die Schulter nahmen, so kann man dieses Verständnis auch nicht Arbeitern verweigern, die, eingeschüchtert oder aus falsch verstandener Solidarität, den tollen Märzputsch d. I. als bloße Mitläufer mitmachten. Die Annahme des sozialdemokratischen Antrags bedeutet einen Schritt auf dem Wege zur Gerechtigkeit. Daß auch nach ihm auf diesem Felde in Deutschland nach unendlich viel zu tun bleibt, wird keiner verkennen, der die Praxis man- cher Behörden und die Rechtsprechung vieler Gerichte aufmerk- sam verfolgt. Die Mißstände, die da noch herrschen, können leider nicht mit einem Schlage beseitigt werden, sicherlich aber können sie es nur dann, wenn die demokratische Verfassung unseres Landes auch mehr und mehr von demokratischem Geiste erfüllt wird und die Masse des arbeitenden. Volkes einen immer steigenden Einfluß auf das gesamte Staatswesen gewinnt. Kommunistischer Kritik kann die sozialdemokratische Reichs- tagsfraktion ruhig die Stirne bieten. Sic wird sich nicht beirren lassen durch das Geschrei von Leuten, die den Terror pre- digen, aber, wenn die Sache schief gegangen ist, um Gnade schreien. Ist es doch das Todesurteil des Putschis- m u s, wenn er eine großartig begonnene„revolutionäre Ak- tion" nicht anders zu beenden wußte als mit dem Schrei nach Amnestie!_
die Taktik der deutschen Volkspartei. In seiner„Täglichen Rundschau" schreibt der deutschoolks- parteiliche Reichstagsabgeordnete Rippler: Bisher hat doch die Deutsche Bvlkspartei nicht die geringste Neigung verraten, in diese Regie» rung einzutreten. Sie hat das Ultimatum aus wohlerwoge- nen Gründen abgelehnt und daraus die selbstverständlichen Folge» rungen gezogen. Wenn die demokratische Presse Tag für Tag den Eintritt der Volkspartei in die Regierung besprach, ihn bald als heilige Pflicht, als unabweisbare Forderung verlangte, bald liebevoll als besondere Gnade zubilligte, so hoben doch solche Scherze mit ernsthafter Politik nichts zu tun und belasten jedenfalls nicht das Konto der Volkspartei. Das Ultimatum ist angenommen worden; und dieser Tatsache muh Rechnung getragen werden. Man wird ob» warten müssen, wie die neue Regierung die Erfüllung des Ulti- matums zu verwirklichen gedenkt. Die Stellungnahme zum Ulti- matum zieht eine Scheidelinie, macht aber weder eine grundjähliche Opposition, noch eine voreilige Dertrauenserklürung notwendig. Man wird abwarten und Vorschläge der Regierung in Sachlichkeit prüfen, sie allerdings, wenn sie dos Gepräge der Klassenpolitik auf- «eisen, Erschütterung unserer Wirtschaft bewirken oder Sozialisie- rungscxperimente versuchen, rücksichtslos bekämpfen. Die„Tägliche Rundschau" hat allerdings nicht abge- wartet, sondern sofort begonnen, die Regierung Wirth nach deutschnationaler Metbode herunterzureißen. Im übrigen will in der Regierung Wirth niemand„Erschütterungen unse» rcr Wirtschaft" und„Experimente". Praktische Maßnahmen hingegen, die geeignet sind, die öffentlichen Einnahmen zu ver» mehren, werden ohne Rücksicht auf das Geschrei der betrofse- nen besitzenden Klassen durchgeführt werden müssen, sonst würde die Regierung allerdings„Klassenpolitik" treiben, und zwar die schlimmste, die es gibt. Die Deutsche Volkspartei rechnet offenbar damit, daß die Regierung auf die Dauer beiden Unabhängigen keine .Unterstütziti'.g finden wird und hält sich für diesen Fall bereit. -Die. Unabhängigen werden sich dessen bewußt sein müssen, daß sie durch eine falsche Taktik Deutschland zum zweitenmal .-.eme Regierung bescheren könnten, in der statt der Sozialdemo. ' kratse die Deutsche Volkspartei säße. Die Wiederholung dieses „Experiments", das bekanntlich auch nicht ohne„Erschütte- rungen" vor sich ging, können sie aber unmöglich wünschen. Ganz im Sinne R i p p l e r s schreibt auch die.National- liberale Korrespondenz": Für die Deutsche Volkspartei ist die zu beobachtende Haltung klar vorgezeichnet. Einem Kabinett Wirth mit einem so inhaltlosen, unklaren Programm kann sie ein Vertrauensvotum nicht bewilligen und noch viel weniger kann sie in ein solches Kabjnctt eintreten. Sie wird sich ihrer hohen
Zur Richard- Strauß -Woche. Strauß kommt nur noch als Gast zu uns, zur Frühlingszeit, auf dem Umweg von Wien noch Garmisch . Dann gibt er uns Gelegen- heit, einen Teil seines Gescmt-Bühnenschafsens gleichsam aus erster .stand zu erleben, und sein Freund Schillings bläst dazu die Fan- fare. Außer dem„Guntram" und der leider abgebrannten„Feuers- not" fehlt nur die„Elektro". Die historisch und musiktechnisch be- deutendsten Pole bleiben„Salome"(1905) und„Ariadne"(1912). In beide Arten von Bühnenspiel lasten sich olle anderen Werke stilistisch und mit allen Stilungleichheiten einreihen.„Salome", die .uns erst in Schreien, dann in Bewunderung, zuletzt nur noch in nervösen Reizzustand versetzte, ist Auftakt zu aller von Wagner ob- splitternden thearrolischen Strohkraft im Musikdramo, im Orchester- .und Singtechnischcn, eine urmoderne, gehirnlich empfangene und mit eigenen Ingenium fortgcsponnene, in jedem Notcnkopf interessante und interessierende Uebergongsarbeit. Sie wird verblasten, wenn stärkere, lebenswichtigere, zeitgemähere Reize unser Denken und Fühlen revolutionieren, sie wird oerschwinden, wenn das leidenfchaft- .liche Bekenntnis zur Welthysterie abgelöst ist, wenn der Weg wieder offen ist zu Bach, der gar nicht reizsam war, und wenn die gespen- stische, dcgenerative Melodie Ibsens ausgeblasen ist.„Ariadne"— des ist die Rückkehr zur Musik, die der„Rosenkavalier" mit zitternd- .silbrizcn Tönen angeregt hatte. Wäre die Stilverwirrung in dieser Doppeloper noch einmal zu lösen, läge sein musikalischer Goldkern so frei erkennbar wie in der Orchestersuite, die unsere Straub-Woche ein- leitete,— Strauß hätte sein ewiges Werk geschaffen. Aber es ge- nügt. daß dieser Meister, der nicht nur im standwerklichen, der auch an Intuition, Inspiration, an Einfollstüchtigkeit alle Nebenbuhler turmhoch überragt, daß dieser ejfektvollste Musikant auf dem notwen- digen Weg über die moderne Gespreiztheit und Erregtheit zurückfand zu der mozartischcn Reinheit und Klarheit des Gesanges, zur voll- endeten Sparsamkeit der Mittel, zur Abkehr von der Lautheit. Auf diesem Weg wird und muh die näc'� Oper Straußen? entstehen; -und c? bleibt zu hoffen, daß endlich eKimal in dieser Partitur die Melodie eines unbelasteten, gesunden, unoerderbten Weibes, einer Frau ohne pathologischen Schatten erklingen wird. Vor der Kunst soll klaren Auges das Ethos schreiten. Die Aufführunqen leitet Strauß selbst mit ruhiger, selbstbewußter, sinnlicher ssand. Frau Kemp ist Salome, vorbildlich, hingerissen, hinreißend, voller Blut und Rasse. Für die Z e r b i n e t t a holt man, da das Institut arm ist an Koloroturgröhen, die Meisterin Iva- g r ü n. Ein Tenor ist apscheinend auch nicht aufzutreiben, so springt Schubert als Bacchus ein, und eine Najadc aus fernstem Pro- r-zwinkel versinkt und versingt sich in namenlosen Tonarten zur herob. Sebr beherzt, schmuck und gesangstüchtig ist der Kom- ponift rrn Frau Elfriede M a r h e r r- Wagner: und trotz In- dispa.fi, io» bleibt Frau.ä c ck m a n n- Bettendorf stilsicher, pothetisch, glaubbasten Klage und Ruf. Alle um sie herum voller Lust bestrebt, dem Meister am Pult und damit dem hohen Publikum Freud « zu machen. Habt Dank!
Aufgabe als Partei des Wiederaufbaues bewußt bleiben, alle Dorlagen der neuen Regierung sachlich prüfen und benr- teilen und danach von Fall zu Fall entscheiden. Sie wird vn ollen Dingen ein aufmerksames Auge auf alle Schritte des Kabinetts Winh hoben und bestrebt fein, Zsiahnahmen zu verhindern, die geeignet sind, das Wirtschaftsleben des deutschen Volkes an der Wurzel zu treffen. Kühle, sachliche Opposition und größte Wach- samkeit— das ist die Parole der Deutschen Bolkspartei für die nächste Zeit._ Kleine Slutenlese. Um unseren Lesern einen kleinen Begriff von dem Ton zuteil werden zu lassen, aus den die deutfchnationale Presse jetzt durchgängig gestimmt ist. geben wir ein paar Zitate aus Heuligen Morgenblättern, wie sie uns beim Durchlesen gerade ausfielen. Die„Deutsche Tageszeitung" in einem Artikel über die Kriegsoerbrecherprozeffe:_ Ganz anders liegt natürlich der Fall, wenn in der harten Nor des Krieges sich etwa ein deutscher Unteroffizier oder Gefangenen- lagcrkommondant hat einfallen lassen, einen lümmelhaften englischen Rowdy oder einen unverschämten Pariser Zuhälter nicht mit Hand- schuhen und ohne'glückliche Spekulation auf den Ausgang des Krieges anzufassen. Was würde mobl die„Deutsche Tageszeitung" für ein Gs- heul anstimmen, wenn ein ausländisches Blatt die deutschen Kriegsgefangenen, die mißhandelt wurden, als R o w d i e s und Zuhälter bezeichnen würde? Die„Post" in einem Artikel über WalterRathenan: Wenn man tief in der Tinte sitzt, soll man sich nicht, sg pflegen manche Leute zu sagen, den gcachtetsten Iustizrat aussuchen, der Major der Landwehr(!!) und Verwalter von allerlei Ehren ist, sondern einen ganz gerissenen Anwalt. So einen, zu dem alle Schieber laufen. Der Fortgang des Artikels zeigt ganz deutlich, daß diese Worte auf Walter Rathenau gemünzt sind.— Dasselbe Blatt in einem Artikel über die Amnestiefrage: Die Zuchthäusler, diese nützlichen Mitglieder der mensch- lichen Gesellschaft, leben noch und wollen ihrem Berus wieder- gegeben sein____ Die Verbreche r, um die es sich Handell, haben sich politisch maskiert, wie der ganze Kommunismus es tut. Es mag wundernehmen, daß das angeblich so gebildete deutsche Bürgertum tagaus, tagein diese Sprache genießt. Aber der Spießer hat damit noch nicht einmal genug: auch im Feuilleton, in der Romanbeilage muß die Hetzarbeit sortgesetzt werden, ob nun in der„Deutschen Tageszeitung" Friedrich Freksa den Münchener Geiselmord in Fortsetzungen behandelt oder ob ein talentvolles Adelsfräulein in der„Deut- schen Zeitung" die Dintersche Rasientheorie durch einen Roman beweist, in dem alle Folgen der„Sünde wider das Blut" mit mathematischer Genauigkeit eintreffen. Aber die Nation der Dichter und Denker bleiben wir trotz alledem!
Nilitan'smus von links. Während die hinter der SPD. und USP. stehende Ar- beiterschaft S a ch s e n s in gemeinsamer Arbeit mit dem Haupt- betriebsrat der sächsischen Eisenbahner wiederholt ihren un- zweideutigen Willen zum Ausdruck gebracht hat, die Lage der Deutschen Republik durch Zulassung der Durchreife von Orgeschbanden und sonstigen Freischärlern nach Ober- s ch l e s i e n nicht noch mehr zu erschweren, bemühen sich die sächsischen Kommunisten wieder einmal, die Einhe it?- srontder Proletariatszu durchbrechen, indem sie im sächsischen Landtag folgenden Antrag einbrachten: Der Landtag wolle beschließen: Die Regierung wird beauftragt, zum Schutze gegen die sich in Bayern und Oberschlesien sammelnden konterreooluttonären Frei- korps sofort proletarisch« Selbstfchutzorganisotio- nen aus den Reihen der organisierten Arbeiter und Beamten, ins- besondere der Eisenbahner unter Kontrolle der Gewerkschaften und Betriebsräte zu bilden.
Lefsing-Thealer(Sommerspielzeit):„Die Ballerina des Königs" von Rudolf Presber und Leo Walther Stein. Nachdem die Liebschaft de? Preußenkönigs Friedrichs II. mit der als Tänzerin nach Berlin verschlagenen Barbarina in Roman und Film nach Kräften ausgeschlachtet, wird die Affäre jetzt auch dem Theoterpublikum serviert. Die Autoren haben sich die Sache außerordentlich leicht gemacht. Von einer Lustspielidee, die die vier Akte tragen könnte, ist nicht die Rede. Aber sie rechneten wohl, daß die wirbelnde Verve der Frau Leopoldine Kon st antin, die früher dem Reinhardt-Ensemble angehört«, aus Eigenem das Defizit begleichen werde, und die Erwartung hat sie nicht getäuscht. Sie konnte in der ihr auf den Leib geschriebenen Rolle nach Herzenslust alle Farben ihres Temperaments und ihrer Laune spielen lasten, so daß man darüber die Dürftigkeit des Textes fast vergaß. Eine Diva, der aller Theater staub und Schminke die urwüchsige Natur- kindlichkeit nicht haben kümmern können und die, des Zaubers ihrer hemmungslosen Naivitäten wohl bewußt, denselben verschmitzt, von Skrupeln unbeschwert, ausnützt, um eigensinnig ihre Wünsche(vor allem wo? die Gage und Präiente anlangt) durchzusetzen! Der König selbst gefällt ihr gar nicht übel, nur vermag sie es nicht einzusehen. daß aus diesem Grunde andere ihr nicht ebenso gefallen sollen. Als Friedrich einer Kollegin schnöderweisc einen Blumenstrauß oerehrt und in den Krieg zieht, ohne sie selber mitzunehmen, empört sie dieser Treubruch solchermaßen, daß sie kopfüber den Heiratsantrag eines reichen Berehrcs annimmt. Tendenziös dynastische Schönfärbereien, wie sie bei solchen Mrleqenhetten früher nicht hätten fehlen dürfen, waren erfreulicherweise vermieden. So auch im letzten Akte, der das Wiedersehen des„alten Fritz", des podogrageplagten griesgrämig- pessimistischen Menschenfeindes, mit dem trotz ihrer Jahre noch immer beneidenswerten und vergnügten Dämchen nicht ohne Stimmung schildert. Kurt Götz war namentlich in diesen Szenen gut. Die Konstantin wurde stürmisch applaudiert, aber auch jeder kleine, noch so bescheidene Scherz des Textes mit bewundernswerter Bei- fallsfreude aufgenommen. cit. Anleunen als Ankerplätze. Auf dem Riesenflugplatz zu Eroy- don, dem Luftschiffhasen von London , ist man zurzeit mit dem Bau einer großen Stahlantenne beschäftigt. Sie wird etwa -19 Meter hoch sein und ist dazu bestimmt, den lenkbaren Luft- schissen, die den direkten Berkehr zwischen London und Kaioo ver- mittel» sollen, als Ankerhalt zu dienen. Die Verwendung der Antennen, die es gestatten, dos schwierige Manöver der Verbrin- gung der Luftschiffe in die Hallen nach erfolgter Reise zu ver. meiden, hat die Probe auf dos Excmpel bereits glänzend bestanden. So ist beispielsweise das Luftschiff R 3Z seit drei Monaten an der Antenne d-s Flugzeugplatzes von Pulham verankert. Obwohl es in dieser Zeit wiederholt schwere Stürme durchgemacht hat. hat es nicht die geringste Beschädigung erlitten. Die jetzt im Bau befindliche Antenne von Croydon wird auf einem gewaltigen massiven Unterbau von Zement errichtet und erhält im Innern einen Fahrstuhl, der es gestattet. Waren und Passagiere, die dos Kairo -Schiff befördern soll, zur Höhe emporgetrogen. Eine zweite ähnliche Antenne wird in Kairo gebaut werden.
Der Zweck dieses Antrages ist Aar. Die Kommunkflett wissen ganz genau, daß die Sozialdemokraten— und mit ihnen gemeinsam in der letztem Zeit erfreulicherweise auch die Unabhängigen— sich mit gleicher Entschiedenheit gegen jeden Militarismus gewandt haben, von welcher Seite er auch komme. Indem die Kommunisten die „Bewaffnung des Proletariats" fordern, wollen sie ihr gerade in Sachsen beträchtlich gesunkenes Ansehen heben und sich neuen Agitationssroff schaffen, der ihnen seit dem mißglückten"Märzputsch ein wenig ausgegangen war. Daß die„Bewaffnung des Proletariats" selbstverständlich nur an Hand der kommunistischen Mitgliedskarte erfolgen würde, be- darf kaum einer besonderen Erwähnung. Ganz abgesehen von den innerpolitischen Wirkungen dieses wiedererwachlen Militarismus nach Adolf Hoffmannfchem Muster wären von einer Annahme des kommunistischen Antrages schwere außenpolitische Komplikationen zu erwarten. ?nternierunaslager Stargarö. Ueberaus skandalöse Zustände herrschen nach uns zu? gegangenen Berichten in dem Internierungslager Star, g a r d. Es handelt sich hier um ein Internierungslager ganz eigener Art, weder für Verbrecher noch für Gefangene, son- dern für Leute, zu deren Freiheitsberaubung eigentlich gar kein Grund vorliegt. Eine große Anzahl Osstuden sollten aus Deutschland unter dem Kurse Koch als„lästige Ausländer" ausgewiesen werden. Do aber die Ausweisung wegen der Grenzsperre der östlichen Staaten praktisch unmöglich war, so ist die preußische Regierung dazu geschritten, für diese Aus- länder Internierungslager zu errichten. Aber nicht nur, daß man Leute hier zusammenpfercht und ihrer Freiheit beraubt, deren einziges Verbrechen darin besteht, Ausländer zu sein, setzt man sie auch einer gemeinenund skanda - lösen Behandlung aus, derart, wie wir sie aus den Leipziger Kricgsver"brecherprozessen zur Genüge kennen. Mißhandlungen seitens der Wachmannschaften sind gang und gäbe.„M i st v i e h", S a n j u d" usw. sind die normalen Anreden. Dos Essen ist ungenügend und un- genießbar. Die„Jüdische Arbeiterstimme", das Organ der jüdischen sozialdemokratischen Arbeiter, veröffentlicht folgende charakteristische Episode: Bor einigen Tagen brach im Lager Stargard in einer Baracke ein Brand aus. Da die Barackentüren verschlossen waren, wollten die Internierten zum Fenster hinausspringen. Die Wach- posten bedrohten sie daraushia mit Erschießen. Da inzwischen der Brand einen außerordentlichen Umfang annahm, keiner- lei Löschgeräte vorhanden waren, bereits mehrere Personen schwere Brandwunden erlitten hatten, wagten die Unglück- lichen doch den Sprung aus dem Fenster. Der sollte ihnen schlecht bekommen. Die ersten, die heraussprangen,— wurden jämmerlich wißhandeli. Anstatt das Feuer zu löschen und den Leuten zu helfen. schlugen die Wachtposten mit Kolben auf die Internierten ein. Das wenige Hab und Gut der Leute, ihre Kleider, Geld, ihre Papiere find verbrannt. Mehrere Internierte liegen mit schweren Brandwunden im Lazarett. Ein Feldwebel erklärte am fol- genden Tage beim Appell, daß bei einem nochmaligen Brande nie, mand herausspringen würde..Die Juden sollen ruhig oerbrennen." Wir oerlangen, daß die Regierung sofort eine s ch a r f e Untersuchung dieser Zustände eintreten läßt, die Schuldigen rücksichtslos bestraft und dafür sorgt, daß sofort menschenwürdige Zustände unter der Kontrolle zuverlässiger Personen eintreten, wenn man sich nicht entschließt, das Internierungslager überhaupt aufzu- heben. Das wäre um so gerechtfertigter, als es sich bei der Mehrzahl der Internierten um jüdische Arbeiter handelt, die während des Krieges aus Polen usw. zur Zwangs- arbeit nach Deutschland — ähnlich wie die Belgier— hereingeschleppt wurden, und die nun noch dafür miß- handelt werden, daß sie während des Krieges als Bürge? anderer Staaten für Deutschland arbeiten mußten. Das portugiesische Parlament wurde a u f g e l ö st. Die Woblev zu den gesetzgebenden Körperschaften wurden auf den 29. Juni fest- gesetzt.
Das Urheberrecht in Ehina. Die chinesische Republik hat sich während des Weltkrieges ein neues Urheberrecht geschaffen. Der Wortlaut dieses bisher unbeachtet gebliebenen Gesetzes wird im „Droit d'auteur" unter Mitarbeit des chinesischen Gesandten in Bern , Uang-Pong Pao, in französischer Uebersetzung mitgeteilt. Die Schutz- dauer beträgt für Werke der Literatur und Kunst 39 Jahre, für Photographien 19 Jahre nach dem Tode der Dersasier. Folgende Werke unterliegen dem chinesischen Urbebcrgesetze nicht: Texte von Gesetzen, Verträgen, juristischen Dokumenten und Schriftstücken: Handbücher von Wohltättgkeitsgesellschaften; Artikel und Nachrichten in Zeitungen, die sich aus politische Fragen beziehen: Reden in öffent- lichen Versammlungen. ver ku Klux Klan, ein Geheimbund, der im Jahre 1895 von den Weißen der amerikanischen Südstaaten gegen die Neger ge, gründet wurde und durch seine Schreckenstaten sich einen furcht, baren Namen erwarb, ist jetzt wieder im Staate Texas erstanden. Die Wiederbelebung des Geheimbundes hängt mit der neu auf- geflammten Bewegung gegen die Neger zusammen. In Georgia fand vor kurzem ein großer Zug der Männer des Ku Klux Klon statt, bei dem Hunderte in schwarzen Masken und langen weißen Kleidern hinter flammend roten Kreuzen und Fahnen doherzogen. IW Als Aufgabe des Bundes wird der Kampf gegen Unsittlichkeit aller Art und gegen die Bermijchung de- weißen mit der schwarzen Rasse bezeichnet. Die Bevölkerung von Texas ist durch eine Reihe von Untaten und Verbrechen beunruhigt, die durch Banden mas- kierter Männer in den verschiedensten Gegenden ausgeführt wur- den. Angesehene Männer, die als negerfreundlich verdächtigt waren oder deren Maral angezweifelt wird, wurden auf offener Straße angefallen, geteert und gefedert, furchtbar verprügell und gezwungen, das Land zu verlasien. Ein angesehener Arzt in Bcoumont wurde z. B. geteert und gefedert und dann nackt aus einem Automobil im Mittelpunkt des Geschäftsviertels der Stadt herausgeworfen. Rablndronath Tagore hat in der gestrigen Aufführung seines Bühnenspiels„Das Postamt" in der Volksbühne bei. gewohnt._ Staatsover. Wegen NnpSHIi-bkcit der ffrau Hemp Leute Fr-itag .Der Bürger als Edelmann- und.Die Iofephs-Legende-'Anfang S Uhr). Di«.Frau ohne Schatten- wird Dienstag, den 7. oder Mittwoch, den 8. d. M. stattfinden. Die tfir die abgeänderte Borstellung.Frau obne Schalten- >1b7. AbonnemenlSvorstelluugt bereits gekaulien Eintrittskarten behalten für heute Freilag Gültigkeit, können aber auch bis zum Beginn der Bm« stcllung an der Kasse dcS Opernhauses zum Kaflenpreife zuzüglich des amtlichen Aufgeldes zurückgegeben werden. WtoHei LchauspielbauS. Sonntag nachm. 2'/, Uhr Sommer» nachtSIraum auxcr Abonnement. Berliner Stndicnwocheu für I«. und Ausländer veranfialtet >05 Kev.trolinstitut für Erziehung und Unterricht in den Tagen vom II. bis SV. Juli. Ter Lehrgang will ocrfnchcn. birrch das pädagogische, staatsbürgerliche, künftlerifche und wifienfchaftliche Leben nn deutigen Deutschland einen Durchblick zu bieten und von den kulturellen Leistungen und SntwicklungSlinicn nnlercs volles ,n groficn Zügen ein Bild zu ent- werfen. Er wendet sich daher m erster Linie an in« aiS Gäste hier wellenden Ausländer.