junkturpolitik ihr gemeinwirtschaftNches iherz plötzlich entdeckt haben. Führer an dieser Front dürfen nur diejenigen sein, für welche es nicht erst gilt, Neuland zu rekognoszieren, son- dern bekanntes und vertrautes Gelände sofort und mit Er- folg beschreiten zu können. Es steht zu viel auf dem Spiel. Nicht bureaukratifche und unproduktive Verwaltungsarbeit soll geleistet werden, aber Arbeit an der Volkswirtschaft, an der Volkskraft Berlins . Wie soll Berlin mit Erfolg den Aufsichtsbehörden entgegentreten können, wenn es nicht Köpfe an die Spitze des Wohnungswesens stellt, die auf dem Gebiete der Verwaltung und Organisation keine Neulinge sind? Wie soll Berlin bestehen können, wenn es nicht den verlorenen Einfluß auf das Entstehen der Gesetzgebung, auf alle Maßnahmen des Reiches und der Länder wiedergewinnt, wenn es nicht selbst als treibende Kraft den allzu schleppenden Gang der Ver- waltungsmaschinerie in schnellste Schwingungen versetzt und seinen ganzen Einfluß als Hauptstadt der deutschen Republik in die Wagschale wirft? Die Berliner Bevölkerung sehnt sich nach Tate.n, nach Arbeit, nach Wohnungen, nach Stärkung der Volkswirtschaft und— nach F'ü hrern! Die werktätige Bevölkerung Berlins leidet schwer, schwe- rer als andere Bevölkerungskreise unter westerer Verzögerung der wohnungspolitischen Maßnahmen. Sofort muß zum min- besten die Organisation' geschaffen und ihr eine Leitung gegeben werden. Es geht nicht an, die Vertreter der organi- sierten Arbeitnehmerschaft, der Hand» und Kopfarbeiter, nur dann zu Hilfe zu rufen, wenn es gilt zu löschen. Die Einheits- gemeinde Berlin wird nur dann zu einer gedeihlichen Entwick» lung kommen, wenn die sachlich unwiderleglichen Forderungen und Vorschläge der Arbeitnehmer, die aus dem Zwang zur Tat, aus dem Willen zu produktiver Mitarbeit entstanden find, auch dann von den verantwortlichen Stellen angenom- men werden, wenn sie sich freiwillig und ungerufen anmelden. An Widerständen einzelner Personen darf nicht das Wohl und Wehe der Bevölkerung und der Einheitsgemeinde fchei- tern. Sie müssen überrannt werden. Die politischen und wirtschaftlichen Vorgänge Berlins strahlen in ihrer Rückwirkung auf die ganze Republik aus. Daher ist weitere Verzögerung Verbrechen. Endlich muß es heißen:„Führer an die Front!*
Meinungsfreiheit und Sozialüemokratie. Die„Tägliche Rundschau* hat natürlich binnen 24 Stunden die von ihr selbst veröffenllichten Mahnungen des Herrn Dr. v. Campe völlig vergessen und macht sich mit Wonne die Schimpfereien Paul Müllers gegen die Sozialdemokratie zu eigen, daß es bei uns eine Meinungsfrecheit und Gewissens- freiheit nicht gebe. Auf diese albernen Vorwürfe wollen wir doch feststellen: Keine Partei ist vor und nach der Revolution mit gleicher Schärfe für Meinungsfreiheit in Deutschland ein- getreten, keine hat für die Erringung und Erhaltung dieses Zustandes ähnliche Opfer gebracht wie die S o z i a l d e m o- k r a t i e. Aber eine Partei selber, mag es die Soziawemo- kratie oder die Deutsche Bolkspartei fein, hat nur Sinn und Zweck, wenn sie eine Gemeinschaft gleichmeinender Menschen ist, die mindestens m ihrer Grundanschauung übereinstimmen. Wir oerwehren Paul Müller nicht, eine an- Grundanschauung zu haben als die sozialdemokratische, wie dies der Fall sst. Aber dann muß er sich eben einer der zahlreichen anderen Parteien anschließen— wir leiden ja keinen Mangel an Parteien in Deutschland —, die s e i n e r Grundanschauung entspricht. Hätte er dies aus freien Stücken getan, so wäre das ehrlich gehandest gewesen. Unehrlich aber ist es, sich noch immer Sozialdemokrat zu nennen, wenn man längst mit der sozialdemokratischen Weltanschauung ge- krochen hat. Solche Unehrlichkeit muß jede Partei aus sich beseitigen. Wir fragen die„Tgl. Rdsch.', ob denn die Deutsche Volkspartei ein Mitglied in ihren Reihen behalten würde, das in entscheidenden Fragen sich die Anschauung der
Die Einnahmequelle. Reich, Staat, Kommunen— alle wollen sie jetzt„wirtschaftlich- arbeiten. Ihre Eigenbetriebe sollen„'was abwerfen*. Und der „gegebene Weg* ist die Reklame. Das heißt: nicht eine Reklame, die man für sich selber macht. Sondern eine Reklame, die man andere für ihre Erzeugnisse und Unternehmungen machen läßt— auf, an und mit den Einrichtungen der Reichs-, Staats- und Stadtbetriebe. Ansätze dazu gab es ja auch schon vor dem Kriege. Die Wagen der Berliner Stadtbahn und der Straßenbahn waren im Inneren schön bunt geschmückt mit Paradebetten, Boonckamp-Flaschen und Waldsiedlungen— gemalten, versteht sich, auf lehrreichen Plakaten. Auch auf der Rückseite der Straßenbahnfahrscheine— das Stück 10 lzehn) Pfennige— konnte man gelegentlich schon lesen, daß Müllers Glanz-Wichfe die beste sei. Und die Löschblätter auf den Schreib- pulten der Post waren zierlich eingerahmt von freundlichen Ein- ladungen, sich in Meyers Weinstuben zu erftischen und den Bedarf an Abführmitteln bei Apotheker Lehmann zu decken. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß festgestellt werden, daß hier inzwischen die Retlame sogar„abgebaut* worden ist: denn heute gibt es im allgemeinen keine Löschblätter auf den Schreibpulten der Postämter mehr(und Federhalter nur gegen„eine Mark Pfand"). Im übrigen aber hieß die Parole: ,. Aufbau!' Die Straßenbahn- wagen sind jetzt nicht mehr nur innen, sondern auch außen mit Pia- katen tapeziert, und von den Stadtbahnwagen sind die bunten Bilder — unter entsprechender Vergrößerung— längst in die Abteile der D- Züge geklettert, wo Du nicht mehr geradeaus sehen kannst, ohne irgend welcher Zigaretten teilhaftig zu werden(selbst wenn Du Dich in„Nichtraucher* zurückziehst). Wenn Du jetzt einen Brief erhältst, erstehst Du aus dem Stempel nicht mehr bloß, wann er aufgegeben wurde(staunend über die Fixigkeit, mit der heut« so ein Brief ex- pediert wird), sonder» erfährst auch, wo gerade irgendwo eine Messe ist. Willst Du wissen, wer Juwelen am besten bezahlt, so brauchst Du nur die Klappe eines Briefkastens zu befragen. In Frankfurt am Main sehen die Patetwagen aus wie wandelnde Litfaßsäulen.(In Berlin werden wir hoffentlich auch bald den Anblick haben.) Ein Telegramm, das mir kürzlich die Ankunft einer lieben Freundin meldete, empfahl zugleich bescheiden auf seiner Rückreise ein Geschäft für Babyausstattungen.(Werden die Formulare im Hinblick auf den Inhalt des Telegramms ausgewählt?) Die Kommunen wollen in dem Pettlauf um die Gunst des Publikums(für ihre aeldzahlenden Inserenten) durchaus nickt zurück- stehen. Wo srüh.w ein gewöhnlicher Pfahl stand, um durch ein Schildlein die Haltestelle einer Straßenbahnlinie anzukündigen, baut sich heute(besonders, wo recht lebhafter Verkehr und möglichst wenig Plag zum Ausweichen ist) eine kleine, künstlerisch verschnörkelt« Pa-
Sozialdemokratie zu eigen macht? Und wir fragen allgemein, welche konkreten Ziele denn noch eine Partei verfolgen sollte und könnte, in der etwa Anhänger des alten Systems, der demokratischen Republik und der bolschewistischen Rätediktatur durcheinander säßen? Eine solche Partei müßte an jeder sachlichen Frage zerschellen. Daher hat die Zusammensetzung einer Partei aus Gleichmeinenden mitderallgemeinen Meinungsfreiheit gar nichts zu tun.
Wir und Georgien . Zu dem Bericht über die Reden der georgischen sozraldemo- kratischen Delegation in der Berliner Funktionärkonferenz tragen wir noch nach, daß die Konferenz von einer Aussprache und von der Fassung einer Resolution Abstand nahm. Genosse Krüger stellte unter wiederholtem stürmischen Beifall als die einmütige Auffassung der Konferenz fest: Die deutsche und die georgische sozialdemokratische Arbeiterschaft sind ein Proletariat: ein Herz schlägt für ein Ideal: geor- zische Freiheit ist unsere Freiheit: sozialistische Arbeit im demokratischen Georgien stärkt unseren Kampf für unser Endziel. Das wenige, was wir tun können, wollen wir tun, um den Befreiungskampf unserer georgischen Brüder gegen das bolschewistische Joch zu unterstützen. Wir wünschen enge wirtschaftliche Beziehungen auch zu dem Rußland der Bolschewisten. Die deutsche Arbeiter- schaft ist bereit, auch an dem russischen Wiederausbau mitzuarbeiten. Wirklich innerliche Beziehungen kann die deutsche Arbeiter- schaft aber nur zu einem Lande und Volte pflegen, das auch die Freihett und das Selbstbestlmmnngsrecht aller anderen Völker achtet. Wir unterstützen daher mit allem Nachdruck die Forderung des georgischen Volkes, daß die bolschewistischen und kemalistischea Truppen sofort zurückgezogen werden und Georgien sein Selbstbe- stimmungsrecht wieder erhält. Wir fordern die sozialdemokratischen Vertreter in den deutschen Parlamenten auf, diese Forderung bei geeigneter Gelegenheit vor aller Welt zu vertreten. Wir müssen den Bolschewisten die Ueberzeugung beibringen, daß sie nicht nur die Hilfe der internationalen Kapitalisten, sondern viel mehr noch die Hilfe des internationalen Proletariats brauchen und daß diese Hilfe von der nach Freiheit strebenden deutschen Ar- befterschast nur gewährt werden kann einem die Freiheit anderer achtenden Balte.(Stürmischer Beifall.)
Deutfchnationales Iuöengelö. Die Mitteilung des Genossen Müller-Franken im Reichstag «, daß die Deutschnationale Voltspartei durchaus bereit gewesen sei, sich von Juden Geld zahlen zu lasse« und der gleich- zeitig veröffentlichte Brief des Vorsitzeichen der Deutschnationalen Bolkspartei an den Konsul Marx in Berlin sind den Deutsch - nationalen stark auf die Nerven gefallen. Um die deutschvölkischen Heißsporne zu beruhigen, weist die.Deutschnationale Korrespondenz* mit Nach- druck darauf hin, daß solche Briefe heute nicht mehr geschrieben werden könnten, dank der zunehmenden Entwicklung der Partei in deutschoöljkischer Richtung. Dem Drucke der Deutschvölkischen folgend, soll also fortan der Stimmen- und Geldfang bei den Juden durch die Deutschnationale Volkspartei endgültig aufhören. Man hat zwar vor der National- Versammlung sich gern die großen Wahlznschüsse des Herrn von Weinberg und der Freifrau von Rothschild gefallen lassen, trotzdem es ja gemeines„jüdisches* Geld war, hat in Oberjchlefien sogar den Generaldirektor Friedländer als leibhaftigen deutschnationalen Kandidaten noch bei den letzten Stadtoerordnetenwahlen in Oppeln aufgestellt, jetzt aber verspricht man, ganz Fleisch vom Fleische der Kunze, Mulle und Graes zu fein und keine Bettelbriefe mehr an Juden zu schreiben. Von den Deutschvölkischen in Reinkultur wurde die Deutschnationale Volkspartei längst vor der Rede Müllers als Iudenpartei verdächtigt. Man erinnerte sich noch des Kampfes gegen Clemens von Delbrück , den Schwieger- vater des Juden Manu Stern, des Sturmlaufes gegen Fräulein von Gierte, die Tochter einer Jüdin, ja sogar gegen Mar- g a r e t h e B e h m, die das Verbrechen begangen hat, sechs Jahre mit einer Jüdin zusammen zu wohnen. Und es heißt in
gode auf, mit Plakattäfelchen übersät. Die Kahlheit städttscher Mauern und Zäune wird freundlich mtt Plakatbildern überzogen. Die Ruhe- bänte der Parkanlagen werden dezent zu allerlei gemeinnützigen Hin- weisen benutzt. Und die Brotmarten tragen als Kennwort die Firmen- namen„erster* Geschäfte. Es wird gewiß schon allerlei geleistet. Aber bei Lichte besehen sind doch immer noch zahlreiche Möglichkeiten unbenutzt. Findigen Köpfen bietet sich noch ein reiches Feld zur Betätigung. Die Eisen- bahnwagen sind außen noch immer unbemalt: und wie schön würden sich nicht allzu kleine Fähnchen an den Leitungsstangen der Elet - trischen machen, die unsere Aufmerksamkeit auf den Optiker Bluhnte lenken. Es würde nur den Wert unseres Geldes heben, wenn die respektioen Kassenscheine bloß auf einer Seite den Reichskünstlern reserviert bleiben, auf der anderen aber den Reklamezeichnern der führenden Warenhäuser. Die Briefmarken würden weit lebhaftere Beachtung finden, wenn an Stell« der Germania die verschiedenen weiblichen Filmstars dort porträtiert würden. Wozu bleibt es den politischen Parteien überlassen, an den Vorabenden der Wahltage die Trottvirs mit Buchstabenornamenten zu schmücken? Warum nehmen die Städte das nicht selbst systematisch in die Hand? Längst haben wir uns daran gewöhnt, daß die Zeitungsverkäufer und-Verkäufe- rinnen Brust und Rücken mit zierlichen Schildchen schmücken. Warum hängt man nicht auch den Herrschaften der Sipo und Schupo solche Zierde um, aus der dann schon von weitem zu ersehen wäre, daß der Sicherheitsapparat Pipifax der beste Schutz gegen Einbrecher ist und daß man sich bei allen schwierigeren Fällen nur an die Detektei Trager, Kriminalwachtmeister a. D., zu wenden brauche? Ich stehe gerne mit noch weiteren Vorschlägen zur Verfügung. Die p. t. Behörden werden im Bedarfsfälle ersucht, sich nur ver- traueNt»oll an mich zu wenden. Die Adresse vermittelt die Redaktton. R e p o m u k.
„Theater des Eros.* Ich möchte nicht gern theatralische Tips verraten, und doch darf ich als gewissenhafter Berichterstatter nicht verschweigen, daß ich gestern in einem überfüllten Theater saß, und zwar im Stadttheater Moabit , wo eine Erstaufführung des homoerotischen Schauspiels„Sein Junge* von Watter Hans Wedell stattfand. Das Stück selbst ist leicht erklärt.„Sein Junge* ist nichts weiter als ein munlerer, in seiner Lernbegier liebenswert gezeichneter Gymnasiast, der in der Nachtzeit dem Onkel davonlauft, um bei dem geliebten Freund zu sein und dann von dem Onkel bei diesem Freund überrascht wird. Das Ding in seiner Tragödie ist „kurz wie Frauenliebe*' Der Träger der Hauptrolle, die der Der- sasser selber spielte, ist eine Art Hamlet des§ 17S. Ich ging mtt lächelndem Gesicht in die Bcrstellung hinein und ich bin mit einem ernsthaften Gesicht wieder herausgekommen. Denn ich hatte einen jungen, ernsthaften Dichter kennengelernt und eine mir ganz fremde Weit. Ich hörte Worte, die unter Tränen gedichtet find, und ich sah den echten dichterischen Mut, der zur Heiligkeit und Stille auffordert, weil et echte Tragödien schreibt, mit dem Herzblut
einem Flugblatt des antssemitifchen Ausschusses für Lolts- a u f k l ä r u n g:„Die Parteien sind alle mehr odor weniger von den Juden abhängig, hoffe keiner etwa auf die Deuffchnottouale Bolkspartei! Sie arbeilet erwiesenermaßen feil ihrer Gründung mit jüdischem Gelde.* Werden nun die Klagen in den eigenen Reihen ver stummen? Man kann berechttgte Zweifel hegen, wenn man sich das„Staßfurter Tageblatt* vom 25. Mai 1921 ansteht, in dem es wörtlich heißt: „Iudenreine Zeitungen gibt es in Deutschland nur ganz wenige. Die Juden verstehen es nämlich, sobald eine Zeitung gegen ihre Rasse schreibt, dieser soforr den Mund zu stopfen mtt Inseraten. Nimmt sie die Aufttäge an, dann ist es sofort mit ihrer Selbständigkeit vorbei und Juda triumphiert. Auch die „Deutsche Zeitung* in Berlin , die ehemals judenrein war, be- ginnt jetzt zu verjuden, denn sie bringt die Inserate Mischer Hotels. Als ein Leser aus Staßfurt ihr schrieb, daß sie doch die Aufnahme solcher koscheren Anzeigen ablehnen möge, well sich die Leser daran stoßen, antwortete sie ganz kurz, es brauche ja niemand in das jüdische Hotel zu gehen. Also um des Profiles willen bricht die„Deutsche Zeiwng* ihre Prinzipien und hilft Inda zur Herrschaft. Und das nennt sie „Kampf gegen die Juden*. Wir nennen es anders! Und jener Mann hat Recht, der uns vor einigen Wochen sagte, daß die „Deutsche Zeitung' langsam aber sicher hinab- gleitet ins Judentum. * Man hat dem bösen Juden Marx anläßlich der Veröffentlichung des Briefes an ihm vorgeworfen, daß in infamer Weise ein t ü n st- l i ch e r Gedankengang zwischen Judentum und Deutschnationaler Volkspartei konstruiert worden fei. Jetzt melden sich aber diejenigen, die es doch genau wissen müßten, mit dem Vorwurf, daß selbst ein offizielles Organ der Partei lang- sam aber sicher„ins Judentum hinabglettet*. Die Herren sitzen an der Quelle und wissen genau, daß es neben dem Rassen- und Gassenanttfemittsmus— einen Kafsenantifemitismus gibt, der letzten Endes auch die Triebfeder zu dem Schreiben des Herrn Hergt an den Konsul Marx gewesen ist.
Die ärztlichen Ehrengerichte. Di« Landtagsfraktionen der SPD. und USP. haben einen ge« meinichaftlichen Antrag eingebracht, der die StaatSregierung ersucht, da« Gesetz betr. die ärztlichen Ehrengerichte aufzuheben.
Im Ausschuß für Veamlenangelegeichettea de. Preußischen Landtags lag am Mittwoch eine Erklärung der Staatsregierung vor� wonach sie entgegen ihrem früheren ablehnenden Verhalten sich be- reiterklärte, die Ausführungsbestimmungen zum Beamtendienstein- kommengefetz und zum Volksschullehrerdiensteinkommengefetz� dem Landtage zur Nachprüfung vorzulegen. Ihre Vorlegung ist für die nächsten Tage zu erwarten. Der Finanzminister erklärte, diese Be- stimmungen sofort und ohne Rückficht auf die Be» schlüss« des Landtages veröffenMchen und durchführen zu wollen. Der Hauptausschuß des Landtage, erledigte am Mittwoch zu- nächst die Haushalte des„Staatsanzeigers*, des Gesetzsammlungs- amtes und der Prozellanmanufattur. Der Haushalt des Gesetz- sammlungsamtes hat sich infolge der teuren Drucktosten ganz wesent- lich erhöht. Es soll geprüft werden, ob der Umfang der Sammlung durch Ausscheidung gewisser Gegenstände beschränkt werden kann. Der Entwurf, der für die Erweiterung des Fischereihafens zu Geeste » münde weitere 168 Millionen anfordert, wurde angenommen. Der Fall Burg. In seiner Entscheidung über den Fall Burg, welche die vom Genossen Haenisch getroffenen Maßnahmen rück- gängig machte, hat der Kultusminister Becker behauptet, daß von beiden Seiten„unerfreuliche Kampfmittel* angewendet worden seien und daß beide Richtungen„gefehlt* hätten. Genosse Dr. K a w e r a u hat daraufhin an oen Minister Becker die Anftage ge- richtet, bei w e l ch e r G e l e g e n h e i t er, der Fragesteller, un- erfreuliche Kampfmittel angewendet oder gefehlt hätte.— Nachdem Herr Becker in der Ocffentlichkeit derartige Behauptungen aufgestellt hat, daß beide Seiten gefehll hätten, wird er sich wohl zu dieser An- frage äußern müssen. Ernst von Zagow, nicht, wie irrtümlich berichtet, Traugott von Iagow, ist der Borsttzende der deusschnattonalen Ortsgruppe in Rostock , der dieser Tage aus Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder- legte._
des eigenen Empfindens. Die Seele dieses Manne« wollte Weib werden, wollte vielleicht sogar alles verstehende, alles verzeihende, alles tröstend streichelnde Mutter werden, und hat dann, im Wirr- warr der menschlichen Schöpfungsgeschichte, zuviel Anhängsel be- kommen. Der ltterarische Versuch einer Kunstbebandlung dieses heiklen Thema, ist als geisttge Revolutton zu buchen. E» dürste nur von Nutzen sein, der Staatsanwalffchaft, der Pottzei und auch dem unwissenden Publikum diesen Einblick in die Psyche der Eigenen zu vermitteln.— Gespielt wurde im allgemeinen mit mehr gutem Wollen als gutem Können. Aber das Stück wirft« an sich. F. I. Reichsregierung und Film. Ein Interview mit Minssterialrat von Iacobi, dem Referenten für Filmftagen im Reichs- Ministerium des Innern, veröffentlicht die„Lichtbild-Bühne*. Demzufolge wird im Reichsministertum des Innern grund- sätzlich der Standpunkt vertreten, daß die Polizeibehör- oen zunt Berbot einzelner Film« nicht berechtigt sind. Die Filmprüfstellen stellen sich als ein« Art»olksgericht, nicht als Polizeizensur dar. Ferner teilt das gleiche Fachblatt mtt, daß der Ausbau der Reichsfilmstelle beim Reichsministerium des Innern zu einer zen- traten Filmbehörde, die alle irgendwie in da» Gebiet des Films und Kinos fallenden Probleme bearbeitet, w Frage kommt. Im Nachtragsetat ist der Posten eines Oberregierungsrats und eines Regierungsrats für diese Stelle vorgesehen. „Die Konkurrenz ist bcseittgl* Auf dem t. Kongreß der britischen Universitäten, der am Dienstag in Oxford er- öffnet wurde, hielt Lord Eurzon als Kanzler der Universität Oxford eine Rede, in der er sagte, der Krieg, der da» Gespenst des deutschen Militarismus verscheucht habe, habe auch, mindestens für den Augenblick, die Konkurrenz der deutschen Uni- versitäten beseitigt. Eine bessere Gelegenheit biete sich nicht für England, den leeren Platz ein- zunehmen. Die Aufgabe sei dringend, und man müsse sich ihr unverzüglich widmen. Jeder Kommentar zu dieser Rede de» edlen Lord» würde ihr« Wirkung abschwächen. Opern mtt„dadaiskischem* Libretto. In London hat Artur BÜß den versuch gemacht, einigen Opernarten Texte unterzulegen, die nur aus Vokalen. Konsonanten und besonders schön oder charakteristisch klingenden Worten bestehen. Er geht von der Taffache aus, daß die Gesangstexte ihrem Sinne nach in de? Regel doch nicht oer- standen werden und wählt daher Worte und Wortbestandteile, die allein dem Zweck dienen, der Musik ein besseres Relief zu geben. Der Tenorist Stuart Wilson trug solche Arten mit Beglei- tung des Klaviers, eines lylophon» uns einiger Eaiteninstru- mente vor.
Die allrussische Konsere«, der vrbeiterunidersitäte«, die in MoSkan ab» flehallen wird, hat eine Resolution angenommen, in der der 3. Kongreß der Kommunistischen Interna'ionole begrüßt wird. Pokroviikij, der Gehilfe de? Volkskommisjor? iür Brlk�aufklärung, betonte die Wichtigleit der Arbeiterunioersiiäten. die dein Lande einen Gcnerolstab von Fach- leuten und Technikern liesern, die aus jungen Arbeitern herangebildet sind.