sie doch Herrn Wirth für den Mann halten, der der Steuer» scheu des Großkapitals kräftig entgegenarbeitet. Und in der Tat beweist ja die Vergangenheit Wirths als Finanzminister, daß er dies Vertrauen verdient. Was müßte also für die Unabhängigen näher liegen, als daß sie diesen Mann aufs wärm st e unter st ützen, was freilich nicht geht, solange man die Rolle des unbeteiligten Zu- s ch a u e r s spielt. In der Tat sind die Unabhängigen für die Weiterentwick- lung der Verhältnisse in viel höherem Maße verantwort- l i ch, als sie der Welt glauben machen wollen. Wenn die USP. das Bestreben gewisser bürgerlicher Kreise, die Volks- Partei in die Koalition hineinzubringen, mit berechtigter Sorge betrachtet, so hat sie es in.der Hand, diesen bürgerlichen Kreisen ihre besten Trümpfe aus der Hand zu schlagen. Die„Freiheit" läßt an mehreren Stellen ihres Artikels deutlich genug durchblicken, daß ihr der Reichskanzler Wirth nicht unsympathisch ist, daß die jetzige gemischte Koalition einer rein bürgerlichen Regierung vorzuziehen, daß eine Verlänge- rung der Koalition nach rechts schädlich ist. Es genügt aber nicht nur, solche Dinge zu sagen, sondern es muß auch dieser Erkenntnis gemäß gehandelt werden. Auch die Schluß» alternative, welche die„Freiheit" der Regierung stellt— mit der Arbeiterschaft gegen die Reaktion oder gegen die Arbeiter- klasse—, wäre sinnlos, wenn die„Frecheit der Regierung nicht die innere Fähigkeit zusprechen würde, mit der Arbeiterklasse zu gehen. Eine solche Regierung aber, die man infolge ihres gemischten Charakters vielleicht für schwankend oder nicht entschieden genug hält, verbessert man von links nur zweckmäßig, indem man durch direkte oder in- direkte Beteiligung das linke Element ver- st ä r k t. Die Bedenken der„Freiheit", daß die Regierung die Entwaffnung und die Bestrafung der Kriegsschuldigen mit der nötigen Energie betreiben würde, erweisen sich heute schon teils durch die Tatsachen als unbegründet— die „Freiheit" beachte nur das heutige Wutgeheul der„Deutschen Tageszeitung"—, teils lassen sie sich gleichfalls durch den oben angegebenen Weg am besten beseitigen. Der Artikel der„Freiheit" beweist also nicht, daß es ein Fehler der Sozialdemokratie war. in die Regierung zu gehen, sondern daß es der Fehler der Unabhängigen ist, aus Prinzipienreiterei abseits zu st ehe n.
ßort mit üen»Volks gerichteti*! Der bekannte Jurist Ed. H e i l f r o n beschäftigt sich an- läßlich des heute in Leipzig beginnenden 4. Deutschen Richtertages in einem Artikel in der„Dtsch. Allg. Ztg." mit der Frage der V 0 l k s g e r i ch t e. Nach längeren, stark reaktionär ge- färbten Ausführungen gegen die Zulassung der F r a u e n zuni R i ch t e r a m t kommt er auf die Frage der„Lolksgerichte" zu sprechen und schreibt: Während der schweren Revolutoinsmonate ist von den links« radikalen Parteien der Gedanke der Boltsgerichte fortwährend in die Debatte geworfen worden. Wenn Laien das tun, so kann man unterstellen, daß sie in ihrer von keiner Sachkenntnis getrübten Unerfahrenheit in gutem Glauben an die ihnen von den Parteiführern eingehämmerten Schlagworte handeln. Ein Be- r u f s j u r i st, der sich für Volksgerichte einsetzt, muß als im Partei- interesie wider besseres Wissen handelnd angesehen werden. Es gibt keine gefährlichere, wankelmütigere und dem Einfluß der Straße mehr unterworfene Einrichtung als die s o- genannten Volksgerichte. Man braucht gar nicht erst zu Anatolc Frances erschütternder Darstellung in seinem Roman aus der großen französischen Revolution:„Ues äieux cmt soif"(„Die Götter dürsten") zurückzugreifen: Haben wir doch alle die Gefahr solcher bloß nach dem sogenannten gesunden Menschenverstand, in Wahrheit nach politischen Instinkten urteilenden Laien- gerichte in Bayern , Ungarn und Ruhland beobachten können. Die Frage der Volksgerichte anzuschneiden sollte ein so gewiegter Jurist wie Eduard Heilfron lieber unterlassen i seine Betrachtungen zwingen den Leser geradezu, die Auf- merksamkeit auf Bayern zu lenken, nicht das Bayern der Räterepublik, das Heilfron tadelt, sondern das Bayem des
Die Aufgaben öer Unterhaltungsmufik. Von Kapellmeister Vinzenz Murzilli. „Im bltttenreichen Garte» der deutschen Musik ist so manches ge» wachsen, was ergötzt, ohne Ansprüche zu stellen, und doch dabei auch etwas mehr bietet, was über den Augenblick hinaus die Seele zu beschäftigen vermag. Nur suchen muß man können. Wir brauchen wahrlich nicht auf das tiefe Niveau unserer Nachbarvölker hinab- zusteigen, um das musikalisch« Unterhaltungsbedürfnis der weitesten Kreise unseres Volkes zu befriedigen." So schreibt Dr. Max Schu- mann in einer Sondernummer von„Musikhandel und Musitpflege", die vom Veiei» der deutschen Musikalienhändler zu Leipzig heraus- gegeben wird. Wir haben uns mif die Unterstützung der Verleger verlosten, und mit Freude können wir feststellen, daß uns heute eine große Menge wertvollster Musik zur Verfügung steht. Doch eine ver- derbliche Sumpfluft, die aus den Großstädten auffteigt, droht diese reine Atmosphäre zn trüben. Im Intereste der Volksgesundhett sowohl wie der Kunst selbst, müssen wir mit aller Energie gegen die heutige Unterhaltungsmusik, Produkt einer musi- kaliscyen Impotenz, unsere Stimme erheben. Vor mir liegen einige moderne Kompositionen, die als erfolgreiche„Schlager" durch die Welt ziehen. Es gehört wirNich Mut dazu, solche Werke in die Oeffentlichkeit zu bringen: man merkt, daß sie ohne Enthusiasmus entstanden sind, manche sind sogar Parodien auf Werke unserer großen Meister. Sämtliche Musiker, soweit sie nicht ähnliche Kom- Positionen selbst„produziert" haben, sowie das gesamte musikalisch gebildete Publikum müssen sich dagegen wehren. Wie Pilze aus der Erde schießen die Foxtrotts, Kat-, Onestepps, Jazz, Boston usw. aus dem Sumpfboden unserer Nachkriegstultur mit englischen, indischen, japanischen klangvollen Namen hervor. Die Impotenz heutiger Musik sucht sich schamhast zu verbergen, indem die gestohlene klassische Musik sich in Negertänze umgießt. Ander- seits trifft aber auch der schwere Vorwurf der Hehlerei uns aus- übende Musiker, wenn wir glauben, uns nach dem Geschmack der großen Masse richten zu müsten. Die Mäste hat heute keinen tllnst- lerischen Geschmack. Bezeichnend ist dafür, daß die meisten Menschen heute Musik entweder in Verbindung mit Bewegung(Tanz) oder mit Worten(Lied) empfinden, während sie absoluter Musik völlig verständnislos gegenüberstehen. Die Theater und die besseren Kon- zerte, die der wahren Kunstpflege dienen, werden leider nur von einigen Tausenden besucht. Millionen aber unterliegen den Ein- flüsten der eigentlichen Unterhaltungsmusik. Dem Künstler beson- ders, der täglich stundenlang vor dem großen Publikum spielt, er- wächst nun die hohe Aufgabe, ihm Verständnis und Geschmack an mufitalijchm Formen zu ÜdenattfrtH. Gewiß U der twnpüzielle
Herrn v. K a h r, in dem die Volksgerichte noch heute in hoch- ster Blüte stehen. Die Ausführungen Heilfrons bedeuten eine ungewollte Unterstützung der sozialdemokratischen Forderung. die bayerischen Volksgerichte, die ihren Namen nur zum Hohn tragen, so schnell wie möglich zu beseitigen. Eine treffendere Kritik als die von Heilfron an der bayerischen Justiz geübte ist kaum denkbar.__ Reaktionäre Tatarennachrichten. In einer Zuschrift an die Preste führt das thüringische MinisteriumdesJnnern Klage darüber, daß die reaktionäre Preste immer wieder Tatarennachrichten über die thüringische Landespolizei veröffentlicht, um in dem schwebenden Verfahren gegen Major Müller-Brandenburg dem Ergebnis vorzugreifen und die ihnen erwünschte Stimmung zu schaffen. So ist z. B. von reaktionären Blättern die Anschuldigung gegen die Thüringer Landespolizei erhoben worden, daß diese in den Kämpfen mit einer kommunistischen Bande in der Gegend von Bachra durch passives Verhalten die im Kampf stehende preußische Schutzpolizei nicht unter st ützt jind dadurch das Entkommen eines großen Teiles der Bande ermöglicht habe. Ferner wurde von der reaktionären Presse behauptet, daß der thüringischen Landes- polizei ein„kommunistischer Beamter" vorangefahren sei, um mit den Aufrührern zu verhandeln. Auf eine Anfrage des thüringischen Ministeriums an das Regierungspräsidium in Erfurt ist nun folgende Auskunft eingelaufen: Das Unternehmen gegen die Bande in Bachra wurde durch eine unter dem Befehl des Majors Calov, Kommandeur der II. Pol.-Abt. Schutzpolizei Erfurt , stehende gemischte Abteilung durchgeführt. Der"in dem Aussatz der„Allgemeinen Thüringer Zeitung" vom 26. April d. I. erhobene Vorwurf, die Thüringer Landespolizei habe durch passives Verhalten die Preußische Schutz- polizei nicht unterstützt, Ist unbcgründek. Der Führer der Thüringer Landespolizei hatte sich mir zur Unterstützung angeboten; das Der- halten der Landespolizei entsprach meinen Anregungen. Ueber die Behauptung, ein kommunistischer Beamter sei zum „Verhandeln" vorausgefahren, ist hier nichts bekannt. gez. Lange, Kommandeur der Schutzpolizei Erfurt . Diese Auskunft ergibt, daß die reaktionäre Preste sich ihre Be- hauptungen glatt aus den Fingern gesogen hat. Es kommt dabei nicht nur das in dem Schreiben genannte Thüringer Blatt in Frage, sondern selbstverständlich hotte sich auch ein so hervorragender Berliner Entenjäger wie Max Maurenbrecher dieses Wildbret nicht entgehen lasten. « Der amtliche preußische Pressedienst schreibt: Die„Volksstimme" in Halle(Nr. 162 vom 3. Mai 1921) hatte darauf aufmerksam ge- macht, daß während der mitteldeutschen Unruhen in die Hallenser Schutzpolizei Freiwillige eingestellt worden seien, die sich meistens aus reaktionären Studenten rekrutiert hätten. Es sei durch Vermittlung des Obersten v. Hartwig zwischen Ange- hörigen der ehemaligen Zeitfreiwilligen und verschiede- nen Offizieren der Schupo ein Abkommen auf gegenseitige Unterstützung geschloffen worden, auf Grund besten die Einstellung nicht in die Schutzpolizei gehöriger Elemente erfolgt sei. Nach Erkundigungen an zuständiger Stelle stellt sich der taffächliche Sachverhall folgender- maßen dar: Die Einstellung Freiwilliger in geringem Maße ist tatsächlich in Halle erfolgt, weil die'Bureau- g e s ch ä f t e während der Unruhen sonst nicht zu bewältigen waren. Nachdem die größte Gefahr für Halle beseitigt war, sind die Frei- willigen wieder entlassen worden. Auch hat der Oberpräsident von Sachsen vor der Einstellung eine namentliche L i st e der be- treffenden Freiwilligen erhalten. Es kann also nicht, wie die„Volks- stimme" meint, die Rede davon sein, daß behördlicherseits in kritischer Zeit die Absicht bestanden habe, die Schutzpolizei in Halle mit Ele- menten zu durchsetzen, die ihr„den einheitlichen republikanischen Charakter" geraubt hätten. Wir müssen gleichwohl aus außen- wie innenpolitischen Gründen diese Maßnahme für bedenklich erklären. * Zu der Behauptung der reaktionären Presse, daß gegen Müller- Brandenburg das Hochverratsverfahren eröffnet worden sei, erfährt unser Weimarer Parteiblatt„Das Volt", daß an amt- licher Stelle in Weimar von einem Hochoerratsoersahren Bau der Sinfonie nicht das geeignete Anfangsmaterial» noch die neuen Werke eines Mahler, Busoni oder Schreker , die auf bisher unbegangenen Wegen Neuland suchen, doch haben auch Bach, Haydn , Mozart , Beethoven eine ganze Anzahl Serenaden, Sarabande, Menuette, Divertimentt komponiert, die dem musikalisch Ungebilde- ten schon beim ersten Hören ihren tiefen Reichtum erschließen. Hier sollte man anfangen und dann auch das Verständnis schwieriger Kunstformen anbahnen. Welcher Musiker wäre zufrieden, nur zu spielen, um den Lärm eines Kaffeehauses zu übertönen? Eine hohe Berantwortung liegt auf den Schultern der ausübenden Musiker, wenn sie das Volk durch Unterhaltung wieder erziehen wollen zu jener Haltung, die notwendig ist, um aus der augenblicklichen Berelendung herauszu- kommen. Und sie haben auch die Macht dazu, kein Wert(ausge- nommen natürlich Volkslieder) wird ohne ihre Mithilfe oerbreitet. Warum sollte es nicht gelingen, statt Tingel-Tangel-Musik wertvolle Musik zu verbreiten? Diese kann sebr wohl im Rahmen der Unter- holtungsmusik arrangiert werden. Darum fort mit allem Materia- iismus, zur höchsten, reinsten Kraft zurück— zur Vergeistigungl
Afrika den Afrikanern. Vor vier Jahren landete, von Iamaiea kommend, Marc Garvcy in New Bort, ein Neger reinster Raste mit platter Nase und wulstigen Lippen, aber von lebhaftem Geist und von einer umfassenden Bildung, die er sich in England und auf vielfachen Reisen durch Europa angeeignet hatte. Er nahm, wie„The Worlds Work" erzählt, Wohnung in einem der Negcrquartiere. Der Unbe- kannte wälzte in seinem Hirn den großzügigen Plan der vollständigen Befreiung seiner Rasse. Die ersten Schritte, die er auf diesem Wege tat, waren schwer und schienen wenig aussichtsvoll: aber feiner Rednergabe und seinem glühenden Enthusiasmus gelang es allmäh- lich, die Stammesgsnosten für feine Idee zu gewinnen. Er hatte zahlreiche Nebenbuhler und Feinde. Aber diese Anfeindungen trugen nur dazu bei, seinen Ruk zu vermehren. Heute ist er Leiter eines weitverbreiteten, in englischer Sprache erscheinenden Blattes, das den Titel„Die Negerwell" führt, außerdem Präsident der„Weltliga des afrikanischen Gemeinwesens", der„Liga für den Forffchritt der Neger" und obendrein Vorsitzender einer Schiffahrtsgesellschaft, die von Ne- gern mit einem Kapita! von 20 Millionen Dollars gegründet wurde. Garoey kontrolliert außerdem einen„Trust", der die Aufgabe ver- folgt, der schwarzen Raste mächtige industrielle Interessen in die Hände zu spielen. Sein Traum aber ist die Schaffung einer afrika- nischen Republik, die die vierhundert Millionen Personen seiner Rasse zu einem Staatswesen vereinen soll. Inzwischen hat er es sich an- gelegen sein lassen, das New Borkcr Negerviertcl Harlem zu einem geistigen Zentrum auszubauen, und zu diesem Zweck« Schulen, Theater, DortragssZl? gebaut und regelmäßige Diskutierabende ein- gerichtet. Im August vorigen Jahres versammelten sich unter seinem Vorsitz S0C0 aus allen Teilen der Welt zugereist« Delegierte zu einem Kongreß, der die schwarze„Erklärung der Menschenrechte protla» mierte und jchorj Stellung gegen den Völkerbund nahm,
gegen Müller-Brandenburg nichts bekannt ist, ebenso ve« breitet das Thüringer Presseamt die offiziöse Nachricht, daß' sowohl die Meldung falsch i st, Müller-Brandenburg sei wegen der gegen ihn schwebenden Untersuchung nach Berlin beordert worden, wie auch die Meldung, daß der Reichsanwalt gegen ihn das Hochverratsverfahren eröffnet habe. Dagegen kann unser Weimarer Parteiblatt mitteilen, daß der Denunziant und Kronzeuge gegen Müller-Brandenburg, der monarchistische Leutnant L a m p e l, nachdem er die ganze Geschichte aufgerührt hat, plötzlich verschwunden ist und sich bisher darum gedrückt hat, seine Behauptungen, wie er verheißen hat, durch Eid zu bekräftigen._ Sozialüemokratische Fukunftsaufgaben. Siel. 21. Mai.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) I« einer stark besuchten Hauptoersammlung nahm der sozialdemotra» tische Berein Groß-Kiel Stellung zur polittschen Lage. Genosse S e v e r i n g gab in großen Zügen ein Bild der politischen Eni, Wicklung vor und nach den Londoner Verhandlungen und erläuterte die Stellung der einzelnen Parteien zum Ultimatum der En« tente. Lebhafte Zustimmung wurde dem Genossen Severing zuteil, als er darauf hinwies, daß die deutsche Arbeiterklasse einen viel be- deutenderen Einfluß im Reiche wie im Staate ausüben könnte, wenn sie einig und geschlossen wäre. Nach einer lebhafte» Aussprache wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die Kieler Genossen billigen die Annahme des Ultimatums, da nur dadurch die drohende Besetzung der wichttgsten Wirts chasts- gebiete oerhindert werden konnte. Es wird bedauert» daß die USP. nicht den Mut aufbringt, in die Regierung einzutreten. Es ist die ernste Aufgabe der neuen Regierung, die sowohl im Reiche wie in Preußen nur geblldet werden kann aus den Par- teien, die den ernsten Willen haben, die Forderungen der Entente durchzuführen und dafür zu sorgen, daß endlich der gute Wille des deutschen Volkes, den Friedensverttag zu erfüllen, unverkennbar zum Ausdruck kommt. Als erste Maßnahme wird gefordert, die Sozialisierung der dafür geeigneten Wirffchaftszweige, De « motratifierung der Verwaltung und Republikanis sierung der Reichswehr . 'Die Durchführung erheischt weiter die Uebernahme maß« gebender Ministerien in Preußen durch Sozial« demotraten. Sollte eine der betelligten Koalitionsparteien es der Sozialdemokratie unmöglich machen, eine den Interessen der Arbeitnehmer entsprechende Politik durchzuführen, so ist die Auflösung des Reichstages zu bewirten, dem Volte also durch Anberaumung von Neuwahlen die Enffcheidung zu über« tragen. Sollte die Auflösung des Reichstages nicht zu erzwinge» sein, so haben die Sozialdemokraten aus der Regierung auszus treten. Ferner wurde folgender Zusatzantrag mit großer Mehr« heit angenommen: Nach dem bisherigen Verhalten der Rechts« Parteien ist eine Verbreiterung der Regierungskoalition nach rechts ausgeschlossen. Reichsregierung unö Gberschleften. Wie die PPN. hören, wird die oberschlesische Frage heukö Gegenstand der Beratung in der Reichskanzlei sein, Die Reichsregierung gedenkt, gemäß ihrer letzten Kundgebung zu verfahren und die Bildung von Frciwilligenkorps nicht zu dulden. Wo dennoch Ansammlungen von Freiwilligen im Abstimmungsgebiet oder an dessen Grenze vorkommen, so will die Reichsregierung Sorge tragen, daß kein Zwischen». fall daraus entsteht, da ihr Bestreben unbedingt dahin geht, in der oberschlesischcn Frage jeden Zwischenfall mit den Alli» ierten zu vermeiden, zumal die Reichsregierung die Hoffnung hegt, daß der deutsche Standpunkt, der der Standpunkt des Rechts ist, sich sowieso durchsetzen wird. Notschrei der oberschlesische« Gewerkschaften. Berlin. ?1. Mai.(10TB.) Dem Gewerkschafisbnnd da Angestellten, Sitz Verlin. der in Oberschlesien mehr als 20 000 Mll« glieder zählt, ist von seiner Geschäftssü.irung solgender tele graphische Notschrei zogegangen:
Eugen Sahla, der vor einem Jahrzehnt als Jüngling starb, gehört zu den Vorbereitern des neuen malerischen Stils. Während eines jahrelangen Siechtums, das ihn nicht hinderte, ausgedehnte Studienreisen durch zwei Weltteile zu unternehmen, hat er die Werke geschaffen, die bei C a s s i r e r(Biktoriastr. 32) in einer Gedächt« nis-Ausstellung vereinigt sind. Kandinsky hat ihm seinerzeit im „Blauen Reiter " einen Nachruf gewidmet, und er spricht da von dem„rein hebräischen Beiklang in Kahlers Seele. Die Sehnsucht nach Erfassen des Ueberweltlichen und die spielerische Freude an dekorativer Gestaltung sind jedenfalls unverkennbar orientalische Elemente in seinem Schaffen. Da aber jedes dieser Elemente die Auswirkung des anderen hindert, so kommt es nie zu einer voll, kommen reinen Formung. Fast immer überwiegt die dekorative Seite. Das vollendetste Werk der Ausstellung ist das Bild einer „Negerin"(18).. Von monumentaler Schönheit des Linienaufbaues und einem wahrhaft unerschöpflichen Reichtum farbiger Harmonien. Andere Gemälde, z. B. die„Komposition mit Reitern und exotischen Vögeln"(29) wirken wie Mosaiken aus matt leuchtenden Edelsteinen, oder—„Bazar"(17),„Scheherazade"(27 und 28),„Stilleben auf schwarzem Grund"(39)— wie vornehme orientalische Tevpiche. Aber tiefere seelische Saiten werden nur selten berührt, und der Künstler begnügt sich, die„profanen" Naturbilder, die ihn nicht be« friedigten, in sarbige Arabesken und schön geschwungene Linien« schnörtel umzuwandeln. Möglich, daß eine weitere Entwicklung ihn mehr in die Tiefe geführt hätte. So wie sein Werk vorliegt, ist es die Schöpfung eines Vorbereiters, aber keines Vollenders. I. S. Zuchthaus für Zunggesellen. Drakonisch« Gesetze gegen alle lln« verheirateten von über 25 Jahren hat das Parlament der türkische» Nationalistev in Angara erlassen. Männer, die sich mit 25 Iahren noch nicht verheiratet haben, werden zunächst damit bestraft, daß man ihnen ein Viertel ihrer Einkünfte wegnimmt. Die dadurch er« langten Summen werden Landwirtschaftsbanken zur Verfügung ge« stellt, die mit dem Geld Bauern die Heirat ermöglichen. Kein Be- amter des neuen türkischen Staates, der über 22 Jahre alt ist, darf Junggeselle sein. Beharrt jemand fortgesetzt dabei, nicht zu hei- raten, so kann er schließlich zur Straforbeit und Zuchthaus verurteilt werden. Heiraten und Familienzuwachs werden auf alle Weife begünstigt, so durch Landschenkungen an Berbeiratete, Darlehen zu Heiratszwecken, staatliche Erziehung der Kmder. Auch werden Männer unter 50 Jahren ermutigt, wieder zwei und noch mehr Frauen zu heiraten, während infolge der teuren Zeiten die Türke» mehr und mehr zur Einehe gekommen sind. Erstaufführungen der Woche. Mittw. Steglitzer Schlohpartth.» ,D o n n a D t an a". Fr. Neues Vollstheater:„Die St. JalobS« l a h r t". In der Urania noch Sonntag bi» Freitag:„Der Harz ', Eon» abend Wilhelm Marx :„Die Steiermark'. Die Arbetter-Kunst-Ausstellung. Petersburger Straße 3», vcran» staltet Sonntag vorm. 10 und nachm. 6 Uhr besondere Führungen mit Bortrag. Eintritt frei. Heinz Beyer, der dekannte Cellovirtuose und stellvertretende Bon» fitzend« de» Berliner Tontünsller-VeremS, ist in best«» MamieSall« alt hgtt MstKr, vstiHn rtrt hrnfaliA.* pst? w»»