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ITt. 257 38. Jahrgang
Vellage öes vorwärts
vkenstag, 37. Mak 7Y27
Groß-Serliu berliner tzö'chftmieten. FZZr Berlin   ist jetzt die Frage, ob die Miethöchstgrenze m Wvh- trungen i5 Proz. ober 60 Proz. sein wird. Denn der Berliner Ma» gistrat hat nur 15 Proz. ohne weiter« Voraussetzungen zuerkannt lAbgab«nzuschlag), weitere 15 Proz.(Reparaturzuschlag) aber nur, falls§ 10 der preußischen chöchstmietenverordnung für Berlin   außer Kraft gesetzt wird. Kann der Minister für Voikswohlfahrt diese Bedingung schassen? 8 10 zitiert bebeutet, daß die Mieterschast nicht schlechthin mit einer Mieterhöhung für große Reparaturen belastet ist, sondern nur, sofern sich dos Einigungsamt im Einzelfall überzeugt: es ist baulich repariert worden oder es soll und muß baulich repariert werden und die Einnahmen aus dem Hause reichen dafür nicht aus. Auf diese Weise hat der Minister verhindert, daß der Hauswirt bestimmte Ein- nahmen bei unbestimmtem Verwendungszweck hat und daß ein speku- latioes Mehr an Miele entsteht, dos sich durch Kauf oder Mehrbe- lastung des Grundstücks als neue Hauslast festsetzt und weitere Miel- erhöhung zur Folge hat. Dem Einigungsamt war damit eine ökot nomisch bedeutende Aufgabe zugeteilt, die zu bewältigen es nur im- stände war, solang« das A.'rsahren nach 8 10 die Ausnahme blieb, als die es gedacht war.Rur   in beschränktem Umfang kommen", so erklärt uns der Minister feine Verordnung im Erlaß vom 6. Fe- bruar 1920 II. 6. Nr. 646,wegen der Geringfügigkeit des gegenwärtig zur Verfügung stehenden Materials bauliche Instand- fetzunsarbeiien im Haus« oder in den Wohnungen in Frage." Nur kür die Zeit dieser Materialienknoppheit war der mit 8 10 geschaffene Ausnahmezustand gerechtfertigt. Wurde die Anwendung von 8 10 die Regel und das mußte bei der Reparaturbedürftigkeit der weit- aus meisten Häuser alsbald eintreten, so mußte das Einigungsamt versagen, denn es ist außerstand«, 70 90 Proz. aller Häuser auf Rentabilität und Reparaturbedürftigkeit zu prüfen. Insofern kann man verstehen, daß der Berliner Magistrat von 8 10 bzw. von der Weiterexistenz dieser Ausnahmebestimmung nichts wissen will. Rechtfertigt das aber das Prinzip m 8 10, nämlich das Prinzip der Sicherstellung der Reparaturzuschläge aufzugeben? Wer die Frage bejaht, opfert damit den gesetzlich erstrebten und der eigent- lichcn Ausnutzung noch harrenden finanzpolitischen Gewinn aus der Höchftmietenverordnung. Die Lasten, deren Teuerung bisher durch Höchstzuschlag abgegolten wurden, waren gewiß und unumgänglich die Reparaturen sind es nicht. Würde der allgemein« Teuerungs- zuschlag wegen der Reparatur allgemein erhöht werden, so fehlte die Gewähr, daß das Mehr an Miete dem gedachten Zweck zugeführt wird. Dem Mieter ein Recht der Kontrolle über Äe Verwendung der Mietbestandteile oder der Rückforderung bei mangelnder Ver- wendung einzuräumen, dazu fehlt dem Magistrat die gesetzliche Be- fugnis: im Streitfall könnte lediglich das Einigungsamt die Er- höhung in bedingter Form aussprechen, wie es das jetzt schon häufig getan hat. Die Entwürfe zum Reichsmietengesetz wahren deshalb die Idee der Produktivität des Miete-Mehrs, indem sie den großen Reparaturzuschlag entweder nach Art von 8 10 de? Höchstmietenver- ordnung im Einzlfall durch das Einigungsamt festsetzen und sicher- stellen oder generell anstatt an den Vermieter an«ine besondere Amtsstelle zur planmäßigen Verwendung zahlen lasten. Der erst« Weg ist eine Kopie von 8 10, deren Treue die veränderte Situation auf dem Baumaterialicnmarkt völlig übersieht, und die nicht minder als ihr Vorbild den von mir immer wieder gerügten(an dieser Stell« am 28. Januar 1920) Fehler besttzt, daß sie die Miethöhc in ein umgekehrtes Verhältnis zur Qualität der Gegenleistung setzt. Der zweite Weg kann eben nur im Falle einer Gesetzesänderung he- schritten werden. Aus dieser kurzen Bettachtung folgt, daß. die Bedingung, an die der WaMrat die Heraufsetzung auf weitere 15 Proz.(über 45 Proz.) der Mierhöchstgrenze geknüpft hat, eine unmöglich« Bedingung ist, nämlich einen Weg denkt, der mit dem volkswirtschaftlichen Ge- dankengefüge der Höcbstmietenverordnung und seinem System nicht zu vereinigen ist. Ob die dann übrigbleibende Herausjetzung der Höchstgrenze auf 45 Proz. für Wohnungen ausreicht, um dem Haus- wirt gerecht zu werden, ist eine andere in diesem Zusammenhang nicht jpr erörternde Frage. Hinzugefügt kann nur werden, daß die Außerkraftsetzung eines Teils einer preußischen Verordnung für das Gebiet einer einzigen Gemeinde(und wäre es auch die größte) eine Anormalie eigenen Stils wäre und daß die vorstehenden Ausführun- aen deshalb nicht eigentlich davon ausgehen, ob ein genereller Reparaturzuschlag statt, fondern ob er neben 8 10 der Höchst- Mietenverordnung zulässig ist. Stadttat Brumby-Reukölln.
Das Kind ohne Vater. Leidensweg und Verzweiflungstak einer unehelichen Mutter. Eine der vielen Großstadtttagödien, die im allgemeinen gar nicht in die weite Oeffentlichkeit dringen, fand vor dem Geschworenen- gericht des Landgerichts III   ihr erschütterndes Ende. Niemand wird dem gehetzten und verängstigten Menschenkind sein warmes Mit- gefühl versagen, und man darf hoffen, daß das von den Gefchwore- nen befürwortete Gnadengesuch ohne weiteres genehmigt und damit das schwergeprüfte Mädchen der Freiheit wiedergegeben wird. Im übrigen aber ist der Leidensweg des Mädchens der beste Beweis für die dringend notwendige Regelung der Wohlfahrtspflege durch das endlich geschaffene Groß-Bcrlin. Unter der Anklage der Kindesaussetzung mit Todes- erfolg stand das 27jährige, bisher unbescholtene Dienstmädchen Mathilde König vor den Geschworenen des Landgerichts III. Sie war bei dem Landwirt Schulze in Hohenschönhausen in Stellung. Im Dezember 1920 wurde sie in der Hebammenlehranstalt in Neu- kölln von einem Mädchen entbunden: der Vater sollte ein Fabrik- böte in Hohenschönhausen sein, der ober die Vaterschaft ableugnete. Nach der Geburt des Kindes wohnte die Angeklagte noch einlas Zeit bei ihrer Schwägerin, bis ihr diese eines Tages mitteilte, sie mit dem Kinde nicht länger behalten zu können..Von ihrem bisherigen Dienstherrn erhielt sie den Bescheid, sie könne wieder eintteten, wenn sie ihr Kind untergebracht habe. Nun begann für die Angeklagte ein Leidensweg bei den ergebnislosen Versuchen für ihr Kind Unter- kunft zu finden. In dem Kinderheim in der Alten Iakobsttaße wurde sie zunächst zur Beibringung einer Bescheinigung der Armendirektion über ihre polizeiliche Meldung aufgefordert. Als sie diese dann beibrachte, wurde die Aufnahme des Kindes abgelehnt, da die Geburt nicht in Berlin   erfolgt war. Von der Gattin des Pfarrers von Hohenschön- Hausen, an die sie sich wandte, bekam sie zu esten und die Adreste eines Kinderheims in Weißensee  . Hier wurde die Aufnahme des Kindes abgelehnt wegen Ueberfüllung und da die freien Plätze für Berliner   Kinder reserviert seien. Man gab ihr die Adreste eines zweiten Kinderheims, an das sie sich jedoch nach ihrer Angabc wegen Erschöpfung nicht mehr wandte. Sie besaß noch 130 M., will aber davon nichts ausgegeben haben, um die Summe als Anzahlung für die Unterbringung des Kindes in einem Heim zu behalten, und aus diesem Grunde vom Abend des Tages vor Begehung der Tat bis zu dieser nichts mehr gegessen haben. In verzweifelter Stimmung legte sie am 1. Januar nachmittags gegen 4 Uhr ihr Kind nahe der Industriebahn in Hohenschönhausen an einer menschenleeren Stelle in einem Gebüsch nieder, nachdem sie ihm die Wäsche bis auf«ine Windel weggenommen hatte. Am nächsten Tage wurde das Kind tot aufgefunden. Rechtsanwalt Dr. Iohanny wies gegenüber der Anklage darauf hin, daß die Angeklagte von Anfang an nie die Absicht ge- habt habe, die Tat zu begehen. Durch die auf sie hereingebrochenen Umstände, nämlich Verweigerung der Anerkennung der Vaterschaft, die Abweisung in den beiden Kinderheimen, die Weigerung ihres Dienstherrn, sie mit dem Kinde aufzunehmen, und endlich das ein- tägige Hungern fei sie buchstäblich zur Verzweiflung gebracht worden. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte der Kindesaussetzung schuldig, verneinten jedoch den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Tode des ausgesetzten Kindes. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis unter voller Anrechnung der er- littenen fünfmonatigen Untersuchungshaft. Die Geschworenen befür- warteten ein Begnadigungsgesuch.
Die Höllenmaschine als Geburtstagsgeschenk. L000 2tt. Belohnung für die Zlufklärung des Verbrechens. Em fürchterlicher Anschlag ist auf ein junges Mädchen in Seeg  «- fÄd verübt, ober zum Glück infolge eines Zufalles und eines unbe- deutenden Materiolfehlers wirkungslos geblieben. In Seegefeld   wohnt ein Ministerialbeamter Hvfchke mit seiner Frau, einem Sohn und einer 16 Jahre alten Tochter Hildegard. Diese beging am 23. d. M. ihren Geburtstag. Am nächsten Tage erhielt sie mit der Post ein Paket, das am 24. nachmittags ausgegeben war. Als der Postbote kam, war der Bater noch im Dienst, der Bruder auch nicht zu Hause und dos Mädchen mit der Mutter und dem Dienstmädchen allein anwesend. Die Mutter nahm das Paket in Empfang, löste die Verschnürung und hob den Deckel hoch. Als sie jetzt ein Surren vernahm, wurde sie mißttauisch, drückte den Deckel wieder nieder und trug das unheimliche Paket nach dem Garten hinaus. Dort sahen sich die Tochter und das Dienstmädchen es nach einer Weile ebenfalls an. Die Tochter bob den Deckel wieder hoch, und abermals begann das Surren. Sie sah jetzt in
das Paket hinein und erblickte eine Feder. Unwillkürlich ergriff sie ein Holzstück und steckte es in die Feder hinein, um dem Surren ein Ende zu machen, weil sie es auf die Wirksamkeit dieser Feder zurück- führte. Das Surren hörte denn jetzt auch auf. Das Paket blieb ohne Veränderung im Garten stehen, bis der Sohn nach Haufe kam. Dieser zerschnitt, um allem Unheil vorzubeugen, die Drähte einer elektrischen Leitung, die er in dem Paket fand. Die Unter- suchung des vermeintlichen Gebnrtswgsangebindes ergab, daß es sich in Wirklichkeit um eine Höllenmaschine handelte, die dem Geburtstagskinde das Leben gekostet hätte, wenn nicht ein kleiner Moterialfehler den Plan des Absenders vereitelt hätte. Die Orts- polizei benachrichtete die Berliner   Kriminalpolizei. Kommissar Werneburg fuhr mit Beamten und Sachverständigen hinaus, um das Nähere festzustellen und die Ermittelungen nach dem Absender ein- zuleiten. Die Ermittelungen führten bereits zu wichtigen Feststellungen. Dem Beamten der Paketannahme fiel bereits ein Klappern in der Sendung auf. Der Aufgeber beschwichtigte seine Bedenken mit der Erklärung, es könne ruhig klappern, das schadet dem Inhalt nichts. Der Bestellbeamte bemerkte nichts an dem Paket. Was den Ab- fender der Höllenmaschine zu dem Anschlag bewogen haben kann, ist noch ganz ungewiß. An einem Anhalt dafür, daß sein teuflischer Plan unmittelbar dem jungen Mädchen selbst gegolten habe, fehlt es ganz. Für die Aufklärung des Verbrechens haben der Polizei- Präsident von Berlin   5000 M., der Regierungspräsident von Votsdom 3000 M. Belohnung allsgesetzt. Angaben zur Aufklärung des An­schlages und zur Ermittelung des Täters, die auf Wunsch streng verttaulich behandelt werden, sind an Kriminalkommissar Werne  - bürg im Zimmer 80 des Berliner   Polizeipräsidiums, Hausanruf 433 und 601, zu richten.__ Auf der Flucht erfchosien. Gestern vormittag wurde in der Nähe des Bornstedter Sees ein Mann festgenommen, der versuchte. beim Erscheinen der Schupobeamten sich zu verstecken. Auf Der- langen zeigte der Unbekannte russische   Papiere vor. Da er aber kein Wort russisch vorweisen konnte, wurde er onfgefordert, zur Polizeiwache mitzugehen. Er ergriff aber die Flucht und lief auch auf mehrfache Haltrufe weiter. Die Beamten gaben aus ihrer Dienst» pistole zwei Schüsse ab, die den Flüchtling in den Rücken ttasen. Er wurde in ein Potsdamer Krankenhaus eingeliefert, wo der Schwerverletzte bald oerstarb. Ein Einbruch bei der Opernsängerin venera, die ihre Wohnung in her P a r i s e r S t r a ß e 2 0 sett längerer Zeit an eine ver-. mögende Russin Iran   Dr. G u r o w i t s ch vermietet hat» wurde gestern verübt. Gestohlen wurden fünf Perser Brücken und eine aroße Menge Silberzeug, das der Opernsängerin gehörte und dessen Wert noch festgestellt werden muß. Aus dem Schlafzimmer der Russin fehlten eine Platinarmbanduhr mit Brillanten und eine ovale Brosche, die in der Mitte einen Savhir und rings um diesen neun Brillanten träqt. Die Einbrecher hatten diese Beutestücke in das Deckcben eines Nachttisches eingeschlagen und darin mitgenommen. Auf die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes ist eine hohe V e- l o h n u n g ausgesetzt. Angaben zur Aufklärung nimmt Kriminal- kommisiar Trettin im Zimmer 103 des Berliner   Polizeipräsidiums entgegen. Selbstmord eines spanischen   Generalstabaoffiziers. Der ZOsäh- rige spanische Generalstabsoffizier Ramon Dendariena Tourue hat sich gestern abend in seiner Wohnung in Schöneberg   er- schössen: allem Anschein nach hat er die Tat im Berfolgungs. mahn beganngen. Eine Muller sucht ihre Tochter. Vermißt wird seit Mittwoch, den 11. Mai, die 18jöhrige Frieda Lemcke. Das junge Mädchen war bei Regisrungsbaumeister Dörseld, Berlin   W., Bamberger Straße 57, in Stellung und hatte am Mittwoch, den 11. Mai, ihren Ausgang, von dem sie nicht wieder zurückgekehrt ist. Die Vermißte war 1,56 Meter groß, mittelblond und schlank, war bei ihrem Ver- schwinden bekleidet mit dunkelblauem Mantelkleid(weißer Einsatz). blauem 2llpakka-Iackett und schwarzer ins grünliche schimmernder Samtkappe. Da Derschleppunq wahrscheinlich ist, so wird ge- beten, Nachrichten an das nächste Polizeirevier oder an die Mutter» Frau Szostakowski, Berlin   O. 17, Markgrafendamm 9, zu geben. Der Vcrliner Mckerverband(Ortsgruppe Veukölln-Vriß) nahm kürzlich die Neuwahl seines Vorstandes vor, der sofort in Tätigkeit trat und ausdrücklich betonte, daß der Mieterverband lediglich Wirtschastsfragcn zu lösen berufen sei und jede Partei- politische Tätigkeit grnndsätzlich ablehne. Diese Berkündigung wurde beifällig von der Versammlung, die in Kliems Festsälen tagte, aufgenommen. Das Luftbad des Ostea» in Friedrichshagen   ist wieder eröffnet. Im Kurvarl dicht am Bahnhof belegen bietet es mj�
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Skine Menschenkind.
III. Der Sündenfall. Von Martin Andersen N«. Bald darauf kam Schwester Else herein, sie hielt Pauls Hotzschuh in der Hand; unten in dem Dünen stand ein johlen- der Kinderschwarm; man tonnte es Elfe ansehn, daß das ihr galt. Ihre Augen waren gerötet. Sie sagte nichts, ging in die Stube hinem und stellte sich ans Fenster. Da stand sie und betrackstete die Schwester, ließ die Augen an ihr aus und nieder laufen.Was gaffst du. Mädel!" sagte Stine endlich, mit rotem Kopf. Else ging und begann, der Mutter zu helfen. Seitdem ruhten ihre forschenden Augen oft aus Stine, es wurde eine rechte Plage. Aber mit Christian war es fast am schlimmsten, denn er sah sie überhaupt nicht. Meistens war er unterwegs und fand sich nur zu den Mahlzeiten zu Haufe ein; er kam, wenn die andern schon beim Esten waren und schob sich auf seinen Platz, die Mütze auf den Knien bereit, sich wieder aus dem Staube zu machen. Er sah keinen von der Familie an, hatte überhaupt keinen Blick mehr. Redete ihn jemand an, so daß er es nicht vermeiden konnte, zu antworten so klang seine Stimme grob und abweisend. Das quälte Stine: er war das schwierigste von den Kindern, darum hatte sie ihn am liebsten. Er brauchte das._., Eines Tages fand Stine ihn oben auf dem Speicher. Er faß unterm Dach und hielt-eine alte Fifchlsine auf dem Schoß: es sollte so aussehn, als ob er emsig beschäftigt damit wäre. Auf den Wangen hatte er naffe Streifen. Was sitzt du denn hier?" sagte Stine und versuchte, eine erstaunte Miene zu machen. Was geht das dich an!" antwortete er und trat sie gegen das Schienbein. Sie sank aus eine Kiste hin. saß zusammengekauert da und wiegte sich hin und her, die Hände um da« Bein gefaltet. »Aber Christian, lieber Christian," jammerte sie. Christian sah, daß sie ganz weiß im Gesicht war, und kroch aus seinem Bersteck hervor.Ihr könnt mich doch in Ruhe lassen." sagte er.ick Hab' euch nichts getan." Trotzig stand er da, starrte an ihr rprbqi und Wußte weder aus noch ein.
Wir haben dir doch auch nichts getan." sagte Stine. Es klang so elend und schutzlos. O. ihr meint vielleicht, daß man dumm ist und nichts sehen kann! Man prügelt sich mit den anderen herum und gibt ihnen eins in die Fratze und dann ist's doch wahr!" Was ist denn wahr?" Stine unternahm noch einen Versuch. Aber dann gab sie's auf und sank in sich zusammen; sie schlug die Schürze vors Gesicht. Christian machte sich hilflos cm ihren Händen zu schaffen. Brauchst doch nicht gleich zu heulen!" sagte er.Das ist dumm. Ich wollt' dir auch keinen Fußtritt geben ich Hab' mich bloß so geärgert." Ach, das macht nichts," erwiderte Stine schnaubend. Du darfst mich treten ich bin nichts Besseres wert." Sie versuchte zu lächeln und erhob sich; Christian faßte sie an. um ihr auf die Deine zu helfen. Aber er ergriff nur den Aermel ihres Kleides; es war, als ob er Angst davor hatte, sie selbst anzurühren. Dasselbe hatte sie bei den andern be- obachtet; sie lehnten sich nicht mehr an sie, empfanden gerade- zu Scheu vor ihrem Körper. Etwas, das sie nichts anging, hatte jetzt teil daran. Ach. Chistian ich Hab' nichts dafür gekonnt es ist nicht meine Schuld!" Sie hielt seine Wangen umfaßt und sah ihm in die Augen. Das weiß ich wohl," sagte er und wandte das Gesicht von ihr abund ich mach' dir auch keine Vorwürfe. Aber ich werd's ihnen heimzahlen!" Damit lief er die Trepve hin- unter und hinaus durch die Giebelluke sah sie ihn über die Dünen davon eilen, in nordöstlicher Richtung. Wo steckt Christian?" fragte Lars Beter, als die Familie beim Abendbrot saß.Er sollte mir helfen, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen." Niemand wußte es; Stine hatte ihre Zweifel, getraute sich aber nichts zu sogen. Als es Zeit war, zu Bett zu gehen, war er immer noch nicht zurückgekom- men.Dann strolcht er wieder herum," sagte Lars Peter niedergeschlagen.Da hat man sich darüber gefreut, daß er von der Krankheit kuriert sei. hat er doch ein ganzes Jahr oder länger nicht mehr vagabundiert... ja, seitdem er dich auf dem Bakkehof aufgesucht hat, Stine." Am nächsten Morgen brachte ihn ein fremder Mann. Sörine ging in die Küche.Hier ist ein Junge, der gewiß hierher zu euch gehört," sagte der Fremde und schob Christian in die Küche hmeiu.
Lars Peter erschien auf der Bodentreppe; er war soeben von der See nach Hause gekommen und war im Begriff, sich schlafen zu legen.Was is nu entzwei?" fragte er und sah von dem einen zum andern. Heut' nacht ist uns eine Strohmiete abgebrannt, und heut' morgen Hab' ich den da vor dem Gehöft versteckt ge- funden. Es ist wohl der reine Zufall gewesen, daß nicht mehr draufging." Der Mann sagte es gedämpft, ohne Leidenschaft. Lars Peter gaftte dumm vor sich hin, als begriffe er nichts.Das ist mir denn doch ein bißchen zu bunt was geht euer brennender Strohdiemen den Jungen an? Er ist doch nicht der Brandstifter, soviel man weiß!" Christian heftete seine Augen trotzig auf ihn. Du darfst mich prügeln' erklärten sie. Dazu ist ja nichts zu sagen wie die Sachen liegen,* sagte der Fremde. Lars Peter ahnte den Zusammenhang.Ist das etwa der Sohn vo mBakkehof?" fragte er. Der Mann nickt.Ja ... dann ist man weiß Gott   billig weggekommen," sagte er mit unheimlichem Lachen.Es wäre nicht zu viel für euch gewesen, wenn euch die ganze Kiste überm Kopf abgebrannt wäre, aber der Bursche soll deshalb doch eine Tracht Prügel kriegen. Jetzt mach', daß du ins Bett kommst!-- Uebri- gens hätt' ich wohl Lust, auch mit dir mal ein ernstes Wort zu reden," sagte Lars Peter zu dem Besucher, während er eine Jacke überwarf. Ja, unsereins hätt' wohl auch Lust, mit dir zu reden," erwiderte der Sohn vom Bakkehof. Lars Peter stutzte--- diese Antwort hatte er nicht eben erwartet. Sie gingen zusammen langsam ins Land hinein.Nun. wie hast du dir nun gedacht, dich mit dem Mädel ausein- anderzusetzen?" fragte Lars Peter, als sie die Hütten hinter sich hatten. Das müßt ihr hier bestimmen!" sagte Karl. Soll das heißen, daß du die Vaterschaft vor der Welt anerkennen willst?" Karl nickte.Ich Hab' nicht vorgehabt, mich darum zu drücken," sagte er und sah Lars Peter aufrichtig an. Das ist doch wenigstens etwas!" Lars Peters Stimme klang ganz erfrischt.Dann könnt ihr also heiraten-»..wann's sein soll." (Forts, folgt.)