateten X, 927 M. betragen und er hätte 74 M. nachzuzahlen, der ledige X. hätte 1490 M. Iahressteuer zu tragen, also 481 M. nachzuzahlen. Dazu wäre mög- licherweise noch eine Gemeindesteuer vom steuerfreien Mlndesteinkommen gekommen, die nun wegfällt, well es kein„steuerfreies Mindesteinkommen" mehr gibt. Hätte der Steuerabzug statt am 1. Juli erst am 1. August begonnen, so würde sich bei dem verheirateten X. der zu erstattende Betrag um etwa 80 M. vermindern, bei dem ledigen der nachzuzahlende Betrag um etwa 95 M. erhöhen._____ Sächsische Regierungserklärung zum putsch Der sächsische Landtag nahm in seiner gestrigen Sitzung zu den kommunistischen Putschen Stellung. Eine Regierungs- erklärung verurteilt die Putsche.und das Verhalten der Kommunisten. Die Dynamitanschläge im Vogtland und auf die Landgerichtsgebäude in Dresden , Freiberg und Leipzig seien nach Aussagen Inhaftierter nach e i n h e i t- l i ch e m Plan ausgeführt. Von der Errichtung der Aus- nahmegerichte habe die Regiermig vom Reich Mitteilungen erhalten, sie habe jedoch ihrer Meinung dahin Ausdruck gegeben, das solche Gerichte keinesfalls für sämtliche sächsische Londgerichtsbezirke für notwendig erachtet werden könnten und erwartet, daß diese Gerichte streng sachlich ihre Aufgabe erledigen. Die Erklärung schließt folgender- maßen: „Die Regierung verkennt nicht, daß die wirtschaftliche Not, das steigende Elend und Beunruhigungen durch reaktionäre Be» jtrebungen und Handlungen eine Stimmung in der Bevölkerung erzeugt haben, die für solche Gewallakte einen fruchtbaren Vo- d en schafft. Sie ist aber weiter davon überzeugt, daß durch w a h n- witzige Gewaltakte und Terror Not und Elend nicht b e- seitigt sondern verschlimmert, zuletzt aber r e a k t l o n ä- ren Bestrebungen Vorschub geleistet wird. Wer die junge demokratische Freiheit festigen imd dadurch den Weg zur s ozialistisichen G esellschaft bahnen will, muh das Mittel' der Notwehr gegen Gewalt zur Abwehr von sinn- losen Zerstörungen und zum Schutze der Freiheit und Sicherheit der Person anwenden." Der kommunistische Redner verteidigte die Gewalt- taten in Mitteldeutschland und sagte, daß diese durch die U n- ternehmer provoziert worden seien. Ein Antrag der Unabhängigen ersuchte die Regie- rung, bei der Reichsregierung auf A u f'h e b u n g der Verord- nung über die Ausnahmegerichte hinzuwirken.— Dazu erklärte der Justizminister Dr. Harnisch,. daß für Sachsen b a l d die Möglichkeit gegeben sein wird, die Ausnahmegerichte möglichst einzudämmen. Sie sollen nur für ganz schwe.r wiegende Fälle in Anwendung kommen. Es sollte weiter über den von der sächsischen Regierung vorgelegten Amnestiegefetzentwurf, über den wir seinerzeit berichteten, beraten werden. Die Linksparteien beantragten unveränderte Annahme des Entwurfs, die Rechtsparteien Ablehnung. Das Amnestiegesetz wurde mit den Stimmen der Bürgersichen abgelehnt.
Reichswehr unü Politik." Dej? Reichswehrminister hat unter dem 1. Aprll folgende Verfügung erlassen: Auf Grund des§ 36 des Wehrgesetzes oerbiete ich hiermit allen Sonaten(Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften): 1. Die Teilnahme an politsschen Versammlungen. Dersomm- langen, die zu einem nichtpolitischen Zweck einberufen sind, aber im Verlauf der Verhandlungen, der Einberufung zuwider, sich mit polllischen Angelegenheiten befassen, hat jeder Soldat sofort zu oer- lassen, sobald ihm diese Aenderung des Zwecks erkennbar wird.
wallen, die gelegentlich die Herrschast des Menschen durchbrechen können, nein, sie liegen in den entfessellen Gewollen der Menschen. seele. Wir müssen uns selbst beherrschen— wie wir die Natur beherrschen. Das ist die ethische Aufgabe, welche uns die Technik zu lösen gibt. Gelingt uns die Lösung nicht, so wird die Technik stärker sein als wir und wird ims mit der Macht zerschlagen, die sie kleinen Gruppen— und nicht nur Unternehmergruppen— in die Hände spiell«. Es ist eine ethische Aufgabe, die uns die Technik stellt und damit eine Aufgabe der Erziehung im höchsten Sinne des Wortes. Nicht nur eine Aufgabe der Schulen und technischen Hochschulen— diese zeigen erste Spuren einer Selbstbesinnung—, sondern eine Aufgabe, die überall dort im Vordergrund stehen muh, wo das Leben päda- gogisch wirkt. Von diesen Forderungen der technischen Kullur muß jeder durchdrungen sein, der irgendwie zum Führer berufen ist, sei es in der politischen Bewegung, sei es im speziellen Lehramt. Nur wenn es gelingt, im Sozialismus die ethischen Kräfte und außer- halb des Soziallsmus das sozial« Verantwortungsgefühl zu wecken, haben wir d i e Seite der Technik vollendet, die bisher über der Materie vergessen worden war. Diel steht auf dem Spiel und schwer ist die Ausgab«, so schwer, daß wie zu Fichte» Zeiten„nur eine gänzliche Umgestallung des Crziehungswesens uns rollen kann".
Der Dichter und das Geschäft. Die schweren Kvnfllft« und Nöte, in die der unabhängige, nur seinem Genius gehorchende Dichter in der kapitalistischen Gesellschaft geraten muß, schildert Strindberg in seinen„Briefen ans Intim« Theater ", die soeben in deutscher Ueberietzung im Verlag« von Georg Müller in München erscheinen. Der Band, der den Dramatiker Strindberg als Schöpfer der still- sierten, vereinfochten modernen Jnfzenesetzung zeigt, schließt am 10. Dezember 1910 mit folgender Betrachtung: „Daß Dichten und künstlerische Produttion in Zusammenhang mit Geschäft stehen soll, ist sicher etwas Ungesunde». Als ich mich um 1880 als Verfasser selbständig machte, um von der Dichtkunst als Beruf zu leben, sank» ich, daß zwischen meiner ideellen Tällgkell und der Geldfrage ein krasser Widerspruch ha-rschte. Auch daß man sich vom wirtllchen Leben loslöst«, verursachte eine Disharmonie, und als das Erlebte versiegte, gedachte ich zuerst, mein Schaffen vom Per» logsgeschäft zu emanzipieren und das Brat durch etwas anderes zu erwerben. Ich wollte die Erde bebauen, nicht den Acker jedoch, sondern den Garten. Aber die Macht der Umstände und dergleichen hinderten mich. Statt dessen wurde ich ein„fahrender Schüler", der hinausfuhr, um sich Menschen und Leben anzusehen, mit der Gefahr, viel zu leiden— aber das rettete mein Schaffen. Und nach fünf- jährigem Schweigen(1892—1897) hatte ich etwas zu erzählen. Könnte ich jetzt, nachdem ich meine Erfahrungen gemacht habe, mein Dichterleben noch einmal leben, so würde ich' zuerst ein Brot suchen. doch nicht in einem Amt oder Geschäft, und dann dichten, aber nie- mals bezahlt nehmen. Dann würde ich sowohl gelesen wie gespielt und braucht« kswe Geschästa. und Bettelbries« z» schreiben. Dies
2. Die Zugehörigkeit zu politischen Vereinen. PollKsch Ist ein Verein, wenn er eine Einwirkung auf politische Angeiegenhellen bezweckt(siehe§ 3 des Reichs« ereinsgesetzes vom 19. April 1908, Reichsgesetzblatt S. ISl). Eine solche Einwirkung auf politische Angelegenheiten liegt schon dann vor, wenn das Bestreben des Der- eins darauf gerichtet ist, die Gesetzgebung oder Berwallung des Reiches oder der Länder zu beeinflussen. Die in den Vereins- satzungen enthaltenen Angaben über die Zweck« des Vereins sind hier» bei allein nicht ausschlaggebend, es kommt vielmehr auch auf die Tätigkeit an, die der Derein taisächllch, sei es auch im Widerspruch mit den Satzungen, ausübt. Zu den polllischen Vereinen, denen die Soldaten nicht ange- hören dürfen, zählen hiernach beispielsweise: a) sämtliche Organisationen der polllischen Parteien, also sowohl die Zentralverbänd« wie auch die Landes- und Ortsgruppen, b) der Nationaloerband deutscher Offiziere, c) der Verband nationalgesinnter Soldaten, ä) der Republikanische Führerbund, e) die Ossiziersvereinigung der deutschen Republik. Ist dem Soldaten zweifelhaft, ob es sich um einen unter dies Verbot fallenden politischen Verein handelt, so hat er sich an seine vorgesetzte Dienststelle zu wenden und ihre Entscheidung abzuwarten. Trill er trotz vorhandener Zweifel einem Verein, der als polllischer Berein zu gelten hat, ohne weiteres bei, so hat er Bestrafung wegen Nichtbefolgung dieses Befehls zu gewärtigen. Dieser Befehl ist allen Soldaten unverzüglich, jedem neu Ein- tretenden bei der Einstellung bekanntzugeben mit dem Hinweis darauf, daß bei Verstößen strafgerichllich oder disziplinarisch einge- schritten wird. Diese Bekanntgabe ist von Zell zu Zell zu wieder- holen. gez. Dr. Seßler. Herr Geßler erklärt also auch solche Vereine für-politisch, die, wie der Republikanische Führerbund und die Offiziersvereinigung der deutschen Repu- hlik, lediglich die Treue zur Verfassung und zu der bestehenden Staatsform in der Reichswehr stärken wollen. Diese Arbeit besorgt nämlich das RWM. alleine— Erfolg L ü t t w i tz, Ehrhardt usw.
Der Leichenbefund Sülts. In der Berliner „Klinischen Wochenschrift" veröffentlicht der Direktor des pathologischen Instituts der Universität P r o s e j i o r D r. L u b a r j ch einen Bericht über die Sektion der Leiche Sülts, in der er entschieden der Behauptung des kommunfftischen Vertrauensarztes Dr. Klaub erg entgegentritt, daß durch die Vornahme der Leichenöffnung im pathologischen Institut«m« objektive Untersuchung unmöglich gemacht worden fei.. Auf Grund einer eingehenden fach- ärzilichen Darstellung kommt Prof. Lubarsch zu folgendem Ergebnis: Es lag ein Blutverlust von 2,5 Litern vor. Der Tod ist durch de» Blutverlust erfolgt, und es besteht nicht der geringst« Zweifel, daß der Schutz erstens von hinten den S. getroffen hat, zweitens aus erheblicher Entfernung abgegeben sein muß. Die Dr. Klauber gezeigte Einschußstelle sei nicht, wie dieser annimmt, pulvergeschwärzt gewesen, sondern habe durch Behandlung Formaiin- Müller eine Chromfärbung angenommen, wobei das einge- trocknete Blut«wen noch dunteren, schwärzlichen Farbton angenommen hatte. An der Einschußöffnung hat keine Pulver. schwärzung bestanden._ „Der Stanü unserer Hi!üungsarbe!t.7 Zu diesem Bericht in Nr. 146 des„Vorwärts" ersucht un, Se- nasse Hermann Müller um Aufnahme folgender Zeilen: Der Bericht über die Dresdener Tagung der Bildungsaus- schüss« der Partei in Nr. 146 des„Vorwärts" vom 29. Mörz läßt mich in seiner gedrängten Kürze Sätze aussprechen, die ich so nicht gesprochen habe. Ich berichtige kurz das Folgende: Ich habe mich gegen die beantragte Schaffung der Stelle eines „Kultusministers" beim Parteivorstand ausgesprochen, weil ich der Auffassung bin, daß unsere Bildungsarbell deshalb so erfolg- reich gewirkt hat, well st« nicht von einar Instanz angeordnet wurde, sondern sich selbst aus den Bedürfnissen der Partei heraus entwickelt hat. Ich habe ferner nicht gesagt, daß wir uns jetzt dem P a z i s i»° mus anschließen müßten, den w i r früh« verhöhnt hätten, denn die Partei hat seit ihr« Begründung p r a kti s ch-p a z i- fistisch« Arbeit geleistet, indem sie die i m p er i alisris ch«
war das Ideal, das Tolstoi vorschwebte, als« sich zum Schuft« machte, obwohl er, wie wir meisten, sein Streben nicht fo verwirklichen tonnte, wie« wollte. Ernst v. Possark. einstmals Generalintendant d« München « Hoftheat« und ein« d« gefeiertsten deutschen Schauspiel« und Sprech«, ist im Alt« von 80 Iahren einem Schlag ansall«legen. Man muß zugestehen: Possort war imm« ein Eigen«. Das Pathos sein« Diktion und sein« Geste riß die Massen mit sich fort. Er war ein Deklamator von großem Ausmaße, aber doch wohl kaum je mehr als ein Deklamator. Er war ein Künstl«, vielleicht sogar ein groß« Künstler, ab« die Kunst, die in ihm lebte, die in ihm bebte, letzten Endes ließ sie kalt. Die letzte Schwingung, dieses un> sagbare Etwas der Beseeltheit, ging ihm ab. Mehr noch als Künstl« war Possart Lehrer. Lehr« einer v«gangenen Epoche, in der das Schauspieler temperament dos menschliche üb«- wuch«te, ein« Epoche, in d« das Ich des Schauspieltts Mittel- punkt der Bühne, des Podiums und— des Publikum» war. Rußland in d« Zell voran. Früher waren die Russen in d« eitrechnung hinter'der übrigen modernen Well zurück, da sie am ulianischen Kalender festhielten. Heute ist der Fortschritt(auch in der Zeit) drüben stürmisch: man ist dort schon im Iabre 1027. In dem in Paris erscheinenden, vom Komitee der Drstten Jnternottonale herausgegebenen„Bulletin Communiste"(vom 24. März) steht unter der Ueberschritt„Das Beethooen-Iublläum in Rußland zu lesen:„Zur Iahrhimdertfeier vo» Beethovens Tode hat die musi- talische Abteilung des Kommissariats der öffentlichen Aufklärung eine Reihe von Konz «ten oeranstallet" usw. Wir armen rück- ständigen Westeuropa « feierten im vorigen Jahr Beethovens 150. Geburtstag, die Sowjetregierung beging aber b«eitz seinen 100. Todestag, d« 1927 fällig ist. Respekt vor Lunatscharsky, dem Kommissar der öffentlichen Aufklärung, d« diese Feier veranlaßt und diesen Bericht selber unterzeichnet hat! Da muß ja Adolf Hoff- mann über unlautere Konkurrenz klagen.
Volksbühne<?. V. Am Donnerstag, den 14. Aprll, tragen in d« Aula des GanmafiumS zum Grauen Klo st« Fränze Roloff und Manfred Fürst vom Neuen Bollstheater„Soziale Satire- o«. „Freie Deutsche Buh««- nennt sich«w uneigennütziges Unternehmen des OrtSv«band«S freier Bühnenkünstler, das im Tallnerth t**. t e c in den Sonunermonaten Mittag»- und NachmittagSveranstaltungen(auch für die Fugend) plant. Der ErwerbSlofigkell der Kiwstler fall dadurch ge- steu«t werden. Ter Mrainische Ehor unter Leitung von Prof. Engen Tnrula gwt Sonntag, den 10. April, abends 7ft, Uhr, im neue» Rathaus Schöneberg ein Konzert. TaS«ochste VormtttagSkonzert der StaatSoper findet S-mlltag, den 17. Aprtl, vorm. 11 Uhr, im Großen Schaulpielhaufe unter Lettuiig von Dr. Sttrdrq statt. Programm: Die grohe Leonoren- Ouvertüre, die „furvlitttbi''-Ouvertüre von Leber,.Don Juan - von Richard Siraust und BrahmS ' Sinfonie in O-mvU. Vorverkauf von beute ab cm den Kasten de» Opernhauses, Großen SchauspUlhanjeS, d-S Invalid endanlt, der Bote u. Bock und Werth««.