«Bttu'-üliirc'i»6« Ut Sl«Uääfciug fü fyaiif ataii tevdte abgesagt tucicca. Dieses Dokument zeugt von einer Dreistigkeit, die kaum Anspruch erheben dürste, von irgendeinem Menschen ernst genommen zu werden. Die bayerische Regierung hält es für angebracht, nochmals zu versichern, daß ihr der Mörder Gcreis unbekannt ist. Will sie damit den Vorwurf ent- kräften, sie habe Mörder gedungen— ein Vorwurf, der niemals gegen sie erhoben worden ist? Oder will sie ihre Unfähigkeit unterstreichen, den Mörder eines Vertreters der Arbeiterschaft ausfindig zu machen? Dieser Betonung bedarf es kaum noch, da man seit den Angriffen auf H i r s ch- feld, Saenger usw. nichts anderes mehr gewöhnt ist. Die Behauptung. Gareis sei nicht von einem politischen Gegner ermordet, beweist aufs neue, daß die bayerische Regierung sich schützend vor eine Mörderbande stellt, die allerdings dieses Schutzes dringend bedarf. Der letzte Satz des Pamphlets enthält im übrigen eine bewußte Unwahrheit, die von der bayerischen Regierung völlig zu Unrecht der sozialistischen Berliner Presse zum Vor- wurf gemacht wird. Es wird nämlich der Versuch gemacht, es so hinzustellen, als fei der Streik in Bayern infolge Mißglückens für heute abend abgesagt worden. In Wirklichkeit ist Herrn v. Kahr genau so gut wie uns bekannt, daß der Streik von vornherein auf drei Tage befristet war. Jedenfalls soll sich die bayerische Regierung nicht wundern, wenn die Neigung der Arbeiterschaft, durch einen Dauer streik Kahr und die übrigen Kabinettsmitglieder zum Rücktritt zu zwingen, durch derartige Entstellungen außerordentlich gestärkt wird.
Liquiöierung öes flufsttmöes in Sicht. Oppeln , 13. Juni.<Eig. Drahtber. d. Dorm.) Zwischen dem deutschen Selbstschutz und den polnischen Linien sind stellenweise i'tcralliierte Truppen geschoben, die Kampshandlungen verhindern. Im deutschen Selbstschutz herrscht darüber Unmut, weil man an die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung auf diese Weise nicht glaubt. Der deutsche Selbstschutz wurde von dem Eingreisen der Entente- -"Uppen zwischen den deutschen und den polnischen Linien nicht . enochrichtigt, so daß die Anwesenheit der Ententetruppen erst durch deutsche Patrouillen festgestellt werden mutz. Dadurch entsteht die lZefahr bewaffneter Zusammenstöße. Dieses Verhalten der Entente- trupvenleitung ist umso erstaunlicher, als zwischen Teilen der Entente- rruppen und dem deutschen Selbstschutz, der zurzeit noch u n e n t- be h r l i ch ist, Verhandlungen möglich und aufgenommen waren. Bemerkenswert ist, daß die Engländer den Selbstschutz teilweise durch die Aushändigung von Waffen unterstützen. Dagegen gaben andere englische Truppen polnische Gefangene, die vom Selbstschutz eingebracht waren, wieder frei. So wurden erst vor wenigen Tagen 70 bewaffnete Polen , die von Deutschen bei Kreuzburg gesangen genommen worden waren, von den Engländern mitsamt den Waffen wieder entlassen. Die Bevölkerung in den betreffenden Ge- bieten ist äußerst p e s s i m i st i s ch, da sie wenig Hoffnung aus ein Durchgreifen der Interalliierten Kommission hat. lieber die Ge- mcinschafl zwischen Polen und Franzosen besteht kein Zweifel. Meine Befichtigungsreise Oppeln -Löschwitz , Slawentzitz, Kandrzin, Kofel zeigte vandalisches Treiben und unzählig« Terrorakte der Polen gegen deutsche Bewohner. Im Rückzüge bedrängt, hatten die Polen in dem angegebenen Gebiet sämtliche Brücken und Stege gesprengt. Der Sachschaden beträgt Millionen. Die Domänen und privaten Güter wurden des Viehs und der Pferd« beraubt. Piele Wohnungen der Geflüchteten wurden zerstört, ihr Mobiliar ist vernichtet. Ge- fangen« Selbstschutzleute und deutsche Abstimmungsleiter wurden geradezu bestialisch behandelt. Die Lage an der Front bestätigt die Mitteilungen über die Absicht, den Ausstand zu liquidieren. Tie Interalliierte Kommission befiehlt, die Räumung am 20. Juni vorzunehmen. Sowohl die Polen wie der Deutsche Selbstschutz sollen das van den Ententetruppen zu besetzende Gebiet zonenweise räumen. Engländer und Franzosen wollen sofort nachrücken. Die Gewerk- schoften und die politischen Parteien hoben aber der Interalliierten Kommission mitgeteilt, daß die Auflösung des Selbstschutzes erst in Frage kommt, wenn der Aufstand restlos und wirksam niederge- schlagen und Leben und Eigentum der oberschlesischen Bevölkerung f i ch e r.g e st e l l t sind. Sodann wird gefordert: tatsächliche Ent- maffnung der Aufständischen, Ausweisung der Köngretzpolen und Sperrung der Grenze gegen Polen und eine zentral geleitete Polizei- truppe aus einwandfreien Leuten. Diese Forderung ist umso be- rcchtigter, als die polnischen Mitglieder der nach dem Augustputsch gebildeten AbstimmurnjspoUzci zur kernlruppe der Aufständischen geworden ist und zu dem Umfang des Aufstandcs wesentlich beige- tragen hat. Oppeln . 13. Juni. (Eigener Drahtbericht de«„Vorwärts".) Die Räumunasaktion der interalliierten Truppen schreitet fort. In dem Frontabschnitt von Ratibor , wo gestern noch interalliierte Truppen eingreifen mutzten, um die polnische Artillerie zum Schweigen zu bringen, wurde infolge eines Ultimatums der Entente ein Wafsenstillstand abgeschlossen. Heute nachmittag räumten die Po- lcn eine Reihe von Ortschaften bei Ratibor . Da der Selbstschutz Weisung hat. nicht nachzurücken, hören damit die Kampfhandlungen auch dort auf, und es ist die Bildung einer neutralen Zone auch an dieser Stelle zu erwarten. Die Entwaffnung der Insurgenten innerhalb der sogenannten neutralen Zone wird nicht überall mit der genügenden Energie durchgeführt oder erfolgt so langsam und in der Regel derart, daß den Polen die Möglichkeit bleibt, ihre Waffen zu verschieben._
belgischer wink nach Leipzig . Brüssel . 13. Zvni(Agenee belge.) Oer Ministerrat nahm von den Entscheidungen Kenntnis, die das Reichsgericht in Lelpsig gefällt hat. Räch den Bestimmungen de» Abkommens der Alliierten. das in diesem Punkte gegenüber dem versailler Vertrag« Milderungen angenommen hat, können die Sutscheidungen diese» Gerichte» nur als Proben angesehen werden, durch die die deukscheu vehärden ihren loyalen willen bekunden sollen, die verbrechen nachdrücklich zu bestrafen, deren Tatbestände ihnen die kriegführenden Staaten vorgelegt haben. Sobald die belgische Regierung die Berichte ihrer Delegierten in Leipzig empfangen haben wird, wird sie prüfen, ob die Probe, so wie sie sich aus den ersten Enischeidunzen ergibt, als befriedigend angesehen werden kann.
Neichskommissar für wkeöeraufbau. Berlin , 13. Juni. (WTB.) Der Präsiden: der ReichirücklieferungZ- kommifsion. Kommerzienrat Dr. jur. G u g g e n h e im r r. ist vom Reichspräsidenten bis auf weiteres mit der austragsweisen Wahr« nehmnng der Geschäfte des ReichSkommisiorS zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den zerstörten Gebieten im Ehrenamt betraut-
Kampf um den Friedensschluß. Zu dem Beschluß des nord- amerikanischen RepräfentanlenhanicS. an der Resolution B orter kein- Abänderung mehr vorzunehmen, teilt„Ehicago Tribüne" auS Wafhinglon mit, da der Senat die Resolution Knox bereits angenommen habe, so werde durch die Annahme der Resolution Porter im Repräsentantenhaus ein langwieriger Kampf zwischen beiden Körperschaften entbrennen, der möglicherweise nur 1>urch das Eingreifen des Präsidenten beendet werden könne. Reuer polnischer Außenminister anstell? Saplebas ist der bis- herige Gesandte in Rom , Konstantin Slirmunt.
In der Fortsetzung der gestrigen Verhandlung gegen Hölz be-' richtet Gerichtsarzt Dr. Hirsch, der den Angeklagten nach dessen Einlicferung ins Untersuchungsgefängnis untersucht hat, über den Lebenslauf des Angeklagten, wie ihn dieser geschildert hat. Hölz habe die Eemeindefchule bestickt und sei dann Techniker geworden. Später habe er versucht, das Einjährigen-Examen nachzuholen, habe aber in- folge Arbeitsüberlastung nicht durchgehalten. Der Sachverständige berichtet dann eingehend über die Intelligenzprüfungen, die er mit dem Angeklagten vorgenommen hat. Von einer Geistes- krankheit könne keine Rede sein. Sonst habe die Untersuchung nichts ergeben, was unter die Voraussetzung des§ S1 falle.— Der nächste Sachverständige, Dr. Bürger, weist zunächst auf einen Selbstmord- oersuch des Hölz beim Militär und die krankhafte Hysterie des An- geklagten hin. Hölz habe früher u. a. die Werke von Tolstoi und Tagore mit gutem Verständnis durchstudiert. Wenn auch bei Hölz jetzt nicht von einer Geisteskrankheit die Rede sein könne, so sei er also doch kein gesunder Mensch. Er weise eine große Energie und riesigen Fleiß auf, jedoch fehle ihm Einsicht in sein Tun. Nach allem halte er Hölz für einen Mann von erheblichverminder- ter Zurechnungsfähigkeit. Der dritte Sachverständige. Medizinalrai Dr. Stürmer, er- klärt zunächst, daß er bei der Untersuchung des Hölz große Schwierig- keiten gehabt habe, da der Angeklagte aus Abneigung gegen die Aerzte jede körperliche Untersuchung glatt abgelehnt habe. Der Sach- verständige kommt zu dem Schluß, daß er bei Hölz keine Zeichen von Geisteskrankheit und auch keine verminderte Zurech- nungsfähigkeit erkennen könne. Dagegen liege eine gewisse Hysterie vor. Auf Veranlassung der Derteidigung schildert dann Hölz, wie er in die kommunistische Bewegung gekommen sei.„Ich bin Gefühls- kommunist aus begeistertem Herzen. Als Borsitzender des Arbeits- losenverbandes wurde ich für die Requisitionen usw., die vorkamen, verantwortlich gemacht und man setzte auf meinen Kopf Prämien von 30<X> bis 30 000 M. aus. Infolgedessen tauchte ich unter, bildete mich wissenschaftlich weiter, floh aber trotz aller Verfolgungen nicht ins Ausland, sondern wirkte illegal in Mitteldeutschland weiter. Nach dem K a p p- P u t s ch erst flüchtete ich in die T s ch e ch o- s l o w a k e i, die mich nicht auslieferte, da sie meine Taten als poli- tische Vergehen ansah. Seit dem April 1910 werde ich wegen Land- frisdensbruches in Falkenstein steckbrieflich verfolgt.— Staatsanwalt I ö g e r: Da sich der Angeklagte hier als der ewig Berfolgte betrachtet sehen will, möge er sich auch einmal über die Plünderungen und Billenbrände äußern, die er geleistet hat.— Hölz: Wir Kommunisten sind im Prinzip gegen jede Zerstörung, denn wir betrachten alles Vorhandene als gesellschaftliches Eigentum. In einigen Fällen mußte ich zu dem taktischen Mittel der Zerstörung greisen, um Opfer an Menschenleben zu vermeiden. Ich mußt« die Bourgeoisie einschüchkern, und tatsächsich habe ich das auch erreicht, daß die Bürger selbst die Regierung ersuchten, keine Trupen zu schicken aus Furcht vor weiteren Zerstörungen. Ich habe Villen verbrannt, um den Bürgern zu zeigen, daß die revolutionäre Arbeiterschaft zu allem entschlossen sei, und dafür trage ich die volle Berantwortung.— Vors.: Sie hoben sich dann in Mitteldeutschland das A u t o m o b i l eines Grund- befitzers verschafft, haben Dynamit requiriert und sind nach Eis- leben gefahren, um die Villa des Oberstadtsekretärs N« h l s anzu- stecken?— Hölz: Ich erhielt im Klyster Mansfeld Meldung, daß in Eislcben Kämpfe stattfänden, und brachte im Lastauto Verstärkungen dorthin. Unterwegs traf ich Genossen, welche bereits aus dem Kampfe kamen und drei gefangene Sipolcutc mit sich führten, die von der anderen militärischen Oberleitung bereits zum Tode ver» urteilt waren. Ich oerhinderte, daß ein anderer aus dem Kampf zurückkehrender Trupp von Genossen, die sehr erbittert waren, diese Sipolcute erschoß. Ich fragte sie, ob es möglich sei, daß ihre Käme- roden ihre Massen ablegten. Hölz schildert hierauf die Brandlegung im Hause des Oberstadtsekretärs N e h l s, die er als Emschüchterungs- versuch darstelll.— Vors.: In dem Hause des Oberstadtsekretärs haben Sie dann«ine Wache zurückgelassen, welche verhindern sollte, daß das Feuer gelöscht würde?— Hölz: Die Genossen sollten das Feuer später selost löschen, nachdem die Bürger gesehen hätten, daß es uns ernst war.— Vors.: Ist denn die Sipo nun abgezogen?—Hölz: Nein. Es kam dann zu einem größeren G e- focht.— Vors.(einfallend): Bei dem die Villa des Arztes Dr. E b e r t gesprengt wurde. Hieraus wurde in die Beweisaufnahme eingetreten. Der erste Zeuge ist der Fahrsteiger H e n n i ck e aus Kloster Mansfeld. Er berichtet, daß an einem Vormitttaa in den 5?os der dortigen Schachtanlagen«in Trupp von etwa 25 Radfahrern ge- kommen sei, deren Anführer ihn, den Zeugen, gefragt habe, ob er nicht wisse, daß Generalstreik sei. Er solle binnen emer Viertel- stunde seine Leute aus dem Schacht herausholen. Auf den Hinweis des Zeugen, daß das nicht so schnell ginge, wollte sich der Radfahrer zunächst auf nichts weiteres eintasten. Er solle den Arbeitern nur sagen:„Der Höchste ist da" Schließlich sei dann ein anderer Radfahrer, ein ehemaliger Bergmann, an den Anführer herangetreten und habe gesagt:„Max, dos geht nicht, in der Zeit können die Leute nicht ausfahren. Sie brauchen mindestens anderthalb Stunden dazu." Schließlich sei der mit Max Angeredete auch darauf eingegangen und die Arbeit sei dann in dem Schacht eingestellt worden.— Vors. zu m An g e kl.! 5)ölz, sind Sie das gewesen?— Angekl.: Das weiß ich nicht. Der nächste Zeuge, der Klempnermeister G ö r z au« Kloster Mansfeld. weiß nichts Wesentliches zu berichten. Sehr ausführlich dagegen äußert sich der folgende Zeuge, der Kaufmann Alfred Leß aus Berlin . Er sagt u. a.: Ich war während des Aufstandes im März d. I. geschäftlich in Kloster Mansfeld tätig. Dort hatte Hölz im Gasthaus„Goldener Ring" sein Hauptquartier aufgeschlagen. Als ich an dem Gasthof vorüberging, kamen plötzlich Bewaffnete auf mich zu. erklärten mich für verhaftet und führten mich zum obersten Aktionsausschuß. Dort saß Max Hölz . Er fragte mich nach meinen Papieren und meiner Tätigkeit, sowie ob ich mich der Sache zur Verfügung stellen wollte oder ob ich ein Spitzel sei. Notgedrungen antwortete ich, daß ich mich zur Verfügung stellen wollte. Mir wurde darauf erklärt, daß ick als Schreiber Verwendung finden würde. Hölz ernannte dann Führer, die mit je vier Mann die Leute au« ihren Wohnungen holen und dem Aktionsausschuß eventuell mit Gewalt vorführen sollten. Ich selbst mußte für diese Führer die Ausweise schreiben, die die Unterschrift des Aktionsausschusses und den Stempel:„Kom- munistische Partei, Abteilung Heldra " trugen. Hölz erklärte, er würde jeden, der sich drücken wolle, öffentlich brandmarken, damit die Frauen säben, was sie für feige Männer hätten. Während meiner Tätigkeit als Schreiber entstand auf der Straße ein großer Lärm. Ich hörte den Ruf:„Holt, oder wir schießen! Ich ging hinunter und sah, daß man das Auto des Maschinenfabrikanten H o s f m a n n beschlagnahmte. Auf die Frage Hoffmanns, mit welchen! Recht das geschehe, antwortete Hölz:„Jetzt ist General- streik. Ihr Auto ist beschlagnahmt Und auf den Hinweis Hofsmanns, daß er in dem Auto Brot für seine Arbeiter holen wolle, erklärte Hölz zu den Umstehenden:«Ich arbeite schon seit zehn Jahren nicht mehr und es geht mir gui. Warum fallt Ihr es nicht so haben, wie ich." Es ist mir auch bekannt, daß der Angeklagte Kuriere nach Berlin , Leipzig und Halle geschickt hat, um Ver- störkungen heranzuholen. Mit einem dieser Kuriere habe ich selbst gesprochen. Er erzählle mir, daß er bei der DKPD. in Berlin um Verstärkung gebeten habe und daß min ihm dort versichert habe, in Berlin ginge es auch bald los. Ucberhaupt war in Klostcrmansfeld allgemein die Nachricht verbreitet, daß in Verlin arosie Un- ruhen herrschten und. daß es dort kein Gas und Licht mehr gäbe. Weiter wurde mir erzäflt, d''ß Heiz auch die
im Prozeß Holz. Sprengung der Sleinbahnslrecke Heldra— hettsledt geleitet habe. Als die Schutzpolizei aus Klostermansfeld anrückte, war der Akttonsausschuß plötzlich verschwunden und ich entfernte mich des- halb auch.— Bors.: Hölz, stimmt das alles!— Angekl.: Ich könnte den Zeugen durch acht bis zehn andere Zeugen eines Mein- e i d s überführen, ich tue es aber nicht, der arme Teufel tut mir leid, er kann ja knapp auf den Beinen stehen. Ich gönne ihm die Belohnung, die er erhalten hat.— Z e u g e: Ich habe keiner- lei Belohnung erhalten. Der nächste Zeuge, Polizeikommissar Ueberscheer- Eisleben, schildert die Vorgeschichte des Aufstandes in Eisleben und weist be- sondern auf die Tätigkeit des Redakteurs Schneider von der „ManMldcr Volkszeitung" hin. Nach dem Einrücken der Schutz- polizei tz?i dann Hölz in Eisleben angekommen und habe dort zur Aktion gegen die Schupo ausgerufen. Auch zum Plündern soll er aufgefordert haben mit den Worten:„Holt Euch wieder, was die Besitzenden Euren Vätern und Brüdern geraubt haben. Und wenn Euch dabei die Polizei in die Quere kommt, dann s ch l a g t s i e nieder." Der Zeuge geht dann aus den weiteren Verlauf der Eielebener Unruhen und aus die am Karfreitag erfolgte Sprengung der Villa Heimboldt ein.'— Vorsitzender zum Angeklagten: Hölz, haben Sie die Villa gesprengt?— Angekl.: Ich muß erst wissen, wo die Villa lag.— Zeuge: Sie stand am Marktplatz.— Angekl.: Meines Wissens ist das Haus des Doktors E v e r s und das eines Bergwerksinspcktors gesprengt worden.— Zeuge: Dos letztere war die Villa Heimboldt.— Rechtsanwalt H« g e w i sch: Ist dem Zeugen bekannt, daß der Angeklagte zwei von den Arbeitern festgenommene Schutzpolizcibeamte vor dem Tode bewahrt und sie als Parlamentäre zur Schupo gesandt hat, um diese zur Entfernung zu veranlassen?— Zeuge: Ich habe davon gehört, daß er einen Wachtmeister zum Kommando der Schutzpolizei geschickt hat. Seitens der Verteidigung wurde hierzu die Ladung des Eis- lebener Oberbürgermeisters Dr. Riese und des Majors der Schutz- Polizei Volte- Magdeburg beantragt. Der Hüttenarbeiter Otto Morgen st ern schildert die Versuche der Kommunisten, am 21. März im Mansfelder Revier den Gene- r a l st r e i k zu proklamieren. Dieser Versuch sei nur teilweise geglückt, da ein großer Teil der Arbeiterschaft widerstrebte. Am folgenden Tag fand dann in Mansfeld eine Äersammlung im Volks- hause statt. Hier hielt Hölz wirre und verhetzende Reden. Unter anderem sagte er auch:„Wir schlachten nicht bloß Hunde, sondern auch Menschen. Nehmt Euch, was Ihr findet und kriegen könnt." Am folgenden Tage war ich Zeuge, wie Hölz in die Wohnung des Ober- stadtsekretärs N e h l s am Breiten Weg eindrang und dort Brand legte.— Vors.: Haben Sie gesehen, daß Hölz auf dem Marktplatz nach dem Kaufmann H i l d e s h c i m geschossen hat?— Z e u g e: Ich habe gesehen, daß Hölz mehrere Schüsse nach oben abgefeuert hat.— Ein Beisitzer: Haben Sie für Ihre Aussage von irgend jemand eine Vergütung erhalten?— Zeuge (erregt): Nicht das Geringste. Ich stehe unter meinem Eide und sage aus, weil mich mein Gewissen dazu drängt. Dieser Mann(auf Hölz zeigend) hat Tausende von Familien durch seine verbrecherische Tätig- kett ins Unglück gestürzt. Der nächste Zeuge, Kassenbeamter W a t t t o w s k i, gibt dann eine sehr ausführliche Schilderung der Vorgänge, die sich im März in der Kreissparkasse zu Helmstedt abgespielt haben, wo eine Bande von Hölz die Kassenschränke zu plündern versuchte. Sech» Be- waffnete fuhren im Auto vor die Sreissparkasse und versuchten sich Eingang zu verschaffen. Die Beamten sperrten die Türen ab, doch drangen die Schwerbewaffneten durch die Fenster ein. Durch die Geistesgegenwart des Kassierers gelang es, die Schlüssel in Sicherheit zu bringen, so daß die Räuber nicht in die Tresors einzudringen vermochten. Der Zeuge wurde als Geisel nach Heldra verschleppt und dort mehrere Tage festgehalten.„Ich blieb dort unter ständiger Bewachung, da der Aktionsausschuß von Heldra mich zum Tode verurteilt hatte. Als jedoch die S i p o in den Ort einrückte, lief die ganze Bande auseinander.— Hölz: Im Prinzip ist es ja gleichgültig, ob ich eine Kasse mehr oder weniger, wie Sie sagen, ausgeplündert oder, wie ich sage, für das Prole- tariat beschlagnahmt habe. Ich leugne aber meine Taten nicht ab. Und hier irrt sich der Zeuge. Die sechs Männer handelten zwar auf meinen Befehl, aber ich war nicht dabei.— Zeuge: Hölz befand sich unter den sechs Kerlen und ich habe ihn bei der ersten Vernehmung sofort wiedererkannt. Dann folgte die Vernehmung des Bergarbeiters Friedrich Ho- necke aus Heldra , der gegenwärtig sich in Untersuchungshaft wegen Beteiligung an den Hölzschen Straftaten befindet.„In Heldra war ich dabei, wie Hölz von der Familie des Pastors Schmidt, den er verhaftet hatte, Geld zu erpressen suchte. Ich sagt«:„Aber Max, laß doch den Mann gehen." Darauf erwiderte er:„Q u a t s ch n i ch t, ein Diener Gottes darf überhaupt kein Geld be- halten." Als ich noch eine Einwendung zu machen ver- suchte, setzte mir Hölz den Revolver aus die Brust und befahl mir, ich solle mich sofort bei der Roten Armee melden. Als ich einwandte, ich fei Kriegsbeschädigter und könne das nicht, wollte er mich in den Aktionsausschuß schicken. Als ich auch das ablehnen wollte, sagte Hölz: Dann kriegst du eine Kugel in den hintern." Dann bekam ich ein Fahrrad und mußte die Hölzsche Kolonne begleiten. Zunächst wurde aus der Dynamitfabril Lein dach mit einem Lastauto Sprengstoff geholt. Hölz lud einen Teil in ein L» x u s a u t o, und damit fuhren wir nach Hettstedt . Hier flüchtete ich, wurde aber in Blankenhain als Spitzel festgenommen und wieder zu Hölz zurückgebracht. Wir kamen dann nach Ammendors, und dort lieh 5zötz das Dynamit ver- teilen. Er selbst nahm ein Paket unter den Arm und begab sich nach dem Postgebäude. Ich ging langsam hinterher. Als ich am Bahnhof ankam, flog die Post schon in die Luft. Hölz: Von die- ser Erzählung ist kein Wort wahr. Justizrat B r o h: Dieser Zeuge gehört zum deklassierten Proletariat, und ich möchte seiner Aussage wenig Glauben beimessen. Weshalb treten Sic denn als Prolet gegen Hölz auf, der doch für das Proletariat bis zuletzt yekämpit hat? Zeuge: Weil es verbrecherischer Wahnsinn ist, was' Hölz getan bot,»nd weil er so manchen Familienvater ine Un- glück gebracht hat. Iustizrat Fränkl: Sie stellen die Sache so dar, als ob sie zu allem gezwungen worden sind. Konnten Sie denn nicht vor Hölz flüchten, wenn es Ihnen dort nicht gefiel? Zeuge: Nein, er ließ ja alle Wege sperren, und bei einer Ver- sammlunq in Heldra wurden die Türen durch Bewaffnete besetzt. Als Hölz nochmals betont, er sei bei dem Uebcrfall auf die Spar- koste in Helmstedt nicht dabei gewesen, habe aber den Ueberfall or- ganisiert, kommt es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen einem der Beisitzer und der Verteidigung. Als Iustizrat Broh noch- mals die Erklärungen Hölz' sehr weitschweifig wiederholt, erklärt der Beisitzer, daß er diese Ausführungen nicht höre. Iustizrat B r o h bezeichnete diese Aeußerung als unerhört, denn sie zeige, daß in einer Sache, wo es um Leben und Tod des Angeklagten gehe,«in Richter des Ausnahmegerichtes bereits während der Verhandlung sein Urteil gefällt habe. Auch Iustizrat Fr an kl protestiert und bedauert, daß er in diesem Stadium der Vorhand- lung den betreffenden Richter nicht mehr ablehnen könne.
Waffenstmde bei Sera. Die„Magdeburger Zeiwnq" meldet aus Gera : Beamte des Staotskcmmistars fanden am Sonnabend zwischen Gera und Ronneburg ein Lager von Infanterie- und Maschinengewetrmunition. Zwischen 30 000 und«9 900 Pa- tronen wurden beschlagnahmt und dcr Reichst.euhandgefeUjchaft in Erfurt zugeführt.