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das Zentnmi natürlich keine Sorge zu haben, daß ihm wegeU der Person des Ministerpräsidenten die christlichen Arbeiter SchWierigleiten machen wurden. So war Stegerwald für die Situation der gegebene Mann. Die Frage allerdings, ob er diese Situation meistern könne, wird Stegerwald, der, was hier wiederhost gesagt sei, ein kluger Mann ist, unmäg- lich bejahen wollen. Denn dieser unheilbaren Zerfahrenheit, entstanden aus politischem Ucvclwollen und taktischem Un- geschick, ist auch er nicht gewachsen. Wahrscheinlich rechnet er ober damit, wie auch seine jüngsten Kundgebungen zu be- stütigen scheinen, daß die scharfe Zuspitzung der Lage und namentlich die Verwirklichung der für"den 1. Mai ange- drohten Rspressahen der Entente eine Reinigung der inner- politischen Atmosphäre bewirken werde. Wie Ibsens Nora hofft er auf das Wunder, das da kommen und ihn von ollen Uebeln befreien soll. FDb dieses Wunder sich tatsächlich ereignen wird, sei dahin- gestellt. Unter keinen Umständen aber darr ein Politiker, der einen Ruf aufs Spiel zu setzen hat, ferne Möglichkeiten solcher Art in seine Rochmmg einsetzen. Schon bisher hat fjerr Stegerwald allzu sehr jongliert und das Vertrauen in seine Ctandhaftigkeit stark erschüttert. Sollte er vollends dazu kommen, sich zum Willensvollstrecker einer kapitalistisch orientierten, zum guten Teil offen reaktionären bür- gerlichen Mehrheit des preußischen Landtags zu i machen, so könnte ihm zwar das Kunststück gelingen, sich eine Zeitlang alz Ministerpräsident zu behaupten, über kurz1 oder lang aber müßte der Zusammenbruch dieser Politik kommen, und dieser Zusammenbruch würde auch der politischen Laufbahn des Herrn Stegerwald für immer ein Ziel setzen. Wir halten Herrn Stegerwald immer noch für einsichts- voll genug, sich über diese unabwendbaren Konsequenzen einer solchen Politik beizeiten Rechenschaft zu geben. Die SoZialÜemokratle hat Schuld! Im Juni v. I. hat sich die Sozialdemokratie von der Leitung der Reicksgeschäfte zurückgezogen und diese ganz den bürgerlichen Parteien, einschließlich der bis dyhin wahrlich nicht alsnational unzuverlässig" geltenden Deutschen Volks- partes, überlassen. Infolgedessen hat sie weder auf das Interview des Herrn Dr. Simons noch auf das Schiedsrichter- cmgebot an Harding noch auf die sonstigen einstimmigen Be- j schlüsse des Kabinetts Einfluß gehabt. Die deutschnationale Presse ergeht sich trotzdem in dunllep Andeutungen über eine geheimnisvolle Verführerrolle, die die Sozialdemokratie in diesen Angelegenheiten gespielt haben soll, und jetzt behauptet dieDeutsche Tageszeitung", von uns zum Reden herausgefordert, die Sozialdemokratie habe die Reichs- regierungsystematisch unter Druck gesetzt" und damit er- reicht, daß sie in- Frankreich als besonders miniftrabel gelte. Das devtschnationale Verleumderblatt fährt dann fort: Die Sozialdemokratie hat, nachdem sie sich"ihrer Sache bezüg- lich Frankreich sicher war, auch mit englischen Kreisen Fühlung genommen: und derVorwärts" erkundigt sich viellsrcht einmal in seinen Kreisen, was von ihnen mit dem eng. lilchen Botschafter Lord d'Abernon verhandelt wurde. Der kürzliche Artikel imVorwärts"Antwort an viele", der sich über nicht gehaltene Versprechungen der Entente an sozialistische deutsche Kreise bei früheren Gelegenheiten beschwerte, war wohl bestimmt, den Herren ein geeignetes Entree bei dem englischen Der- tretcr zu schaffen. An diesen dunklen Andeutungen ist alles Lüge und Schwindel. W e r hat mit dem englischen Botschafter ver- handelt, und w a s ist mit ihm verhandelt worden? Wenn d« Deutsche Tageszeitung" auf diese Fragen keine klare Ant- wort gibt, so wird das nichts weiter sein als das stille Ein- geständnis, daß sie einfach drauflos verleumdet hat. 4000 Zenlner Ilknmlion lagern vor den Toren Königs- b e r g s, wie nach Meldung desB. T." in der letzten Stadtver- ordnetenoersammlunq zur Sprache gebracht wurde. Ein kommuni- stischer Redner erklärte triumphierend, in Königsberg könne sich jedermann beliebige Mengen Munition verschaffen, er brauche nur zuzugreifen. Was sagt Herr Dr. Peters dazu?

Gegen neue Kriegsvorbereitung! In seiner Reichstagsrede«hat Genosse Hermann Müller auf gewisse Strömungen hingewiesen, die Deutsch - land in neue Kriegsabenteuer zu verwickeln suchen. Diese Dinge kamen auch zur Sprache in einer Konferenz, die von den Vertretern der Sozialdemokratischen Partei, dem Allgemeinen Deutschen Gewerk- s ch a f t s b u n d und der A f a aus dem ganzen Waldenburger Industriegebiet am Dienstag im Waldenburger Raihaus ab­gehalten wurde. Folgende Resolution war vorgeschlagen: Die am Lg. April 1921 in Waldenburg tagende Konferenz der Vertrauensleute aller politisch und wirtschfütlich auf sozialistischer Grundlage stehenden Organisationen nimmt Kenntnis von den Be- strebungen, die gesamt? niederschlesische Bevölkerung zum bcwasfneken Mdcrstand aufzurufen, um unter der Leitung der Reichs- wehr und in Verbindung mit der Orgefch einen etwaigen Einfall der Polen oder Tschechen mit Waffengewalt zu oerhindern. Die Konferenz betrachtet diese Bestrebungen rechts orien- tierter Kreise als einen Bluff, ausgegeben lediglich zu dem Zweck, ein natiaualistischez Aeuerchen zu enlfache«, um daran das Süppchen reaktionärer und nionarchistischcr Kreise zu kochen. Die versammelten Vertrauensleute oerpflichten sich, innerhalb ihrer Organisationen durch Aufklärung dahin zu wirken, daß alle Bestrebungen, die darauf hinzielen, die Bevölkerung für den bewaffneten Widerstand zu gewinnen, als das erkannt werden, was sie sind, nämlich: dem endlich überwundenen Militaris­mus und der Reaktion wieder in den Sattel zu verheifeu. Die gesamte Arbeiterschaft wird aufgefordert, ein wachsames Auge zu richten auf jene Kreise, die im geheimen oder offen versuchen werden, die drohende Tschechengefahr als. Gespenst an die Wand zu malen. Die Konferenz behält sich weitere Maßnahmen der Auf- klärung in obigem Sinne vor, sie werden abhängig gemocht von den Bestrebungen jener Kreise, die noch immer glauben, ohne M l l i- tarismus nicht leben zu können. Wir begrüßen das Vorgehen der tschechisch- böhmischen Genossen, ihre Regierung von einer Teilnahme an den Sank­tionen alizuhalten, und ermuntern sie, in ihrem Vorgehen auszu- harren. Dadurch unterstützen sie uns am wirkungsvollsten darin, der Austichtung des deutschen Militarismus zu begegnen. Die Versammelten bedauern aufs tiefste, daß sich auch G e- nassen in Regierungsstellen für die geplante Erhebung eingesetzt haben, und erwarten, daß diese Genossen sofort ihre Haltung ändern. Anderenfalls muß die Sozialdemokratische Partei die notwendigen konseguenzeu daraus ziehen." l Nach eingehender Aussprache, die vollkommene Ein- mütigkeit ergab, wurde die Resolution unter lebhaftem Bei- fall einstimmig angenommen. * Für die in Schlesien betriebene Propaganda ist folgender Zwischenfall charakteristisch: Die Deutschdemokratische Partei hielt am Dienstag in Hirschberg eine Versammlung ab, in der Iustizrat Dr. Ablaß eine Rede hielt. Er wies u. a. auf die Haager Konvention über die völkerrechtliche Behandlung von Volkserhebungen hin und forderte auf, durch freiwillige Aktion mit Armbinde und Waffen die Regierung zu unterstützen. Dabei wandte er sich auch namentlich an die Arbeiter- schaft. Als hierbei der anwesende Arbeitersekretär, Genosse Adam- Hirschberg, einige Zwischenrufe machte, wurde er von verschiedenen Seiten alstschechischer Spion" angeschrieen, und ein Stoßtrupp der Versammlungshelden drang mit erhobenen Stöcken auf den Genossen Adam ein. Nur durch das Dazwischentreten von Arbeitern wurde größeres Unheil verhütet. Die Vorgänge erinnern stark an gewisse Symptome Ende Juli 1914. wie wecken wir öas Nationalssefüh!? Man schreibt uns: Helfferich hat sich im Reichstage aufgebläht und viel über nationale Würde gesprochen. Wir empfehlen ihm, seine Erziehungs- Methode zuerst in den Kreisen der eigenen Parteifreunde anzu»

wenden. Der Abg. Wulle hielt gestern in Lichterfetde, dem Wohnort des derzeitigen Außenministers, einen Vortrag darüber, wie wir das Nationalgefühl der Deutschen wecken können. Wulle knüpfte an die Rede des Außenministers Simons im Reichstags an: dieser habe sein Fiasko in aller Form zugestanden. Mit dem ungeheuerlichen Angebot an Amerika habe er einer Macht, mit der wir im Kriegszustand leben, Vorschub geleistet und gehör« entweder vor den Staatsanwalt oder in Behandlung des Nervenarztes. Wulle verleugnete weiter die Deutsche Dolkspartei und das Zentrum, denn sie ständen hinter Simons. Er wollte sogar die Fehler der derzeitigen bürgerlichen Reichsregierung den Sozia» listen in die Schuhe schieben. Das genügte ihm aber nicht, er be- schimpfte dabei in jed<? Weise auch den derzeitigen Außenminister. Alles unter der Ueberfchrift: Wie wecken wir das Nationalgefühl der Deutschen ? Sewähnmgsfrift bei Sonöergerichten. Ein in Ergänzung der Verordnung über die außerordentlichen Gerichte unter dem 24. April 1921 ergangener Erlaß de» Reichspräsidenten ermächtigt die außerordenllichen Ge- richte, die Vollstreckung von Freiheiisstrase» bis zur Dauer oou 6 Rlonaten unier Bestimmung einer Bewährongssrist aus- zusetzen und Freiheitsstrafen nach Ablauf dieser Bewährungsfrist zu erlassen: nach Beendigung der Tätigkeit eines außerordent- lichen Gerichts kann dieses Recht vom Reichsjustizminister mit Zustimmung der zuständigen Landesjustizverwaltung auf die ordentlichen Gerichte übertragen werden. Zur beschleunigten Durchführung dieses Erlasses hat der Reichsminister der Justiz die erforderlichen Anweisungen an die V o r s i tz e n d e n der außer- ordentlichen Gerichte gegeben. « Magdeburg , 23. April.<TU.) Am Mittwoch hatten sich vor dem Sondergecicht Magdeburg wegen Hochverrat-, Vergehens gegen das Sprengstoffgssetz usw. zu verantworten der Arbeiter Paul Herrfuhrt, der Maler Otto Müller , der Bergmann Her- mann Spengler, der Schlosser Karl K ö n n e ck e und der Klempner Gustav L ü e r s, sämtlich aus Croppenstedt. Die Ange» klagten sollen gelegentlich der Unruhen in der Umgegend von Eroppcnstedt am 30. März d. I. Telephon- und T e l e- gräphenanlogen beschädigt, Herrfuhrt, Müller und Spengler ein hochverräterisches Unternehmen vorbe- reitet haben. Durch Sprengung öffentlicher Gebäude sollte eine Verwirrung herbeigeführt werden, Eisenbahnanlogen zerstört, Truppentransporte verhindert werden. Dann sollte die Gründung der Roten Republik erfolgen. Nach sechsstündiger Ver- Handlung wurde das Urteil verkündet. Es lautete: gegen Herr- fuhrt und Müller auf je zwei Jahre, gegen Spengler auf zwei Jahre drei Monate Zuchthaus . L ü e r s erhielt wegen Zcr- fchneidens der Telephondröhte acht Monate Gefängnis. K ö n- necke wurde wegen mangelnder Beweise freigesprochen. Das bürgerliche Ehre n recht wurde den Verurteilten Herrfuhrt, Müller und Spengler auf die Dauer von drei Iahren aberkannt.

Gzsterre?chs /?n1cb!ußV;lle. Linz , 28. April. (WTB.l In der heutigen Sitzung des Landtags brachten die Großdeutschen einen Antrag ein, in welchem Bundes- regierung, Nationalrat und Dundesrat aufgefordert werden, das ein» gebrachte Geietz zur Durchführung der Volksabstimmung über den Anschluß der Republik Oesterreich an das Deutsche Reich zur Ver» abschiedung zu bringen. Der Antrag wurde unter stürmischem Bei- fall einstimmig angenommen. Salzburg , 28. April. (MTB.) Im Landtag wurde heute folgender Antrag einstimmig angenommen: Die V o l k s a b st i m- m u n g im Lande Salzburg ist am 29. M a I vorzunehmen, falls nicht durch die Bundesregierung ein früherer Termin für das ganze Reich festgesetzt wird._ Die Vorstandfchask des Bayerischen Banernbondes faßte folgen- den programmatischen Beschluß: 1. Der Bayerische Bauernbund bält unentwegt an der Reichseinheit fest. 2. Er steht auf dem Boden der demokratischen R e p u b l i ck und lehnt jede Dw- kussion des politischen Rätegedankens ab. 3. Er verkennt nicht die Auswüchse der Einwohnerwehr, hält aber an dem Grundgedank organisierten Selbstschutzes fest._

Diebe. Sonntag. Ich gehe durch eine Straße. Bereinzelte Fußgänger kommen mir entgegen, andere überhole ich. Es ist die stillere Stunde um die Tischzeit die Menschen sitzen in ihren Wohnungen beim Kompott, beim Kaffee. Da springt ein Klingelalarm in die sonnige Stille. Eine ver- gesfene Weckeruhr, die nun nein, für einen Wecker schrillt der Alarm zu kaut, zu lange. Das Sonnenlicht in der Straße scheint er- regt zu zittern unter diesem heftigen Klingeln, das dabei doch ver­deckt, halb erstickt, wie ein Ruf aus großer Rot aus einem Innern bricht es dringt hinter dem Rolladen eines Schaufensters hervor. Die Menschen höre« es, hemmen eine Sekunde lang den Schritt, blicken an dem Hause empor, dessen ganze Wand zu klingeln scheint. Aha, da sind Einbrecher drin", sagt einer zum andern.Ja. da wird gestohlen." Dann gehen sie weiter. Gleichgültig was geht sie das an. Andere kommen heran, hören den atemlosen Klingelschrei, stocken, gehen vorüber. Einbrecher in einem Laden Gott, das passiert olle Tage... Die alarmierende Glocke schreit sich heiser, schreit in die Gleich- giiltigkeit der sonntagstillen Straße... » Eine Stunde später schritt ich durch die Straßen der inneren Stadt. Leben flutete hin und wieder. Menschen, Droschken, Auto- mobile. Do, vor mir, staut sich der Strom. Vor dem offenen Schau- fenster eine? Ladens drängt sich eine dichtgeballte Menschentraubs. Schon«reder ein Einbruch?! Aber diesmal griffen Menschen ein, stellten den Dieb, griffen ihn auf frischer Tat ich trete an die Menschentraube heran, blicke in heitere, angeregte Gesichter, über aneinander gedrängte Schultern hinweg in das Schaufenster der beftohlenen Delikatesienhandlung._ Dort saß, blankäugig, wohlbehütet hinterm Glas, von den Men- schen mußeooll und heiter betrachtet, eine kleine, graue Maus und knabberte cm einem der ausgestellten Lachsbrötchen. E. H. Radiokelephonische»ersuche. Aus Leipzig wird Uns geschris- ben: Die Vervollkommnung der drahtlosen Delephonie bat in letzter Zeit derartige Fortschritte in Deutschland gemacht, daß in den züng. st en Tagen wunderbare Erperimente ausgefübrt werden konnten. So waren z. B. am letzten Sonntag an etwa 50 verschiedenen Orten Deutschlands Pressevertreter zu einer von der Hauptfunkenstation Königswusterhausen veranlaßten Peranstoltimg geladen worden, in der die neuesten Versuche mit der drahtlosen Telephonie vorgeführt wurden. Die Herren wurden mit gewöhnlichen Hörern ausgestattet und Punkt H12 Uhr ertönte aus dem ätherischen Nichts eine Stimm«, die sich als die Tendestation der HauptfunkensieNe Königs- Wusterhausen vorstellte und den Pressevertretern beste Gruße entbot.

Sie kündigte dann Sprachproben und die radiotechnische Uebermitt- lung von Musik an, zwei Experimente, die glänzend gelangen und das Gebiet des Rätselhaften streifen. Gewissermaßen aus dem Nichts drang eine Stimme ans Ohr, die sich zu Worten und Sätzen,>a zu i einem ganzen Bruchstück aus einem Werke von Otto Ernst ver- dichtete und klar und deutlich, fast wie in einem gewöhnlichen Telephonapparat, verstanden werden konnte, ebenso zwei Meldun- gen, die aus denDaily News" und derHamburgifchen Neuen Zeitung" über den Seeverkehr vorgelesen wurden. Noch verblüffen- der waren die Versuche mit der drahtlosen Uebermittlung von Musik. In Königswusterhauscn wurden von Klavier und Geige Bruchteile ausEaoalleria rustieana" gespielt und in Leipzig und allen übrigen Orten, wo die drahtlosen Empfangsstationen lauschten, waren die bekannten Weisen Leoneovallos deutlich, wenn auch im Ton und Ausdruck etwas verschwommen, zu hören. Den gleichen Erfolg hatte ein Grammophonwalzcr, den man in Königswusterbausen ablaufen ließ und der so deutlich im Ohr klang, daß man mit Leichtigkeit Härte danach tanzen können. Die Reichstelegraphenverwaltung, die der Vervollkommnung dieser neuesten radiotechnischen Wissenschaft größte Aufmerksamkeit widmet, hat bereits über ganz Deutschland ein Funknetz ausgespannt und plant, zur Ausnutzung seiner praktischen Vorteile, die Einrichtung in Zukunft namentlich der Presse, dem Handel und den PolrzcibehLr- den nutzbar zu machen. An das Reichsnetz sind bereits Presse- empfangsstellcn eingeschaltet worden, die demnächst verdoppelt wer- den und täglich die von der Hauptsunkenstelle Königswusterhausen übermittelten Pressemeldungen aufnehmen und an die Zeitungen weitergeben sollen. Um die neue Einrichtung aber auch im großen Publikum einzuführen, plant die Reichspostverwaltung weiter, Emp- fangseinrichtungen für den Rundfunkdienst an private Interessenten gegen Zahlung einer Abonnementsgebühr abzugeben, wofür diese dann täglich die Meldungen drahtlos zugesprochen erhalten. In den Urwäldern Perus . Der bekannte schwedische For- schungsreisende Professor Otto R o r d e n s k j ö l d ist von seiner Südomerika-Fahrt, die er am lg. Juni vorigen Jahres angetreten bat. nach Europa zurückgekehrt. Die eigentliche Forschungsfahrt in Südamerika erstreckte sich auf etwa acht Monate. Die Expedition hat in dieser Zeit den so gut wie unbekannten östlichen Teil der Cordilleren durchstreift. Sie ging von Peru aus und wanderte süd- wärts über gewaltige Gebirge, dürre Wüllen und Flachland, wo die Regenfälle einen Rekord erreichen. Die Expedition hat alle Klimate durchwandert von der Hitze des Aequators bis zur Polarkälts» im Magelhaes-Sund. Die Expedition bat bedeutend? zoologische, botanische und ethnographische"Sammlungen zusammen- gebracht. Große, bisher unbekannte Gebiete sind kartographisch aufgenommen worden, und besonders hat man interessante in-ler- rologssche Beobachtungen anstellen können. Für das bemerkens­werteste der erforschten Gebiete hält Nordensksöld die Urwälder Perus , die�bisher noch sehr wenig hekannt waren. Von Lima aina die Fahrt über das Hochgebirge in den feuchten und unzugänglichen Urwald. Einen großen Teil des Weges munte man auf dem Flu-- Perene, und zwar auf einem Floß zurücklegen, das alles anderB als fahrtüchtiq war. Der Fluß war reicher an Stromschnellen als man geglaubt hotte, und auf der mehr als zwei Wochen langen

Floßfahrt ver. uicht ein Tag, ohne daß das Floß kenterte. Bei diesen Schiffbrüchen ging ein Teil der Sammlungen verloren, vor allem Photographien. Die Expedition kam mit einem sehr inter- essanten'Indianerstamm, den"Arucous, in Berührung, was eine große Anzahl interessanter ethnographischer Gegenstände einbrachte. Die anstrengste Aufgabe war die Untersuchung der patagonischen Gletscher. In diesen Gegenden regnete es fast unaufhörlich: sechs Wochen hintereinander waren die Reisenden bis auf die Knochen durchnäßt. Der strickende Abaeordnele. Dieser Tage ist in London das liberale Mitglied des Unterhoules, John Wason, gestorben, der den sernsigelegenen englischen Wahlkreis vertrat, den die englische Gras- schrsst der Orkney - und Shctland-Jnseln umfaßt. Wason unterschied sich von seinen Kollegen auch durch seine ungewöhnliche Körperlänge von 1,93 Meier, die ihn zum größten Manne des Parlaments machte. Eine Ausnahmestellung hatte er sich auch dadurch zu schassen gewußt, daß er sich bei langweiligen Sitzungen seiner Abgeordnetenpslicht entzog und sich aus dem Sitzungssaal stahl, um sich in eine entlegene Ecke- des Erfrischungsraumes zu setzen und dort Strumpf« zu stricken. Wie er erzählte, hatte er die Kunst des Strickens erlernt, um sich das Vertrauen der Frauen seines Wahlbezirks zu gewinnen, die durch ihre feinen Strickarbeiten bekannt und nicht wenig stolz auf den Ruf ihrer Handarbeitskunst sind. Nachdem er es einmal in der aus politischen Gründen erlangten Kunst des Strickens zu einer gewissen Fertigkeit gebracht hatte, war Wason die Beschäftigung so lieb aeworden, daß er, wenn es halbwegs ging, den Strickstrumpf, der ihn überall hin begleitete, aus der Tasche zog und fleißig am Werke schaffte. Der Schlußakt. Im Rühr- und Tränenstück der Dorftadtschmieren Verläuft zuweileo so der letzte Akt: Schon glaubt der Böse frech zu triumphieren, �ndes den Braven die Verzweiflung packt. Da steht mit graugewürfeltem ZyNnder Und dito Rock auf einmal einer da lind radebrecht: Goack morning! Ueint nicht Ki' Uich sein der llnele aus Amerika ! Ein dickes Bündel Tausenddollarnoten. f Langt er aus seinem Riesenportefölch, Streut sie umher, und siehe da: Per Knoten Entschürzt sich, und vorüber geht der Kölch! Doch in dem großen Rührstück, das wir l�ben Nimmt, scheint's, der Schlußakt einen andern xiaur Mag Simons noch so laut das Stichwort geben, Der gute fremde OnkA tritt nicht auf. Dakür kommt Fach und haut noch Alexanders Methode plump mit seinem Säbel zu. Das Schicksal dichtet eben leider anders

Als die Birch-Pfeiffer oder Kotzebue .

P« t« r M i ch e l.