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Die Regierungsvorlage bemißt den für Werbungskosten. Beiträge usw. vom Steuerabzug freizustellenden Iahresbetrag auf 1800 M.. was umgerechnet auf den Arbeitstag(bei 300 Arbeitstagen) einen Steuerbetrag von 60 Pf. ergibt. Es fragt sich, ob dieser Betrag für alle Fälle hoch genug bemessen ist. Die Regierung selbst verneint diese Frage und schlägt vor, daß dem Steuerpflichtigen das Recht der persönlichen Ber- a n l a g u n g zustehen soll, sofern er Anspruch auf einen Ab- zug für Werbungskosten von mindestens 2700 Mk. erheben kann. Es wird aber Vorkehr zu treffen sein, damit auch der Steuerpflichtige, der Werbungskosten von zwar mchr als 1800 Mark, aber weniger als 2700 M. hat, zu seinem Recht kommt. Lohn- und Gehaltsempfänger, die neben dem Arbeits- einkommen noch anderes Einkommen haben, sollen der Ber» anlagung unterliegen, wenn das Einkommen aus anderen Quellen mindestens 300 M. beträgt. Hier wird in Rücksicht auf die Kosten der Veranlagung eine Erhöhung auf wenig- stens 300 M. zu verlangen sein. Unständige Arbeiter, die am selben Tag oder in derselben Woche bei mehreren Arbeitgebern beschästigt sind, und bei denen die Ermäßigung für Frau und Kinder und die Wer- bungskosten nicht auf die verschiedenen Arbeitgeber vertellt werden können, sollen einem Steuerabzug von 7 Proz. statt von 10 Proz. unterliegen. Hier fragt es sich, ob der Abschlag von 3 Proz. ein ausreichender Ausgleich für die gesetzlich vorge�henen Ermäßigungsabzüge ist. 3*merkt sei noch, daß Lohn- und Gehaltsempfänger mit mehr als 24 000 M. Jahreseinkommen zwar auch künftig dem lOprozentigen Steuerabzug unterliegen, aber am Jahres- schluß veranlagt werden und den abgezogenen Betrag auf ihre Steuerschuld angerechnet bekommen.

Reaktionäre unter sich. Die Sozialdemokratie ist seit langer Zeit das Sorgenkind der Deutschen Volkspartei . Diese steht auch heute noch, getreu ihrer nationalliberalen Vergangenheit, auf dem mannhasten ..Einerseits-Andererseits-Standpunkt"; sie wirbt zwar um den Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung, wenn es sich vorteilhaft trifft, daß die Sozialdemokratie die V e r a n t- wortnng für volksparteiliche Handlungen iragen könnte, sie ist aber gleichzeitig g e g e n die Sozialdemo- kratie, wenn ihrLiebeswerben" ihr von den Deutschnatw- nalen vorgehalten wird. Die offizielle Korrespondenz der Dcutschnationalen Volkspartei veröffentlichte aus Lieanitz eine Zuschrift, die sich mit S t r e s e m a n n s Freiburger Rede be- schaftigt. Es wird gesagt, Stresemanns in Freiburg ausge- fprochene Bereitschaft, mit der Sozialdemokratie zu arbeiten, sei nichts weiter alsdas alte Liebeswerben um die Sozialdemokratie". Weiter heißt es in der Zuschrift: Und da ist es der volksparteiliche Führer Stresemann , der die Forderung stellte, daß auch diese bescheidenen Fortschritte wieder beseitigt werden, mit anderen Worten, daß mindestens die Braun und S e v e r i n g wiederkehren. Diese Stellung kommt .praktisch darauf hinaus, daß Stresemann es ablehnt, in eine rein bürgerliche Regierung einzutreten." Diesen schweren Vorwurf darf die Deutsche Volkspartei selbstverständlich nicht auf sich ruhen lassen, und so rückt sie in ihrem offiziellen Parteiorgan, derNationalliberalen Korre- spondenz", weit von diesem Verdacht ab. Es wird als grobe Fälschung der Wahrheit" bezeichnet, daß Stresemann es ab- lehne, an einer rein bürgerlichen Regierung teilzu- nehmen, und besonders empört wird die Vermutung zurück- gewiesen, als beabsichtige Stresemann die Wiedeistehr von Braun und S ev e r i n g herbeizuführen. Die Sozialdemokratie kann diesen Auseinandersetzungen der im Augenblick feindlichen Brüder mit stiller Hesterkeit zu- sehen, ohne sich in den Streit der beiden einzumischen. Er- freulicherweise liegen die Dinge etwas anders, wie dieRatio- nallibsrale Korrespondenz" sie darstellt. Die Wiederkehr sozial- demokratischer Minister in Preußen hängt denn doch von ganz anderen Faktoren ab als von der Gnade Stresemanns. "

phllossphie unö Proletariat. In den Wirtschaftlichen Nöten unserer Zeit macht sich ein geistiges Streben bemerkbar, das für die Zukunft ohne überfchwänglichen Optimismus zu frohen Hoffnungen berechtigt. Zwei Klasien, zwei Weltanschauungen ringen miteinander um die Macht, und während das Bürgertum langsam, aber unaufhörlich von der geistigen und wirtschaftlichen Bühne des Jahrhunderts zurücktritt, gewinntder vierte Stand", das Proletariat, Schritt für Schritt alte Positionen, um sie neu auszubauen und mit neuem Geiste zu erfüllen. Bevor bestimmte Folgeerscheinungen, die mit dem Auftreten neuer Ideen Leben gewinnen, zur Auswirkung gelangen, müssen diese Ideen in ihren Trägern vorhanden sein. Bürgerliche Wirt- schaft, bürgerliche Geschichte, bürgerliche Kunst konnte es erst geben, als die Klasse des Bürgertums sich als Klasse konsolidiert hatte. Hierauf erst entstand die Philosophie der bürgerlichen Wirt- schaft, de? bürgerlichen Geschichte, der bürgerlichen Kunst. Ebenso ist es mit der nunmehr beginnenden Geschichte des Proletariats. Bon einer proletarischen Philosophie kann erst gesprochen werden, wenn das Proletariat sich in dem festen Gefüge einer Klasse zusammen- gefunden hat. Das Sehnen der Arbeiterschaft geht nach der Erringung wirt- schaftlicher und geistiger Güter. Die Frage nach den letzten Dingen, nach dem Woher und Wohin, nach dem Wozu und Weshalb, ist ein Problem, das alle Menschen beschäftigt, und dasSich- Wundern", das schon P l a t o als den Beginn aller Philosophie be- zeichnet hatte, ist allen Menschen gemeinsam. Die Philosophie will uns nun eine Anschauung von der Welt geben. Sie prüft die Mittel unserer Erkenntnis mit der scharfen Sonde der Kritik. Sie untersucht die Gesetze der Moral und der Sittlichkeit und beantwortet diese Fragen verschieden in den verschiedenen Jahrhunderten. Sie prüft die Lehre vom Schönen und vom Erhobenen und untersucht die Wurzeln der Religion. Wenn sie auch die letzten Fragen nachGott, Freiheit und Unsterblichkeit", wie Kant sie formulierte, nicht zu be- antworten vermag, so gibt sie uns doch einen Begriff vom Sein und Werden, das uns mnerlich festigt und uns zu reiferen Menschen macht. In diesem Sinne begrüßen wir ein Werk unseres Genossen Karl Vorländer , das dieser unter dem TitelB o l k s t ü m- liche Geschichte der Philosophie" soeben bei I. H. W. 2 i e tz, Stuttgart , herausgibt(Preis 28,80 M. einschl. Teuerungs- Zuschlag). Borländers Name dürste den meisten unserer Partei- genossen nicht fremd sein, steht er doch neben Conrad Schmidt , Eduard Bernstein , Max Adler u. a. seit Jahrzehnten in der ersten Reih? der philosophischen Denker, die ihren Ausgang von der proletarischen Bewegung genommen haben und für diese Bewegung ihr Bestes einsetzen. In einer jür ein philosophisches Lehrgebäude

wenn zwei öas Gleiche tun... Der Aufruf der Breslauer Genossen zur Bildung eines republikanischen Selbstschutzverbandes hat die helle Wut der Reaktionäre hervorgerufen, obwohl er die Existenz der Orgesch als Rechtsgrund nimmt. So tobt dieDeutsche Tageszeitung": Das Wesen dieses»Selbstschutzes" charakterisiert sich schon daraus, daß die Begründung seines Zweckes eine Lüge, die Tat selbst aber ein Verbrechen bedeutet. Es ist nicht wahr, daß die Orgesch parteipolitische oder antirepublikanische Ziel« verfolgt, ihre Zusammensetzung aus allen Kreisen und ihre Satzungen beweisen dies. Dagegen gehen die sozialdemokratischen Bestrebungen bewußt auf eine Spaltung des Volkes aus und scheinen letzten Endes auf die Schaffung einer revolutionären Garde auszugehen. Dies ist die schwerste Versündigung am beut- schen Volke und sollte von seilen der Regierung eine ent- sprechende Behandlung ersahrem Hoffentlich läßt sich diese nicht von dem wachsenden sozialistischen Einfluß zur Duldung der- artiger Desirebungen bestimmen. Das also ist dasgleiche Recht für alle", auf das sich gerade die Deutschnationalen jetzt so furchtbar gern berufen. Wir wollen selbst einmal annehmen, die Behaup- tung derDeutschen Tageszeitung", daß die Orgesch unpo- litisch sei, entspräche den Tatsachen, so wenig es in Wirklich- keit der Fall ist. Dann hätte immer noch jeder Deutsche das Recht, von sich aus eine ähnliche Organisation ins Leben zu rufen. Seit wann hat denn eine private Vereinigung ein Monopol, feit wann besteht denn ein Zwang, sich einer ganz bestimmten Vereini- gung anzuschließen? So wenfg alle Leute, die gemeinschaft- lich turnen wollen, gezwungen werden können, sich einund- derselben Turnvereinigung anzuschließen, fo wenig können alle Leute, die einen Selbstschutz ausüben wollen, in eine be- stimmte private Vereinigung hineingezwungen werden. Wenn dieDeutsche Tageszeitung" ein Einschreiten der Regierung fordert, so fordert sie daher die Regie- rung zu einem unverhohlenen Rechtsbruch, zu einem Eingriff in das freie V erei n i g u n g s r e ch t auf. Uns Sozialdemokraten gefällt eben die Orgesch nicht. Wir haben gute Gründe, ihren reaktionären und gegenrevolu- tionären Charakter als erwiesen anzusehen. Aber über un- sere Gründe sind wir nicht einmal Rechenschaft schuldig. Wenn uns wirklich bloß die Nase des Herrn Escherisch nicht gefiele, so könnte uns auch dann niemand hindern, nachdem nun einmal die Gerichte eine Organisation wie die Orgesch für verfassungsgemäß erklärt haben, eine Organi- sation nach den gleichen Grundsätzen aufzubauen. Was dieDeutsche Tageszeitung" vonSpaltung des Volkes" heulmeiert, ist völlig belanglos. Davon steht nicht das mindeste in sämtlichen einschlägigen Rechtsvorschriften, und weder Regierung noch Gerichte haben das mindeste Recht, nach diesem Gesichtspunkt hin private Organi- sationen zu begutachten. Monatelang haben die Reaktionäre das Recht von Selbst- schutzorganisationen wütend verteidigt. Sie haben ihren Standpunkt gerichtlich durchgesetzt. Nun, wo die Ar- beiterschast die Konsequenz daraus zieht, ist es auf einmal ganz was anderes! Die Wut der Reaktion über das Breslauer Vorgehen spricht jedenfalls sehr für seine Zweckmäßig- keit.

Ruch ein Marx-Kritikerl In einer gestern abend vom Berzirksverband der katho- lifchen Vereine in München abgehaltenen Versammlung er- griff der bayerische Ministerpräsident v. K a h r das Wort zu einer Rede, aus der folgende Stellen wiedergegeben seien: Das deutsche Volk ist ein Arbeitervolt geworden. Unsere Sozialpolitik konnte nicht verhüten, daß die Arbeiterklasse ihre wirtschaftlichen Gegensätze gegenüber dem Unternehmer auf Staat und Gesellschaft übertrug. Aber noch eine bedeutsame Wandlung vollzog sich im deutschen Volke mit seiner industrialistischen Entwick- lung. Der Geist eines groben Materialismus trübte alle>

ungewöhnlich klaren und verständlichen Sprache gibt uns Vorländer, der selbst in seinen Gedankengängen Kant nahesteht, ein Bild von der Vorstellung der Welt, wie sie sich seit den ersten Anfängen der griechi- schen Naturphilosophie über Plato und Aristoteles , über die Scho- lastiker, die deussche Aufklärung, Kant und die neukantifche Bewegung bis in die jüngste Zeit hinein in den Köpfen der um eine Welt- anschauung ringenden Denker gestaltet hat. Vorländer bietet uns mehr als ein rein geschichtliches Material. Jede Geschichtsepoche ist was die Forschungsmethode desmaterialistisch" geschulten Sozia- lssten kennzeichnet gründlich auf ihre ökonomische Basis unter- sucht und die wirtschastlich-geschichtlichen Zusammenhänge werden musterhaft erhellt. Aus der Fülle der Systeme ist es dem philo- sophischen Laien schwer, seinen eigenen Weg zu finden, selbständig weiterbauend oder im Anschluß an einen Denker. Vorländer ist" ein Führer, dem wir uns gern anvertrauen können. Alle Zeichen deuten darauf hin, daß die Arbeiterschaft in Zukunft, auch in Fragen der Philosophie in einen geistigen Wettkampf eintreten wird, und auch in dieser Auseinandersetzung wird sie siegreich bestehen, wenn sie Engels' großen Wortes eingedenk bleibt:Wir deutschen Sozia- listen sind stolz darauf, abzustammen nicht nur von Saint Simon , Fourier und Owen, sondern auch von Kant, Fichte und Hegel." Dr. W. P e i s e r.

Die geistigen Arbeiter sollen warten! An den Reichswirtschafts- rat hat der Vorstand des Buchhändler- Börsenvereins ein Schreiben gerichtet, das zu den Verhandlungen des Unteraus- schusses zur wirffchaftlichen Förderung der geistigen Arbeit Stellung nimmt. Der Börsenverelnsvorstand wendet sich darin gegen die Kul- t u r a b g a b e in der geplanten Form. Sein Widerstand richtet sich vor allem gegen den Plan, die Kulturabgabe in Form eines vom Verbraucher zu tragenden Zuschlags auf den Ladenpreis zu erheben, und dagegen, daß im Reichswirtschaftsrat die Vertreter der geistigen Arbeiter die Frage anhängig machen, während die Vertreter des deutschen Buchhandelz im Reichswirtschoftsrat fehlen. Der Börsenvereineoorstand erklärt es für nötig, erst die Möglich. keit des ganzen Planes zu besprechen, ehe der vom Unteraus- schuß ausgearbeitete Fragebogen beantwortet wird. Es wäre dringend zu wünschen, daß die Herren sich mit dieser Besprechung ein wenig beeilten. Denn die Notlage der deutschen geistigen Arbeiter droht einen so erschreckenden Umfang anzuneh- men, daß nur eine schleunige, tatkräftige und radikale Abhilfe sie vor der gänzlichen Verelendung schützen kann. TTCusikalische Andachten. Mehr wert als hundert Bücher über Musik ist ein einziges klassisches Werk der Musik selber. Beschrei- bende Worte sind selbst im Glanzstil nur totes Material gegenüber der Eindruckskraft der gespielten, gesehenen, mit Aug und vhr er- lebten Noten. Gesamtausgaben sind dem landläufig Musiksreund- lichen weder genehm noch oiKständlich, noch bei den jetzigen Preisen erschwinglich. Aber es gibt Perlen der Literatur, Kleinodien, aparte Gebilde, die mit leichter Spiel, oder Hingbartest den Reiz per»

Quellen wahrer Lolkskrast. Er brachte die deutsche Seele vorzeitig zum Erlahmen und eine weitere Verschärfung des Klassengegensatzes. Das waren die traurigen Folgen unserer wirffchaftlichen Entwicklung. Auch die R e o o l u t i o n. selbst diesem Nährboden enffprungen, hat uns keine Gesundung von diesem Uebel gebracht. Das Ver- hältnis von Kapital und Arbeit muß nach dem Grundsatz völliger Gleichberechtigung geordnet werden. Es darf keine Bevorzugung des einen vor dem anderen erfolgen. Unser Ziel muß sein eine treue nationale und soziale Gemeinschaft. Die Ereignisse haben den Deweis des Bankrotts des Marxismus ev- bracht. Eine Erneuerung des deuffchen Volkes kann nur werden von jenen Idealen, um welche sich eine treffliche und starke Arbeiterschaft schart. Der deutschen Arbeiterschaft aber ist heute eine Aufgabe von weltgeschichtlicher Bedeutung zugefallen. Diese Ausführungen des bayerischen Ministerpräsidenten zeigen unverkennbar das Bestreben, das auf den Nullpunkt gesunkene Vertrauen der Arbeiterschaft für Kahr aufs neue zu gewinnen. Dabei beweisen seine Worte eine solche Ver- kennung der historisch-ökonomischen Entwicklung, daß es jedem in der deutschen Wirtschaftsgeschichte auch nur einiger- maßen bewanderten Arbeiter eine Leichtigkeit wäre, Kohrs Ausführungen restlos zu widerlegen. Mit seiner Kritik am Marxismus begibt sich der bayerische Ministerpräsi- dent auf ein Feld, auf dem er nicht zu Hause ist: desgleichen ist feine Kritik desMaterialismus" fo unzutreffend, daß er es in seinem eigenen Interesse unterlassen sollte, in eine Dis- kuffion über diese Fragen einzutreten. Schon Größere sind an den Problemen des Marxismus gescheitert, und die ge- waltige Mehrzahl derer, die ihn wissenschaftlichwiderlegt" zu haben glaubten, sind heute vergessen, während der Name Karl Marx unverdunkelt strahlt und nicht nur der deut- schen, fondern der Arbeiterschaft der West als helle Flamme auf ihrem Wege voranleuchtet. Rrbeiterschast unü Grubenunglück. Die sozialdemokratischen Mitglieder der preußischen Land-- tagsfraktion, Genossen Braun, und Hufemann, haben namens der übrigen Mitglieder der Üandtagsfraktion der SPD. folgende große Anfrage an das Preußische Staatsministerium gerichtet: Bekannllich ereignete sich am 20. Juni auf der Grube M o n t C e n i s in Wesffalen eine Schlagwetterkatastrophe. Nach Pressemeldungen sind bereits 33 Tote zu verzeichnen. Dieses Unglück ist wohl das g r ö ß t e. das den Ruhrbergbau seit der sucht- baren Katastrophe auf der Zeche R a d b o d 1911 getroffen hat. Die Gefahr, daß sich ähnliche Grubenkatastrophen auch in Zukunft ereignen, ist nicht beseitigt. Wir fragen deshalb das Staats Ministerium, ob es bereit ist, Auskunft zu geben über die Ursachen des Unglücks? Welche Maßnahmen gedenkt es zu ergreifen, solche Kala- strophen für die Zukunft zu verhüten? Ist es wahr, daß das Preußische Handelsministerium Derkreker zur Untersuchung nach der llnglücksfielle entsandte, aber keine Der- treter der Arbeiterschaft hinzuzog? Die blmüen Katzen. In derDeuffchen Tagesztg." tobt sich derKgl." Landrat o. Hertzberg darüber aus, daß der Deutsche Bergarbeiterverband den streitenden Kohlengräbein Englands eine Unterstützung gesandt hat und daß unter deuffchen Arbeitern Geld für die russischen Opfer des Boffchewistenterrors gesammelt wird.Da faßt man sich offen an die Stirn und kommt aus den Gedanken, für irgend etwas ganz Verrücktes, vielleicht ein Heim für alternde oder erblindete Katzen, zu sammeln." Daß die deuffchen Arbeiter selbst in ihrer größten Rot für ihre kämpfenden und leidenden Brüder in der Welt immer noch etwas übrig haben, wird ihnen immer zur Ehre gereichen. Für die Deuffchnationalen ober bleibt es tennzeichn.'nd, daß ihnen die strei- kenden Bergarbeiter Englands und die sozialdemokratischen Kämpfer gegen das russische Gewaltsystem ebensoviel gelten wieerblindete Katzen". Der Vergleich trifft eher auf/ sie selbst zu, denn sie sind politisch ebenso fcharffichtig wie blinde Katzen, sie sind nur viel un- I sympathischer als sie.

binden, vom Schöpfer emen bestimmenden, fest bestimmten Eindruck zu verschaffen. Die großen Werke erleben wir im Konzert, im Theater. Am kleinen, kammermusikalischen, herzöfsnenden Kunst- werk, cm den aparten schöpferischen Kleinigkeiten der Genielaune erkennt ihr den universellen, für alle und jeden Schaffenden. Die äußerst schmucke Sammlung berühmter Musikwerke kleinen For- mats, die der Drei-Masken-Verlag(München ) herausgibt, ist ein Beleg dafür. Verständnisvolle Einführung durch berufene Stilisten und Kenner und dann in gutem, sauberen Stich abge­schlossen ernste, fröhliche, spielerische, weihevolle, künstlerisch starke musikalische Kleinkunst, die jeder im Volk versteht: Bachs Chor- gesänge. BeethovensBagatellen", Handels Arien, Mozarts gesellige Terzette, Lieder ohne Worte. Gesänge Wagners, Berlwz',, Cornelius', Walzer von Lanner, eine Weber-Sonate eine erquickende Viel- feitigkeit, Musik außerhalb jeder Richtung, historisch und doch ewig- lebendig, wirkliche musikalische Stunden Bücher häuslicher Au- dacht! K. S. Ein wiedererstandener Ikarus? Auf einer Wiese des Pariser Bois de Boulogne ist dieser Tage der Flieger Poulain über eine Strecke von etwa 12 Metern geflogen, wobei er sich lediglich der Kraft seiner Muskeln bediente. Das dazu benutzte Fahrrad, das den Bogelflug ohne Zuhilfenahme des Mowrs nachzuahmen trachtet. bedeutet freilich nur den ersten kleinen Schritt zum motorlosen Flugzeug. Es ist ein leichtgearbeiteter Apparat mit zwei gleich. großen Rädern, das Hinterrad ist mit zwei Flügeln versehen, die ihm das Aussehen eines winzigen Aeroplcns geben, den der Flieger durch ein einfaches System in Tätigkeit letzt. Poulain fuhr erst 200 Meter auf dem Parkweg und betätigte dann das Trieb. werk. Das Fahrrad erhob sich daraufhin einen halben Meter von der Erde und machte einen Flug von S Metern. Beim zweiten Versuch wurde die Flugleistunq auf 8 Meter gesteigert: beim dritten Male erhob er sich zu einem Meter Höhe und flog eine Strecke von 12 Metern. Ein Fahiradtonttollapparat zeigte an, daß Poulain eine Stundengeschwindigkeit von 48 Kilometern erreicht hatte. Die Kunst der Geräusche. Bisher war die Musik die Kunst der Töne; nun soll sie die Kunst der Geräusche werden. So fordern es dieBruitisten", eine KünfUergrupp«, die in der Musik etwa dieselben Ziele verfolgt, wie der Dadaismus in der Dichtung. Der bekannte Futurist M a r i n e t t i hat jetzt dieseKunst der Ge- räusche" in einem Konzert den Parisern vorgeführt, und zwar waren es hauptsächlich Kompositionen des Italieners R u s s o l o. die mit den von dem Komponisten für seine Werke erfundenen Instrumen- ten zu Gehör gebracht wurden.Diese bruittstischen Instrumente". fo lesen wir imJournal des Debats ",lassen Geräusche hören, die an das Knattern� von Maschinengewehren, das Rasseln einer Kaffee- mühle und das Fauchen wilder Tiere erinnern. Wir hatten Schmie» rigkeiten, irgendwelche Unterschiede zu erkennen. Warinetti, d:? mit einem besseren Gehör ausgestattet ist. versichert aber, daß wir eines Tages die Schönheit des Geräusches empfinden werden. Hoffen wir es".

DaS Deutsche Eutomologische Institut in Dahlem . da§ bisher von der Stadt Berlin verwaltet wurde, ist in finanzielle Schwierigteiien gerate» und soll an das Reich abgetreten werde».