nr.191 ♦ ZS. Jahrgang
3. Heilage öes vorwärts
Sonntag, 24. �pril 1421
D« Exekutwkomit« der Amsterdamer Gewerkschosts- internationale sendet uns den Wortlaut eines Schriftwechsels. der zwischen ihm und dem Exekutivkomitee der Moskauer Dritten Internationale unlängst stattgefunden hat. So gern wir die beiden Schreiben vollinhaltlich wiedergeben möchten. so müssen wir aus Gründen der Raumnot gewisse Kürzungen vornehmen. Dies fällt uns bei dem von S i n o w j e w ge- zeichneten Schreiben der Moskauer um so leichter, als es im wesentlichen weit mehr aus Beschimpfungen als au» sachlicher Polemik besteht. Dieses ist vom 29. Januar d. I. datiert und ist von Riga nach Amsterdam telegraphisch über- mittelt worden. Es heißt darin u. a.: Sie erklären, daß Sie nicht mehr und nicht minder als km ?l<xmen von 30 Millionen organisierten Arbeitern sprechen. Gestatten Sie, Ihnen nicht zu glauben, meine 5?erren. Sie sprechm in dem gleichen Maße im Namen 30 Millionen organisierter Arbeiter, wie. sagen wir, Herr M i l l» r a n d, der jetzige Präsident der französischen bürgerlichen Republik, der sich wahrscheinlich auch für einen Sozialisten hält, im Ramen von 30 Millionen der Bevölkerung Frankreichs spricht, oder im gleichen Maß«, wie der Henker der deutschen Arbeiter, Herr Eberl, Mitglied Eurer würdigen Amsterdamer International« und Präsident der bürgerlichen Republik Deutschland , im Namen der viele Millionen zählen- den Bevölkerung Deutschlands spricht. Nein, meine Herren, Ihnen gelingt es nicht mehr, jemand zu b e t r ü g en. Tatsächlich sprechen Sie nicht im Namen von 30 Millionen Arbeitern, sondern im Na- inen eines kleinen Häufleins der Gewerks chofts» bureaukratie, die in allen grundlegenden Fragen die Bour- geoisie gegen die Arbeiter unterstützt. In Ihrem Schreiben'an mich fordern Sie von uns, daß wir Ihre Stellung kritisieren, daß wir dabei jedoch annehmen müßten. Sie hegten einzig und ausschließlich ehrliche Absichten und den aufrichtigen Wunsch, der Sache der Arbei- terklasse zu dienen. Trotz allen guten Willens liebenswürdig zu Ihnen zu sein, meine Herren, können wir diese Bitte leider nicht erfüllen. Selbstoer- ständlich gibt es auch unter den Führern Ihrer Gelben Amster« damer Internationale solche, die uneigennützig, aufrichtig annehmen, daß sie der Arbeiterklasse dienen. Aber nicht diese Elemente sind tonangebend unter den Führern der Amsterdamer International«. Durchtriebene Geschäftsleute in der Art von Herrn Albert Thomas , in der wie Sie. Herr Zouhaux, in der Art de» unlängst verschiedenen Herrn Legte«. in der Art des früheren englischen Ministers Herrn Henderson, in der Art von Dan der velde, Troelstra . Branting, in der Art von R« n a u d e l. in der Art von N o» t e. auch ein Funktionär der Gewerkschaftsbewegung Amsterdamer Art, in der Art von Sem bat und dergleichen Herren, diese Leute wissen, was sie tun. Daher beginnen in Frankreich und in Deutschland , in Eng» land und Amerika , in Italien und in der Schweiz und in der ganzen Well die Gewerkschaften Euer verpestetes gelbe» Lager zu verlassen und auf die Seite des Internationalen Rates der roten Gewerkschaften, der in Moskau gegründet worden ist, überzugehen. In Ihrem- Briese an uns wird ein praktischer Antrag gestellt. Sie schlagen uns vor, unseren Organisationen eine aus- führlichere Insormation über Ihre Tätigkeit zu geben auf Grundlage der Gegenseitigkeit. Sie wünschen äugen- scheinlich eine ausführliche Diskussion mit uns einzu- leiten in der Frag« über unsere und Ihre Grundsätze. Auf unseren Antrag haben das Exekutivkomitee der kommunistischen Internatio» nale sowie der Internationale Rat der Gewerkschaften einstimmig beschlossen,«ine öffentliche Diskussion mit Ihnen an- zunehmen. Wir wissen sehr gut, so schwach Ihr Einsluß aus die proletarischen Massen ist, so bedeutend ist er in den Ministertreisen der bürgerlichen Regierungen. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß es Herrn Jouh aux kein«.große Müh« kosten würde, /'errn Millerand davon zu überzeugen, man müsse zum Nutzen der Sache den Vertretern der kommunistischen Internationale die Ein- reisenachParis gestatten zur ösfentlichen Diskussion mit Herrn Jouhaux . Es ist höchst wahrscheinllch, daß Herr Henderson dasselbe in England erreichen wird, Troelstra in Holland usw., Davon ausgehend beantragt dos Exekutivkomitee der kommunistischen Internationale etwa mit dem t. Februar laufenden Jahres beginnend eine Reibe von öffentlichen Diskussionen für die Arbeller van Paris , London , Amsterdam und anderen«uro- päischen Hauptstädten zu veranstollen. Damit an diese» Diskussionen die Vertreter der Amsterdamer gelben International« mit glei- chen Rechten teilnehmen können durch den Völkerbund, der Ihnen so freundlich gesinnt ist. durch dosInternationaleArbeits- amt. das das direkte Bindeglied zwischen der Amsterdamer gelben Internationale und dem Völkerbund« ist, wird es Ihnen, meine Herren, nicht schwer sein, das Einverständnis zu unserem Antrag zu erlangen. Wir werden mit Ungeduld Ihre Antwort erwarten. Stets zu Diensten bereit Sinmvjew. Auf dieses Sammelsurium von echt sinowj ewschen Unverschämtheiten, die nur ein klägliches Kneifen vor einer sachlichen Debatte vertuschen sollen, er» folgte am 23. März anläßlich des Zusammentritts des Inter - nationalen Gewerkschaftskongresses folgende Antwort: Au den Rat der Lolkskommissäre in Moskau . Geehrt« Herren! Wir danken Ihnen hiermit für die Zusendung, können sedoch nicht umhin, mit einem Protest gegen eine Bemerkung Ihres Telegramms zu beginnen, die uns durchaus unangebracht erscheint. In unseren Arbeiterkreisen ist es Sitte, den Tod zu re- f p e t t i e r e n und das Andenken der Toten nicht zu schänden. Wir waren bis nun der Meinimg, daß die« auch in Rußland der Fall ist und es der russischen Gemütsart widostrebe, gs-er das Grab hinaus zu hassen. Allan Anschein nach bade» Sie den gegenteiligen Beweis dafür erbringen wollen, indem Sie da» Andenken unsere» loten Freunde» Legten verunglimpste« und sich nicht scheuten, ihn, dessen untodellg« R-chtschafsenh-tt«nd dessen Ergebenheil in die prolekarische Sache van Freund und Feind anerkannt wurde, neuerlich bezichtigt, ein„Verräter* zu sein und sich an die Bourgeoisie vertaust zu haben. Lassen Sie die Toten in Ruhe, meine Herren! Es bleiben noch genug Lebend». aus die st« Zhren Geifer spritzen kSnnen. Lassen Sie die Toten ruhen— in Ihrem eigene« Interesse! Dir find, sicher, daß es Ihnen nur peinlich fein könnt«, wenn wir ikm 3hnm Rechenschaft verlangten über oll«-jene, die mif so seit- staK vch»»«clchwiiafrea pnfe Vit über all» andere»
taten Ihrer„Selben*, die eine beständige Bedrohung des Lebens und der Freiheit der russischen Arbeiter sind. Wir müssen jedoch noch einen anderen Irrtum in Ihrem Telegramm aufhellen. Sie kündigen uns dort an, daß Sie vom 1. Februar an in den Hauptstädten Europas Versammlungen ab- halten wollen. Haben Sie dabei nicht bedacht, daß es materiell unmöglich war, Ihr« Mitteilungen rechtzeitig zu erhalten. Die Promptheit, mit der Sie uns der Ehre einer Diskussion würdigen wollen, hätte uns überraschen können, wenn wir mit Ihren Methoden nicht besser vertraut wären. Wir sind nach Maßgabe unserer Kräfte bereit, dem russischen Volk und der russischen Revolution unsere Unterstützung zu leihen; aber haben wir nicht zugleich die Pflicht, von Ihnen z» verlangen. daß die Vertreter des russischen Volkes ihre Haltung gegenüber der internationalen Arbeiterbewegung ändern? Bis jetzt haben wir von jenen, die sich da. Recht anmaßen, im Ramen de» russischen Volkes zu sprechen, nicht» als Verleumdungen. Beschimpfungen, Lügen. Beschuldigungen erfahren, die verbreitet wurden ohne den'Schatten eines Beweises. Wir sollen in Versammlungen zusammentreffen? Aber Sie haben bisher noch nicht gezeigt, daß Sie gelernt haben, mit anständigen Leuleu zu verkehren. Beweis dafür Ihre Lügen, und daß Sie kein Monifest redigieren, keinen Brief schreiben können, ohne daß der Inhalt von Beschimpfungen überströmt. Und Sie verfügen nicht einmal über den nötigen W i tz, um einige Abwechslung hineinzubringen. Ihr Schimpf- l e x i k o n ist reichlich, meine Herren— aber monoton wie der houaer, wie die Rachrichleu über die Massaker in Ihrem Lande. Sie hallen es für angebracht, unter den Lügen, die Sie über uns ausstreuen, von unserem großen Einfluß beim Völkerbund zu spreclien. Diese Enthüllung, auf die wir wirk- sich nicht gefaßt waren, könnte uns beglücken, lüde» beweist sie nicht» welter als Ihre Zguorauz: es ist zum mindesten bedauerlich, daß Sie Ihr Telegramm abge- fandt haben ohne die von unserem Londoner Kongreß onge- nommen« Resolution gelesen zu haben, die unserem Briefe vom 15. Dezember beigeschlossen war und deren Geaenstand die Verfolgungen bildeten, denen bestimnne uns angeschlossene„gelbe* Organisationen seitens der bürgerlichen Regierungen ausgesetzt sind. Sie werden uns gestatten, über die im Kamps der Arbeiterbewegung notwendige Würde anderer Meinung zu sein.# Sie werden jedoch nicht behaupten wollen, daß Ihnen alle diese Tatsachen unbekannt geblieben sind. Sie kennen die Maßnahmen der französischen, spanischen, ungarischen Regierung gegen die der Gewerkschaftlichen Internationale angeschlossenen Ge- werkschoftszentralen. Die ganze Welt kennt sie jedenfalls. Man muß nach allem annehmen, daß Ihre Presse ganz wunder- bar funktioniert, wenn Sie uns als„Komplizen* der Bourgeoisie behandeln dürfen, ohne daß sich dagegen eine Stimme zum Protest erhebt! Daß Slnowjew, der im Namen einer sogenannten g b- wertschastlichen Internationale spricht, alle» dos ver« kennt, beweist nur dqß er voo einer europäischen Gewerkschaft keinen Begriff hak. Was uns übrigens nicht weiter überrascht. Man weiß nur zu gut, daß dieser Herr die Gewerkschaftsbewegung nur aus Büchern und Broschüren kennt und niemals Arbeiter war. Und war es nicht Lenin , der kurz noch dem Staatsstreich vom Oktober 1917 über denselben Sinowjew sprechend schrieb: „Ich wußte, daß er ein Ignorant ist: aber ich wußte nicht, daß er auch ein Feigling ist.* Und dieser Mann will uns vorwerfen, daß wir keine Ar- beiter find? Die Politiker Ebert, Troelstra , Pandervelde usw. nennt er in einem Atemzug mit unseren Kampfgenossev Jouhaux und Lessien. Es ist uns nicht bekannt, ob die erstgenannten ebenso wie die übrigen in Ihrem Telegramm zitierten Politiker einer Gewerkschaft angehört haben. Abgesehen von Jouhaux und Legten gehört jedoch keiner der von Ihnen verunglimpften Männer unserer International» am sie haben sonach nicht den geringsten Einfluß aus den Gong unserer Angelegenheiten und wir sind auch keineswegs gesonnen, ihnen dazu Gelegenheit zu geben. Die Verwirrung, die in den Ideen des Herrn Sinowjew herrscht, ist un» indes sehr begreifliche Er ist eben nicht im- stände, sich eine Gewerkschaftsbewegung vorzustellen, die von der politischen Bewegung völlig unabhängig ist. Schrieb er doch in der„Kommunistischen Internationale* vom 9. April:* „Sie(die Kommunistische Partei ) knüpft den politischen Komps unbedingt an den wirtschaftlichen Kampf und beaufsichtigt und leitet den positischcn Kampf des Proletariats genau so wie seinen wirtschaftlichen. Aus diesem Grund« müssen sich die Gewerkschaften in der Ge- samtheit gleichsam als die Schule des Kommunismus betrachten. In jeder Gewerkschaft muh ein« streng organisierte und disziplinierte kommunistisch« Froktion bestehen.* Nun, wir sind willens, unsere Unabhängigkeit von jeder Partei und jeder positischcn Persönlichkeit auch weiter aufrecht zu er- halten. Wir sind— was Sie niemals zu begreifen oermögen wer- den, da Ihnen die Idee der Unabhängigkeit, weil mit den Erfvrder- nissen Ihrer Politik unvereinbar, vollkommen fremd ist— ein Inker- nationaler Geioerkschastsbund! Und wir erklären Ihnen hiermit un- umwunden, daß die Lage, in die die Arbeiterorganisationen Ihres Landes dank Ihnen gekommen sind, uns nicht dazu angetan er- scheint. un»»oa Ihnen Lektionen geben zu lassen. Wir bedauern im Interesse des Proletariats, daß die Stimme L o s o w s t y s. wie sie sich noch 1917 hören lieh, völlig verstummt ist. Erinnern Sie sich noch, meine Herren, daß Losowskn am 20. De- zember 1917 im„Monitetir Prolessionner an die unabhängigen Gewerkschaften Rußlands einen Apvell richtete, der sich„gegen die an den Streikenden verübten Gewaltakte der Sowjetregieruug* wandte? Sollten Sie ein» Stell« w!« die folgende vergessen haben: „Die Präoentivzenfur, die Unterdrückung der Press«, die Abschaffung der Propagandofreihelt für die sozialistischen und demokratischen Par- teien— alle diese Maßnahmen können von den Gewerkschaften nicht gebilligt werden. Di« Gewerkschaften müssen ferner Protest erheben gegen die an den Menschewiki und Sozialrevolutionären wegen ihrer Pro- paganda unter den Arbeitern vorgenommenen Verhaftungen; sie müssen protestieren gegen die Verfolgungen in den Arbeitervereinen ukw. Man kann nicht alle soziale» Fragen mittels der Bajonette der„Roten Garden* lösen. Jahre und Jahrzehnt« müssen wir den Kampf für den Sozia- lismus führen und darum ist die Rnabhlingigkeil der Arbeiter- gewerkschaften eine unbedingte Notwendigkeit.* Heute freilich könnte Herr Losowsky nicht mehr diese Zellen schreiben, den die freien und unabhängigen Sewerk» schaften haben in Rußland aufgehöri zu bestehen. Und so gründlich, so radikal haben Sie dies getan, daß der„weiße Schrecken* der bürgersichen Regierung Ungarn » sich wie«i» jchivacher»eflex Ihre»»roten Schrecken»* an»»immt./
LeMonen von Ihn«? Sie scheinen nicht zu wissen, Herr Sinowjew , daß Ihr Stand» punkt längst veraltet ist und der Vergangenheit angehört. De- reite seit gut dreißig Iah reu haben sich die Gewerkschaften Mittel- und Westeuropas von der Bevormundung, sei es der von politischen Personen oder Parteien, freigemacht und die Erfahrung hat gelehrt, daß sie gut daran getan haben! Alle Ihre-Ueberheblichkeit beseitigt nicht die Tatsache, daß Sie daran sind, die Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung wieder von vorne zu beginnen. Versuchen Sie doch, meine Herren. etwas weniger rückständig zu sein und sich einige Kenntnis der Tatsachen anzueignen. Was unser« Beziehungen zu Herrn AlbertThomas anlangt. so beschränken sich diese auf folgendes: Wir sind bemüht, durch die Aktion des Internationalen Arbeitsamtes die Sozialgesetzgebung in den verschiedenen Ländern zu vervollkommnen und auszubauen. Wir begeben uns damit in kein wie immer geartetes Unabhängtgkeitsoerhältnis zu irgendeiner Regierung, noch wird irgendeiner Regierung auf die Richtung unserer Tätigkeit der geringste Einfluß eingeräumt. Ihr Telegramm wimmelt von Beispielen, die beweisen, wie sehr Sie in diesen Manövern heimisch sind. Hier ei» solches: Sie sprechen von den Arbeitern, die unsere Reihen verlassen. Dies ist in der Tat der Fall bei der„Arnencan Federakion ol Lahor" mit ihren vier Millionen Mitgliedern, die uns verlassen hat, weil wir ihr zu revolutionär sind. Sie hüten sich, diesen Dorwand, in dem dos Urteil gegen Sie ausgesprochen ist, zu konstatieren. Sie ziehen ihn im Gegenteil als Beweis heran, daß unsere Mitglieder- zahl abnimmt. Ihre Illusionsgabe ist außerordenklich. Am Amsterdamer Kongreß vom Juli ISIS» auf dem die jetzige International« konstituiert wurde, repräsentierten die dort vertretenen Organisationen insgesamt 17 Millionen Arbeiter, inklu- sioe Amerika . Auf unserem LondonerKongreß im November 1920, auf dem Amerika nicht vertreten war, betrug die Gesamtzahl der Mitglieder, für die die Beiträge gezahlt worden waren, 24 Millionen. Aber sprechen wir ein wenig von Ihnen und Ihren Prätentionen. An der Hand Ihrer eigene« Feststellungen soll Ähre tatsöchlich�Macht gezeigt werden. In einer seiner Publikationen hat Herr Sinowjew erklärt, daß die 3. Internationale 8 Millionen Arbeiter umfasse, die sich auf alle Länder verteilen. Indes hat er selbst am 30. Dezem» der 1920 in einer Versammlung der Kommunistischen Partei die tat- sächliche Stärke der russischen Gewerkschaften folgendermaßen charakterisiert: „Wir dürfen nicht vergessen, daß wir gegenwärtig an sieben Millionen Arbeiter organisiert haben— die aber freilich schlecht organisierk sind. Im Lugenblick ist die Situation der gewerkschaftlichen Organisationen eine äußerst ungünstige. Die Mehrzahl ihrer Mitglieder ist mit dem platten Land»er« knüpft und steht noch unter seinem Einfluß... Das also ist Ihre mächtige Internationale, mst der Sie un» vernichten wollen? Pan Ihre» acht Millionen Anhänqern entfallen ? Millionen auf Rußland und somit eine einzige Million auf all« anderen Länder. Sollten Sie. von Ihren russischen Gewerkschaften nicht eine zu hohe Auffassung haben? Die' obigen Feststellungen müßten Sic zu etwas mehr Bescheidenheit veranlassen. Immerhin läßt sich an ihnen crmessen, welche Wirkungen Ihre Drohungen bei uns hervorbringen können. Bleibt noch zu sagen, daß Sie unseren Brief vom 15. Dezember nicht gut gelesen haben. Sie haben ihn dahin aufgesagt, daß wir mit Ihnen eine ausführliche Aussprache über Ihre und unsere Prinzipien wünschen. Das trifft, wie die Dinge heute Liegen, nicht zu. Eine D i»- küssion hat nur Wert, wenn beide Parteien über den Gegenstand des Streites wenigstens bis zu einem gewissen Grad« vnterrichtet sind. Dies ist hier n i ch t der Fall. Und eine Diskussion wäre sohin nutzlos. Sie wissen nichts von unserer JukernalicnoL. Darum haben wir auch in unserem Brief vom 15. Dezember ge- schrieben: „Sollten Sie oder andere Vertreter Ihrer Gewerkschaft;»» bewcgung etwa den Wunsch haben, etwas mehr über unsere Be- wegung zu erfahren— wobei Sie sich vielleicht überzeugen könnten, daß Sie bisher nichts anderes getan haben, als die eigene Sache und die des Proletariats zu schädigen—. so sind wir jederzeit bereit, Ihnen alle gewünschten Informationen zu erleilen.* Wenn wir auch selbst nicht den Vorzug genossen haben, die Segnungen Ihre» Regimes kennen zu lernen, so kennen wir nichts- destoweniger Ihr System und Ihre Prinzipien. Wir kennen Ihre Theorien, wie sie m»s dem Papier gedruckt sind. «der auch ihre Umsetzung in dt« Praxis, die durch die öberfüllten Gefängnisse illustriert wird. Wir kennen die Abhängigkeit der Sowjets von der Kommu- nistischen Partei, die eine neue Autokratie geschassen hat. Wir wissen. in welchem glücklichen Zustand sich das russische Dolk befindet und welchen Wohlstand ihm Ihre Herrschaft— aus dem Papier — gebracht hat. Und wir hören mit Genugtuung, daß Sie Mitel- und Westeuropa für Ihre Beglückungsplöne noch nicht für reif er- achten. Besehm Sie doch nochmals unseren Brief vom 15. Dezember, den Sie, in der Hast, uns rasch zu antworten, allzu flüchtig gelesen haben. Dort haben wir nämlich erklärt, daß wir gerne bereit find, Sie zu belehren. zumal es uns peinlich ist, zu sehen, wenn Männer, die m i t s o Ich er Machck Vollkommenheit ausgerüstet sind, kaum daß sie de». Mund öffnen oder die Feder zur Hand nehmen, immer wieder den Beweis erbringen, daß ihnen jede Kenntnis der Dinge, die sie traft ihres Amtes wissen müßten, fehlt. wir erklären uns sonach bereit, diese» Erzlehungswerk vorzuge- In unserem Brief vom 15. Dezembe- habet: wir jedod- dkngung gestellt, die Ihnen in der Eile gleichfalls Der oben zitierten Stelle wurde nämlich noch Hinz'- „ollerding« unter der Poraussetzuzig, daß Sie derselben Weise haizdeln, wie wir das Ihnen- baß unsere Maßnahmen aufTreuundG werden und jeder von uns sich«inzia von t denInteressendesProleta?iat? aus sewer gegenwärtigen kritischen Lage Unsere» Erachten« war die« keine allz zu diesem Tage haben Sie jedoch verabsr daraus geschlossen werden, daß Sie desse Unser Angebot behält seine Gülligkc liche Bedingung erfüllen, sind wir g c und gn jedem Orte Ihre und uift wendung zu prüfen. Hochachter Das Bureau des Jnternationai D. Jouhaux. E. Mertr Eds Am«?«. 1 Oilio