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tatenlos« Zusehe« b«r Regierung gerate d«s Wutvergte�en duldete, nicht hinderte: wer Totschläger ungestört an der Arbeit läßt, um ihr Blut nicht zu vergießen, betreibt eine recht eigen- artige Politik sozialen Friedens. Außer den Fascisten bildet auch die Frage der P e- amtenreform ein dringendes Problem der inneren Po- litik. Will man die Staatsbeamten zeitgemäß bezahlen, so muß man chrer etwa 50 000 entlassen, eine wahrhaftig nicht sehr populäre Aufgabe. Giolitti hat sich in dieser Frage sehr energisch gezeigt, hat erklärt, der Streik der Staatsbeamten sei strafrechtlich zu ahnden und hat die Unvermeidbarkeit der Entlassungen betont. Von den Erbschaften, die das Kabinett dem Nachfolger hinterläßt, ist die der Beamtenreform wohl die, die am meisten abschreckt. Viel ernster als Fascisten- und Deamtennot ist aber d i e wirtschaftliche Krise, die schon seit Monaten einge- setzt hat und lawinenartig anschwillt. Schon heute beträgt die Zahl der Arbeitslosen eine halbe Million, und es stehen weitere große Entlassungen und Betriebseinstellungen bevor. Kein Ministerium kann eine internationale Erscheinung, wie die heutige Wirtschaftskrise, abwenden, aber immerhin muß es als Aufgabe der Regierung gelten, durch Organisation der sozialen Kräfte ihre schlimmsten folgen abzuschwächen und wenigstens den Staatsbankrott zu vermeiden, die innere Auflösung und den schon heute einsetzenden Auskauf der Industrien des Landes durch auswärtige Kapitalisten. Es handelt sich da um eine gewaltige Aufgabe. Und die als Nachfolger in Betracht kommenden Person» lichkeiten haben nichts, was sie dieser Aufgabe gewachsen er- scheinen ließe. Falls Giolitti nicht bleiben will, kommen de Nicola, der heutige Kammerpräsident, Orlando   und B o n o m i in Frage: der fähigste von diesen dreien ist zweifel» fiaft Bonomi, der heutige Schatzminister. Am wenigsten durch eine Vergangenheit kompromittiert ist de Nicola, der am ehesten auf wohlwollendes Abwarten von feiten unserer Par- lamentsfraktion rechnen könnte. Der Ausschuß der sozial! st ischen Parlaments- f r a k t i o n at am 23. Siuü eine Resolution angenommen, in der erklärt wird, die Fraktion dürfe nicht teilnahmslos dem Verlauf und der Lösung der Krise zusehen und dürfe nicht von vornherein eine feindliche Stellung gegenüber dem Versuch anderer Parteien einnehmen, die eine ehrliche Politik gegen die heutige Eewaltära durchzuführen beabsichtigten. Der Ein» tritt der Sozialisten in das neue Kabinett wird als gar nicht in Erwägung zu ziehen bezeichnet. Der sozialistische Vize- Präsident der Kammer, Genosse Cassalini, hat auf offiziöse An- frage hin erklärt, er würde einer etwaigen Einladung des Königs zu einer Unterredung über die Lösung der Krise nicht Folge leisten. Das Wichtigste an dieser Deschlußfassung ist die Erklä- Sn-ttg, sich der Krise gegenüber nicht teilnahmslos zu ver- halten. Das alte Schlagwort, daß die bürgerlichen Krisen das Proletariat nichts angehon, hat offenbar abgewirtschaftet. Und sobald man zugibt, daß es für das Proletariat nicht gleich- gültig ist, welche bürgerliche Regierung es hat, so folgt daraus, daß dieFraktion,die 123 Stimmen in die Wag- schale werfen kann, diesen ihren tatsächlichen Ein» fluß geltend machen will und muß, um ein Kabinett zu erzielen und zu erhalten, das den Massen gewisse Garantien bietet. Damit ist potentiell die Unterstützung eines Kabinetts zugestanden, was für die Lösung der Kriese eine bedeutende Erweiterung des Spielraums bedeutet. Wenn man nämlich auf die Möglichkeit sozialistischer Unterstützung rechnen kann, ist das neue Kabinett nicht zwangsweise den Klerikalen ver- fallen. Es kann eine Orientierung nach links, ins Auge fassen, weil es nicht mehr in einer Zwangslage gegenüber den Kleri- kalen ist. Die Möglichkeit, sich auf die stärkste Partei in der Kammer zu stützen, würde das neu« Kabinett in die Lage ver- setzen, sich von der zweitstärksten Partei zu emanzipieren. Wichtig ist. daß der Beschluß der Parlamentsfraktion auch die Billigung des Parteioorstandes hat. Man rechnet auf eine lange undmühsameKrife, da die neue Regierung, sie möge sich auf die Rechte oder aus
Ssmmertheater. Exl-Dilhue. ImTheater in der kiöniggrSher Straße" gastieren Tiroler Schauspieler, die bäuerischen Ursprungs sind, aber doch nicht jenes idyllische Dilettantenwesen pflegen, das die Tegernseer und Schlierseer durch das auf Loden gestimmte Deutschland   getragen haben. Ferdinand Exl  , der Führer der Jnnsbrucker Vaucrnkomö- dianten, scheint nach der ersten Probe seiner Regie und Darsteller- kunst eher ein Künstler, der aus Instinkt und wohl auch aus Ersah- rung gutes modernes Theater beabsichtigt. Seine Leute gehen zwar derb, aber äußerst sicher über die Bühne. Es ist in diesen Tiroler Schauspielern etwas Aeußerliches, das besticht. Das Gesicht und die Gliedmaßen paffen zu den frischen Stimmen, die den schweren Berg- dialekt sprechen. Sie sind wirklich ein Stück Natur. Es liegt über allem dtirchau» ein Stil der Ueberlegung, der sich vor verführerischen Plumpheitsmanicren hütet. Liest man den Per- Sonenzettel der Truppe, dann begegnet man Eheleuten, die gemein- am wirken, und einer Bettern- und Schwagerschast, die sich durch mannigfache Temperamente und Bühnenfächer bewährten. Es scheint den Leuten, die Exl mit Scharfblick gesammelt hat, das Talent ebenso fest und erblich im Blute zu sitzen wie der Dialekt in der Kehle. Sie spielen SchönherrsGlaube und cheimat", das lärmende, trotz vieler Wirkung nach außen innerlich ziemlich leere Patriotenstück. Sie schreien nicht, wo Spektakel sogar am Platze wäre, es wirkt eine Volkstümlichkeit, die sich durchaus weich und er- freulich gibt. Da» ist lobenswert, obwohl es bei diesen Dauern- komodianten beinahe seltsam erscheint. In diesem Sinne spielt Eduard Koeck einen Greis, der nicht etwa in unzulängliche Meckerei verfällt, nein, er ist ein Achtziger, der seine ganze Stimme gebraucht und nicht komödiantenhaft fistelt. Bis jetzt waren die Männer, Ferdinand Exl  , als großer Glaubensbekenner Rott, Ludwig Aue» als treuefter chüter seiner Schule, Julius V» h l als geistiger Speku- lant und Artur Ranzenhofer als hartgesottener katholisch» Heilsarmeesoldat am besten. Max Hochdorf  . Die Sommerspielzeit in derVolksbühne" wurde unter der Di- rektion von Heinrich Nest mit demK a i s e r j ä g e r" von B r« n» nert-Ostwald eröffnet. In lebendig frischem Flusse zogen die Szenen der Komödie, die den älteren Mitgliedern der Volksbühne bekannt sind, vorüber und wurden mit warmem Beifall und regem Interesse aufgenommen. Sie haben Ansätze zu einem wirklichen Doltsstück. Vor allem in dem ersten Akt: der'behaglich humo- ristischen, aber doch nirgends in fälschende Schönfärberei verfallenden Schilderung der drei an dem Ehausseegraben gemächlich hingestreck- ten Stromer, die in philosophischer Beschaulichkeit dem Hin und Her der Menschen auf der Landstraß« zusehen, bis sie das Schicksal selbst «reikt. Das Erscheinen der hohen Obrigkeit zwingt sie sehr gegen ihren Wi>en, bei den Bauern Dienst zu nehmen. Harry Berbers alleweil vergnügter, bei den Schonen in hohem Ansehen stehender Powadenmaxe, der gleichfalls durch ein Zwangeoerfahren schließlich wohlbestallt« Ehegatte und ansässiger Friseur im Dorfe wird, Er- hard Siedels verfoffen träumerischer, mit der Erfindung eines Unwerfalschlüssels prunkender Palentede und ihr weltmännisch über-
bis Lsttk« ststtz««. Mi den Klerikale«»der mit den Sozialisten Abmachungen treffen muß. Hinter beiden Fraktionen stehen große Parteien, die eifersüchtig Wacht halten über das, was ihre parlamentarischen Vertreter an Versprechungen geben und empfangen._
Die bayerische   Morüatmosphäre. Anschlag gegen einen Einwohncrtvehrführer. München  , S. Juli.(Eigener Drahtbericht desDorwäris".) J5ie Rechtsunsicherheit in Bayern   ist soeben durch einen neuen Fall bereichert worden. Heute nacht 1411 Uhr wurde nach Meldung bürgerlicher Blätter auf einen Bezirksführer der Einwohnerwehr vom Dach eines Rebenhause» ein Schuß abgegeben. Das Ge> schoß soll dicht neben dem Kopf des Einwohnerwehrführers in den Fensterrahmen geschlagen sein. Die heutigen bürgerlichen Mor- genblätt» schlagen Alarm mit dem Hinweis, daß es sich zweifellos um ein politisches Attentat handle. Sie versuchen die Sache so darzustellen, als ob das verbrechen planmäßig auf ein K o m- p l o t t zurückzuführen fei. Der Einwohnerwehrführer sei sehr tatkräftig gewesen; man habe ihm schon vor einiger Zeit auf- gelauert, und das betreffende Stadtviertel habe seiner Eni- t ä u s ch u n g über den mißlungenen Anschlag durch Aeuherungen Ausdruck gegeben:Warum ist er denn nicht hinl" Trotz dies» tendenziösen Darstellung behaupten dieMünchener Neuesten Nachrichten" scheinheilig, sie versagten es sich im Gegen- satz zur Haltung der sozialistischen   Bresie, anläßlich der Fälle Saenger-Garei«, weitere politische Folgerungen zu ziehen, bi» die Tat weiter aufgeklärt sei. DieAugsburger Abendzeitung" wütet gegen die Polizei- d i r e k t i o n, weil der Mordanschlag nicht noch in derselben Nacht geklärt worden sei. Erst am Freitg seien die Kommissare der Polizei erschienen, derselben Polizei, die im Falle G a r e i s nichts Eiligeres zu tun gehabt hätte, als bei verschiedenen Einwohnerwehr. führern sofort eine Haussuchung zu halten! Es handelt sich um den Einwohnerwehrführer Z e l l e r, der im Falle Dobner-Gareis eine Rolle gespielt hat. Wir sind weit entfernt, aus der Angelegenheit eine Liebesaffäre zu machen, wie die bürgerliche Presie im Falle Gareis, möchten jedoch mit der Mitteilung nicht zurückhalten, daß der betreffende Einwohnerwehrführcr sich gar nicht zu Hause befun- den hat und daß der Schuß in dem Augenblicke fiel, als seine Frau durch das erleuchtete Zimmer geganzen war. fRepnblikaner werden gemntzreqelt: München  , 2. Juli.  (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Großes Aufsehen erregt die Besprechung der Dienstentlassung eines bekannten pazifistischen und republikanischen Mittelschullehrers, des Münchener Professors Mayer, der vom Disziplinar- g e r i ch t« h o f wegenMißbrauch des Unterrichtes zu politisch» Propaganda" zu fünf Zehntel der Funktionen aus dem Lehramt entfernt wurde. Professor Mayer ist in ganz München   wegen seines mutigen Bekenntnisses zur Republik, zum S o- z i a l i s m u s und zum Pazifismus in der Arbeiterschaft woh! bekannt und hochgeschätzt. Der§aU Paul Müller. D» Borstand des Transportarbeiterverbandes hat sich in sein» Sitzung vom 1. Juli mit dem Verholten des Leiters der Rcichssektion der Seeleute, Paul M ü l l e r- Hamburg, in der Flaggenfrage beschäftigt. Es wurde einstimmig beschlossen, das Verhalten Paul Müllers aufs schärfste zu rügen. Paul Müller hat infolgedessen seine Funktionen niedergelegt und seinen Austritt aus dem D»bande erklärt. Der volksparteiüche Redner in d» Reichstagsdebatte hatte noch behauptet, Müll« habe die ganze Organisation hinter sich.
Der?agow-Skanöa!. Da unabhängige Abgeordnete Dr. R o s e n f e l d hat eine An- frage an die Regierung gestellt, die aus IS kleinen Fragen besteht. Zunächst wird Aufklärung darüber verlangt, ob nun Jagow eigentlich! gesund sei od» nicht, ferner ob gegen die A e r z t e, die ein offen- i kundig nicht der Wahrheit entsprechende» Attest ausstellten, ein Ber- i
legen» beweglich schwadronierender Genosse, der einstige Wiener Oberkellner und Kaiserjäger, von Hans Felix gespielt, kamen far- big individuell in vlostischcr Abrundung heraus. Die Schulzen- tochter»hielt durch Frl. M ö r i k e, die Krugwirtin durch Else Bäck   weiblich anziehende sympathische Lerlörperung. Die sonni- gen Bühnenbild» der Werdergegend, die den Schauplatz bildet, füg- ten sich der Stimmung glücklich ein. �t. Slaaksoper.Slrohwikwe". Ob die kleineren, intimeren Räume des Schauspielhauses oder jetzt die größeren, wuchtigen der Staats- oper diese liebenswürdigste aller Strohwitwen aufnimmtz überall wird sie vom Publikum mit Heller Begeisterung aufgenommen. Mit Recht. Mägen andere bedeutendere Erfinder sein(Blechs Melodien- seligkeit ist nicht ganz echt, auch vermißt man etwas Salz und Pfeffer in der musikalischen Charakteristik), aber keiner der neueren hat diesen verteufelten schamlos verblödeten Stil endlich wieder so menschüch genießbar gemacht als Leo Blech  . Dazu die vortreff- liche Aufführung, wofür Gustav Bergmann, der Leiter des Sommergostspiels und zugleich Regisseur und der Komponist ttn- llbertreffliches leisten. Die Darsteller lind vom vorigen Jahr her fast alle bekannt. Obenan Franz Groß, der ritterlichste unter allen musikalischen Komikern und L. v. L e d e b o u r, der den alten Schmierenton zur herrlichsten Geltung bringt; dann Vera Schwarz  , die prachtvolle Sängerin, der man etwas mehr natürliche Wärme in der Darstellung wünschen möchte, der schneidige draufgängerische Erik W i r l und der drollige Waldemar H e n ck e l. Elly L e u x sollte sich gesanglich mehr in Acht nehmen und Hermann Böttcher  seinen allzu trockenen Humor(soll das die Stütze der Vornehmheit sein?) etwas auffrischen. Dafür sorgt Herbert Stock als Vogt um so reichlicher für dickes Auftragen, das nur nicht recht explodieren wird. Heinrich Maurer  . Haeckels Lear-Iragödie in d» Berufungsinstanz. In Jena  wurde Dr. H e i l b» r n(Berlin  ), der getreue Schüler Haeckels, der für seinen toten Meister in der BroschüreDie Lear-Tragödie Ernst Haeckels" Sühne forderte von Haeckcls Nachfolger Prof. Plate, frei- gesprochen. Der Eindruck des vorgebrachten Tatsachenmaterials war damals so stark, daß Prof. Plate das Gericht, das er angerufen, als moralisch Verurteilter v»ließ. Seltsamerweise ist jetzt Dr. Hetthorn vom Landgericht in Weimar   im Berufungsverfahren wegen Bel-i- digung zu 900 M. Geldstrafe und Tragung der Kosten verurteilt worden. Die Broschüre sowie ein Zeitungsblott wurden eingezogen und dem Kläg» Publikationsbefugnis zugesprochen. Mag der Beklagte wegen formaler Beleidigung verurteilt bleiben, das öffentliche Urteil über Prof. Plate wird davon nicht berührt. Dr. Heilborns Eintreten für de« toten Hasckel war ein« sittlich« Tot. Da» Ve»k««ll auf dem horkmannsweileekopf. d« die Fronzofen im wieder eroberten Elsaß  -Lorhringen als Siegestrophäe aufpflanzen »ollen, soll nach einer Pariser Meldung im Sttt einer Srustkapelle mit einer Aussichtsterrasse und einem 43 Meter hochragenden Kreuz nach den Plänen des Straßburg  » Künstlers Bi  » erbaut«erden. Zu Füßen des Kreuzes soll die symbolische Gestalt Frankreichs  stehen, die die»Töchter Elsaß   und Lothringen  " in die Arme nimmt.
fahren eingeleitet morden sei. Sodann wird auf die Möglichkeit einer Kollusion hingewiesen, da keiner der Äappisten v»tzastet und alle sich in Freiheit miteinander verständigen können. Die neunte Frage verlangt zu wissen, welche Maßnahmen ergrifien morden sind, um Iagows Aufenthalt wenigstens jetzt zu ermitteln. Weitere Fragen beschästigen sich mit d» Rolle des Verteidigers Iagows und die letzte und 15. Frage o»langt zu wissen, welche Be­lohnung aus Iagows Ermittlung ausgesetzt ist.
Schiebeifrdheit für tzohenzollern. Wie die Kaoitalschiebung des Prinzen Eitel Friedrich zoigte, hat der kapitalistische Schiebergeist unserer Zell auch vor gesürsteten Häuptern, selbst wenn sie dem edlen Zollerngeschlecht angehören und, wie Eitel Schieberich Hochmeister des Johannitttord».s find. nicht halt gemacht. Bedauerlicherweise tragen die Lorschrifton der Republik  , die aus der vorrevolutionären Zeit noch immer nicht abgeändert sind, selbst dazu bei, um den fürstlichen Schiebern ihr Handwut zu erleichtern. In den Vorschriften d» Po st üb er- wachungs stellen, deren Aufgabe es ist, Kapitalv»1chiebun- gen ins Ausland zu verhindern, heißt es nämlich ausdrücklich: Nicht zu prüfen sind Briefe von und an r e g i e- r s n d e und ehemalige regi»end« Häuser und deren Au- gehörige. Briese an das Personal solcher Stellen unter- liegen ebenfalls nicht der Prüfung, soweit kein Verdacht des Mißbrauchs besteht. Briefe an hervorragende Per- sönlichkeiten des Inlands zwecklos zu öffnen, ist u n st a t ts Haft." Man beachte genau die Stttifi»ung dies« Verordnung, die, in schlichtes Deutsch übertragen, vier Klasse» der L«völk»ung unterscheidet: Erstens fürstliche usw. Personen: sind immer straffrei. Zweitens ihr Personal: bleibt straffrei, wenn kein Verdacht vorliegt. Drittens hervorragende Persönlich, leiten: ihre Briefe sind nicht zu öffnen; jedoch ist hierbei d» springende Punkt die Auslegungsfrage, wen man darunter»er- stehen will. Ludendorff  , Kapp. Escherich usw. find zweifellosHeroorragende Persönlichkeiten" im Sinn« dies» Ber- ordnung. Ob man sich aber scheuen wird, auf anderen Gebieten hervorragende Persönlichkeiten, z. B. Männer der Kunst, Wissen- schaft und Politik vor d» Durchschnüffelung ihr» Briefe zu be- wahren? Wer den Geist dieser V»ordnung kennt, wird üb» die Beantwortung d» Frage kernen Augenblick im unklaren fein. Die vierte Klasse endlich ist der übrige Pöbel, d» schonungslos kontrolliert wird. Mit ganz anderem Schneid wisse» die Pofiprüfungsftellen vor» zugehen, wenn es sich nicht um das Wohl und Weh« von Fürsten- schiebern, sondernnur" von freigew»kschaftlich organifl»ten An­gestellte» handelt. Als diese kürzlich in ein» Betriebsv»- sammlung feststellten, daß torif- und satzungswidrige Prüfungen bestehen, und daß noch imm» Löhne gezahlt w»de«, di« weit hinter dem Existenzminimum zurückbleiben, b»i«s hie Behörde eine Betriebsversammlung ein und»klärt«: Wenn Sie Forderungen stelle», ist es leicht möglich, daß d» Etat nicht reicht, und dann müssen Entlassungen stattfinden. Od» die Stelle wird ausgelöst und die Funk» tion einer anderen Behörde übertragen. Schlichtung»- auslchüsie und Gewerkschaften können Ihnen nicht Helsen  , da die Behörde die Urteile nicht ernnkrtml und der gerichtliche Weg jahrelang dau»t." Diese Drohungen, die eine v»höhnung der Vorschriften üb» das Schlichtungsverfahren enthalten, bedeuten eine sch«»« Ver­letzung der in der R e i ch s o e r f a s s u n g gewährleisteten K o a l i» tionsfreiheit. Schutz dem Millionenoermogen d« Hohen- zell»n und sonstigen Regi»ungsschiebern, ein Fußtrist de» An- gestellten, die so unverschämt find, sich sattesse« zu wollen. Das ist das edle Prinzip dieser Leute. Wir hoffen, daß d» Reichs- .sinanzmimst« Dr. W irth gründlich w dieses Treiben der ihm unterstellten Behörde hineinleuchtet. Das öelgraöer Mentat. Belgrad  , 2. Juli.  (DA.) In d» Konstituante verlaugt« der | Iustizminist» die Auslieferung der Kommunisten i Filipowitsch, Kowatschewitfch und Tschopitsch. Dem Antrag wurde i stattgegeben.
Eine Vision 1300 3ahre allen Lebens. Eindrücke von d» un< mittelbarsten Wirklichkeit aus dem täglichen Leben de» Altertums wurden bei Ausgrabungen gewonnen, di« jetzt in der Nähe des französischen   Orte» Elermont-Ferrand im Gebiet v»n Nartres-de- veyre stattgefunden haben. Ein Bericht über diese durch ihre Er- Haltung einzigartigen Funde wurde d» Paris  » Akademie d» schönen Künste erstattet. Einige Arbeiter, die«in Grundstück mtt Spitzhacken auslockerten, stießen zufällig«uf einen harten Gegen- stand, der sich als der Deckel eines gallisch-römischen Steinsarges erwies. Ms der Deckel entfernt wurde, erblickte«an in dem Sarge eine schöne Frau, deren Fleisch noch so blühend aussah, wie am Tage ihres Todes und deren lange schöngestochten« schwarze Haare auf einem Kissen unter ihrem Haupt ausgebreitet waren. Diese Vision des 1tz00 Jahre allen Lebens dauerte ad« nur wenige Mi­nuten, denn vor den Augen der Arbeiter schrumpfte das Fleisch unt» den warmen Sonnenstrahlen zusammen und z»fiel w Staub, so daß bald nicht, mehr übrig blieb»l, ein von reich» Kleidnng umhüllte« Skelett. Fünf andere Gräber wurden aufgefunden, die sich in einem ähnlichen vorzüglichen Erhaltungszustande befanden: so das Grab einer jungen Frau mit schönem Haar, die reich verzierte Ledersandalen trug, das einer Slt»en Frau, die außer threm eigenen Haar auch ihre künstlichen Zöpfe mit ins Grab gen»««en hatte, d« Sarg eines älteren Mannes mit einem Bart und zwei Grab» mit den Ueberresten ein» Frau und eines steinen Kinde«. Die in den Gröbern gefundenen Gegenstände sind so frisch und»scheinen so neu, wie'man bisher noch nichts bei Ausgrabungen gefunden hat. Man entdeckte Münzen, Gefäße, Körbe, viel Frauenschmuck und zahlreiche Toilettengegenstände, Kleider, Schuhe, alle, so erhalten, als sei es erst gestern gefertigt. Man fand Früchte, d»e» Haut noch kaum gerunzelt war. und einen Buchsbaunizweig, d« noch grün war. Die Gelehrten erklären dieses scheinbare Wund» dadurch, daß das kohlensaure Gas der benachbarten Quellen, das schwer» ol» die Luft ist, die ganz« Lust au» den Särgen herausgedrängt hat, und so konnten die Leichen, obwohl sie nicht mumifizi»t waren, durch 1800 Jahre so vortrestlich sich halten, und auch alles andere bewahrte vollkommen den Zustand, den es beim Begräbnis gehabt hatte.
Grftanfffihrnnge» der Wache. Da. Tt. t.». KöniggrZder Str.: .Frau L u i t n e r.' ZUnrniersoitte:.Der Herr, d er die Maulschelle kriegt.' Rose-Thea!»:.Der arme Millionär.' AraniavartrSqe. Somitag, Mlttwo», Freitag:.Der Harz  '; Montaz, Gannabeiid: ,gn den Sergen Tirol«'; Damurillug: .Die Snjai Rügen'; Dieutt«,:.Sie sch» n e deutsche  S t a d t V Gin Konzert der Dentlchöftorreichiiche»«tedertirsel findet beerte «bcat Nhr in der Singakademie stall. Frl. Koichate bringt läoünfoli, Herr Kand! und Frl. Stein Lieder»an Mozart   und Schubert, die Lieder- tasel österreichische Chöre zum Dortrag. Die v?al»i« Eduard Tchulte eröffnete eine tlusst-llnua de« Au»- stcZerverbandes Münrlieuer AiinAer, ferne: von Serken»on Max gkilchee und Georg Behrens-Ramberg.