kommunistisch er Nationalismus. Die„Rote Fahne", die stets doppelzüngig wird, sobald sie sich an Polizei oder Soldaten wendet, bringt in ihrer Mon» tag-Abendausgabe folgenden seltsamen Aufruf: kriegt Mobilisierung!— Soldaten' Die Regierung will die Reichswehrsoldoten gegen den ober- schlesis6)en Aufruhr mobilisiere». Die Regierung heuchelt, daß die Reichswehrsoldaten die deutsche Ration, das deutsche Vaterland verteidigen müsien. Die Wahrheit ist die, daß die Reichswehrsoldaten die Inter - essen der deutschjüdischen Grubenbesitzer und Christ- lichen" Junker verteidigen sollen. Die Reichswehrsoldaten sind Söhne deutscher Bauern, Land- arbeiter und Arbeiter. Die Aufständischen in Oberschlesien sind deutsche und polnische Bauern, Arbeiter und Landarbeiter. Worum sollen die Söhne deutscher Bauern. Landorbeiter und Arbeiter die Aufruhrbewegung von deutschen und polnischen Bauern- und Arbeitermaflen niederschlagen? Reichswehrsoldaten! Der Krieg, den die Regierung jetzt plant, ist nicht ein Krieg der deutschen Ration, geht nicht ums deutsche Vaterland. Es ist ein Krieg der Kapitalisten, Generäle und Junker. Reichswehrsoldaten! wollt ihr für deutschjüdisch« Kapitalisten. „christliche" Zunker und menschenschindende Generäle kämpfen? Fortwährend redet dieser Aufruf von Vaterland und R a t i o n in dem Sinne, daß dies Güter sind, für die man als Soldat wohl kämpfen dürfe. Man braucht aber nur von der zweiten Seite der„Roten Fahne", auf der dieser Aufruf prangt, zur dritten überzugehen, um folgenden Satz zu finden: Und dies ist der einzige Weg: Rieder mit allen bürgerlichen Bakcrländern! Höher als sie steht die Revolution. Deutlicher konnte wohl die„Rote Fahne" ihre eigene Heuchelei nicht illustrieren. Aber noch eins fällt uns auf: Als vor einigen Wochen im Preußischen Landtag ein sozialdemo- kratischer Redner einen harmlosen Witz über den kommunisti- schen Abgeordneten und Redakteur der„Roten Fahne" Wer- uer Schalem machte, da tobte die„Rote Fahne" tagelang über„sozialistischen Antisemitismus". Herr Scholemselbft aber scheint neuerdings in diesem Punkt anders zu denken. Er versteht es wenigstens sehr gut, in der„Roten Fahne" die antisemitischen Instinkte der Reichswehr - s o l d a t e n a uf z u st a ch e l n, wie sein mehrfacher Hinweis auf deutschjüdische Kapitalisten" zeigt. Doch. Bauer, das ist ganz was anders.... Wird der„Vorwärts" die Stirn haben...? Im Anschluß an ihre Beschlagnahme, über die wir berichteten, hetzt die„Rote Fahne" in folgenden Tönen gegen die Sozialdemo- kratie und den„Vorwärts": Was haben die sozialdemokratischen Arbeiter dazu zu sagen, daß dies alles im Auftrag ihres Parteigenossen, des Polizeipräsidenten Richter , geschieht? Wird der „Vorwärts" die Stirn haben, das Vorgehen Richters in Schutz nehmen, oder wird er noch bewährtem Muster schamhaft darüber schweigen? Wir haben die Stirn.... Wir haben die Stirn, den Arbeitern zu sagen, daß sie wieder einmal von der„Roten Fahne" schäm- lo» belogen werden. Die Beschlagnahme geschah keineswegs «iiv Auftrage des Polizeipräsidenten Richter", sondern, wie die .Rote Fahne" sehr gut weiß, aber ihren Lesern geflissentlich oer- schweigt, auf Deranlassung der Staatsanwaltschaft. Im Berhälmis zu dieser ist die Polizei nur ausführendes Hilfs- o r g a n, der nicht das Recht zusteht, die Anordnungen des Staats- anwalt» nachzuprüfen. Wir haben also all« Ursache, den Genossen Richter gegen die ungehemmte Verleumdungssucht der„Roten Fahne" ans da» Rachdrücklichste in Schuh zu nehmen.
Wenöe. Bon H. Matthäus Becker. Und dennoch, Freunde, es ist ein« Lust zu leben! Es mag Psychiater geben, die mich einzig auf Grund dieses Satzes für einen bedenklichen Fall erklären würden. Die Diagnose sei ihnen groß- mütig oerziehen. Aber sicher gibt e, auch andere, die der Satz stutzig macht. Ich denke nicht an jene, die mit dem Zeigefinger an die Stirn und dann auf jenen Walzer tippen, der den Titel trägt:„Der Untergang des Abendlandes ." Was schiert mich der düstere Oswald, und was kann ich dafür, daß noch kein Dichter uns den„Hymnus an die Zeit" ge- schenkt hat! Ich denke vielmehr an die Tausende und aber Tausende unserer Brüder und Schwestern, die durch die Notjahre zermürbt und oer- bittert sind. Nein, ihr Mühseligen, mit Entbehrung und Jammer Beladenen, das Huttenwort soll hier gewiß nicht im Schlebersinn .mißbraucht werden. Seht, diese Zeit ist Grenzland zweier Welten, einer versinkenden, nein schon versunkenen, und einer frührotjungen neuen Zeit. Es ist eine Zeit voll abgrundtiefer Berworfenheit, aber auch eine Zeit voll höchster Verheißung. Wer die Herzen unseres Balles und zumal die Herzen der Jugend kennt, weiß um das Hehre dieser Zeit. War der Drang nach Eni- falwng aller geistigen Kräfte je so stark wie in dieser Stunde? O das ist«ine alte Geschichte, sagen manche, daß die Menschen in Not- zeiten noch einem Halt, nach Trost und seelischer Ausrichtung suchen. Und dabei denken sie wohl im stillen: Laßt's gut sein, der aufregende ! Zustand wird zu seiner Zell schon wieder ein Ende hoben. Die guten Leutchen werden sich wundern. Der Bildungs- drang der Massen ist etwas anderes als Tatensehnsucht nach Traktätchcnlettüre. Er ist die natürlich« Folge der Umwälzung in Technik und Wirtschaft, deren Zeugen die letzten Generationen ge- , wesen sind. Die Erkenntnis des Wertes der eigenen Arbeit war für freudiges Schaffen allezeit noch die wichtigste Voraussetzung. Im Zeitalter der unausgebildeten Arbeitemethoden brauchte man diese Erkenntnis nicht mühsam zu suchen. Im Zeitalter des spezialisierten ' Riesenbetriebes aber vor die Bedeutung, die selbst die kleinste Teil- Verrichtung für das Gedeihen des Gesamtwerkes hat, ohne Begreifen - der technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht erfaßbar. Unser werktätiges Volk wollte am Arbeitsprozeß nicht nur mit den Muskeln, sondern mit Herz und Hirn Anteil haben. Es sehnte sich nach Beseitigung jenes seelischen Zwiespalts, dessen letzte Ursache die Komplizierung unserer Arbeitsmethoden war. So erscheint der Bildungsdrang als regulierender Faktor, als eine auf dem Wege des historischen Materialismus erklärbore Zwangsnot- w e n d> g k e i t. Ein neuer Typ des werktätigen Menschen wollte sich bilden, als die technischen und ökonomischen BerhaUnisse neue, verwickelt«« Formen annahmen. Der alte Staat wollte zwar die
Untersuchung Üer Märzunruhen. Der vom Preußischen Landtag eingesetzte Ausschuß zur Untersuchung der Märzunruhen hielt am Montag noch- mittag eine Sitzung ob zwecks Entgegennahme des Berichtes der Regierung, der vom Staatskommissar für die öffentliche Ordnung Dr. W e i s m a n n und Regierungsrat Dr. A b e g g«stattet wurde. Die beiden Regierungsvertreter gaben eine kurze Uebersicht über Ursachen und Verlauf des Märzaufftandes. Aus den Ausführungen Dr. Weismanns ist hervorzuheben, daß eine organisiert« Rote Armee weder in Mitteldeutschland noch sonstwo existiert. Das hat der Verlauf der Märzunruhen deutlich ergeben, oie nirgends zum Auf- treten einer solchen Armee, sondern nur zur Bildung einzelner Banden geführt haben. Staatskommissar Weismanu unterstrich ferner, daß die Mitte März in einer Sitzung zu Merseburg be- schlossene Polizeiaktion nicht die Vereitelung irgendwelcher volrtischen Pläne der Kommunisten zum Ziel hatte, sondern sich totsächüch gegen die Zunahme des Verbrechertums richtete, das aLein im Leuna -Werk durch systematischen Diebstahl einen Schaden von drei Millionen Mark verursacht hat. Die Werksvttwaltung wurde sogar durch Streik ge- zwungen, die zur Bekämpfung der Diebstähle eingerichtete Tor- k o n t r o l l e wieder aufzuheben. Nur gegen solchen und ahn- lichen Terror sollte die Aktion Hörsings sich richten.— Ministmal- rat Dr. Abegg setzte auseinander, warum eine stärkere Verschiebung von Schutzpolizei in dos Aufstandsgebiet nicht möglich war. Der Einsatz von Reichswehr hätte die Bondenbildung nicht mit Sicherheit verhindern können. Die Nichteinsetzung der Reichswehr ist übrigens in gemein. fomer Sitzung mit der Reichsregierung von dieser ziemlich einstimmig beschlossen worden. An diese Vorträge schloß sich eine lange Aussprache, die nament- lich den Umfang der vorzunehmenden Beweiserhebung betraf. Bon Vertretern der Rechtsparteien wurden die weitestgehenoen und mannigfaltigsten Bewcisantröge, zum Teil auch über Fragen ge- stellt, die nur lose mit dem Aufruhr zusammenhängen. Schließlich einigte sich der Ausschuß dahin, daß die beiden Berichterstatter Dr. v. Dryander(Dnat.) und Dr. Liebknecht(U.Soz.) das gesamte Akten» Material prüfen und alsdann dem Ausschuß weitere Vorschläge unterbreiten sollen._
Sowjetjuftiz. helfingfors. S. Mal. sCp.) Räch offiziellen russischen Meldungen sind im ganzen cm 7000 Personen wegen Teilnahme an dem Sroastadk-Aufruhr hin- g c r i ch t e l worden. Darunter befinden sich gegen tS00Frauen nndSinder, welche Lebens mittel und Munition nach der Festung geschleppt haben. Entspricht diese Meldung auch nur annähernd der Wahrheit— und nach den bisherigen Erfahrungen mit Sowjet-Rußland haben wir keinerlei Anlaß, sie als unglaubwürdig zu bezeichnen—, so er- scheint das Wüten der deutschen Sondergerichte in einem geradezu harmlosen Lichte neben der S i n o w j e w s ch e n I u st i z. Ueberschrittene Kompetenzen. Der Provinziallandtag der Provinz Pommern nahm, wie von uns mitgeteilt, am 29. April mit 41 gegen 22 Stimmen den Antrag der Deutschnationalen und der Deutschen Nolks- partei an, wonach er an die preußische Staatsregierung die For- derung richtet, die Stellen der politischen Beamten der Provinz, ins- besondere den Posten des Oberpräsidenten, in einer dem Willen der Wählerschaft gerecht werdenden Weise anderweitig zu besetzen. Wie hierzu amtlich mitgeteilt wird, überschreitet dies« Beschluß die Befugnisse, des Brovinziallcmdtages, wie sie im§ 43 der Brooinziolordnung niedergelegt sind. Hiernach ist der Provinziallandtag nur befugt. Anträge und Beschwerden in kommunalen Ange- legenheiten der Provinz an die Staotsregierung zu richten, nicht aber darüber hinaus in anderen Fragen, insbesondere in der Frage der Besetzung der Stellen der politischen Beamten d« Provinz sich an die Staatsregi«ung' zu wenden. Auch in Ar- tikel 86 der Verfassung Preußens findet der Beschluß des Provinziollandtages keine Stütze. Dieser Artikel gibt nur dem Pro- vinzialausschuß. nicht dem Provinziallandtag« eine gewisse
Entwicklung der Berhöltnisse, aber nicht die der Menschen. Er wollte mit der Natur kompromisseln. Und er hat sich bankerott kompro- misselt. In dies« Unlogik der alten Gewalten in ihrem Widerstreben gegen das Werden des kulturellen Ueberbaues ein« neuen Zivlli. sationsepoche liegt etwas von der Tragik des Greisenafters, von der kindischen Verständnislosigkeit seniler Menschen gegen alle» Neue, zu- vor nicht Dagewesene. Wir haben, wenn auch in kleinerem Format, schon einmal ganz Aehnliches«lebt. Wie war es doch damals, als Bonaparte den morschen preußischen Staat zerbrach? Hieß es spät« nicht selbst in bazillenfreien Geschichtswerten, jene Katastrophe habe kommen müssen, weil man den frid«izianischen Mrlitärstaat für den Gipfel der Vollkommenheit und jeden Reformvorschlag für Todsünde hielt? Und d« Zusammenbruch, dessen Zeugen wir waren? Hatte« seine letzt«, wesentlichste Ursache nicht ebenfalls in Erstarrung und ver- altetem Drill? In einem Drill, dem da» Kriechtier al» ideal« Menschentyp erschien? Mit Bildungsmitteln, die in dem Agrarstaat, der Deutschland noch vor zwei Menschenaltern gewesen war. ihre Aufgabe zur Not erfüllten, wollte man den Ansprüchen eines In- dustrievolkes genügen, das höchst qualifizierte Arbeit für den Welt- markt leisten sollte. Man war entzückt, wenn man von Zeit zu Zeit dem braven Spießer eine Statistik darüb« vorsetzen konnte, wie winzig bei uns im Gegensatz zu Rußland und Italien der Promille- satz der Analphabeten war. Bescheidene Gemüt«! Nun, es hat imm« Leute gegeben, die aus d« Geschichte nichts zu lernen verstanden. Und es wäre sträflicher Optimismus, wollte man glauben, es sei durch den Zusammenbruch hierin besser ge- worden. Tun nicht viele heute schon so, als ob umgekehrt der Krieg die Folge der Revolution gewesen wäre? Es sind die politischen Musterschüler von gestern, deren Platz schon längst die Eselsbank hätte sein sollen.
v« Schutzverband deutsch« Schriftsteller, der am 8. Mai in Berlin seine Hauptversammlung abhielt, hat ein erfreuliches Wachstum aufzuweisen. Auch international sucht« Anschluß: es wird die Bildung einer internationalen Urheberliga erstrebt. Die Arbeits- gemeinfchaft geistig« Arbeit hat in Deutschland schon festere Form angenommen. Der Schutzverband ist gegen das von Verlegern ge- plante Zwangskartell der Schriftsteller. Die Beteiligung der Schrift- steller am Balutagewinn des Buchhandels wird energisch gefordert. Das Hauptziel des Verbandes ist zurzeit die Reichskuiiurabgade. Eingehend erörtert wurde die Frage der Schriststellergewcrkschaft. Nur der gewerkschaftliche Geist des Zusammenlialtens soll die Schrift- stell« verbinden, von Nachahmung gewerkschaftlich« Formen wird grundsätzlich abgesehen. In den Vorstand wurden neu gewählt: Bernhard«ellermaim als 1. und Theodor Heuß als 2. Dorsitzend«. Das kolkbarste Werk allmeißen« Porzellane, dos berühmte Brühlsche Sckiwanenservire, steht seit kurzem voUtäntzic, in der Dresdener Porzellavsammlung Während bisher die Kunstgewerbe- museen von Berlin und Dresden einige Proben des S«vice». da» sich im Alleinbesitz da Gräflich-Brühlsche» Familie befind«� hatten
Mitwirkurrg, und zwar nur bei d« Frag« ds Ernennvng«m bestimmten politischen Beamten, nicht ob« bei d« Frage, ob diese Beamten, wenn sie einmal ernannt sind, im Amt verbleiben slcklen oder nicht. Abgesehen von der suristischen Seite kanu die Stellung- nähme des Provinziallandtages ab« auch aus politischen Ge- sichtspuntten nicht geduldet werden. Selbstverständlich bedürfen die leitenden Beamten ein« Provinz des Bertrauen» weitester Kreise der Bevölkerung dieser Provinz. Diese Forderung hat ab« nicht etwa den Sinn, daß diese Beamten bei einem jedesmaligen Wechsel der Mehrheit im Provinziallandtag ihrerseits ausscheiden müßten. Das würde angesichts der Kurze der Wahlperioden d« kommunalen Körperschaften nicht nur zu einer Erschütterung der kommunalen Entwicklung der Provinz führen, sondern auch den au- gemeinen staatlichen Interessen im höchsten Grade abttäglich sein.
Zahnenflucht. Eine Lücke der Amnestieverord«m»ge». Bon juristischer Seite wird uns geschrieben: Es könnte müßig«scheinen, zu erört«n, ob eine während des Krieges bis zur Demobilisierung begangene Fahnenflucht strafbar ist. Denn man sollte meinen, daß überhaupt von vornherein kein Interesse mehr an der strafrechtlichen Verfolgung derartig« Delikts besteht. Dem ist jedoch leider nicht so. Neuerdings ist sogar A n- klage wegen Fahnenflucht im Felde gegen einen Mann erhoben worden, der lange Jahre im Felde gewesen ist und sich Ende Dezember 1918 in Deutschland von sein« Truppe ent- sernt hat. Bekanntlich sind deror'ige Fälle nicht selten gewesen. Keiner derjenigen, die damals ihre Truppe verließen, wird das Be- wußtsein gehobt haben, seine Entfernung könnte als„Fahnenfluchl im Felde" angesehen und als solche strafrechtlich verfolgt werben. Noch dem Wortlaut des M i l i t ä r st r a f q e s e tz b u ch s(MStGD.) liegt dennoch in diesen Fällen Fahnen jlucht vor. Die aus dem Felde zurückkehrenden Truppen waren mobil. Sie blieben es zunächst auch noch chrer Rückkehr nach Deutschland . Erst durch Verordnung vom 31 Dezember 1918 wurde die D e m o b i l- m a ch u n g angeordnet. Nach d« Revolution wurden verschiedene A m n e st i e n erlassen. Für den vorl-egenden Fall kommt m Betracht die Verordnung vom 7. Dezember 1918. Danach werden Untersuchungen nied«geschlagen und Strafen erlassen bezüglich einer Fahnenflucht, die vor d« Berkündimg d« Berordnung, d. i. dem 12. Dezemb« 1918, begangen wurde, jedoch nur unt« gewisskn Bedingungen.(Meldung bei bestimmten Stellen innerhalb bestimmter Frist, keine Verurteilung inn«hall> zweier Jahre.) Durch die Verordnung vom 6. Juni 1929 wurden die bezeichneten Bedingungen in Wegfall gebracht und die Amnestie in eine unbedingte umgewandelt. Damit hatten alle diejenigen, die sich bis zum 12. Dezem« ber 1918 der Fahnenflucht schuldig gemacht hatten. Straffrei- heit«langt. Diezenigen ab«, die langer bei der Truppe aus- harrten und sich«st nach dem 12. Dezember 1918 und vor der Demobilmachung von d« Trupp- entfernten, begingen gleichfalls „Fahnenflucht im Felde", ohne der Amnestie teilhaftig zu werden. Sie würden also dafür besttaft werden, daß sie nicht rechtzeitig ihre Truppe verließen! Dieses Ergebnis kann unmöglich zutreffend fein. Offenbar hielten die Verfasser der Amnestieverordnungen es für ausgeschlos- sen, daß die nach dem 12. Dezember 1918 begangene Entfermma der Angehörigen des früheren Heeres von ihrer Truppe als Fahnen- flucht angesehen werden könnte. Dem wird auch zuzustimmen sein. Zum Begriff dn Fahnenflucht gehört das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit der Entfernung. Dieses Bewußtsein hat sicherlich allen denen gefehlt, die sich nach dem 12. Dezember 1918 von der Truppe entfernten. Im Gegentell herrschte damals du Ansicht, daß mit Rücksicht auf die eivgettetene Umwälzung eine Dienstpflicht nicht mehr bestehe, wenn auch der größte Teil aus Pflichtgefühl bei der Truppä aushiett. Da durch die Gesetze vom 21. August 1920 und 23. März 1921 die allgemein« Dienstpflicht aufgehoben ist, dürste auch gemäß ß 2 Abs. 2 StGB. Fahnen- flucht, die in der Zeit vor diesen Gesetzen begangen wurde, nicht strafbar sein. Da' jedoch trotzdem sogar Anklagen wegen Fahnenflucht noch neuerdings erhoben w«den, ist es unbedingt erford«lich. daß die Amnestie ausdrücklich auch auf eine Fahnenflucht crusgedehnt wird, die in der Zeit vom 12. Dezember 1918 bis zur Auflösung des alten Heeres begangen wurde. Dosselbe gilt entsprechend für ähnliche Bergehen, wie unerlaubte Entfernung, Feigheit, Selbstverstümmelung. Ungehorsam u. a. m.
zeigen können, ist es jetzt Prol. Karl Berling gelungen, dem Dre?» den« Museum ein vollständiges Exemplar des Services zu ver- schaffen. Johann Joachim Kaendler hat dies Hauptw«k aller Por- zellankunst zwischen 1737 und 1741 geschaffen. Der Transport der etwa 14») Stücke aus dem märkischen Schloß des jetzigen Grafen Brühl nach Dresden wurde mit allen möglichen Sicherheiten vor- genommen. Kaendler hat die Motive des Services aus d« figür- lichen Grundform des Schwans entwickelt, der manchmal die Gefäß- form abgibt, manchmal im Relief auf den Schüsseln erscheint. Und zu dem Schwan tritt dos ganze phantastische Me«volk, Putten, Tritonen, Nereiden, Delphine, Krebse, Muscheln und Krqbben. Das drahlloie Telephon im städtischen Dienst. In C h i k a g o wird in nächster Zeit das drahtlose Telephon in den Dienst der Stadt- polizei gestellt. Auf dem Dache des Rathauses wird eine Station er- richtet, die in ständig« Dersiindung steht mit bewaffneten Pa- ttouillen, den Feuerwachen und Feuerlöschdamvfern. Polizeistationen und Patrouillenfahrzeugen. Einstweilen erhalten diese nur Empfcmgsapparate und noch keine Sender. Später soll jeder ein- zelne Polizist mit einem Empfangsapparat ausgerüstet w«den, d« zurzeit ausprobiert wird und der nur wenige hund«t Gramm wiegt und versteckt unter d« Uniform getragen werden kann. Der Sturz eines Riefen. Der Lafayette, d« dickste Baum im berühmten Colaveras-Forst, 91,5 Meter hoch und mit einem Durchmesser von S Metern an seinem Fuße, ist von einem Sturm zu Boden gestreckt. Er war einer der Mammutbäume(Wellintrtornz. gigantea), jener turmhohen immergrünen Bäume Kaliforniens . Ein amerikanischer Dicht«. Edwin Markham . hat sie beschrieben:„Sie sind die Titanen uns«« Wälder, ja, die Titanen aller Wäld« der Well. Die Mammutbäume sind die älleston grünenden Lebewesen der Well, die Ueberlebenden ein« weitverbreiteten Baumfamilic, die in das Miozänzeitalter, noch vor die Eiszell, zurückgeht. Aber alle sind in der Eiszeit umgekommen, ausgenommen ein paar in einem geschützten Ccmnon im südlichen Kalifornien ." Man schätzt das Aller einer Wellingtonia im Calaveras-Forst auf 49») Jahre. vle Duse tritt wied« auf. Di« bedeutendste italienische Darstellerin der letzten Jahrzehnt«, die durch ihre. Gastspiel« in Deutsch - land und der ganzen Well bekannt« Eleonora Duse ist nach zehn- jähriger Zurückgezogenheit wieder zur Bühne zurückgekehrt. Die jetzt Wjährige Meisterin des psychologischen Spiels trat in Turin zum erstenmal wieder auf in ihr« klaisischen Gestaltung Ibsens „Frau vom Mcer" und wurde«nchusiastisch gefeiert. CPine deutsche Ehrung Tagores.'Dem indischen Dichl« �aken deutsche Tchiiststeller und Verleg« zu seinem HO.(HeburtZtage eine Sammlung deutscher Bücher für die von ibm in seiner Heimat eingerichtete Bücherei als Zeichen deutscher Verehrung uud Sympathie gestiitet. Karte des AbftimmnngSergebnisseS in Oberschlestcu. Die Vreugilche üandesausnahme hat soeben über da? AbÜimmungSergebmS eine Karte in großem Maßstäbe 1 rAOOOOO berau�gedracht, zu beziehen»on Dietrich Reimer . Berlin SV? 48. Prei« S M. Da» Wftwmmngsergebin« ist aus der 80: SS Zentimeter großen farbigen Karte klar ersichtlich. Win« Tagung der entschiedenen Schulreformer Ündet in Frank- snrt a. M. kräbrend der Psingsiwoche, am 17. und 18. Mai. statt. Der erste Tag ist tbearct'icker Erörterung oorbebniten, der zweite praktischen Fragen, namenilich der ProdulluMsschule, geirndmet. Die Tagung will die Träger. und Führ« d« Bewegung mit ihren Anfängern an» Südwest deutschiand DSttorißCfle